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Hafu 17.10.2020 21:43

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1558823)
Bis Ende September hatten wir einen ziemlich langsamen Anstieg (der mir trotzdem nicht gefiel) mit Schwankungen, der wohl auch mit milden Maßnahmen hätte gestoppt und gedreht werden können.
...

Ich musste in den letzten Tagen einige male an die NDR-Coronavirus-Update-Folge von Anfang Septemebr denken, in der Drosten (unter anderem mit einem anschaulichen Kaffefiltervergleich) versucht hat, die Perkulation zu erklären, derzufolge ein Infektgeschehen lange unbemerkt ansteigt, bis ab einem bestimmten Schwellenwert die Zahlen sehr plötzlich durch die Decke gehen.
Drosten hat da rückblickend dummerweise recht behalten bzw. geradezu hellseherische Fähigkeiten gehabt

Zitat:

Zitat von Prof.Drosten
Klar sei aber, dass die Lage außer Kontrolle geraten könne. «Es gibt die Möglichkeit, dass wir uns etwas vormachen, wenn wir uns sagen: Ja, das läuft ja im Moment ganz gut, dann machen wir mal so weiter wie bisher.» Bei immer mehr unentdeckten Clustern - weil Menschen ihre Infektion nicht bemerken oder verschweigen - könne es einen Perkolationseffekt geben. Die Zahlen stiegen dann schlagartig, ohne dass ein Grund erkennbar sei.


noam 17.10.2020 22:15

Und genau das sorgt doch für Unverständnis in der Masse.

Wir haben über den Sommer hinweg kaum spürbares Infektionsgeschehen, abgesehen von immer wieder aufploppenden HotSpots in zB der Fleischverarbeitungsindustrie.

Diese HotSpots wurden politisch ungemein ausgeschlachtet, um auf die Missstände in den Schlachtbetrieben und der dortigen Lohnsklaven aufmerksam zu machen. Die Empörung beschränkte sich allerdings nur darauf. Dass diese HotSpots ein mahnender Fingerzeig waren, dass die Krankheit eben nicht weg ist und ein offensichtlich bestehendes Infektionsgeschehen unerkannt vor sich hin brütet, wurde schlicht ignoriert. Da hat man sich lieber gegenseitig ob der Souveränen politischen Lagebewältigung gerühmt und immer wieder lachend auf Trumps Versagen gezeigt.

In der Zwischenzeit wurden ob des augenscheinlich nicht existenten Infektionsgeschehens in Deutschland weder die Gesundheitsämter noch die medizinische Infrastruktur zum "Massentest" trotz Warnungen aus der Wissenschaft ausgebaut bzw. aufrechterhalten. Im Gegenteil wurde sogar wieder zurückgebaut.

Wir erinnern uns wer zu diesem Zeitpunkt getestet wurde: Neben Reiserückkehrern aus täglich wechselnden Risikogebieten eben nur der, der aufgrund selbst festgestellter Symptomatik darauf bestanden hat oder der Hypochonder, der seinen Arzt so lange genervt hat bis dieser zugestimmt hat. Die breite Masse hatte zwar hier und da mal ein Kratzen im Hals, das aber nach 3 Tagen wieder verschwunden war. Hätte man hier eben viel früher und viel intensiver getestet, hätten wir nun die nicht mehr nachvollziehbaren Infektionsketten nicht, da man eben erkannt hätte, dass das Virus auch in D nie weg war, sondern sich einfach nur unter dem Radar befunden hat.


Mir fehlt natürlich die medizinische Ausbildung, aber ich vermute, dass die Viruslast im Sommer aufgrund stetem Luftaustausch und hauptsächlicher Treffen und Veranstaltungen im Freien sehr viel geringer war als nun, zudem die Immunsysteme der Menschen durch wenige Nebenkriegsschauplätze fitter waren und dadurch die Krankheit asymptomatisch oder eben sehr mild verlaufen ist und man sie doch eher als Erkältung eingeschätzt hat und damit ob der entsprechenden Gesundheitsämter auf einen Test verzichtete. Nun haben wir wieder geschlossene Räume, selteneres Lüften und für den Organismus an sich schwierigere Bedingungen, die per se öfter zu Erkrankungen führen. Dazu haben wir Bevölkerungsgruppe, die ob der Zahlen aus dem Sommer nicht mehr bereit sind, sich zurückzunehmen. Tjoa. Wir werden sehen wo es hinführt.


Wir erhalten jetzt die Quittung für unsere Nachlässigkeit im Sommer. Mir fehlt es leider immernoch an politischem Willen ein tatsächliches Lagebild zu erstellen. Solange nur ausgewählte mit absoluter Bevorzugung von Symptomträgern zum Test geladen werden, wird es immer Anlass zu Kritik an den publizierten Zahlen geben.


Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie man trotz der mahnenden Worte der Wissenschaft, es nicht schaffen konnte, einen besseren Plan zu entwickeln, als die Maßnahmen aus dem Frühjahr zu wiederholen.

LidlRacer 17.10.2020 22:16

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1558829)
Ich musste in den letzten Tagen einige male an die NDR-Coronavirus-Update-Folge von Anfang Septemebr denken, in der Drosten (unter anderem mit einem anschaulichen Kaffefiltervergleich) versucht hat, die Perkulation zu erklären, derzufolge ein Infektgeschehen lange unbemerkt ansteigt, bis ab einem bestimmten Schwellenwert die Zahlen sehr plötzlich durch die Decke gehen.
Drosten hat da rückblickend dummerweise recht behalten bzw. geradezu hellseherische Fähigkeiten gehabt

Soviel zu der in bestimmten Kreisen beliebten Theorie, dass Merkel immer (nur) auf Drosten hört.

aequitas 17.10.2020 22:36

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1558829)
Ich musste in den letzten Tagen einige male an die NDR-Coronavirus-Update-Folge von Anfang Septemebr denken, in der Drosten (unter anderem mit einem anschaulichen Kaffefiltervergleich) versucht hat, die Perkulation zu erklären, derzufolge ein Infektgeschehen lange unbemerkt ansteigt, bis ab einem bestimmten Schwellenwert die Zahlen sehr plötzlich durch die Decke gehen.
Drosten hat da rückblickend dummerweise recht behalten bzw. geradezu hellseherische Fähigkeiten gehabt

Hellseherische Fähigkeiten? Bleibt doch mal auf dem Boden.

