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Klugschnacker 03.11.2020 13:28

Der Deutsche Olympische Sportbund DOSB hat einheitliche Hygienestandards für Sportveranstaltungen formuliert. Geprüft wurden diese durch die TÜV Rheinland Cert GmbH.

Darin heißt es für den Zugang zu Sportstätten:
Einlass nur mit Informationsabgabe
Beim Zugang müssen sich alle Teilnehmenden ausweisen; wenn nicht alle vorab angeforderten Informationen abgegeben wurden, ist der Zugang zu verweigern.

gaehnforscher 03.11.2020 13:50

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1562753)
Da erkenne ich tatsächlich keinen Zusammenhang, bezogen auf meinen von dir zitieren Ausgangspost. Mit dem Verweis auf den Kommentar wollte ich nur bei aller Lockdown-Euphorie darauf hinweisen, dass es sich dabei keinesfalls um leichtfertige Maßnahmen handelt und tiefergreifende Maßnahmen damit nicht plötzlich weniger eingreifend sind. Wir haben es aktuell mit schweren Eingriffen in die Grundrechte zu tun. Dies geschieht vor dem Hintergrund der laufenden Pandemie und können damit ggf. legitimiert werden (das entscheiden letztlich die Gerichte). Allerdings sollte man das nicht aus den Augen verlieren und möglicherweise langfristige Folgen diskutieren. Deshalb sollte u.a. das Infektionsschutzgesetz überarbeitet werden, da es offensichtlich nicht für eine Pandemie wie Corona geeignet war. In NRW wurde bspw. beschlossen, dass die pandemische Lage jeweils für zwei Monate beschlossen werden kann und daraufhin wieder neu im Parlament beschlossen werden muss. Ein derzeit langanhaltender Zustand von Grundrechtseinschränkungen war nie vorgesehen.

Wenn wir jetzt darüber diskutieren, dass die BRD ähnlich wie China Daten erheben soll, um selektiv Zugänge zu bestimmten Orten zu ermöglichen, dann finde ich eine Diskussion darüber durchaus angebracht. Käme nämlich eine andere Partei in Regierungsverantwortung, dann würde mein Vertrauen in die Politik sehr anders aussehen.

Mir ging es darum, dass halt mit der Zeit leider nicht viele andere Optionen bleiben, als bestimmte Rechte/ Freiheiten einzuschränken, wenn das Thema mit der weitgehenden Eigenverantwortung nicht funktioniert.

Ich Teile durchaus deine Ansicht, dass man für die Zukunft deutlichere Regularien für die Einschränkung von Rechten schaffen sollte, um möglichem Missbrauch vorzubeugen. Eigentlich gab es da jetzt auch genug vorbereitungszeit.

Dazu hattest du das Thema Denuziantentum angesprochen. Deswegen die etwas philosophische Frage, wer der eigentliche Übeltäter ist. Derjenige, welcher seine eigenen Interessen im Namen der Freiheit zu sehr über die Interessen und Freiheit der Gemeinschaft stellt, oder derjenige, der darauf "hinweist". Wenn ich einen wesentlichen Teil meiner Freizeit dafür hergebe, um anderen das Sport treiben zu ermöglichen und jmd 2 Tage nach Belehrung zum Hygienekonzept bereits drauf pfeift, dann geb ich das halt im Verein entsprechend weiter und trainiere diese Person nicht weiter, zumal ich als Übungsleiter ja am Ende auch selbst Verantwortung fürs Einhalten des Hygienekonzept trage (unabhänigig von meiner eigenen Meinung zu einzelnen Punkten) und verischern muss, dass alle Teilnehmer ordnungsgemäß belehrt wurden. Da hab ich auch jmd verpfiffen/ denuziert (und da ging es nicht "nur" um nen MNS), aber man hätte sich ja auch im Sinne aller einfach mal daran halten können, statt zu riskieren, dass das Gesundheitsamt bei einer Kontrolle unter Umständen verständlicherweise die Bude für alle dicht macht, weil das Hygienekonzept nicht umgesetzt wird.

Deswegen die Frage, nimmt in erster Linie das Misstrauen und Anpfeifen zu, oder nicht in erster Linie der Egoismus. Sry, wenn das nicht direkt deutlich wurde oder der mein gedanklicher Bogen zu weit war.:Blumen:

gaehnforscher 03.11.2020 14:10

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1562754)
Ich glaube dir sofort, dass sich die Anekdote so zugetragen hat. Aber was lernt jetzt deine Seniorengruppe aus der vierwöchigen Schwimmbadschließung?

Glaubst, du dass sie mit ihrem Unverständnis, dass ihnen ihr Schwimmbad befristet weggenommen wird, nach dem "Mini-Lockdown" die Abstände und AHA-Regeln besser einhalten?

Ich glaube, so wie sich die Zahlen aktuell entwickeln, dass wir die befürchtete Überlastung des Gesundheitswesens wieder sehr gut vermeiden können (auch wenn die Zahl der Intensivpatienten sich gegenüber dem heutigen Stand zweifellos nochmal verdoppeln wird, denn die Leute die heute stationär aufgenommen werden, wurden in der Regel ja vor einer Woche positiv getestet.
Im Dezember haben sich die Zahlen dann soweit beruhigt, dass die Gesundheitsämter wie erhofft wieder Zugriff auf die Infektketten haben. Die Politiker werden sich auf die Schulter klopfen. Dann normalisiert sich das öffentliche Leben wieder ein Stück weit, Weihnachten und Silvester kommen, endlich wieder soziale Kontakte , die Skilifte öffnen wieder, der Weihnachtsurlaub wird 2020 so wichtig wie noch nie, weil ja der Herbsturlaub ausfallen musste... man kann das Gedankenexperiment immer weiter denken.

Ob diejenigen, die die Politik mit dem aktuellen Mini-Lockdown mit einer 75%igen Reduzierung ihrer sozialen Kontakte bestrafen wollte, in 4 Wochen wirklich etwas dazu gelernt haben, bezweifle ich.

Ich schrub ja, dass ich in der Theorie die Schließungen nicht für notwendig halte.

