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mwpk71 12.03.2024 18:53

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1740906)
??? Hä?

Evtl. habe ich Dich missverstanden, ich dachte du suchst Zahlen, bzgl. der weltweiten Emissionen, bezogen auf einzelne Länder und Jahre - die findest du hier.

Warum Klugschnacker jetzt genau 1976 als Referenz herangezogen hat beantwortet sie natürlich nicht, aber man kann schnell sehen, dass 2022 lediglich vier Länder (China, Indien, Russland, USA) mehr Treibhausgase ausgestoßen haben als Deutschland 1976.

Siebenschwein 12.03.2024 19:22

Zitat:

Zitat von mwpk71 (Beitrag 1740907)
Evtl. habe ich Dich missverstanden, ich dachte du suchst Zahlen, bzgl. der weltweiten Emissionen, bezogen auf einzelne Länder und Jahre - die findest du hier.

Warum Klugschnacker jetzt genau 1976 als Referenz herangezogen hat beantwortet sie natürlich nicht, aber man kann schnell sehen, dass 2022 lediglich vier Länder (China, Indien, Russland, USA) mehr Treibhausgase ausgestoßen haben als Deutschland 1976.

Danke für Deine Mühe… auch wenn es die Frage nicht beantwortet:)
Und auch wenn nur vier Länder mehr emittieren als D 1976 wäre das für mich noch kein schlüssiger Grund, auf das Niveau von1976 zurückkehren zu wollen. :confused:

Klugschnacker 12.03.2024 19:44

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1740908)
Und auch wenn nur vier Länder mehr emittieren als D 1976 wäre das für mich noch kein schlüssiger Grund, auf das Niveau von1976 zurückkehren zu wollen. :confused:

Dann hätten wir Emissionen auf einem Niveau, das die Erde verkraften kann. Seit 1976 liegen wir darüber.

Siebenschwein 12.03.2024 20:11

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740910)
Dann hätten wir Emissionen auf einem Niveau, das die Erde verkraften kann. Seit 1976 liegen wir darüber.

Dann meinst Du aber schon die globalen Emissionen - nicht die deutschen.
Nun müsste man noch anschauen, welche Basis die Emissionsrechte der einzelnen Staaten dann hätten- pro Kopf oder pro wasauchimmer?
Und warum vertreten wir hier netto null, wenn die Erde angeblich das Level von 76 verträgt? Immerhin ist auch damals der CO2- Gehalt der Atmosphäre angestiegen.

qbz 12.03.2024 20:24

Die weltweite Emissionsverteilung von 1976 würde natürlich niemals die Einwilligung der damaligen Entwicklungsländer finden, weil sie damit schwer benachteiligt wären, vor allem nicht die Einwilligung Chinas.

Auch Deutschland hat halt 1976 mit deutlich viel weniger Industrie, weniger Verkehr und Mobilität, weniger Konsum gelebt als 2024. Die Lebensqualität war allerdings nicht geringer im Vergleich zu heute, die Lebenserwartung allerdings ein paar Jahre weniger. In Berlin, West- wie Ost gab es noch massenhaft Kohleheizungen / Kachelöfen.

Klugschnacker 12.03.2024 20:54

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1740912)
Dann meinst Du aber schon die globalen Emissionen - nicht die deutschen.

Doch, die deutschen Emissionen.

Das ist die Darstellung von Ulrike Herrmann, dessen Buch wir oben diskutiert hatten. In der nämlichen Debatte nannte ich die Jahreszahl 1976 aus dem Buch. Sie soll veranschaulichen, dass wir im Falle einer verkleinerten Wirtschaft und geringeren Emissionen keinesfalls in Höhlen leben werden, sondern ungefähr so wie unsere deutschen Mütter und Väter im Jahr 1976.

Es wird übrigens nicht gefordert auf den technologischen Stand von damals zurückzukehren – ein häufiges Missverständnis unter Leuten, die das Buch debattieren ohne es gelesen zu haben.

Siebenschwein 12.03.2024 21:02

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740915)
Doch, die deutschen Emissionen.

Das ist die Darstellung von Ulrike Herrmann, dessen Buch wir oben diskutiert hatten. In der nämlichen Debatte nannte ich die Jahreszahl 1976 aus dem Buch. Sie soll veranschaulichen, dass wir im Falle einer verkleinerten Wirtschaft und geringeren Emissionen keinesfalls in Höhlen leben werden, sondern ungefähr so wie unsere deutschen Mütter und Väter im Jahr 1976.

Es wird übrigens nicht gefordert auf den technologischen Stand von damals zurückzukehren – ein häufiges Missverständnis unter Leuten, die das Buch debattieren ohne es gelesen zu haben.

Sorry- ich fürchte ich verstehe es nicht, eventuell bin ich zu doof. Die Emissionen von 1976 waren ca 30% höher als heute. Es kann sich also nicht auf deutsche Emissionen beziehen, oder?

Klugschnacker 12.03.2024 21:27

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1740916)
Sorry- ich fürchte ich verstehe es nicht, eventuell bin ich zu doof. Die Emissionen von 1976 waren ca 30% höher als heute. Es kann sich also nicht auf deutsche Emissionen beziehen, oder?

Die Wirtschaftsleistung von 1976 mit unserer heutigen Technologie – die Emissionen, die dann dabei herauskommen. Sorry für die umständliche oder missverständliche Ausdrucksweise oben.

Genussläufer 12.03.2024 21:37

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740917)
Die Wirtschaftsleistung von 1976 mit unserer heutigen Technologie – die Emissionen, die dann dabei herauskommen. Sorry für die umständliche oder missverständliche Ausdrucksweise oben.

