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MattF 23.05.2018 13:04

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1379967)

Ich hab sehr viel Gutes erlebt durch gläubige Menschen. Ich hab zum Beispiel Entwicklungshelfer besucht in der Mongolei, die leisten dort großartige Arbeit. Ich war selbst (vor vielen Jahren) in einer Freikirche aktiv und habe da viel Gutes gesehen. Daher bin ich skeptisch: Was bringt das nun, Menschen ihren Glauben zu nehmen? Ich meine es bringt nix. Ich war jedenfalls am glücklichsten, als ich dachte es gibt einen Gott.

Die eigentliche Frage ist aber doch, ist das Gutsein was du dort erlebt hast auf die Religion zurück zu führen oder wären diese Menschen auch gut wenn sie nicht religiös wären?

Niemand bestreitet, dass es unter Gläubigen gute Menschen gibt.

Ich würde aber behaupten Gläubige und Nicht Gläubige unterscheiden sich in nichts voneinandern in ihrem Gut sein. Es sind Querschnitte der Gesellschaft.

Mirko 23.05.2018 13:06

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1379976)
Die eigentliche Frage ist aber doch, ist das Gutsein was du dort erlebt hast auf die Religion zurück zu führen oder wären diese Menschen auch gut wenn sie nicht religiös wären?

Tja...Schwer zu sagen. Ich bin jetzt sicher immer noch kein schlechter Mensch, aber ich befürchte ich bin etwas weniger gut als zu meinen christlichen Zeiten. ;)

MattF 23.05.2018 13:30

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1379977)
Tja...Schwer zu sagen. Ich bin jetzt sicher immer noch kein schlechter Mensch, aber ich befürchte ich bin etwas weniger gut als zu meinen christlichen Zeiten. ;)

An was machst du das fest?

keko# 23.05.2018 13:39

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1379976)
Ich würde aber behaupten Gläubige und Nicht Gläubige unterscheiden sich in nichts voneinandern in ihrem Gut sein. Es sind Querschnitte der Gesellschaft.

Wird man also so geboren oder woher kommen die Unterschiede?

Klugschnacker 23.05.2018 13:53

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1379965)
Das Neue Testament fokussiert sich auf christliche Lehren in Verbindung mit praktischen Ergebnissen, die der Lehre folgen sollten. Das Leben ist voll mit solchen mehr oder weniger wahren Erfindungen.

Gut, dann kommen wir uns näher. Das Christentum fußt für Dich demnach auf Erfindungen. Diese Erfindungen sind teils mehr wahr, teils weniger wahr. Doch es sind Erfindungen.

Zur Feier dieses Augenblicks lasse ich die Frage weg, was eine wahre Erfindung sein soll, was sie von einer unwahren Erfindung unterscheidet, oder wie man unwahre Erfindungen von Lügen trennen kann. Und auf Basis welchen Wissens Du diese Unterscheidung treffen willst.

Peace: Arne :Blumen:

Jörn 23.05.2018 13:57

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1379896)
Ich gehe also davon aus, dass die "Fragen" gar nicht wirklich ernst gemeint sind und verzichte auf Antworten.

Hallo keko, dann stelle ich gerne klar, dass ich Antworten von Dir sehr schätzen würde. Ehrlich gesagt finde ich Deine Verweigerung von Antworten nicht besonders höflich und ich sehe auch nicht, wie das der Debatte nützen soll.

Andere Diskutanten haben ebenfalls mehrfach darauf hingewiesen, dass Du Antworten häufig ausweichst.

Vielleicht hast Du gemerkt, dass ich Dir stets antworte.

Jörn 23.05.2018 14:04

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1379918)
Was hat ein christliches Krankenhaus mit einem Parallel-Staat zu tun? Deine Argumentation hat aber wirklich so gar nichts mit der Realität zu tun. Welches christliche Krankenhaus ist denn nur für Christen da?

Hallo Mirko, das habe ich doch erläutert. Selbst wenn ein Krankenhaus für alle Patienten da ist, ist es dennoch nicht für alle Arbeitnehmer da.

Nehmen wir an, alle Menschen dürften in Kaufhäusern einkaufen; aber arbeiten und Geld verdienen dürfen nur die Christen. Oder nehmen wir an, alle Kinder dürften in die Schule gehen, aber nur Christen dürften Lehrer werden. Mit diesen Beispielen wird sofort klar, dass solche Regelungen nicht angebracht sind, wenn man an größeren, staatlichen Infrastrukturen teilnehmen will. (Gegen einzelne Krankenzimmer in einem Kloster habe ich deswegen nichts einzuwenden.)

