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Hafu 07.10.2020 16:37

Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 1556696)
... Die climbingrecords Zeiten bestätigen dich da schon eher.

Bis auf die Zeiten von genau dem Anstieg, der sich zum unmittelbaren historischen Vergleich am besten eignet und der historisch als Schlussanstieg mit weitem Abstand am öftesten in der Tour de France gefahren wurde.:Huhu:

captain hook 07.10.2020 16:52

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556702)
Bis auf die Zeiten von genau dem Anstieg, der sich zum unmittelbaren historischen Vergleich (deiner Meinung nach) am besten eignet und der historisch als Schlussanstieg mit weitem Abstand am öftesten in der Tour de France gefahren wurde.:Huhu:

Und der in der jüngeren Vergangenheit nicht oft gefahren wurde und dazu noch in der weiter oben beschriebenen Art und Weise.

Und ich hab mir erlaubt in Deinen Text was einzufügen.

Übrigens ist Q beim Versuch 2015 Zeit gut zu machen durchaus in die Zeiten der "bösen" Jahre hineingefahren. Der selbe Q, der auch am Ventoux dieses Jahr sehr sehr schnell im historischen Vergleich war (mit ähnlicher Zeitenentwicklung). Ähnliches ist an anderen Bergen zu beobachten. MSR Schlussanstieg zum Beispiel grade erst wieder. Wären es Ausreißer aus Einzeljahren würde ich Dir ggfls. folgen, aber ich finde, da kann man Trends erkennen.

Bei Climbingsrecords muss man auch immer die Durchschnittsgeschwindigkeit im Anstieg im Auge haben, weil sie berücksichtigen, dass das Ziel nicht immer an der gleichen Stelle ist.

Hafu 07.10.2020 16:56

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1556700)
das sehe ich ähnlich. das ergebnis (doping) steht vor der beweisführung fest (und das zweifelt eigentlich auch niemand an), aber es werden die statistiken hinein- bzw zurechtinterpretiert. dabei gibt es unzählige einflussfaktoren auf die statistik und damit auf die ganze beweisführung.
eine echte beweisführung für doping wären die statistiken nur, wenn alle anderen einflussfaktoren auf die statistik ausgeschlossen werden könnten.

:Blumen:

Dass in 90er-Jahren gedopt wurde dass sich die Balken biegen (nicht nur im Radsport sondern wohl in allen einigermaßen kommerzialiseirten Ausdauersportarten) und dass das Dopingproblem auch heute noch nicht eliminiert wurde, darüber sind wir uns glaube ich alle einig.

Keine Einigkeit besteht darüber, ob heute noch genauso viel gedopt wird wie in den 90er Jahren. Ich glaube letzteres nicht und halte Weltklasseleistungen im Triathlon, Radsport und der Leichtathletik in der heutigen Zeit für absolut möglich, trotz der dort zweifellos noch vorhandenen schwarzen Schafe.

Damit das Ganze nicht zu abstrakt wird gebe ich mal ein paar Beispiele für bodenständige, transparente Athleten mit glaubwürdiger Leistungsentwicklung die aktuell die Weltspitze im Ausdauerbereich mitdefinieren, die sich alle auch mehrfach glaubwürdig gegen Doping positioniert haben und bei denen für mich Dinge wie Blutdoping oder Epo-Spritzen komplett jenseits aller Vorstellungskraft liegen:
  • Anne Haug
  • Familie Ingebrigtsen
  • Kristian Blummenfelt, Gustav Iden
  • Sebi Kienle

Klugschnacker 07.10.2020 17:05

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1556700)
das sehe ich ähnlich. das ergebnis (doping) steht vor der beweisführung fest ...

Ach so? Das behauptest Du einfach mal so ohne Beleg?

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1556700)
eine echte beweisführung für doping wären die statistiken nur, wenn alle anderen einflussfaktoren auf die statistik ausgeschlossen werden könnten.

Ich halte die Statistiken in keinem Fall für Beweise. Sonst hätte man beispielsweise Usain Bolt nach seinen 9,59 Sekunden gleich sperren können.

Stefan 07.10.2020 17:47

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1556711)
Ach so? Das behauptest Du einfach mal so ohne Beleg?

Du hast NBers Beitrag wohl falsch verstanden.

BananeToWin 07.10.2020 18:08

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556706)
Damit das Ganze nicht zu abstrakt wird gebe ich mal ein paar Beispiele für bodenständige, transparente Athleten mit glaubwürdiger Leistungsentwicklung die aktuell die Weltspitze im Ausdauerbereich mitdefinieren, die sich alle auch mehrfach glaubwürdig gegen Doping positioniert haben und bei denen für mich Dinge wie Blutdoping oder Epo-Spritzen komplett jenseits aller Vorstellungskraft liegen:
  • Anne Haug
  • Familie Ingebrigtsen
  • Kristian Blummenfelt, Gustav Iden
  • Sebi Kienle


Wie kommst du auf diese Namen. Bei Anne Haug und Sebi Kienle gehe ich mit, aber die Norweger. Wieso bist du dir bei denen so sicher?

Frau Müller 07.10.2020 19:55

Zuerst einmal vielen Dank vor allem an Klugschnacker, HaFu, Captain Hook und NBer für den lesenswerten und spannenden Input! Ich lese hier begeistert mit. Sowohl in Bezug auf den Inhalt als auch die Art und Weise der Diskussion. Fundierte Argumente und Beiträge. Wertschätzend vorgetragen. Für mich mit die beste Diskussion in diesem Forum seit langem.

Wenn ich die Diskussion für mich einordne, komme ich zu dem Ergebnis, dass eine über Jahrzehnte praktizierte, Sportarten-übergreifende, systematische Dopingvergangenheit nahezu unstrittig ist. Strittig ist hingegen, wie dies am besten zu belegen ist und vor allem, ob ein flächendeckendes Doping auch heute noch existiert.

Mir scheint es erst einmal logisch, dass das Bestreben der Sportler nach bestmöglicher Wettbewerbsfähigkeit heute wie z. B. in den 90ern identisch ist. Oder anders gesagt, damals wurde gedopt, warum sollte es also heute nicht geschehen? Sicherlich nicht, weil Sportler tendenziell bessere Menschen geworden sind. Die Motivation der Sportler ist also gleich. Eher sogar höher, weil Preisgeldanreize und Wettbewerb tendenziell stärker sind.