Jetzt würde ich Dir doch ganz gern zur Seite springen. Ich glaube Frau Herrmann bezieht sich nicht nur auf die Emissionen, sondern auf den gesamten Ressourcenverbrauch. Das umfasst deutlich mehr als den Gebrauch fossiler Energien. Übrigens ist ihre Benchmark das Jahr 1978. Das ist aber nur Semantik. Interessant ist hier, dass wir in dieser Zeit unsere Wirtschaftsleistung versechsfacht, den Ressourcenverbrauch verdoppelt und die CO2 Emmissionen deutlich reduziert haben. Das soll nun nicht das Ende der Fahnenstange sein. Es zeigt aber, dass wir mittlerweile deutlich ressourcenschonender arbeiten als zum Ausgangspunkt.

Siebenschwein 12.03.2024 21:55

Danke Euch, jetzt fiel der Groschen.
Die Wirtschaftsleistung von Ende der 70er ist natürlich schon ein Brett. Wobei idas bei der heutigen Effizienz vermutlich die 15h-Woche für alle bedeuten würde. Klingt erstmal gut. Inwieweit wir uns dann noch unser hochentwickeltes Gesundheitswesen leisten können, darüber möchte ich nicht nachdenken. Klar ist aber auch, dass wir dann vermutlich technologisch abgehängt werden, weil Investitionen nicht mehr finanzierbar sind. Die Steuereinnahmen brechen massiv ein. Die Infrastruktur zerfällt (noch mehr).
Klingt mir fast wie eine DDR 2.0, aber als Gedankenexperiment sicher reizvoll. Als Realität stelle ich mir das eher bitter vor.

Genussläufer 12.03.2024 22:04

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740897)
In Deutschland wird der Klimaschutz von einer breiten Mehrheit gestützt. Quer über alle Parteien außer der AfD.

Das scheint vor allem dann zuzutreffen, wenn das ganze nebulös bleibt und man nicht selbst betroffen ist. Wenn das dann passiert und die Grünen liefern, lernt man den Unterschied zwischen Theorie und Praxis kennen. Das kann man gut an den Wahlumfragen sehen.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740900)
Theoretisch spricht vielleicht nichts dagegen, praktisch aber schon. Beweis siehe Bild.

Das Bild in der Kombi mit der gerade gewonnen Erkenntnis, dass wir in Deutschland die Emissionen deutlich reduziert haben, zeigt den Unsinn unilateraler Lösungen. Das betrifft die Emissionen und erst recht die Degrowth Phantasien.

Zitat:

Zitat von sabine-g (Beitrag 1740899)
Es ist mehr oder was anderes als das. Albern verniedlicht das Thema.

Da kann schon albern sein. Aber etwas anderes ist definitiv auch gemeint. Arne hat hier explizit für eine Vereinheitlichung von Kaufpräferenzen votiert:

Zitat:

Denn ganz überwiegend wird nicht nachhaltig konsumiert. Außer, man greift von außen regulierend ein.
Diese Vereinheitlichung von Präferenzen sind nichts besonderes. Man findet sie in jeder Diktatur. Mit einer Demokratie ist das nicht vereinbar. Die Klimabewegung fühlt sich von solchen Ideen nicht abgestoßen. Ich bin hier von Grund auf ablehnend. Das geht völlig gegen meine Überzeugung und erinnert mich doch stark an die Grundideen des Landes, in dem ich aufgewachsen bin. Meine Sympathien diesbezüglich sind eher überschaubar.

Klugschnacker 12.03.2024 22:36

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1740919)
Danke Euch, jetzt fiel der Groschen.
Die Wirtschaftsleistung von Ende der 70er ist natürlich schon ein Brett. Wobei idas bei der heutigen Effizienz vermutlich die 15h-Woche für alle bedeuten würde. Klingt erstmal gut. Inwieweit wir uns dann noch unser hochentwickeltes Gesundheitswesen leisten können, darüber möchte ich nicht nachdenken. Klar ist aber auch, dass wir dann vermutlich technologisch abgehängt werden, weil Investitionen nicht mehr finanzierbar sind. Die Steuereinnahmen brechen massiv ein. Die Infrastruktur zerfällt (noch mehr).
Klingt mir fast wie eine DDR 2.0, aber als Gedankenexperiment sicher reizvoll. Als Realität stelle ich mir das eher bitter vor.

Eine um 30-50% verringerte Wirtschaftsleistung (U. Herrmann) wäre nicht unbedingt etwas, wofür wir uns aktiv entscheiden. Sondern etwas, das passieren wird.

Der Gedanke ist wie folgt: Wie viel klimaneutrale Energie werden wir in der mittelfristigen Zukunft haben? Im wesentlichen sprechen wir hier von Strom aus Windkraft und Sonnenenergie, denn alles andere ist nicht klimaneutral. Von dieser Energieverfügbarkeit hängt ab, wie groß unsere Wirtschaft in den nächsten Jahrzehnten höchstens sein kann.

Da klimaneutraler Strom nach Ansicht der Autorin knapp bleiben wird, bedeutet das eine schrumpfende Wirtschaft, und zwar um die genannten 30-50%. Das wäre die Wirtschaftsleistung von Deutschland im Jahr 1978.

Dreh- und Angelpunkt der Argumentation von Herrmann ist die Verfügbarkeit von klimaneutraler Energie. Aus ihr ergibt sich zwangsläufig eine schrumpfende Wirtschaft. Diese wird nicht angestrebt, sondern passiert zwangsläufig.

Oder wir werden nicht klimaneutral.

Genussläufer 12.03.2024 22:42

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740921)
Oder wir werden nicht klimaneutral.

Ob wir klimaneutral werden oder nicht, ist doch aber nicht relevant. Das zeigt Deine Graphik von vorhin eindrucksvoll. Relevant ist, ob wir global klimaneutral werden. Und klimaneutral bedeutet nicht, dass wir einen CO2 Ausstoß von Null haben müssen. Es gibt nach wie vor die Senkenleistung. Aber klar ist, dass es 8.000 Millionen Menschen auf der Welt relativ egal sein wird, was diese 80 Millionen Fucker in Deutschland machen. Es scheint nur gerade so, dass von letzteren dies auch einigen nicht ganz egal ist :Blumen:

Siebenschwein 13.03.2024 00:02

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740921)
….

