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Genussläufer 18.10.2023 10:38

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1726364)
Wie stehst Du zu dem Argument, dass wir nur 1.4% unserer Stromproduktion als Atomstrom importieren?

Zu dem was Spanky geschrieben hat, würde ich gern noch auf den von Dir (wahrscheinlich zitierten?) Artikel der Tagesschau eingehen.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/atomausstieg-atomstrom-importe-101.html#:~:text=Insgesamt%20hat%20Deutschland%20i m%20vergangenen,TWh%20im%20Jahr%202022)%20entspric ht.

Wenn Du diesen Artikel in Gänze liest, verstehst Du ganz gut meinen Ansatz mit der Gesamtmenge. Insbesondere die Unterscheidung bilanziell und physikalisch bringt es auf den Punkt.

Klugschnacker 18.10.2023 12:01

Zu den Größenordnungen im 1. Halbjahr 2023 in Deutschland:

Netzeinspeisung insgesamt:
233,9 Mrd. kWh

Exportierte Strommenge:
32,6 Mrd. kWh

Importierte Strommenge:
30,6 Mrd. kWh

Wir exportieren also mehr Strom als wir importieren. Quelle: Statistisches Bundesamt. Die Differenz zwischen Import und Export beträgt weniger als 1% der gesamten Netzeinspeisung. Wir streiten hier also etwas um des Kaisers Bart.

Außerdem interessant: Die in Kohlekraftwerken erzeugte Strommenge ging im 1. Halbjahr 2023 um 23% zurück.

Nogi87 18.10.2023 13:28

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1726381)
Zu den Größenordnungen im 1. Halbjahr 2023 in Deutschland:

Netzeinspeisung insgesamt:
233,9 Mrd. kWh

Exportierte Strommenge:
32,6 Mrd. kWh

Importierte Strommenge:
30,6 Mrd. kWh

Wir exportieren also mehr Strom als wir importieren. Quelle: Statistisches Bundesamt. Die Differenz zwischen Import und Export beträgt weniger als 1% der gesamten Netzeinspeisung. Wir streiten hier also etwas um des Kaisers Bart.

Außerdem interessant: Die in Kohlekraftwerken erzeugte Strommenge ging im 1. Halbjahr 2023 um 23% zurück.

Allerdings gilt auch das hier:

Betrachtet man nur das 2. Quartal 2023, in dem die Kernkraftwerke bis zum Abschalten am 15. April 2023 nur noch 1,0 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugten, wurde mit 18,5 Milliarden Kilowattstunden deutlich mehr Strom importiert als exportiert (11,4 Milliarden Kilowattstunden). Dieser Importüberschuss von 7,1 Milliarden Kilowattstunden entspricht etwa der Strommenge, die im 2. Quartal 2022 noch von den drei Kernkraftwerken eingespeist worden war (7,3 Milliarden Kilowattstunden).

Schwarzfahrer 18.10.2023 13:51

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1726381)
Wir exportieren also mehr Strom als wir importieren. Quelle: Statistisches Bundesamt. Die Differenz zwischen Import und Export beträgt weniger als 1% der gesamten Netzeinspeisung. Wir streiten hier also etwas um des Kaisers Bart.

Zitat:

Zitat von Nogi87 (Beitrag 1726393)
Allerdings gilt auch das hier:

Betrachtet man nur das 2. Quartal 2023..., wurde mit 18,5 Milliarden Kilowattstunden deutlich mehr Strom importiert als exportiert (11,4 Milliarden Kilowattstunden). Dieser Importüberschuss von 7,1 Milliarden Kilowattstunden entspricht etwa der Strommenge, die im 2. Quartal 2022 noch von den drei Kernkraftwerken eingespeist worden war (7,3 Milliarden Kilowattstunden).

Ist es nicht etwas schönes an Statistiken und Zahlen: durch die Wahl der genehmen Referenzgröße (Zeitspanne) kann man aus den gleichen Daten jeweils das herauslesen, was die eigene Weltsicht unterstützt. :Huhu: Mal ist die Differenz 1 %, mal 40 % - und das bei den gleichen faktischen Zahlen.

Genussläufer 18.10.2023 14:34

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1726381)
Wir streiten hier also etwas um des Kaisers Bart.

Ich würde das ein wenig abändern in:

Wir streiten hier also etwas um des Kaisers goldenen Bart.

Neben den Einwürfen von Nogy und Schwarzfahren könnten wir mal schauen, was uns das kostet. Und da stellen wir fest, dass liegt bei ca. 500 Mio Euro im Schnitt pro Monat. Ist ganz schöne teuer für so einen Bart. Ich kann mir solch einen Barbier nicht leisten ;)

Wenn bei uns alles so mega geil ist, warum ist unser Strom dann soviel weniger wert?

Und jetzt lass uns mal übergelegen, wenn die anderen auch nur auf erneuerbare setzen? Dann haben wir ganz viel Strom, wenn die Sonne scheint und/oder es ausreichend, aber auch nicht zu windig ist. Und wir machen das Lagerfeuer an, wenn dem nicht so ist :Blumen:

Das gilt zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo es ausreichend Speicher gibt. Dann sähe die Geschichte anders aus. Bis dahin muss die Zeit aber sinnvoll überbrückt sein.

Zitat:

Außerdem interessant: Die in Kohlekraftwerken erzeugte Strommenge ging im 1. Halbjahr 2023 um 23% zurück.
Fast noch interessanter: der Stromverbrauch ging in der Zeit drastisch zurück. Das lag kaum an den privaten Verbrauchern. Sagen wir mal so... die Produktion in Deutschland ging drastisch zurück. Komisch, dass trotzdem woanders weiterproduziert wird. Ich gehe davon aus, dass dort die Energie nicht ausschließlich durch Hand auflegen ins System gespült wird. Was haben wir also unterm Strich gewonnen?

svenio 18.10.2023 15:26

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1726414)

Neben den Einwürfen von Nogy und Schwarzfahren könnten wir mal schauen, was uns das kostet. Und da stellen wir fest, dass liegt bei ca. 500 Mio Euro im Schnitt pro Monat. Ist ganz schöne teuer für so einen Bart. Ich kann mir solch einen Barbier nicht leisten ;)

Danke für die Zahl, das interessiert mich.