Es ist doch schon seit Monaten bekannt, dass die Pandemie sich nicht von heute auf morgen auslöschen lässt. Das Virus bleibt uns noch länger erhalten und zu dieser Jahreszeit war es auch wenig überraschend, dass die Zahlen wieder rapide ansteigen können. Aber so eine Prognose oder Modell kann zutreffen, muss aber nicht. Wir erinnern uns an den Anfang.

Jedenfalls zeigt es, dass die Politik sich nicht sinnvoll auf ein solches Szenario vorbereitet hat. Noch immer fehlt eine richtige Strategie für einen sinnvollen Umgang mit Corona.

Alfa 17.10.2020 22:38

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1558833)
Soviel zu der in bestimmten Kreisen beliebten Theorie, dass Merkel immer (nur) auf Drosten hört.

Perkolation ist ein ganz einfaches physikalisches Prinzip und kein Geheimnis, was wir nun sehen werden ist Diffusion. Frau Merkel weiß das ganz sicher und hat ja deshalb auch zu vermindernder Reisetätigkeit gebeten, aber leider die Wirtschaftler und andere Kurzsichtige stetig im Rücken..

Das Einzige was hier hilft, ist nicht nur die regionale Kontaktbeschränkung anhand der 7-Tages_Inzidenz, sondern das Abriegeln ganzer Städte bzw Stadtbezirke.

Zmdst wenn man einen kompletten Lockdown verhindern will. :dresche

LidlRacer 17.10.2020 22:55

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1558834)
... und zu dieser Jahreszeit war es auch wenig überraschend, dass die Zahlen wieder rapide ansteigen können. Aber so eine Prognose oder Modell kann zutreffen, muss aber nicht. Wir erinnern uns an den Anfang.

Jedenfalls zeigt es, dass die Politik sich nicht sinnvoll auf ein solches Szenario vorbereitet hat. Noch immer fehlt eine richtige Strategie für einen sinnvollen Umgang mit Corona.

Wenn die Jahreszeit ein wesentlicher Faktor für den plötzlichen Anstieg ist, warum kam der dann in allen Ländern um uns rum wesentlich früher? Haben die andere Jahreszeiten?

Was wurde am Anfang falsch prognostiziert?
Dass theoretische Prognosen für einen theoretischen ungebremsten Anstieg nicht zutreffen, wenn man praktisch etwas dagegen unternimmt, kann man niemandem vorwerfen.

So schwierig ist das eigentlich nicht mit der Strategie:
Infektionslevel mit milden Maßnahmen niedrig halten (wie wir es längere Zeit gemacht haben) und nicht erst reagieren, wenn's schon mehrere Wochen aus dem Ruder läuft.

keko# 17.10.2020 22:58

Zitat:

Zitat von Alfa (Beitrag 1558835)
...

Das Einzige was hier hilft, ist nicht nur die regionale Kontaktbeschränkung anhand der 7-Tages_Inzidenz, sondern das Abriegeln ganzer Städte bzw Stadtbezirke.

Zmdst wenn man einen kompletten Lockdown verhindern will. :dresche

Läuft das nicht auf das Gleiche hinaus? Nächste Woche haben wir in BaWü die höchste Alarmstufe. Meiner Meinung nach wird das nicht viel helfen, es wird zu Ausgangssperren kommen und zu einem soften (aber allgemeinen) Lockdown.

keko# 17.10.2020 23:00

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1558836)
Wenn die Jahreszeit ein wesentlicher Faktor für den plötzlichen Anstieg ist, warum kam der dann in allen Ländern um uns rum wesentlich früher? Haben die andere Jahreszeiten?

Nein, Jahreszeit ist nicht der alleinige Faktor, aber aus meiner Sicht signifikant. Das Virus ist halt nun auch überall angekommen und breitet sich aus.
Gäbe es nur einen Faktor, wäre die Sache ja auch schön berechenbar.

Alfa 17.10.2020 23:20

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1558837)
Läuft das nicht auf das Gleiche hinaus? Nächste Woche haben wir in BaWü die höchste Alarmstufe. Meiner Meinung nach wird das nicht viel helfen, es wird zu Ausgangssperren kommen und zu einem soften (aber allgemeinen) Lockdown.

Mehr oder weniger ja. Ich denke aber dennoch, dass hier die Herbstferien nochmal beschleunigend auf die Verteilung wirken werden, da die Menschen verständlicherweise sehr gerne in infektionsarme Regionen reisen möchten, was mit der Abriegelung krasser Hotspots wie Berlin hätte teilweise verhindert werden können (und ich weiß: das kann keiner kontrollieren).

Dieser Ball ist dann wohl verspielt und Du hast da sicherlich Recht, dass es zu einem erneuten, wohl gesamtdeutschen, wenn auch softeren Lockdown kommen wird. So ein bisschen zielt ja auch der gegenwärtige Fahrplan darauf ab: nächste Betrachtung der Zahlen noch bevor die Maßnahmen von Mittwoch überhaupt Wirkung zeigen können.

keko# 17.10.2020 23:42

Zitat:

Zitat von Alfa (Beitrag 1558839)
Mehr oder weniger ja. Ich denke aber dennoch, dass hier die Herbstferien nochmal beschleunigend auf die Verteilung wirken werden, da die Menschen verständlicherweise sehr gerne in infektionsarme Regionen reisen möchten, was mit der Abriegelung krasser Hotspots wie Berlin hätte teilweise verhindert werden können (und ich weiß: das kann keiner kontrollieren).