Da klimaneutraler Strom nach Ansicht der Autorin knapp bleiben wird, bedeutet das eine schrumpfende Wirtschaft, und zwar um die genannten 30-50%. Das wäre die Wirtschaftsleistung von Deutschland im Jahr 1978.

Dreh- und Angelpunkt der Argumentation von Herrmann ist die Verfügbarkeit von klimaneutraler Energie. Aus ihr ergibt sich zwangsläufig eine schrumpfende Wirtschaft. Diese wird nicht angestrebt, sondern passiert zwangsläufig.

Oder wir werden nicht klimaneutral.

Diesen Mangel an Energie kann man so vorhersagen. Halte ich aber für unrealistisch.Einfach aus dem Grund, dass die Politik es sich nicht wird leisten können, die fossilen Energieträger schneller runterzufahren als die Erneuerbaren aufgebaut werden. Rein um des sozialen Friedens willen ist dieses Szenario unwahrscheinlich. Ausserdem leben wir noch immer in einer Demokratie- und ob es uns passt oder nicht, muss ein kompromissloserer Klimapolitiker als Habeck erstmal gewählt werden umd lange genug an der Macht bleiben, um sowas längerfristig durchzupeitschen. Das ist komplett unrealistisch, denn sie/er müsste ja zwischendurch auch nochmal wiedergewählt werden.

mwpk71 13.03.2024 00:18

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1740918)
Jetzt würde ich Dir doch ganz gern zur Seite springen. Ich glaube Frau Herrmann bezieht sich nicht nur auf die Emissionen, sondern auf den gesamten Ressourcenverbrauch. Das umfasst deutlich mehr als den Gebrauch fossiler Energien. Übrigens ist ihre Benchmark das Jahr 1978. Das ist aber nur Semantik. Interessant ist hier, dass wir in dieser Zeit unsere Wirtschaftsleistung versechsfacht, den Ressourcenverbrauch verdoppelt und die CO2 Emmissionen deutlich reduziert haben. Das soll nun nicht das Ende der Fahnenstange sein. Es zeigt aber, dass wir mittlerweile deutlich ressourcenschonender arbeiten als zum Ausgangspunkt.

Auch der gesamte Ressourcenverbrauch hat sich in Deutschland seit 1978 um über 30% reduziert. Wir sind hier aktuell wieder bei einem Verbrauch wie 1967.

Der weltweite Verbrauch ist seit 1978 ist um 70% gestiegen - davon gehen fast die Hälfte auf das Konto von China. Die weltweite Bevölkerung ist in der gleichen Zeit um 87% gestiegen, das weltweite GDP hat sich sogar mehr als verzehnfacht.

Quelle: https://data.footprintnetwork.org/

Gerade im Kontext dieser globalen Herausforderung halte ich es deshalb für zielführender die Menschen davon zu überzeugen, dass es für Deutschland notwendig und sinnvoll ist, sich für diese Thema Global zu engagieren und nicht durch irgendwelche Gesetze und Verordnungen immer mehr Leute gegen sich aufzubringen, für einen doch sehr überschaubaren Beitrag zum eigentlichen Problem.

Ja man kann und sollte etwas tun, um den eigenen Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Wie man an der Entwicklung der Zahlen zum CO2 Ausstoß und Ressourcenverbrauch sieht, sind wir hier auch auf dem richtigen Weg, aber ich bezweifle, dass sich irgendetwas ändert wenn hier wieder die Utopie vom Arbeiter und Bauernstaat gelebt wird.

Boomer62 13.03.2024 06:56

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740921)
...

Da klimaneutraler Strom nach Ansicht der Autorin knapp bleiben wird, bedeutet das eine schrumpfende Wirtschaft, und zwar um die genannten 30-50%. Das wäre die Wirtschaftsleistung von Deutschland im Jahr 1978.

Dreh- und Angelpunkt der Argumentation von Herrmann ist die Verfügbarkeit von klimaneutraler Energie. Aus ihr ergibt sich zwangsläufig eine schrumpfende Wirtschaft. Diese wird nicht angestrebt, sondern passiert zwangsläufig...

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1740925)
Diesen Mangel an Energie kann man so vorhersagen. Halte ich aber für unrealistisch...Ausserdem leben wir noch immer in einer Demokratie- und ob es uns passt oder nicht, muss ein kompromissloserer Klimapolitiker als Habeck erstmal gewählt werden umd lange genug an der Macht bleiben, um sowas längerfristig durchzupeitschen. Das ist komplett unrealistisch, denn sie/er müsste ja zwischendurch auch nochmal wiedergewählt werden.

Der Lebenslauf von Ulrike Hermann: ...gelernte Bankkauffrau, ehemalige Studentin der Geschichtswissenschaft und Philosophie (Abschluß?) und Pressesprecherin.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrike..._und_Berufsweg[/

https://www.piper.de/autoren/ulrike-herrmann-2643

Wäre es grundsätzlich falsch, sie als
"An Umweltfragen interessierte Laiin mit Kenntnissen über die Erlangung von medialer Aufmerksamkeit"
zu beschreiben?

merz 13.03.2024 07:54

Sie ist langjährige Wirtschaftsjournalistin bei der taz und schreibt über die Themen die ihr Beruf sind - routinierte Buchautorin.Der Stil der Bücher die ich kenne ist assoziativ journalistisch, nicht akademisch.

m.