Kannst Du mir zeigen, wo ich die 500 mio EUR finde oder wie Du sie ermittelst?

Genussläufer 18.10.2023 16:21

Zitat:

Zitat von svenio (Beitrag 1726422)
Danke für die Zahl, das interessiert mich.

Kannst Du mir zeigen, wo ich die 500 mio EUR finde oder wie Du sie ermittelst?

Die sind von hier:

https://www.stromdaten.info/ANALYSE/...port/index.php

Selbst zu ermitteln ist sehr schwierig, weil der Mix in sich sehr volatil ist. Von daher ist das auch schwer prognostizierter. Was man hier sieht, ist die deutlich höhere Preis bei Import vs. Export allgemein für uns. Das bedeutet, dass unser Strom gern genutzt wird, wenn er nahezu verschenkt wird. Da gibt es auch Ausnahmen. Siehe z.B. die Situation in Frankreich im letzten Jahr.

Meik 18.10.2023 17:10

Vorsichtig ausgedrückt seltsame Interpretation der Daten. Das bisschen heimischer Atomstrom ist in der Bilanz einfach schon lange nicht mehr relevant - aber immens teuer.

Alleine der Faktor der reduzierten Steinkohlestromerzeugung ab April übersteigt bei weitem den Verlust der paar abgeschalteten AKWs. Wir brauchen die einfach nicht - auch nicht in der wie auch immer interpretierten Dunkelflaute. Die paar % können wir problemlos und billiger erzeugen, und bei den paar % spielt das bisschen mehr CO2 auch keine wirkliche Rolle mehr.

Und bei der angeblichen Versorgungssicherheit durch AKWs lohht ein Blick nach Frankreich. :Holzhammer:

Wenn es um Versorgungssicherheit, langfristige Preisstabilität usw.. geht muss man auch einfach mal gucken was überhaupt aus Deutschland kommt. Uran jedenfalls nicht, Steinkohle nicht, Erdgas nur zum kleinen Teil, Öl nicht - lediglich Sonne, Wind und Braunkohle haben wir beim Faktor Energiesicherheit wirklich zur Verfügung.

Und Finger weg von der mit Abstand teuersten Energie mit den Atomen da. Wenn man guckt was da an Steuergeldern versenkt wurde und wird damit man den Leuten vorgaukeln kann Atomstrom wäre günstig, dagegen ist die Förderung der Erneuerbaren ein Witz.

Wie heißt das eigentlich bei Atom dann? Dunkelatomflaute? Kann ja auch alleine nicht den ganzen Strombedarf decken, also auch eine Art Dunkelflaute. :Gruebeln:

Siebenschwein 18.10.2023 17:32

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1726428)
Die sind von hier:

https://www.stromdaten.info/ANALYSE/...port/index.php

Selbst zu ermitteln ist sehr schwierig, weil der Mix in sich sehr volatil ist. Von daher ist das auch schwer prognostizierter. Was man hier sieht, ist die deutlich höhere Preis bei Import vs. Export allgemein für uns. Das bedeutet, dass unser Strom gern genutzt wird, wenn er nahezu verschenkt wird. Da gibt es auch Ausnahmen. Siehe z.B. die Situation in Frankreich im letzten Jahr.

Wenn wir etwa die Hälfte der 5000GWh, aleo 2500GWh extra produzieren, wären wir über´s jahr wieder ausgeglichen. Das wären bei 30d*24h etwa 3.5GW Leistung. Die mit Wind bei mittlerer Verfügbarkeit von 25% abzudecken brauchst Du etwa 14GW installierte Leistung. Das ist zufällig ziemlich genau die Hälfte der gelplanten Nettozubaumenge pro Jahr bis 2030. Wenn wir also mal endlich in die Pötte kämen, wären wir nach Zwei Jahren wieder ausgeglichen. Interessanterweise entsprechen die Kosten bei 1Mio/MW installierter Leistung auch 28 Monaten, in denen man 500Mio zahlt. Da man aber kumulativ aufbaut, also schon während der Zubauphase Strom erzeugt, auch wenn man über den Daumen gepeilt nur 6 Monate im Jahr die 500Mio zahlt, ist der Break even allein durch die Einsparungen beim Stromimport ziemlich schnell erreicht.
Nur so, um mal die Grössenordnungen darzustellen.

Klugschnacker 18.10.2023 18:54

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1726400)
Ist es nicht etwas schönes an Statistiken und Zahlen: durch die Wahl der genehmen Referenzgröße (Zeitspanne) kann man aus den gleichen Daten jeweils das herauslesen, was die eigene Weltsicht unterstützt. :Huhu: Mal ist die Differenz 1 %, mal 40 % - und das bei den gleichen faktischen Zahlen.

Du hast Dich wohl verrechnet.

Die Differenz zwischen Import und Export machte im ersten Halbjahr 2023 nur 1% der insgesamt ins deutsche Netz eingespeisten Strommenge aus.

Betrachtet man nur das zweite Quartal, also das Quartal direkt nach der Abschaltung der Atomkraftwerke, liegt die Differenz zwischen Import und Export von Strom bei 3% der Gesamtmenge.

Gleichzeitig haben wir die Stromproduktion mit Kohle um 23% reduziert.

sabine-g 18.10.2023 19:03

Auf heise.de:
Energiewende: Solarenergie wird globalen Strommix schon bald dominieren

Meik 18.10.2023 19:34

Nicht so kleinteilig gucken, wir haben ein europäisches Verbundnetz und europäischen Stromhandel.

Ob wir etwas mehr importieren oder exportieren hängt viel mehr am Stromhandel als an der Möglichkeit zu produzieren. Auch wirtschaftlich ist die nationale Betrachtung zu kurzsichtig. Ob Netto-Import teuer ist oder nicht hängt nicht davon ab ob wir jetzt mehr oder teureren Strom importieren sondern davon ob wir ihn billiger selber hätten produzieren können.

Wenn man mal so ein bisschen im Agrorameter guckt was tatsächlich läuft sieht man durchaus Zeiten wo wir importieren, aber selbst Braunkohle noch genug Reserven hätte dass wir unseren Strom selber zu produzieren.