Dieser Ball ist dann wohl verspielt und Du hast da sicherlich Recht, dass es zu einem erneuten, wohl gesamtdeutschen, wenn auch softeren Lockdown kommen wird. So ein bisschen zielt ja auch der gegenwärtige Fahrplan darauf ab: nächste Betrachtung der Zahlen noch bevor die Maßnahmen von Mittwoch überhaupt Wirkung zeigen können.

Ich persönlich bin quasi schon im Lockdown. Ich arbeite seit Monaten von daheim. Urlaub und andere Aktivitäten konnten nicht gemacht werden oder fielen aus.
Ich denke, dass wir bald in einen allgemeinen Lockdown kommen und das Leben auf das nötigste beschränkt werden wird. Diejenigen, die nach härteren Maßnahmen rufen, würden dann bedient werden. Einen anderen Weg sehe ich nicht vor mir, wenn Vermeidung von Schwerkranken oder gar Toten das oberste Ziel sein wird.

qbz 17.10.2020 23:51

Der Berliner Senat will am Dienstag eine neue Infektionsschutzverordnung beschliessen.

"Ab nächster Woche dürfen sich laut des Papiers maximal fünf Personen gemeinsam im öffentlichen Raum aufhalten – oder mehrere Angehörige zweier Haushalte. Bislang galt diese Regel nur für die Zeit zwischen 23 Uhr und sechs Uhr morgens. Die Zeitbegrenzung wurde jetzt gestrichen.

Ausgenommen davon sind sportliche Aktivitäten, auch in der Gruppe, diese "können im bisher geltenden Rahmen ausgeführt werden". Die bisherigen Personenobergrenze bei Veranstaltungen bleiben ebenfalls bestehen: Bis Ende des Jahres sind Veranstaltungen im Freien mit bis zu 5000 Personen erlaubt, in geschlossenen Räumen bis zu 1000 Personen möglich.

Weiterhin möglich sein sollen auch private Veranstaltungen und Feiern bis zu 50 Personen im Freien und bis zu zehn Personen in geschlossenen Räumen, wenn ein Hygienekonzept vorliegt und eine Anwesenheitsdokumentation geführt wird. Hier weicht der Entwurf von den Beschlüssen von Bund und Ländern ab, die am Mittwoch getroffen wurden. Diese sehen vor, dass ab einem Wert von 50 Neuinfektionen in der 7-Tage-Inzidenz auch private Feiern auf zehn Personen im öffentlichen Raum und zehn Personen aus zwei Hausständen im privaten Raum begrenzt werden sollen."
https://www.tagesspiegel.de/berlin/m.../26283646.html

Zusätzlich soll noch eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen, wo der Mindestabstand nicht möglich ist, eingeführt werden.

Bestimmt hat der Senat sich mit den Amtsärzten und mit Virologen der Charite vorher beraten. Trotzdem sehe ich die Entwicklung sehr skeptisch, weil ich befürchte, dass man damit keine so effektive Verringerungen der Infektionen erreicht, dass die Ämter wieder eine Cluster Nachvervolgung erreichen, und man wird diese neuen Kontaktbegrenzungen ja nicht beliebig lange anordnen. Das Hauptroblem sehe ich persönlich darin, dass man sich an zu vielen Orten in zu vielen Lebensbereichen nicht an die neue Verordnung hält und die neuen Bestimmungen an diesem Verhalten auch nichts ändern werden.

deralexxx 17.10.2020 23:56

Hat sich mal jemand mit den Luftfiltern beschäftigt? Taugt das was?

https://www.spiegel.de/wirtschaft/se...7-5dadae2ea77f

LidlRacer 18.10.2020 00:12

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1558840)
Ich denke, dass wir bald in einen allgemeinen Lockdown kommen und das Leben auf das nötigste beschränkt werden wird. Diejenigen, die nach härteren Maßnahmen rufen, würden dann bedient werden. Einen anderen Weg sehe ich nicht vor mir, wenn Vermeidung von Schwerkranken oder gar Toten das oberste Ziel sein wird.

Das war nie oberstes Ziel, ist nicht oberstes Ziel, und wird nie oberstes Ziel sein.
Wäre es das, hätten wir einen harten Lockdown, bis das Virus nicht mehr in Deutschland ist, und müssten dann die Grenzen geschlossen halten.

Offensichtlich ist das weder praktikabel noch sinnvoll, und das weiß jeder.
Warum wiederholst Du es dann ständig?

ThomasG 18.10.2020 02:32

Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1558842)
Hat sich mal jemand mit den Luftfiltern beschäftigt? Taugt das was?

https://www.spiegel.de/wirtschaft/se...7-5dadae2ea77f

Kürzlich habe ich mich damit beschäftigt und versucht herauszubekommen, was eine Luftfilteranlage inklusive so einem Filter kostet.
Gefunden habe ich Angebote ab etwa 600 € meine ich.
Das wird viele Menschen abschrecken eine entsprechende Anlage zu installieren.
Es müsste zumindest eine Option sein für den Staat bzw. die Bundesländer ernsthaft darüber nachzudenken, ob solche Anlagen für Schulen beispielsweise finanziert werden sollten bzw. können.
So aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass die Kosten im Vergleich zu dem, was an anderer Stelle bzw. in anderer Form infolge Corona mobilisiert worden ist, kein KO-Kriterium sein können.
Man müsste sich das Wissen verschaffen wie effektiv diese Anlagen sein können in Bezug auf Verringerung von Infektionen.*

Alternativ könnte man ja verstärkt darüber nachdenken, ob man nicht sich stark dafür macht, dass Mund-Nasen-Masken verfügbar bzw. bezahlbar wären, die solches Filtermaterial enthalten.
Das könnte alles in allem deutlich erschwinglicher sein.