Übrigens startete dieser Thread damit, dass mehrere katholische Krankenhäuser eben gerade nicht alle Patienten aufnahmen. Sondern solche nicht, bei denen eine medizinische Behandlung geboten war, der eine katholische Regelung entgegensteht -- zum Schaden der Patientin und unter Verletzung der beruflichen Pflichten.

Mirko 23.05.2018 14:05

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1379997)
Vielleicht hast Du gemerkt, dass ich Dir stets antworte.

Du klickst stets auf den "Antworten" Button, Antworten lieferst du nicht immer. Auf die Frage wo denn die vielen von der Kirche Geschädigten sind warten wir zum Beispiel noch immer.

spanky2.0 23.05.2018 14:08

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1379976)
Die eigentliche Frage ist aber doch, ist das Gutsein was du dort erlebt hast auf die Religion zurück zu führen oder wären diese Menschen auch gut wenn sie nicht religiös wären?

Das ist genau die Aussage, die ich schon vor einigen Seiten bezweifelt hatte und Jörn um eine Begründung (bzw seine gewohnte Beweiskette) dafür gebeten hatte.

Er hat sich mit einer langen Antwort zwar Mühe gemacht (nachträglich noch Danke dafür), aber überzeugt hat er mich damit nicht.

Es war (für mich) nicht ganz einfach seiner Erklärung zu folgen, aber wenn ich es richtig verstanden habe, hat er die Frage wieder umgedreht/auf den Kopf gestellt und ist der Meinung, dass die Christen (wenn überhaupt) nur aus Angst vor dem Höllenfeuer Gutes tun:


Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1379059)
Du beziehst Dich auf meine Behauptung, dass die barmherzigen Christen auch ohne den weisen Ratschluss der Bibel barmherzig gewesen wären. Du fragst nach einem Beweis.

Machen wir den Test. Wenn meine Behauptung (dass alle Menschen gut sein können) falsch wäre, dann wären also die barmherzigen Christen eigentlich unbarmherzig, aber die Angst vor dem Höllenfeuer lässt sie gute Dinge tun. Anstelle der Höllenangst könnte es auch die Begeisterung für einen Bibelvers sein.

Entscheidend ist jedenfalls, dass sie ihr ursprüngliches, schlechtes Verhalten ändern und barmherzig werden. Das wäre dann die christliche Argumentation: Der Mensch ist schlecht (Erbsünde) und die Worte der Bibel machen ihn gut. Manche sagen auch, er bleibt schlecht, aber Gott verzeiht es. (Dafür starb Jesus am Kreuz: Er machte die Menschen nicht besser, sondern tilgte ihre Sünden. Andersrum wär's vielleicht besser gewesen...)

Für heutige Christen ist das wenig schmeichelhaft. Aber es ist die offizielle Position der christlichen Kirchen: Der Mensch ist schlecht.

Ich hingegen sage, dass der Mensch nicht automatisch schlecht ist. Für gutes Verhalten gibt es gute Gründe. Diese guten Gründe sind jedermann einsichtig, egal ob er gläubig ist oder nicht. Daher geht es um begründete Einsicht, und nicht um Glauben. Was uns gut macht, ist Einsicht und Verstehen. Verständnis kommt von Verstehen, nicht von Glauben.

Unser Grundgesetz schafft nicht deswegen Frieden, weil es durch einen totalitären Staat mit Gewalt durchgesetzt wird. Sondern weil diese Grundsätze von jedem nachvollzogen und verstanden werden können. Deswegen ist Gewalt nicht nötig. (Wie viele Polizei-Einsätze beziehen sich auf das Grundgesetz?)

Die Kirchen brechen diesen Grundsatz, indem sie völlig aus der Luft gegriffen (bzw. auf lächerliche Weise "begründet") bestimmte Bevölkerungsgruppen anders behandeln, als andere; sich selbst schanzen sie dabei die meisten Privilegien zu.

Das ganze rundet er dann in gewohnt charmanter Weise mit einem netten Spruch ab:

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1379059)
Es gibt den Spruch: "Gute Menschen tun gute Dinge. Aber damit gute Menschen böse Dinge tun, dafür braucht es Religion."