Da spielen finanzielle Interessen der Stromhändler rein. Und da wette ich dass das Bild das wir nach AKW-Abschaltung erstmal zum Importeure werden ist gewollt. :dresche

Genussläufer 18.10.2023 23:03

Zitat:

Zitat von sabine-g (Beitrag 1726451)

Das ist auch absolut nachvollziehbar. Man darf nicht vergessen, dass auch Wind letztendlich eine kliitzekleiner Anteil von Sonnenenergie ist, der diesen überhaupt erst in Gang setzt. Was hier leider vergessen wird, ist der Umstand, dass lediglich 17% der globalen Primärenergie auf Strom fällt :Blumen:


Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1726439)
Wenn wir etwa die Hälfte der 5000GWh, aleo 2500GWh extra produzieren, wären wir über´s jahr wieder ausgeglichen. Das wären bei 30d*24h etwa 3.5GW Leistung. ...

Das ist das Problem mit Durchschnittswerten. Da läuft so leider nicht. In Zeiten, wo der Wind nicht weht und die Sonne nicht ausreichend scheint, kannst Du die Kapazität der(x)fachen. Null mal x ist Null. Und in den Zeiten, wo wir selbst exportieren, wird das Angebot deutlich größer und die Preise sinken dann ins Bodenlose. Das wäre ökonomischer Suizid.

Zitat:

Ob wir etwas mehr importieren oder exportieren hängt viel mehr am Stromhandel als an der Möglichkeit zu produzieren. Auch wirtschaftlich ist die nationale Betrachtung zu kurzsichtig. Ob Netto-Import teuer ist oder nicht hängt nicht davon ab ob wir jetzt mehr oder teureren Strom importieren sondern davon ob wir ihn billiger selber hätten produzieren können.
Da sprichst Du mir doch aus der Seele. Das stimmt insbesondere dann, wenn die anderen zu Zeiten anbieten, wenn es bei uns diesbezüglich düster ist. Naja, also die Länder, die entweder viel Wasser haben, auf Atomkraft setzen oder ggf. preiswerter Kohle fördern als wir. In selteneren Fällen sind dann die Windbedingungen besser. Die Wetterlagen sind in Europa durchaus homogener als man denken mag. Zumindest in Bezug auf Sonne und Wind.

Zitat:

Und bei der angeblichen Versorgungssicherheit durch AKWs lohht ein Blick nach Frankreich.
Du kannst die Seite auch auf Frankreich ausrichten. Kleiner Tipp... die Geschichte mit Glashaus uns Steinen drängt sich da schon auf :Cheese:

Achja in Bezug auf "wir nutzen kein Atomstrom" hier mal der Faktencheck der ARD:

https://www.daserste.de/information/...erger-388.html

Ich habe recherchiert. Friede Springer hat hier ihre schmutzigen Finger nicht im Spiel ;)

Trimichi 19.10.2023 08:31

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1726471)
Das ist auch absolut nachvollziehbar. Man darf nicht vergessen, dass auch Wind letztendlich eine kliitzekleiner Anteil von Sonnenenergie ist, der diesen überhaupt erst in Gang setzt. Was hier leider vergessen wird, ist der Umstand, dass lediglich 17% der globalen Primärenergie auf Strom fällt :Blumen:

Endlich tippts mal wer ein. Und die Haushalte nutzen von diesem 17% nur 1/5 hierzulande. Hochofen, Stahlverhüttung, Aluminiumschmelze, usw. was da reingesteckt wird an Kohle. Das geht nicht mit Windkraft. Allein schon die Förderung und der Transport von Erzen.

Auf der anderen Seite muss man halt damit anfangen. Zumindest bei den Haushalten. Die Schwerindustrie, naja, taucht in den schoen gerechneten Statistiken nicht auf. Geht ja um Strom. Als ob ein Hochofen mit Strom betrieben werden kann usw.

Egal. Vor lauter Statistiken ist bald alles richtig. Wo sind eigentlich die Stromtrassen von Nordschweden über die Ostsee nach DE verlegt? Mir sind keine bekannt. Und falls das ginge (Spannung, Ampere, Widerstand) könnte man dann nicht auch Leitungen übers Mittelmeer bauen? Mit Solarfeldern in der Sahara? Geht genau so wenig.

Ich bin jedenfalls froh im Erdkundeunterricht der 6. Klasse eines bayrischen Gymnasiums kein Nickerchen gemacht zu haben.

Klugschnacker 19.10.2023 08:33

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1726471)
Achja in Bezug auf "wir nutzen kein Atomstrom" hier mal der Faktencheck der ARD:...

Es hat niemand behauptet, wir würden Nullkommanull Atomstrom aus Frankreich importieren. Stattdessen wurde gesagt, es sind sehr geringe Mengen. Unser Stromimport machte im vergangenen Sommer 3% unserer Netzeinspeisung aus.

Atomstrom sind 0,7%.

Auch zu den Zeiten, in denen wir Strom aus dem Ausland kaufen, hätten wir zu jeder Zeit genug eigenen Strom: Auch ohne Windkraft und Photovoltaik (Dunkelflaute) haben wir 100 Gigawatt zur Verfügung. Unsere Lastspitzen mit dem höchsten Verbrauch liegen täglich bei 70 Gigawatt, der bisher höchste gemessene Verbrauch lag an einem Novembertag bei 81 Gigawatt.

Wir haben also auch in Dunkelflauten genug Strom und sind nicht auf Strom aus dem Ausland angewiesen. Die Behauptung, wir könnten uns Ökostrom nur leisten, weil die Nachbarn vernünftigerweise Atomkraftwerke hätten, ist falsch.

Strom kaufen wir aus dem Ausland immer dann stundenweise ein, wenn er an der Strombörse billiger angeboten wird, als wir ihn selber herstellen können. Wir fahren dann eigene Kraftwerke vorübergehend runter und verwenden stattdessen billig angebotenen Strom aus dem europäischen Verbundnetz. Dafür ist es ja da. Die anderen Länder, auch Frankreich, machen es genauso.