Eine Textilfirma, die wohl fast jeder kennt, hat im Frühjahr zumindest zeitweise Alltagsmasken hergestellt im industriellen Maßstab.
Das könnte bzw. sollte man je nach Kenntnisstand* dann denke ich versuchen auszuweiten bzw. (finanziell) fördern.

papa2jaja 18.10.2020 05:45

Luftfilter der richtigen Filtergüte scheinen zu funktionieren, das wurde wohl inzwischen untersucht. Man muss sich halt bewusst sein, dass der Luftdurchsatz mobiler Filter begrenzt ist und deshalb die Virenlast je nach Durchsatz nur vermindert, nicht jedoch beseitigt wird. Die Virenlast sinkt aber auf alle Fälle.

Was mich interessieren würde, meine Sportuhr sagt mein Fitness-Alter sei 31 Jahre. Tatsächlich bin ich aber 65. Mein BMI ist ziemlich genau bei 25. In welche Risikogruppe für Corona gehöre ich nun? Darf ich mich zu den einigermaßen sportlichen normal gefährdeten Erwachsenen zählen, oder muss ich mich gedanklich in die Gruppe der 60-70jährigen einordnen?

Cogi Tatum 18.10.2020 07:41

Das Sportuhren ihrem Träger schmeicheln ist m. E. Teil der Marketingstrategie des Hersteller. Mein VO₂max z. B. ist angeblich "Überragend". Wow! ;)

Die Gründe für die Kritik an der Aussagekraft des BMI sind bekannt.

Einzig deine Geburtsurkunde bietet eine gewisse Verlässlichkeit. :Cheese:

Einerseits "Man(n) ist so alt wie man sich fühlt", andererseits "Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste" Manche Entscheidungen (z. B. wie man sich aktuell verhält) wird Dir eine Sportuhr nicht abnehmen können.

Hafu 18.10.2020 09:47

Ich hab' ja schon ein paar mal hier in diesem Thread geschrieben, dass ich gerne über den nationalen Tellerrand schaue, weil es ja eben in erster Linie eine Pandemie ist und keine nationale Epidemie.

Deutschland war zwar eines der ersten Länder weltweit mit bestätigten Corona-Fällen (wg. der Webasto-Geschichte), aber den damaligen Cluster gelang es vollständig auszutreten und im weiteren Verlauf der Pandemie war Deutschland stets mit seiner Entwicklung anderen Länder (wie z.B. Italien oder Spanien) ein paar Wochen hinterher, so dass wir hierzulande den Vorteil hatten, zu verfolgen, welche Maßnahmen aus anderen Ländern möglicherweise zielführend waren und was wir eher vermeiden sollten.

Auch jetzt hat der erneute Anstieg in anderen europäischen Ländern deutlich früher begonnen als bei uns. In Frankreich hat der Anstieg etwa Mitte August begonnen und ist mittlerweile komplett aus dem Ruder gelaufen. Was auch immer die Franzosen bisher beschlossen haben: es war entweder zu spät für das aktuelle Epidemiestadium oder ineffektiv oder es gelang nicht die Bevölkerung mitzunehmen und genügend zu motivieren, die Situation im privaten Bereich wirklich ernst zu nehmen und die AHA-Regeln zu beachten (was ja vermutlich wichtiger ist als bloße Gebote oder Verbote).

Neben dem eher Sorgen verursachenden Blick nach Frankreich (sowie auch den Niederlande oder gar Tschechien) gibt es aber auch bei Betrachtung der Infektionszahlen unserer Nachbarländer positive Beispiele: In Dänemark, das ja als eines der ersten Länder in Europa nach einem soften Lockdown im Sommer seine Schulen wieder geöffnet hatte, gab es auch ab Anfang September (deutlich früher als in Deutschland) einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen.
Und die Dänen scheinen aber, mittlerweile es geschafft zu haben mitten im Herbst die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen (die Zahlen sinken dort wieder) und zwar ohne Lockdown, sondern, so weit ich es beim Studium von Quellen gefunden habe, im wesentlichen mit den Maßnahmen, die auch jetzt bei uns vor ein paar Tagen bundesweit beschlossen worden sind: Beschränkung von privaten Feiern ( auf max 50 Teilnehmer); Sperrstunde für Bars ab 22:00; Aufenthaltsverbote für Plätze, auf denen Partyvolk erfahrungsgemäß alternative Feiern bei geschlossenen Clubs veranstaltet; Apelle an die Bevölkerung, soziale Kontakte zu verringern; Aufruf zu vermehrtem Home-Office, wo dies umsetzbar ist; dringende Empfehlung auf Reisen in Risikogebiete zu verzichten.
Und Dänemark scheint es geschafft zu haben, ohne erneutes Schließen von Kitas und Schulen und ohne echten Lockdown, wieder die Infektzahlen gesenkt zu haben. Der R-Wert in Dänemark ist seit rund drei Wochen wieder stabil unter 1.

Vielleicht kann einer der dänischen Nutzer hier noch ein paar Infos aus erster Hand beitragen, was in Dänemark genau abläuft (Michael Skjoldborg?:Huhu: ).

Auf jeden Fall würde ich mir wünschen, dass man in D trotz stetig steigendem Handlungsdruck wegen wachsender Infektzahlen jetzt erstmal zwei Wochen abwartet, wie die Situation sich entwickelt, bevor hektisch die nächsten Verschärfungen beschlossen werden.
Sinnvoll könnte es allenfalls sein, auch konsequent darauf zu achten, dass die beschlossenen Maßnahmen auch wirklich eingehalten werden, was in den letzten Monaten in vielen Städten offensichtlich nicht funktioniert hat. In Berlin gab es in den letzten drei Monaten nicht ein einziges mal die Situation, dass Missachtung von Hygienekonzepten/Sperrstunden in der Gastronomie/Clubs/ Bars auch zur Verhängung eines Bußgeldes geführt haben, was für mich nur so zu interpretieren ist, dass vermutlich nicht kontrolliert wurde und die wenigen Kontrollen keinerlei abschreckende Wirkung gehabt haben.