Ich hingegen bin der Meinung, daß es durchaus Menschen gab und auch noch gibt, die (insbesondere) aus religiösen Gründen Gutes tun und genau daraus auch ihre Motivation dafür ziehen.

keko# 23.05.2018 14:13

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1379994)
Gut, dann kommen wir uns näher. Das Christentum fußt für Dich demnach auf Erfindungen. Diese Erfindungen sind teils mehr wahr, teils weniger wahr. Doch es sind Erfindungen.

Zur Feier dieses Augenblicks lasse ich die Frage weg, was eine wahre Erfindung sein soll, was sie von einer unwahren Erfindung unterscheidet, oder wie man unwahre Erfindungen von Lügen trennen kann. Und auf Basis welchen Wissens Du diese Unterscheidung treffen willst.

Peace: Arne :Blumen:

Ich wollte nur sagen, dass es nicht ausschlaggebend sein muss, ob es wahr ist (also tatsächlich passiert ist), was in der Bibel steht. Wenn ich meinen Nutzen draus ziehe (die "Message"), dann genügt das doch. Das sehe ich als einen modernen, gewachsenen Glauben an.

Ich hatte das mit dem fiktiven Kind erklärt, dass dir deine fiktive Frau vor 20 Jahren untergeschoben hat und die Lüge nun auffliegt. Dinge können sich mit der Zeit verselbständigen und ihre eigene Wahrheit entwickeln und daraus ihr Dasein rechtfertigen.

Höchst problematisch wird es natürlich, wenn du aufgrund einer Lüge zu Schaden kommst. ("Es steht in der Bibel, dass ...."). Aber darüber sind wir in DE im Jahr 2018 (Gott sei Dank :Cheese: ) im allgemeinen längst hinweg.

Auch peace :Blumen:

Klugschnacker 23.05.2018 14:15

Zitat:

Zitat von spanky2.0 (Beitrag 1380001)
Ich hingegen bin der Meinung, daß es durchaus Menschen gab und auch noch gibt, die (insbesondere) aus religiösen Gründen Gutes tun und genau daraus auch ihre Motivation dafür ziehen.

Das hat niemand bestritten, auch Jörn nicht.

Um die Debatte konkret zu halten, wäre es aus meiner Sicht hilfreich, kurz zu skizzieren, was ein "religiöser Grund" des Handelns ist.

FlyLive 23.05.2018 14:17

Ich habe gerade das Wort "höflich" gelesen.

Ich denke, hier wurde aus Höflichkeit schon öfter mal nichts beantwortet oder geschrieben ;)

Peace :Blumen:

Mirko 23.05.2018 14:26

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1380003)
Das hat niemand bestritten, auch Jörn nicht.

Natürlich wurde das bestritten. Es wurde hier schon mehrfach behauptet dass die Menschen nicht wegen sondern trotz des Glaubens Gutes tun und es ihnen sozusagen in die Wiege gelegt wurde. Bin gerade am Handy sonst würde ich ja zitieren. :cool:

Klugschnacker 23.05.2018 14:29

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1380002)
Höchst problematisch wird es natürlich, wenn du aufgrund einer Lüge zu Schaden kommst. ("Es steht in der Bibel, dass ...."). Aber darüber sind wir in DE im Jahr 2018 (Gott sei Dank :Cheese: ) im allgemeinen längst hinweg.

Sind wir das? Erst gestern war hier von eingeschränkten Rechten der Arbeitnehmer unter kirchlicher Trägerschaft die Rede. Du selbst sprachst wiederholt vom für Dich problematischen Weltbild muslimisch gläubiger Menschen, etwa im Bezug auf Frauenrechte, Meinungsfreiheit und Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Begründet wird beides mit heiligen Schriften.

In Deutschland geschehen Ehrenmorde aufgrund religiöser Überzeugungen. So gut wie kein Priester in Deutschland bekennt sich zu seiner Homosexualität – warum eigentlich, in einer ach so toleranten Kirche? Weil es als faktische Wahrheit angesehen wird, dem Schöpfer des Weltalls sei das ein "Greuel".

Die Einbildung, man wisse tatsächlich etwas über Gott, ist kein längst überkommener Irrtum, sondern auch heute noch konstituierendes und wesentliches Merkmal des christlichen Glaubens und seiner Kirchen. Falls Du das anders siehst (was Dein gutes Recht ist) stehst Du außerhalb des christlichen Konsenses.

Jörn 23.05.2018 14:32

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1379918)
Von Verurteilung, von fehlender Moral, von Barmherzigkeit nur als Machtdemonstration liest man im Neuen Testament nix.