Ich bin durchaus bei dir, dass genau diese Personen vermutlich nichts groß daraus lernen werden, was halt sehr schade ist, weil es am Ende allen gewisse Freiheiten kostet. Aber darum was zu lernen geht es ja aktuell nicht, sondern darum Kontakte zu reduzieren. Sie werden sich ja vorraussichtlich zumindest nicht mit der kompletten Gruppe in einer Wohnung treffen. Ob es vllt auch ohne "Lock-Down" gegangen wäre allein durch Einschränkungen bei Großveranstaltungen, wie kurz vorher beschlossen, wenn man denn noch ein wenig abgewartet hätte? Vielleicht.

Vielleicht hätte man aber auch die Veranstalter schützen können, wenn sich in den Alltagssituationen mehr Leute an die eigenen Nase gefasst hätten. ;) Einen Großteil hier mag das nicht betreffen. Ich fand den Kommentar zum Thema Individualismus trotzdem recht prägnant und es regt vllt auch ein wenig an, sich trotzdem auch selbst zu hinterfragen.

Helmut S 03.11.2020 14:14

Zitat:

Zitat von gaehnforscher (Beitrag 1562810)
Dazu hattest du das Thema Denuziantentum angesprochen. Deswegen die etwas philosophische Frage, wer der eigentliche Übeltäter ist. Derjenige, welcher seine eigenen Interessen im Namen der Freiheit zu sehr über die Interessen und Freiheit der Gemeinschaft stellt, oder derjenige, der darauf "hinweist".

https://www.youtube.com/watch?v=N11SOHHux5E ;)

Philosophisch gesehen ist es halt eine Frage der Wertepriorität wer der (moralische) Übeltäter ist. Auch wenn die meisten Menschen in unserem Land einen gemeinsamen Satz von Werten teilen, so ist die Reihenfolge der Wertigkeit subjektiv, durchaus unterschiedlich und situativ flexibel. Es hängt halt von der konkreten "moralischen Umgebung" (vom "Milieu") ab in der man sich befindet. :Blumen:

aequitas 03.11.2020 14:21

Zitat:

Zitat von gaehnforscher (Beitrag 1562810)
Mir ging es darum, dass halt mit der Zeit leider nicht viele andere Optionen bleiben, als bestimmte Rechte/ Freiheiten einzuschränken, wenn das Thema mit der weitgehenden Eigenverantwortung nicht funktioniert.

Ich Teile durchaus deine Ansicht, dass man für die Zukunft deutlichere Regularien für die Einschränkung von Rechten schaffen sollte, um möglichem Missbrauch vorzubeugen. Eigentlich gab es da jetzt auch genug vorbereitungszeit.

[...]

Deswegen die Frage, nimmt in erster Linie das Misstrauen und Anpfeifen zu, oder nicht in erster Linie der Egoismus. Sry, wenn das nicht direkt deutlich wurde oder der mein gedanklicher Bogen zu weit war.:Blumen:

Deshalb muss man klare Regeln/Gesetze dazu schaffen. Es geht dabei um grundlegende Freiheitsrechte, wie bspw. der Bewegungs- und Berufsfreiheit. Dazu gab es gestern ein Beispiel im ARD Extra eines Berufsmusikers, den ein "Quasi"-Berufsverbot für den November betrifft und dessen Einnahmen im November 2019 nicht vorhanden waren, da er die Zeit für die Investition in ein neues Album nutzt. Klar, alle Einzelfälle sind nie abzudecken und können in der Kürze der Zeit nicht abgewogen werden. Es geht aber um den Gewöhnungs-/Normalisierungseffekt in der Gesellschaft. Die aktuellen Maßnahmen werden als richtig und notwendig erachtet und damit normalisiert. In der Zukunft mögen sie uns gar harmlos erscheinen (s. Euphemismus lockdown light). Wozu werden dann diese Maßnahmen ggf. eingesetzt? Lockdown von Stadtteilen zur "Reduzierung von Straftaten"? Wir kennen ja die beeinflussenden Variablen: Soziale Schicht, Quartier, Alter, Geschlecht, Bildung, Uhrzeit, Jahreszeit. Also mach Lockdown entsprechender Stadtteile mit hoher Kriminalität Sinn. Das ist ein weithergeholtes Beispiel, aber das wurde u.a. in dem Kommentar aufgegriffen.

Es geht auch nicht darum, ob der Egoismus zunimmt oder das Anpfeifen. Siehe auch dazu die Ausführungen im oberen Absatz. Allerdings wird ein bestimmtes Verhalten normalisiert: Anpfeifen bei Regelverstoß oder Missachtung von Konvetionen. Das mag banal klingen, aber ich halte das für keine schöne Gesellschaft, in der Anpfeifen zum guten Ton gehört.

Lese das Buch zwar gerade selbst erst, aber durchaus spannend im Zusammenhang mit dieser Diskussion und Corona ist Corpus Deliciti von Juli Zeh:

Corpus Delicti behandelt die Problematik einer Gesundheitsdiktatur in naher Zukunft am Beispiel einer Herrschaftsform, die einen Unfehlbarkeitsanspruch erhebt. Juli Zeh greift Entwicklungen der heutigen Zeit auf, führt sie weiter und nimmt sie als Grundlage eines Staates, den sie METHODE nennt. Der Roman warnt den Leser vor kritischen Entwicklungen der heutigen Gesellschaft und appelliert an seine Mündigkeit und Eigenverantwortung.

Bockwuchst 03.11.2020 14:30

https://www.spiegel.de/wissenschaft/...c-99bb69f8fc3c

Die akkreditierten Labore können die Testflut nicht mehr lange bewältigen. Der Rückstau wird größer. Am Montag waren noch beinahe 100.000 Tests aus der Vorwoche ohne Befund. Der Verband der Labore appeliert, die Zahl der Tests die verdachtsunabhänig und ohne Symptome durchgefphrt werden, müsse dringend reduziert werden. Andernfalls verliert man den Überblick über das tatsächliche Infektionsgeschehen. Ähnlich wie bei den Kliniken müssen auch alle anderen Untersuchungen, die nicht mit Corona zu tun haben, bewältigt werden.

qbz 03.11.2020 14:31

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1562835)
Deshalb muss man klare Regeln/Gesetze dazu schaffen. Es geht dabei um grundlegende Freiheitsrechte, wie bspw. der Bewegungs- und Berufsfreiheit. Dazu gab es gestern ein Beispiel im ARD Extra eines Berufsmusikers, den ein "Quasi"-Berufsverbot für den November betrifft und dessen Einnahmen im November 2019 nicht vorhanden waren, da er die Zeit für die Investition in ein neues Album nutzt. Klar, alle Einzelfälle sind nie abzudecken und können in der Kürze der Zeit nicht abgewogen werden. ......