Wenn man z.B. im Straßenverkehr Tempolimits beschließt, dann werden diese auch nur in der Breite eingehalten, wenn es an der ein oder anderen Stelle Radarkontrollen gibt.

Bockwuchst 18.10.2020 10:18

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1558857)
Ich hab' ja schon ein paar mal hier in diesem Thread geschrieben, dass ich gerne über den nationalen Tellerrand schaue, weil es ja eben in erster Linie eine Pandemie ist und keine nationale Epidemie.

Deutschland war zwar eines der ersten Länder weltweit mit bestätigten Corona-Fällen (wg. der Webasto-Geschichte), aber den damaligen Cluster gelang es vollständig auszutreten und im weiteren Verlauf der Pandemie war Deutschland stets mit seiner Entwicklung anderen Länder (wie z.B. Italien oder Spanien) ein paar Wochen hinterher, so dass wir hierzulande den Vorteil hatten, zu verfolgen, welche Maßnahmen aus anderen Ländern möglicherweise zielführend waren und was wir eher vermeiden sollten.

Auch jetzt hat der erneute Anstieg in anderen europäischen Ländern deutlich früher begonnen als bei uns. In Frankreich hat der Anstieg etwa Mitte August begonnen und ist mittlerweile komplett aus dem Ruder gelaufen. Was auch immer die Franzosen bisher beschlossen haben: es war entweder zu spät für das aktuelle Epidemiestadium oder ineffektiv oder es gelang nicht die Bevölkerung mitzunehmen und genügend zu motivieren, die Situation im privaten Bereich wirklich ernst zu nehmen und die AHA-Regeln zu beachten (was ja vermutlich wichtiger ist als bloße Gebote oder Verbote).

Neben dem eher Sorgen verursachenden Blick nach Frankreich (sowie auch den Niederlande oder gar Tschechien) gibt es aber auch bei Betrachtung der Infektionszahlen unserer Nachbarländer positive Beispiele: In Dänemark, das ja als eines der ersten Länder in Europa nach einem soften Lockdown im Sommer seine Schulen wieder geöffnet hatte, gab es auch ab Anfang September (deutlich früher als in Deutschland) einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen.
Und die Dänen scheinen aber, mittlerweile es geschafft zu haben mitten im Herbst die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen (die Zahlen sinken dort wieder) und zwar ohne Lockdown, sondern, so weit ich es beim Studium von Quellen gefunden habe, im wesentlichen mit den Maßnahmen, die auch jetzt bei uns vor ein paar Tagen bundesweit beschlossen worden sind: Beschränkung von privaten Feiern ( auf max 50 Teilnehmer); Sperrstunde für Bars ab 22:00; Aufenthaltsverbote für Plätze, auf denen Partyvolk erfahrungsgemäß alternative Feiern bei geschlossenen Clubs veranstaltet; Apelle an die Bevölkerung, soziale Kontakte zu verringern; Aufruf zu vermehrtem Home-Office, wo dies umsetzbar ist; dringende Empfehlung auf Reisen in Risikogebiete zu verzichten.
Und Dänemark scheint es geschafft zu haben, ohne erneutes Schließen von Kitas und Schulen und ohne echten Lockdown, wieder die Infektzahlen gesenkt zu haben. Der R-Wert in Dänemark ist seit rund drei Wochen wieder stabil unter 1.

Vielleicht kann einer der dänischen Nutzer hier noch ein paar Infos aus erster Hand beitragen, was in Dänemark genau abläuft (Michael Skjoldborg?:Huhu: ).

Auf jeden Fall würde ich mir wünschen, dass man in D trotz stetig steigendem Handlungsdruck wegen wachsender Infektzahlen jetzt erstmal zwei Wochen abwartet, wie die Situation sich entwickelt, bevor hektisch die nächsten Verschärfungen beschlossen werden.
Sinnvoll könnte es allenfalls sein, auch konsequent darauf zu achten, dass die beschlossenen Maßnahmen auch wirklich eingehalten werden, was in den letzten Monaten in vielen Städten offensichtlich nicht funktioniert hat. In Berlin gab es in den letzten drei Monaten nicht ein einziges mal die Situation, dass Missachtung von Hygienekonzepten/Sperrstunden in der Gastronomie/Clubs/ Bars auch zur Verhängung eines Bußgeldes geführt haben, was für mich nur so zu interpretieren ist, dass vermutlich nicht kontrolliert wurde und die wenigen Kontrollen keinerlei abschreckende Wirkung gehabt haben.

Wenn man z.B. im Straßenverkehr Tempolimits beschließt, dann werden diese auch nur in der Breite eingehalten, wenn es an der ein oder anderen Stelle Radarkontrollen gibt.

Sehe ich in vielen auch so. Wir hatten das ja im Frühling, dass quasi täglich neue Maßnahmen beschlossen wurden, ohne abzuwarten was es bringt.
Die Durchsetzung der Maßnahmen scheitert dann auch oft an der Kontrolle. Ordnungsamt arbeitet nicht außerhalb der Bürozeiten, Polizei sieht sich nicht zusändig.

papa2jaja 18.10.2020 10:34

Zitat:

Zitat von Cogi Tatum (Beitrag 1558849)
Das Sportuhren ihrem Träger schmeicheln ist m. E. Teil der Marketingstrategie des Hersteller.... Die Gründe für die Kritik an der Aussagekraft des BMI sind bekannt.

Klar. Mir ging es darum, ob Daten dazu existieren, inwieweit eine überdurchschnittlich gute körperliche Kondition das Risiko senkt.

Man liest überall immer nur von Faktoren, die das Risiko erhöhen - Übergewicht, Alter usw. Und ich frage mich eben, ob...

Zitat:

Zitat von Cogi Tatum (Beitrag 1558849)
Einzig deine Geburtsurkunde bietet eine gewisse Verlässlichkeit. :Cheese:

...dem wirklich so ist, oder ob und inwieweit ein besonders guter körperlicher Gesamtzustand vielleicht das Risiko senkt.