Dann lies es erneut. Jesus tritt dort auf als mürrischer, patziger Prediger. Zwar heilt er ein paar Kranke. Aber er schärft den Leuten ebenfalls ein, nichts davon zu erzählen, damit nicht noch mehr Leute zu ihm kämen. Die Bibel spricht sogar davon, dass Jesus seine Jünger bedrohte, damit sie nichts über ihn sagen würden.

"Und er bedrohte sie, dass sie niemandem von ihm sagen sollten." - Markus 8,30. Diese Phrase kommt praktisch in jedem Kapitel vor. "Und er gebot ihnen streng, dass es niemand wissen sollte". (Markus 5,43)

Jesus hat zwar die Macht, mit einem Fingerschnipp alle Krankheiten auf der Welt zu beseitigen. Aber er tut es nicht. Sondern er setzt diese Fähigkeit sehr sparsam ein, und nur zu dem Zweck, seine Gefolgschaft zu sichern. Es ist wie in vielen anderen religiösen Schriften einfach ein Zeichen von Göttlichkeit -- und nur um dessen Demonstration geht es hier. Es ist eine Erzählweise. Gemeint sind nicht die Krankheiten, sondern seine göttliche Abstammung. Die damaligen Leser lasen diese Geschichten nicht wie einen Krankenhausbericht, sondern sie verstanden die religiöse Aussage.

Hat Jesus die Kindersterblichkeit verringert? Hat er den Leuten die Funktion von Bakterien erklärt? Hat er Blindheit per se abgeschafft? Nein, das hat er alles unterlassen. Er hat ein paar Zauberkunststücke vorgeführt. Das ist unmoralisch und unbarmherzig, weil er Allmacht hatte und alle Menschen auf ewig heilen konnte. Zudem stellt er klar, dass er nur zu seinen "Schafen" geschickt worden wäre, und die anderen bezeichnet er als "Hunde".

"Jesus aber sprach zu ihr: Lass zuvor die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, dass man den Kindern das Brot nehme und werfe es vor die Hunde." - Markus 7,27. Mit "Kindern" meint er seine Anhänger; er sagt, er würde logischerweise seine Kräfte auf diese konzentrieren, anstatt diese an den Ungläubigen zu verschwenden. (Später heilt er die Tochter der Frau trotzdem, die er als "Hund" bezeichnet hatte.)

Du schreibst, man liest dort nichts von Verurteilung. Dann lies die großartige Bergpredigt. Dort werden die Ungläubige gleich mehrfach in den "Feuerofen" geworfen. Die Bibel wiederholt das ausdrücklich, damit es "sitzt". Matthäus 13,42 und 13,50.

Die größte aller möglichen Verurteilungen ist die ewige Hölle. Das Alte Testament kennt keine Hölle. Erst Jesus spricht davon (Markus 9,48: "wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht.").

Du schreibst, im Neuen Testament stünde nichts von Verurteilung, und hier geht es um eine Verurteilung auf ewig.

Klugschnacker 23.05.2018 14:41

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1380008)
Natürlich wurde das bestritten. Es wurde hier schon mehrfach behauptet dass die Menschen nicht wegen sondern trotz des Glaubens Gutes tun und es ihnen sozusagen in die Wiege gelegt wurde. Bin gerade am Handy sonst würde ich ja zitieren. :cool:

Dass den Menschen kooperative Verhaltensweisen ("Nächstenliebe") in die Wiege gelegt und kulturell anerzogen wurden, dieses Argument stammt von mir. Es sollte ausdrücken, dass es keiner Religion bedarf, um moralische Normen zu entwickeln. Sie entwickeln sich von selbst.

Was Du außerdem noch sagst – da hätte ich gerne ein konkretes Zitat, um darauf eingehen zu können.
:Blumen:

Jörn 23.05.2018 14:45

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1380008)
Es wurde hier schon mehrfach behauptet dass die Menschen nicht wegen sondern trotz des Glaubens Gutes tun und es ihnen sozusagen in die Wiege gelegt wurde.

Ich bestreite nicht, dass religiöse Menschen auch Gutes tun. Das wäre ja albern.

Es ist aber auch nicht die Behauptung der religiösen Leute. Sondern die Behauptung lautet: "Religiöse Menschen tun gute Dinge, die sie nicht tun würden, wenn die Religion sie nicht dazu verleitete". Mit anderen Worten: "Menschen sind böse, aber die Furcht vor der Hölle lässt sie zähneknirschend Gutes tun." - Das ist die katholische Sichtweise. Der Mensch ist schlecht, und nur die Religion kann das ändern. Er ist schlecht durch die Erbsünde.