Da irrte sich der Berufsmusiker:

Soloselbstständige können wählen: Ihre Hilfszahlungen bemessen sich entweder am November 2019 oder am durchschnittlichen Monatsumsatz des Vorjahres. Wer bereits staatliche Leistungen wie Kurzarbeitergeld oder Überbrückungshilfe bezieht, muss diese mit der November-Hilfe verrechnen.

aequitas 03.11.2020 14:34

Dann hatte er wohl nicht ganz recht. Allerdings ändert es nichts an der generellen Aussage.

Er sprach übrigens von Studioaufnahmen im Herbst 2019. Über welchen Zeitraum sich ein solches Prozess erstreckt, weiß ich nicht. Solo-Selbstständige haben es in diesen Zeiten jedoch sicherlich nicht einfacher.

keko# 03.11.2020 14:42

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1562753)
...

Wenn wir jetzt darüber diskutieren, dass die BRD ähnlich wie China Daten erheben soll, um selektiv Zugänge zu bestimmten Orten zu ermöglichen, dann finde ich eine Diskussion darüber durchaus angebracht. Käme nämlich eine andere Partei in Regierungsverantwortung, dann würde mein Vertrauen in die Politik sehr anders aussehen.

Bei Frau Merkel und der aktuellen Regierung habe ich wenig Bedenken. Doch Mehrheiten können sich schnell ändern, das lehrt die Geschichte. Wer hätte 1995 gedacht, dass wir uns 25 Jahre später über Apps im Kontext von Corona unterhalten? Welche Regierungsmehrheiten haben wir heute in 25 Jahren?
Ob China allein durch die App erfolgreich im Kampf gegen Corona war, kann ich nicht beurteilen. Ich vermute, ohne Druck der Regierung wäre es nicht gegangen.

merz 03.11.2020 15:41

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1562754)
Ich glaube, so wie sich die Zahlen aktuell entwickeln, dass wir die befürchtete Überlastung des Gesundheitswesens wieder sehr gut vermeiden können (auch wenn die Zahl der Intensivpatienten sich gegenüber dem heutigen Stand zweifellos nochmal verdoppeln wird, denn die Leute die heute stationär aufgenommen werden, wurden in der Regel ja vor einer Woche positiv getestet.
Im Dezember haben sich die Zahlen dann soweit beruhigt, dass die Gesundheitsämter wie erhofft wieder Zugriff auf die Infektketten haben. Die Politiker werden sich auf die Schulter klopfen. Dann normalisiert sich das öffentliche Leben wieder ein Stück weit, Weihnachten und Silvester kommen, endlich wieder soziale Kontakte , die Skilifte öffnen wieder, der Weihnachtsurlaub wird 2020 so wichtig wie noch nie, weil ja der Herbsturlaub ausfallen musste... man kann das Gedankenexperiment immer weiter denken.

ja leider geht dass dann ganz einfach weiter:
Stellen wir uns vor durch den "Wellenbrecher" schrammen wir an einer totalen Eskalation vorbei, dann wird Dezember wieder "lockerer", dann zieht es wieder an.
Am Ende "retten" wir uns in einer Achterbahn aus "Wellenbrechern" bis in den Sommer (und sind hoffentlich näher an einer Impflösung)? - oh je...

m.

Flow 03.11.2020 15:46

Zitat:

Zitat von rundeer (Beitrag 1560388)
Ich bin diese Woche selber positiv getestet worden und sitze jetzt zu Hause in Isolation. [...] Meine Symptome sind eher mild (Druckgefühl auf der Lunge, Abgeschlagenheit, leichte Halsschmerzen).

Was macht die Gesundheit ?

:Huhu:

LidlRacer 03.11.2020 16:15

Virologin Melanie Brinkmann kann man sich auch mal kurz (6 Min.) anhören:

„Ich bin es leid. Wir haben den Sommer verschwendet“

merz 03.11.2020 16:37

+1, Danke für den Hinweis

m.

qbz 03.11.2020 19:02

Zwei Pianisten stellten einen Eilantrag, um ein Konzert in der Staatsoper spielen zu können. Das Verwaltungsgericht urteilte gegen sie.

"Die Verordnung beruhe auf einer verfassungskonformen Rechtsgrundlage, heißt es von Seiten des Gerichts. Sie diene dem legitimen Zweck, Corona-Infektionen vorzubeugen und die Funktionsfähigkeit des öffentlichen Gesundheitssystems zu schützen. Da während eines Konzerts und auf dem Weg dorthin Menschen aufeinanderträfen, erscheine das Verbot sinnvoll."

Weiteres zum Urteil im Link.

tri-memory 03.11.2020 19:14

Durcheinander bei Corona-Zahlen- Weniger beatmete Patienten
 
ein interessanter Beitrag über die Belegung der ICU-Betten (Intensiv Care Unit [Intensivbetten] ), welche einerseits tatsächlich beatmet werden müssen, andererseits und auch positiver weise ohne Beatmung ICU-Betten nutzen.


https://www.br.de/nachrichten/bayern...ienten,SF7eOLh

Hafu 03.11.2020 19:16

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1562876)
ja leider geht dass dann ganz einfach weiter:
Stellen wir uns vor durch den "Wellenbrecher" schrammen wir an einer totalen Eskalation vorbei, ...

Ich glaube nicht, dass wir durch den Wellenbrecher an der Eskalation vorbeischrammen, sondern wir können die befürchteten Worst case-Szenarien vermeiden, weil zwar viele Leute im August und September leichtsinnig waren, aber eben auch nicht komplett blöd sind und bei ansteigenden Infektzahlen (auch ohne LockDown) ihr Verhalten anpassen bzw. schon angepasst haben (und auch weil die Gesundheitsämter, die Labors und das Gesundheitswesen trotz der angespannten Situation nach wie vor einen guten Job machen)

Anders wäre es nicht zu erklären dass der R-Wert schon seit 4-5 Tagen sinkt, der exponentielle Anstieg seit ein paar Tagen nur noch linear und nicht mehr exponentiell ist und jetzt auch schon erstmals sinkende tägliche Infektzahlen gemeldet werden.