LidlRacer 18.10.2020 11:07

@papa2jaja

Auf Deine konkrete Frage habe ich leider keine Antwort.

Aber in der aktuellen Situation verhält sich besser jeder so, als wäre er möglicherweise infiziert, um so Ansteckung anderer zu vermeiden, UND als wäre er besonders gefährdet, um die eigene Ansteckung zu vermeiden.
Im Rahmen vernünftiger Möglichkeiten natürlich und ohne Panik.

deralexxx 18.10.2020 11:16

Zitat:

Zitat von papa2jaja (Beitrag 1558866)
Klar. Mir ging es darum, ob Daten dazu existieren, inwieweit eine überdurchschnittlich gute körperliche Kondition das Risiko senkt.

Man liest überall immer nur von Faktoren, die das Risiko erhöhen - Übergewicht, Alter usw. Und ich frage mich eben, ob...



...dem wirklich so ist, oder ob und inwieweit ein besonders guter körperlicher Gesamtzustand vielleicht das Risiko senkt.

Guter körperlicher Zustand wird sicherlich nicht schadhaft sein, genauso gibt es schon Beispiele von körperlich in schlechtem Zustand, Übergewicht, hohes Alter, die es anscheinend trotzdem ohne schweren Verlauf überstanden haben. Gab schon mehrere Berichte von (nahezu) Leistungssportlern, die danach kaum noch Treppen laufen können.

Aber Zahlen dazu sind mir leider auch nicht bekannt.

merz 18.10.2020 11:28

hoffen wir mal, daß wir eine erfolgreichen Weg, sowas wie den dänischen Weg noch hinbekommen

Prof. Ciesek verweist hier (leider hinter der Paywall) auf die gleichen Punkte wie HaFu oben:
Schneller Anstieg schon in 09.2020, Restaurationen zu um 22:00, Maskenpflicht ausgeweitet, keine Feiern > 50 Personen, Schulen & Kitas blieben aber offen - das ist im Moment erfolgreich

https://www.spiegel.de/wissenschaft/...0-000173548967


Weiss jemand noch näheres, wie sich das ausspielt bei unserem Nachbarn?


m.

tandem65 18.10.2020 11:35

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1558857)
Auf jeden Fall würde ich mir wünschen, dass man in D trotz stetig steigendem Handlungsdruck wegen wachsender Infektzahlen jetzt erstmal zwei Wochen abwartet, wie die Situation sich entwickelt, bevor hektisch die nächsten Verschärfungen beschlossen werden.

Déjà Vu.:Blumen:
Hafu, das hast Du mindestens im März/April bereits geschrieben und es hat nichts an Aktualität verloren.
Unfassbar wie geduldig Du so lange gut recherchierte, sachliche und mit Quellen versehene Texte so regelmässig schreiben kannst.:Blumen:

tandem65 18.10.2020 11:39

Zitat:

Zitat von papa2jaja (Beitrag 1558866)
Klar. Mir ging es darum, ob Daten dazu existieren, inwieweit eine überdurchschnittlich gute körperliche Kondition das Risiko senkt.

Man liest überall immer nur von Faktoren, die das Risiko erhöhen - Übergewicht, Alter usw. Und ich frage mich eben, ob...

Ich würde den Text nun noch mal lesen und mal eine Weile drüber meditieren. Vielleicht kannst Du Dir Deine Fragen beantworten.

Helios 18.10.2020 11:44

Zitat:

Zitat von anlot (Beitrag 1558785)
Kann die Zahl von 3.000 Tote für ganz Europa stimmen? In D sterben ja schon allein ca. 1500 pro Tag insgesamt. Da wären zusätzliche 3.000 innerhalb der EU ja fast nichts.

Ich hab die "pi-mal-paddelboot"-Ableitung mit 40 Infiziertem ist gleich 1 Toter als Faustwert abgeleitet.

In D wurden 360TSD Infizierte gemeldet und knapp 10 TSD Tote - macht 36 : 1 - für mich als Inschinör ausreichend genau.

In D leben ca. 80 Mio Leute, bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren, sterben 1 Mio p.a. oder 2700 pro Tag - so zynisch es klingt, aber die 10 TSD Toten fallen gar nicht auf, weil die Hälfte in den Heimen verstorben ist, sie also sowieso die Statistik gegen sich hatten und die anderen meistens eh nicht besonders gesund waren - und ein paar waren einfach am verkehrten Ort zur verkehrten Zeit und haben ins Klo gelangt.

keko# 18.10.2020 11:51

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1558843)
Das war nie oberstes Ziel, ist nicht oberstes Ziel, und wird nie oberstes Ziel sein.
Wäre es das, hätten wir einen harten Lockdown, bis das Virus nicht mehr in Deutschland ist, und müssten dann die Grenzen geschlossen halten.

Offensichtlich ist das weder praktikabel noch sinnvoll, und das weiß jeder.
Warum wiederholst Du es dann ständig?

Ich finde nicht, dass ich ständig wiederhole, dass Vermeidung von Opfern oberstes Ziel sei. Das Ziel ist ja auch absolut i.O., allerdings hätte ein rigoroes Vorgehen auch Folgen, vermute ich. Persönlich bevorzuge ich den Einbezug von Wirtschaftswissenschaftlern, Soziologen und auch Philosophen. Es ist klar, dass ein Virologe nur Viren im Kopf hat ;-) Die gleiche interdisziplinäre Vorgehensweise habe ich auch schon im Klima-Thread vorgeschlagen.
Was ich ständig wiederhole, ist, dass ich glaube, dass der momentane Anstieg hauptsächlich der Jahreszeit geschuldet ist und nicht einer nachlassenden Einstellung zu Corona in DE.
:Blumen:

LidlRacer 18.10.2020 12:00

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1558884)
Ich finde nicht, dass ich ständig wiederhole, dass Vermeidung von Opfern oberstes Ziel sei.