Nicht die Atheisten sagen, dass Christen schlecht wären. Sondern die Christen sagen das selbst über sich. Atheisten sagen, dass es Blödsinn ist.

Arne hat in zahlreichen und sehr lesenswerten Postings dargelegt, warum Menschen als Ergebnis der Evolution ein angeborenes Interesse an Kooperation und gegenseitiger Wohlfahrt haben. Sie sind nicht per se schlecht zueinander, weil sie ansonsten längst ausgestorben wären. Dieses Verhalten ist bereits jedem Baby angeboren. Es ist nicht das Ergebnis einer erlernten und auf Latein niedergeschriebenen Schrift.

Religion verwirrt die natürliche, angeborene Bereitschaft zur Kooperation und missbraucht (aktiviert) ebenso angeborene Instinkte der Feindschaft (Ingroup, Outgroup). Deswegen tun an sich gute Menschen plötzlich schlechte Dinge.

Ein einfacher Krimineller weiß, dass er schlechte Dinge tut. Ein religiöser Übeltäter weiß das nicht; er glaubt, er würde etwas sehr Gutes tun. Ein Beispiel wären die Kreuzzüge, Hexenverbrennung, Diskriminierung diverser Gruppen (aber immer nur jene, die man als wehrlos einschätzt), oder auch islamistische Attentate. Alle diese Typen denken, sie wären von allen die Besten.

Mirko 23.05.2018 14:45

Puhhh "gegen" die Geschwister Dyck zu argumentieren ist schon hart. Da muss ich mir später nochmal ne Runde Zeit nehmen.
(Das ist als reine Wertschätzung zu verstehen)

spanky2.0 23.05.2018 14:46

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1380003)
Das hat niemand bestritten, auch Jörn nicht.
.
.
.
Was Du außerdem noch sagst – da hätte ich gerne ein konkretes Zitat, um darauf eingehen zu können.


Also ich habe das z.B. aus folgender Aussage (fett hinterlegt) herausgelesen:

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1378731)
Üblicherweise werden einem besonders menschliche oder barmherzige Menschen präsentiert, als Beweis dafür, dass es auch gute Gläubige gab. Das bestreite ich auch gar nicht. Ich erkenne es an. Natürlich gab und gibt es sie. Aber diese Leute wären auch ohne Religion menschlich oder barmherzig gewesen.


keko# 23.05.2018 14:48

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1380009)
Sind wir das? Erst gestern war hier von eingeschränkten Rechten der Arbeitnehmer unter kirchlicher Trägerschaft die Rede. Du selbst sprachst wiederholt vom für Dich problematischen Weltbild muslimisch gläubiger Menschen, etwa im Bezug auf Frauenrechte, Meinungsfreiheit und Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Begründet wird beides mit heiligen Schriften.

In Deutschland geschehen Ehrenmorde aufgrund religiöser Überzeugungen. So gut wie kein Priester in Deutschland bekennt sich zu seiner Homosexualität – warum eigentlich, in einer ach so toleranten Kirche? Weil es als faktische Wahrheit angesehen wird, dem Schöpfer des Weltalls sei das ein "Greuel".

Ja, die Probleme sind da und ich leugne sie nicht. Mit Abstand betrachtet sehe ich den negativen Einfluß der kath. Kirche in DE für den gemeinen Bürger als gering an.
Der Islam hat die Modernisierung noch nicht hinter sich, deshalb sehe ich das problematischer und langfristig als die größere religiöse "Gefahr" für DE.

Klugschnacker 23.05.2018 14:54

Zitat:

Zitat von FlyLive (Beitrag 1380004)
Ich habe gerade das Wort "höflich" gelesen. Ich denke, hier wurde aus Höflichkeit schon öfter mal nichts beantwortet oder geschrieben ;)

Peace :Blumen:

Das finde ich gut. Vielen Dank dafür an Dich und diejenigen Personen, für die Du gerade sprichst. Was sich nur unhöflich ausdrücken lässt, gehört nicht in eine sachliche Debatte. Bereits Deine Andeutung hat für mich etwas Skurriles – soll auf diese Weise für die Botschaft der Nächstenliebe geworben werden?

