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keko# 11.03.2024 12:57

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1740633)
...
Den kutschbauern vor hundert Jahren hätte mehr Zeit sich nix geholfen.
Verbrenner sind obsolet und werden bis auf Liebhaber Autos aussterben.

....

Schaumama.... Bücher wurden auch länst abgeschrieben. Mit Interesse habe ich gehört, dass Dänemark und Schweden an ihre jüngsten Schüler wieder anfangen, Bücher zu verteilen. Es gibt bezüglich technischen Entwicklungen kein Naturgesetz dahingehend, dass Altes grundsätzlich verworfen werden wird.

TriVet 11.03.2024 12:58

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1740634)
Aber warum sollte ich als Privatperson so viel Geld hinlegen, um etwas Vergleichbares zu meinem günstigen und alten Tiguan zu bekommen?

immer wieder eine freude, alte gurken resp. faule aepfel mit neuen birnen zu vergleichen...

abgesehen von der doch hoffentlcih unbestrittenen umweltfreundlcihkeit ( Notabene nur im vergleich zum stinkerchen, wir waren uns einig, dass auch stromer die welt nicht retten, sondern nur das im vergleich viel, sehr viel kleinere übel sind) spricht vieles dafür.
Doch das wird sich früher oder später von selbst regeln.
dein tiguan war auch mal ein neuwagen
normalerweise gehen technische Dinge irgendwann kaputt und ein weiteres Irgendwann später wird es unwirtschaftlich sein, das Ding weiter zu betreiben.
Aber natürlich werden die Tiguans, Tourans und sonstige ForumsTdi-Ikonen davon verschont bleiben, der Dieselpartikelfilter wird nicht verstopfen, schon gar nicht bei Kurzstrecke; der Zahnriemen wird nicht reißen, schon gar nicht bei selbstistderMechaniker, der Turbo nicht Überhitzen, schon gar nicht auf dem heimweg vom skiurlaub bei der pinkelpause und die ZKD nie undicht.:Lachanfall:
Da sind noch keine steuern und noch keine spritkosten dabei.

Und bei gleichwertigem ersatz sind imho stromer schon jetzt günstiger, im betrieb sowieso, in der anschaffung auch.

Nepumuk 11.03.2024 12:58

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1740634)
Aber warum sollte ich als Privatperson so viel Geld hinlegen, um etwas Vergleichbares zu meinem günstigen und alten Tiguan zu bekommen?

Sollst du ja nicht. Es würde völlig ausreichen, wenn die Leute, die viel Geld für einen Neuwagen hin legen, ein eAuto wählen würden.

TriVet 11.03.2024 12:59

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1740639)
Auch wenn auf der Säule ein Öko-Aufkleber pappt ist in der Leitung immer noch der deutsche Strommix.

DAS möchte ich gerne belegt sehen.:Blumen:

TriVet 11.03.2024 13:04

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1740639)
Auch wenn auf der Säule ein Öko-Aufkleber pappt ist in der Leitung immer noch der deutsche Strommix.

das hieße enbw und co würden uns dreist anlügen?!
https://www.enbw.com/elektromobilitaet/nachhaltigkeit

dr_big 11.03.2024 13:11

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1740647)
das hieße enbw und co würden uns dreist anlügen?!
https://www.enbw.com/elektromobilitaet/nachhaltigkeit

Meinst du die Elektronen werden nochmal vorsortiert wenn sie die 380kV Leitung verlassen?

holti72 11.03.2024 13:14

Ich denke Du weißt wie das funktioniert. Wir reden hier von Kontingenten und die werden getrackt, nicht die Elektronen.

TriVet 11.03.2024 13:16

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1740648)
Meinst du die Elektronen werden nochmal vorsortiert wenn sie die 380kV Leitung verlassen?

Das ist kein Beleg.

Sei nicht albern.
Ich gehe davon, dass mindestens die Bedarfsmenge, eher erheblich mehr, des an ladesaeulen abgezapften Stroms zu hundert Prozent Ökostrom ist.
Sein muss. Für alle. Schon gesetzlich vorgegeben.

Nepumuk 11.03.2024 13:18

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1740648)
Meinst du die Elektronen werden nochmal vorsortiert wenn sie die 380kV Leitung verlassen?

Wenn du es schon gerne rein technisch betrachten möchtest, müsste du aber auch Zeit und Ort betrachten. Der "deutsche Strommix" ist ja auch nur ein langfristiger Mittelwert, der nur in den seltensten Fällen genauso aus der Steckdose/Ladesäule kommt.
Wenn ich tagsüber bei viel Sonnenschein lade, wird wohl hauptsächlich Solarstrom geliefert, nachts eher nicht. Das ist schon klar. Da diese Betrachtung in der Praxis aber total unpraktikabel ist, hat man sich auf die bekannte Lösung geeinigt.

Schwarzfahrer 11.03.2024 13:29

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1740648)
Meinst du die Elektronen werden nochmal vorsortiert wenn sie die 380kV Leitung verlassen?

Natürlich, das hat doch schon beim Atomstromfilter geklappt :Cheese: . Wer bringt den ersten Ökostromfilter für Ladesäulen auf den Markt?
Zitat:

Zitat von holti72 (Beitrag 1740650)
Ich denke Du weißt wie das funktioniert. Wir reden hier von Kontingenten und die werden getrackt, nicht die Elektronen.