Nach dem Abschalten der Atomkraftwerke ist die Menge an importiertem Strom gestiegen – obwohl wir genug Kapazitäten hätten, den Bedarf über die eigenen Kraftwerke zu decken. Beispielsweise über eigene Kohle- und Gaskraftwerke. Deren Strom ist aber teurer als der stundenweise im europäischen Verbundnetz billig angebotene überschüssige Strom. Also kaufen wir den billigeren Strom aus dem Ausland und drosseln unsere Kraftwerke mit dem teuersten Strom.

Genussläufer 19.10.2023 09:16

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1726485)
Es hat niemand behauptet, wir würden Nullkommanull Atomstrom aus Frankreich importieren. Stattdessen wurde gesagt, es sind sehr geringe Mengen. Unser Stromimport machte im vergangenen Sommer 3% unserer Netzeinspeisung aus.

Atomstrom sind 0,7%.

Gemäß dem Faktencheck scheinen die 0,7% gewürfelt zu sein. Wie will man das denn feststellen. Wir wissen, wieviel Strom wir aus Frankreich bekommen. Dann sagen wir 0,7%. Ok, ich habe schon Ideen wie man das buchhalterisch machen kann. Das ist sicher auch erlaubt. Seriös ist diese Aussage aber deswegen noch lange nicht. Dennoch würde mich die Rechnung interessieren.

Zitat:

Auch zu den Zeiten, in denen wir Strom aus dem Ausland kaufen, hätten wir zu jeder Zeit genug eigenen Strom: Auch ohne Windkraft und Photovoltaik (Dunkelflaute) haben wir 100 Gigawatt zur Verfügung. Unsere Lastspitzen mit dem höchsten Verbrauch liegen täglich bei 70 Gigawatt, der bisher höchste gemessene Verbrauch lag an einem Novembertag bei 81 Gigawatt.

Wir haben also auch in Dunkelflauten genug Strom und sind nicht auf Strom aus dem Ausland angewiesen. Die Behauptung, wir könnten uns Ökostrom nur leisten, weil die Nachbarn vernünftigerweise Atomkraftwerke hätten, ist falsch.
Sorry, das have ich nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, dass wir um Atomkraftwerke nicht umn´hinkommen - zumindest bis ausreichend Speicher zur Verfügung stehen - wenn wir auf fossile Energien verzichten. Kohle zähle ich dazu. Ich bin ehrlich gesagt auch überrascht, dass Du Kohle der Atomenergie vorziehst.

Das überrascht mich deshalb, weil Du in Bezug auf unsere Einsparungsverpflichtung immer wieder auf europäisches Recht verweist. Wenn es dann um die Taxonomie geht, scheint Dir dieses egal zu sein. Da könnte man durchaus Cherrypicking hineininterpretieren :Blumen:

Siebenschwein 19.10.2023 09:34

[quote=Genussläufer;1726471...
Das ist das Problem mit Durchschnittswerten. Da läuft so leider nicht. In Zeiten, wo der Wind nicht weht und die Sonne nicht ausreichend scheint, kannst Du die Kapazität der(x)fachen. Null mal x ist Null. Und in den Zeiten, wo wir selbst exportieren, wird das Angebot deutlich größer und die Preise sinken dann ins Bodenlose. Das wäre ökonomischer Suizid.

...)[/QUOTE]
Nein, das ist kein Problem - weil wir ja bisher auch genügend Strom bekommen. Das Netz ist der "Speicher". Du kannst natürlich immer einen möglichst kleinen Bilanzraum wählen und Autarkie fordern - ergibt nur keinen Sinn.
Es ging bei meiner Rechnung einzig und allein um die Kosten, die wir derzeit für Importe ausgeben und wie wir die mit entsprechenden Investitionen ausgleichen können.
Energieautarkie für D ist kein Wert an sich - und ist auch nicht nötig. Aber dieses Diskussion hatten wir hier schon vor langer Zeit und die werde ich nicht wieder aufmachen. Wenn Du Deine Speichergeschichten weiter erzählen willst - bitte. Die Realität wird Dir in den nächsten Jahren zeigen, dass Du umsonst Panik geschoben hast. Ich bin da tiefennentspannt und das würde ich Dir auch empfehlen, denn das ist Lebensqualität.

Klugschnacker 19.10.2023 10:12

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1726490)
Ich bin ehrlich gesagt auch überrascht, dass Du Kohle der Atomenergie vorziehst.

Das überrascht mich deshalb, weil Du in Bezug auf unsere Einsparungsverpflichtung immer wieder auf europäisches Recht verweist. Wenn es dann um die Taxonomie geht, scheint Dir dieses egal zu sein.

Mit Taxonomie meinst Du vermutlich die Einordnung der Kernenergie als klimaneutrale Energie durch die EU.

Dazu kann man stehen, wie man will. Von mir aus ist die Kernenergie klimaneutral.

Es bleiben aber die anderen Nachteile der Kernenergie, zum Beispiel das nicht gelöste Endlagerproblem. Wenn das Bundesverfassungsgericht argumentiert, wie können nicht die Atmosphäre mit unseren Abgasen belasten zum Nachteil der kommenden Generationen, dann muss das auch für die Endlager gelten: Wir können den kommenden Generationen nicht unseren Atommüll hinterlassen, der für mindestens 100.000 Jahre hochgiftig sein wird. Kein Politiker kann dafür die Verantwortung übernehmen, wenn es bessere Alternativen gibt. Von Betriebsunfällen wie Harrisburg, Fukushima oder Tschernobyl ganz zu schweigen.

Aber diese Debatte ist eine Scheindebatte. Wenn wir Dunkelflauten mit Atomkraftwerken abdecken wollten, bräuchten wir 10 hochmoderne Kernkraftwerke. Jedes davon könnte frühestens in 20 Jahren ans Netz gehen – Widerstand in der Bevölkerung, Genehmigungsverfahren und Bauzeit dauern so lange. Manche dieser Kraftwerke werden am Widerstand der Bevölkerung scheitern und so weiter. Kurz: Als Übergangslösung für die Energiewende stehen uns diese fiktiven Kraftwerke nicht zur Verfügung. So einfach ist das.

