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Necon 27.03.2017 23:33

Also die grundsätzliche Idee des BGE ist wirklich das es jeder erhält und eben bedingungslos. Also natürlich auch die Sozialhilfeempfänger und auch der große Boss von irgendeiner Bank. Allerdings wurde vorher auch schon einmal angesprochen, dass es dann vielleicht eher in Form von Steuererleichterung wäre.

Auf die restlichen Fragen habe ich leider keine Antwort. Ob man ein BGE regional anpassen muss oder nicht, keine Ahnung. Auf die schnelle überlegt würde es Sinn ergeben, auf der anderen Seite führt das wiederum sicher zu Missbrauch. Es hat ja grundsätlich jeder die Möglichkeit sich auszusuchen wo man wohnen will, allerdings könnte das dann vielleicht wieder dazu führen das in vielen Gegenden nur Leute wohnen die sich dazu entscheiden allein von BGE zu leben! :confused:

Sicher ein interessanter Punkt!

captainbeefheart 27.03.2017 23:40

Deine erste Frage, Schwarzfahrer, ist hier schon ausführlich beantwortet: bedingungslos heißt: ohne Bedingungen, jeder.

Und wer was dazu verdient (verdienen will oder muss oder kann oder darf), macht das.

Mehr grundlegende Details unter dem Stichwort in Wikipedia und zu vielen Varianten dazu: googeln.

Wenn Du so gut verdienst, kannst Du schon heute wohltätig werden und mit dem BGE dann sogar noch mehr :-)

captainbeefheart 27.03.2017 23:49

Absolute Gleichheit gibt es nicht, kann es auch nicht mit dem BGE geben. Das will auch keiner wirklich, nehme ich mal an, Schwarzfahrer.

Was es geben kann, ist etwas mehr Ausgleich, Würde und Anreize sowie weniger Komplexität und Komplexitätskosten und schließlich (teilweise) Absicherung von gesellschaftlichen Transformationseffekten.

ThomasG 28.03.2017 07:29

Zitat:

Zitat von feinkost (Beitrag 1297848)
Ich habe heute in einem sozialen Brennpunkt mit einer Mitarbeiterin einer Kindertagesstätte / Hort ein Gespräch geführt.

Erfolgserlebnisse in Form dass Personen dieses Umfeld verlassen – selten. Sprachkenntnisse – seitens der Eltern was Deutsch angeht – wenig.
Unterstützung der Kinder bei den Hausaufgaben – fast keine.
Erfolgsaussichten auf dem Arbeitsmarkt, null – fast keine Qualifikation.

Die Mitarbeiterin meinte lapidar: die bekommen annährend so viel Geld wie ich, nur das ich hier die Erziehungsarbeit machen darf.
Solange das Geld fließt wird sich da auch nichts ändern, es gibt auch keinen Grund. Leistungsanreiz? Wofür? Dieses Klientel wählt nicht und hat weder politische noch andere Interessen.

Was wird passieren, wenn man diese Menschen finanziell und auch sonst vermehrt unter Druck setzt?
Der Druck wird auch bei ihren Kindern ankommen und das nicht zu knapp.
Solange die Kinder in einem einigermaßen finanziell abgesicherten Umfeld aufwachsen, dann haben sie zumindest die Chance irgendwann sich von diesem zu entfernen.

In den 1970ern bin ich als Kind mit meiner Schwester und meinen Eltern in ein Neubaugebiet gezogen.
Hier war die "Welt" ein bisschen geteilt.
Es gab relativ viele Sozialwohnungen.
In direketer Nachbarschaft gab es Hochhäuser und Mehrfamilienhäuser, in denen deutlich reichere Menschen einzogen und noch reichere wohnten in einer Siedlung ganz ohne Sozialwohungen und Hochhäuser (mehrheitlich Einfamilienhäuser).
Spannungen zwischen den Menschen unterschiedlicher Herkunft waren oft deutlich zu spüren.
Als Kind habe ich einem größeren Jungen mal etwas zu intensiv nachgeschaut, wenigstens empfand er das so und hat mir eine gedonnert.
Da wohnten wir noch nicht allzu lange in der Gegend.
Morgens in der Schule gab es täglich in den Pausen und vor dem Unterricht im Klassenzimmer Prügeleien und andere Aggressionen.
Mich ließen sie zum Glück in Ruhe.
Ich wirkte schwächlich und schüchtern.
Das war mein Schutz.
Sie bauten sich kleine Schleudern aus Draht und schossen mit verbogenen kurzen Drahtteilen durch die Gegend.
Wir Kinder nannten die Schleudern "U-Haken-Schleudern".
Zum Glück ist da nie was ernsthafteres passiert.
Es hätte durchaus zu schweren Augenverletzungen kommen können.
Das war eigentlich eine ganz normale Grundschule.
Später wurde sie erweitert und es kam eine Hauptschule dazu.
Die meisten der besonders auffälligen und aggressiven Kinder blieben dort bis zum Ende ihrer Schulzeit.
Ich konnte glücklicherweise weg von dieser Schule.
Ein bedeutender Teil der Kinder, die in den Sozialwohnungen aufgewachsen sind, sind sozial stark aufgestiegen.
Die meisten waren zwar nicht so arg lange auf der Schule, aber das hat ja auch Vorteile.
Sie waren dadurch schnell ziemlich fest und sicher beruflich im Sattel.
-> https://www.youtube.com/watch?v=TeVHVqzxW5c
https://www.youtube.com/watch?v=-MTFyzQWXcM

