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Zitat von PabT
(Beitrag 1689536)
Nun ja. Hier geht es ja nicht darum, dem Blockwart zu stecken, dass der Bewohner der Eckwohnung, die ich gerne bekommen möchte, Halbjude ist oder Verwandte im Westen hat, sondern um die Ahndung von völlig zu recht verbotenem handeln.
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Diese Unterscheidung suggeriert, daß es "gute" und "böse" Denunziation gibt, je nach Staat. Wenn man aber mal in einem solchen Staat gelebt hat, wo zur Denunziation aufgerufen wurde, ist man generell allergisch darauf, daß sich Mitmenschen/Nachbarn zu Ordnungshütern erklären, bzw. der Staat seine hoheitlichen Aufgaben an selbsternannte Personen delegiert.
Ich sehe die Grenze zur Denunziation nicht erst bei Deinen Beispielen, sondern bei allem, was nicht der direkten Gefahrenabwehr oder Schutz von Mitmenschen dient, und auch nicht die persönlichen Eigeninteressen betrifft. Generell würde ich, wo ich Wert auf "Ordnung" lege, zuerst den Mitmenschen ansprechen, bevor ich ans Ordnungsamt gehe. Und wenn mir einer die Einfahrt zuparkt, muß ich natürlich übers Ordnungsamt aktiv werden, um rauszukommen. Auch spreche ich Leute an, die unberechtigt auf Behindertenparkplätzen stehen - allerdings auch nicht unbedingt, wenn von 8 solchen Plätzen nur zwei belegt sind, und melden würde ich sie nie. Es ist auch richtig, die Polizei zu rufen, wenn in der S-Bahn randaliert wird, oder Leute belästigt oder mißhandelt werden; auch ein eindeutig absichtlich gefährliches Automanöver gegen Radfahrer kann man melden. Aber Falschparker zu melden finde ich unverhältnismäßig kleinlich. Gerade in der aktuell moralisch aufgeladenen Zeit führt sowas allzuschnell dazu, daß sich Leute gegenseitig belauern um "richtiges" Verhalten zu erzwingen. Und die Bereitschaft der Menschen, solchen Aufforderungen nachzukommen (ich denke da z.B. die Corona-Zeit, z.B. wurde ein Eisverkäufer in Hessen angezeigt, weil er ein Waffel herausgab, als nur Becher erlaubt waren...), ist mir zu hoch, um es noch zu fördern.
Vielleicht trägt zu dieser Einschätzung auch bei, daß ich einen Nachbarn habe, der Freude daran hat, mir (von offen zugegebener persönlicher Abneigung getrieben) regelmäßig die Polizei oder das Bauamt auf den Hals zu hetzen (immer anonym), mal weil am Pfingstmontag ihm eine Tür zu laut geknallt hat, mal weil angeblich ein Fenster an meinem Haus irgendwelche Bauvorschriften verletzt um 3 cm, u.ä.m.
Zitat:
Zitat von PabT
(Beitrag 1689536)
Deswegen lehne ich es z. B. ab, Zu-eng-Überholenden den Außenspiegel wegzutreten und Falschparken die Luft aus den Reifen zu lassen und fertige lieber ein nettes Lichtbild an.
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Das sehe ich natürlich auch so: Selbstjustiz ist tabu. Aber einfach mal gelassener mit kleinen Fehltritten der Mitmenschen umzugehen, und sich gelegentlich darauf besinnen, daß man selbst mal Gründe hat, im Halteverbot zu stehen, fördert die Lebensqualität.