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ThomasG 17.06.2017 06:25

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1310193)
Sowas bekomme ich auch regelmäßig gesagt. Für Normalos ist eine Langdistanz schon unvorstellbar. Die eigenen Grenzen zu verschieben ist ein Ansporn für mein Training. Genau um das Überschreiten von Grenzen geht's mir dabei. Sachen zu vollbringen die andere für unmöglich oder zumindest total verrückt halten.

RAAM ist natürlich schon sehr extrem. Gesund ist das wohl nicht, reich macht es auch nicht. Ich finde es dennoch faszinierend und kann verstehen was die Starter antreibt!

Ich bin ja zugegebenermaßen auch ein ziemlich durchgeknalltes Kerlchen ;-) und mein Lebensstil ist sicher nicht nur in den Augen mancher ziemlich verrückt und gesund jetzt auch nicht unbedingt ;-), also verstehe ich Dich natürlich auf gewisse Art und Weise durchaus.
Die fahren da in Amerika nachts durch einsame Gegenden und zum Teil auf Highways.
Bei uns ist es ja schon recht gefährlich auf den Straßen, ich möchte nicht unbedingt erfahren wie das auf solchen Straßen dort dann ist so mitten in der Nacht nach was weiß ich wie vielen Stunden oder Tagen Radfahren mit nur sehr wenig Ruhe- oder Schlafzeiten.

In letzter Zeit hatte ich nachmittags öfter wieder damit zu kämpfen, dass mir die Augen beim Sitzen nicht zufallen.
Mein Körper fährt da wohl nach dem morgentlichen Training und dem Mittagessen dermaßen herunter, dass das in Phasen mit sehr viel Training irgendwann kommt.
Das ist alles andere als angenehm.
Zum Glück sind bald Sommerferien da gebe ich dann fünf Wochen keine Nachhilfe.
Manchmal war es bei mir schon so, dass ich beim Radtraining mein Körper alles so stark heruntergefahren hat, dass ich angefangen habe zu gähnen.
Anzeichen oder Vorboten von Sekundenschlaf im engeren Sinne hatte ich dabei zum Glück noch nicht und das möchte ich auch nicht erleben.
So weit weg dürfte es dann aber davon nicht weg gewesen sein.
Mir hilft dann, wenn ich mit so ziemlich allem, was ich noch habe versuche kurze "Sprints" einzulegen.
Wenn ich da ein paar davon gemacht habe verschwindet das blöde Gefühl dann in der Regel.
Manchmal kann ich fast die Uhr danach stellen.
Öfter begann es nach so 100 oder 110 km.
Die Nachtruhe ist in solchen Phasen "natürlich" dann auch ziemlich gestört.
Das verschwindet selbst bei Trainingsreduktion erst allmählich.

Vor vielelicht 20 oder 25 Jahren oder so gab es im Triathlonmagazin einen Bericht von einem Triathlon über die doppelte Ironmandistanz (es gibt noch ganz andere Sachen, aber damals war es noch relativ besonders).
Ein Österrreicher stand ein bisschen im Mittelpunkt.
Irgendwann brach er laut eigener Aussage auf der Strecke (beim Laufen) zusammen und meinte nur noch schnell sie mögen jetzt eine Auszeit (bestimmte Auszeiten waren da glaube ich vorgeschrieben) für ihn beginnen lassen.
Auf dem Boden hat er dann gegegessen und getrunken.
Nach dem Wettkampf ging er ebenfalls laut eigener Aussage erst mal für eine Weile "in`s Spital".
Er meinte, sein Körper wäre in einem vergleichbaren Zustand gewesen wie nach einem Herzinfarkt.
Das Blut wäre stark von untergegangenen Muskelzellen verunreinigt gewesen ...
Gut, dass ich nicht so genau weiß, was da manchmal in meinem Blut so durch die Gegend schwimmt ;-).

Das habe ich jetzt alles recht locker und mit "Eigenironie" geschrieben:
Wenn was wirklich ernsthaftes passiert, ist es aber schlagartig Schluß mit "lustig".
Wie oft da beim RAAM oder ähnlichen Rennen schon drastisches passiert ist, kann ich nicht sagen.
Hoffentlich nicht so oft.

Necon 17.06.2017 14:42

Also hier spielen die Betreuer wohl eine riesen Rolle und die Regeln der a RAAM.
Nachts ist der Abstand zwischen Betreuer Wagen und Fahrer vorgeschrieben und der Fahrer darf den Lichtkegel der Scheinwerfer nicht verlassen.
Bei Strasser arbeitet das Team noch dazu mit Musik und verschieden farbigen Licht damit er leichter wach bleiben kann.
Außerdem hat er 24/7 einen Arzt in seinem Team der ihn untersucht.

Strasser hat in seinen Vorträgen von einem 24h EKG erzählt, dass er für die Uni gefahren ist. Bei dem EKG und auch beim RAAM beginnt er nicht warm vermuten könnte mit niedrigen Regenerationpuls oder unterem GA1 sondern fährt schon richtig los. Natürlich auch kein WSA Puls aber halt deutlich Höhe als man erwarten würde.
Den Puls hält er dann über Stunden und nach 24h beginnt und etwas interessantes, der Körper senkt bei gleichbleibender Leistung den Puls und plötzlich fährt statt mit 145 mit 115 Puls durch die Gegend (beim Puls sind das nur Hausnummern). Ich weiß nicht welche Anpassungen da alle im Körper ablaufen, auf jedenfall passiert das.

aurinko 17.06.2017 21:09

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1310192)
Während Straps vorne davon zieht und inzwischen gute 180 Meilen Vorsprung hat, habe ich gerade gelesen, dass Gulewizc leider aufgeben musste und damit auch seine RAAM Geschichte beendet und nicht mehr antreten wird

Nunja, das hat er schon mal gesagt. Kann mir vorstellen, dass er vielleicht 1-2 Jahre Pause macht, aber dann doch noch mal startet.