Es gibt daher keine seriösen Politiker, welche den Neubau von einem Dutzend Kernkraftwerke in Deutschland fordern. Es gibt keine Energieunternehmen, die welche bauen wollen – die Orientierung dieser Branche geht klar Richtung Erneuerbare. Und – hier gebe ich Dir in Deinen Bedenken Recht – in Richtung von effizienten Stromspeichern, die uns im Moment noch fehlen. Es zeichnen sich aber bereits Lösungen für das Speicherproblem ab.
:Blumen:

MattF 19.10.2023 10:15

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1726492)
Energieautarkie für D ist kein Wert an sich - und ist auch nicht nötig.

Gerade bei Öl und Gas haben wir das zu 0% und keiner würde verlangen, dass D nur noch deutsches Öl verbraucht.

merz 19.10.2023 10:18

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1726500)
...... Und – hier gebe ich Dir in Deinen Bedenken Recht – in Richtung von effizienten Stromspeichern, die uns im Moment noch fehlen. Es zeichnen sich aber bereits Lösungen für das Speicherproblem ab.
:Blumen:

wo kann man das bitte genauer nachlesen? (es interessiert mich wirklich)

m.

Genussläufer 19.10.2023 10:37

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1726492)
Du kannst natürlich immer einen möglichst kleinen Bilanzraum wählen und Autarkie fordern - ergibt nur keinen Sinn.

Die fordere auch ich nicht. Auch mir ging es um die Kosten.

Zitat:

Es ging bei meiner Rechnung einzig und allein um die Kosten, die wir derzeit für Importe ausgeben und wie wir die mit entsprechenden Investitionen ausgleichen können.
Das ist eben nicht der Fall. Wir müssen doch in der Kalkulation die erstens die Marginalkosten und zweitens diese Kosten in der Periode ohne ausreichende Versorgung zugrunde legen. Ansonsten wird diese Kalkulation nicht aufgehen. Mir ist nicht klar wie dieser Case fliegen soll ;)

Zitat:

Wenn Du Deine Speichergeschichten weiter erzählen willst - bitte. Die Realität wird Dir in den nächsten Jahren zeigen, dass Du umsonst Panik geschoben hast. Ich bin da tiefennentspannt und das würde ich Dir auch empfehlen, denn das ist Lebensqualität.
Ich sehe die Effekt bereits jetzt. Die Entwicklung unserer Wirtschaft für sich ist noch kein Drama. Ein Drama wird daraus, wenn wir die Entwicklung der Peergroup im Vergleich betrachten.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1726500)
Aber diese Debatte ist eine Scheindebatte. Wenn wir Dunkelflauten mit Atomkraftwerken abdecken wollten, bräuchten wir 10 hochmoderne Kernkraftwerke. Jedes davon könnte frühestens in 20 Jahren ans Netz gehen – Widerstand in der Bevölkerung, Genehmigungsverfahren und Bauzeit dauern so lange. Manche dieser Kraftwerke werden am Widerstand der Bevölkerung scheitern und so weiter. Kurz: Als Übergangslösung für die Energiewende stehen uns diese fiktiven Kraftwerke nicht zur Verfügung. So einfach ist das.

Da sind wir uns ja einig. Der Drops ist in Deutschland mittelfristig gelutscht. Ich würde es anders begründen, käme aber zum gleichen Ergebnis :Blumen:

Mir ging es auch explizit nicht darum, die AKWs nach D zurückzuholen. Mir ging es um die Feststellung, dass unsere Nachbarn glücklicherweise nicht diesen Fehler begangen haben.

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1726501)
Gerade bei Öl und Gas haben wir das zu 0% und keiner würde verlangen, dass D nur noch deutsches Öl verbraucht.

Vielleicht hast Du es ja überlesen. Die mögliche (aber nicht notwendige) Autarkie haben wir aufgrund der Kohle.

Klugschnacker 19.10.2023 10:41

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1726503)
wo kann man das bitte genauer nachlesen? (es interessiert mich wirklich)

m.

Ausführlich in einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung: "Die Energiewende wird nicht an Stromspeichern scheitern".

Oder per TV-Beitrag auf 3Sat: "Fehlende Stromspeicher - Floppt die Energiewende?".

Klugschnacker 19.10.2023 10:51

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1726506)
Mir ging es auch explizit nicht darum, die AKWs nach D zurückzuholen. Mir ging es um die Feststellung, dass unsere Nachbarn glücklicherweise nicht diesen Fehler begangen haben.

Ich geb’s auf. :)

Ich hatte ja erst gestern oder vorgestern hier Landkarten gepostet, aus denen klar hervorgeht, dass in Europa insgesamt die Kernkraft auf dem Rückzug ist. Es werden weit mehr Atomkraftwerke abgeschaltet als neu gebaut.

15 der 27 Mitgliedstaaten der EU betreiben derzeit keine Atomkraftwerke. In nur zwei Mitgliedstaaten sind Kernkraftwerke derzeit in Bau (Slowakei und Frankreich). Infolge der Gasknappheit durch den Ukrainekrieg haben zwei Staaten den ursprünglich beschlossenen Ausstieg verschoben, nämlich Belgien und Deutschland, wobei letzteres ja jetzt ganz raus ist.

Es ist daher eine irreführende Verallgemeinerung, wenn Du sagst, dass unsere "Nachbarn glücklicherweise nicht diesen Fehler begangen" hätten.

Siebenschwein 19.10.2023 13:12

Oh - interessant, dass das Wort "Kipppunkt" auch mal positiv interpretiert werden kann:


https://www.spiegel.de/wissenschaft/...2-9d03e8bb4c1d


Demnach hat dieser Energiesektor womöglich einen Wendepunkt erreicht, bei dem ein sich selbst verstärkender »Positiv-Kreislauf« in Gang gesetzt wurde zwischen dem Einsatz von Solartechnologie und dem Lernprozess von Unternehmen, diese günstiger zu machen. Der Weg der Solarenergie zur wichtigsten Elektrizitätsquelle ist laut der Autoren und Autorinnen vorgezeichnet, selbst wenn es keine weitere Unterstützung durch eine ehrgeizigere Klimapolitik gebe.
»Der Fortschritt der erneuerbaren Energien hat zur Folge, dass von fossilen Brennstoffen dominierte Projektionen nicht mehr realistisch sind«, sagte die an der Studie beteiligte Forscherin Femke Nijsse von der Universität Exeter einer Mitteilung der Uni zufolge. Die Überzeugung wachse, dass die drastisch gesunkenen Kosten bei den erneuerbaren Energien die Kohlenstoffreduktion in Entwicklungsländern sehr erleichtern wird, erklärte sie weiter.