Als möglicher Hinderungsgrund käme m. E. nur ein funktionierendes Anti-Doping-System in Frage. Eines, das flächendeckend und wirksam prüft sowie hart sanktioniert. Ist das gegeben? Ich glaube nein. Arne hat ja die Möglichkeit eines wirksamen Einsetzens von Blutdoping bereits skizziert. Nicht betrachtet ist zudem, ob es stimulierende, aber in gängigen Tests nicht nachweisbare Substanzen gibt.

Glauben wir aber an einen sauberen Sport und führen als Argument vor allem eine geänderte Trainingsphilosophie heran, bin ich ehrlich gesagt zwiegespalten. Mein Eindruck ist, dass im Ausdauerbereich eine Umkehr von einer umfangsorientierten zu einer eher spezifisch, individuellen Intensitätsphilosophie stattgefunden hat. Ein Blick auf andere Sportarten zeigt, dass trainingswissenschaftlich durchaus Änderungen umgesetzt werden. Schauen wir auf den Fußball, stellen wir eine deutlich sichtbare Veränderung des Spiels fest. Zugegeben aber eher im technisch-taktischen Bereich. Dennoch würde ich der Trainingswissenschaft einen Fortschritt auch im Ausdauerbereich zusprechen.

Am Ende überwiegt jedoch die Skepsis. Ich glaube nicht, dass der heutige Spitzensport sauberer ist, als in den 90ern. Ausnahmen in einzelnen Sportarten mag es geben. Nur eine Meinung, keine belegte und fundierte Argumentation.

su.pa 07.10.2020 20:17

Zitat:

Zitat von Frau Müller (Beitrag 1556727)
Zuerst einmal vielen Dank vor allem an Klugschnacker, HaFu, Captain Hook und NBer für den lesenswerten und spannenden Input! Ich lese hier begeistert mit. Sowohl in Bezug auf den Inhalt als auch die Art und Weise der Diskussion. Fundierte Argumente und Beiträge. Wertschätzend vorgetragen. Für mich mit die beste Diskussion in diesem Forum seit langem.

+1 jetzt ist mir Frau Müller zuvor gekommen :Blumen:

Ich habe die Diskussion bisher begeistert mitverfolgt, auch wenn ich mit dem Lesen kaum hinterher gekommen bin ;)

Hafu 07.10.2020 20:27

Zitat:

Zitat von BananeToWin (Beitrag 1556720)
Wie kommst du auf diese Namen. Bei Anne Haug und Sebi Kienle gehe ich mit, aber die Norweger. Wieso bist du dir bei denen so sicher?

Anne Haug ist in ihrer Kommunikation nicht ansatzweise so transparent, wie z.B. die norwegische Trainingsgruppe um Tweiten. die nahezu jedes Stück Pizza und jede Dose Red Bull die sie verputzen gleich mal in der nächsten InstaStory verwerten. Zusätzlich postet Blummenfelt und Iden, jede einzelne Trainingseinheit, gehen keiner Frage in Interviews und Podcasts aus dem Weg und lassen selbst Journalisten wie Simon Müller bereitwillig in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung an ihrem Höhentraining teilhaben.
Wer irgendwas zu verbergen hat, tut sowas nicht.

Anne ist diesbezüglich wie gesagt nicht so offen, hat auch eine komplett andere Mentalität, aber ich verfolge ihren Weg schon viel länger und aus allernächster Nähe von den allerersten Gehversuchen im Triathlon beim Stadt-Triathlon München, über die ganze ITU-"Laufbahn" bis zum Wechsel auf 70.3 und Langdistanz und kenne nahezu ihr komplettes Umfeld so wie auch sie selbst bzw. traue mir zumindest zu beurteilen wie sie tickt.

Ich könnte natürlich noch etliche Namen mehr hinschreiben, die ich vom Bauchgefühl und Lebenserfahrung für komplett unverdächtig halte, genauso wie ich auch einige Namen hinschreiben könnte, wo ich mir gar nicht so sicher bin, ob alles mit rechten Dingen zugeht, aber das bringt ja nichts.

Eigentlich wollte ich nur Arnes abstrakte These, dass Weltspitzenleistungen im professionellen Ausdauersport nicht ohne Doping möglich ist, mit konkreten Namen unterfüttern.
Wer dieser These von Arne glaubt, der muss umgekehrt dann auch sagen, dass z.B. der mehrfache Weltmeister im Triathlon Sebi Kienle auch gedopt gewesen sein muss, denn dass Sebi bei jedem seiner WM-Titel absolut überragende sportliche Weltklasseleistungen erbracht hat, dürfte unstreitig sein.

Klugschnacker 07.10.2020 21:16

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556737)
Eigentlich wollte ich nur Arnes abstrakte These, dass Weltspitzenleistungen im professionellen Ausdauersport nicht ohne Doping möglich ist, mit konkreten Namen unterfüttern.

Das sagte ich über die Weltspitze an Rundfahrern, die sich bei der Tour de France misst.

Ich denke es außerdem über bestimmte Disziplinen in der Leichtathletik, wohlgemerkt auch hier in der internationalen Spitze. Jedoch mehr als eine Regel zur inneren Orientierung, die allgemein ungefähr hinkommt, aber nicht auf jeden einzelnen Athleten, der Weltmeister oder Olympiasieger wird, anwendbar ist.

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556737)
Wer dieser These von Arne glaubt, der muss umgekehrt dann auch sagen, dass z.B. der mehrfache Weltmeister im Triathlon Sebi Kienle auch gedopt gewesen sein muss, denn dass Sebi bei jedem seiner WM-Titel absolut überragende sportliche Weltklasseleistungen erbracht hat, dürfte unstreitig sein.

Nein, er muss nicht gedopt gewesen sein. Die allgemeinen Tendenzen und Entwicklungen, von denen ich auf den letzten Seiten sprach, kann man nicht auf einen einzelnen, konkreten Athleten anwenden.
:Blumen:

Hafu 08.10.2020 07:22

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1556742)
Das sagte ich über die Weltspitze an Rundfahrern, die sich bei der Tour de France misst.

Ich denke es außerdem über bestimmte Disziplinen in der Leichtathletik, wohlgemerkt auch hier in der internationalen Spitze. Jedoch mehr als eine Regel zur inneren Orientierung, die allgemein ungefähr hinkommt, aber nicht auf jeden einzelnen Athleten, der Weltmeister oder Olympiasieger wird, anwendbar ist.

Nein, er muss nicht gedopt gewesen sein. Die allgemeinen Tendenzen und Entwicklungen, von denen ich auf den letzten Seiten sprach, kann man nicht auf einen einzelnen, konkreten Athleten anwenden.
:Blumen:

.,

O.K. dann habe ich dich (inklusive der Grafik an Sub8-Zeiten im Triathlon) wohl missverstanden, denn zu dieser Grafik haben bekanntlich zahlreiche Athleten Datenpunkte beigetragen (inklusive Sebi), von denen ich sogar die meisten für komplett unverdächtig halte.
Flo Angert (ebenfalls komplett unverdüchtig) hat sogar einen 7:45h-Punkt als Langdistanz-Debüt beigetragen.