Wer trackt das? Das hat mich schon immer interessiert: verfolgt und addiert jemand eigentlich die ganzen Verbräuche aller Ökostrom-Vertragspartner und gleicht dies mit der Produktionsmenge und Produktionsverlauf von Ökostrom ab? Soweit der Laie es einsehen kann, ist es nicht erkennbar, ob die Versorger mehr oder weniger Ökostrom verkaufen, als produziert wird. Wenn ich meinen Vertrag auf Ökostrom umstelle, wird dafür auch nicht eine Windkraftanlage schneller drehen, oder mehr Wasser aus dem Stausee abgelassen. Oder kann es passieren, daß der Versorger mir den Ökostromtarif verweigern muß, weil er schon all sein Ökostrom verkauft/verplant hat? Wenn aber abends irgendwann ganz viele ihr BEV zum Laden anschließen und das Netz mehr belasten, dann fährt (rein technisch gesehen) im Zweifel wahrscheinlicher ein Gaskraftwerk hoch, fürchte ich.

TriVet 11.03.2024 13:42

Keine Sorge, die Dreckskarren von Stromer brennen doch vorher alle ab. :Lachanfall:

Man man man, keine Kamelle zu alt…

Genussläufer 11.03.2024 13:50

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1740642)
Ich meinte "geht unter" im Sinne von, macht Konkurs, verschwindet vom Markt. Ich denke, noch ist das Rennen gegen die Chinesen noch nicht verloren, aber mit jedem Tag wo länger am Verbrenner festgehalten wird, wird es schwieriger.

Es gibt mittlerweile auch in China sehr erfolgreiche Startups, die sich auf Verbrenner fokussieren. Das wird übrigens massiv staatlich begleitet. Der Grund ist einfach, dass man es für noch nicht entschieden hält, wohin die Reise langfristig gehen wird. Das ist nicht nur Profitstreben. Es ist auch Demut vor dem Nichtwissen über die Zukunft. Diese Demut findet man bei uns nicht ganz so häufig.

Klugschnacker 11.03.2024 14:04

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1740656)
Es ist auch Demut vor dem Nichtwissen über die Zukunft. Diese Demut findet man bei uns nicht ganz so häufig.

Jetzt kommt das hemmungslose Zerstören der Umwelt aus reinem Profitstreben auch noch als Demut daher.
:Lachen2:

Genussläufer 11.03.2024 14:32

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740659)
Jetzt kommt das hemmungslose Zerstören der Umwelt aus reinem Profitstreben auch noch als Demut daher.
:Lachen2:

Du weisst doch selbst viel besser, dass wir hier nicht von alten Unternehmen sprechen, die jetzt die Cash Cow zur Schlachtbank führen. Das sind neue Unternehmen. Folgendes findest Du in der Zeit:

Zitat:

Zum Jahreswechsel hat sich das manifestiert in einer Roadmap for the Automobile Industry 1.0, geschrieben vom chinesischen Autoherstellerverband, Ingenieurvereinigungen sowie dem Industrieministerium in Peking. "Es gibt zwei Hauptwege bei der Entwicklung CO₂-armer Autos", heißt es in dem Papier, dessen Übersetzung nun für Aufregung sorgt. Der eine Weg sei die Elektromobilität. Der andere Weg seien Verbrennermotoren, die "für lange Zeit" noch eine "wichtige" Rolle spielen würden: als Hybrid, also mit elektrischem Hilfsmotor, durch weitere Spritspartechniken und durch den Einsatz "kohlenstoffarmer und kohlenstofffreier Kraftstoffe", also nicht mehr nur Benzin und Diesel. Explizit genannt werden Wasserstoff, synthetische Kraftstoffe und Ammoniak. Die Regierung werde das fördern vor dem Hintergrund der CO₂-Neutralität, die China für das Jahr 2060 anstrebt.
Gut, Du nennst es Profitstreben. Da kann auch was dran sein. Das sind aber dann die Profite der Zukunft. Und die Chinesen stellen sich hier auf verschiedene Szenarien ein. Aber klar, was bleibt denen übrig. Die haben ja nicht einen so weisen und vorausschauenden Wirtschaftsminister.

Genussläufer 11.03.2024 15:20

Noch ein kleiner Nachtrag zum Thema Profit. Natürlich ist Profit ein Treiber. Und es ist bis dato der Treiber gewesen, der der Menschheit die größte Entwicklung gebracht. Es ist der Treiber, der das Gesundheitswesen, den Lebensstandard und die Lebensbedingungen für einen großen Teil der Menschheit verbessert hat. Und es ist nicht so, dass nur Reiche profitiert hätte. Es hat sich in allen Bereichen durchgeschlagen. Und vergessen wir nicht, dass der Profit und damit auch der Kapitalismus die Basis der Demokratie sind.

Wer sich vom Kapitalismus wegbewegt, distanziert sich auch von der Demokratie. Ich hoffe von Herzen, dass dies jedem beim Gang zur Wahlurne bewusst sein wird.

