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Meik 14.08.2024 21:39

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1754207)
Es war keine Behauptung, sondern ein Erklärungsversuch. Es gibt seitens der Grünen schon mal extreme Anti-Auto-Ideen,

Für manche ist ein Radweg schon "Anti-Auto" ;)

Diese extrem einseitige Fokussierung auf ausschließlich das Auto, das zudem auch noch immer größer und schwerer wird hat keine Zukunft. Der Platz in den Städten ist begrenzt, in den meisten Städten ist das System Auto eh schon völlig am Limit oder drüber, aber Alternativen ignoriert man.

Interessanterweise zeigen viele Städte dass es gerade mit sehr viel weniger Auto viel lebendigere Städte gibt. Bei dem Parkplatzmangel, Staus, Ampeln usw. fährt doch keiner für "mal eben schnell einkaufen" in eine Innenstadt, das ist ein Märchen. Wer in der Stadt einkauft wohnt entweder da oder sucht neben dem Einkaufen auch eine Aufenthaltsqualität. Und gerade letztere leidet immens mit viel Verkehr. Viele Städte wenn man mal das deutsche Scheuklappendenken ablegt zeigen wie es geht, man braucht nur nebenan in die Niederlande zu gucken. Deutlich besser funktionierender ÖPNV, Park&Ride, viel Platz für Fahrräder - und die Innenstädte sind nicht tot, ganz im Gegenteil.

Schwarzfahrer 14.08.2024 22:02

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1754210)
Was würdest Du in einer Stadt als fair bezeichnen? Also was wären die Kriterien und wie würdest Du diese ausfüllen, dass sie aus Deiner Sicht fair wären?

Über das wie müßte ich vermutlich länger nachdenken, es war erst mal grundsätzlich gedacht, daß z.B. ein klassischer Autofahrer andere Ansichten zu Fairness hat, als ein Triathlet, für den Radfahren Grundbedürfnis ist, und ein motorisch eingeschränkter Rentner wieder andere Prioritäten sehen wird. Und viele verstehen möglicherweise unter Fairness, daß ihre Prioritäten höher bewertet werden als die von vermeintlich "selteneren" Bedürfnissen.

Erste, nicht vollständige Gedanken zu möglichen Kriterien: fair ist, wenn jedem mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten auch Mobilitätslösungen zur Verfügung stehen, die so weit wie möglich ihre Bedürfnisse befriedigen (funktionale Sicht: Bedürfnis ist, dorthin zu kommen, wo man was zu erledigen hat, und das möglichst zügig und entspannt). Idealerweise das meiste mit ÖPNV (wir Reden von Städten), aber für Verbindungen, die mit ÖPNV nicht oder schlecht versorgt sind/sein können, auch gute Autoverbindungen; sichere Radwege sind essenziell, aber die werden nie auch nur für 50 % aller Bewohner und für alle ihre Wege die erste Wahl sein können. Sichere Fußwege sind ebenso wesentlich. Möglichst gute Trennung der unterschiedlichen Geschwindigkeitsbereiche, (Fußgängerzonen, breite Gehwege, Radschnellwege/Fahrradstraßen, Umgehungsstraßen), Reduzierung der Geschwindigkeiten, wo Trennung nicht möglich ist. u.v.a.m.

Klugschnacker 14.08.2024 22:16

In deutschen Großstädten entfallen 40% aller Autofahrten auf Strecken von weniger als 5 Kilometern.

Die Zahlen zeigen aus meiner Sicht, dass hier ein großes Potential für das Fahrrad liegt, denn es ist auf Kurzstrecken das schnellste Verkehrsmittel. Das geht aber nicht mit den elenden Radwegen auf dem Bürgersteig. Sondern es müssen sichere und zumutbare Radspuren geschaffen werden. Zusammen mit der großen Beliebtheit der E-Bikes kann man da bestimmt etwas machen.

Zum Finanziellen: In Freiburg werden 22% aller Wege mit den Fahrrad zurückgelegt. 1% der Ausgaben der Stadt für den Personenverkehr entfallen auf die Rad-Infrastruktur. Das bedeutet: Radfahren ist für Kommunen billig – was zu begrüßen ist. Dennoch sollten die Radfahrer bei der Verteilung öffentlicher Gelder fair berücksichtigt werden.

Allerdings nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land. Wo ein gut ausgebauter Radweg neben der Landstraße liegt, wird er auch genutzt. Es ist eine ganz andere Sache, ob man auf einer stark befahrenen Landstraße 5 km radelt, oder auf einem guten Radweg. Nicht jeder auf dem Land besitzt ein Auto.

Genussläufer 14.08.2024 22:50

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1754216)
Allerdings nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land. Wo ein gut ausgebauter Radweg neben der Landstraße liegt, wird er auch genutzt. Es ist eine ganz andere Sache, ob man auf einer stark befahrenen Landstraße 5 km radelt, oder auf einem guten Radweg. Nicht jeder auf dem Land besitzt ein Auto.

Auf dem Land sehe ich nicht unbedingt den Wettbewerb. Da hat man in der Regel den zusätzlichen Raum für einen Radweg. Klar, es gibt auch einige andere Situationen. Wenn ich mir aber viele exzellent ausgebaute Radwege anschaue, sind die häufig verwaist. Sie werden genutzt, aber bei weitem nicht in dem Maße wie die Straße daneben. Aber come on. Wahrscheinlich ist es dennoch lohnenswert.

Interessanter ist die Frage in der Stadt. Hier ist der Platz in der Regel deutlich schwieriger zu erweitern. Und hier ist in den meisten Fällen, der Flächenbedarf je Autoinsasse deutlich über dem des Radfahrers oder Fussgängers.

PattiRamone 15.08.2024 07:25

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1754218)
Auf dem Land sehe ich nicht unbedingt den Wettbewerb. Da hat man in der Regel den zusätzlichen Raum für einen Radweg. Klar, es gibt auch einige andere Situationen. Wenn ich mir aber viele exzellent ausgebaute Radwege anschaue, sind die häufig verwaist. Sie werden genutzt, aber bei weitem nicht in dem Maße wie die Straße daneben. Aber come on. Wahrscheinlich ist es dennoch lohnenswert.

Interessanter ist die Frage in der Stadt. Hier ist der Platz in der Regel deutlich schwieriger zu erweitern. Und hier ist in den meisten Fällen, der Flächenbedarf je Autoinsasse deutlich über dem des Radfahrers oder Fussgängers.

Ich kann nur für unsere (ländliche) Region sprechen... auch hier gibt es einige gut ausgebaute Radwege, ABER das Radnetz ist ein Flickenteppich.
Was bringen die 3 km perfekter Radweg, wenn ich mich in "Lebensgefahr" begeben muss, um dort hinzukommen?
Oft endet so ein toller Radweg dann auch an der Grenze zur nächsten Gemeinde und führt als Schlagloch- oder Schotterpiste weiter... oder endet halt einfach im Acker.

