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Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1777195)
Ich denke nicht, dass da ein wesentlicher Dissens zwischen Euch besteht. Manche Aufgaben sind Sache des einzelnen Bürgers, andere die der Gesellschaft als Ganzes. Die Differenzierung zwischen einem "individualistischen Menschenbild" und einem "kollektivistischen" halte ich für weitgehend substanzlos.
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Ich empfinde es essenziell, nicht substanzlos, weil darin für mich der wesentliche Unterschied zwischen Grüner/Linker (aber auch teilweise rechter) und Liberaler Politik besteht: wie weit darf der Staat (oder auch die Gesellschaft) in die persönliche Lebensführung und Lebensentscheidungen eingreifen? ich sage, so gut wie gar nicht. Ebenso bin ich für eine minimale Staatsquote, auf ein Kern begrenzt, während Grüne/Linke und oft rechte Politik auch (einschließlich der CDU seit Merkel und dem EU-Apparat) den Staat, ihre Funktionen und Befugnisse stetig ausweitet, so daß die "Gesellschaft" es immer normaler findet, für alles nach dem Staat zu rufen. Kohl sagte mal angeblich, "Bei einer Staatsquote von 50% beginnt der Sozialismus". Ob das die wahre Grenze ist, weiß ich nicht, aber ich will eine Politik, dessen Ziel es ist, diese Quote wesentlich zu senken.
Auch sehe ich bei vielen die kollektivistische Tendenz in den Klagen wegen der "Spaltung der Gesellschaft". Eine wirklich offene, liberale Gesellschaft ist in viele Individuen gespalten, denen allen ihr eigener Weg zugestanden wird, und das ist gut so - das ist wahre Vielfalt, nicht nur die Vielfalt von Hautfarbe und Geschlecht. Der Ruf nach der "Mitte", die "geschlossen" auftritt suggeriert ein Kollektiv, der nicht mit meinem Bild vom aufgeklärten Individuum zusammenpasst.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1777195)
Regeln sind Dir doch sehr willkommen, wenn sie die Migration einschränken, und unangenehm, wenn sie den Umweltschutz betreffen. Es geht also nach meiner Wahrnehmung nicht um das Vorhandensein von Regeln, sondern ganz einfach um die Themen, auf welche sich die Regeln beziehen. Wozu dann das ganze Latein vom Menschenbild?
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Weil es genau vom Menschenbild abhängt, welche Regeln man aufstellt. Wenn der Staat den Menschen keine rationalen Entscheidungen zutraut, reguliert er zu viel und bekommt Untertanen, wenn er den Menschen mehr Freiheit zugesteht, bekommt er auch mündige, verantwortungsbewußte und demokratisch aktivere Menschen (die auch mal widersprechen, wie unangenehm).
Der Staat soll aber nicht alles regeln, nur das, was für innere und äußere Sicherheit und für Rechtssicherheit untereinander nötig ist. Zuwanderung kontrollieren hat mit Sicherheit zu tun (Kriminalität, aber auch Sozialsysteme), Umweltschutz ist sinnvoll, darf aber nicht zu tief ins individuelle Leben eingreifen (z.B. Mülltrennung, Abgasreinigung, u.ä. sind o.k., da sie die Menschen weder viel kosten, noch ihre Wahlfreiheit einschränken, Strohhalme verbieten oder Menschen zu extremen Ausgaben zu zwingen durch Einschränkung von Antrieb oder Heizungtechnologie halte ich für übergriffig und ungeeignet).