Klugschnacker 13.03.2024 08:08

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1740925)
Diesen Mangel an Energie kann man so vorhersagen. Halte ich aber für unrealistisch.Einfach aus dem Grund, dass die Politik es sich nicht wird leisten können, die fossilen Energieträger schneller runterzufahren als die Erneuerbaren aufgebaut werden. Rein um des sozialen Friedens willen ist dieses Szenario unwahrscheinlich. Ausserdem leben wir noch immer in einer Demokratie- und ob es uns passt oder nicht, muss ein kompromissloserer Klimapolitiker als Habeck erstmal gewählt werden umd lange genug an der Macht bleiben, um sowas längerfristig durchzupeitschen. Das ist komplett unrealistisch, denn sie/er müsste ja zwischendurch auch nochmal wiedergewählt werden.

Du irrst Dich.

Wir haben ein deutsches und europäisches Klimaschutzgesetz, ersteres mit Verfassungsrang. Das baldige Erreichen der Klimaneutralität ist keine Marotte von Minister Habeck, den man wählen oder abwählen kann.

Um dieses Gesetz zu kippen, bräuchtest Du eine Verfassungsänderung mit zwei Drittel Mehrheit. Diese Mehrheit gibt es nicht. Darüber hinaus müsste das Gesetz auf europäischer Ebene gekippt werden. Drittens müsste Deutschland aus dem Pariser Abkommen aussteigen.

Das sind erhebliche demokratische und juristische Hürden. Die Darstellung, es handle sich um einen Spleen einer grünen Partei, entspricht nicht den Tatsachen. Es ist geltendes deutsches, europäisches und internationales Recht.

Klugschnacker 13.03.2024 08:24

Zitat:

Zitat von mwpk71 (Beitrag 1740926)
Auch der gesamte Ressourcenverbrauch hat sich in Deutschland seit 1978 um über 30% reduziert. Wir sind hier aktuell wieder bei einem Verbrauch wie 1967.

Ist dort die Produktion, die wir ins Ausland verlagert haben, berücksichtigt?

Zitat:

Zitat von mwpk71 (Beitrag 1740926)
Gerade im Kontext dieser globalen Herausforderung halte ich es deshalb für zielführender die Menschen davon zu überzeugen, dass es für Deutschland notwendig und sinnvoll ist, sich für diese Thema Global zu engagieren und nicht durch irgendwelche Gesetze und Verordnungen immer mehr Leute gegen sich aufzubringen, für einen doch sehr überschaubaren Beitrag zum eigentlichen Problem.

Das Klimaschutzgesetz verpflichtet Deutschland, sich sowohl national als auch international für den Schutz des Klimas zu engagieren. Dabei geht es jedoch nicht um "irgendwelche Gesetze und Verordnungen", sondern um unser Grundgesetz sowie um internationale Abkommen.

Zitat:

Zitat von mwpk71 (Beitrag 1740926)
Ja man kann und sollte etwas tun, um den eigenen Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Wie man an der Entwicklung der Zahlen zum CO2 Ausstoß und Ressourcenverbrauch sieht, sind wir hier auch auf dem richtigen Weg, aber ich bezweifle, dass sich irgendetwas ändert wenn hier wieder die Utopie vom Arbeiter und Bauernstaat gelebt wird.

Es gibt keine "Utopie vom Arbeiter und Bauernstaat", das ist wohl ein Missverständnis. Stattdessen wird versucht, die Menge an klimaneutraler Energie, die uns mittelfristig zur Verfügung stehen wird, zu schätzen.

Wie viel klimaneutralen Strom können wir im Jahr 2045 realistischerweise erzeugen? Das ist das Jahr, in dem wir Klimaneutralität erreichen wollen.

Aufgrund dieser geschätzten Energiemenge schätzt man anschließend die damit mögliche Wirtschaftsleistung und den damit möglichen Konsum ab. Knappe Energie wird ja teurer und damit alles, was man damit produziert. Man kommt zum Ergebnis, dass die Wirtschaftsleistung im Vergleich zu heute sinken wird. Das ist ja auch nicht schwer zu verstehen.

Ich halte es für sinnvoll, sich mit diesem Gedanken ohne Polemik auseinanderzusetzen.

Siebenschwein 13.03.2024 08:31

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740931)
Du irrst Dich.

Wir haben ein deutsches und europäisches Klimaschutzgesetz, ersteres mit Verfassungsrang. Das baldige Erreichen der Klimaneutralität ist keine Marotte von Minister Habeck, den man wählen oder abwählen kann.

Um dieses Gesetz zu kippen, bräuchtest Du eine Verfassungsänderung mit zwei Drittel Mehrheit. Diese Mehrheit gibt es nicht. Darüber hinaus müsste das Gesetz auf europäischer Ebene gekippt werden. Drittens müsste Deutschland aus dem Pariser Abkommen aussteigen.

Das sind erhebliche demokratische und juristische Hürden. Die Darstellung, es handle sich um einen Spleen einer grünen Partei, entspricht nicht den Tatsachen. Es ist geltendes deutsches, europäisches und internationales Recht.

Du missverstehst mich - ich habe all das weder bestritten noch habe ich das als Marotte von Habeck verkauft. Ich sehe aber, dass wir derzeit eine Regierung haben, die ihre eigenen Gesetze nicht beachtet und dass selbst Habeck im Angesicht des Ukrainekriegs Flüssiggasterminals durchgesetzt hat - ein klares Zeichen, dass am Ende selbst die Grünen die wirtschaftlliche Entwicklung über oder zumindest gleichwertig zur Klimawende sehen. Daher werden Realppolitiker immer einen Weg finden, die Wirtschaft niicht massiv abzuwürgen und im Zweifelsfall wird man immer eher die Kllimaziele reissen als die Wirtschaft massiiv zu beschädigen.
Aber das sind natürlich genauso Spekulationen betreffend der Zukunft wie die gute Dame sie anscheinend in ihrem Buch auslebt. Ich gebe zu, es kann auch das Gegenteil eintreten. Schlussendlich hoffe ich, dass wir clever genug sind, die Klimawende als Chance zu sehen und die wirtschaftlichen und technologischen Impulse, die diese Entwicklung bringen KANN, auch ausnutzen.

qbz 13.03.2024 08:36

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740932)
Ist dort die Produktion, die wir ins Ausland verlagert haben, berücksichtigt?