Ich führe nicht Buch darüber, wer wann was geschrieben hat, aber diese Behauptung kommt recht häufig - wohl auch von anderen. Gerne absurd übersteigert a la "jede einzelne Infektion um jeden Preis vermeiden".


Zitat:

Was ich ständig wiederhole, ist, dass ich glaube, dass der momentane Anstieg hauptsächlich der Jahreszeit geschuldet ist und nicht einer nachlassenden Einstellung zu Corona in DE.
:Blumen:
Diese These meine ich hier widerlegt zu haben:

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1558836)
Wenn die Jahreszeit ein wesentlicher Faktor für den plötzlichen Anstieg ist, warum kam der dann in allen Ländern um uns rum wesentlich früher? Haben die andere Jahreszeiten?

Sicherlich sind die Jahreszeiten ein Einfluss von vielen, aber wohl nicht DER entscheidende und auch keiner, gegen den man machtlos wäre.

qbz 18.10.2020 12:12

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1558884)
.......
Was ich ständig wiederhole, ist, dass ich glaube, dass der momentane Anstieg hauptsächlich der Jahreszeit geschuldet ist und nicht einer nachlassenden Einstellung zu Corona in DE.
:Blumen:

Wie erklärst Du Dir den Anstieg in Frankreich, wo schon Anfang September ca, 1/3 der Verwaltungsbezirke als rote Zahlen galten, u.a. auch die Cote d´Azur, Provence, Korsika bei sommerlichen Temperaturen?

Natürlich findet bei kalten Temperaturen jetzt wieder vieles drinnen statt, aber es kommt dazu im Vergleich zum Sommer, dass sich in den Räumen eben weniger an die Abstands- und Kontaktregeln gehalten wird und Indoor dann das Infektionsrisiko grösser ist. D.h. das Verhalten der Menschen erscheint mir der ausschlaggebende Faktor und die Verhaltensanpassung an die Jahreszeit (Indoor/Outdoor) fehlt. Ist es denn in Berlin soviel kälter und deswegen "virulenter" wie im Speckgürtel von Berlin-Brandenburg oder in Uckermark?

keko# 18.10.2020 12:23

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1558857)
...
Auch jetzt hat der erneute Anstieg in anderen europäischen Ländern deutlich früher begonnen als bei uns. In Frankreich hat der Anstieg etwa Mitte August begonnen und ist mittlerweile komplett aus dem Ruder gelaufen. Was auch immer die Franzosen bisher beschlossen haben: es war entweder zu spät für das aktuelle Epidemiestadium oder ineffektiv oder es gelang nicht die Bevölkerung mitzunehmen und genügend zu motivieren, die Situation im privaten Bereich wirklich ernst zu nehmen und die AHA-Regeln zu beachten (was ja vermutlich wichtiger ist als bloße Gebote oder Verbote)...

Meine älteste Tochter hat heute früh erzählt, dass die kleine Party, auf der sie gestern Abend eingeladen war, einfach auf 15 Uhr vorverlegt wurde, so dass alle um 21 Uhr daheim sein können. Scheinbar hatten viele Pariser diese Idee, denn nach Angaben meiner Tocher war die Metro um 20:30 brechend voll wie nie. Andere Studenten würden einfach bis 6 Uhr durchfeiern oder übernachten und dann nach Hause fahren. Als brave deutsche Kartoffel war sie auch um 21 Uhr in ihrer Wohnung, draussen sei aber alles so gewesen wie an frühern Wochenenden auch, nur dass mehr Polizei umherfährt. Scheinbar will man in Paris bis zu 12.000 Polizisten nachts auf die Straße schicken. 3x Erwischen würde dann richtig teuer (4.000€??).

Ich persönlich halte es auch für schwierig, westlichen Gesellschaften, denen man jahrzehntelang von Selbstverwirklichung, Individualismus und persönliche Freiheiten vorgeschwärmt hat, nun auf Solidariät und gegenseitige Rücksichtnahme umzupolen. Das mag vielleicht in einem Dorf wie Stuttgart noch halbwegs gehen, aber ist in riesigen Metropolen wie Paris aus meiner Sicht langfristig kaum möglich. Zumal man z.B. in die Uni gehen kann, wo sich tausende Studenten aufhalten, aber um 21 daheim sein muss.

keko# 18.10.2020 12:32

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1558886)
Wie erklärst Du Dir den Anstieg in Frankreich, wo schon Anfang September ca, 1/3 der Verwaltungsbezirke als rote Zahlen galten, u.a. auch die Cote d´Azur, Provence, Korsika bei sommerlichen Temperaturen? ...

In der Tat, das passt nicht mit der Jahrezeit. Vielleicht ist Frankreich ja ein Sonderfall. Siehe mein Posting darüber.
Ich persönlich kann in meinem bescheidenen Umfeld keine Corona-Müdigkeit feststellen. Ganz im Gegenteil: ich stelle eine gewisse Routine (im positivten Sinne) fest.
Wenn es an der Nachlässigkeit der Menschen liegt und die Maßnahmen verschärft werden, müssten die Zahlen irgendwann ja wieder nach unten gehen. Das bezweifel ich halt.

aequitas 18.10.2020 13:24

Hier wird die ganze Zeit auf unterschiedliche Faktoren geguckt und dann ein monokausaler/eindimensionaler Zusammenhang erkannt oder kritisiert. Genauso bei der Bewertung von Maßnahmen: für viele hier scheint es nur schwarz oder weiß zu geben.

Genau das gleiche Problem gibt es offensichtlich auch in der Politik. Es wird sich auf einen Wert fokussiert und dann daran erst einmal Stur festgehalten: R, Neuinfektionen etc.

Es sind doch schon länger Forschungsarbeiten veröffentlicht, die verschiedene Zusammenhänge erklären, viele Wissenschaftlerinnen, die auf weitere Faktoren aufmerksam machen und eine bessere Datenerhebung fordern sowie einen Strategiewechsel.