Wie auch immer: Danke für’s Weglassen. :Blumen:

Klugschnacker 23.05.2018 14:55

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1380022)
Puhhh "gegen" die Geschwister Dyck zu argumentieren ist schon hart. Da muss ich mir später nochmal ne Runde Zeit nehmen.
(Das ist als reine Wertschätzung zu verstehen)

Nö, ich denke, wir liegen weitgehend auf einer Linie. :Blumen:

Klugschnacker 23.05.2018 15:00

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1380024)
Der Islam hat die Modernisierung noch nicht hinter sich...

Der Katholizismus ebenfalls nicht. Falls Du das anders siehst, bitte ich Dich freundlich um Belege für diese Modernisierung. Welche Glaubensinhalte wurden nennenswert modernisiert?

Modernisiert hat sich nicht die katholische Kirche, sondern die sie umgebende Gesellschaft.

Jörn 23.05.2018 15:04

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1380000)
Du klickst stets auf den "Antworten" Button, Antworten lieferst du nicht immer. Auf die Frage wo denn die vielen von der Kirche Geschädigten sind warten wir zum Beispiel noch immer.

Weil mit "Geschädigten" im damaligen Zusammenhang irgendwelche homosexuellen Schicksale, möglichst eindrucksvoll geschildert, gemeint waren. Zudem mussten es persönliche Erlebnisse sein. Jedenfalls habe ich diesen Zusammenhang so verstanden.

Ich bin weder in der Lage noch bereit, diese Rolle hier einzunehmen. Ich argumentiere aus einer generellen Position, allein durch die Kraft des Arguments.

keko# 23.05.2018 15:14

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1380029)
Der Katholizismus ebenfalls nicht. Falls Du das anders siehst, bitte ich Dich freundlich um Belege für diese Modernisierung. Welche Glaubensinhalte wurden nennenswert modernisiert?

Modernisiert hat sich nicht die katholische Kirche, sondern die sie umgebende Gesellschaft.

Letztendlich zählt es auch, wie die Gesellschaft ist und die Menschen sind und nicht, was in Büchern steht. Deshalb diskutieren dein Bruder und ich auch seit Monaten aneinander vorbei. ;)

Jörn 23.05.2018 15:17

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1380035)
Deshalb diskutieren dein Bruder und ich auch seit Monaten aneinander vorbei. ;)

Dazu müsstest Du überhaupt erstmal auf meine Postings antworten. Auch auf Arnes Frage, welche Glaubensinhalte modernisiert wurden, gehst Du nicht ein.

keko# 23.05.2018 15:19

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1380021)
Nicht die Atheisten sagen, dass Christen schlecht wären. Sondern die Christen sagen das selbst über sich. Atheisten sagen, dass es Blödsinn ist.

Das ist aber eine ziemliche Verallgemeinerung....

Jörn 23.05.2018 15:27

Dann nenne mir einen Christen, der nicht an die Erbsünde glaubt.

Und nenne mir einen Atheisten, der daran glaubt.

keko# 23.05.2018 15:27

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1380037)
Dazu müsstest Du überhaupt erstmal auf meine Postings antworten. Auch auf Arnes Frage, welche Glaubensinhalte modernisiert wurden, gehst Du nicht ein.

Darüber weiß ich zu wenig. Ich bin ja hier ja der "Praktiker". Ich sah unseren Pfarrer zu tief in den Kelch gucken, den Diakon mit uns für einen Marathon trainieren und den Reli-Lehrer alles rauf- und runter diskutieren pip pip pip habt euch alle lieb. Eigentlich ein lustiger Haufen. :Cheese:

Jörn 23.05.2018 15:28

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1380043)
Darüber weiß ich zu wenig.

Warum behauptest Du dann, die Glaubensinhalte wären modernisiert worden?

keko# 23.05.2018 15:31

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1380041)
Dann nenne mir einen Christen, der nicht an die Erbsünde glaubt.

Und nenne mir einen Atheisten, der daran glaubt.

Woran machst du fest, wer Christ ist?

Unsere fesche Nachbarin mit dem schicken Tatoo am Fußgelenk, darf sie Muslimin sein?

keko# 23.05.2018 15:33

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1380044)
Warum behauptest Du dann, die Glaubensinhalte wären modernisiert worden?

Wann wurde denn die letzte Hexe verbrannt?

Jörn 23.05.2018 15:35

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1380045)
Woran machst du fest, wer Christ ist?

