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Klugschnacker 21.07.2019 12:20

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1465399)
Warum hat Jesus (oder Gott) überhaupt das Recht, irgendwen zu verfluchen, oder aus dem Paradies zu werfen oder Schmerzen zuzufügen?

Diese Frage ist aus meiner Sicht berechtigt. Ist es das Recht des Stärkeren?

Mich würde interessieren, wie hier aus religiöser Sicht argumentiert wird. Eine Standardantwort scheint nach meinem Verständnis zu sein, dass Götter außerhalb (oberhalb) aller Moral stehen, da sie die Moral erst definieren. Folglich könne man moralische Fragen nicht auf Götter anwenden. Und damit auch nicht an Christus, der mit Gott identifiziert wird.

Aus meiner Laiensicht ist das jedoch eine wenig befriedigende oder überzeugende Antwort. Denn wenn für Gott keine Moral existiert, ist er weder gut noch böse, denn diese Begriffe hätten für ihn keine Bedeutung. Was wäre dann jedoch mit der Vorstellung der Allgüte Gottes gemeint? Hier wird eindeutig ein moralischer Begriff (gut/böse) auf Gott angewandt. Oder täusche ich mich da?

Wenn man die Vorstellung des Guten, sogar des "nicht steigerbar Guten", mit Gott verbindet, darf man fragen, was ihm das moralische Recht gibt, Menschen zu verfluchen, zu betrafen, mit Schmerzen zu belegen, die ihm eigentlich nichts getan haben. Gibt es darauf eine Antwort?

----

Anders kann man sich diesen Fragen eventuell nähern, wenn man sich fragt, was genau an Christus und seinen Taten besonders gut war? Was hat er getan, was ihn verehrungs- und anbetungswürdig macht? Was hat er andererseits an Gutem zu tun unterlassen?

qbz 21.07.2019 12:51

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1465530)
,,,,,,
Mich würde interessieren, wie hier aus religiöser Sicht argumentiert wird. Eine Standardantwort scheint nach meinem Verständnis zu sein, dass Götter außerhalb (oberhalb) aller Moral stehen, da sie die Moral erst definieren. Folglich könne man moralische Fragen nicht auf Götter anwenden. Und damit auch nicht an Christus, der mit Gott identifiziert wird.

Ich hatte das schon geschrieben, wie das Christentum IMHO den ersten Sündenfall sieht: Der Bestrafung, weil sich Adam und Eva nicht an die Weisung Gottes hielten, inform der Vertreibung aus dem Paradies steht die Erlösung der Menschen gegenüber, indem Gott seinen Sohn auf die Welt sandte.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1465530)
Wenn man die Vorstellung des Guten, sogar des "nicht steigerbar Guten", mit Gott verbindet, darf man fragen, was ihm das moralische Recht gibt, Menschen zu verfluchen, zu betrafen, mit Schmerzen zu belegen, die ihm eigentlich nichts getan haben. Gibt es darauf eine Antwort?

Sie waren "Ungehorsam". Mir scheint der "Gehorsam" gegenüber Gott, dem Allherrscher, bzw. denen, die ihn auf der Erde vertreten, repräsentieren, eine zentrale Forderung des alten und mittelalterlichen Christentums an die Menschen. Positiv gedeutet, um die Gesetze Gottes und der kirchlichen und weltlichen Stellvertreter im Feudalismus einzuhalten, kritisch gesehen, um die Menschen zu knechten und auszubeuten.

In der Neuzeit rücken "Liebe", "Bindung" im Christentum eher in den Mittelpunkt statt des Gehorsams, wodurch wiederum andere Erzähl- und Deutungsmuster entstehen.

Klugschnacker 21.07.2019 13:47

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1465536)
Ich hatte das schon geschrieben, wie das Christentum IMHO den ersten Sündenfall sieht: Der Bestrafung, weil sich Adam und Eva nicht an die Weisung Gottes hielten, inform der Vertreibung aus dem Paradies steht die Erlösung der Menschen gegenüber, indem Gott seinen Sohn auf die Welt sandte.

Ruckelt und hakt es hier nicht etwas?

Alle Menschen werden zunächst wegen ihres Ungehorsams von Gott bestraft, später wird diese Strafe für einige Wenige etwas abgemildert, nämlich im Paradies.
Im Einzelnen: Menschen gibt es vielleicht seit 100.000 oder 200.000 Jahren, je nach dem, wo man die Grenzen innerhalb der Primatenfamilie zieht. Seit der frühesten Existenz unserer Spezies leiden wir unter dem Fluch Gottes. Die Frauen gebären unter Schmerzen, werden von den Männern beherrscht, die im Schweiße ihres Angesichts zwischen Dornen und Disteln den Acker bestellen.

Diese Situation währte 98.000 bzw. 198.000 Jahre lang. Erst nach dieser langen Zeit intervenierte Gott in Gestalt seines Sohnes Jesus Christus. Seither, also erst seit 2.000 Jahren, können einige Menschen wieder ins Paradies, allerdings erst nach ihrem weiterhin beschwerlichen Leben, welches von Gott verfügt wurde. Die übergroße Mehrheit der Menschen kommt nach christlicher Vorstellung nicht ins Paradies. Viele landen in der ewigen Hölle. So sei es der Wille Gottes.
Unterm Strich stehen doch fast alle Menschen nach der Intervention von Gott und Christus erheblich schlechter da, als wenn Gott sich einfach rausgehalten hätte. Mit anderen Worten: Optimal wäre es für uns Menschen, wenn es die "beiden" nicht gäbe. Kein Sündenfall, denn die Neugier und der Gewinn von Erkenntnissen wäre eine ganz normale menschliche Regung. Keine Vertreibung aus dem Paradies, kein unnötig beschwerliches Leben auf der Erde, keine ewigen Qualen in der Hölle.

Ohne Gott wären also die meisten von uns erheblich besser dran. Warum ihn dann anbeten oder gar für nicht steigerbar gut halten?

Jörn 21.07.2019 16:43

Steht Gott über oder jenseits der Moral?

Falls es so ist, dann ist es sein Problem. Es bedeutet jedenfalls nicht, dass es ohne Gott keine Moral gebe oder dass sie nicht definiert wäre. Moral ist nicht auf Gott angewiesen. Wenn Gott außerhalb steht, dann steht er eben außerhalb.

Es bedeutet auch nicht, dass nur Gott eine Moral definieren könne. Und falls doch, bedeutet es nicht, dass wir uns an genau diese Moral halten müssten.

Nehmen wir an, wir fänden im Weltall eine weitere Zivilisation auf einem entfernten Planeten, und dort herrsche eine ganz andere Moral als bei uns. Was bedeutet das für uns? -- Nichts. Was irgendwo auf einem Planeten für eine Moral gilt, kann uns einerlei sein. Und ebenso kann uns einerlei sein, welche Moral irgendein Gott definiert. (Es sei denn, wir würden mit Gewalt gezwungen.)

Kümmert uns Deutsche die Moral in Saudi-Arabien? Eben. (Es sei denn, wir würden mit Gewalt gezwungen.)

----

Gläubige werden seit Jahrtausenden in den Irrtum hineingetrickst, Moral wäre gleichbedeutend mit "Folgsamkeit". qbz spricht daher von "Gehorsam" und "Ungehorsam"; Arne schreibt vom "Ungehorsam" Adams.

Aber die Existenz einer Moral bedeutet nicht, dass man ihr zwingend folgen müsste. Nehmen wir an, wir fänden im Weltall nicht nur eine, sondern hundert Zivilisationen, jeweils mit einer unterschiedlichen Moral. Welcher folgen wir?

Moral erfordert das Nachdenken und das Argumentieren darüber, welche der vielen Möglichkeiten vermutlich am besten ist. Christen haben dieses Nachdenken und Argumentieren eingestellt; mindestens jedoch haben sie der Moral die rationale Grundlage genommen. Vielleicht ist dies das größte Unglück des Christentums.

Es ist beinahe eine Regel: Sobald sich Gläubige auf Götter berufen, fällt ihre Moral schauderhaft aus. Erst wenn Gläubige den "gesunden Menschenverstand" benutzen und selber nachdenken, kommen meist moralisch akzeptable Standpunkte dabei heraus. Mit anderen Worten: Nur jene Christen, die ihre Moral eben nicht als absolut voraussetzen, sondern sie als wandelbar und verhandelbar verstehen, bewegen sie sich in einem gesellschaftlich akzeptablen Rahmen.