MatthiasR 28.03.2017 12:02

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1297863)
Gäbe es BGE tatsächlich für alle zusätzlich zum jeweils bisherigen Gehalt, nur bei Sozialhilfe wird diese durch BGE ersetzt?

Ich denke das war schon geklärt, selbstverständlich! Außer der Sozialhilfe würde natürlich auch das Arbeitslosengeld und 'Hartz 4' durch das BGE ersetzt werden. Und das Kindergeld.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1297863)
Aber ich käme mir schon sehr komisch vor, wenn ich plötzlich zusätzlich zu meinem (m.M.n.) mehr als ausreichendem Ingenieursgehalt (bei 24-h-Woche) nochmal BGE dazubekäme.

Irgendwie müsste das BGE ja finanziert werden, naheliegend wäre ein höhere Einkommenssteuer. Z.B. könnte die Steuerprogression so geändert werden, dass der Grundfreibetrag (das sog. 'Steuerfreie Existenzminimum') wegfällt, weil er in diesem Kontext ja keinen Sinn mehr macht.
Dadurch (und ggfs. durch Änderung der Progressionskurve) würde man ab einem bestimmten Gehalt trotz BGE am Ende nicht mehr rausbekommen. Wo diese Grenze liegen sollte, wäre natürlich eine spannende Diskussion.

Gruß Matthias

qbz 28.03.2017 12:42

Nur zur Information: Seit 2005 erhalten in DE nur noch nicht erwerbsfähige, vermögenslose Personen Soziallhilfe in den Kommunen, alle anderen Arbeitslosen müssen sich dem Arbeitsmarkt über die Jobcenter anbieten und beziehen Arbeitslosengeld II (Hartz IV).

Schwarzfahrer 28.03.2017 18:27

Zitat:

Zitat von MatthiasR (Beitrag 1297910)
Irgendwie müsste das BGE ja finanziert werden, naheliegend wäre ein höhere Einkommenssteuer. Z.B. könnte die Steuerprogression so geändert werden, dass der Grundfreibetrag (das sog. 'Steuerfreie Existenzminimum') wegfällt, weil er in diesem Kontext ja keinen Sinn mehr macht.
Dadurch (und ggfs. durch Änderung der Progressionskurve) würde man ab einem bestimmten Gehalt trotz BGE am Ende nicht mehr rausbekommen. Wo diese Grenze liegen sollte, wäre natürlich eine spannende Diskussion.

Danke, das klingt nach einem Ansatz, den ich nachvollziehen könnte.


Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1297867)
Absolute Gleichheit gibt es nicht, kann es auch nicht mit dem BGE geben. Das will auch keiner wirklich, nehme ich mal an, Schwarzfahrer.

Natürlich nicht. Ich dachte eher an das Risiko, daß die gewaltigen regionalen Unterschiede in den Lebenshaltungskosten zu Diskussionen über Gerechtigkeit führen könnten, die sich (z.B. durch findige Journalisten und Anwälte) aufgeblasen werden könnten, bis im schlimmsten Fall schlußendlich wieder ein hochkompliziertes System entsteht. Schließlich können die vielen Beamten, die sich aktuell um Hartz 4 kümmern, nicht alle arbeitslos werden, wenn durch die BGE alles extrem vereinfacht wird.

Ator 29.03.2017 11:19

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1297435)
Ein Einführen desgleichen müsste sicher auch mit einer Änderung der gesellschaftlichen Einstellung einhergehen, also jemand der nicht gewinnbringend Arbeitet ist NICHTS, müsste dann natürlich auch ersetzt werden, denn es würde sicher genug Menschen geben, die über Jahre hinweg bewusste nur vom BGE leben und eherenamtlich tätig wären.

Exakt das ist das Problem! Will soll man eine "Änderung der gesellschaftlichen Einstellung" erwirken? Die menschliche/ gesellschaftliche Einstellung kann man nicht per Gesetz erwirken. Und Gesellschaften verändern sich nicht von heute auf morgen. Das dauert Jahrzehnte, teilweise sogar Jahrhunderte.


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