Am Glaubensbekenntnis

Jörn 23.05.2018 15:38

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1380046)
Wann wurde denn die letzte Hexe verbrannt?

Vermutlich im Jahr 1782.

Also das ist das Datum der letzten Modernisierung laut keko? Das Jahr 1782? Und sie bestand darin, keine Frauen zu verbrennen?

Die Hexenprozesse gingen danach jedoch weiter. Nur die thermische Verwertung unterließ man.

qbz 23.05.2018 18:28

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1380051)
Vermutlich im Jahr 1782.

Also das ist das Datum der letzten Modernisierung laut keko? Das Jahr 1782? Und sie bestand darin, keine Frauen zu verbrennen?

Die Hexenprozesse gingen danach jedoch weiter. Nur die thermische Verwertung unterließ man.

Im letzten Hexenprozess in der Schweiz wurde1782 eine Dienstmagd Anna Göldi öfffentlich hingerichtet, sehr wahrscheinlich, weil ihr reicher und einflussreicher Dienstherr (Richter und Regierungsrat) ein Verhältnis mit ihr hatte und sich seiner Magd "entledigen" wollte. Anna Göldi wurde erst 2008 durch den Glarner Regierungsrat rehabilitiert und das Urteil und die Hinrichtung als Justizmord deklariert. Die Biographie von Anna Göldi und der Prozess ist sehr gut dokumentiert und wissenschaftlich aufgearbeitet. Die Verurteilung zum Tod erfolgte durch Reformierte.

"Der evangelische Glarner Rat verurteilte Anna Göldi am 13. Juni 1782 zum Tod durch das Schwert. Das Urteil wurde umgehend vollstreckt."

https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Göldi

Es gibt dazu auch einen empfehlenswerten Spielfim: Anna_Göldin_Letzte_Hexe

anlot 23.05.2018 18:39

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1379987)
Wird man also so geboren oder woher kommen die Unterschiede?

Erziehung wäre eine Variante. 😉

keko# 23.05.2018 20:39

Buchkritik ;-)
 
Anbei ein Büchlein von Fundamentaltheologe Prof. Gregor Maria Hoff über Kritik an der Religionskritik. Er geht auf allgemeine Strukturen und Muster der Reilgionskritik ein, besonders auf die uralten Klassiker Theodizee und Projektionsvorwurf, verbunden mit Nietzsche, Freud und Marx.
Ich habe die Hälfte der Kapitel gelesen, empfinde es aber für mich als Laien als recht anspruchsvoll. Manche Sätze sind sehr lang und mit Fremdwörtern gespickt, so dass ich mehrmals ansetzen muss.
Insgesamt aber ein interessantes Büchlein, das man nicht unbedingt haben muss ;)


Schwarzfahrer 23.05.2018 20:45

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1380021)
Ich bestreite nicht, dass religiöse Menschen auch Gutes tun. Das wäre ja albern.

Es ist aber auch nicht die Behauptung der religiösen Leute. Sondern die Behauptung lautet: "Religiöse Menschen tun gute Dinge, die sie nicht tun würden, wenn die Religion sie nicht dazu verleitete". Mit anderen Worten: "Menschen sind böse, aber die Furcht vor der Hölle lässt sie zähneknirschend Gutes tun." - Das ist die katholische Sichtweise. Der Mensch ist schlecht, und nur die Religion kann das ändern. Er ist schlecht durch die Erbsünde.

Diese Sichtweise ist m.M. nach höchstens ein Wunschdenken von Dogmatikern, die glauben möchten, negative Motivation zu positivem Handeln führt. Funktioniert bei den wenigsten (mein Chef hat auch mal versucht, die Motivation zu steigern indem er Wetten gegen den Erfolg unserer Projekte abschloss...:( ).

Es gibt aber auf jeden Fall die Menschen, die gutes Tun, ohne Angst vor der Hölle zu haben - aber die Kraft für ihre (oft schwere) Arbeit aus der Religion in positiver Weise schöpfen. Solche Leute können z.T. mit mehr Selbstaufopferung, Ausdauer und Leidensfähigkeit sich dem Wohl anderer widmen, als überzeugte Atheisten, die "nur" aus sich heraus "gut sind".