Klugschnacker 11.03.2024 15:25

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1740676)
Noch ein kleiner Nachtrag zum Thema Profit. Natürlich ist Profit ein Treiber. Und es ist bis dato der Treiber gewesen, der der Menschheit die größte Entwicklung gebracht. Es ist der Treiber, der das Gesundheitswesen, den Lebensstandard und die Lebensbedingungen für einen großen Teil der Menschheit verbessert hat.

Gewiss. Aber fehlt bei diesem Bild nicht etwas entscheidendes?

Die zunehmende Zerstörung unserer Lebensgrundlagen hat ein Ausmaß angenommen, welches wir in solchen Bilanzen nicht mehr einfach weglassen können.

Genussläufer 11.03.2024 15:33

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740678)
Die zunehmende Zerstörung unserer Lebensgrundlagen hat ein Ausmaß angenommen, welches wir in solchen Bilanzen nicht mehr einfach weglassen können.

Das ist natürlich ein riesiges Problem. Das teile ich auch. Ich sehe aber nicht, dass eine Abkehr vom Profitstreben die Lösung ist. Damit entzöge man dem Wirtschaftsleben jegliche Selbstreinigungskraft. So ein System wäre viel zu fragil. Auch die Ideen von Frau Herrmann erinnern mich immer an die Kulturrevolution in China. In so einem System will ich nicht leben. Da werdet Ihr mich nicht abholen können :Blumen:

keko# 11.03.2024 15:59

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1740644)
immer wieder eine freude, alte gurken resp. faule aepfel mit neuen birnen zu vergleichen...

.....

Ja, ich verstehe natürlich deine Argumente :Blumen: Ein Stromer kostet einfach ein paar Tausender mehr als ein Verbrenner. Und das Geld muss ich einfach hinlegen, daran kann man nicht drehen. Warum also sollte ich das tun? Ich fahre sehr, sehr wenig Auto. Manchmal nur 100 km im Monat. Wegen der Umwelt werde ich das nicht tun. Solange man Milliarden in neue Bomben, Raketen und Panzer investiert (ist das Höllenzeug klimaneutral?) hält sich mein privates Engagement in Grenzen.

Klugschnacker 11.03.2024 16:01

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1740680)
Das ist natürlich ein riesiges Problem. Das teile ich auch. Ich sehe aber nicht, dass eine Abkehr vom Profitstreben die Lösung ist. Damit entzöge man dem Wirtschaftsleben jegliche Selbstreinigungskraft.

Sobald Du sauber bilanzierst, also neben den Gewinnen auch die tatsächlichen Kosten einrechnest, löst sich der meiste Profit in Luft auf. Eine Ölfirma, die für die Umwelt- und Gesundheitsschäden ihrer Produkte aufkommen müsste, wäre sofort pleite.

Die "Selbstreinigungskräfte der Wirtschaft" sind ein Akt der Selbsttäuschung. Wo wirklich große Gewinne eingefahren werden, sind sie identisch mit Umweltzerstörung.

Jimmi 11.03.2024 16:29

"Selbstreinigungskräfte der Wirtschaft": Letztere greift aber auf die Biosysteme zu und beutet diese irreversibel aus. Und reinigen können sich diese auch nicht.

Genussläufer 11.03.2024 17:00

Zitat:

Zitat von Jimmi (Beitrag 1740683)
"Selbstreinigungskräfte der Wirtschaft": Letztere greift aber auf die Biosysteme zu und beutet diese irreversibel aus. Und reinigen können sich diese auch nicht.

Vielleicht ist das Wort Selbstreinigungskräfte etwas irreführend. Ich meine folgendes. Du hast immer viele dezentrale Akteure im Markt. Diese reagieren auf Verschiebungen der Angebots- und/oder der Nachfrageseite. So kann man relativ zügig auf Veränderungen setzen. Wer daneben liegt, wird gefressen. Wer die Nachfrage nicht trifft, verliert. Diejenigen, die sich der Nachfrageseite mit angemessener Kostenstruktur am besten anpassen können, gehen als Gewinner vom Feld. Es ist aber nicht ausgemacht, welche Veränderungen es geben wird. Aufgrund verschiedener potentieller Anbieter wird es aber in der Regel eine Entwicklung geben, die das Angebot befriedigt. Wer das nicht tut, geht kaputt. Er verliert Kapital oder bekommt dieses nicht. Das meine ich mit (Be)Reinigung.

Wenn man nun aber alles zentral plant, gibt es diese Perspektive nicht. Wenn die Planungsannahmen falsch waren, geht alles mehr oder weniger den Bach runter. Das ist historisch belegbar. Nun könnte man behaupten, dass diesmal alles anders wäre. Man könnte behaupten, dass diesmal wirklich alles auf dem Spiel steht.

Und genau diese Begründung zieht sich ebenfalls durch die Geschichte. Alles in einen Korb kann lange gutgehen. Es wird aber unweigerlich mittel- bis langfristig scheitern.

Genussläufer 11.03.2024 17:01

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740682)
Sobald Du sauber bilanzierst, also neben den Gewinnen auch die tatsächlichen Kosten einrechnest, löst sich der meiste Profit in Luft auf. Eine Ölfirma, die für die Umwelt- und Gesundheitsschäden ihrer Produkte aufkommen müsste, wäre sofort pleite.