Der Mini-Lockdown wird diese Entwicklung sicher noch mal beschleunigen, aber dessen Effekte sind in der Infektstatistik frühestens in 10 Tagen ablesbar.

ThomasG 03.11.2020 19:31

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1562641)
Stell Dir folgende Situation vor:
Ein gewisser Herr Klugschnacker betreibt ein Triathlon-Forum. Da funktioniert alles prima.

Auf einmal steht der wichtigste Wettkampf auf Hawaii vor der Tür. Frodo, Kienle, Lang - selbst FreFu und die Raelert-Brüder in Bestform.
Arne wird in Talkshows eingeladen, berichtet immer wieder über diese tolle Sportart - erklärt, worauf es ankommt.

Auf einmal betreten nacheinander Waldemar Hartmann und Marcel Reif die Bühne und wundern sich öffentlich: Was, das kann doch kein Triathlon sein, die Athleten haben gar kein Gewehr dabei!

Arne erklärt geduldig: Hey, Du verwechselst das mit einer anderen Sportart.
Hartmann und Reif hören nicht zu, gestehen keinen Fehler ein und fangen dann an zu schwadronieren, dass Triathlon eine Erfindung von Arne sei, immerhin gäbe es kein Bier und keinen Schnee auf Hawaii.

Was meinst Du, was Arne von der Triathlon- (nicht Fußball-)Kompetenz von Reif & Co. hielte?

Edit: Sorry, Arne. Mir fiel keine andere Koryphäe für Triathlon-Berichterstattung ein.

Ich reagiere manchmal auch relativ empfindlich, wenn ich das Gefühl habe ein anderer Mensch, der sich in bestimmten Wissensbereichen mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich schlechter auskennt als ich, sich so gibt als bestände da prinzipiell kein solcher Unterschied zwischen uns.
Das kann schon auch kränken.
So intensiv verfolge ich die "Skeptikerszene" nicht, aber bei manchem habe ich den Eindruck sein Auftreten hat sich in Richtung radikaler wirkend verändert.
Beide "Seiten" können und sollten dazu beitragen, dass man sich nicht immer krasser voneinader entfernt finde ich.

LidlRacer 03.11.2020 20:41

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1562927)
Anders wäre es nicht zu erklären dass der R-Wert schon seit 4-5 Tagen sinkt, der exponentielle Anstieg seit ein paar Tagen nur noch linear und nicht mehr exponentiell ist und jetzt auch schon erstmals sinkende tägliche Infektzahlen gemeldet werden.

Der Mini-Lockdown wird diese Entwicklung sicher noch mal beschleunigen, aber dessen Effekte sind in der Infektstatistik frühestens in 10 Tagen ablesbar.

Ähm, nein. Abgesehen vom üblichen Muster innerhalb der Woche ist nichts gesunken - also nicht gegenüber dem gleichen Tag in der Vorwoche - auch nicht annähernd.

PS:
Wahrscheinlich meinst Du wieder die kleinen Schwankungen in der roten Kurve hier (16:41 Uhr):
https://www.spiegel.de/wissenschaft/...2-2e663818da1c

Denen vertraue ich nach wie vor nicht.

FinP 03.11.2020 20:54

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1562928)
Beide "Seiten" können und sollten dazu beitragen, dass man sich nicht immer krasser voneinader entfernt finde ich.

Im Beispiel müsste also sich der Experte mit dem Schreihals auf den Kompromiss einigen, dass es keinen Schnee auf Hawaii gibt und es deshalb dort kein Triathlon geben kann?

Teile der "Kritik" an Tatsachen (nicht an Maßnahmen) sind tatsächlich ähnlich abstrus.

Ich reagiere auch dünnhäutig, wenn jemand ohne blassen Schimmer in meinem Bereich, für den ich mir Expertise erarbeitet (!) habe, groß herumtönt und dann als gleichberechtigte "Meinung" dargestellt wird.

Das schließt nicht aus, dass ich mich mal irre und der fachfremde Schreihals auch mal recht hat, aber die Grundannahme einer gleichberechtigten Expertise ist doch eher merkwürdig.

ThomasG 03.11.2020 21:03

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1562650)
Ich habe mir auch den ganzen Vortrag (aber nicht mehr die ganze Fragerunde danach) angeschaut. Entgegen einiger begeisterten Reaktionen hier war ich eher enttäuscht; so mancher Podcast-Text von Drosten war schlüssiger und nachvollziehbarer, auch wenn viel Richtiges und Vernünftiges hier dabei war. Thomas' Verständnisproblem bei der Erläuterung der Artefakte hatte ich auch; gelungene Erklärung für Laien ist anders; und ich verstehe schon einiges über Datenauswertung (ich will mal nicht unterstellen, daß es nur Nebelkerzen waren, auch wenn es ein wenig danach klang). Er hat auch die Chance vertan, die Diagramme zum Wellenbrechen soweit zu erklären, daß die Idee und die Auswirkungsmechanismen über ein Schlagwort hinaus klar werden. Als Eigentor werte ich die Begründung für den Lockdown (so ab Min. 20), mit dem Vergleich von Kurven für DE und Argentinien. Er zeigt, daß Argentinien bei steigenden Zahlen harte Maßnahmen traf - und die Zahlen trotzdem stiegen, und er begründet dies mit dem Winter dort - völlig nachvollziehbar. Der Schwenk dann, daß wir deswegen den Lockdown brauchen, weil jetzt Winter ist, finde ich aber komisch: wenn es in Argentinien die Zunahme nicht gebremst hat, warum sollte es hier mehr bringen?
Schließlich fand ich seine mehrfache weinerliche Medien-Schelte (klingt wie die "Lügenpresse") kindisch, wenn auch nach seiner Erfahrung verständlich, und sein Wunsch nach Übergehen von Datenschutz per Verordnung inhaltlich verständlich, im Stil aber befremdlich. Auch seine Ablehnung der angelsächsischen Bewertung über verlorene Lebensjahre teile ich keineswegs.

Fazit: dies ist für mich nicht der Vortrag von Drosten, der "Zweifler" überzeugen kann. Da hat er deutlich besseres schon produziert. Ich hatte auch den Eindruck, daß er müde wirkte, so wie er auch immer wieder in seinem Notizbuch den Faden suchte.