7:45 im Jahr 2019 mit den aktuell etablierten Trainingsmethoden und dem aktuellen Rad- und Laufmaterial ist einfach eine ganz andere Hausnummer als 7:57h in den 90er-Jahren mit dem damaligen Training (mit Bianchi-Rennrad, Zweiteiler und ohne Aerohelm).
Was ich über die Weltspitze im Triathlon in den 90er-Jahren denke (und das meiste davon ist mittlerweile hinreichend belegt), habe ich hier in diesem Thread an anderer Stelle ja schon mehrfach geschrieben.

Wir stimmen also dann nur im Bereich GC-Fahrer im Profiradsport sowie in der Leichtathletik nicht überein.
Ich sehe da im Gegensatz zu dir zwar ein noch relevantes Dopingproblem, aber längst keinen Systemzwang, zu unerlaubten Maßnahmen zu greifen. Buchmann, Dumoulin oder Bardet halte ich für so unverdächtig wie Sebi.

Und in der Leichtathletik gibt es auch in den traditionell besonders dopingverseuchten Disziplinen wie z.B. 1500m, 500m oder Marathon ebenfalls mittlerweile Namen der Weltspitze die ich absolut für sauber halte.
Man muss sich nur mal ansehen, wieviel Gerüchte und Indizien für Leistungsmanipulation (z.B. erwischte Trainingskameraden, Kontakt zu dubiosen Trainern usw.) sich mittlerweile um Mo Farrah oder Usain Bolt ranken. Auch ohne positiven Test kann sich da jeder seine eigene Meinung bilden.
Der seit zig Jahren etwa in seiner ebenfalls hochbelasteten Marathondisziplin genauso dominante Eliud Kipchoge dagegen hat bislang keinerlei Indiz geliefert, dass seine phänomenalen Leistungen manipuliert seien, obwohl er mindestens genauso unter Beobachtung steht wie Farrah.
Da muss man durchaus auch in Betracht ziehen, dass Kipchoge deshalb so schnell rennt, weil er deutlich mehr Talent als die meisten seiner Konkurrenten hat und über Jahre hinweg das Richtige trainiert hat (und auch weil er in der Vergangenheit das Privileg hatte, früher als viele andere Athleten die jeweils neuesten Laufschutechnologien als Prototyp von Nike zur Verfügung gestellt zu bekommen)

Bleierpel 08.10.2020 07:49

Paßt vermutlich ganz gut hier herein:

Gidey und Cheptegei pulverisieren Laufweltrekorde

Da werden 15 Jahre alte Weltrekorde um mehrere Sekunden verbessert... :-((

Klugschnacker 08.10.2020 07:51

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556767)
O.K. dann habe ich dich (inklusive der Grafik an Sub8-Zeiten im Triathlon) wohl missverstanden, denn zu dieser Grafik haben bekanntlich zahlreiche Athleten Datenpunkte beigetragen (inklusive Sebi), von denen ich sogar die meisten für komplett unverdächtig halte. Flo Angert (ebenfalls komplett unverdüchtig) hat sogar einen 7:45h-Punkt als Langdistanz-Debüt beigetragen.

Auf einzelne Datenpunkte möchte ich mein Argument nicht anwenden. Also keinesfalls in dem Sinne, jeder der eine Zeit unter 8 Stunden hinlegt, wäre wahrscheinlich gedopt. Das wäre falsch und geben die Daten nicht her.

Erklärungsbedürftig bleibt aber der Rückgang der Leistungen in bestimmten Jahren, der sich quer durch viele Ausdauersportarten beobachten lässt, und zwar jeweils

- bei der Einführung von Trainingskontrollen,
- bei der Einführung des Epo-Tests und
- bei der Einführung des Blutpasses.

Dafür hat hier noch niemand eine plausible Erklärung angeboten. Es wurden stets die Fortschritte bei den Leistungen erläutert, wie Aerotrikots, besseres Training und Sitzen auf dem Oberrohr. Doch wie erklären sich dann diese charakteristischen Rückschritte?

Warum gehen die Leistungen in Roth zur gleichen Zeit zurück wie beim Marathon- und 5.000m-Lauf?

Stefan 08.10.2020 08:08

Zitat:

Zitat von Bleierpel (Beitrag 1556770)
Da werden 15 Jahre alte Weltrekorde um mehrere Sekunden verbessert... :-((

Ich habe keine Ahnung, ob die beiden dopen oder nicht.
Aber die Schuhe werden nicht hinderlich gewesen sein und das Pacing über Wavelight hat ja vielleicht auch genutzt.

speiche 08.10.2020 08:14

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Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556706)
:Blumen:

Dass in 90er-Jahren gedopt wurde dass sich die Balken biegen (nicht nur im Radsport sondern wohl in allen einigermaßen kommerzialiseirten Ausdauersportarten) und dass das Dopingproblem auch heute noch nicht eliminiert wurde, darüber sind wir uns glaube ich alle einig.

Keine Einigkeit besteht darüber, ob heute noch genauso viel gedopt wird wie in den 90er Jahren. Ich glaube letzteres nicht und halte Weltklasseleistungen im Triathlon, Radsport und der Leichtathletik in der heutigen Zeit für absolut möglich, trotz der dort zweifellos noch vorhandenen schwarzen Schafe.

Damit das Ganze nicht zu abstrakt wird gebe ich mal ein paar Beispiele für bodenständige, transparente Athleten mit glaubwürdiger Leistungsentwicklung die aktuell die Weltspitze im Ausdauerbereich mitdefinieren, die sich alle auch mehrfach glaubwürdig gegen Doping positioniert haben und bei denen für mich Dinge wie Blutdoping oder Epo-Spritzen komplett jenseits aller Vorstellungskraft liegen:
  • Anne Haug
  • Familie Ingebrigtsen
  • Kristian Blummenfelt, Gustav Iden
  • Sebi Kienle

Doping noch immer nicht eliminiert, oh nein.
Echte Kerle brauchen so was auch gar nicht, um zu gewinnen.