----

Selbst wenn es eine ultimative Moral geben sollte, die Gott uns offenbart: Das beseitigt nicht die Erfordernis, dass ich ihr als Vereinbarung erstmal zustimmen muss. Moral ordnet das Zusammenleben von Menschen durch Übereinkunft, nicht durch Überwältigung.

Das Christentum pfeift auf Übereinkunft. Sein Mittel ist die Überwältigung. Selbst der gute Jesus hatte zur Durchsetzung seiner Moral nichts weiter zu bieten als Einschüchterung und Gewalt ("Wehe Euch!").

Eine Form der Überwältigung besteht meiner vorläufigen Meinung nach auch darin, das Thema "Moral" für Laien völlig undurchschaubar zu verschwurbeln. Meine Augen schielen hier vorsichtig in Richtung Zarathustra & Co. Es wird den Gläubigen dadurch suggeriert, sie würden besser den Mund halten, wenn sie nicht zuvor 124 Bände von Kant und Schopenhauer gelesen hätten; und falls sie es tun, sagt man ihnen, sie hätten es auf Latein oder Griechisch lesen müssen. Nach meiner Meinung dient das auch dazu, den Menschen ihr unveräußerliches Recht zu nehmen, sich frei und nach eigenen Maßstäben eine Meinung zu bilden und ihre Zustimmung ohne Zwang zu geben oder zu verweigern.

qbz 22.07.2019 09:48

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1465538)
Ruckelt und hakt es hier nicht etwas?

Alle Menschen werden zunächst wegen ihres Ungehorsams von Gott bestraft, später wird diese Strafe für einige Wenige etwas abgemildert, nämlich im Paradies.
.........
Unterm Strich stehen doch fast alle Menschen nach der Intervention von Gott und Christus erheblich schlechter da, als wenn Gott sich einfach rausgehalten hätte. Mit anderen Worten: Optimal wäre es für uns Menschen, wenn es die "beiden" nicht gäbe. Kein Sündenfall, denn die Neugier und der Gewinn von Erkenntnissen wäre eine ganz normale menschliche Regung. Keine Vertreibung aus dem Paradies, kein unnötig beschwerliches Leben auf der Erde, keine ewigen Qualen in der Hölle.

Ohne Gott wären also die meisten von uns erheblich besser dran. Warum ihn dann anbeten oder gar für nicht steigerbar gut halten?

Vielleicht bilanzieren Christen eher ein zeitlich begrenztes irdisches Jammertal gegen ein ewiges Leben im Paradies. Letzteres soll eben der Gnade / Güte Gottes zu verdanken sein. Ohne Gott gäbe es für diese Menschen keine (göttliche) Seele und kein ewiges Leben bei Gott und keine Hoffnung. Letzteres motiviert auch Millionen zum Lottospiel :) . Die Menschen scheinen im Alltag oft nicht mit realen Wahrscheinlichkeiten zu rechnen.

Um zu verstehen, weshalb das Christentum heute (immer noch) eine Weltreligion ist, überlege ich mir als Atheist, was die Kerngedanken der Lehre sind und wie diese sich bis zur Neuzeit gewandelt haben und welche ziemlich unverändert blieben. Offenbar haben die inkonsistente, wenig plausible Lehre über die Eigenschaften Gottes die Verbreitung nur begrenzt geschmälert. Vielleicht macht die Widersprüchkeit und Vagheit von Teilen der Lehre (z.B. vom ewigen Leben, Paradies) sie gerade auch anpassungsfähig an unterschiedliche Epochen.

Nicht religiöse Personen und überzeugte Atheisten sind ausser in China überall noch in der Minderzahl.
globaler-index-religiositaet-und-atheismus

Jörn 23.07.2019 22:15

Wikipedia über das (ziemlich alberne, aber schön geschriebene) Jesus-Buch von Papst Ratzinger von 1968:
Die Absicht des Buches sei, (Zitat aus dem Buch) „den Glauben an Gott neu zu verstehen, ohne ihn umständlich auszulegen oder ummünzen zu müssen, was oft in ein Gerede mündet, das nur mühsam eine völlige geistige Leere verdeckt.“

Er wendet sich also gegen Gerede und Umständlichkeit, weil sie die Sache nur verdeckt.

Gefolgt von diesen beiden Zitaten aus dem Buch:

„Christlicher Glaube ist demnach, der nicht auf Wissen reduzierbare, dem Wissen inkommensurable Form des Standfassens des Menschen im Ganzen der Wirklichkeit, die Sinngebung, ohne die das Ganze des Menschen ortlos bleibe, die dem Rechnen und Handeln des Menschen vorausliegt und ohne die er letztlich auch nicht rechnen und handeln könnte, weil er es nur kann im Ort eines Sinnes, der ihn trägt.“

„Christlicher Glaube ist nicht bloß Rückblick auf das Geschehene, Verankerung in einem zeitlich hinter uns liegenden Ursprung [...] Er ist vor allen Dingen auch Blick nach vorn, Ausgriff der Hoffnung. [...] Sie ist wahre Hoffnung eben dadurch, daß sie im Koordinatensystem aller drei Größen steht: der Vergangenheit, das heißt des schon geschehenen Durchbruchs – der Gegenwart des Ewigen, die die zertrennte Zeit als Einheit läßt – des Kommenden, in dem Gott und Welt einander berühren werden und so wahrhaft Gott in Welt, Welt in Gott als das Omega der Geschichte sein wird.“
Quelle: Wikipedia

Man beachte:

- "Wahre Hoffnung": Ist es nun wahr oder nur eine Hoffnung?
- "Zertrennte Einheit": Ist es nun zertrennt oder eine Einheit?
- Die Gegenwart des Ewigen (Gott), der aber der Kommende ist: Ist er nun gegenwärtig oder kommt er erst?
- "Standfassen": Dieses Wort ist dem Duden und dem Google-Wörterbuch unbekannt.
- Und aus dem ersten Absatz: Wer nicht glaubt, ist laut Ratzinger ortlos und kann daher nicht handeln, weil man ortlos nicht handeln kann.



Außerdem wiederholt er den Irrtum, Wissen wäre eine Reduktion, wo doch der Glaube eine Reduktion ist (die Abwesenheit von Fakten, Belegen und Kenntnissen), denn wir glauben nur dort, wo uns das Wissen fehlt.

Klugschnacker 24.07.2019 23:25

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1466055)
Ratzinger: „Christlicher Glaube ist demnach, der nicht auf Wissen reduzierbare, dem Wissen inkommensurable Form des Standfassens des Menschen im Ganzen der Wirklichkeit, die Sinngebung…

Zwei Anmerkungen dazu. Eine kurze und eine längere (sorry):

1. Was wäre demnach der Sinn des Universums und des Daseins? Mir scheint, dass das Christentum hier keine Antworten kennt – weil es auf diese Frage keine Antwort gibt und geben kann. Welcher wäre denn nach christlicher oder Herrn Ratzingers Ansicht der Sinn der Welt?

2. Christlicher Glaube sei das "Standfassen des Menschen im Ganzen der Wirklichkeit". Chapeau, ein großes Wort! Ich kenne etliche sehr gläubige Christen, aber niemanden, der sich in Verbindung mit dem Ganzen der Wirklichkeit sähe. Es gehört heute meiner Meinung nach zur intellektuellen Grundausbildung, dass man hier etwas bescheidener formuliert. Zu lang ist die Liste der offenen Fragen und der menschlichen Irrtümer. Meine Güte! Was haben sich Menschen in ihrer Geschichte nicht schon alles eingebildet? Irren ist menschlich.

Zu nennen ist hier auch die lange Liste christlicher Irrtümer, deren vielleicht bedeutendster der von Jesus ist, das Himmelreich auf Erden käme noch zu Lebzeiten seiner Zeitgenossen. Er hat sich geirrt, wie wir heute ohne jeden Zweifel feststellen können.

Zu den Irrtümern, die ich nicht weiter verwerflich finde, gesellen sich die Fälschungen. Nahezu jedes Wort und jede Tat, die dem historischen Jesus zugeschrieben wird, hat er höchstwahrscheinlich (oft sicher) weder gesagt noch getan. Es wird daher in der Theologie und der Religionswissenschaft längst unterschieden zwischen dem historischen Jesus einerseits und dem von Paulus und den Evangelisten verkündeten Christus andererseits. Der historische Jesus (der reale Mensch, der dort in der Gegend womöglich lebte) hat praktisch nichts zu tun mit dem Christus oder Messias, von dem die Bibel berichtet. Letzterer ist eine rein literarische Figur. Von Jesus wissen wir so gut wie gar nichts.