Deinen Beitrag habe ich eben erst entdeckt.
Vielen Dank dafür!
Im Gegensatz zu mir, bist Du für mich ein "echter" Ingenör und dem ist bekanntlich nix zu schwör ;-)!
Spaß beiseite - ein wenig eitel bin ich ja auch und von daher ist das Gefühl für mich ganz angenehm davon zu erfahren, dass ein gestandener Ingenieur (so schätze ich Dich ein) mit den Erläuterungen in der Passage, die für mich ganz besonders interessant war, auch nicht so arg viel anfangen konnte.

Bockwuchst 03.11.2020 21:03

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1562946)
Ähm, nein. Abgesehen vom üblichen Muster innerhalb der Woche ist nichts gesunken - also nicht gegenüber dem gleichen Tag in der Vorwoche - auch nicht annähernd.

PS:
Wahrscheinlich meinst Du wieder die kleinen Schwankungen in der roten Kurve hier (16:41 Uhr):
https://www.spiegel.de/wissenschaft/...2-2e663818da1c

Denen vertraue ich nach wie vor nicht.

Im Moment sieht es meiner Meinung nach so aus, als hätten wir immer noch Wachstum, aber nicht mehr ganz so beschleunigt. Die Zahlen steigen im Vergleich zum gleichen Tag der Vorwoche, aber nicht mehr ganz so stark. Es ist aber wohl noch zu früh um sagen zu können ob es sich wirklich auf ein eher lineares Wachstum (wenn auch auf hohem Niveau) abflacht, oder ob das eher Effekte der Erfassung sind. Der Probenrückstau in den Labors wird immer größer, so dass es mehr Nachmeldungen aus den Tagen bzw sogar der Woche davor gibt. Der Einfluss des Wochenendes ist ja bekannt. Die Gesundheitsämter pfeifen aus dem letzten Loch usw.
Das RKI hat ja heute seine Teststrategie geändert, zurück zu einer Beschränkung auf symptomatische Patienten. Man muss schauen, was das mit den Zahlen macht. Verringert sich dadurch die Gesamtzahl der Tests, könnte es unter Umständen die Zahl der positiven drücken. Andererseits nimmt mit Sicherheit die Positivenrate zu wenn man gezielter testet, was dem entgegen wirkt.

LidlRacer 03.11.2020 21:08

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1562949)
Im Beispiel müsste also sich der Experte mit dem Schreihals auf den Kompromiss einigen, dass es keinen Schnee auf Hawaii gibt und es deshalb dort kein Triathlon geben kann?

Teile der "Kritik" an Tatsachen (nicht an Maßnahmen) sind tatsächlich ähnlich abstrus.

Oder wie es Frau Brinkmann heute sagte:
„Ich erzähl doch auch dem Automechaniker nicht, wo der Motor am Auto ist.“

Das tun hier aber Finanzwissenschaftler und Hausärzte sowie jede Menge von diesen aufgehetzte Hobbyvirologen ggü. echten Virologen und Epidemiologen.


https://twitter.com/c_drosten/status...24275362852865

ThomasG 03.11.2020 21:16

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1562949)
Im Beispiel müsste also sich der Experte mit dem Schreihals auf den Kompromiss einigen, dass es keinen Schnee auf Hawaii gibt und es deshalb dort kein Triathlon geben kann?

Teile der "Kritik" an Tatsachen (nicht an Maßnahmen) sind tatsächlich ähnlich abstrus.

Ich reagiere auch dünnhäutig, wenn jemand ohne blassen Schimmer in meinem Bereich, für den ich mir Expertise erarbeitet (!) habe, groß herumtönt und dann als gleichberechtigte "Meinung" dargestellt wird.

Das schließt nicht aus, dass ich mich mal irre und der fachfremde Schreihals auch mal recht hat, aber die Grundannahme einer gleichberechtigten Expertise ist doch eher merkwürdig.

Wir verstehen uns da glaube ich prinzipiell schon ganz gut,
Ich habe mich jahrelang ziemlich für sportwissenschaftliche Themen (mit Bezug zum Ausdauersport in erster Linie) und Ernährungslehre interessiert und da schon einiges gelesen und ich meine auch begriffen und auch lange behalten (es verblasst natürlich, wenn man sich nicht mehr so kümmert und bei mir war das so in den letzten Jahren).
Mir käme nie in den Sinn mich auch nur annähernd auf einer Stufe zu sehen mit Leuten, die ein entsprechendes Studium erfolgreich absolviert haben oder gar danach jahre- oder gar jahrzehntelang beruflich weiterhin dieses Spezialwissen gemehrt und intensiviert haben.
Mich kränkt es aber, wenn ich das Gefühl habe so behandelt zu werden als hätte ich so viel Ahnung von Sport und Ernährung wie der berühmte Durchschnittsbürger.
Ja - die Eitelkeit kann schon auch mal ganz schön im Wege stehen :-).

Ich habe da zu wenig Ahnung, aber ich glaube Herrn Wodarg hätte man schon durchaus eine Spur respektvoller gegenüber treten können, auch als ausgesprochener Fachmann im Bereich Virologie.

tandem65 03.11.2020 21:25

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1562638)
Das werden auch die Törrichten hier im Faden noch kapieren, eei unbesorgt.

Ich bin unbesorgt auch wenn ich nicht glaube daß der törichte hier im Faden das jemals kapiert.

LidlRacer 03.11.2020 21:31

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1562959)
Ich habe da zu wenig Ahnung, aber ich glaube Herrn Wodarg hätte man schon durchaus eine Spur respektvoller gegenüber treten können, auch als ausgesprochener Fachmann im Bereich Virologie.

Nein, kann man nicht. Von ihm sollte man erwarten können, dass er erkennt, wenn er von einem Spezialgebiet nicht ausreichend Ahnung hat, um öffentlich Ratschläge zu erteilen.

Er ist KEIN "ausgesprochener Fachmann im Bereich Virologie".
Wie kommst Du darauf?
https://www.psiram.com/de/index.php/Wolfgang_Wodarg

PS:
Da Du Psiram natürlich nicht glaubst:
Auch Wodargs eigene Biografie ergibt keinen Hinweis auf wesentliche virologische Kompetenz.

aequitas 03.11.2020 22:21

0,88

Hafu 03.11.2020 22:21

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1562946)
Ähm, nein. Abgesehen vom üblichen Muster innerhalb der Woche ist nichts gesunken - also nicht gegenüber dem gleichen Tag in der Vorwoche - auch nicht annähernd.