Aber weiten wir es auf nicht mehr aktive Sportler aus, dann hast Du Normann Stadler vergessen.
Den ehrlichen Gentleman Alessandro Petacchi würde ich auch dazu zählen und insbesondere der bodenständige Rolf Aldag hat sich immer und immer wieder gegen Doping ausgesprochen, für den kann und muss man fast die Hand ins Feuer legen. X-mal getestet, nie positiv gewesen, deutsch, sympathisch, glaubwürdige Leistungsentwicklung, ist doch Beweis genug. Umfeld auch top, Kindervater von der Telekom hat sich z. B. immer gegen Doping ausgesprochen, wollen die da nicht. Betreut von der Uniklinik Freiburg, früher in guten Händen bei unserem Verbandsarzt Huber und Verbände sind ja von jeher schon vertrauenswürdig... und wo Anti-Dopingkämpfer Joseph Keul allein schon für guten sauberen westdeutschen Sport steht. Olympiaarzt, hat auch im weißen Sport gearbeitet, die haben alle Leute langfristig aufgebaut und medizinisch bestens betreut, top!


Rolf sagt es nochmal ganz klar.

Klugschnacker 08.10.2020 08:17

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556767)
Ich sehe da im Gegensatz zu dir zwar ein noch relevantes Dopingproblem, aber längst keinen Systemzwang, zu unerlaubten Maßnahmen zu greifen. Buchmann, Dumoulin oder Bardet halte ich für so unverdächtig wie Sebi.

Tom Dumoulin, ein Zeitfahrspezialist, gewinnt den superschweren Giro 2017? Da geht bei mir eine kleine rote Lampe an. Aber mir geht es, wie gesagt, nicht um einzelne Fahrer oder einzelne Leistungen.

Ein Systemzwang existiert aus meiner Sicht nach wie vor. Er besteht darin:

- nur die allerbesten Fahrer bekommen Verträge
- Doping ist kaum nachweisbar

Das muss man sich wirklich klar machen: Die Athleten in der Weltspitze fliegen kaum noch mit positiven Dopingproben auf. Erwischt werden sie fast immer auf andere Art, etwa durch den aufgeflogenen Arzt Fuentes, durch staatliche Ermittlungen (Armstrong, Balco-Affäre), oder wie aktuell durch die Operation Aderlass. Die betroffenen Athleten haben jahrelang mitgemischt und wurden dutzende Male kontrolliert, ohne dass man etwas gefunden hätte.

Bleierpel 08.10.2020 08:37

Zitat:

Zitat von Bleierpel (Beitrag 1556770)
Paßt vermutlich ganz gut hier herein:

Gidey und Cheptegei pulverisieren Laufweltrekorde

Da werden 15 Jahre alte Weltrekorde um mehrere Sekunden verbessert... :-((

Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1556773)
Ich habe keine Ahnung, ob die beiden dopen oder nicht.
Aber die Schuhe werden nicht hinderlich gewesen sein und das Pacing über Wavelight hat ja vielleicht auch genutzt.

Ich habe auch keine Ahnung, ob oder ob nicht....


Nur:

Cheptegei: Leistungssprung nach dem Lockdown /
Dass ein Läufer mit einem solchen Leistungssprung aus dem Lockdown kommt, überraschte die Leichtathletikszene.



Gidey: Löscht den WR von Tirunseh Dibaba aus; der Trainer ihrer Schwester wurde einst mit EPO in Spanien verhaftet

Hafu 08.10.2020 09:12

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1556775)
...
Das muss man sich wirklich klar machen: Die Athleten in der Weltspitze fliegen kaum noch mit positiven Dopingproben auf. Erwischt werden sie fast immer auf andere Art, etwa durch den aufgeflogenen Arzt Fuentes, durch staatliche Ermittlungen (Armstrong, Balco-Affäre), oder wie aktuell durch die Operation Aderlass. Die betroffenen Athleten haben jahrelang mitgemischt und wurden dutzende Male kontrolliert, ohne dass man etwas gefunden hätte.

Das stimmt doch so nicht: Indizien für Leistungsmanipulation gibt es/ gab es bei bekannten Dopingskandalen doch stets schon viel früher.

Denk an die positive Proben die Armstrong bei der tour de Suisse abgeliefert hat und aus der er sich freigekauft hat, jeder wusste, dass Armstrong mit dem einschlägig vorbelasteten Dopingarzt Ferrari zusammenarbeitet, denk an an Enthüllungsbücher bzw. Enthüllungstexte einschlägiger Journalisten, an die oben erwähnten Geschichten, die sich um Mo Farahs oder Usain Bolts Trainingsumfeld ranken, an erwischte jamaikanische Sprinter aus derselben Trainingsgruppe.

Wer jahrelang seine Leistung manipuliert, der wird irgendwann auch unvorsichtig und es passieren Fehler. Die Fehler müssen nicht unbedingt für eine sportrechtliche Verurteilung ausreichen, was auch daran liegt, dass die Sportverbände meist unterfinanziert sind und juristische Auseinandersetzungen mit millionenschweren Profis scheuen, aber dass die Öffentlichkeit über Jahre hinweg doof und ahnungslos bleibt, während der Sportstar dopt, halte ich in der Realität für nicht gegeben.

Wer würde sich denn zur Zeit noch wundern, wenn Mo Farah oder Galen Rupp gesperrt werden würden? Angesichts der erdrückenden Indizien für Thyroxinmissbrauch und Nutzung von Testosterongels wäre das doch nur noch eine sportrechtliche Formalie.

Auch die Fakten um Lance Armstrong lagen fast alle längst offen auf dem Tisch vor der dann doch eher überraschenden Verurteilung, wo fast jeder mit einer Einstellung des Verfahrens gerechnet hatte.

nagybalfasz_b 08.10.2020 09:33

Zitat:

Zitat von speiche (Beitrag 1556774)
Doping noch immer nicht eliminiert, oh nein.
Echte Kerle brauchen so was auch gar nicht, um zu gewinnen.

Aber weiten wir es auf nicht mehr aktive Sportler aus, dann hast Du Normann Stadler vergessen.
Den ehrlichen Gentleman Alessandro Petacchi würde ich auch dazu zählen und insbesondere der bodenständige Rolf Aldag hat sich immer und immer wieder gegen Doping ausgesprochen, für den kann und muss man fast die Hand ins Feuer legen. X-mal getestet, nie positiv gewesen, deutsch, sympathisch, glaubwürdige Leistungsentwicklung, ist doch Beweis genug. Umfeld auch top, Kindervater von der Telekom hat sich z. B. immer gegen Doping ausgesprochen, wollen die da nicht. Betreut von der Uniklinik Freiburg, früher in guten Händen bei unserem Verbandsarzt Huber und Verbände sind ja von jeher schon vertrauenswürdig... und wo Anti-Dopingkämpfer Joseph Keul allein schon für guten sauberen westdeutschen Sport steht. Olympiaarzt, hat auch im weißen Sport gearbeitet, die haben alle Leute langfristig aufgebaut und medizinisch bestens betreut, top!