Hier von Wirklichkeit zu sprechen, noch gesteigert: vom "Ganzen der Wirklichkeit", ist äußerst gewagt. Denn selbst wenn wir gute, belastbare historische Quellen über Jesus hätten, statt der nur an Jesus angelehnten Erfindungen der Paulusbriefe und der Evangelien: Selbst dann könnten wir über Jesus nur in Form von Wahrscheinlichkeiten sprechen. Nie von Fakten. Was wollte Jesus? – Vielleicht dies oder jenes. Vielleicht aber auch nicht. Wir wissen es nicht genau genug, um eine eindeutige Antwort zu geben.

Historisches Wissen über Personen ist meistens von dieser Art. Es sind Wahrscheinlichkeiten zu mehr oder weniger überzeugenden Hypothesen. Es sind nie Sicherheiten. Bei Jesus ist die Quellenlage derart dünn, dass man ohne großen Fehler sagen kann, dass sie nicht existiert. Jesus hat selbst keinerlei Schriften hinterlassen. In der Geschichtsschreibung seiner Zeit taucht er praktisch nicht auf. Wir wissen so gut wie nichts von ihm, und definitiv überhaupt gar nichts, das als gesichertes Faktum gelten kann.

Was wir wissen, ist, was andere über ihn erfanden. Allen voran Paulus und die vier Evangelisten. Keiner von ihnen kannte Jesus. Von den Evangelisten wissen wir nicht, wer sie waren. Sicher ist, dass drei von ihnen im großen Stil voneinander abschrieben, oft wörtlich. Sie kannten das Alte Testament und gaben sich große Mühe, in diesem alten Text Prophezeiungen und Vorhersagen zu finden. Die Geschichte von Christus erfanden sie dann nachträglich so, dass die Prophezeiungen sich scheinbar realisierten. Der ganze Hokuspokus hatte den nachvollziehbaren Zweck, die jüdischen Gemeinden von Jesus als Messias zu überzeugen. In der neutestamentlichen Forschung wird derlei Kreativität als Gemeindebildung bezeichnet. Auf Deutsch: Die Geschichten sind erfunden, damit Menschen an sie glauben.
„Christlicher Glaube ist demnach, der nicht auf Wissen reduzierbare, dem Wissen inkommensurable Form des Standfassens des Menschen im Ganzen der Wirklichkeit...".
Das Wort "Wirklichkeit" scheint mir vor diesem Hintergrund falsch gewählt. Es ist ein Glaube, den anzuerkennen oder zu leben jeder das Recht hat. Wirklichkeit ist aber etwas anderes.

Gute Nacht! :)
Arne

qbz 25.07.2019 00:13

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1466055)

Gefolgt von diesen beiden Zitaten aus dem Buch:

„Christlicher Glaube ist demnach, der nicht auf Wissen reduzierbare, dem Wissen inkommensurable Form des Standfassens des Menschen im Ganzen der Wirklichkeit, die Sinngebung, ohne die das Ganze des Menschen ortlos bleibe, die dem Rechnen und Handeln des Menschen vorausliegt und ohne die er letztlich auch nicht rechnen und handeln könnte, weil er es nur kann im Ort eines Sinnes, der ihn trägt.“
.......

Also ich verstehe die Grammatik nicht.

Handelt es sich bei "der" um ein Relativpronomen, das sich auf Glaube bezieht? Falls ja, fehlen dem Relativsatz das Verb und "Form" der Artikel. Oder handelt es sich um einen falschen Artikel für "Form" und es sollte heissen: Christlicher Glaube ist demnach die nicht auf Wissen reduzierbare, dem Wissen inkommensurable Form des Standfassens des Menschen im Ganzen der Wirklichkeit, ..."

Jörn 25.07.2019 07:35

Ein weiteres Zitat aus dem gleichen Text von Ratzinger:

Kurze Version:

"Sinn, der selbst gemacht ist, ist im Letzten kein Sinn. Sinn, das heißt der Boden, worauf unsere Existenz als ganze stehen und leben kann, kann nicht gemacht, sondern nur empfangen werden."

Längere Version:

"Sinn aber ist nicht abkünftig von Wissen. Ihn auf diese Art, das heißt aus dem Beweiswissen der Machbarkeit, herstellen zu wollen entspräche dem absurden Versuch Münchhausens, sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf ziehen zu wollen. Ich glaube, dass in der Absurdität jener Geschichte die Grundsituation des Menschen sehr genau zum Vorschein kommt. Aus dem Sumpf der Ungewissheit, des Nicht-leben-Könnens zieht sich niemand selbst empor, ziehen wir uns auch nicht, wie Descartes noch meinen konnte, durch ein »Cogito ergo sum«, durch eine Kette von Vernunftschlüssen, heraus. Sinn, der selbst gemacht ist, ist im Letzten kein Sinn. Sinn, das heißt der Boden, worauf unsere Existenz als ganze stehen und leben kann, kann nicht gemacht, sondern nur empfangen werden."

Jörn 25.07.2019 07:41

Und noch ein Zitat von Ratzinger:

"Christlicher Glaube bedeutet die Option dafür, dass das Nichtzusehende wirklicher ist als das zu Sehende. Er ist das Bekenntnis zum Primat des Unsichtbaren als des eigentlich Wirklichen, das uns trägt und daher ermächtigt, mit gelöster Gelassenheit uns dem Sichtbaren zu stellen - in der Verantwortung vor dem Unsichtbaren als dem wahren Grund aller Dinge."

Klugschnacker 25.07.2019 08:57

Es tut mir leid für Herrn Ratzinger, dass er den Sinn seiner Existenz, den Sinn der Existenz der Menschheit und letztlich auch den Sinn der Existenz des Universums an einer wackeligen Gotteshypothese und am Jenseits festmacht.

Falls er recht hat und der Sinn des Daseins im Jenseits liegt ("Primat des Unsichtbaren"), stellt sich sofort die Frage, warum wir Körper haben. Diese scheinen ja aus christlicher Sicht nur eine äußerst unvollkommene Vorstufe für das eigentliche Leben der körperlosen Seelen im Jenseits zu sein. Das gilt nicht nur für unsere Körper, sondern für die gesamte materielle Welt – wozu ist sie da? Die Verlagerung des Sinns ins Jenseits wirft zwangsläufig die Frage nach dem Sinn des Diesseits auf. Was ja die eigentliche Frage war, die Herr Ratzinger beantworten will.
:)

Jörn 25.07.2019 09:12

Es ist zudem ein simpler Fehlschluss, und zwar der gleiche Fehlschluss, der bereits vom "unbewegten Beweger" bekannt ist:

1. Wenn Sinn nur empfangen werden kann, wer hat ihn dann gesendet?

2. Wenn Sinn nicht gemacht werden kann, woher kommt er dann?

3. Woher hat Gott seinen Sinn? Diese Frage bleibt dadurch unbeantwortet.

Eine übliche Antwort ist, geheimnisvoll zu raunen: "Gott ist der Sinn". Ja, meinetwegen, obwohl eine belastbare Begründung nirgends zu sehen ist. Aber es geht ja nicht um Gott, sondern um den Sinn der Schöpfung, also der Erde, der Tiere und der Menschen. Und hier kann der Sinn nicht einfach im "Sein" bestehen. Sondern es wird der Sinn des Seins gesucht.

qbz 25.07.2019 09:29

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1466402)
......
Falls er recht hat und der Sinn des Daseins im Jenseits liegt ("Primat des Unsichtbaren"), stellt sich sofort die Frage, warum wir Körper haben. Diese scheinen ja aus christlicher Sicht nur eine äußerst unvollkommene Vorstufe für das eigentliche Leben der körperlosen Seelen im Jenseits zu sein. Das gilt nicht nur für unsere Körper, sondern für die gesamte materielle Welt – wozu ist sie da? Die Verlagerung des Sinns ins Jenseits wirft zwangsläufig die Frage nach dem Sinn des Diesseits auf. Was ja die eigentliche Frage war, die Herr Ratzinger beantworten will.
:)

Der Katholizismus geht IMHO davon aus, dass sich bei der Auferstehung die unvergängliche Seele und der vergängliche Körper wiedervereinigen, d.h. auch der Körper bekommt eine ewige Unvergänglichkeit im Jenseits. Der reformierte Glaube hingegen schreibt allein der Seele eine Unvergänglichkeit und Auferstehung zu, nicht aber dem Leib.