Nach der Wiedervereinigung brachte in Deutschland vor allem die breite Deindustrialisierung in den östlichen Bundesländern eine immense CO2-Emissionseinsparung:Google meint: "Die CO2-Emissionen gingen rapide zurück von 333 Millionen Tonnen im Jahr 1989 auf 164 Millionen Tonnen im Jahr 1995." Deutschland sparte Emissionen ein, ohne dass es etwas für den Klimaschutz im Sinne einer Transformation getan hat.

Klugschnacker 13.03.2024 08:37

Zitat:

Zitat von Boomer62 (Beitrag 1740928)
Der Lebenslauf von Ulrike Hermann: ...gelernte Bankkauffrau, ehemalige Studentin der Geschichtswissenschaft und Philosophie (Abschluß?) und Pressesprecherin. Wäre es grundsätzlich falsch, sie als
"An Umweltfragen interessierte Laiin mit Kenntnissen über die Erlangung von medialer Aufmerksamkeit" zu beschreiben?

Falls man Ulrike Herrmann für inkompetent hält: kein Problem für mich. Sie hat ja keine Glaskugel, mit der man in die Zukunft sehen kann. Ihre Argumentation basiert auf Abschätzungen.

Da sich in diesem Forum geballter wirtschaftlicher Sachverstand konzentriert, können wir ja selber mal eine Schätzung wagen:

Wie viele Windräder und Solarpaneele können wir in den kommenden 20 Jahren aufstellen? Wie stark steigt parallel der Bedarf an elektrischer Energie, wenn wir die gesamte Wirtschaft und den Verkehr elektrifizieren? Allein die chemische Industrie braucht dann so viel Strom wie heute ganz Deutschland.

Aktuell liegt der Anteil erneuerbaren Stroms bei 8% unseres Primärenergiebedarfs. Wie weit können wir diese 8% steigern bis zum Jahr 2045? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für unsere Wirtschaft?

Ich bin gespannt, was die Wirtschaftsweisen des Forums dazu sagen. :Blumen:

craven 13.03.2024 09:01

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740935)
Aktuell liegt der Anteil erneuerbaren Stroms bei 8% unseres Primärenergiebedarfs. Wie weit können wir diese 8% steigern bis zum Jahr 2045? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für unsere Wirtschaft?

Ich würde vermuten, dass sehr schnell das Argument kommt, dass wir prozentual _gar nicht_ steigern können, da wir höchstens mit dem steigenden Strombedarf mithalten bei den Erneuerbaren.
Als Folge brauchen wir also _mehr_ fossile Kraftwerke, die sind aber böse wegen CO2, schlussendlich hilft dem Klima also nur der Neubau von Kernkraftwerken, welche den Strom auch am billigsten herstellen (anderswo wird dann gerne 2Cent/kWh in den Raum geworfen). :Maso:
Zumindest habe ich genau diese Skizze erst derletzen in nem anderen Forum so gelesen. Dass die beliebten KKW aber frühestens nach 20 Jahren Bauzeit erstmalig Strom liefern und bspw Großbritannien grade die Kostenexplosionen dieser Technik aufzeigt wird immer ignoriert... :Gruebeln:

(btw: dies entspricht nicht meiner Ansicht - ich denke dass vor allem bei Solar noch ein riesiges Potenzial da sind. Zudem ändert sich in den kommenden Jahren unglaublich viel bei der Akkuherstellung. Daher sehe ich dort große Chancen bei gleichem Geldeinsatz)

Siebenschwein 13.03.2024 09:07

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740935)
...
Wie viele Windräder und Solarpaneele können wir in den kommenden 20 Jahren aufstellen? Wie stark steigt parallel der Bedarf an elektrischer Energie, wenn wir die gesamte Wirtschaft und den Verkehr elektrifizieren? ...:

Wir sollten nicht so tun, als ob wir auf einer Insel lebten. Es muss definitiv Importe geben aus Regionen, die mehr Wind/Sonne haben. Die Windindustrie ist gerade dabei, floating turbines kommerziell verfügbar zu machen. Das heisst, die off-shore Anlagen können auch an tiefen Küsten wie im Atlantik, Mittelmeer usw. installiert werden. Schau mal auf die Landkarte - bisher nutzen wir die Nordsee, Ostsee und die irische See. Die gesamte Atlantikküste und das Mittelmeer sind dann plötzlich für Windkraft verfügbar. Das sind Regionen, die komplett andere Grosswetterlagen haben als Nordeuropa - wir haben z.B. vermutlich nie im Norden und Süden gleichzeitig Flaute.

Was den Bedarf angeht: Energieintensive Industrien wie die chemische haben schon immer dort investiert, wo Energie und Rohstoffe zur Verfügung standen. Die Entscheidung wird auch in Zukunft sein: bringe ich die Energie an die bestehenden Standorte oder baue ich ein neues Werk, wo ich günstigere Voraussetzungen habe. Und ja, das muss dann nicht unbedingt in D sein.
Solar ist mMn wichtig für den Verkehr - gerade Privatautos stehen meist 23 von 24h am Tag rum - ich kann also laden wenn die Spitze anfällt. Voraussetzung ist natürlich die Ladeinfrastruktur.
Wichtig ist, dass wir alle Importe, die nicht unseren Klimastandards entsprechen, mit Kllimazöllen belegen, damit wir global gleich lange Spiesse haben.

Übrigens bin ich der Meinung, dass wir uns nicht die Frage stellen sollten, ob das realistisch ist, sondern nur, was es braucht, dass wir das Ziel erreichen und dann die Weichen stellen und vor allem loslegen.

keko# 13.03.2024 09:08

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740915)
Doch, die deutschen Emissionen.