Soviel zum Thema "Wir sind die Blöden, weil sonst keiner mitmacht" und

Klugschnacker 20.10.2023 10:35

Kurz notiert:
"Gedämpft wurden die Erzeugerpreise vor allem durch Energie, die im September 35,3 Prozent weniger kostete als im Vorjahresmonat. Die Preise für Strom sanken dabei um 46,2 Prozent. Leichtes Heizöl verbilligte sich um 10,9 Prozent, Kraftstoffe wie Benzin um 8,0 Prozent. Für Erdgas wurde 36,9 Prozent weniger verlangt. SPON
Und das, obwohl Deutschland seine Atomkraftwerke stillgelegt und die Stromerzeugung aus Kohle um fast ein Drittel reduziert hat. Trotzdem sanken die Strompreise um 46% im Vergleich zum Vorjahresmonat.
:Huhu:

Siebenschwein 20.10.2023 10:50

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1726611)
Kurz notiert:

...

Und das, obwohl Deutschland seine Atomkraftwerke stillgelegt und die Stromerzeugung aus Kohle um fast ein Drittel reduziert hat. Trotzdem sanken die Strompreise um 46% im Vergleich zum Vorjahresmonat.
:Huhu:

Jetzt komm hier nicht unsachlich mit Fakten! Das widerspricht der gefühlten Wahrheit und daher muss man entweder mit dem dümmsten Satz aller Zeiten: "Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe (Schenkeklklopf)" oder mit der persönlichen Credibility, weisst schon, Bro, kommen: "Also ich zahle dortunddort soundsoviel mehr, die Statistik ist also falsch" kommen.

Genussläufer 20.10.2023 10:50

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1726611)
Und das, obwohl Deutschland seine Atomkraftwerke stillgelegt und die Stromerzeugung aus Kohle um fast ein Drittel reduziert hat. Trotzdem sanken die Strompreise um 46% im Vergleich zum Vorjahresmonat.
:Huhu:

Cool! Energie ist also jetzt im Vergleich zu den anderen Ländern billiger und sicherer geworden. Sag unbedingt der Industrie bescheid. Vielleicht kommen die ja zurück oder wandern nicht ab. Das scheint aber nicht der Fall. Was machen die in Ihrer Entscheidungsfindung falsch?

Edit: Insbesondere interessant wäre hier die chemische Industrie, Pharma und Metalle- und Verarbeitung. Uns sollte klar sein, dass auf jeden Fall produziert wird. Die Frage ist dann wo. Und meine Frage geht in die Richtung warum.

TriVet 20.10.2023 11:13

Ich bin ja bekennender Plattitüden- und Sprüchefan, zu dem Gejammer über die Energiekosten fällt mir folgender Spruch ein:
"Die Klage ist des Kaufmanns Gruß!"

Und solange Big Player wie BASF oder BMW etc. reichlich Dividenden zahlen und höchstens mal eine Gewinn"warnung" (imho eh albernes und paradoxes Wort) rausgeben ist mir diebezüglich nicht schrecklich bang.

keko# 20.10.2023 11:18

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1726620)
....
Und solange Big Player wie BASF oder BMW etc. reichlich Dividenden zahlen und höchstens mal eine Gewinn"warnung" (imho eh albernes und paradoxes Wort) rausgeben ist mir diebezüglich nicht schrecklich bang.

Mal abwarten, das kann recht schnell gehen, dass sich die großen Tanker in anderen Gewässern bewegen. Damit meine ich innerhalb von 5-10 Jahren. Internationalen Untermehmen ist es egal, wo sie Gewinne erzielen. Die großen Anteilseigner sind ebenso global mobil. Nicht diese Optionen haben Hinz und Kunz, also du und ich.

Genussläufer 20.10.2023 11:22

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1726620)
Und solange Big Player wie BASF oder BMW etc. reichlich Dividenden zahlen und höchstens mal eine Gewinn"warnung" (imho eh albernes und paradoxes Wort) rausgeben ist mir diebezüglich nicht schrecklich bang.

Es geht doch nicht um die Companies. Das weisst Du selbst genau. Wo die verkaufen und wo sie produzieren, ist denen völlig wumme. Für uns als Bürger könnte es aber durchaus relvant sein, wo die Arbeitsplätze in Zukunft sein werden, wo sich die Zulieferindustrie positionieren kann und wo Körperschafts- und Gewerbesteuer fließen.

Als Aktionär ist mir das egal. Da begrüße ich die hohen Investitionen der BASF nach Asien und die Verlegung der Kapazitäten. Ich will ja auch in Zukunft einen solide Rendite einfahren :Lachen2:

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1726621)
Mal abwarten, das kann recht schnell gehen, dass sich die großen Tanker in anderen Gewässern bewegen. Damit meine ich innerhalb von 5-10 Jahren. Internationalen Untermehmen ist es egal, wo sie Gewinne erzielen. Die großen Anteilseigner sind ebenso global mobil. Nicht diese Optionen haben Hinz und Kunz, also du und ich.

Das siehst Du bereits jetzt an den Investitionsflüssen. Ich bin ja durchaus bei Trivet. Drücken wir es mal so aus. Wir sollten die Unternehmen daran messen, was sie tun und nicht daran, was sie sagen. Unglücklicherweise siehts dann noch bitterer aus. Das scheint hier allerdings keine wesentliche Komponente zu sein. Ich gebe ehrlich zu, dass Kreativität nicht meine Stärke ist. Von daher haben andere einfach ein anderes und besseres Bild von der wirtschaftlichen Zukunft Deutschlands als ich.

svenio 20.10.2023 11:32

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1726620)
Ich bin ja bekennender Plattitüden- und Sprüchefan, zu dem Gejammer über die Energiekosten fällt mir folgender Spruch ein:
"Die Klage ist des Kaufmanns Gruß!"