Für mich sieht das oft nach Symbolpolitik aus. "Guck mal, wir haben doch da einen tollen Radweg gebaut. Jetzt sei mal zufrieden".

Nogi87 15.08.2024 07:45

Zitat:

Zitat von PattiRamone (Beitrag 1754221)
Ich kann nur für unsere (ländliche) Region sprechen... auch hier gibt es einige gut ausgebaute Radwege, ABER das Radnetz ist ein Flickenteppich.
Was bringen die 3 km perfekter Radweg, wenn ich mich in "Lebensgefahr" begeben muss, um dort hinzukommen?
Oft endet so ein toller Radweg dann auch an der Grenze zur nächsten Gemeinde und führt als Schlagloch- oder Schotterpiste weiter... oder endet halt einfach im Acker.

Für mich sieht das oft nach Symbolpolitik aus. "Guck mal, wir haben doch da einen tollen Radweg gebaut. Jetzt sei mal zufrieden".


Bei uns im Kreis Ludwigsburg wurde jetzt der neue tolle Jubiläumsradweg der um den ganzen Kreis führt eingeweiht. Bin ihn mit dem Gravel Bike gefahren und musste mich mehrmals 15% Steigungen auf Schotter hochquälen. Ansonsten führt er durch gefühlt alle Weinberge des Kreises. Insgesamt 158km und 2.000 Höhenmeter.
Wurde auch groß angekündigt und gefeiert, tolle Bilder vom Landrat. Viel Spaß allen anderen ohne E-Bike, ich fahre diesen Radweg auf jeden Fall nie wieder.

qbz 15.08.2024 07:59

Für das Bundesland Brandenburg hat der ADFC mit ehrenamtlichen Mitarbeitern in regionalen Gruppen ein komplettes Radnetz konkret ausgearbeitet und allen Entscheidungsträgern vorgelegt, mit 145 Routen, insgesamt ca. 7000km. Die Umsetzung würde jährlich ca. 200 Millionen in 15 Jahren kosten. Bisher existieren ca. 2000km.

https://brandenburg.adfc.de/radnetz-brandenburg

(In der Praxis fahren im Alltag in meiner Gemeinde die allermeisten Leute selbst in der Freizeit mit dem Auto die 2-4km zur Badewiese am See im Sommer über einen Feldweg, erst recht die 10km zur nächsten Stadt trotz eines guten Radweges.)

Schwarzfahrer 15.08.2024 09:06

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1754218)
Wenn ich mir aber viele exzellent ausgebaute Radwege anschaue, sind die häufig verwaist. Sie werden genutzt, aber bei weitem nicht in dem Maße wie die Straße daneben. Aber come on. Wahrscheinlich ist es dennoch lohnenswert.

Ich schätze das liegt auch daran, daß nun mal nur ein kleiner Teil der Wege wirklich eine hohe Akzeptanz fürs Fahrrad haben, und Fahrrad für viele eher ein Freizeitmobil als ein Alltagsmobil ist. Schöne Radwege außerorts sind vor allem für Sportler wie wir oder für Tourenradler und Ausflügler attraktiv. Zum Arzt, Therapie oder Behördentermin im Nachbarort mögen nun mal viele nicht verschwitzt ankommen, Einkäufe auf dem Fahrrad sind wegen Volumen und Gewicht begrenzt, Auto ist außerorts schneller, es könnte auf dem Rückweg regnen - es gibt viele Gründe (nicht alle für mich nachvollziehbar, aber für viele andere schwerer wiegend), nicht Rad zu fahren.
Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1754218)
Interessanter ist die Frage in der Stadt. Hier ist der Platz in der Regel deutlich schwieriger zu erweitern. Und hier ist in den meisten Fällen, der Flächenbedarf je Autoinsasse deutlich über dem des Radfahrers oder Fussgängers.

Aber hier ist auch die Wahrscheinlichkeit am höchsten, daß Leute für den Alltagsverkehr aufs Fahrrad umsteigen - also hier ist der Nutzen von guten Fahrradwegen am höchsten.
Zitat:

Zitat von PattiRamone (Beitrag 1754221)
Ich kann nur für unsere (ländliche) Region sprechen... auch hier gibt es einige gut ausgebaute Radwege, ABER das Radnetz ist ein Flickenteppich....
Für mich sieht das oft nach Symbolpolitik aus. "Guck mal, wir haben doch da einen tollen Radweg gebaut. Jetzt sei mal zufrieden".

Ja, so waren die ersten Innenstadt-Radwege in Stuttgart in den 80-ern auch schon: 300 m Symbolweg, mit Ende an der 4-Spurigen Durchgangsstraße. Und allzuoft werden Radwege von Leuten geplant, sie selber im Alltag gar nicht Rad fahren, und die Wege nur nach dem Kriterium planen, "nicht den Autofahrern im Weg sein; Radler sind irgendwie auch wie Fußgänger zu betrachten".
Zitat:

Zitat von Nogi87 (Beitrag 1754222)
Bei uns im Kreis Ludwigsburg wurde jetzt der neue tolle Jubiläumsradweg der um den ganzen Kreis führt eingeweiht. Bin ihn mit dem Gravel Bike gefahren und musste mich mehrmals 15% Steigungen auf Schotter hochquälen. Ansonsten führt er durch gefühlt alle Weinberge des Kreises. Insgesamt 158km und 2.000 Höhenmeter.

Ich glaube, mit solchen Projekten will man eher Touristen ansprechen, als die Anwohner zum Radeln animieren. Also wieder eher der Aspekt, Fahrrad ist nur "Freizeitbeschäftigung".

Meik 15.08.2024 09:12

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1754229)
Und allzuoft werden Radwege von Leuten geplant, sie selber im Alltag gar nicht Rad fahren, und die Wege nur nach dem Kriterium planen, "nicht den Autofahrern im Weg sein;

Bingo, du hast das Problem erkannt. Das ist aber doch kein Argument weiter mit Scheuklappen einseitig auf das Auto zu setzen sondern man muss endlich vernünftige Alternativen schaffen. Es ist nunmal so, gibt es Alternativen werden sie auch genutzt, nicht nur von Touristen.

TriVet 15.08.2024 10:33

Dieses Thema Radwege, -Nutzung etc wäre evtl auch einen eigenen Faden wert, finde ich…:Blumen:

Klugschnacker 15.08.2024 11:13

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1754229)
Ich schätze das liegt auch daran, daß nun mal nur ein kleiner Teil der Wege wirklich eine hohe Akzeptanz fürs Fahrrad haben, und Fahrrad für viele eher ein Freizeitmobil als ein Alltagsmobil ist. Schöne Radwege außerorts sind vor allem für Sportler wie wir oder für Tourenradler und Ausflügler attraktiv. Zum Arzt, Therapie oder Behördentermin im Nachbarort mögen nun mal viele nicht verschwitzt ankommen, Einkäufe auf dem Fahrrad sind wegen Volumen und Gewicht begrenzt, Auto ist außerorts schneller, es könnte auf dem Rückweg regnen - es gibt viele Gründe (nicht alle für mich nachvollziehbar, aber für viele andere schwerer wiegend), nicht Rad zu fahren.