Die "Selbstreinigungskräfte der Wirtschaft" sind ein Akt der Selbsttäuschung. Wo wirklich große Gewinne eingefahren werden, sind sie identisch mit Umweltzerstörung.

Und weil das Pricing falsch ist, stimmt das System nicht?

Edit:

im Prinzip ist das, was ich oben Jimmi geantwortet habe die bekannte "unsichtbare Hand". So hatte es Adam Smith bezeichnet. Und trotzdem kann der Markt nicht alles allein lösen. Der braucht auch Hilfe. Sei es die Vermeidung oder Auflösung von Kartellen. Sei es die "kostenlose" Nutzung öffentlicher Güter usw. Wenn unter der Dusche das Wasser zu heiß ist, regulierst Du die Temperatur. Du stellst doch aber nicht in Frage, ob Du jemals wieder duschen solltest.

Klugschnacker 11.03.2024 17:24

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1740685)
Und weil das Pricing falsch ist, stimmt das System nicht?

Ja, unser kapitalistisches System ist einer der Gründe für die existenzielle Krise, auf die wir gegenwärtig zusteuern.

Ein System, das nur vom Eigennutz gesteuert wird, kann den Erfordernissen des Gemeinnutzes nicht gerecht werden. Genau das ist unser Problem.

Wir wüssten recht genau, was wir tun müssten, wenn wir global zu gemeinsamem Handeln fähig wären. Das Problem besteht darin, dass wir nicht zu gemeinsamem Handeln fähig sind. Eigennutz schlägt immer Gemeinnutz.

Während wir beispielsweise wissen, dass wir als planetare Gemeinschaft den Amazonas erhalten müssen (Gemeinnutz), rodet der Bauer trotzdem den nächsten Hektar ab und streicht den Gewinn ein (Eigennutz). Während wir wissen, dass fossile Brennstoffe zu einer Klimakatastrophe führen, denkt BMW an die Interessen ihrer Aktionäre, nicht an die Interessen der Weltgemeinschaft.

Ein freier Markt, auf dem jede Nachfrage billigstmöglich bedient wird, nimmt keinerlei Rücksicht auf Dinge, die nichts kosten. Wer hier erfolgreich ist, wird alles dafür tun, dass Kostenloses kostenlos und Billiges billig bleibt: Die großen Verursacher von Umweltschäden sind dieselben, die sich nach Kräften gegen eine Bepreisung von Umweltschäden stemmen.

Leider haben wir keine Zeit mehr, daran etwas zu ändern. Der Kapitalismus, den es die meiste Zeit der Menschheit nicht gab, steht in den Memoiren unserer Spezies auf der letzen Seite.

keko# 11.03.2024 17:37

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740686)
Ja, unser kapitalistisches System ist einer der Gründe für die existenzielle Krise, auf die wir gegenwärtig zusteuern.

....

Leider haben wir keine Zeit mehr, daran etwas zu ändern. Der Kapitalismus, den es die meiste Zeit der Menschheit nicht gab, steht in den Memoiren unserer Spezies auf der letzen Seite.

Das ist natürlich eine sehr priveligierte Sicht, die wir hier diskutieren. Selbst wenn Millionen verwöhnte Deutsche oder Franzosen oder Amerikaner ihren Konsum massivst einschränken, haben wir Milliarden Menschen wartend, die nach unserem Lebensstandard streben. Mit dem Kapitalsmus und dem Streben nach mehr, höher und weiter haben wir enorme Fortschritte z.B. in der Medizin erreicht. Das größte Problem ist eigentlich die wachsende Weltbevölkerung und das damit verbundene Ungleichgewicht. Während wir immer dicker werden, verhungern tägliche tausende Kinder oder sterben unnötig an Krankheiten. Dieses Ungleichgewicht wird sich irgendwann in irgendeiner Form entladen und dann bereinigen.

Genussläufer 11.03.2024 17:43

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740686)
Leider haben wir keine Zeit mehr, daran etwas zu ändern. Der Kapitalismus, den es die meiste Zeit der Menschheit nicht gab, steht in den Memoiren unserer Spezies auf der letzen Seite.

Ja. Es ist genau die Zeit, in der wir Menschen am meisten profitiert haben. Und ganz sicher werden wir adjustieren müssen.

Mag übrigens sein, dass wir keine Zeit mehr haben. Es mag aber genauso gut sein, dass der propagierte Schrumpfkurse das Problem verstärkt. Es gab bisher keine einzige zentral organisierte Wirtschaft, die umweltfreundlicher agiert hätte.

Für solche Experimente würde ich niemals mein Kreuz auf den Wahlzettel setzen.

Hier werden wir nicht zueinander finden. Die Frage wird sein, ob es dafür mal eine Mehrheit geben wird. Ich gehe nicht davon aus. Du wiederum bist ein Verfechter davon. Die Anhänger der Schrumpfidee sind teilweise auch bereit, demokratische Grundrechte zur Disposition zu stellen. Wenn Ulrike Herrmann die "Kriegswirtschaft" zu Rate zieht, macht sie übrigens genau das.

Ich lehne das voll und ganz ab.