Das ist die Darstellung von Ulrike Herrmann, dessen Buch wir oben diskutiert hatten. In der nämlichen Debatte nannte ich die Jahreszahl 1976 aus dem Buch. Sie soll veranschaulichen, dass wir im Falle einer verkleinerten Wirtschaft und geringeren Emissionen keinesfalls in Höhlen leben werden, sondern ungefähr so wie unsere deutschen Mütter und Väter im Jahr 1976.

Es wird übrigens nicht gefordert auf den technologischen Stand von damals zurückzukehren – ein häufiges Missverständnis unter Leuten, die das Buch debattieren ohne es gelesen zu haben.

Aber der Klimawandel passiert doch global, das weißt du doch alles. Der Anteil Deutschlands beträgt 2,5%. Wir reden also wahrscheinlich über verschwindend kleine Werte. Überzeugen tun mich nur globale Strategien (was natürlich nicht heißt, dass jeder einen Beitrag leisten kann).

Siebenschwein 13.03.2024 09:11

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1740942)
Aber der Klimawandel passiert doch global, das weißt du doch alles. Der Anteil Deutschlands beträgt 2,5%. Wir reden also wahrscheinlich über verschwindend kleine Werte. Überzeugen tun mich nur globale Strategien (was natürlich nicht heißt, dass jeder einen Beitrag leisten kann).

Es braucht keine globale Strategie, bloss weil es ein globales Ziel ist. Am Ende muss jeder Richtung null gehen - welchen Teil des Werkzeugkastens er am besten in welchem Zeitrahmen einsetzt (aka Strategie) muss und kann man nur lokal entschieden.

Klugschnacker 13.03.2024 09:13

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1740933)
Daher werden Realppolitiker immer einen Weg finden, die Wirtschaft nicht massiv abzuwürgen und im Zweifelsfall wird man immer eher die Kllmaziele reissen als die Wirtschaft massiv zu beschädigen.

Mag sein, ja. Es ist denkbar, dass deutsches und europäisches Recht sowie internationale Verträge gebrochen werden. Und dass deutsche "Realpolitiker" genau das anstreben.

Jedoch: Nicht nur der Klimaschutz hat Auswirkungen auf unsere Wirtschaft, sondern auch der Klimawandel. Wir werden uns ändern und anpassen müssen. Entweder jetzt unter vergleichsweise mildem Handlungsdruck. Oder eben später, wenn wir neben dem Umbau unserer Wirtschaft zusätzlich die Folgen des Klimawandels zu stemmen haben.

Klugschnacker 13.03.2024 09:15

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1740942)
Überzeugen tun mich nur globale Strategien (was natürlich nicht heißt, dass jeder einen Beitrag leisten kann).

Das Pariser Abkommen ist Dir bekannt?

qbz 13.03.2024 09:17

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740935)
Falls man Ulrike Herrmann für inkompetent hält: kein Problem für mich. Sie hat ja keine Glaskugel, mit der man in die Zukunft sehen kann. Ihre Argumentation basiert auf Abschätzungen.

Da sich in diesem Forum geballter wirtschaftlicher Sachverstand konzentriert, können wir ja selber mal eine Schätzung wagen:

Wie viele Windräder und Solarpaneele können wir in den kommenden 20 Jahren aufstellen? Wie stark steigt parallel der Bedarf an elektrischer Energie, wenn wir die gesamte Wirtschaft und den Verkehr elektrifizieren? Allein die chemische Industrie braucht dann so viel Strom wie heute ganz Deutschland.

Aktuell liegt der Anteil erneuerbaren Stroms bei 8% unseres Primärenergiebedarfs. Wie weit können wir diese 8% steigern bis zum Jahr 2045? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für unsere Wirtschaft?

Ich bin gespannt, was die Wirtschaftsweisen des Forums dazu sagen. :Blumen:

Nach diesem Modell müssten bis 2050 4,5 % der Landesfläche für Solarpanelen verwendet werden. Theoretisch möglich ist es, es wird vermutlich an den gewählten Parteien und Mehrheiten scheitern. Ähnliches sehe ich für die Windparks.

https://www.mpg.de/18958020/erneuerb...rgie-windkraft

Siebenschwein 13.03.2024 09:20

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740944)
Mag sein, ja. Es ist denkbar, dass deutsches und europäisches Recht sowie internationale Verträge gebrochen werden. Und dass deutsche "Realpolitiker" genau das anstreben.

Jedoch: Nicht nur der Klimaschutz hat Auswirkungen auf unsere Wirtschaft, sondern auch der Klimawandel. Wir werden uns ändern und anpassen müssen. Entweder jetzt unter vergleichsweise mildem Handlungsdruck. Oder eben später, wenn wir neben dem Umbau unserer Wirtschaft zusätzlich die Folgen des Klimawandels zu stemmen haben.

Das ist leider korrekt. Ich sehe aber nicht die zwei Extremfälle "gar nichts machen vs. klimaneutral 2045", sondern wir werden irgendwann feststellen, dass wir meinetwegen nur bei 80,90 oder 95% des Ziels ankommen oder erst 2047 bei null sind. Ist das dann ein Erfolg oder ein Misserfolg? Ich fürchte, darüber werden die nachfolgenden Generationen richten müssen.

mwpk71 13.03.2024 09:31

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740932)
Ist dort die Produktion, die wir ins Ausland verlagert haben, berücksichtigt?

Ja: The Ecological Footprint is derived by tracking how much biologically productive area it takes to provide for all the competing demands of people. (...) A country’s consumption is calculated by adding imports to and subtracting exports from its national production.
https://www.footprintnetwork.org/resources/data/

Das sind auch die Daten, worauf sich Ulrike Hermann bezieht, wenn sie sagt: "Wir Deutschen tun derzeit so, als könnten wir drei Planeten verbrauchen. "

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740932)
Das Klimaschutzgesetz verpflichtet Deutschland, sich sowohl national als auch international für den Schutz des Klimas zu engagieren. Dabei geht es jedoch nicht um "irgendwelche Gesetze und Verordnungen", sondern um unser Grundgesetz sowie um internationale Abkommen.