Die Nutzung des Fahrrads im Alltag ist eben auch eine kulturelle Entwicklung, die etwas Zeit braucht. Nennen wie es eine "Rad-Kultur":

Die Radwege werden besser, die Räder werden besser, man hat für den Herbst eine geeignete Jacke im Schrank, vor Supermärkten gibt es überdachte Abstellmöglichkeiten, Bahnhöfe haben eine Fahrradwerkstatt, und so weiter.

An diesem Punkt sind wir noch nicht. Aber nicht zuletzt durch die E-Bikes tut sich etwas. Das Auto wird weiterhin seine Berechtigung haben. Aber zumindest in großen Städten wäre es schön, wenn es in Zukunft weniger Autos hätte als heute.

Schwarzfahrer 15.08.2024 11:18

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1754231)
Bingo, du hast das Problem erkannt. Das ist aber doch kein Argument weiter mit Scheuklappen einseitig auf das Auto zu setzen sondern man muss endlich vernünftige Alternativen schaffen.

Natürlich ist das kein Argument, nur eine Erklärung für das, wie es ist. Das zu verändern ist schwer, wenn nicht zufällig die Entscheider auch Radfahrer sind. Wir haben gerade einen super Neubau für die Firma bekommen - die Anliegen von Radfahrern (Umkleiden, Stellplätze) wurden zwar mal in einem Chat gesammelt, aber alle Entscheidungen wurden gefällt, ohne daß je ein Radfahrer in der Runde gesessen wäre; nur ein Betriebsrat (selber kein Radler) hat zumindest unseren Input mitgenommen - aber keine Ahung, wie er das rübergebracht hat. Entsprechend dysfunktional ist alles, was herauskam.
Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1754231)
Es ist nunmal so, gibt es Alternativen werden sie auch genutzt, nicht nur von Touristen.

Natürlich, wenn auch lokal und regional sicher sehr unterschiedlich. Die Radwege bei uns in der Region sind sehr gut genutzt, aber auf vielen Strecken treffe ich auf dem Arbeitsweg trotzdem nur alle km ein-zwei Radler, im Winter noch weniger. In der Gegend von Murnau, wo ich vor Jahren eine Zeit lang war, sah es extrem viel leerer aus, auch auf den Radwegen waren fast nur Rennradler/Sportler unterwegs. Das hat dann natürlich auch Auswirkung auf lokalpolitische Priorisierungen.

Und zur Nutzung: in Ortsrandlagen werden schöne Radwege auch sehr gerne und intensiv von Joggern, Nordic Walkern und Hundebesitzern genutzt, was dem funktionalen Zweck eines Radwegs auch nicht immer zuträglich ist...

Genussläufer 15.08.2024 11:22

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1754238)
Und zur Nutzung: in Ortsrandlagen werden schöne Radwege auch sehr gerne und intensiv von Joggern, Nordic Walkern und Hundebesitzern genutzt, was dem funktionalen Zweck eines Radwegs auch nicht immer zuträglich ist...

Wir haben hier bei uns ein phantastisches Fernwege Radnetz. Und trotzdem steigen bei mehr als 5km mehr als 95% ins Auto und nutzen nicht das Rad. Für unsere Familie ist das in der Freizeit ein Paradies. In der Stadt machen wir ausser dem Großeinkauf am Wochenende alles mit dem Rad oder zu Fuß.

Genussläufer 15.08.2024 11:23

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1754237)
Die Nutzung des Fahrrads im Alltag ist eben auch eine kulturelle Entwicklung, die etwas Zeit braucht. Nennen wie es eine "Rad-Kultur":

Die Radwege werden besser, die Räder werden besser, man hat für den Herbst eine geeignete Jacke im Schrank, vor Supermärkten gibt es überdachte Abstellmöglichkeiten, Bahnhöfe haben eine Fahrradwerkstatt, und so weiter.

An diesem Punkt sind wir noch nicht. Aber nicht zuletzt durch die E-Bikes tut sich etwas. Das Auto wird weiterhin seine Berechtigung haben. Aber zumindest in großen Städten wäre es schön, wenn es in Zukunft weniger Autos hätte als heute.

Volle Zustimmung :Blumen:

Schwarzfahrer 15.08.2024 11:27

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1754237)
An diesem Punkt sind wir noch nicht. Aber nicht zuletzt durch die E-Bikes tut sich etwas. Das Auto wird weiterhin seine Berechtigung haben. Aber zumindest in großen Städten wäre es schön, wenn es in Zukunft weniger Autos hätte als heute.

Ja, die Hoffnung kann ich teilen; ich würde es nicht allein an der Anzahl Autos festmachen, sondern noch mehr an dem Anteil im Verkehr, also weniger Wege mit dem Auto. Neben der Entwicklung von ÖPNV und Radinfrastruktur ist dafür aber m.M.n. noch unbedingt auch eine "Dezentralisierung" der Infrastruktur nötig: die Wege zum Einkaufen, Behörden, Ärzte, Therapeuten, Dienstleistern etc. müssen kürzer werden; die Trennung von reinem Wohngebiet und Zentren mit solchen Dienstleistungen sollte einem "Durchwachsen" weichen. Ob das durch politische Entscheidungen oder Randbedingungen (z.B. Baurecht) gelenkt werden kann, weiß ich nicht, aber ohne einen solchen Trend werden die Wege für viele einfach zu lang bleiben, um vom Auto wegzukommen. Mehr als 5 km sind für viele schon "zu weit" fürs Radfahren; ich bin immer wieder baff, wie gesunde, auch junge Leute total beeindruckt sind, daß mein behinderter Sohn die 11 km zur Arbeit mehrmals in der Woche mit dem Fahrrad macht - "das könnte ich nie".

Genussläufer 15.08.2024 14:10

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1754241)
Ja, die Hoffnung kann ich teilen; ich würde es nicht allein an der Anzahl Autos festmachen, sondern noch mehr an dem Anteil im Verkehr, also weniger Wege mit dem Auto. Neben der Entwicklung von ÖPNV und Radinfrastruktur ist dafür aber m.M.n. noch unbedingt auch eine "Dezentralisierung" der Infrastruktur nötig: die Wege zum Einkaufen, Behörden, Ärzte, Therapeuten, Dienstleistern etc. müssen kürzer werden; die Trennung von reinem Wohngebiet und Zentren mit solchen Dienstleistungen sollte einem "Durchwachsen" weichen.