Rolf sagt es nochmal ganz klar.

Sehr guter, ironischer Beitrag!
Genau das ist, weshalb ich Hafus Argumentation, warum man den beiden Norwegern uneingeschränkt vertrauen kann, nicht folgen kann und möchte.
Armstrong ist bei seinem Comeback auch als "gläserner Athlet" zurückgekommen, um allen zu "beweisen", wie sauber er doch ist.
Das ist einfach eine gute Masche, um falsches Vertrauen aufzubauen: Zeig den Menschen fast alles von dir, und die Menschen werden glauben, dass du nichts verbirgst. Dass das, was du NICHT zeigst, illegal ist, kann dann noch weniger auffliegen.

Daher würde ich auch generell niemanden von jeglichem Doping-Verdacht freisprechen, nur weil sein Training völlig transparent ist.

Aber unabhängig davon gibt es natürlich auch Athleten wie Kienle, die einfach darüber hinaus eindeutig einen Charakter haben, der quasi völlig konträr zu jeglichen Doping-Praktiken sein muss, so dass da die Menschenkenntnis schon arg daneben liegen müsste, wenn solch ein Athlet doch auch dopen würde.

captain hook 08.10.2020 09:34

Climbingrecords schreibt in der Zusammenfassung 2017 folgendes:

After 37 rides around the Sun, Alejandro Valverde left us wondering if the Fountain of Youth is not out there, somewhere around Murcia. While winning pretty much every race he entered, on the slopes of Mont Caro, El Bala turned back the clock to 2005, recording his best climbing performance since the famous sprint against Armstrong on Courchevel. It was a wild first part of the season, really. Sixteen years passed since the last time Poggio di Sanremo was climbed under 6 minutes and it almost looked like this barrier won't be broken again. Until Peter Sagan attacked, that is. At the top, the stopwatch showed 5 min 55 sec, the 3rd ever fastest ascent of the Poggio. The watts were blooming in the spring.

und was passiert in den Folgejahren?

Poggio
2020:3,7 km@3,9%---5:55---average speed 37.52 km/h(Julian Alaphilippe)
2019:3,7 km@3,9%---5:50---average speed 38.06 km/h(Alaphilippe-Kwiatkowski-Naesen-Valverde-Sagan-Trentin-Van Aert)
2018:3,7 km@3,9%---6:13---average speed 35.71 km/h(Vincenzo Nibali)
2017:3,7 km@3,9%---5:55---average speed 37.52 km/h(Sagan-Kwiatkowski-Alaphilippe)

Das ist dann halt so, als wenn im Kugelstoßen auf einmal (wie bei der letzten WM glaube ich) soweit gestoßen wird wie zu alten Zeiten.

captain hook 08.10.2020 09:41

Zitat:

Zitat von nagybalfasz_b (Beitrag 1556787)
Sehr guter, ironischer Beitrag!
Genau das ist, weshalb ich Hafus Argumentation, warum man den beiden Norwegern uneingeschränkt vertrauen kann, nicht folgen kann und möchte.
Armstrong ist bei seinem Comeback auch als "gläserner Athlet" zurückgekommen, um allen zu "beweisen", wie sauber er doch ist.
Das ist einfach eine gute Masche, um falsches Vertrauen aufzubauen: Zeig den Menschen fast alles von dir, und die Menschen werden glauben, dass du nichts verbirgst. Dass das, was du NICHT zeigst, illegal ist, kann dann noch weniger auffliegen.

Daher würde ich auch generell niemanden von jeglichem Doping-Verdacht freisprechen, nur weil sein Training völlig transparent ist.

Aber unabhängig davon gibt es natürlich auch Athleten wie Kienle, die einfach darüber hinaus eindeutig einen Charakter haben, der quasi völlig konträr zu jeglichen Doping-Praktiken sein muss, so dass da die Menschenkenntnis schon arg daneben liegen müsste, wenn solch ein Athlet doch auch dopen würde.

Von Froome haben sie auch mal ne ziemliche Menge veröffentlicht. Kam aber gefühlt damals nicht so gut an.

https://www.bbc.com/sport/cycling/44694122

speiche 08.10.2020 10:25

Zitat:

Zitat von nagybalfasz_b (Beitrag 1556787)
.....
Aber unabhängig davon gibt es natürlich auch Athleten wie Kienle, die einfach darüber hinaus eindeutig einen Charakter haben, der quasi völlig konträr zu jeglichen Doping-Praktiken sein muss, so dass da die Menschenkenntnis schon arg daneben liegen müsste, wenn solch ein Athlet doch auch dopen würde.

Udo Bölts hab ich noch vergessen, ein gläubiger Christ, harter ehrlicher Arbeiter. Der würde nie nie niemals dopen, da müsste die Menschenkenntnis schon arg daneben liegen....:) :)

Klugschnacker 08.10.2020 10:48

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556785)
Denk an die positive Proben die Armstrong bei der tour de Suisse abgeliefert hat und aus der er sich freigekauft hat, jeder wusste, dass Armstrong mit dem einschlägig vorbelasteten Dopingarzt Ferrari zusammenarbeitet, denk an an Enthüllungsbücher bzw. Enthüllungstexte einschlägiger Journalisten, ...

Das ist zweifellos richtig. Aber Du solltest auch einräumen, dass Armstrong, Hamilton, Ulrich, Riis, Contador, Bernhard Kohl, Michael Rasmussen, Max Hauke, Dominik Baldauf und so weiter gemeinsam hunderte Dopingkontrollen unbeschadet überstanden haben.

Jörg Jaksche sagt, wenn man in einer Dopingkontrolle erwischt wird, ist man entweder blöd oder hatte wirklich großes Pech. Er selbst war jahrelang randvoll und hatte nie eine positive Probe.

Hier ein kleiner Einblick, was man sich beim Rennstall Kelme so eingeworfen hat, da stehen einem die Haare zu Berge: Video, 90 sec.. Im Team waren unter anderem Valverde, Botero, Abrahm Olano, Roberto Heras, José Luis Rubiera, Oskar Sevilla... Die hatten vermutlich jede Menge Dopingtests, ohne auffällig zu werden. Erwischt wurden sie erst durch die Fuentes-Kundenlisten.

deralexxx 08.10.2020 10:51

https://www.georgevisserblog.com/post/paths-crossed

Weitere Einzelfall aber sehr lesenswert geschrieben wie ich finde.

abc1971 08.10.2020 12:31

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1556799)
Das ist zweifellos richtig. Aber Du solltest auch einräumen, dass Armstrong, Hamilton, Ulrich, Riis, Contador, Bernhard Kohl, Michael Rasmussen, Max Hauke, Dominik Baldauf und so weiter gemeinsam hunderte Dopingkontrollen unbeschadet überstanden haben.