PS:
Wahrscheinlich meinst Du wieder die kleinen Schwankungen in der roten Kurve hier (16:41 Uhr):
https://www.spiegel.de/wissenschaft/...2-2e663818da1c

Denen vertraue ich nach wie vor nicht.

Die aktuellen NowCasting-Zahlen des RKI melden einen R-Wert von 0,98 (=geglätteter 7-Tage-Wert) Und der R-Wert sinkt bereits seit letztem Dienstag.

Und ich meine die stark reduzierte Anstiegsgeschwindigkeit: Wenn wir weiter einen exponentiellen Anstieg der infekte hätten (wie Spahn in der heutigen Pressekonferenz mathematisch falsch behauptet hat), dann müssten wir heute etwa doppelt so viel Neuinfekte haben, wie letzten Dienstag, also etwa 26000. Denn am 26.10 hatten wir 13 000 Neuinfekte und eine Woche zuvor 7000.

Tatsächlich haben wir "nur" 15000 Neuinfekte, also nur einen vergleichsweise moderaten (somit gebremsten) Anstieg der Neuinfekte im Vergleich zum letzten Dienstag.

Es ist schon klar, dass man als Politiker, der einerseits bei laufenden Gerichtsverfahren und gerade erst beschlossenen Verschärfungsmaßnahmen nicht in der Öffentlichkeit verkünden kann, dass sich die Situation entspannt, denn man muss ja die Mehrheit der Bevölkerung weiterhin für die AHA-Regeln motivieren und hat auch einen Rechtfertigungsdruck für den teuren Lockdown, aber es macht trotzdem keinen guten Eindruck (für mich), wenn man aus den vorliegenden vorbildlich transparenten Daten des RKI stets die negativsten Daten selektv herausgreift, die geeignet sind, die eigene Agenda zu stützen.

Deshalb wurde heute in den Medien auch bevorzugt der starke Anstieg der stationär bhandlungspflichtigen oder gar intensivpflichtigen Patienten hervorgehoben, der aber sehr leicht anhand der Neuinfekte in der Vorwoche prognostiziert werden kann (rund 4% der Covid-19-positiv getesteten werden eine Woche später ernsthaft krank und ca. 2 % (in Abhängigkeit von der Altersstrukur) landen aktuell auf der Intensivstation).
Dieser Anstieg ist also nur ein (prozentuales) Spiegelbild des starken Anstiegs der Vorwoche.

(und weil diese Entwicklung natürlich nicht nur mir, sondern auch Spahns Experten im Gesundheitsministerium nicht verborgen geblieben ist, wurden bisher die Elektiv-Eingriffe, die im Frühjahr bei geringeren Fallzahlen den Krankenhäusern untersagt worden sind, um Reservekapazitäten auf den intensivstationen zu schaffen, dieses mal im November nicht untersagt: in deutschen Krankenhäusern werden aktuell weiterhin auf Hochdruck verschiebbare Operationen wie künmstliche Hüft- und Kniegelenke durchgeführt)

LidlRacer 03.11.2020 22:36

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1562981)
0,88

Welches R? Es gibt ja diverse.
Und wo steht das?

LidlRacer 03.11.2020 22:52

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1562982)
Die aktuellen NowCasting-Zahlen des RKI melden einen R-Wert von 0,98 (=geglätteter 7-Tage-Wert) Und der R-Wert sinkt bereits seit letztem Dienstag.

Und ich meine die stark reduzierte Anstiegsgeschwindigkeit: Wenn wir weiter einen exponentiellen Anstieg der infekte hätten (wie Spahn in der heutigen Pressekonferenz mathematisch falsch behauptet hat), dann müssten wir heute etwa doppelt so viel Neuinfekte haben, wie letzten Dienstag, also etwa 26000. Denn am 26.10 hatten wir 13 000 Neuinfekte und eine Woche zuvor 7000.

Tatsächlich haben wir "nur" 15000 Neuinfekte, also nur einen vergleichsweise moderaten (somit gebremsten) Anstieg der Neuinfekte im Vergleich zum letzten Dienstag.

Es ist schon klar, dass man als Politiker, der einerseits bei laufenden Gerichtsverfahren und gerade erst beschlossenen Verschärfungsmaßnahmen nicht in der Öffentlichkeit verkünden kann, dass sich die Situation entspannt, denn man muss ja die Mehrheit der Bevölkerung weiterhin für die AHA-Regeln motivieren und hat auch einen Rechtfertigungsdruck für den teuren Lockdown, aber es macht trotzdem keinen guten Eindruck (für mich), wenn man aus den vorliegenden vorbildlich transparenten Daten des RKI stets die negativsten Daten selektv herausgreift, die geeignet sind, die eigene Agenda zu stützen.

Die Zahlen in den Tabellen sind nicht endgültig. Die werden ständig mehrere Tage rückwirkend geändert. Manchmal abwärts, manchmal aufwärts.
Ich nehme sie daher weiterhin nicht allzu ernst.

Ernst nehme ich weiterhin, dass ausnahmslos jeden Tag wesentlich höhere Zahlen gemeldet werden als 1 Woche zuvor.
Ja, positiv ist tatsächlich, dass wir von der Verdopplung pro Woche in der Spitze deutlich runter sind.
Der Anstieg schwankt aber noch deutlich - Minimum war wohl mal ca. 20 %.

LidlRacer 03.11.2020 23:03

Ich tippe mal auf ein tägliches Maximum von ca. 25.000 in dieser Woche.
Gern läge ich falsch, so dass wir das Maximum mit ca. 19.000 schon gesehen hätten ...

deralexxx 03.11.2020 23:08

Hatten wir schon das Lagebild der Regierung:

https://fragdenstaat.de/blog/2020/10...ntscheidungen/

Klugschnacker 03.11.2020 23:14

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1562982)
Wenn wir weiter einen exponentiellen Anstieg der infekte hätten (wie Spahn in der heutigen Pressekonferenz mathematisch falsch behauptet hat), dann müssten wir heute etwa doppelt so viel Neuinfekte haben, wie letzten Dienstag, also etwa 26000. Denn am 26.10 hatten wir 13 000 Neuinfekte und eine Woche zuvor 7000.