Im Jenseits begegnet also Luthers Seele der ganzkörperlich-seelischen Erscheinung Ratzingers, sofern sie beim jüngsten Gericht die Gnade Gottes finden und Einlass ins Paradies erhalten. Alle Personen sollen individuell-personalen Wiedererkennungswert besitzen.

Ich würde ja zu gerne wissen, wie alt unsere Körper bei der Auferstehung aussehen. :)

Jörn 06.08.2019 19:32

Lexikon der christlichen Moral
Autor: Karl Hörmann, Ehrenprälat für katholische Moraltheologie
Fassung von 1976

Stichwort: Selbstbefriedigung
Unter Selbstbefriedigung versteht man die sexuelle Erregung bis zum Orgasmus (mit entsprechenden Ausscheidungen), die ein Mensch an sich allein vornimmt (andere Namen: Selbstbefleckung, Ipsation, Masturbation, fälschl. Onanie).

1. Statistische Untersuchungen ergeben eine starke Verbreitung der Selbstbefriedigung bes. unter der männl. Jugend. Diese Feststellung hat manche dazu veranlaßt, von der Selbstbefriedigung als einer normalen Erscheinung zu sprechen. Der Ausdruck „normal“ ist jedoch mehrdeutig. Normal kann die Selbstbefriedigung genannt werden, wenn man darunter versteht, daß sie ein typischer Ausdruck der erotischen Icheinstellung (Autoerotik) des Menschen ist und mit ihr verbunden häufig vorkommt; das bedeutet nicht, daß Selbstbefriedigung „normal“ im Sinn von „sittl. richtig“ ist.

Zur Selbstbefriedigung kann der Mensch aus verschiedenen Ursachen kommen. Grundursache ist der Geschlechtstrieb (vgl. Geschlechtlichkeit) selbst, der durch verschiedene Einflüsse verstärkt werden kann. Die Tiefenpsychologie zeigt, daß die geschlechtl. Reifung des Menschen von der Autoerotik über die Homoerotik zur Heteroerotik führt. Für die Geschlechtlichkeit des jungen Menschen hat sich der Weg zum Partner noch nicht aufgetan. Der junge Mensch ist auf sich gestellt, autoerotisch. Auf die Möglichkeit, das erwachende und stärker werdende Triebverlangen durch Selbstbefriedigung zu erfüllen, kann er durch zufällige Entdeckung oder durch Verführung kommen; später weiß er davon durch Erfahrung. Selbstbefriedigung ist typischer Ausdruck der Autoerotik. Wenn sie über eine gewisse Altersstufe hinausreicht, zeigt sie an, daß der Mensch in der Autoerotik stecken geblieben oder wieder in sie zurückgefallen ist. Auf diese Einstellung und die mit ihr verbundene Selbstbefriedigung kann er umso mehr fixiert werden, je schwerer ihm durch Erlebnisse mit seiner Umgebung die Öffnung zum Du hin gemacht wird (Selbstbefriedigung unter dem Druck der Unlust).

Früher wurden der Selbstbefriedigung manche Krankheitsfolgen zugeschrieben. Schon lange hat man erkannt, daß diese Aussagen nicht stimmen, daß es daher auch unrichtig und unheilvoll ist, mit Berufung darauf von der Selbstbefriedigung abhalten zu wollen. Die psycholog. Forschung hat jedoch herausgestellt, daß Selbstbefriedigung auf einen Mangel der menschl. Persönlichkeit hinweist, näml. auf eine Icheinstellung, die für eine gewisse Entwicklungsstufe verständl., aber doch zu überwinden ist. Es geht also nicht bloß um das Symptom der Selbstbefriedigung, sondern um die dahinter stehende Autoerotik.

In der Bewältigung der Autoerotik spielt das Verhalten zur Selbstbefriedigung eine gewisse Rolle. Der Mensch kann sich zu ihr verschieden verhalten: Er kann einfach dem Verlangen nachgeben und damit seine autoerotische Einstellung bekräftigen; er kann den Antrieb zur Selbstbefriedigung verdrängen, ohne die autoerotische Einstellung zu ändern; er kann sich mit dem aus der autoerotischen Einstellung stammenden Antrieb zur Selbstbefriedigung auseinandersetzen und sich dafür entscheiden, nicht nachzugeben, sondern die Spannung auszuhalten. Das letztere Verhalten stellt die Weichen für eine Entwicklung, die zur weiteren geschlechtl. Reifung führt. Es handelt sich nicht um sog. repressive Sublimation, d.h. um ein Nachgeben gegenüber dem Druck der Gesellschaft, die etwas verdrängen und etwas anderes an seine Stelle setzen will, sondern um echte Sublimation, um das freie Aushalten der Bedürfnisspannung, das den Reifeprozeß vorantreibt.

2. Dementsprechend ist Selbstbefriedigung als Fehlform sexuellen Verhaltens zu erachten.

a) Als solche kann sie allerdings nicht durch manche Argumente nachgewiesen werden, die in der Vergangenheit häufig verwendet wurden.

Man wollte den Fehler in der Vergeudung des Spermas sehen. Dabei hat man nicht beachtet, daß diese Charakterisierung nur die Selbstbefriedigung des geschlechtsreifen Mannes trifft (nicht der Frau, des Kindes, des Greises) und daß die Natur selbst mit dem Sperma verschwenderisch umgeht.

Der Vorwurf ungezügelten Lustsuchens könnte einem Großteil der sich selbst Befriedigenden gemacht werden, aber nicht denen, die nicht Lust, sondern Befreiung von der Spannung suchen. Übrigens ist die Lust nicht gesondert zu beurteilen, sondern nach dem Tun, aus dem sie entspringt; nach der sittl. Beschaffenheit der autoerotischen Sexualbetätigung ist also zuerst zu fragen.

b) Der Mensch soll im allg. und in seiner Geschlechtlichkeit im besonderen „aus Ichliebe zur Duliebe“ heranreifen (R. Affemann). Selbstbefriedigung ist nicht nur Ausdruck der Icheinstellung, sondern auch geeignet, den Menschen bei sich festzuhalten (Narzißmus = Wohlgefallen an der selbsttätigen sexuellen Erregung des eigenen Körpers) und ihn nicht in Liebe zum andersgeschlechtl. Du und schon gar nicht zur Krönung der zweigeschlechtl. Liebe im Kind gelangen zu lassen. Ihr Mangel liegt also kaum in ihrer Eignung, körperl. oder psychische Krankheiten herbeizuführen, sondern in der Behinderung der personalen Liebe durch sie.

Der einzelne Akt der Selbstbefriedigung mag noch nicht großes Unheil anrichten, doch disponiert er zur Wiederholung (die Erfüllung, die der einzelne Akt nicht bieten kann, wird in der Häufung gesucht) und damit zur süchtigen Fixierung auf einen unreifen Sexualgenuß, der der Persönlichkeitsreifung im Weg steht.

Das kirchl. Lehramt hat auf den nicht unerhebl. Mangel der Selbstbefriedigung hingewiesen (D 688 2044; Pius XII., UG 156 2242), den sie nicht erst durch ein positives Verbot, sondern schon ihrer Natur nach habe (D 2149); auch ein guter Zweck, auf den hin sie geübt werde, bringe diesen Mangel nicht zum Verschwinden (D 3684; Pius XII., UG 2333 4730).

Auf sittl. Unrichtigkeit deutet das weithin beobachtete Schuldgefühl hin, das mit der Selbstbefriedigung verbunden ist; ferner ihre Ablehnung bei einfachen Naturvölkern.

c) Für die subjektive Schuld des Menschen beim einzelnen Akt der Selbstbefriedigung kommt es freil. darauf an, wie weit er für die dahinter stehende Einstellung verantwortl. ist und wie weit er erfaßt, daß er auf autoerotische Triebbefriedigung verzichten sollte, und wie weit er dazu imstande ist. Kinder und Jugendliche erfassen oft anfängl. die Bedeutung der Selbstbefriedigung nicht. Der Mensch kann auch ohne seine Absicht bis zum Orgasmus erregt werden; wenn er voraussieht, daß die Erregung infolge seines eigenen Tuns, das eine andere Zielrichtung hat, eintreten wird, ist zu fragen, ob sich dieses Tun rechtfertigen läßt (vgl. Handlung mit zweierlei Wirkung).