Klugschnacker 11.03.2024 17:52

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1740689)
Die Anhänger der Schrumpfidee sind teilweise auch bereit, demokratische Grundrechte zur Disposition zu stellen. Wenn Ulrike Herrmann die "Kriegswirtschaft" zu Rate zieht, macht sie übrigens genau das.

Nein, macht sie nicht. Das ist wohl ein Missverständnis.

Hier ist lediglich gemeint, dass der Staat vorübergehend stärker in die Wirtschaft eingreift, wie zum Beispiel in Kriegszeiten. Der Staat selbst ist und bleibt dabei demokratisch legitimiert.

(Im Unterschied übrigens zu unserem Wirtschaftssystem, das nicht demokratisch ist, also nicht das Volk als obersten Souverän hat).

Genussläufer 11.03.2024 17:59

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740692)
(Im Unterschied übrigens zu unserem Wirtschaftssystem, das nicht demokratisch ist, also nicht das Volk als obersten Souverän hat).

Unser Wirtschaftssystem hat das Volk erst in die Lage versetzt, seine Vertreter demokratisch legitimieren zu lassen. Es war die Wurzel der Demokratie. Kapitalismus ohne Demokratie geht auch. Demokratie ohne Kapitalismus kenne ich noch nicht. Die bisherigen Experimente haben übrigens einige böse Bremspuren hinterlassen. Umwelt und Klima waren hier ganz vorn dabei.

Schwarzfahrer 11.03.2024 18:28

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740686)
...Der Kapitalismus, den es die meiste Zeit der Menschheit nicht gab, ...

Ich stimme in den meisten Punkten Genussläufer zu, nur hier eine Ergänzung: diesen Satz halte ich für historisch nicht richtig. Bereits die Phönizier haben nichts anderes als Kapitalismus praktiziert: Waren und Dienstleistungen produziert, die der Markt wollte, wofür Menschen bezahlt haben; dazu ein die (damalige) Welt umspannendes Finanzsystem aufgebaut. Zu jeder Zeit der Geschichte haben Gesellschaften, in denen diese Mechanismen weitgehend von staatlichen Eingriffen verschont blieben, den jeweils relativ größten Wohlstand erreicht, die wesentlichsten technischen und gesellschaftlichen Fortschritte gemacht, unabhängig davon, welches politische System dahinterstand.

Natürlich können staatliche Rahmenbedingungen, insbesondere Rechtssicherheit, Planungssicherheit, zusätzlich förderlich sein. Aber das Prinzip ist auf keinen Fall neuzeitlich, sondern uralt: Menschen investieren Geld, um aus Eigennutz Mehrwert zu generieren, indem sie die Bedürfnisse anderer erfüllen und sich bezahlen lassen. Ohne diesen Eigennutz-Antrieb sind die meisten Menschen m.M.n. auch nicht dauerhaft zu Leistung zu motivieren (egal zu welchem Zweck). Die Vision von globaler Zusammenarbeit unabhängig von privaten, länderweisen Interessen und Nutzen ist Star-Trek-Utopie. Idealistische, altruistische Gemeinschaften gibt es natürlich, aber die setzen sich immer aus Individuen zusammen, die untypisch sind, eine kleine Minderheit in der Menschheit, und auch deren Erfolg ist nicht unabhängig von wirtschaftlichen Randbedingungen und Zwängen.

Klugschnacker 11.03.2024 19:04

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1740695)
Ich stimme in den meisten Punkten Genussläufer zu, nur hier eine Ergänzung: diesen Satz halte ich für historisch nicht richtig. Bereits die Phönizier haben nichts anderes als Kapitalismus praktiziert:

Die Phönizier haben keinen Kapitalismus praktiziert, der sich mit unserem vergleichen ließe. Der Kapitalismus meint den Einsatz von Maschinen, um Waren herzustellen. Da das den meisten bekannt sein dürfte, führe ich es nicht weiter aus.

Klugschnacker 11.03.2024 19:12

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1740693)
Unser Wirtschaftssystem hat das Volk erst in die Lage versetzt, seine Vertreter demokratisch legitimieren zu lassen.

Nein, Demokratie ist viel älter als der Kapitalismus. Letzterer entstand mit der Industrialisierung in England Ende des 18. Jahrhunderts und breitete sich von dort aus.

Es ist aber müßig. In Frage steht nach wie vor, ob der Kapitalismus in der Lage sein wird, die gegenwärtigen Umweltprobleme zu lösen.

Im Moment steht fest, dass der Kapitalismus nahezu weltweit zu einem starken Wirtschaftswachstum und damit zu großen Umweltproblemen geführt hat.

qbz 11.03.2024 19:14

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1740695)
Ich stimme in den meisten Punkten Genussläufer zu, nur hier eine Ergänzung: diesen Satz halte ich für historisch nicht richtig. Bereits die Phönizier haben nichts anderes als Kapitalismus praktiziert: Waren und Dienstleistungen produziert, die der Markt wollte, wofür Menschen bezahlt haben; dazu ein die (damalige) Welt umspannendes Finanzsystem aufgebaut. .....