ThomasG 17.06.2017 21:20

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1310221)
Strasser hat in seinen Vorträgen von einem 24h EKG erzählt, dass er für die Uni gefahren ist. Bei dem EKG und auch beim RAAM beginnt er nicht warm vermuten könnte mit niedrigen Regenerationpuls oder unterem GA1 sondern fährt schon richtig los. Natürlich auch kein WSA Puls aber halt deutlich Höhe als man erwarten würde.
Den Puls hält er dann über Stunden und nach 24h beginnt und etwas interessantes, der Körper senkt bei gleichbleibender Leistung den Puls und plötzlich fährt statt mit 145 mit 115 Puls durch die Gegend (beim Puls sind das nur Hausnummern). Ich weiß nicht welche Anpassungen da alle im Körper ablaufen, auf jedenfall passiert das.

Sicher?
Ganz bestimmt fährt er später deutlich langsamer als in den ersten 24 Stunden bzw. seine Tretleistung sinkt recht stark ab.
Ich habe schon Phasen erlebt, da war ich nicht fähig den Puls in der Ebene auf dem Rad über 110 zu treiben und ich denke nicht, dass ich prinzipiell ein extremer Niedrigpulser bin.
Es ist eine Schutzreaktion vom Körper.
Der motorische Antrieb wird einfach sehr stark heruntergefahren.

Necon 18.06.2017 00:43

Natürlich hält er die Leistung nicht die ganzen 8 Tage durch und sie sinkt stätig, fällt aber nicht so sprunghaft ab wie sein Puls nach 24h

ThomasG 18.06.2017 02:55

Wenn ich mal so richtig Lust dazu habe, versuche ich vielleicht mal herauszubekommen wie die Tretleistung im Laufe eines so langes Renne sich bei einem Spitzenfahrer entwickelt.
Bei einem wirklich optimierten Rennen dieser Art glaube ich echt, würde es auf eine sehr gleichmäßigen Verlauf herauslaufen ohne großen Knick nach einer ersten relativ hochintensiven Anfangszeit.

In einem anderen Forum lernte ich einen Ultraläufer kennen.
Jemand, der ihn vermutlich viel besser kannte, nannte ihn ein Metronom.
Dieser Läufer war der Ansicht, dass ein gleichmäßiges Tempo selbst bei einem sehr, sehr langen Rennen (in der Ebene und ohne nennenswerte Windeinflüsse u.ä.) die besten Resultate bringt.
Er hat es an sich selbst eindrucksvoll immer wieder sozusagen getestet.

Es gibt schon krasse Menschen.
Yiannnis Kouros gewann zahlreiche sehr, sehr lange Rennen.
Bei einem Lauf über 1000-Meilen auf einer Runde über eine Meile soll er am Ende drei Kilo schwerer gewesen sein als zu Anfang.
Kouros konnte beim Laufen außergewöhnlich viel Energie und Flüssigkeit aufnehmen.
Einige dachten schon das wäre sein großes Geheimnis und taten es ihm gleich bzw. versuchten es zumindest, nachdem Betreuer bei vorangegangen Rennen genau protokolliert hatten, was Kouros wann und wie so alles zu sich nahm.
Sie hatten dann trotzdem keine Chance.
Faszinierend alles ...

Gute Nacht!

deirflu 18.06.2017 08:42

Auf der Homepage von Power2Max findet man zu fast jeden Rennen von Straps eine Analyse:

https://www.power2max.de/europe/the-...durch-amerika/

ThomasG 18.06.2017 17:24

Zitat:

Zitat von deirflu (Beitrag 1310287)
Auf der Homepage von Power2Max findet man zu fast jeden Rennen von Straps eine Analyse:

https://www.power2max.de/europe/the-...durch-amerika/

Danke :-)!
Sehr interessant!
Bei einer maximalen Stundenleistung von 370 W erbrachte er ca. 174 Watt (rund 47 %) durchschnittlich beim RAAM während der Belastaungsphasen.
Klingt für mich jetzt erst einmal verhältnismäßig wenig auf der einen Seite.
Auf der anderen Seite brachte er das rund 179 Stunden lang und ruhte sich lediglich 10 Stunden und 40 Minuten aus während der insgesamt 190 Stunden Gesamtzeit.
Krass - 1,5 Stunden pro Tag an Erholungszeiten.
Mit so wenig Auszeiten klar zu kommen dürfte einen bedeutenden Anteil haben am Vorbereitungstraining.
Ich finde es irgendwie nicht so toll, dass bei solchen Rennen eigentlich nur recht wenige Leute echte Chancen haben ganz vorne zu landen.
Da braucht man einfach ein großes, erstklassiges Team und super Material und finanziell muss man wohl auch zumindest so abgesichert sein, dass man es sich erlauben kann monatelang das Training in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen.
Einheitliches für recht viele, erschwingliches Material und eine vorgeschriebene Teamgröße, die für viele machbar sind, fände ich besser.
Naja, aber es ist halt auch eine kommerzielle Angelegenheit.


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