Außerh. des sittl. Bereiches liegt der Orgasmus im Schlaf (beim Mann: Pollutio nocturna). Hinsichtl. Schuld oder Schuldlosigkeit sind Pauschalurteile fehl am Platz (vgl. Hl. Offizium, 15.7.1961; Kongr. f. d. Glaubenslehre, 29.12.1975, 9). Wer einen Menschen mit dieser Schwierigkeit zu betreuen hat, soll sie nicht dramatisieren und ihn nicht ängstigen, wohl aber ihn zum Streben nach Besserem ermutigen und nach Möglichkeit ihm zur Öffnung auf das Du hin helfen. Er würde dem Betreuten keinen guten Dienst erweisen, wenn er ihm Schuldgefühle mit der Behauptung auszureden versuchte, an der Selbstbefriedigung sei nichts auszusetzen. Als noch ärger erscheint der Mißgriff, wenn man den jungen Menschen geradezu zur Selbstbefriedigung auffordert mit der Begründung, sie sei normal im Sinn von sittl. richtig oder einwandfrei, oder gar, sie diene einem notwendigen Einüben der Sexualität. Einzuüben wäre doch die reife Haltung.

Quelle
Achtung. Die Befolgung dieser Weisheiten kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen:


Nobodyknows 06.08.2019 19:54

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1469451)

Achtung. Die Befolgung dieser Weisheiten kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen:


:Lachanfall:

Männer in Frauenkleidern? Ist das Bild vom CSD?

Hier kommen andere Experten zum Thema zu Wort:
https://www.youtube.com/watch?v=lE6UkHc4_2c

Gruß
N. :Huhu:

qbz 06.08.2019 20:09

Eine witzige Parodie auf die christliche Sexualmoral singt Kebekus in:
Dunke dem Herrn von Kebekus
:cool:

qbz 14.08.2019 16:45

Taufe
 
Eine couragierte Mutter schützt ihr Kind während der Taufprozedur vor dem nächsten "Waterboarding".
https://www.spiegel.de/panorama/gese...a-1281921.html

Trimichi 30.09.2019 16:10

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1465156)
Ich hab zwar keine Ahnung von Philosophie, gehe aber ganz stark davon aus, dass "die Welt" auch "ist", ohne dass wir irgendwas denken oder "verfassen" (was ist das überhaupt?).

Das klingt sehr nach dem frühen Kant im Vergleich zum späten Kant.


Es ist soweit.


Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1457842)



Sicherlich angeregt durch diesen thread hat Jürgen Habermas die Dinge mal auf den Punkt gebracht: 1700 Seiten, erscheint 09.2019 , happy reading


m.


Produktbeschreibung / Quelle: https://www.buecher.de/shop/freiheit...d_id/56043780/

Das neue Buch von Jürgen Habermas ist auch eine Geschichte der Philosophie. Es gibt im Stil einer Genealogie darüber Auskunft, wie die heute dominanten Gestalten des westlichen nachmetaphysischen Denkens entstanden sind. Als Leitfaden dient ihm der Diskurs über Glauben und Wissen, der aus zwei starken achsenzeitlichen Traditionen im römischen Kaiserreich hervorgegangen ist. Habermas zeichnet nach, wie sich die Philosophie sukzessive aus ihrer Symbiose mit der Religion gelöst und säkularisiert hat. In systematischer Perspektive arbeitet er die entscheidenden Konflikte, Lernprozesse und Zäsuren heraus sowie die sie begleitenden Transformationen in Wissenschaft, Recht, Politik und Gesellschaft.

Das neue Buch von Jürgen Habermas ist aber nicht nur eine Geschichte der Philosophie. Es ist auch eine Reflexion über die Aufgabe einer Philosophie, die an der vernünftigen Freiheit kommunikativ vergesellschafteter Subjekte festhält: Sie soll darüber aufklären, " was unsere wachsenden wissenschaftlichen Kenntnisse von der Welt für uns bedeuten - für uns als Menschen, als moderne Zeitgenossen und als individuelle Personen"

Klugschnacker 30.09.2019 16:23

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1481309)
Das neue Buch von Jürgen Habermas ist auch eine Geschichte der Philosophie. Es gibt im Stil einer Genealogie darüber Auskunft, wie die heute dominanten Gestalten des westlichen nachmetaphysischen Denkens entstanden sind.

Durch Geschlechtsverkehr? Das hätte ich ihm jederzeit kostenlos mitteilen können. Aber mich fragt ja keiner.

Nach über 1700 Seiten schriftstellerischer Schwerstarbeit hoffe ich sehr für Jürgen, dass er zum selben Ergebnis kam.
:Lachen2:

Trimichi 30.09.2019 16:40

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1481314)
Durch Geschlechtsverkehr? Das hätte ich ihm jederzeit kostenlos mitteilen können. Aber mich fragt ja keiner.

Nach über 1700 Seiten schriftstellerischer Schwerstarbeit hoffe ich sehr für Jürgen, dass er zum selben Ergebnis kam.
:Lachen2:

Sicher? LGBT behaupten ja hartnäckig, dass es auch durch Adoption möglich ist. ;)

Hat noch wer Interesse an dem Buch. Es kostet 58,- Eur. Eventuell kann man eine Sammelbestellung machen. Der Suhrkampverlag räumt dann auch Prozente ein, hoffe ich.

Pippi 04.10.2019 17:13

SP-Politikerinnen verteilen Vibratoren am Bahnhof

https://www.bluewin.ch/de/news/vermi...en-306951.html

Vicky 17.10.2019 08:57

ENDLICH gibt es ein neues tolles wearable! "Click to pray" für nur $ 110 ... Naaa??? Wer betet noch immer nicht digital?! :Cheese:

Link

LidlRacer 17.10.2019 11:33

Zitat:

Zitat von Vicky (Beitrag 1486816)
ENDLICH gibt es ein neues tolles wearable! "Click to pray" für nur $ 110 ... Naaa??? Wer betet noch immer nicht digital?! :Cheese:

Link

Das find ich prima! Wenn wir alle damit für ein gutes Klima beten, ist das bestimmt billiger und bequemer, als unsere Energieversorgung umzubauen und unser Verhalten zu ändern.
Ist doch für Gott sicherlich kein Problem, das CO2 verschwinden zu lassen. Dann brauchen wir auch die lästige Greta nicht mehr.

Hm, aber warum müssen wir ihm das eigentlich sagen? Kann er da nicht selbst drauf kommen?

Vicky 17.10.2019 12:11

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1486878)
Das find ich prima! Wenn wir alle damit für ein gutes Klima beten, ist das bestimmt billiger und bequemer, als unsere Energieversorgung umzubauen und unser Verhalten zu ändern.
Ist doch für Gott sicherlich kein Problem, das CO2 verschwinden zu lassen. Dann brauchen wir auch die lästige Greta nicht mehr.

Hm, aber warum müssen wir ihm das eigentlich sagen? Kann er da nicht selbst drauf kommen?

Achtung Vorsicht!!! Der kürzlich erschienene e-Rosenkranz ist das Modell "Weltfrieden". Der e-Rosenkranz Modell "Klimawandel" erscheint voraussichtlich nächstes Jahr. Die beiden e-Rosenkränze dürfen unter keinen Umständen verwechselt werden, denn das führt zur sofortigen Satanisierung der Welt.

Ergänzung: Schon sehr bald könnte der Vatikan zudem noch den „Thoughts & Prayers“ e-Rosenkranz ankündigen. Auch hier zeigt das Produkt den Fortschtitt der Gedanken und Gebete an. Aktiviert wird es durch jeden beliebigen Anschlag/schlimmes Ereignis/Naturkatastrophe... Wenn man genug gedacht und gebetet hat, leuchtet es im Dunkeln.

:Cheese: :Cheese: :Cheese:

Trimichi 30.10.2019 08:06

Abtreibungsdebatte
 
Hoffe, der Reli-Thread ist geeinget, um die Abtreibungsdebatte zu führen.

