Helmut S |
02.10.2020 12:17 |
Zitat:
Zitat von Frau Müller
(Beitrag 1555660)
Ja, die freie Marktwirtschaft hat als bedeutenden Nachteil sicherlich die Ungleichheit in der Verteilung von Eigentum und Vermögen. Ob der Gesamtzustand der USA und insbesondere die gesellschaftliche Spaltung aber ursächlich auf die marktwirtschaftliche Steuerung zurückzuführen ist? Ich glaube nein. Sonst wären andere Staaten mit einer freien Marktwirtschaft ähnlich betroffen. An den Beispielen Kanada, Neuseeland oder der Schweiz ist das aber nicht festzumachen. Das Problem ist weit komplexer oder?
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Man muss Acht geben meine ich, dass man Ungleichheit nicht 1:1 mit Spaltung gleichsetzt und auch, dass man Ungleichheit nicht per se als Spaltungsgrund sieht. Grundsätzlich ist Ungleichheit erstmal kein Problem für Gesellschaften, sondern nur unter bestimmten Bedingungen. Letztlich ist die Empfindung von Ungleichheit in Gesellschaften eine Gerechtigkeitsfrage. Dieses Frage liefert die eigentliche Komplexität. John Rawls hat hierzu Anfang der 70er ein einflussreiches und vielbeachtetes Werk veröffentlicht: "Theorie der Gerechtigkeit".
Komplex sind freilich auch die ordnungspolitischen, konjunkturpolitischen und strukturpolitischen Möglichkeiten des Staates. Das diese "einhegenden" Maßnahmen in USA eher schwach ausgeprägt sind, meine ich, darüber besteht Einigkeit. Ich sehe auch nicht dass sich daran in naher Zukunft entscheidend etwas ändern wird.
Aber genau diese politischen Rahmenbedingungen der Marktwirtschaft nehmen Einfluss darauf, wie Marktwirtschaften die negativen Folgen des Kapitalismus abfedern. Ungebremst führt Letzterer nämlich in der Tat zu einer Ungleichheit, welche die Grenzen für die Toleranz von Ungleichheit weit überschreitet und der Grund hierfür ist schlicht die am Ende stehende extreme Ungleichverteilung von Kapital i.W.S. Diese führt halt dazu, dass Menschen keine Teilnahme am volkswirtschaftlichen und sozialen Wohlstand haben. Hier sehe ich den Hauptgrund für das entstehen des Gefühls von Ungerechtigkeit und in der Folge von Spaltung.
Es gibt m.E. auf der Welt auch keine eindeutigen Ausprägungen von "frei" und "sozial" im Bezug auf Marktwirtschaft. Das sind kontinuierliche Übergänge, dass ist fließend in verschiedensten Ausprägungen. Die USA ist sicher eher der Richtung "frei" zuzuordnen, d.h. auf jeden Fall weniger Rahmenbedingungen für die Marktwirtschaft als anderswo.
:Blumen:
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