Das verstehe ich mathematisch nicht. "Exponentiell" bedeutet doch nicht zwangsläufig, die Werte verdoppeln sich von Woche zu Woche. Auch ein geringeres Wachstum kann exponentiellen Charakter haben.

Entscheidend für ein exponentielles Wachstum ist nach meinem Verständnis, dass die Zu- oder Abnahme proportional zur Menge der aktuell infizierten Menschen ist. Das bedeutet, die Zunahme ergibt sich durch Multiplikation der Infizierten aus der Vorwoche mit einem Faktor. Bei einem linearen Wachstum ergibt sich die Zunahme durch Addition.

Falls das jemand aus dem Stegreif klarstellen kann, wäre ich ein interessierter Leser. Falls es hingegen Mühe macht: lasst es sein, es ist nicht soo wichtig. :)

LidlRacer 03.11.2020 23:41

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1562996)
Das verstehe ich mathematisch nicht. "Exponentiell" bedeutet doch nicht zwangsläufig, die Werte verdoppeln sich von Woche zu Woche. Auch ein geringeres Wachstum kann exponentiellen Charakter haben.

Entscheidend für ein exponentielles Wachstum ist nach meinem Verständnis, dass die Zu- oder Abnahme proportional zur Menge der aktuell infizierten Menschen ist. Das bedeutet, die Zunahme ergibt sich durch Multiplikation der Infizierten aus der Vorwoche mit einem Faktor. Bei einem linearen Wachstum ergibt sich die Zunahme durch Addition.

Falls das jemand aus dem Stegreif klarstellen kann, wäre ich ein interessierter Leser. Falls es hingegen Mühe macht: lasst es sein, es ist nicht soo wichtig. :)

Wenn Du z.B. hier
https://interaktiv.tagesspiegel.de/l...and-landkreise
das Diagramm "neue Fälle" nimmst, ist die Beobachtung eines linearen Wachstums in letzter Zeit im Groben richtig.
An den 3 letzten Spitzen haben wir Pi mal Daumen wöchentlich einen Anstieg von etwa 5000 Fällen.

ThomasG 04.11.2020 06:24

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1562996)
Das verstehe ich mathematisch nicht. "Exponentiell" bedeutet doch nicht zwangsläufig, die Werte verdoppeln sich von Woche zu Woche. Auch ein geringeres Wachstum kann exponentiellen Charakter haben.

Entscheidend für ein exponentielles Wachstum ist nach meinem Verständnis, dass die Zu- oder Abnahme proportional zur Menge der aktuell infizierten Menschen ist. Das bedeutet, die Zunahme ergibt sich durch Multiplikation der Infizierten aus der Vorwoche mit einem Faktor. Bei einem linearen Wachstum ergibt sich die Zunahme durch Addition.

Falls das jemand aus dem Stegreif klarstellen kann, wäre ich ein interessierter Leser. Falls es hingegen Mühe macht: lasst es sein, es ist nicht soo wichtig. :)

Arne - ich gehe davon aus, dass Du Dich mindestens so gut wie ich mit den exponentiellen Funktionen, wie sie in der Mathematik beschrieben und charakterisiert werden, auskennst wie ich.
Natürliche Vorgänge sind glaube ich selten bis (fast) nie ideal.
Falls dem so sein sollte, macht gerade das es so schwer sie zu verstehen, zu beschreiben (bzw. zu modellieren) und sie zu beeinflussen.
In der Bewegungslehre der Physik haben wir als erste Bewegungsform gelernt, was eine gleichförmige Bewegung ist.
Dann hat man versucht uns beizubringen, was eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung ist.
Will man reale Bewegungen mit diesem Wissenshintergrund beschreiben, dürfte man sehr oft völlig scheitern.
Auf beide idealisierten Bewegungsarten trifft man in der Realität (so gut wie) gar nicht.
Die Vermehrung von Bakterien oder Viren lässt sich mit exponentiellen Funktionen idealisiert (!) wunderbar beschreiben.
In Realität laufen die Prozesse aber anders - bzw. vielleicht wäre es auch ganz angemessen zu sagen gestört - ab.
So können z.B. nicht alle Viren oder Bakterien vermehrt werden, weil eben Fehler auftreten beim "Kopieren" etwa, die das verhindern.
"Reines, ungestörtes exponentielles Wachstum" läuft für die meisten Menschen so ab, dass sie das schon atemberaubend empfinde können.
Es hat etwas lawinenartiges.
Ich habe schon öfter einen Satz gehört, den ich mir gemerkt habe, weil er mich nachdenklich gemacht hat:
Nichts in der Natur kann ewig wachsen!

Hafu 04.11.2020 06:37

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1562996)
Das verstehe ich mathematisch nicht. "Exponentiell" bedeutet doch nicht zwangsläufig, die Werte verdoppeln sich von Woche zu Woche. Auch ein geringeres Wachstum kann exponentiellen Charakter haben.

Entscheidend für ein exponentielles Wachstum ist nach meinem Verständnis, dass die Zu- oder Abnahme proportional zur Menge der aktuell infizierten Menschen ist. Das bedeutet, die Zunahme ergibt sich durch Multiplikation der Infizierten aus der Vorwoche mit einem Faktor. Bei einem linearen Wachstum ergibt sich die Zunahme durch Addition.

Falls das jemand aus dem Stegreif klarstellen kann, wäre ich ein interessierter Leser. Falls es hingegen Mühe macht: lasst es sein, es ist nicht soo wichtig. :)

Für mich ist exponentielles Wachstum, wenn die Steigung eines Graphen ansteigt und lineares Wachstum, wenn ein Graph eine Gerade darstellt.

Dass es im mathematischen Sinne auch Graphen gibt, die ein negativen exponentiellen Faktor haben,oder einen exponentiellen Faktor kleiner 1 und deren Kurve ganz anders aussieht, als man sich das bei Nutzung des Begriffs Exponentialfunktion vorstellt, ist klar, aber das ist sicher nicht der Sprachgebrauch, in dem man von exponentiellen Wachstum in dieser Pandemie redet, so wie es Spahn gestern getan hat.

keko# 04.11.2020 08:08

Das ist Stoff der 9. Klasse an Gymnasien hier in BaWü. Gefühlt schon 100.000x erklärt ;-) Durchschnittschülerhaft verständlich erklärt:

1. Beim exponentiellen Wachstum ist die Änderung, die hinzukommt, prozentual gleich.
2. Beim linearen Wachstum kommt immer ein gleichbleibender Wert hinzu.