Jörg Jaksche sagt, wenn man in einer Dopingkontrolle erwischt wird, ist man entweder blöd oder hatte wirklich großes Pech. Er selbst war jahrelang randvoll und hatte nie eine positive Probe.

Hier ein kleiner Einblick, was man sich beim Rennstall Kelme so eingeworfen hat, da stehen einem die Haare zu Berge: Video, 90 sec.. Im Team waren unter anderem Valverde, Botero, Abrahm Olano, Roberto Heras, José Luis Rubiera, Oskar Sevilla... Die hatten vermutlich jede Menge Dopingtests, ohne auffällig zu werden. Erwischt wurden sie erst durch die Fuentes-Kundenlisten.

Das Interview hatte ich gar nicht mehr vor Augen
Interessant auch nochmal die Stelle ab 16:30: Fuentes hatte 200 Kunden aber nur 53 aus dem Radsport. Unter den übrigen waren auch Fußballer, natürlich auch Deutsche.
Schade, dass Poschmann da nicht noch weiter nachgehakt hat. :Cheese: Gut, im Nachhinein hatte man ja auch eher ein Interesse daran, die Nicht-Radsportler möglichst intransparent zu lassen

Hafu 08.10.2020 13:35

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1556799)
...
Jörg Jaksche sagt, wenn man in einer Dopingkontrolle erwischt wird, ist man entweder blöd oder hatte wirklich großes Pech. Er selbst war jahrelang randvoll und hatte nie eine positive Probe.

...

Das hat in der Dopinganalytik sicherlich gestimmt bezogen auf die 90er Jahre, als die damalige Dopinganalytik nocht ziemlich grob war.

Die Welt hat sich aber seitdem weitergedreht: moderne Gaschromatographen und Massenspektrometer könnnen heutzutage im Urin Dopingsubstanzen in weitaus geringeneren Mengen nachweisen (da geht es um mehrere 10er-Potenzen!) und auch viel schärfer als vor 20 Jahren zwischen unterschiedlichen Substanzen diskrminieren.

Man kann heutzutage z.b. das Abwasser des Bundestages (in dem der Urin im Bergleich zu einer echten Dopingkontrolle nochmal 10000-fach verdünnt ist) auf Kokainspuren untersuchen und bekommt da trotzdem eindeutige Erkenntnisse, selbst wenn nur einige wenige Mitarbeiter oder Abgeordnete dort Kokain konsumieren. Sowas wäre mit den Analytikapparaturen und Verfahren der 90er undenkbar gewesen.

Ich glaube nicht, dass heute noch irgendein dopender Sportler bei der Strategie, welche Substanzen er sich zuführt noch auf Nachweisgrenzen oder Verdünnungseffekte setzt bzw. glaubt, es würde genügen einige Tage oder Wochen vor Wettkämpfen Steroide oder Hormone abzusetzen, wie es zu Zeiten von Jacksche noch möglich war.

captain hook 08.10.2020 13:43

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556843)
Das hat in der Dopinganalytik sicherlich gestimmt bezogen auf die 90er Jahre, als die damalige Dopinganalytik nocht ziemlich grob war.

Die Welt hat sich aber seitdem weitergedreht: moderne Gaschromatographen und Massenspektrometer könnnen heutzutage im Urin Dopingsubstanzen in weitaus geringeneren Mengen nachweisen (da geht es um mehrere 10er-Potenzen!) und auch viel schärfer als vor 20 Jahren zwischen unterschiedlichen Substanzen diskrminieren.

Man kann heutzutage z.b. das Abwasser des Bundestages (in dem der Urin im Bergleich zu einer echten Dopingkontrolle nochmal 10000-fach verdünnt ist) auf Kokainspuren untersuchen und bekommt da trotzdem eindeutige Erkenntnisse, selbst wenn nur einige wenige Mitarbeiter oder Abgeordnete dort Kokain konsumieren. Sowas wäre mit den Analytikapparaturen und Verfahren der 90er undenkbar gewesen.

Ich glaube nicht, dass heute noch irgendein dopender Sportler bei der Strategie, welche Substanzen er sich zuführt noch auf Nachweisgrenzen oder Verdünnungseffekte setzt bzw. glaubt, es würde genügen einige Tage oder Wochen vor Wettkämpfen Steroide oder Hormone abzusetzen, wie es zu Zeiten von Jacksche noch möglich war.

Dann dürften in den Lagern einige Proben darauf warten nachgetestet zu werden. Ich vermute allerdings, da ist die Motivation genauso, wie bei den Olympiaproben, wo man immer das Gefühl hat, man würde das maximal mit ein paar Alibiproben tun.

Hafu 08.10.2020 13:47

Zitat:

Zitat von nagybalfasz_b (Beitrag 1556787)
Sehr guter, ironischer Beitrag!
Genau das ist, weshalb ich Hafus Argumentation, warum man den beiden Norwegern uneingeschränkt vertrauen kann, nicht folgen kann und möchte.
...

Bitte nicht indirekt formulieren oder interpretieren. Das was du mir unterstellst, habe ich nirgendwo geschrieben.

Für mich besteht hinsichtlich der Leistungsentwicklung der Trainingsgruppe um Blummenfelt kein plausibler Grund, unerlaubte Mittel oder Methoden zu vermuten (und ich verfolge deren Training vermutlich so aufmerksam wie sonst niemand hier im Forum, weil die allermeisten hier ja nahezu Null Interesse am ITU-Schenkel des Triathlons haben.

Aber niemand muss den von mir namentlich genannten Norwegischen Triathleten "uneingeschränkt vertrauen". Uneingeschränkt vertraue ich vielleicht meiner Familie oder mir, aber sonst natürlich niemandem.
"Die Norweger" klingt ohnehin für mich wie "die Deutschen" und ist eine sinnlose Verallgemeinerung. Die Trainingsgruppe um Arvild Tweiten hat Null Berührungspunkte mit z.B. den norwegischen Langläufern oder den Biathleten und kann daher nicht einfach mal in einen gemeinsamen Topf geschmissen werden.

Die Menge an Vertrauen die man anderen entgegenbringt ( das können Sportler, aber auch Politiker oder sonstige Menschen sein) ist stets eine variable Mischung aus rationalen Argumenten und Lebenserfahrung.