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1489596)
Nach meiner Logik, bzw. nach meinem Wissen gehören zur Zeugung eines Kindes ein Mann und eine Frau. Folglich können auch Männer an einer Entscheidung mitbeteiligt und somit betroffen sein.

Schreibe ich eigentlich ein so schlechtes Deutsch zusammen, dass Mißverständnisse zwangsläufig sind? :confused:

Gruß
N. :Huhu:

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1489604)
Wollen wir die Abtreibungsdebatte hier nicht lieber ausklammern? Es gehört nicht zum Thema "Rechtsruck", zumindest vorläufig nicht. Im Moment würde ich dafür plädieren, einen eigenen Thread dafür zu eröffnen.

(In diesem neuen Thread sollte dann zuerst geklärt werden, was unter dem Begriff "Kind" zu verstehen ist. Im Unterschied zu einem Fötus).

Zitat:

Zitat von gaehnforscher (Beitrag 1489608)
Zumindest mir gehts und gings nicht um Abtreibung, sondern darum, wie man mit Personen umgeht, welche eine andere Meinung haben.

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1489610)
Das gehört schon zum Rechtsruck wie der oben von mir verlinkte Artikel und auch andere Quellen zeigen.


Gruß
N. :Huhu:

Kein Unterschied. Nach Aristoteles ist das Kind mit der Zeugung komplett. D.h. die Seele findet sich in diesem Moment ein. Damit meine ich, dass alles, was die befruchtete Eizelle, in welchem pränatalen Stadium auch immer, abtötet, nicht in Ordnung ist (donum vitae, Schutz des ungeborenen Lebens). Ich bin Abtreibungsgegner. Zumal das Kindeswohl de jure lt. der Gesetzgebung höher einzuschätzen ist als Misstände bei den Eltern. Siehe auch Wohlverhaltensklausel Dritter. Das ist meine private Meinung. Der Gesetzgeber sieht das grundsätzlich so, indem im StGB ein entsprechender Paragraph expliziert ist. Kindeswohl geht über Elternwohl (siehe auch: Wächteramt des Staates).


§218 StGB
Strafgesetzbuch (StGB)
§ 218 Schwangerschaftsabbruch
(1) Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Handlungen, deren Wirkung vor Abschluß der Einnistung des befruchteten Eies in der Gebärmutter eintritt, gelten nicht als Schwangerschaftsabbruch im Sinne dieses Gesetzes.
(2) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter
1. gegen den Willen der Schwangeren handelt oder
2. leichtfertig die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung der Schwangeren verursacht.
(3) Begeht die Schwangere die Tat, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe.
(4) Der Versuch ist strafbar. Die Schwangere wird nicht wegen Versuchs bestraft.

Quelle: https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__218.html

Klugschnacker 30.10.2019 08:49

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1489620)
Kein Unterschied. Nach Aristoteles ist das Kind mit der Zeugung komplett. D.h. die Seele findet sich in diesem Moment ein.

Aristoteles hat sich geirrt, wie so oft. Was er da zu wissen behauptet, konnte er nicht wissen. Weder ist klar, was eine Seele überhaupt sein soll, noch hatte Aristoteles irgend ein Wissen darüber, wann diese in den Fötus gelangt. Über die Entwicklung eines Menschen im Mutterleib hatte er verständlicherweise nicht das Wissen eines heutigen Schulkindes.

Die katholische Kirche, die sich gerne auf Aristoteles beruft, schwankte in ihrer Geschichte mehrfach zwischen zwei Auffassungen hin und her:
  • Spontanbeseelung. Das entspricht der Auffassung von Aristoteles.
  • Sukzessivbeseelung. Demnach zöge die Seele nach und nach in den sich entwickelnden Fötus ein.

Heute steht die Kirche auf dem Standpunkt der Spontanbeseelung.

Ich bin der Meinung, dass eine befruchtete Eizelle kein Mensch ist. Zumindest nicht im gleichen Sinne, wie die Mutter ein Mensch ist, deren Rechte mit denen des Fötus abzuwägen sind. Für mich setzt das Menschsein ein Gehirn und ein Nervensystem voraus. Ein Zellklumpen mit einigen hundert Zellen wäre demnach kein Mensch (das Gehirn einer Stubenfliege hat 100.000 Zellen). Im Laufe der Schwangerschaft entwickelt sich daraus ein Mensch.

Klugschnacker 30.10.2019 09:05

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1489620)
Ich bin Abtreibungsgegner.

Warum eigentlich? Weil die Föten nicht getauft sind und nach christlicher Vorstellung in der Vorhölle landen?
Wikipedia: Limbus infantium (Vorhölle für Kinder). Dies sei der Ort für die Seelen der ungetauft gestorbenen Kinder und anderer, die nicht den Gebrauch der Vernunft erlangen und somit auch keine Sünde begehen konnten, also zum Zeitpunkt des Todes nur den Folgen der Erbsünde unterlagen. Dies aber nur in dem Fall, dass es für sie nicht noch einen eigenen Heilsweg gibt, den nur Gott allein kennt und der der Kirche nicht offenbart worden ist. […]

Augustinus hielt es für ausgeschlossen, dass ungetaufte Kinder in das Paradies oder auch nur in einen anderen Ort der Glückseligkeit eingehen könnten. Die Synode von Karthago im Jahr 418 verfestigte diese Lehre und damit die Ansicht, dass Säuglinge, die ungetauft sterben, in die Hölle kommen.

Im Mittelalter wurde diese Lehre (allerdings nicht von offizieller kirchlicher Seite) wieder abgemildert: Die ohne persönliches Verschulden vom Himmel ausgeschlossenen Seelen kommen demnach zwar weiterhin, der kirchlichen Lehre entsprechend, in die Hölle, aber an einen besonders milden Ort an deren Rand, genannt Vorhölle oder Limbus.
Oder aus einem anderen Grund?
:Blumen:

(Anmerkung: Demjenigen Menschen, welcher für die Abtreibung verantwortlich ist, droht keine Höllenstrafe, sofern er seine Tat bereut, etwa in Form einer Beichte. Für die Seele, welche ohne eigenes Verschulden in der Vorhölle leidet, gibt es jedoch keinen Ausweg: Die Strafe währt ewig.)

Trimichi 30.10.2019 09:45

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1489629)
Aristoteles hat sich geirrt, wie so oft. Was er da zu wissen behauptet, konnte er nicht wissen. Weder ist klar, was eine Seele überhaupt sein soll, noch hatte Aristoteles irgend ein Wissen darüber, wann diese in den Fötus gelangt. Über die Entwicklung eines Menschen im Mutterleib hatte er verständlicherweise nicht das Wissen eines heutigen Schulkindes.

Die katholische Kirche, die sich gerne auf Aristoteles beruft, schwankte in ihrer Geschichte mehrfach zwischen zwei Auffassungen hin und her:
  • Spontanbeseelung. Das entspricht der Auffassung von Aristoteles.
  • Sukzessivbeseelung. Demnach zöge die Seele nach und nach in den sich entwickelnden Fötus ein.

Heute steht die Kirche auf dem Standpunkt der Spontanbeseelung.

Ich bin der Meinung, dass eine befruchtete Eizelle kein Mensch ist. Zumindest nicht im gleichen Sinne, wie die Mutter ein Mensch ist, deren Rechte mit denen des Fötus abzuwägen sind. Für mich setzt das Menschsein ein Gehirn und ein Nervensystem voraus. Ein Zellklumpen mit einigen hundert Zellen wäre demnach kein Mensch (das Gehirn einer Stubenfliege hat 100.000 Zellen). Im Laufe der Schwangerschaft entwickelt sich daraus ein Mensch.

Nein, Aristoteles hat sich nicht geirrt. Mathematisch ist 1 plus 1 = 2. Zwei Menschen, Frau und Mann. Müsste man mal bei Kant genauer nachlesen, von wegen Form und Inhalt von Objekten bzw. Subjekten, gebe ich zu. Wie kann aus einer 2 eine 3 werden? Katholische Mathematik? Wo ist der Ursprungspunkt? Woher her kommt diese "Übersummativität"? Oder diese Spontanbeseelung?

Wenn ein Zellhaufen ein Zellhaufen ist und kein Mensch, so könnte man mit diesem Argumentationsstrang auch anfangen zu argumentieren, dass die Schüler und Jugendlichen der FFF-Bewegung nicht die "Zellreife" haben, um für ihre Zukunft selbst zu entscheiden. Sind es Minderjährige, die nicht für ihre Zukunft mitbestimmen dürfen? Ein Fall von Sukzessivbeseelung?