Bsp:
Man hat 1.000€ auf dem Konto und erhält pro Jahr 5% Zinsen hinzu.
Man hat 1000€ auf dem Konto und bekommt pro Monat 50€ hinzu.

Das passende Sprüchlein: eine Bestand b wächst exponentiell, wenn b in der Form b(t)=c*a^t beschrieben werden kann.
(c=Anfangswert, a=Wachstumsfaktor; a>1: Bestand nimmt zu, a<1: nimmt ab)

Seyan 04.11.2020 08:14

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1563029)
Das ist Stoff der 9. Klasse an Gymnasien hier in BaWü. Gefühlt schon 100.000x erklärt ;-) Durchschnittschülerhaft verständlich erklärt:

1. Beim exponentiellen Wachstum ist die Änderung, die hinzukommt, prozentual gleich.
2. Beim linearen Wachstum kommt immer ein gleichbleibender Wert hinzu.

Bsp:
Man hat 1.000€ auf dem Konto und erhält pro Jahr 5% Zinsen hinzu.
Man hat 1000€ auf dem Konto und bekommt pro Monat 50€ hinzu.

Das Sprüchlein: eine Bestand b wächst exponentiell, wenn b in der Form b(t)=c*a^t beschrieben werden kann.
(c=Anfangswert, a=Wachstumsfaktor; a>1: Bestand nimmt zu, a<1: nimmt ab)

Dem Sportler kann man das Konzept der Differenzialrechnung viel einfacher erklären:

Weg -> abgeleitet davon Geschwindigkeit -> abgeleitet davon Beschleunigung

D.h. wenn der Weg linear zunimmt, hat man eine konstante Geschwindigkeit und keine Beschleunigung.

Auf die Infektionen bezogen wäre das also:

Infektionszahlen (Weg) -> abgeleitet davon R (Geschwindigkeit) -> abgeleitet davon Wachstum (Beschleunigung)

Solange der Wachstum nicht 0 ist, haben wir exponentielle Steigerungen bei den Zahlen.

Helmut S 04.11.2020 08:18

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1562996)
"Exponentiell" bedeutet doch nicht zwangsläufig, die Werte verdoppeln sich von Woche zu Woche. Auch ein geringeres Wachstum kann exponentiellen Charakter haben.

Ja.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1562996)
Entscheidend für ein exponentielles Wachstum ist nach meinem Verständnis, dass die Zu- oder Abnahme proportional zur Menge der aktuell infizierten Menschen ist.

Genauer: die Rate der Zu- oder Abnahme ist proportional zur Menge der aktuell infizierten Menschen ist

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1562996)
Das bedeutet, die Zunahme ergibt sich durch Multiplikation der Infizierten aus der Vorwoche mit einem Faktor. Bei einem linearen Wachstum ergibt sich die Zunahme durch Addition.

Linear meint halt, dass f'(x)=konstant gilt. Alle f(x)=mx+t also die Menge der Geraden, erfüllen das. m kann (siehe oben) natürlich auch was anderes als zwei sein. Und freilich: Eine lineare Entwicklung kann man durch Addition eines konstanten "Änderungswertes" erzeugen.

Exponentiell meint dagegen f'(x)=k*f(x). Die e-Funktion inkl. Streckungen und Dehnungen ( f(x)=n*e^(k*x) ) erfüllt das.

Das mit dem Multiplikationsfaktor ist mir im Moment nicht gegeben zu sehen. Denn: Wir haben im ersten Semester das Wachstum einer Karnickelpopulation simuliert. Dafür haben wir "das Wachstum der Natur" verwendet: Die Fibonacci-Folge. Die wächst auch exponentiell. Die ist f(x)=f(x-1)+f(x-2) und f(1)=1 und f(2)=1. Die Multiplikation mit einen Faktor sehe ich hier im Moment gerade nicht. Aus der Berechenbarkeitstheorie der theoretischen Informatik kenn man noch die extrem(!!) schnell wachsenden Ackermannfunktionen, hier sehe ich im Moment der morgendlichen "Dämpfung" auch keine Multiplikation.

:Blumen:

keko# 04.11.2020 08:19

Zitat:

Zitat von Seyan (Beitrag 1563033)
Dem Sportler kann man das Konzept der Differenzialrechnung viel einfacher erklären:

Weg -> abgeleitet davon Geschwindigkeit -> abgeleitet davon Beschleunigung

D.h. wenn der Weg linear zunimmt, hat man eine konstante Geschwindigkeit und keine Beschleunigung.

Auf die Infektionen bezogen wäre das also:

Infektionszahlen (Weg) -> abgeleitet davon R (Geschwindigkeit) -> abgeleitet davon Wachstum (Beschleunigung)

Solange der Wachstum nicht 0 ist, haben wir exponentielle Steigerungen bei den Zahlen.

Ja, das ist richtig. Die Differentialrechnung kommt aber erst in der 10. Gute Schulen machen in der 10. parallel in Physik solche Sachen, die du erwähnst. Dann erkennt der Schüler im Idealfall im Physikunterricht den Anwendungsfall der Differentialrechnung.

FinP 04.11.2020 08:37

An diesem Diskussionspunkt wird für mich deutlich, dass die meisten hier von den mathematischen Modellen keine Ahnung haben.

("negativer exponentieller Faktor", "R entspricht Geschwindigkeit", ...)

Ich finde das nicht schlimm, aber darum sind wir hier halt für dieses Thema keine Experten sondern interessierte Laien.

Edit: Um die Ausgangsfrage von Arne zu beantworten - bei idealen exponentiellen Prozessen ist die Verdopplungszeit/Halbierungszeit ("Halbwertszeit") tatsächlich konstant. Diese Verdopplungszeit muss aber natürlich nicht unbedingt genau eine Woche sein.
Aber ich gehe davon aus, dass das bei Dir nur eine rhetorische Frage war.

Edit2: Ich wurde auf eine Fehler in der Antwort bzgl. Verdopplungszeit hingewiesen. Ich habe diese Fehler selbst noch nicht gefunden, bin noch auch der Suche...


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