Offtopic:
Mit dem Begriff des Kapitalismus grenzen die Polit-Ökonomie und Gesellschaftslehre eine bestimmte historische Wirtschaftsordnung von anderen ab. Natürlich existiert keine in abstrakter Reinform, sie enthalten auch Elemente früherer oder zukünftiger Ordnungen. Es macht aber wenig Sinn, den Begriff auf solche auszudehnen, bei denen die "Hochkultur" auf Sklavenarbeit beruht oder auif feudalen Verhältnissen und dem Zehnten (Mittelalter). Ein Warenhandel (im Unterschied zum Tauschhandel) von Gütern ist zwar Voraussetzung für eine kapitalistische Wirtschaftsform, aber noch kene hinreichende.

Der Profit und Reichtum des Kapitalismus beruht im Wesentlichen auf der Lohnarbeit, dem doppelt freien Lohnarbeiter, der getrennt von seinen Produktionsmitteln (im Unterschied zu den mittelalterlichen Handwerkern, denen die Produktionsmitteln gehörten) seine Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt dem Kapital als Ware verkauft und einen Mehrwert schafft (Profit). Diese gesellschaftlichen Verhältnisse sind ganz spezifisch für den Kapitalismus und die Industrialisierung, welche in ein paar hundert Jahren die Gesellschaften und die Umwelt mehr verändert hat als anderen zuvor.

Natürlich sorgt nicht das Einzelkapital, welches allein an seiner maximalen Verwertung interessiert ist, für die Standards bei Gesundheits-und Umweltschutz. Diese müssen gegen die Profitinteressen von den Lohnabhängigen erkämpft werden, wobei der Staat als ideeller Gesamtkapitalist fungiert und als Vermittler, und im Ergebnis gleiche Konkurrenzbedingungen für die Verwertungsprozesse des Kapital schafft, was infolge der Globalisierung und des Fehlens weltweiter staatsähnlicher Vereinbarungen beim Klimaschutz nur ungenügend gelingt. (Freiwilligkeit, keine Strafen für Vertragsbrüche usf.).

Andag007 11.03.2024 19:24

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740692)
.

Hier ist lediglich gemeint, dass der Staat vorübergehend stärker in die Wirtschaft eingreift, wie zum Beispiel in Kriegszeiten. Der Staat selbst ist und bleibt dabei demokratisch legitimiert.

.

Das würde ich gerne genauer verstehen. Wie sollte das konkret in der Praxis aussehen? Sollten deiner Meinung nach Politiker Vorstandvorsitzende ersetzen oder sollen vorübergehende Gesetze/Verbote die Unternehmen lenken? Und was würde passieren, wenn genau diese Unternehmen dann ihren Sitz (vorübergehend?) ins Ausland verlegen.

Schwarzfahrer 11.03.2024 19:26

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740698)
Die Phönizier haben keinen Kapitalismus praktiziert, der sich mit unserem vergleichen ließe. Der Kapitalismus meint den Einsatz von Maschinen, um Waren herzustellen. Da das den meisten bekannt sein dürfte, führe ich es nicht weiter aus.

Zwar wurde der Begriff zu Beginn der Industrialisierung geprägt, darum vielleicht die Verknüpfung mit Maschinen und der Neuzeit. Aber der Kern ist doch
Das passt nach meinem Verständnis für sehr viele Epochen der Menschheitsgeschichte.

Um diese Kernelemente kann man natürlich die unterschiedlichsten Gesellschaftssysteme stricken - der Inhalt, die Haupttriebfeder von privatem Interesse an Investition, Produktion, Gewinn, ändert sich aber kaum, egal ob die Arbeitskräfte Sklaven, Leibeigene oder Arbeiter hießen, oder wie die jeweiligen Unternehmer und Kapital-Besitzer gerade genannt wurden. Der Kapitalismus in der heutigen Form hat den Vorteil, daß er in den meisten Ländern auf viele freie, selbstbestimmte Menschen bauen kann, die alle nach Wohlstand und Erfolg streben, und damit erfolgreicher ist als die früheren Varianten, in denen zu wenige Menschen die Chance bekamen, sich zu entfalten.

Genussläufer 11.03.2024 19:29

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740702)
Im Moment steht fest, dass der Kapitalismus nahezu weltweit zu einem starken Wirtschaftswachstum und damit zu großen Umweltproblemen geführt hat.

Und dieses Wachstum ist auch notwendig, um weitere Menschen aus der Armut zu befreien. Letztendlich ist das wiederum die Grundlage, um Bildungschancen zu erhöhen, Kindersterblichkeit zu reduzieren und somit die Basis für eine Abflachung und Imkehr des Bevölkerungswachstums zu schaffen. Mit steigendem Wohlstand verbessern sich auch die Produktionsbedingungen und der Ressourcenverbrauch. BIP Wachstum geht dann nicht mehr zwingend mit dem Anstieg von Rohstoffbedarf einher. Das zeigen die Statistiken der letzten Jahre ziemlich eindeutig. Das diese Entwicklung so noch lange nicht ausreicht, ist nun wiederum richtig. Und hier gilt es die richtigen Anreize und einen einen internationalen Ausgleich zu schaffen. Die Anhänger des Schrumpfens glauben nicht daran. Für die andere Seite ist das ein positiver Glaubenssatz. Im hiesigen Faden kann man die Beitragenden relativ gut diesen beiden Polen zuordnen. Und wahrscheinlich nicht nur hier.