Zitat:

Arne hat in zahlreichen und sehr lesenswerten Postings dargelegt, warum Menschen als Ergebnis der Evolution ein angeborenes Interesse an Kooperation und gegenseitiger Wohlfahrt haben. Sie sind nicht per se schlecht zueinander, weil sie ansonsten längst ausgestorben wären. Dieses Verhalten ist bereits jedem Baby angeboren.
Dieses Verhalten bezieht sich aber m.M.nach primär nur auf die engste soziale Gruppe (Familie, evtl. Stamm), und läßt mit zunehmendem Abstand deutlich nach, da Fremde grundsätzlich nicht zum Überleben der Gruppe beitragen (oft eher das Gegenteil). Je nach Kultur (also Erziehung, Religion, etc.) wird diese Abnahme des Mitgefühls mit sozialem Abstand mehr oder stärker gedämpft.

Zitat:

Religion verwirrt die natürliche, angeborene Bereitschaft zur Kooperation und missbraucht (aktiviert) ebenso angeborene Instinkte der Feindschaft (Ingroup, Outgroup). Deswegen tun an sich gute Menschen plötzlich schlechte Dinge.
Das ist ein Merkmal von fanatischem, dogmatischen Glauben, wie ihn Jörn nach meinem Eindruck als "einzig wahres Christentum" auffasst, und wie auch leider tatsächlich viele Religionen von vielen Menschen praktiziert werden. Das ist auch der Grund, warum ich Religion grundsätzlich kritisch gegenüberstehe, und dafür bin, Religion weitestgehend ins private zu verdrängen, um die Öffentlichkeit und den Staat säkular zu halten.
Ich halte es aber für nicht richtig, deshalb den Menschen, die Religion als etwas spirituelles, zu positivem Motivierendes auffassen, als "nicht richtige Christen (oder was auch immer)" zu bezeichnen. In meinen Augen sind eher die letzeren die "wahren Gläubigen", unabhängig davon, was die jeweilige Amtskirche oder Mainstream sagen. Würde ich Christentum grundsätzlich allein mit den dogmatischen Sichtweisen gleichsetzen, die Jörn gerne von Bischöfen u.ä. zitiert, müßte ich ebenso konsequent alle Muslime für potentielle Massenmörder halten, da ja die dogmatische Version des Islam die Weltherrschaft anstrebt und das Töten von Ungläubigen fordert.

Klugschnacker 23.05.2018 21:16

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1380115)
Anbei ein Büchlein von Fundamentaltheologe Prof. Gregor Maria Hoff über Kritik an der Religionskritik. Er geht auf allgemeine Strukturen und Muster der Reilgionskritik ein, besonders auf die uralten Klassiker Theodizee und Projektionsvorwurf, verbunden mit Nietzsche, Freud und Marx.
Ich habe die Hälfte der Kapitel gelesen, empfinde es aber für mich als Laien als recht anspruchsvoll. Manche Sätze sind sehr lang und mit Fremdwörtern gespickt, so dass ich mehrmals ansetzen muss.
Insgesamt aber ein interessantes Büchlein, das man nicht unbedingt haben muss ;)

Danke für die kurze Buchkritik.

Mich würde interessieren, ob es auch auf die grundlegendste aller Religionskritiken eingeht, nämlich die offensichtliche und für jeden aufgeklärten Menschen erkennbare Tatsache, dass wir Menschen nichts über die Götter wissen und nicht wissen können.

Diese Einsicht geht ja tiefer als die Theodizee, also die Rechtfertigung des Leides auf der Welt, oder die Ausgestaltung der Götter durch menschliche Projektionen.

Klugschnacker 23.05.2018 21:22

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1380116)
Es gibt aber auf jeden Fall die Menschen, die gutes Tun, ohne Angst vor der Hölle zu haben - aber die Kraft für ihre (oft schwere) Arbeit aus der Religion in positiver Weise schöpfen. Solche Leute können z.T. mit mehr Selbstaufopferung, Ausdauer und Leidensfähigkeit sich dem Wohl anderer widmen, als überzeugte Atheisten, die "nur" aus sich heraus "gut sind".

Am Ende geht es doch darum, die eigene Seele ins Jenseits, und damit ins ewige Leben zu befördern. Das ist die religiöse Grundmotivation.

Würde ein wirklich christlich-religiöser Mensch etwas zugunsten eines anderen Menschen tun, wofür er nach christlicher Überzeugung selbst in die Hölle kommt?

Nimm' mal das Beispiel Sterbehilfe. Es gibt Ärzte, die gehen zur Not ins Gefängnis, um andere Menschen zu erlösen. In der christlichen Bewertung ist dieses Leid und seine Erlösung nicht die Hauptsache. Sondern die Abrechnung im Jenseits.


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