Das ist auch genau das Gegenteil von Städten, die im letzten und vorletzten Jahrhundert geplant wurden. Auf der anderen Seite stellt sich aber auch die Frage, wer denn in so einem Wohngebiet einen Laden aufmachen würde? Lohnt sich das überhaupt? Meine Hypothese wäre, dass die Menschen trotzdem in Einkaufszentren fahren würden. Was soll der Anreiz sein, einen Laden zu eröffnen, ökonomisches Risiko einzugehen und wenig Upside zu haben? An diese idyllische Konzept glaube ich nicht. Es fehlt der Romantikfaktor, die Aussicht auf Gewinn ;)

Schwarzfahrer 15.08.2024 15:08

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1754252)
DAuf der anderen Seite stellt sich aber auch die Frage, wer denn in so einem Wohngebiet einen Laden aufmachen würde? Lohnt sich das überhaupt? Meine Hypothese wäre, dass die Menschen trotzdem in Einkaufszentren fahren würden. Was soll der Anreiz sein, einen Laden zu eröffnen, ökonomisches Risiko einzugehen und wenig Upside zu haben? An diese idyllische Konzept glaube ich nicht. Es fehlt der Romantikfaktor, die Aussicht auf Gewinn ;)

In den 80-ern habe ich noch solche "durchwachsene Wohngegenden in Stuttgart, aber auch hier bei uns noch in den 90-ern erlebt. Vieles hat geschlossen gegen den Wunsch der Anwohner, nur weil die Anfahrt mit Sattelschlepper nicht gut ging, oder weil eine Arztpraxis im Zentrum lukrativer sein soll. Ich sehe da vieles als Ergebnis von falschen Anreizen.

Es geht nicht nur um Läden. Die großen Supermärkte ersetzt das natürlich nicht. Aber ein gewisser Anteil von Material für den Alltag kann sehr wohl überleben, denke ich. Bei uns wäre die Gemeinde sogar bereit gewesen, einen Lebensmittelmarkt in der Ortsmitte finanziell zu unterstützen, nur damit die Wege kürzer werden. Immerhin wurde am Ende auf dem Grundstück ein Banken/Ärzte-Zentrum errichtet, damit die Leute nicht in den Nachbarort müssen. So mancher dürfte auch gerne ein wenig mehr bezahlen, wenn er nicht Auto fahren muß und schnell nebenbei an seine Ware kommt. Ich denke auch an Ärzte, Therapeuten, Kindergärten, Handwerker - manches davon darf heute oft gar nicht in Wohngebieten (im Neubaubereich) angesiedelt werden - damit fördert man geradezu den Autoverkehr. Andererseits gibt es auch schon dezentrale Bürgerbüros für viele Verwaltungsangelegenheiten - das ist die richtige Richtung.

Andag007 15.08.2024 15:15

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1754223)

(In der Praxis fahren im Alltag in meiner Gemeinde die allermeisten Leute selbst in der Freizeit mit dem Auto die 2-4km zur Badewiese am See im Sommer über einen Feldweg, erst recht die 10km zur nächsten Stadt trotz eines guten Radweges.)

Ich finde das teilweise absolut nachvollziehbar. Mit 2 Kindern inkl SUB und den restlichen Badeutensilien würde ich auch das Auto nehmen

sabine-g 15.08.2024 15:46

Nicht die ersten aber vielleicht die ersten richtig visuellen Ereignisse, die der Klimawandel verantwortet.
Wir entziehen uns selbst unseren Lebensraum.
Wie lange dauert es noch bis die erste Stadt in Europa kapitulieren muss?


Vielerorts auf der Welt werden die Strände immer kleiner – auch in Spanien. Erste Küstenorte treffen drastische Maßnahmen

Josep hat Tränen in den Augen, als er von der Promenade auf den Strand in Platja d'Aro blickt. "Als Kind habe ich hier gespielt und gebadet, der Strand war damals doppelt so breit", erzählt der 48 Jahre alte Lehrer und Biker. Die Zeitung "La Vanguardia" schrieb kürzlich, dass die heute im Schnitt gut 50 Meter breite Platja Gran, der "große Strand", in den 1980er-Jahren dreimal so breit gewesen sei.

Die Einschätzungen differieren, amtliche Zahlen gibt es nicht – aber in einem sind sich in dem auch bei Ausländern beliebten Badeort an der Costa Brava in Katalonien alle einig: Der Strand wird seit Jahrzehnten "kleiner, kleiner und noch mal kleiner", wie sich der langjährige Gaststättenbetreiber Aldo ausdrückt.

qbz 15.08.2024 15:53

Zitat:

Zitat von Andag007 (Beitrag 1754257)
Ich finde das teilweise absolut nachvollziehbar. Mit 2 Kindern inkl SUB und den restlichen Badeutensilien würde ich auch das Auto nehmen

Ich habe das halt in den 50ziger Jahren in der Familie ganz anders gelernt, weil meine Eltern keinen Führerschein und kein Auto hatten: entweder per Rad oder zu Fuss mit Rucksack an den See in Zürich-Wollishofen, fast jeden Tag im Sommer, 6 Personen. In den Sommerferien Reise mit dem überfüllten Zug durch die Alpen von Zürich nach Locarno oder ins Engadin, dann mit dem Rad weiter, ein Erlebnis. Eltern brauchen kein SUB (das sowieso die meiste Zeit im Keller steht), keine Luftmatratze, Gummiboot oder andere Artikel der Freizeitkonsumindustrie für die Beschäftigung der Kinder, um Spass an einem See mit Steg, Sand, Wald und Schilf zu haben, höchstens einen Ball und ein paar Spielideen. Schule, Uni, Arbeit fast immer Rad.

keko# 15.08.2024 18:47

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1754259)
Ich habe das halt in den 50ziger Jahren in der Familie ganz anders gelernt, weil meine Eltern keinen Führerschein und kein Auto hatten: entweder per Rad oder zu Fuss mit Rucksack an den See in Zürich-Wollishofen, fast jeden Tag im Sommer, 6 Personen. In den Sommerferien Reise mit dem überfüllten Zug durch die Alpen von Zürich nach Locarno oder ins Engadin, dann mit dem Rad weiter, ein Erlebnis. Eltern brauchen kein SUB (das sowieso die meiste Zeit im Keller steht), keine Luftmatratze, Gummiboot oder andere Artikel der Freizeitkonsumindustrie für die Beschäftigung der Kinder, um Spass an einem See mit Steg, Sand, Wald und Schilf zu haben, höchstens einen Ball und ein paar Spielideen. Schule, Uni, Arbeit fast immer Rad.