Und solange Big Player wie BASF oder BMW etc. reichlich Dividenden zahlen und höchstens mal eine Gewinn"warnung" (imho eh albernes und paradoxes Wort) rausgeben ist mir diebezüglich nicht schrecklich bang.


Ich arbeite in einem energieintensivem mittelständischen Unternehmen und ich kann Dir versichern, die Lage ist ernst. BASF und andere "Big Player" können die hohen Energiepreise vielleicht besser puffern aber anderen Firmen, die ausschließlich in Deutschland ansässig sind, geht es an den Kragen. Wenn kein Brückenstrompreis kommt, dann gehen die Lichter bei vielen Industrieunternehmen aus. Ich sehe diese Entwicklung aus der ersten Reihe.

Genussläufer 20.10.2023 11:38

Zitat:

Zitat von svenio (Beitrag 1726624)
Ich arbeite in einem energieintensivem mittelständischen Unternehmen und ich kann Dir versichern, die Lage ist ernst. BASF und andere "Big Player" können die hohen Energiepreise vielleicht besser puffern aber anderen Firmen, die ausschließlich in Deutschland ansässig sind, geht es an den Kragen. Wenn kein Brückenstrompreis kommt, dann gehen die Lichter bei vielen Industrieunternehmen aus. Ich sehe diese Entwicklung aus der ersten Reihe.

Und mit dieser Kenntnis sinkt die Bonität und steigt die Risikoprämie. Und die meisten Mittelständler haben in Deutschland schon immer einen ordentlichen Fremdkapitalanteil. Bedeutet höhere Inputkosten plus höhere Finanzierungskosten. Ist doch klar, dass das vielen der Arsch auf Grundeis geht.

keko# 20.10.2023 11:39

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1726622)
....

Das siehst Du bereits jetzt an den Investitionsflüssen. Ich bin ja durchaus bei Trivet. Drücken wir es mal so aus. Wir sollten die Unternehmen daran messen, was sie tun und nicht daran, was sie sagen. Unglücklicherweise siehts dann noch bitterer aus. Das scheint hier allerdings keine wesentliche Komponente zu sein. Ich gebe ehrlich zu, dass Kreativität nicht meine Stärke ist. Von daher haben andere einfach ein anderes und besseres Bild von der wirtschaftlichen Zukunft Deutschlands als ich.

Der Klimwandel und dessen Bekämpfung hat natürlich auch eine politische Komponente. Das sieht man daran, dass die Chinesen wohl bald günstige eAutos auf den deutschen Markt drücken werden. Bei Verbrennern ist Deutschland ja Weltspitze, also versucht man es anders. Auch könnte sich einiges für uns ändern, wenn Energiekosten für Unternehmen hier hoch bleiben. Auch da wird es Profiteure geben.

Mir persönlich ist es mittlerweile egal: so wie es aussieht, werde ich nächstes Jahr wohl sowieso eine längere Zeit vom Ausland aus arbeiten und meine Kinder sind mobil und mehrsprachig erzogen worden (eines meiner Kinder ist schon längere Zeit im Ausland)

Genussläufer 20.10.2023 11:47

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1726627)
Mir persönlich ist es mittlerweile egal: so wie es aussieht, werde ich nächstes Jahr wohl sowieso eine längere Zeit vom Ausland aus arbeiten und meine Kinder sind mobil und mehrsprachig erzogen worden (eines meiner Kinder ist schon längere Zeit im Ausland)

Vor 10 Jahren hätte ich das auch gesagt. Heute habe irgendwie weniger Drang nochmal anzufangen. Meine Familie hier ziemlich verwurzelt. Meine Eltern würde ich auf keinen Fall aus ihrem Ort rausbekommen. Das soziale Netzwerk würden die noch aufgeben wollen, was ich verstehe. Mein Frau verbringt ebenfalls gern Zeit mit ihrer Familie. Auch ansonsten finde ich hier vieles gut und mag auch hier leben. Wenn aber die Basis systematisch aus den Angeln gehoben wird, könnte das noch sehr ungemütlich werden. Und zwar genau wie Du m.E. richt schreibst:

Zitat:

Damit meine ich innerhalb von 5-10 Jahren.

bellamartha 22.10.2023 15:00

Klimawandel - ganz persönlich
 
Ich lese hier nur selten und punktuell mit.
Gerade eben kam ich mal wieder mit einem Phänomen in Kontakt, das mir schon lange bewusst ist und über das ich manchmal mit Mitmenschen in Konflikte gerate, wenn ich es ihnen gegenüber erwähne.
Meine These ist, dass wir uns immer so lange "korrekt" verhalten, wie es für uns bequem ist. Darüber hinaus aber eher nicht mehr. Und mit bequem meine ich nicht immer Bequemlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes. Vielleicht würde das Adjektiv "genehm" es besser treffen.
Ein Beispiel: Die Art, in der ich in den letzten Jahren meine Urlaubsreisen gestaltete, war aus Klimaschutz-Sicht nicht optimal, aber allemal besser als eine Flugreise. Ich reiste zusammen mit dem Liebsten auf einem Motorrad durch Europa. Dabei fuhren wir meist mit sehr moderater Geschwindigkeit. Bequem ist das nicht, aber es machte uns Freude. Wir haben das also nicht in erster Linie gemacht, um klimaschädliche Fliegerei zu vermeiden, sondern weil wir Bock auf diese Form des Reisens haben und es ist ein angenehmer Nebeneffekt, dass die CO2 Bilanz so besser ist als wenn wir, wie in der Vergangenheit, in die USA oder nach Indien fliegen. Noch besser war die Umweltverträglichkeit unserer Radreisen mit Markus und Annette. Auch die haben wir allerdings vor allem aus Spaß an dieser Reiseform gemacht, denn aus dem Wunsch heraus, der Umwelt nicht zu schaden.