Es ist keine Überraschung, dass wir nun so stark steigende Zahlen haben. Ein Faktor davon ist die Jahreszeit - einer davon. Aber wieso wurden nicht sinnvoll Cluster nacherhoben/-verfolgt? Wieso wurde da nicht richtig kontrolliert? Wieso ändert sich auch jetzt nichts an der ganzen Situation?

Nun kommt man mit dem erhobenen Zeigefinger und sagt, dass "Unheil" über uns kommt und dies nur durch noch härtere Maßnahmen abgewendet werden kann.

Helios 18.10.2020 14:06

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1558890)
In der Tat, das passt nicht mit der Jahrezeit. Vielleicht ist Frankreich ja ein Sonderfall. Siehe mein Posting darüber.
.........

yepp - sie sind ein Sonderfall, weil sie bei 7000 Neu-Infektionen pro Tag die Tour haben laufen lassen und damit signalisierten: Alles im Griff (auf dem sinkenden Schiff)!

Auf CNN wurde das Rugby-Spiel NewZeeland-Australia gezeigt - volles Stadion, keine Masken - das können sie so machen, weil die 5Mio Leute auf der Insel null Infizierte haben.

LidlRacer 18.10.2020 14:27

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1558895)
Genau das gleiche Problem gibt es offensichtlich auch in der Politik. Es wird sich auf einen Wert fokussiert und dann daran erst einmal Stur festgehalten: R, Neuinfektionen etc.

Man muss es nicht unnötig kompliziert machen. Wenn wir Neuinfektionen ausreichend vermindern, verkleinern sich automatisch auch alle anderen Probleme.

noam 18.10.2020 14:32

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1558895)

Es ist keine Überraschung, dass wir nun so stark steigende Zahlen haben. Ein Faktor davon ist die Jahreszeit - einer davon. Aber wieso wurden nicht sinnvoll Cluster nacherhoben/-verfolgt? Wieso wurde da nicht richtig kontrolliert? Wieso ändert sich auch jetzt nichts an der ganzen Situation?

Nun kommt man mit dem erhobenen Zeigefinger und sagt, dass "Unheil" über uns kommt und dies nur durch noch härtere Maßnahmen abgewendet werden kann.

Das ist genau das, was ich damit meine, wenn ich schreibe, dass man offensichtlich seine Hausaufgaben nicht gemacht hat und darüber hinaus es versäumt hat, zuständige Behörden personell so aufzustellen, um dem von den meisten prognostizierten Anstieg nun bewältigen zu können. Aber uns scheint es ja so gut zu gehen, dass man in Berlin zB die Hilfe der Bundeswehr rein ideologisch begründet ablehnt, obwohl gerade dort die Zahlen mitunter als erstes explodiert sind.

noam 18.10.2020 14:35

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1558903)
Man muss es nicht unnötig kompliziert machen. Wenn wir Neuinfektionen ausreichend vermindern, verkleinern sich automatisch auch alle anderen Probleme.

Das Problem ist doch, dass wir mit unserem Testgebahren gar keinen Überblick über die tatsächliche Anzahl an infizierten Personen haben. Da zum einen sehr selektiv getestet wird und darüber hinaus nicht mehr erfasst wird, ob der positive nun tatsächlich auch erkrankt.

LidlRacer 18.10.2020 14:41

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1558906)
Das Problem ist doch, dass wir mit unserem Testgebahren gar keinen Überblick über die tatsächliche Anzahl an infizierten Personen haben. Da zum einen sehr selektiv getestet wird und darüber hinaus nicht mehr erfasst wird, ob der positive nun tatsächlich auch erkrankt.

Gibt es Länder, die wesentlich mehr testen (können) als wir? Drosten hält das mengenmäßig nicht mehr für wesentlich ausbaubar.

Verdachtsunabhängig alle zu testen, ist keinesfalls praktikabel.

noam 18.10.2020 14:45

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1558908)
Gibt es Länder, die wesentlich mehr testen (können) als wir? Drosten hält das mengenmäßig nicht mehr für wesentlich ausbaubar.

Verdachtsunabhängig alle zu testen, ist keinesfalls praktikabel.

Es ist ja nicht so dass man über ein halbes Jahr Zeit gehabt hätte sich darauf vorzubereiten. Zumindest sollte in regelmäßigen Abständen eine verdachtsunabhängige repräsentative Bestandsaufnahme gemacht werden, ansonsten hat man doch kaum eine Möglichkeit die tatsächliche Last zu erahnen.

TriAdrenalin 18.10.2020 15:51

Für mich sind leider die Niederlande das negative Beispiel. Wie ich bereits im September hier schrieb, haben die Holländer sich im Juli / August um nix mehr geschert. Keine Masken, keine Abstände, Gedränge in den Läden, larifari Dokumentation in Restaurants. Jetzt bekommen sie die Quittung.
Wie hier bereits geschrieben wurde, müssen die Anzahl der Neuinfektionen 'runter. In D hat man es noch in der Hand.

NBer 18.10.2020 16:04

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1558909)
Es ist ja nicht so dass man über ein halbes Jahr Zeit gehabt hätte sich darauf vorzubereiten. Zumindest sollte in regelmäßigen Abständen eine verdachtsunabhängige repräsentative Bestandsaufnahme gemacht werden, ansonsten hat man doch kaum eine Möglichkeit die tatsächliche Last zu erahnen.

das RKI macht verdachtsunabhängige querschnitte. ich habe schon an deren testreihen teilgenommen. dort wird ein aktueller coronatest gemacht, und für einen antikörpertest blut abgenommen.
das man davon nichts hört bedeutet nicht, dass es nicht passiert .-)

anlot 18.10.2020 16:26

Worin liegt für Euch eigentlich das, von unserer Bundeskanzlerin, vorausgesagte Unheil, sofern uns eine Eindämmung nicht gelingt?


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