Körbel 08.10.2020 13:51

Darf man hier jetzt auch spekulieren?
 
Neuer WR über 10000 mtr!:dresche

https://www.faz.net/aktuell/sport/me...-16991692.html

Hafu 08.10.2020 13:53

Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 1556844)
Dann dürften in den Lagern einige Proben darauf warten nachgetestet zu werden. Ich vermute allerdings, da ist die Motivation genauso, wie bei den Olympiaproben, wo man immer das Gefühl hat, man würde das maximal mit ein paar Alibiproben tun.

Die Proben aus den 90ern müssten rechtlich längst vernichtet sein, weil sportrechtliche Verfehlungen aus dieser Zeit verjährt sind.

Vor einigen Jahren hat man ja im Rahmen wissenschaftlicher Fragestellungen einige Proben der Tour de France aus den 90ern bzw. der Jahrtausendwende mit moderneren Geräten nachgetestet und tatsächlich nahezu in allen Proben Epo nachgewiesen. Unter anderem war da auch der nie offiziell posititv getestete Laurent Jalabert betroffen und dessen Befund wurde an die L'Equipe durchgestochen. Gab ein paar Texte und etwas Aufregung in Frankreich, weil Jaja dort jahrelang Volksheld war, aber sportrechtliche Folgen hatte die Nachtestung nicht.

captain hook 08.10.2020 13:57

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556851)
Die Proben aus den 90ern müssten rechtlich längst vernichtet sein, weil sportrechtliche Verfehlungen aus dieser Zeit verjährt sind.

Vor einigen Jahren hat man ja im Rahmen wissenschaftlicher Fragestellungen einige Proben der Tour de France aus den 90ern bzw. der Jahrtausendwende mit moderneren Geräten nachgetestet und tatsächlich nahezu in allen Proben Epo nachgewiesen. Unter anderem war da auch der nie offiziell posititv getestete Laurent Jalabert betroffen und dessen Befund wurde an die L'Equipe durchgestochen. Gab ein paar Texte und etwas Aufregung in Frankreich, weil Jaja dort jahrelang Volksheld war, aber sportrechtliche Folgen hatte die Nachtestung nicht.

Mir würden schon die Proben reichen, die noch nicht verjährt und nicht vernichtet sind. Alles was eingelagert ist einfach noch mal durchlaufen lassen mit den aktuellen Methoden. Naja, man wird ja nochmal träumen dürfen. Gefühlsmäßig will das Ergebnis in Wirklichkeit eigentlich auch keiner kennen. Dabei müsste man noch nicht mal ausrücken um neue Proben einzusammeln.

Klugschnacker 08.10.2020 18:20

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556843)
Ich glaube nicht, dass heute noch irgendein dopender Sportler bei der Strategie, welche Substanzen er sich zuführt noch auf Nachweisgrenzen oder Verdünnungseffekte setzt bzw. glaubt, es würde genügen einige Tage oder Wochen vor Wettkämpfen Steroide oder Hormone abzusetzen, wie es zu Zeiten von Jacksche noch möglich war.

Epo kann bisher etwa 24 Stunden lang nachgewiesen werden, danach nicht mehr. Jetzt gibt es einen neuen Test, der Epo 48 Stunden lang nach der Verabreichung aufspüren kann. Der darf dieses Jahr aber noch nicht offiziell eingesetzt werden, da ist bezüglich Epo alles noch beim Alten.

Bei der Operation Aderlass tauchte eine Alternative zu Epo auf. Ein Medikament, dass ein Gen aktiviert, welches dann die körpereigene Epo-Ausschüttung steigert. Es wird als Tablette eingenommen und ist ein "HIF-Stabilisator".

Leiter des Kölner Dopingkontroll-Labors, Mario Thevis sagt dazu: "Allerdings gibt es eine zahllose Vielfalt an ähnlichen Strukturen, an HIF-Stabilisatoren, […] sodass hier die Wahrscheinlichkeit, damit erwischt zu werden, zunächst einmal vergleichsweise gering ist."

Dabei ist Epo oder HIG nur ein Mittel zur Verschleierung des Blutdopings. Dieses ist selbst nicht nachweisbar, wir Dir besser weißt als ich.
:Blumen:

Klugschnacker 08.10.2020 18:26

Epo ist bei Ausdauersportlern wohl nach wie vor hoch im Kurs. Ich erinnere hier an eine dürre Meldung vom Januar dieses Jahres:
Polizei hebt Dopingring aus
Der spanischen Polizei ist ein Schlag gegen den Handel mit Dopingmitteln gelungen. Ermittler hoben einen Ring aus, der sich auf Blutdoping spezialisiert hatte. Die Polizei stellte 850 Spritzen mit dem Blutdopingmittel EPO sicher.

Die spanischen Behörden sprechen von der größten Menge EPO, die in Europa bisher beschlagnahmt worden sei. Der Ring habe sich aus serbischen und spanischen Staatsbürgern zusammengesetzt, gegen sechs Verdächtige laufen Ermittlungen. Die Polizei fror mehrere Bankkonten ein, darauf waren insgesamt 800.000 Euro geparkt.

EPO soll aus Cádiz stammen
Die Verdächtigen sollen ihre Geschäfte von Barcelona aus betrieben haben – in Zusammenarbeit mit einem Dialysezentrum im südspanischen Cádiz, von dort soll das EPO stammen. Der Ring bot das Dopingmittel über mindestens sieben Internetseiten an; sie sind nun gesperrt.

Tausende Dosen in den letzten Jahren
Der Handel soll mindestens zehn Jahre lang gelaufen sein. Nach Angaben der Ermittler lenkten die Verdächtigen allein in den vergangenen vier Jahren mindestens 5.000 EPO-Dosen auf den Schwarzmarkt. Zu den Kunden gehörten laut Polizei Amateur- und Profisportler verschiedener Sportarten. Sie stammten aus Spanien und aus dem Ausland. Namen wollen die Ermittler nicht nennen.

nagybalfasz_b 08.10.2020 18:56

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556847)
"Die Norweger" klingt ohnehin für mich wie "die Deutschen" und ist eine sinnlose Verallgemeinerung. Die Trainingsgruppe um Arvild Tweiten hat Null Berührungspunkte mit z.B. den norwegischen Langläufern oder den Biathleten und kann daher nicht einfach mal in einen gemeinsamen Topf geschmissen werden.

Du solltest bitte erstmal richtig lesen, bevor du auf etwas reagierst und wie du selbst geschrieben hast, nicht indirekt formulieren ;)

Ich habe von den beiden Norwegern gesprochen, nicht von Norwegern. Und das einfach aus dem Grund, ohne die Namen explizit zu schreiben, weil das so kürzer zu formulieren war.
Dieser ganze obere Absatz von dir bezog sich entsprechend auf etwas, was nie gesagt und erst recht nicht gemeint war.