Klugschnacker 11.03.2024 19:55

Zitat:

Zitat von Andag007 (Beitrag 1740705)
Das würde ich gerne genauer verstehen. Wie sollte das konkret in der Praxis aussehen? Sollten deiner Meinung nach Politiker Vorstandvorsitzende ersetzen oder sollen vorübergehende Gesetze/Verbote die Unternehmen lenken?

Es geht hier nicht um meine persönliche Meinung, sondern um den Lösungsansatz der Wirtschaftsautorin Ulrike Herrmann, von dem oben die Rede war.

In einer Kriegswirtschaft setzt die Politik den Rahmen für die Wirtschaft. Beispielsweise baut man in Kriegszeiten Panzer statt Sportwagen. Das ist allerdings nur ein Beispiel zur Verdeutlichung des Grundgedankens.

Auf welche Weise diese Panzer gebaut werden, ist dann wieder Sache der Wirtschaft. Ihr allein obliegt es, alle benötigten Ressourcen (Material, Personal etc.) sinnvoll einzusetzen.

Ein wesentliches Merkmal der so genannten "Kriegswirtschaft" besteht darin, dass es sich um vorübergehende Maßnahmen handelt, welche von der gesamten Gesellschaft getragen werden. Beispiel: CO2-Emissionen werden nicht einfach nur teurer (was den Reichen egal ist), sondern werden für alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen beschränkt. Mehr als soundso viel CO2 darf niemand mehr emittieren. Man regelt den CO2-Ausstoß also nicht über den Markt und damit den Preis, sondern über Verordnungen.

Für die Details liest man am besten das Buch. :Blumen:

Schwarzfahrer 11.03.2024 20:31

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740702)
Im Moment steht fest, dass der Kapitalismus nahezu weltweit zu einem starken Wirtschaftswachstum und damit zu großen Umweltproblemen geführt hat.

Ist diese Korrelation tatsächlich auch so ursächlich? Umweltschäden haben die Menschen in jeder Epoche reichlich produziert - je nach ihren technischen Möglichkeiten. Ich glaube, daß der technische Fortschritt mehr mit der Dimension von neuzeitlichen Umweltproblemen zusammenhängt als der Kapitalismus - aber dieser Fortschritt ist auch gleichzeitig für deren Lösung unbedingt nötig und hilfreich. In den sozialistischen Ländern waren die Umweltprobleme vielfach schlimmer, und mangels effektiver Wirtschaft (Profite) fehlten die Mittel für die Bekämpfung oder Vermeidung.

Kapitalismus hat seine Probleme - aber es ist wie mit der Demokratie: alle mir bekannten Alternativen sind m.M.n. in der Praxis unterm Strich für die Menschen schlechter.

Genussläufer 11.03.2024 21:44

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740713)
In einer Kriegswirtschaft setzt die Politik den Rahmen für die Wirtschaft. Beispielsweise baut man in Kriegszeiten Panzer statt Sportwagen. Das ist allerdings nur ein Beispiel zur Verdeutlichung des Grundgedankens.

Auf welche Weise diese Panzer gebaut werden, ist dann wieder Sache der Wirtschaft. Ihr allein obliegt es, alle benötigten Ressourcen (Material, Personal etc.) sinnvoll einzusetzen.

Wie willst Du denn dann die kapitalistische Effizienz hinbekommen? Mir ist nicht klar wie auch nur annähernd eine so ausgefeilte Ressourcenallokation zu Stande kommen soll. Wie willst Du z.B. die komparativen Kostenvorteile ersetzen?

Die englische Kriegswirtschaft hatte kfr. ein ganz bestimmtes Ziel. Was soll aber das Ziel analog hier sein? Und was ist, wenn die Strategie nicht aufgeht und sich letztlich doch eine andere Strategie durchsetzt, die notwendigen Rohstoffe nicht angekarrt werden können, etc.?

Und genau so etwas wird passieren. Es fehlt das Korrektiv, das Netz un der doppelte Boden. So wird es kein Backup geben und das System wird fragil.

Zitat:

Ein wesentliches Merkmal der so genannten "Kriegswirtschaft" besteht darin, dass es sich um vorübergehende Maßnahmen handelt, welche von der gesamten Gesellschaft getragen werden.
Genau dann wird vorübergehend dauerhaft. Und natürlich wird dann die Legitimation verschwinden. Was dann passiert, hat die Geschichte mehrfach eindrucksvoll gezeigt.

Ich hoffe, dass keine Partei ausreichend Wähler für solche Experimente finden wird :Blumen:

Klugschnacker 12.03.2024 09:27

Du stellst sehr viele Fragen zu dieser Idee, gleichzeitig urteilst Du sehr entschieden darüber. Wie passt das zusammen?

Du müsstest Dich doch zuerst informieren und erst danach urteilen. So wirkt das auf mich, als würde Dein Urteil bereits vorher feststehen.

Ulrike Herrmanns Idee ist kein fertig ausgearbeiteter Plan für die gesamte Wirtschaft, sondern ein gedankliches Modell, das eine Diskussion ermöglichen soll. Nach dieser Idee soll für begrenzte Zeit und nach demokratischem Beschluss der Staat stärker in die Wirtschaft eingreifen.