Ich schreibe ja auch, dass es sinnvoll und notwendig ist sich, insbesondre international dafür zu engagieren. Ich bezweifle nur, dass das was aktuell gemacht wird hierfür zielführend ist.

Zitat:

Wir haben ein deutsches und europäisches Klimaschutzgesetz, ersteres mit Verfassungsrang.
Ja Klimaschutz hat Verfassungsrang, aber genauso haben andere Güter Verfassungsrang. Aber Klimaneutralität ist nicht Staatsziel Nr. 1. Es müssen immer verschiedene Güter gegeneinander abgewogen und gewichtet werden. Das Verfassungsgericht hat gerügt, dass das damals existierende Klimaschutzgesetzt, diesem nicht genüge getan hat.

Es gibt keine Gesetze oder Artikel im GG, die uns vorschreiben, dass wir wenn wir bis zum Tag x nicht Klimaneutral sind irgendwas abschalten müssen.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740932)
Es gibt keine "Utopie vom Arbeiter und Bauernstaat", das ist wohl ein Missverständnis.
(...)
Ich halte es für sinnvoll, sich mit diesem Gedanken ohne Polemik auseinanderzusetzen.

Ulrike Hermann spricht halt selbst davon "Zum Beispiel werden viel mehr Beschäftigte in der Ökolandwirtschaft benötigt als in der heutigen industriellen Landwirtschaft, und auch die Wälder müssen wieder aufgeforstet werden, weil die heutigen Baumarten den Klimawandel nicht überleben werden." Klar ist da etwas Polemik dabei, aber ich halte den Vorschlag halt auch für so absurd und substanzlos, dass ich mich damit nicht ernsthaft auseinander setzen kann.

Klugschnacker 13.03.2024 09:33

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1740941)
Wir sollten nicht so tun, als ob wir auf einer Insel lebten. Es muss definitiv Importe geben aus Regionen, die mehr Wind/Sonne haben.

Gewiss. Auf diese Idee von Energieimporten sind bereits andere gekommen.

Energieimporte haben aber einen Haken: Sie sind teuer. Zu den Herstellungskosten kommen noch die Transportkosten sowie die teils erheblichen Transformationsverluste. Dieser teure Strom konkurriert auf unserem heimischen Strommarkt mit vor Ort erzeugter Energie, die erheblich billiger ist. Das wird ein zähes Geschäft.

Dazu kommen globale Erwägungen. Viele sagen ja, Klimaschutz müsse global gedacht werden, sonst brächte er nichts. Nehmen wir an, wir wollten Solarenergie aus der Sahara importieren.

Afrika ist selbst erst mit 30% seiner Haushalte elektrifiziert und an ein Stromnetz angeschlossen. Man kocht auf Holzfeuern, verstromt Kohle und bewegt sich mit Dieselmotoren. Wollten wir etwas für’s Klima tun, müsste zunächst Afrika selbst elektrifiziert werden. Erst danach macht es Sinn, überschüssigen Strom unter enormen Effizienzverlusten nach Europa zu exportieren. – Von dieser logischen Zwickmühle abgesehen, gibt es keine Solarparks in der Sahara, die sich über tausende Quadratkilometer erstrecken müssten. Auch im Jahr 2045 – dem Jahr unserer Klimaneutralität – wird es sie nicht geben.

Möglicherweise können Energieimporte dennoch einen kleinen Beitrag zur Energieblianz Deutschlands leisten. Im Großen und Ganzen werden wir jedoch mit dem Strom auskommen müssen, den wir selbst erzeugen.

Siebenschwein 13.03.2024 09:40

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740953)
Gewiss. Auf diese Idee von Energieimporten sind bereits andere gekommen.

Energieimporte haben aber einen Haken: Sie sind teuer. Zu den Herstellungskosten kommen noch die Transportkosten sowie die teils erheblichen Transformationsverluste. Dieser teure Strom konkurriert auf unserem heimischen Strommarkt mit vor Ort erzeugter Energie, die erheblich billiger ist. Das wird ein zähes Geschäft.

Dazu kommen globale Erwägungen. Viele sagen ja, Klimaschutz müsse global gedacht werden, sonst brächte er nichts. Nehmen wir an, wir wollten Solarenergie aus der Sahara importieren.

Afrika ist selbst erst mit 30% seiner Haushalte elektrifiziert und an ein Stromnetz angeschlossen. Man kocht auf Holzfeuern, verstromt Kohle und bewegt sich mit Dieselmotoren. Wollten wir etwas für’s Klima tun, müsste zunächst Afrika selbst elektrifiziert werden. Erst danach macht es Sinn, überschüssigen Strom unter enormen Effizienzverlusten nach Europa zu exportieren. – Von dieser logischen Zwickmühle abgesehen, gibt es keine Solarparks in der Sahara, die sich über tausende Quadratkilometer erstrecken müssten. Auch im Jahr 2045 – dem Jahr unserer Klimaneutralität – wird es sie nicht geben.

Möglicherweise können Energieimporte dennoch einen kleinen Beitrag zur Energieblianz Deutschlands leisten. Im Großen und Ganzen werden wir jedoch mit dem Strom auskommen müssen, den wir selbst erzeugen.