Außerdem ist es auch recht unsinnig, dass du dich am "uneingeschränkt" aufgezogen hast.
Das ging auch am wirklichen Sinn des Gesagten vorbei. Da du diese beiden Athleten explizit unter den Sportlern genannt hattest, für die du die Hand ins Feuer legen würdest, dass sie nicht dopen, wollte ich nur darauf hinweisen, dass das doch eher naiv ist und ich so nie machen würde, da das, was man sieht, nie die volle Wahrheit sein muss. Was aber natürlich auch nicht heißt, dass die beiden dopen.
Aber nur, weil man ihre Trainings transparent verfolgen kann, ist das noch lange kein Garant dafür, dass sie nicht daneben auch noch illegale Mittel nehmen.
Das ist alles, mehr nicht.

Hafu 08.10.2020 19:14

Zitat:

Zitat von nagybalfasz_b (Beitrag 1556925)
.... Da du diese beiden Athleten explizit unter den Sportlern genannt hattest, für die du die Hand ins Feuer legen würdest, ...

Ich habe nicht geschrieben, dass ich die "Hand für sie ins Feuer legen würde". Das ist wieder deine freie Interpretierung. Das mit "den beiden Norwegern" statt "den Norwegern habe ich in der Tat überlesen. Sorry hierfür.
Das Forum hat eine exzellente Zitierfunktion, man benutzen sollte um solche Fehlinterpretationén (=deine und meine) zu vermeiden.

hier also das wörtliche Zitat:

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556706)
...
Damit das Ganze nicht zu abstrakt wird gebe ich mal ein paar Beispiele für bodenständige, transparente Athleten mit glaubwürdiger Leistungsentwicklung die aktuell die Weltspitze im Ausdauerbereich mitdefinieren, die sich alle auch mehrfach glaubwürdig gegen Doping positioniert haben und bei denen für mich Dinge wie Blutdoping oder Epo-Spritzen komplett jenseits aller Vorstellungskraft liegen:
  • Anne Haug
  • Familie Ingebrigtsen
  • Kristian Blummenfelt, Gustav Iden
  • Sebi Kienle

Ich hatte heute morgen extra noch den Ausdruck "für mich" in Fettdruck gesetzt, um damit nochmal zu betonen, dass dies meine subjektive Einschätzung ist und ich nicht den Anspruch habe, dass dies jeder genauso sieht.:Blumen:

Jeder hat seine eigene Lebenserfahrung und manche Dinge lassen sich auch erst mit dem Abstand von Jahren vernünftig einordnen.

nagybalfasz_b 08.10.2020 20:37

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556928)
Ich habe nicht geschrieben, dass ich die "Hand für sie ins Feuer legen würde". Das ist wieder deine freie Interpretierung. Das mit "den beiden Norwegern" statt "den Norwegern habe ich in der Tat überlesen. Sorry hierfür.
Das Forum hat eine exzellente Zitierfunktion, man benutzen sollte um solche Fehlinterpretationén (=deine und meine) zu vermeiden.

hier also das wörtliche Zitat:



Ich hatte heute morgen extra noch den Ausdruck "für mich" in Fettdruck gesetzt, um damit nochmal zu betonen, dass dies meine subjektive Einschätzung ist und ich nicht den Anspruch habe, dass dies jeder genauso sieht.:Blumen:

Jeder hat seine eigene Lebenserfahrung und manche Dinge lassen sich auch erst mit dem Abstand von Jahren vernünftig einordnen.

Nichts anderes habe ich behauptet. Ich sagte ja, dass ich DEINE Einschätzung nicht teilen kann und habe entsprechend erklärt, warum ICH da vorsichtiger bin.

Bleierpel 09.10.2020 22:18

Paßt das dann hier rein: heute schnellste Giro Etappe EVER...?!

Kampfzwerg 10.10.2020 07:41

Zitat:

Zitat von Bleierpel (Beitrag 1557172)
Paßt das dann hier rein: heute schnellste Giro Etappe EVER...?!

Wie viele Fahrer wurden denn positiv getestet?
Ansonsten eher nicht. :Huhu:

Adept 10.10.2020 10:56

Zitat:

Zitat von Bleierpel (Beitrag 1557172)
Paßt das dann hier rein: heute schnellste Giro Etappe EVER...?!

War klar, dass die hier erwähnt wird. ;)

Die hohe Geschwindigkeit der sehr kurzen Ausnahmeetappe (143km) ist aber auch ohne Doping gut erklärbar:

Wegen der guten Windverhältnisse entschieden sich QS und LV, gleich am Anfang vollgas auf Windkante zu fahren. Dadurch enstanden drei Favoriten-Gruppen, die ganz lange eine Art Vorfolgungs-TTT der Favoriten-Teams gefahren sind. Beim normalen TTT sind ja Geschwindigkeiten von über 55km/h völlig üblich. Nachdem die Gruppen zusammengelaufen sind, wurde weiter Gas gegeben, dass keine Ausreisser mehr weit wegfahren konnten. All das führte zu nahezu Vollgas über die ganze Etappe, sehr unüblich.

Ein Radrennen vom Feinsten und für die Lehrbücher, wer es gesehen hat. :liebe053:

captain hook 13.10.2020 13:30

13.10.2020 | (rsn) - Luca Colnaghi (Zalf-Euromobil-Désirée Fior) wurde von seiner Mannschaft nach einer positiven Dopingprobe vorläufig suspendiert. Beim 21-Jährigen wurden bei einem Test am 13. September Spuren von Metaboliten, Andarine und Ostarine gefunden. Laut seinem Team stammen die verbotenen Stoffe aus einem frei erhältlichen, auf Ketonen basierenden Nahrungsergänzungsmittel, welches der Italiener ohne das Mitwissen seines Arbeitgebers genommen hat.
Colnaghi ist einer der besten U23 Fahrer seines Landes. Beim Baby Giro gewann der hügelfeste Sprinter zwei Etappen, bei der nationalen Meisterschaft gewann er Bronze.

Quelle: https://www.radsport-news.com/sport/...ews_122159.htm

Wieder wird das Produkt nicht genannt. Bei einer solchen Ausrede würde ich das verpflichtend machen um andere Sportler zu warnen und die Industrie unter Druck zu setzen sauberer zu arbeiten. Außer es ist natürlich nur eine Ausrede und man würde vom Hersteller dann bis in die Steinzeit verklagt werden...


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