Das sind längst vergangene Tage. So wie Roth von vor 40 Jahren. Als der Veranstalter, Detlkef Kühnel und seine Frau, im Zielbereich Wurstbrote und Bluna verteilte.
Du solltest auf Bildungsurlaub gehen, so wie ich. Nicht irgendwo in Ostdeutschland oder verlassen in Norwegen, Sondern dort, wo massenweise Boote stehen, die 100-150L pro Stunde schlucken. Selbst Franzosen, einst belächelt für ihre Autowahl, greifen zu großen SUV aus Deutschland. Schicke BMW, Audi und Mercedes. Modelle, die ich gar nicht kenne. Auf der einen Seite freut mich das, denn es sichert irgendwo meinen schäbigen Arbeitsplatz. Auf der anderen Seite ist das natürlich der falsche Weg.
Das mit den Radwegen und Rädern, was ich hier lese, ist ganz nett. Greift aber zu langsam. Zudem hat DE einen Anteil von 2% am weltweiten C02. Selbst wenn DE aufhören würde zu exisitieren, wäre der Einfluss wohl nichtig.
Viel radikaler und schneller müsste man eingreifen und vor allem: international und ganz weit oben ansetzen und nicht unten bei dir und mir, bei Hinz und Kunz.

:Blumen:

Andag007 15.08.2024 19:47

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1754259)
Ich habe das halt in den 50ziger Jahren in der Familie ganz anders gelernt, weil meine Eltern keinen Führerschein und kein Auto hatten: entweder per Rad oder zu Fuss mit Rucksack an den See in Zürich-Wollishofen, fast jeden Tag im Sommer, 6 Personen. In den Sommerferien Reise mit dem überfüllten Zug durch die Alpen von Zürich nach Locarno oder ins Engadin, dann mit dem Rad weiter, ein Erlebnis. Eltern brauchen kein SUB (das sowieso die meiste Zeit im Keller steht), keine Luftmatratze, Gummiboot oder andere Artikel der Freizeitkonsumindustrie für die Beschäftigung der Kinder, um Spass an einem See mit Steg, Sand, Wald und Schilf zu haben, höchstens einen Ball und ein paar Spielideen. Schule, Uni, Arbeit fast immer Rad.

Oder gleich mit der Pferdekutsche los ziehen. 😅

Im Ernst: wer ständig nur in den Rückspiegel schaut verliert den Blick nach vorne. 😉

qbz 15.08.2024 19:48

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1754268)
Das sind längst vergangene Tage. .....

Das stimmt. Meine Erinnerungen an die 50ziger Jahre verdeutlichen nur wie stark der Individualverkehr, sprich Autoverkehr und die Masse der kurzlebigen Freizeitkonsumprodukte seither zugenommen haben, um mal bei dem Thema zu bleiben, weshalb ich mich heute wundere, wie fast alle mit dem Auto zur Seebadewiese bei uns fahren, auf einem einspurigen Feldweg.

Der Wald, Entlisberg in Zürich-Wollishofen, wo wir als Kinder oft gespielt haben, und Teile der Allmend wurde später der Autobahn "geopfert", weil eine Mehrheit einen Tunnel knapp abgelehnt hat aus Kostengründen. Und der Wahn geht weiter, in Berlin baut man sogar heute noch weiter Autobahnen in der Stadt.

In unserer Verwandtschaft besass damals fast niemand ein Auto. Ich habe es als Kind nicht als Mangel empfunden, auch wenn man über das Tragen der Sachen nach einem sonnigen, erschöpfenden Badetag auf dem Nachhauseweg an den Anstiegen jedes Mal gestöhnt hat.

Zitat:

"Das mit den Radwegen und Rädern, was ich hier lese, ist ganz nett. Greift aber zu langsam. Zudem hat DE einen Anteil von 2% am weltweiten C02. Selbst wenn DE aufhören würde zu exisitieren, wäre der Einfluss wohl nichtig.
Viel radikaler und schneller müsste man eingreifen und vor allem: international und ganz weit oben ansetzen und nicht unten bei dir und mir, bei Hinz und Kunz."
Das sehe ich ähnlich. Wir kennen ja die Statistiken über die einkommens- und vermögensabhängigen CO2-Emissionen. Aber ich würde mich schon freuen, wenn auch im nassen Herbst der Landkreis die Radwege hier vom Laub befreien würde. :Blumen:

qbz 15.08.2024 20:43

Zitat:

Zitat von Andag007 (Beitrag 1754271)
Oder gleich mit der Pferdekutsche los ziehen. ��

Im Ernst: wer ständig nur in den Rückspiegel schaut verliert den Blick nach vorne. ��

Lohnt sich nicht, für 15min Wiesenfeldweg die Pferde einzuspannen. :) .

Und was siehst Du beim Blick nach vorne inbezug auf den Verkehr in Deutschland? "Bis zum Jahr 2045 muss Deutschland laut Klimaschutzgesetz treibhausgasneutral werden, was für den Verkehrssektor voraussichtlich die Reduktion der Treibhausgasemissionen auf Null bedeutet." (Umweltbundesamt).

Der Rückbau des motorisierten Individualverkehrs zugunsten eines Ausbaus eines komfortablen, preiswerten öffentlichen Verkehrs würde sehr deutlich CO2-Emissionen einsparen, sagen mir die Erfahrungen aus dem Rückspiegel.

Meik 15.08.2024 21:55

In einem Flächenland wie D wird Individualverkehr immer eine sehr große Rolle spielen. Man kann nicht "jede Milchkanne" sinnvoll per ÖPNV anbinden.

Individualverkehr heißt aber nicht zwingend 1 Person in einem 2t SUV mit 300PS. Mittlerweile schon gaga wie groß, schwer und leistungsstark der durchschnittliche Neuwagen ist, und im Schnitt 1,x Personen im Auto. Auf die Parkfläche eines SUV kriegst du 3 PKWs in Smartgröße, 5-6 motorisierte Zweiräder oder auch locker 10 Fahrräder.

Komischerweise funktionieren andere Lösungen wenn sie vernünftig angeboten werden. Man muss manchmal einfach nur die deutschen (Auto-)Scheuklappen ablegen.

Mehr Autobahnen sind aber durchaus keine schlechte Lösung wenn man damit aber im Gesamtkonzept konsequent Verkehr aus der Stadt rausbekommt. Die Autos die auf der Autobahn fahren sind ja nicht plötzlich da, die sind ja vorher woanders hergefahren. Städte bräuchten viel mehr Umgehungsstraßen - und dann aber in Verbindung mit konsequentem Rückbau innerorts dass da dann nur noch der Anliegerverkehr reinfährt und man aus dem Rest mehr Radwege und Grünflächen schafft.

Nogi87 16.08.2024 07:17

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1754282)
Städte bräuchten viel mehr Umgehungsstraßen - und dann aber in Verbindung mit konsequentem Rückbau innerorts dass da dann nur noch der Anliegerverkehr reinfährt und man aus dem Rest mehr Radwege und Grünflächen schafft.