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1489638)
Warum eigentlich? Weil die Föten nicht getauft sind und nach christlicher Vorstellung in der Vorhölle landen?
Wikipedia: Limbus infantium (Vorhölle für Kinder). Dies sei der Ort für die Seelen der ungetauft gestorbenen Kinder und anderer, die nicht den Gebrauch der Vernunft erlangen und somit auch keine Sünde begehen konnten, also zum Zeitpunkt des Todes nur den Folgen der Erbsünde unterlagen. Dies aber nur in dem Fall, dass es für sie nicht noch einen eigenen Heilsweg gibt, den nur Gott allein kennt und der der Kirche nicht offenbart worden ist. […]

Augustinus hielt es für ausgeschlossen, dass ungetaufte Kinder in das Paradies oder auch nur in einen anderen Ort der Glückseligkeit eingehen könnten. Die Synode von Karthago im Jahr 418 verfestigte diese Lehre und damit die Ansicht, dass Säuglinge, die ungetauft sterben, in die Hölle kommen.

Im Mittelalter wurde diese Lehre (allerdings nicht von offizieller kirchlicher Seite) wieder abgemildert: Die ohne persönliches Verschulden vom Himmel ausgeschlossenen Seelen kommen demnach zwar weiterhin, der kirchlichen Lehre entsprechend, in die Hölle, aber an einen besonders milden Ort an deren Rand, genannt Vorhölle oder Limbus.
Oder aus einem anderen Grund?
:Blumen:

Ja, anderer Grund :Blumen:

Während meiner Zeit auf den erz-katholischen Nordphilppinen machte ich die Erfahrung, dass eine verwittwete Mutter zweier Kinder lieber die Schande einer ungewollten, unehelichen Schwangerschaft ertragen hatte, als eine noch größere Sünde zu begehen, nämlich ihr eigenes Kind zu töten, auch wenn es für sie sicherlich einfacher gewesen wäre, erst einmal, zumal auf den Philippinen Ehebruch mit Gefängnis bestraft wird. Denn es hatte sich gezeigt, dass der Erzeuger verheiratet ist. Er hatte diese Dame angelogen. Unschuldig ist aber auch sie nicht. Bis heute. So lebt sie also lieber mit der Schande und der Gefahr einer Inhaftierung, welche auch die Familie des Erzeugers zerstört hätte, da dieser ebenso inhaftiert würde auf den Philippinen.

Schwangerschaftsabbruch war für sie also keine Option, da Kindstötung die größere Sünde aus ihrer Sicht darstellt. Die Frau lebt lieber mit der kleineren Sünde des Ehebruchs, als mit der großen Sünde der Tötung ihres eigenen Kindes. Und so sehe ich das auch, das Kindeswohl geht vor, in obigen Fall mit gutem Ausgang. Dem Bengel geht es heute gut, die Mutter liebt ihr Kind sehr, wobei natürlich auch ein großes Konfliktpotenzial besteht/bestand. Heute ist sie happy, sie hat einen reichen Mann geheiratet.

Sind also meine persönlichen, unmaßgeblichen und ganz sicher unvollständigen Erfahrungswerte. Diese bestätigen allerdings die Theorie bzw. die Richtigkeit der Gesetzgebung §218 StGB, da in der Praxis lieber das kleinere Übel dem größeren Übel vorzuziehen ist. Mutter und Kind(ern) geht es gut.

Würde eine demokratische Mehrheit den "Abtreibungsparagraphen" abschaffen oder reformulieren, so würde ich mich damit arrangieren.

Trimichi 30.10.2019 10:12

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1489638)

(Anmerkung: Demjenigen Menschen, welcher für die Abtreibung verantwortlich ist, droht keine Höllenstrafe, sofern er seine Tat bereut, etwa in Form einer Beichte. Für die Seele, welche ohne eigenes Verschulden in der Vorhölle leidet, gibt es jedoch keinen Ausweg: Die Strafe währt ewig.)

Sehe just Deine Anmerkung. Yelp, hier stimmt was nicht. Mit der Kirche. Klingt nach Esoterik/Hinduismus. In Kurzform: die Seele, die sich bei den Eltern einfindet, will das selbst so. Wird sie abgetötet, brennt sie in der Hölle? Verstehe ich Dich und wiki richtig?
Falls ja, klingt nach Ramtha.

Ramtha? Hinduismus eher, nichts Kirche.

Quellen:
https://manichaeismus-heute.jimdo.co...ottung/ramtha/
http://www.v-goldenesonne.de/Ramtha.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/JZ_Knight

Solche Leute - nicht meine Meinung - sagen auch, dass die Juden am Holocaust selbst Schuld seien, wegen ihres Karmas.

Womit der Ball N.:Huhu: nun doch zugespielt sein dürfte, hoffe ich. Ist ja auf seinem Mist gewachsen, siehe Parallethread und siehe oben. Wie war das gleich mit GG Abs. 2 vs. § 1631 BGB? Bitte aufdröseln. Danke. :Blumen:

Klugschnacker 30.10.2019 10:17

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1489647)
Nein, Aristoteles hat sich nicht geirrt. Mathematisch ist 1 plus 1 = 2. Zwei Menschen, Frau und Mann. Müsste man mal bei Kant genauer nachlesen, von wegen Form und Inhalt von Objekten bzw. Subjekten, gebe ich zu. Wie kann aus einer 2 eine 3 werden? Katholische Mathematik? Wo ist der Ursprungspunkt? Woher her kommt diese "Übersummativität? Oder diese Spontanbeseelung?

Übersummativität bedeutet, dass eine Sache mehr ist als die Summe seiner Teile. Daran ist aber nichts Geheimnisvolles oder Göttliches. Ein paar Beispiele:

• Ein Buch ist mehr als die Gesamtheit ("Summe") seiner Buchstaben. Es enthält zusätzlich eine Information, die mithilfe der Buchstaben codiert wurde. Diese Information ist nicht mit dem Druck des Buches spontan entstanden, sondern war bereits vorher in anderer Form vorhanden, nämlich im Gehirn des Autors. Die Spontanbeseelung des Buchs ist eine Fiktion bzw. ein Missverständnis des tatsächlichen Vorgangs. Es kommt zustande, wenn man nur den Vorgang des Buchdrucks betrachtet und die vorangegangenen Entstehungsschritte ausblendet.

• Ein Computer ist mehr als die Summe seiner Leiterbahnen. Er verarbeitet Informationen. Diese Fähigkeit ist nicht beim Löten seiner Drähte "spontan" entstanden, sondern war bereits vorher in anderer Form vorhanden, nämlich bei den Technikern und Informatikern. Eine scheinbar spontan entstandene Befähigung des Computers ist eine Täuschung und ein Missverständnis. Es entsteht, wenn man die Entwicklung des Chips verengt auf den Prozess des Zusammenlötens.

• Ein Mensch ist mehr als die Summe seiner Moleküle. Aus Aminosäuren bilden sich Nervenzellen und ein Gehirn. Ist es genügend komplex, entsteht ein Phänomen, dass wir Bewusstsein nennen. Es existiert in Abstufungen: Ein Neugeborenes, eine Katze, ein Menschenaffe, ein Mensch haben jeweils unterschiedliche Ausprägungen von Bewusstsein. Bewusstsein oder "Seele" taucht also nicht plötzlich, sondern allmählich auf. Es hat sich in der Evolution entwickelt und ist in abstrakter Form bereits in den Genen der Eltern vorhanden. Das vermeintlich plötzliche Auftauchen des Bewusstseins ist eine Täuschung. Sie entsteht, wenn man die Rolle der Eltern und der Evolution ausblendet. Nur dann ist unerklärlich, woher ein Kind sein Bewusstsein hat.

:Blumen:

tandem65 30.10.2019 11:21

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1489638)
Warum eigentlich? Weil die Föten nicht getauft sind und nach christlicher Vorstellung in der Vorhölle landen?

Bei Wikipedia steht es meiner bescheidenen Meinung nach korrekter. Es handelt sich um die katholischen Theologie. Du verallgemeinerst hier auf christliche Vorstellung. Da wäre es schön Du würdest schärfer trennen.:Blumen:

Nobodyknows 30.10.2019 12:01

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1489620)
Das ist meine private Meinung. Der Gesetzgeber sieht das grundsätzlich so, indem im StGB ein entsprechender Paragraph expliziert ist. Kindeswohl geht über Elternwohl...