Ich hatte ganz bewusst nicht Afrika erwähnt. Wir können es auch erstmal eine Nummer kleiner anrühren: Italien, Spanien, Portugal... da braucht es schon massive Investitionen, um die Stromtrassen zu bauen. Die Verluste kannst Du leicht berechnen, sind wenn ich mich korrekt erinnere in der Grössenordnung 10% plus/minus. Ein Solarpanel hat im Süden sicher mehr als 10% Mehrertrag als in D - das gleicht sich also nicht nur aus, es wird irgendwann wirtschaftlich. Abgesehen von den Schwankungen, die kleiner werden, je weiter ich die Erzeugung verteile. Und es würde auch in Gegenrichtung funktionieren.
Klar wäre Autarkie toll - heisst aber deutlich höhere Reservekapazitäten zu installieren als wenn man das räumlich besser verteilt.

TriVet 13.03.2024 09:40

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1740942)
Aber der Klimawandel passiert doch global, das weißt du doch alles. Der Anteil Deutschlands beträgt 2,5%. Wir reden also wahrscheinlich über verschwindend kleine Werte. Überzeugen tun mich nur globale Strategien (was natürlich nicht heißt, dass jeder einen Beitrag leisten kann).

Dieses ewige "das kleine Deutschland" und "Aber China!"...
Du bist doch eigentlich zu intelligent dafür.
Deine Endzeitphantasien außen vor.

Trotzdem:
Stell dir vor, du hast eine Truppe von 170 mehr oder weniger motivierten Mitmenschen und musst in der folgenden Zeit eine lebensrettende Aufgabe (denk dir was aus, eine Arche bauen, einen Damm aufschütten...) erfüllen, bei der alle mithelfen müssen, um das Ziel zu erreichen.
Verschränkst du jetzt Arme und verweist auf die Kollegen, die doch gefälligst auch/erstmal/mehr tun sollen? Stärker sind?
Vielleicht noch kleine Brotzeit (oder für dich: ein Apero) dazu?
Oder krempelst Du die Ärmel hoch und packst an, was Dir möglich ist?

Siebenschwein 13.03.2024 09:44

Zitat:

Zitat von mwpk71 (Beitrag 1740952)
...Klar ist da etwas Polemik dabei, aber ich halte den Vorschlag halt auch für so absurd und substanzlos, dass ich mich damit nicht ernsthaft auseinander setzen kann.

Der positive Aspekt ist, dass man auch mit absurden Thesen Denkprozesse anstösst.

Klugschnacker 13.03.2024 09:52

Zitat:

Zitat von mwpk71 (Beitrag 1740952)
Es gibt keine Gesetze oder Artikel im GG, die uns vorschreiben, dass wir wenn wir bis zum Tag x nicht Klimaneutral sind irgendwas abschalten müssen.

Richtig, es handelt sich ja auch um ein Grundgesetz. Jedoch kann das Bundesverfassungsgericht bei Nichterreichen der gesetzlichen Klimaziele erneut angerufen werden und der Politik dann weitere Maßnahmen vorschreiben, um die Klimaziele zu erreichen.

Umweltschutz gehört in Deutschland zu den Staatszielen, ebenso wie Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Sozialstaatlichkeit. Er hat keinen Vorrang vor diesen Staatszielen, kann bei sich verschärfender Klimakrise jedoch an Gewicht gewinnen – so das Bundesverfassungsgericht. Ein fortwährendes Wirtschaftswachstum um soundsoviel Prozent steht jedoch nicht im Grundgesetz und zählt auch nicht zu den Staatszielen. Insofern ist mir Deine Argumentation nicht ganz klar, bei der Du zwischen Wirtschaftswachstum und Umweltschutz verfassungsrechtlich zu gewichten scheinst.

Klugschnacker 13.03.2024 10:02

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1740958)
Der positive Aspekt ist, dass man auch mit absurden Thesen Denkprozesse anstösst.

Ich verstehe nicht, was an der Prognose, dass klimaneutrale Energie ein knappes Gut werden könnte, absurd sein soll. Zu dieser Erkenntnis kommen doch ganz viele. Künftige Energieknappheit ist das Hauptargument jener, die die Atomenergie in Deutschland wieder aufbauen wollen. Haben die alle einen Vogel?

Daraus ergeben sich zwei nahe liegende Möglichkeiten:

a) Die Wirtschaft schrumpft
b) Wir werden nicht klimaneutral bis 2045

Ich bin sicher, dass sich die konservativen Parteien – nach einer gewissen Schamfrist – unausgesprochen für Option b entscheiden werden.

tridinski 13.03.2024 10:13

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740962)
.. jener, die die Atomenergie in Deutschland wieder aufbauen wollen. Haben die alle einen Vogel?

ganz klar ja

Siebenschwein 13.03.2024 10:16

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740962)
Ich verstehe nicht, was an der Prognose, dass klimaneutrale Energie ein knappes Gut werden könnte, absurd sein soll. Zu dieser Erkenntnis kommen doch ganz viele. Künftige Energieknappheit ist das Hauptargument jener, die die Atomenergie in Deutschland wieder aufbauen wollen. Haben die alle einen Vogel?

Daraus ergeben sich zwei nahe liegende Möglichkeiten:

a) Die Wirtschaft schrumpft
b) Wir werden nicht klimaneutral bis 2045

Ich bin sicher, dass sich die konservativen Parteien – nach einer gewissen Schamfrist – unausgesprochen für Option b entscheiden werden.

Du musst auch den Ursprungspost sehen, auf den das eine Antwort war :Blumen:
Das Energie knapp werden könnte, sehe ich auch - aber dass die Schlussfolgerung sein sollte, uns wirtschaftlich siebzig Jahre zurückzuversetzen (2045 vs. 1975), halte ich für Aufmerksamkeitsbewirtschaftung. Die richtige Reaktion auf die aufgeworfene Frage muss doch heissen: wie schaffen wir es, mehr Erneuerbare zu erzeugen bzw. wie werden wir so effizient, dass diese Szenario nicht eintritt.
Also richtiges Problem, falsche Lösung.

Siebenschwein 13.03.2024 10:16

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1740965)
ganz klar ja

Post of the day. Danke.


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