Das schaffst du aber heutzutage leider nicht mehr. In meinem Wohnort führt die B10 Richtung Stuttgart mitten durch die Stadt. Pläne für eine Umgehungsstraße liegen seit zig Jahren auf dem Tisch, aber ständig wird wieder ein neues Insekt gefunden das da lebt und dann wird geklagt und dann dauert es wieder ein Jahr in dem nichts passiert.
Bei der Stadt in der ich arbeite genau so. Ich bin seit 5 Jahren da und es gibt viele Projekte die ich jedes Jahr wieder neu in den Haushaltsplan schreiben muss, weil einfach nicht damit gestartet werden kann. Egal was man bauen will, irgendjemand klagt und nix geht voran. Egal ob Straße, Radweg, Schule oder Kita.

welfe 16.08.2024 07:59

Leider nutzen alle schönen Lösungen nichts, wenn sie keiner will. Dann müsste man kontrollieren und zahlen lassen, aber das will auch keiner. Ich wohne in der Innenstadt und bin ausschließlich zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. Es gibt Fahrradstraßen, die werden von Autofahrern als Abkürzung genutzt. Es wird gegen die Eimbahnstraße gefahren, weil man nicht „außen rum“ fahren will - die Polizei kommt entgegen, sagt ein paar Worte und lässt weiter (gegen die Einbahnstraße) fahren. Wir haben wenig Radwege, die dienen als kostenlose Parkplätze (ist ja Abzocke, woanders zahlen zu müssen). In der City ist Tempo 30, an das hält sich niemand, nicht mal die Polizei. Warum auch, wenn ein Blitzer aufgestellt wird, wird kurz vorher abgebremst - dann mit aufheulendem Motor weitergefahren. Daneben hängt das Werbeplakat einer bekannten Kanzlei: „Geblitzt? Wir pauken Sie raus!“
Und nein, 90% der Autofahrer sind keine älteren Leute, die zum Arzt oder Einkaufen wollen. Es sind junge Leute, die sich auf einen Kaffee mit Freunden verabredet haben oder abends einfach nur Runden drehen mit ihren aufgemotzten SUV. DAS Geld haben sie. Und ja, es fahren Busse, eine Straßenbahn und der Bahnhof liegt zentral. Aber die hiesige Bevölkerung ist mit dem Auto am Arxx aufgewachsen und ich sehe nur wenige, die daran etwas ändern wollen.
Nur als Beispiel: ich habe einen Schulweg von 1,8km. Ich bin an einer großen Schule (900 Schüler und 85 Lehrer) bekannt wie ein bunter Hund, weil ich nicht mit dem Auto komme. Finde ich traurig.

Nogi87 16.08.2024 08:11

Zitat:

Zitat von welfe (Beitrag 1754296)
Nur als Beispiel: ich habe einen Schulweg von 1,8km. Ich bin an einer großen Schule (900 Schüler und 85 Lehrer) bekannt wie ein bunter Hund, weil ich nicht mit dem Auto komme. Finde ich traurig.

Es ist ja auch eine große Story in den Medien dass Christian Streich mit dem Fahrrad zum Trainingsgelände von Freiburg fährt. Sagt eigentlich schon alles aus.

Schwarzfahrer 16.08.2024 08:51

Zitat:

Zitat von welfe (Beitrag 1754296)
Ich bin an einer großen Schule (900 Schüler und 85 Lehrer) bekannt wie ein bunter Hund, weil ich nicht mit dem Auto komme. Finde ich traurig.

Ist aber leider die Realität. Ich gelte auch als so ein Sonderling, der zu jeder Jahreszeit mit dem Rad kommt.
Wir sind inzwischen ca. 1000 Leute auf das neue Gebäude, von denen geschätzt ca. 60 % gleichzeitig da sein dürften; mit dem Rad kommen keine 10 % (ich habe immer wieder die Räder gezählt, kaum jemals 50 Räder, auch bei schönstem Wetter; bei Regen eh noch weniger). Und die, die ich kenne, wohnen meist über 10 km weg, es sind nicht die, die in der Nähe wohnen. Das Parkhaus ist dafür meist recht gut gefüllt. Das Jobrad-Angebot nenutzen auch nur die, die ein n+1 Fahrrad brauchen, keiner steigt deshalb aufs Rad um.

Ich fürchte, nur wenige Menschen bekommt man als Erwachsenen zum Umsteigen; nur wer es als Kind schon als normal erlebt hat, mit dem Rad unterwegs zu sein, macht es von sich aus. Immerhin kann ich mich rühmen, einen Kollegen dazu gebracht zu haben. Er hat vor 10 Jahren, als er neu bei uns war, bezweifelt, daß ein Rad jemals mehr als 200 € Wert sein kann, es kann doch keinen Unterschied geben; und Fahrradfahren über 1 - 2 km ist eh Quälerei. Ich habe ihn überzeugt, mal ein höherwertiges Rad zu probieren - und er war begeistert, welchen Unterschied es macht; hat sich eins gekauft, und fährt seither mit dem Rad zur Arbeit.

Trimichi 16.08.2024 14:57

Zitat:

Zitat von welfe (Beitrag 1754296)
Leider nutzen alle schönen Lösungen nichts, wenn sie keiner will. Dann müsste man kontrollieren und zahlen lassen, aber das will auch keiner. Ich wohne in der Innenstadt und bin ausschließlich zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. Es gibt Fahrradstraßen, die werden von Autofahrern als Abkürzung genutzt. Es wird gegen die Eimbahnstraße gefahren, weil man nicht „außen rum“ fahren will - die Polizei kommt entgegen, sagt ein paar Worte und lässt weiter (gegen die Einbahnstraße) fahren. Wir haben wenig Radwege, die dienen als kostenlose Parkplätze (ist ja Abzocke, woanders zahlen zu müssen). In der City ist Tempo 30, an das hält sich niemand, nicht mal die Polizei. Warum auch, wenn ein Blitzer aufgestellt wird, wird kurz vorher abgebremst - dann mit aufheulendem Motor weitergefahren. Daneben hängt das Werbeplakat einer bekannten Kanzlei: „Geblitzt? Wir pauken Sie raus!“
Und nein, 90% der Autofahrer sind keine älteren Leute, die zum Arzt oder Einkaufen wollen. Es sind junge Leute, die sich auf einen Kaffee mit Freunden verabredet haben oder abends einfach nur Runden drehen mit ihren aufgemotzten SUV. DAS Geld haben sie. Und ja, es fahren Busse, eine Straßenbahn und der Bahnhof liegt zentral. Aber die hiesige Bevölkerung ist mit dem Auto am Arxx aufgewachsen und ich sehe nur wenige, die daran etwas ändern wollen.
Nur als Beispiel: ich habe einen Schulweg von 1,8km. Ich bin an einer großen Schule (900 Schüler und 85 Lehrer) bekannt wie ein bunter Hund, weil ich nicht mit dem Auto komme. Finde ich traurig.