§218 StGB
Strafgesetzbuch (StGB)
§ 218 Schwangerschaftsabbruch
(1) Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft....

Ist die Sicht des Gesetzgebers mit der Nennung des §§218 vollständig beschrieben wenn man den §§218a "Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs" nicht erwähnt?

Gruß
N. :Huhu:

Trimichi 30.10.2019 18:08

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1489673)
Ist die Sicht des Gesetzgebers mit der Nennung des §§218 vollständig beschrieben wenn man den §§218a "Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs" nicht erwähnt?

Gruß
N. :Huhu:

War ja klar das Du wieder abweichst und Verwirrung stiftest. Ich hatte meine Sichtweise dargelegt. Und erwartet, dass Du mal Deine Sichtweise GG Art 2 vs. § 1631 darlegst, siehe auch oben, in Bezug auf Beschneidung, was ja Anlass zu heftiger Ärgernis bei mehren Usern gab im Parallelthread.

Dein Ausweichen wird Dir hiermit als Schwäche ausgelegt. D.h. im Klartext für Dich: finanzielle Verluste! :Huhu: Dein Zirkuszelt in Frankfurt kannste vergessen. Apfelwein in Maaßen.

Nobodyknows 30.10.2019 18:42

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1489738)
War ja klar das Du wieder abweichst und Verwirrung stiftest...

Dein "Nein" als Antwort hätte mir gereicht. :bussi:
Denn im Hinblick auf §218a haben Du und der Staat dann ja doch nicht die gleiche Sicht auf das Thema, oder?

Gruß
N. :Huhu:

Trimichi 30.10.2019 19:05

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1489747)
Dein "Nein" als Antwort hätte mir gereicht. :bussi:
Denn im Hinblick auf §218a haben Du und der Staat dann ja doch nicht die gleiche Sicht auf das Thema, oder?

Gruß
N. :Huhu:

Ne, Du, jetzt bist Du dran mit GG Art. 2 vs. § 1631 BGB. Ich bin ja in Vorleistung gegangen mit meiner Darlegung zu §218 StGB. Wenn Du nun über Beschneidung referierst, siehe Paragraphen Zeile 1 dieses Posts, dann könnte ich über §218a StGB schreiben. Klugschnacker hatte sich differenziert wie auch verständlich geäußert. Du willst nur wieder stänkern!

Tit for Tat. Schon mal gehört? :-)(-:

Nobodyknows 30.10.2019 19:23

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1489750)
Ne, Du, jetzt bist Du dran mit GG Art. 2 vs. § 1631 BGB...

Schon vergessen, dass Du hier eine Abtreibungsdebatte führen wolltest?

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1489620)
Hoffe, der Reli-Thread ist geeinget, um die Abtreibungsdebatte zu führen.

Ich sehe in einer Abtreibungsdebatte keine Notwendigkeit über §1631d BGB zu diskutieren. :Cheese:

Gruß
N. :Huhu:

Trimichi 30.10.2019 19:46

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1489754)
Schon vergessen, dass Du hier eine Abtreibungsdebatte führen wolltest?



Ich sehe in einer Abtreibungsdebatte keine Notwendigkeit über §1631d BGB zu diskutieren. :Cheese:

Gruß
N. :Huhu:

Du, ich hatte das Topic "Abtreibung" eigenmächtig wie von Klugschnacker angeraten hier ausgelagert. Mein Motiv war es, Dir Gelegenheit zu geben, Dich zum Thema "Beschneidung" zu äußern. Siehste? Ich meine es doch nur gut mit Dir.

Weil Du mir aber nun die Pistole auf die Brust setzt, so kann ich nur nochmalig auf die Begriffe Spontanbeseelung und Sukzessivbeseelung, die Klugschnacker eingebracht hatte und an Beispielen veranschaulicht hat, nennen, und zwar in Anwendung auf §218a StGB.
Damit ist nun hoffentlich alles erledigt.

Nun bitte ich Dich nochmalig, die von Dir verursachten Irritationen zum Thema Bescheidung aus der Welt zu räumen. Was gilt denn nun? GG Art. 2 oder § 1631 BGB? Also gut, ich Neger, Du Chef.

Hier §1631d in voller Länge:

(1) Die Personensorge umfasst auch das Recht, in eine medizinisch nicht erforderliche Beschneidung des nicht einsichts- und urteilsfähigen männlichen Kindes einzuwilligen, wenn diese nach den Regeln der ärztlichen Kunst durchgeführt werden soll. Dies gilt nicht, wenn durch die Beschneidung auch unter Berücksichtigung ihres Zwecks das Kindeswohl gefährdet wird.

(2) In den ersten sechs Monaten nach der Geburt des Kindes dürfen auch von einer Religionsgesellschaft dazu vorgesehene Personen Beschneidungen gemäß Absatz 1 durchführen, wenn sie dafür besonders ausgebildet und, ohne Arzt zu sein, für die Durchführung der Beschneidung vergleichbar befähigt sind.


Dort wird das Kindeswohl nicht expliziert. Kurz zusammengefasst, die kindeswohlrelevanten Konstukte erspare ich uns aus Zeitgründen, sehe ich das Kindeswohl durch die Beschneidung nicht gefährdet. Ist aber Sache der Eltern. Und muss wohl im Einzelfall entschieden werden, was auch Usus unter jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ist.

Eine Verlagerung der Rechtsextremismus-Diskussion (Parallethread) wegen der von Dir eingebrachten Bescheidung als Grund sehe ich als gegeben an, da dieses besser unter Religion als unter Politik subsumiert ist.

Bitte denke über die Begriffe Relevanz und Beurteilungsobjektivität nach. Damit hat es sich erledigt, das Thema Bescheidung im Parallelthread, was ja meine Absicht war und ist, Dir den Nährboden für Deine abstrusen Konstruktionen zu entziehen. Wieso musstest Du aus einer Mücke eine Elefanten basteln?

schnodo 30.10.2019 19:56

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1489764)
Wieso musstest Du aus einer Mücke eine Elefanten basteln?

Uff! Ich war mir für einen Moment nicht sicher, wer denn nun aus einer Mücken einen Elefanten gebastelt hat. Da Du aber so selbstbewusst argumentierst und mir auf Anhieb keine Erwiderung einfällt, muss ich, bis das Gegenteil belegt ist, annehmen, dass Du nicht Unrecht hast. :Lachen2:

Nobodyknows 30.10.2019 20:10

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1489764)
Wieso musstest Du aus einer Mücke eine Elefanten basteln?

Geht es jetzt um Abtreibung bei Elefanten? :confused:
"Leipziger Zoo lässt Elefantenbaby abtreiben"

Hiermit ist die Debatte für mich beendet.
Einen schönen Abend Michi.

Gruß
N. :Huhu:

Klugschnacker 30.10.2019 22:13

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1489662)
Bei Wikipedia steht es meiner bescheidenen Meinung nach korrekter. Es handelt sich um die katholischen Theologie. Du verallgemeinerst hier auf christliche Vorstellung. Da wäre es schön Du würdest schärfer trennen.:Blumen:

Dein Einwand ist berechtigt. Manche christliche Strömungen kommen trotz identischer Quellenlage – sie berufen sich alle auf die Bibel als das Wort Gottes – zu gegenteiligen Überzeugungen.

Mittlerweile scheint jedoch auch die katholische Kirche ihre Position zu überdenken. So weiß Wikipedia: "Die Theologen im Vatikan seien zu der Auffassung gelangt, dass kleine Kinder, die nicht getauft sind und sterben, direkt ins Paradies kämen." Allerdings könne auch weiterhin die ursprüngliche Auffassung [also das Gegenteil: sie kommen nicht ins Paradies, sondern in die ewige Vorhölle] vertreten werden.

Falls sich die progressiveren Theologen im Vatikan durchsetzen: Müsste das nicht Auswirkungen auf die katholische Haltung zur Abtreibung haben? Ein sichererer Weg ins Paradies ist ja nicht möglich.

Anmerkung: Die humanistische Sichtweise, der ich persönlich zuneige, fragt nicht nach dem Schicksal der Seele im Jenseits, sondern nach dem verursachten Leid im Diesseits. Daraus ergeben sich Argumente für und gegen Abtreibung, die im Einzelfall abzuwägen sind.


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