Morgen hat meine Freundin Inga Geburtstag. Ich werde ihr die Teilnahme an einem Open Water Schwimm-Event in Österreich schenken. Ich hatte vorhin schon beschlossen, dass wir fliegen, weil Wien, wo wir wohnen werden, echt ätzend weit weg ist von hier und weil die Zugreise ewig dauert und - so dachte ich fälschlicherweise - superteuer ist.
Dann telefonierte ich mit einem Freund und wir kamen über verschiedene Themen auf dieses weltbekannte National Geographic Foto von dem afghanischen Mädchen mit den grünen Augen. Und darüber landete ich auf der National Geographic Seite und sah da einen Artikel über ein Video von einem verhungernden Eisbären. Da das Video bei mir auf der NG Seite nicht läuft, stelle ich hier einen Youtube Link zu dem Video rein.

Ich schaute mir das Video an und musste weinen, so schlimm ist es. Und dann dachte ich: Wie krank ist das, bitte, dass ich jetzt flenne, weil der arme Eisbär verhungert, weil seine Umwelt eisfrei ist und er keine Robben jagen kann und eine halbe Stunde zuvor hätte ich beinahe einen Flug nach Wien gebucht, weil es vermeintlich bequemer und schneller ist als mit dem Zug zu reisen?!?
Ich habe mir also die Möglichkeiten mit dem Zug angeschaut. Einen Nachtzug gibt es von Essen aus nicht. Dafür müssten wir erst nach Köln reisen. Was ja auch nicht soo weit ist. Vielleicht machen wir das. Allerdings ist die bequeme Nachtzugreise ziemlich teuer, vor allem, wenn man es richtig bequem haben will mit einem Bett.
Alternativ können wir einen durchgehenden Zug von Essen nach Wien nehmen, der 9.45 h braucht. Und erstaunlicherweise ist das deutlich günstiger als ein Flug und dann ist das City-Ticket schon mit drin.
Und wenn man mal richtig rechnet, braucht man mit dem Flugzeug ja auch nicht nur 1,5 Stunden, welches die Flugzeit ist, sondern dazu noch ca. je eine Stunde Fahrt zu den Flughäfen, bzw. in die Stadt, plus 2 h eher am Flughafen sein und schon ist man 5,5 h unterwegs.

Ich werde also eine Zugreise buchen.

Kennt ihr so was auch von euch?

VG
J.

Bleierpel 22.10.2023 17:40

Kenne ich genau so ;-)

Schwarzfahrer 22.10.2023 20:53

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 1726829)
... sah da einen Artikel über ein Video von einem verhungernden Eisbären. Da das Video bei mir auf der NG Seite nicht läuft, stelle ich hier einen Youtube Link zu dem Video rein.

Ich schaute mir das Video an und musste weinen, so schlimm ist es.
...
Kennt ihr so was auch von euch?

VG
J.

Ich empfehle, bevor Du Dich von einem manipulativen Propaganda-Video beeinflussen läßt, etwas genauer darüber zu lesen. Auf Deutsch findet sich wenig (zumindest findet google keine differenzierten Artikel dazu, obwohl ich sie schon früher gelesen habe) aber ich empfehle folgende Seiten:

Evtl. etwas polemische Gegenposition
Eine differenzierte Betrachtung, lang, aber lesenswert
Gute Argumente, die armen Eisbären nicht für Klima-Propaganda zu mißbrauchen

Das heißt nicht, daß ich Deine Entscheidung bzgl. der Reise für falsch halte - aber es sollte rationalere Gründe dafür geben, als das Video, das möglicherweise einfach einen altersschwachen Eisbären zeigt, der nun mal kollabiert, wenn er zu schwach zum Jagen ist (dürfte die häufigste Todesart von Eisbären mangels echten Freßfeinden sein).

holti72 22.10.2023 21:12

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1726868)
Ich empfehle, bevor Du Dich von einem manipulativen Propaganda-Video beeinflussen läßt, etwas genauer darüber zu lesen. Auf Deutsch findet sich wenig (zumindest findet google keine differenzierten Artikel dazu, obwohl ich sie schon früher gelesen habe) aber ich empfehle folgende Seiten:

Evtl. etwas polemische Gegenposition
Eine differenzierte Betrachtung, lang, aber lesenswert
Gute Argumente, die armen Eisbären nicht für Klima-Propaganda zu mißbrauchen

Das heißt nicht, daß ich Deine Entscheidung bzgl. der Reise für falsch halte - aber es sollte rationalere Gründe dafür geben, als das Video, das möglicherweise einfach einen altersschwachen Eisbären zeigt, der nun mal kollabiert, wenn er zu schwach zum Jagen ist (dürfte die häufigste Todesart von Eisbären mangels echten Freßfeinden sein).

Zeigt nur das Du gar nichts raffst. Es geht doch darum sein eigenes Handeln mal zu reflektieren. Der Anlass dazu ist doch völlig zweitrangig.

Klugschnacker 22.10.2023 21:52

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1726868)
Das heißt nicht, daß ich Deine Entscheidung bzgl. der Reise für falsch halte - aber es sollte rationalere Gründe dafür geben, als das Video, das möglicherweise einfach einen altersschwachen Eisbären zeigt, der nun mal kollabiert, wenn er zu schwach zum Jagen ist (dürfte die häufigste Todesart von Eisbären mangels echten Freßfeinden sein).

Heißt auf deutsch: Dir ist nicht bekannt, woran der Eisbär leidet. Und die Autoren der Kommentare, die Du verlinkst, wissen es ebenfalls nicht. Warum gibst Du dann Tipps, wie man das Video auffassen sollte?
:Gruebeln:

Schwarzfahrer 23.10.2023 09:00

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1726872)
Heißt auf deutsch: Dir ist nicht bekannt, woran der Eisbär leidet. Und die Autoren der Kommentare, die Du verlinkst, wissen es ebenfalls nicht. Warum gibst Du dann Tipps, wie man das Video auffassen sollte?
:Gruebeln:

Bei dem Video weiß nicht mal der, der es gedreht hat, woran der Bär leidet. Das Framing bzgl. Klimawandel ist daher höchst manipulativ, da es nciht um Fakten, sondern Emotionen geht. Ich bin der Ansicht, daß man jede ähnliche Darstellung kritisch überprüfen sollte, und sich nicht emotional manipulieren lassen sollte. Ich sage nicht, wie es genau aufzufassen ist, sondern empfehle dazu Hintegrundlektüre zum selber Informieren und Nachdenken.


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