In einer Kriegswirtschaft würde das bedeuten, dass die Wirtschaft mehr Waffen und kriegswichtige Dinge produziert. Die Produktion von Konsumgütern wird gedrosselt. In einer Kriegswirtschaft kann es passieren, dass beispielsweise weniger Benzin pro Person verkauft werden kann, weil diese Ressource anderweitig benötigt wird.

In einer Marktwirtschaft würde das knappe Benzin dann einfach teurer (die Nachfrage ist höher als das Angebot), sodass die Reichen weiterhin Porsche fahren und alle anderen zu Fuß gehen. In einer Kriegswirtschaft würde hingegen die Verfügbarkeit von Benzin für alle gleichermaßen beschränkt, egal ob arm oder reich. Entsprechend hoch ist die Akzeptanz dieser Maßnahmen in der Bevölkerung.

Gegenwärtig haben wir die Situation, dass die einen mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und sich teure Wärmepumpen einbauen, während die anderen mit dem Privatjet über ihre Köpfe hinweg von Hamburg nach Sylt fliegen. Ich halte es für diskutabel, diese Zustände nicht einfach dem freien Markt zu überlassen. Sondern über staatliche Verordnungen die gesellschaftlichen Lasten auf alle gleich zu verteilen. Jeder hat das gleiche CO2-Budget zur Verfügung, egal ob arm oder reich. Für mich könnte das bedeuten: Wer nach Hawaii fliegt, hat sein Flugbudget für drei Jahre verbraucht. Das hielte ich für eine faire Sache.

Anderes Beispiel: Wir sind eine demokratische und kapitalistische Gesellschaft. Und genau deshalb bekommen wir es nicht hin, ausreichend Windräder aufzustellen und Stromleitungen über das Land zu ziehen. Trotz aller Einsicht in die Notwendigkeit und großem Handlungsdruck, denn wir werden in Zukunft sehr viel Strom benötigen.

Die Effizienz des Kapitalismus, von der Du oben sprichst, bezieht sich nur auf die Vermehrung des Kapitals: aus Geld wird noch mehr Geld. In anderen Belangen ist der Kapitalismus sehr ineffizient. Sonst würden die benötigten Windräder längst stehen. Doch die Rendite ist anderswo größer, also wird anderswo investiert, beispielsweise in Öl-Aktien. Die trägen Verwaltungsstrukturen und endlose juristische Einspruchsmöglichkeiten erschweren die Energiewende zusätzlich.

Folglich ist aus meiner Sicht der Gedanke legitim, diesen wichtigen Strukturwandel nicht nur den freien Kräften des Marktes zu überlassen, für die zwischen einem Windpark und einer Ölquelle kein Unterschied besteht. Sondern wir ermächtigen für begrenzte Zeit den Staat, mittels Verordnungen diese schleppende Entwicklung zu beschleunigen.

Das alles ist, wie oben erwähnt, nur ein gedankliches Modell, kein fertiger Plan. Es wird so nicht umgesetzt werden. Sein Nutzen besteht darin, unsere derzeitigen Strukturen zu hinterfragen. Etwa das freie, ungelenkte Spiel des Kapitals, das allein dem Eigennutz, nicht aber dem Gemeinnutz verpflichtet ist. Und einem schwachen Staat, der versucht, hier Lenkungswirkung zu entfalten. Wie können wir das verbessern?

keko# 12.03.2024 09:51

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1740755)
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Das alles ist, wie oben erwähnt, nur ein gedankliches Modell, kein fertiger Plan. Es wird so nicht umgesetzt werden. Sein Nutzen besteht darin, unsere derzeitigen Strukturen zu hinterfragen. Etwa das freie, ungelenkte Spiel des Kapitals, das allein dem Eigennutz, nicht aber dem Gemeinnutz verpflichtet ist. Und einem schwachen Staat, der versucht, hier Lenkungswirkung zu entfalten. Wie können wir das verbessern?

Gegen Gedankenmodelle kann man sicher nichts sagen. Wobei man das global denken muss. Global gesehen machen die CO2-Emissionen Deutschlands 2.5% aus.

Klugschnacker 12.03.2024 09:53

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1740708)
Und dieses Wachstum ist auch notwendig, um weitere Menschen aus der Armut zu befreien.

Der Wachstumsfetisch der deutschen Wirtschaft dient nicht dazu, Menschen aus der Armut zu befreien. Wenn wir das wollten, könnten wir das bereits heute tun. Wir bräuchten dazu nicht auf weiteres Wirtschaftswachstum zu warten, um dann später, in einer fernen Zukunft, Menschen aus der Armut zu befreien. Dasselbe gilt für die USA und Japan und unsere europäischen Nachbarn.

Eher im Gegenteil: Das Wachstum unserer Wirtschaft treiben wir in Konkurrenz zu anderen Ländern und zu deren Lasten voran. Eine florierende Automobilindustrie in China ist für uns keine gute Nachricht nach dem Motto: "Toll, da befreien sich tausende Chinesen aus der Armut". Als Exportweltmeister setzen wir alles daran, dass das Geld anderer Länder bei uns landet.


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