Tjo. In der Bonzenstrasse hier bin ich das weiße Schaf. Sagen wir 25 EFH davon vllt. 10 im Villensize. Dann gibt's noch 1x 10 RH und 1x6 MFH. Sagen wir 40 Häuser a 4 Personen. Von allen hier in der Straße sind genau drei Oeko. Ein alteingesessenes Oekopaerchen und ich. D.h. zu Fuss, Rad, Bus und Bahn unterwegs. Meine neue Nachbarin z.B. hat es heute Vormittag mit ihrem 300 PS Touareg bereits 3 x in die Stadt circa 1,3 Km und zurück geschafft. Den hat sie ja extra für diese kurzen Distanzen. Aber auch bei den anderen Bonzen hier ist Hopfen und Malz verloren. Jeder, z.B. in einem 5 Personenhaushalt, braucht sein Auto?

Rechne ich das hochkommen auf 160 Leute circa 130 bis 140 Autos. Und das entspricht genau dem, was hier jmd jüngst gepostet hatte, dass in einem Fueunfsitzer mit Kofferraum im Schnitt 1,3 Personen sitzen.

So gesehen besteht eine Überkapazität von 1,3 zu 3,7 = 300 % (Kofferraum einbezogen). Rechnen wir das 'raus bräuchte es nur circa 30 statt 130 Autos. D.h. das von den 130 Autos circa 100 Autos Null Zweck erfüllen.

Aber das sind ja nur die Autos. Die, die nachkommen, labern was von Sustainability, kann man auch studieren. Das aber ein Erz gefördert werden muss unter Tage, verschifft, und verhüttet werden muss und sich das auch noch rechnen soll, null Ahnung die Generation Digital. Also ob man mit dem Smartphone, besser iPhone, Alexa, Alexandra und DEM COMPUTER und damit der virtuellen Realität die Welt retten könnte.

Null Ahnung mehr von Erdkunde, Geographie, Biologie, Chemie, Anorganik, Kernchemie, aber MINT und schlau Daherreden - Tjo.

Das Resultat ist, dass auch die nächste Generation zur Orientierungslosigkeit und zu schwarzen Schafen erzogen werden. Gute Lehrer gibt es, das ja, vllt 2 von 85, oder 3 von 160.

Bauen wir die Mauer wieder auf! Den antikapitalistischen Schutzwall im Dienste des Natur- und Umweltschutzes! ;)

LG u.

Peace

keko# 16.08.2024 15:41

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1754272)
Das stimmt. Meine Erinnerungen an die 50ziger Jahre verdeutlichen nur wie stark der Individualverkehr, sprich Autoverkehr und die Masse der kurzlebigen Freizeitkonsumprodukte seither zugenommen haben, um mal bei dem Thema zu bleiben, weshalb ich mich heute wundere, wie fast alle mit dem Auto zur Seebadewiese bei uns fahren, auf einem einspurigen Feldweg.

....:

Im vergangenen Monat traf ich alte Kameraden: Deutsche Triathlonmeister, Duathlonmeister, mehrfache Hawaiifinisher, 9h-Finisher mit Rahmenschaltung. Der Sohn eines Kameraden wurde im letzten Jahr Triathlonweltmeister bei den Junioren.
In alten Kisten fuhren wir zu irgendwelchen Rennen und stürzten uns mit 80km/h auf klapprigen Rädern die Berge hinunter. Schliefen schon mal im gleichen Bett, hatten nie Geld. Gewannen mal 50 DM, mal 100, mal Blumentöpfe.

Die guten, schönen, alten Zeiten!

Aber waren sie das? Nein, sie waren es nicht!

Ich möchte ein modernes und sicheres Rennrad benutzen, in meinem eigenen Bett schlafen und in meinem Auto mit Spotify connected sein. Wer in der Vergangenheit lebt, wird bald gnadenlos abgehängt. Der Zeitpfeil zeigt immer nach vorne.
Räder und Radwege sind ganz nett. Darin liegt aber nicht die Lösung.

:Blumen:

Trimichi 16.08.2024 16:42

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1754349)

Wer in der Vergangenheit lebt, wird bald gnadenlos abgehängt. Der Zeitpfeil zeigt immer nach vorne.
Räder und Radwege sind ganz nett. Darin liegt aber nicht die Lösung.

:Blumen:

Richtig. Sondern nämlich in der Atombombe. :Cheese:

Meik 16.08.2024 17:40

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1754349)
Wer in der Vergangenheit lebt, wird bald gnadenlos abgehängt.

Stimmt, selber schuld wer jetzt noch auf dicke Karren mit Verbrennungsmotor setzt. :Cheese:

Klugschnacker 16.08.2024 18:16

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1754349)
Ich möchte ein modernes und sicheres Rennrad benutzen, in meinem eigenen Bett schlafen und in meinem Auto mit Spotify connected sein. Wer in der Vergangenheit lebt, wird bald gnadenlos abgehängt. Der Zeitpfeil zeigt immer nach vorne.

Gewiss geht uns Wohlstand über alles. Ich lebe ebenfalls bequem. Den Preis unseres Wohlstands zahlen Menschen, die uns zu 100% am Gesäß vorbei gehen.

Meik 16.08.2024 18:52

Hier und da ist es aber auch eine Frage das gerade in D unglaublich stark verwurzelte Scheuklappendenken und an altem festhalten wirklich Wohlstand bedeutet.

Ist eine Stadt die am Verkehr, Lärm und Abgasen erstickt Wohlstand oder wäre die Lebensqualität anders nicht weitaus höher? Ist 2km mit dem Auto, Parkplatz suchen usw. wirklich bequemer und mehr Wohlstand als mal 15min an der frischen Luft laufen oder mit dem Rad fahren?

Haben wir immer so gemacht, Alternativen werden gar nicht erst probiert, da ist das große Problem. Verkehr ist da ein Beispiel. Wie viele wehren sich gegen Modernisierung im Wohnungsbau. Aber was ein gut gedämmtes Gebäude auch im Sommer an Zugewinn Wohnqualität ist werden die Leute wohl nie merken. Hauptsache das größere Auto als der Nachbar, die tollere Urlaubsreise mit der man angeben kann, ... viele Kleinigkeiten. Ich habe mich seit Jahren daran gewöhnt mit dem Einkaufstrolley den knappen Kilometer zum Supermarkt zu gehen und schnell gemerkt dass das eigentlich viel bequemer ist als mit dem Auto. Wenn man die Alternative ernsthaft probiert hat merkt man an vielen Stellen dass "ham wa immer so jemacht" oft gar nicht bequem ist nur weil man sich gegen jede Veränderung sträubt.

