Klugschnacker |
05.07.2016 18:41 |
Zitat:
Zitat von keko#
(Beitrag 1235590)
Wenn ich an betende Menschen in der Kirche denke, dann denke ich an Glauben und Religion. Ebenso bei Muslime in der Moschee usw.
Gestern ging ich mit meiner Frau rüber zum Supermarkt, als mir eine Frau und ihre Tochter fast völlig verschleiert hinter ihrem Mann herlaufend (im kurzen Hemd) entgegen kamen (der Klassiker halt :Cheese:). Da denke ich nicht an Religion, sondern an Unterdrückung, Männergesellschaft und sexistisches Weltbild. Für mich hat das also nichts mit Religion zu tun. Ebenso wie ich es nicht akzeptiere, wenn die Kirche gegen Schwule ist.
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Geht mir ähnlich, aber mich wundert, dass Du es so siehst. Ich sage, Moral ist in wesentlichen Punkten eine Frage des Zeitgeists. Was wir für moralisch halten (Gut und Böse) ist aus meiner Sicht in vielen Fällen einfach Verhandlungssache innerhalb einer Gesellschaft.
Du hältst dem regelmäßig entgegen, genau dafür bräuchten wir die Religion: Damit wir eine feste Richtschnur der Moral hätten, und nicht nur den wandelbaren Zeitgeist.
Die Muslima mit dem Kopftuch handelt genau in diesem Sinne. Sie orientiert sich an dem, was seit 1400 Jahren geschrieben steht. Du hältst ihr die modernen Standpunkte des aktuellen Zeitgeistes entgegen, und nennst ihr Weltbild und das ihres Mannes sexistisch, außerdem habe das nichts mit Religion zu tun.
Mir scheint das ein gutes Beispiel dafür zu sein, dass unsere Moralbegriffe nicht aus der Religion kommen, sondern Ausdruck unseres Zeitgeistes sind. Manche von uns legitimieren ihre persönlichen Standpunkte gerne religiös mit Verweis auf göttliche Autoritäten. Die meisten Menschen wandeln jedoch mit einer sich ändernden Welt auch ihre Moralbegriffe.
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