Viele Städte haben aufgrund massiver Verkehrsprobleme die Wende auf die harte Tour angegangen. Massive Erhöhung von Parkgebühren, nur noch kleine Autos in die Stadt, Citymaut, Sperrungen, Beschränkungen der Zulassungszahlen und vieles mehr. Je weniger Verkehr desto voller wurden die Städte und so überhaupt nicht die Logik "keine Autos = tote Städte".

keko# 16.08.2024 18:53

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1754363)
Gewiss geht uns Wohlstand über alles. Ich lebe ebenfalls bequem. Den Preis unseres Wohlstands zahlen Menschen, die uns zu 100% am Gesäß vorbei gehen.

Das ist so (am Gesäß geht mir aber niemand vorbei), aber d.h. doch nicht, dass sie es nicht tun, wenn es mir schlechter geht. Diese Umkehrung lese ich hier und da heraus. Die Umkehrung würde vielleicht in einem Minikosmos funktionieren.
Aus einer wirtschaftlich komfortablen Situation habe wir doch die nötigen Gestaltungsmöglichkeiten.

Trimichi 16.08.2024 19:06

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1754370)
Das ist so (am Gesäß geht mir aber niemand vorbei), aber d.h. doch nicht, dass sie es nicht tun, wenn es mir schlechter geht. Diese Umkehrung lese ich hier und da heraus. Die Umkehrung würde vielleicht in einem Minikosmos funktionieren.
Aus einer wirtschaftlich komfortablen Situation habe wir doch die nötigen Gestaltungsmöglichkeiten.

Vllt daemmerst ja dann dem Herrn Lehrer, wenn er in Rente ist, und man in Stuttgart wie in Madrid diese Woche 51°C misst. So ein Shice Geheuchel. Natürlich geht dir das komplett vorbei, sonst würdest du anders leben, eben nicht dein Kackego auf dem Leiden der anderen aufbauen. Das wird auch nix mehr mit dem Klima, solange solche Idioten wie du dafür bezahlt werden, Doppelmoral zu lehren. Was machen eigentlich mal deine Enkel? In 30 Jahren? Hast du dann soviel zusammen gerafft , dass die wegen stinkender Luft und Hitze unterirdisch mit Filteranlagen und AC leben? Schon mal darüber nach gedacht wo die dann spielen? Ich vergaß, mit deinem Computer. Das mit dem Minikosmos mag vllt funktionieren, nur brauchen wir Atombomben, oder neue Langstreckenwaffen in DE, um uns gegen die Millionen von Klimaflüchtlingen zu verteidigen? Ja glaubst du die verhungern und verdursten einfach kampflos? So nach dem Motto, ach naja, ist's halt heiß. Oder vllt richtens ja auch die Affenpoken. Was heißt denn ueberhaupt schlecht gehen? Wo bleiben die Gestaltungsmöglichkeiten wenn es so heiß ist dass du es Mittags nicht mehr draussen aushältst? Und du hast Ausschlag? Lieber SUV fahren als Impfdosen spenden. Riesenarschlöcher seid ihr! Und dann der ganze Dreck und der Gestank (Abgase). Meinst nicht eine Vollbremsung wäre besser als ein weiter so. Auch negative Acceleration bedeutet noch ein Vorwärts aus dem Zeitpfeil. Wirtschaftswachstum ungleich Pfeil der Zeit (Zeitpfeil). Wie doof kann einer sein? Mei oh mei. Glaubst die Dinosaurier haben sich entwickelt, weil es grad soviel Geld gab und Prospertiaet an der Börse? Oder die Blauwale? Oder die Giraffe? Oder auch die Lemuren?

Mir ist das wurst. Ich muss es nicht mit meinem Gewissen ausmachen, dass andere verrecken und ausgebeutet werden müssen nur damit ich als toller Hecht in Erscheinung treten kann. Mit dieser ganzen Schosse, hatte und habe ich nichts zu tun. Diesen Vertrag habe ich nicht unterzeichnet.

Also denk mal an mich in 10 Jahren wennde in Speckgürtel 50°C hast. Und was dann in Regionen Afrikas los ist, wo's sowieso schon seit Jahren nicht mehr regnet , möchtest du auch nicht wissen.

Schwarzmagier seid ihr - denn was du meinem Geringsten antust, das tust du mir an. Andere nennen das Karma. Aber Atheismus schützt ja bekanntlich vor allem: ihr Kapitalistenschweine, ihr! Und von Triathlon null Ahnung! ;) Idioten seid ihr!

deralexxx 16.08.2024 20:08

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1754363)
Gewiss geht uns Wohlstand über alles. Ich lebe ebenfalls bequem. Den Preis unseres Wohlstands zahlen Menschen, die uns zu 100% am Gesäß vorbei gehen.

Und da frage ich mich ob es denn okay ist, für den Wandel zu sein, dass wir uns als Gesellschaft ändern, ohne dass man für sich selbst zurück in die Höhle geht, alle Hobbies aufhört um in einer Diskussion nicht sofort "aber du machst doch auch xxx" zu bekommen?

Ich denke schon

sybenwurz 16.08.2024 20:27

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1754349)
Ich möchte ein modernes und sicheres Rennrad benutzen, ...

Hast du dein damaliges Rennrad zu der Zeit als unmodern oder unsicher beurteilt (und gehofft, dass die nächsten 20Jahre bloss schnell rumgehn, weils dann sicher die totalen Highendgeräte gäb) und wie denkst du, würdest du es heute betrachten, wenn es mit Alufelgen, Seitenzugbremsen und 8fach, am Unterrohr gerührt, heute immer noch Stand der Technik wäre?
Würdest du was vermissen? Ich denke nicht.
Und ich bin mir sicher, auch weil ich diese Situation relativ oft durchdenke, dass ich keine Beanstandungen hätte, wenn wir unseren aktuellen Lebensstandard mal für n paar Jahre einfrieren würden.
Ich würde sogar so weit gehn zu behaupten, dass ein wenig Rückschritt nicht schaden würde und wäre herzliche gespannt auf das Experiment, speziell der Generation, die vollständig von von Anette Bayern Infiltrierten aufgezogen wurde und schon ausm Kinderwagen raus die Eltern nur mit Smartphone vorm Kopp kennt, das Internet mal zu kappen...:Cheese:

Klugschnacker 16.08.2024 20:33

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1754370)
Aus einer wirtschaftlich komfortablen Situation habe wir doch die nötigen Gestaltungsmöglichkeiten.

Je reicher der Bürger, desto höher seine Emissionen. Das ist die Realität. Dazu gehört auch mein Hawaiiflug.

Unser Wohlstand und sein fortwährendes Wachstum ist der Kern des Problems. Wir leben nicht nur bei den Treibhausgasen, sondern insgesamt über dem, was die Erde dauerhaft vertragen kann.


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