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Pate1410 07.05.2015 14:27

Zitat:

Zitat von lyra82 (Beitrag 1130388)
Was der Pate hier beschreibt ist von der Definition her kein Übertraining.

Das sehe ich anders. Es gibt eine Studie vom Leiter der Sportklinik in Basel, Dr.med.Matteo Rossetto. Hier wird das Übertraining ganz klar in Zusammenhang mit allen anderen Belastungen gesehen.


Zitat:

Neben Trainingsintensität und Trainingsumfang, die meist gesteigert sind, spielen auch verschiedene die Belastbar- keit vermindernde Stressfaktoren berufli- cher oder privater Natur eine grosse Rolle. Dazu gehören Belastung am Arbeitsplatz, Termindruck, Beziehungskonflikte, Verlu- sterlebnisse usw.. Vereinfacht liegt immer ein Missverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit bzw. zwischen Training und Regeneration vor. Dauert dieses Mis- sverhältnis über längere Zeit an, kommt es zu Störungen auf verschiedenen Ebenen der psychischen und physischen Lei- stungsfähigkeit, die letztlich zum Vollbild des Übertrainingssyndroms führen.

Ich denke das ist durchaus auch der korrekte Ansatz, denn letzten Endes zählt, was unterm Strich bei raus kommt.

Die Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin hat in einem Beitrag ähnlich zusammengefasst, dass eben auch alles außerhalb des Sports mit für diesen Überlastungszustand verantwortlich sein kann:

Zitat:

Das Übertrainingssyndrom (ÜTS; engl. ”overtraining syndrome”, ”sta- leness”) ist charakterisiert durch einen Abfall der sportartspezifischen Leistungsfähigkeit trotz weitergeführtem oder sogar intensiviertem Trai- ning mit teilweise ausgeprägten Befindlichkeitsstörungen, der auch nach einer verlängerten Regenerationsphase von (willkürlich festgeleg- ten) 2 bis 3 Wochen noch nachweisbar ist. Bei einer kürzeren Dauer spricht man eher von einem Überlastungszustand (engl. ”overreach- ing”). "Übertraining" bezeichnet eigentlich nur den überlastenden Trai- ningsprozess per se. Andere organisch krankhafte Ursachen müssen ausgeschlossen werden, beispielsweise Infekte (Mononukleose oder an- dere virale Entzündungen, Zahnwurzelherd usw.), eventuell sogar mit kardialer Beteiligung im Sinne einer Myokarditis, eine Eisenmangel- anämie oder endokrinologische Störungen (Schilddrüsen- oder Neben- nierenfehlfunktion).
Klassischerweise wird zwischen einer sympathikotonen ("basedo- woiden") und einer parasympathikotonen ("addisonoiden") Form des ÜTS unterschieden (2). Während erstere mit ausgeprägteren vegetativen Symptomen wie erhöhte Herzfrequenz, Schlafstörungen, emotionale In- stabilität und organbezogene Beschwerden einhergeht, weist letzere ei- ne verstärkte phlegmatische bis depressive Komponente auf und ist we- gen ihrer Symptomarmut schwerer zu erkennen. Oftmals liegt allerdings ein Mischtyp bzw. ein Übergang zwischen der eher frühen sympathiko- tonen und der chronischen parasympathikotonen Form vor. Allen gemeinsam ist aber immer ein primär unerklärlicher Leistungsabfall mit schnellerer Ermüdbarkeit und verzögerter Regeneration im Training (3).

Häufigste Ursache für einen Überlastungszustand sind über einen län- geren Zeitraum wiederholt absolvierte hohe Trainingsintensitäten, ins- besondere im anaerob-laktaziden oder hochintensiven Ausdauerbe-
reich, hohe, innerhalb kurzer Zeit angestiegene Trainingsumfänge oder zu häufige Wettkämpfe.
Nicht selten liegt auch eine zu hohe Intensität (evtl. auch Dauer) des zwischen den einzelnen Belastungsreizen liegen- den regenerativ geplanten Trainings vor: Ständige monotone Belastun- gen sind problematischer als hohe Reizspitzen mit jeweils konsequenter Erholung.
Häufig sind zusätzliche, bei der Trainings- und Wettkampfplanung unberücksichtigte, Stressfaktoren von wesentlicher Bedeutung. Hierzu gehören Prüfungssituationen, Beziehungsprobleme, ständige Engpässe im täglichen Zeitmanagement, zu schnelle Wiederaufnahme des ge- wohnten Trainings nach Infekten, ungenügende Regeneration in der Wo- che nach Trainingslagern mit hohen Belastungsumfängen, einseitige Ernährung mit ungenügender Nährstoffdichte oder eine unzureichende Höhenadaptation (oftmals zu intensives Training in der ersten Woche).
Die Angaben zur Häufigkeit des Auftretens eines ÜTS sind sehr un- terschiedlich. Inzidenzen von jährlich über 10 % der Sportler erscheinen jedoch nicht realistisch.
Auch in der Therapie herrscht Einigkeit (es sei denn man liest Berichte von Nahrungsergänzugsmittelherstellern)

Zitat:

Die einzig wirksame Therapie ist die Ausschaltung der Ur- sachen oder eine starke Reduktion aller an der Ursache beteiligten Prozesse.

emka 07.05.2015 15:53

Du sagst selber: wichtig ist, was unter dem Strich dabei rauskommt.

Alles in allem ist es zu viel, also muss etwas reduziert werden. Wo man reduziert, hängt von jedem einzelnen ab. Bei mir hat Familie Priorität, dann kommt der Job. Job wird nur reduziert, wenn es familiär sein muss, aber nicht für (mehr) Sport.

Triathlon mit Wettkämpfen ist zwar nett, aber wenn's nicht geht, dann geht's halt nicht. Wenn mich trainieren 'müssen' unter Druck setzt, wird es halt reduziert. Das beduetet ja nicht, dass ich nichts mache. Dann trainiere ich eben nur nach Lust und Laune. Ich muss zugeben, dass es nicht reicht, um mit einem guten Gefühl zu Wettkämfen fahren zu können, daher lasse ich es (zumindest in diesem Jahr) sein.

Ob das ganze nun Überlastung, Übertraining oder sonstwie heißt, ist mir dabei ziemlich egal. Wichtig ist, dass ich mich wieder wohlfühle. :)

Pate1410 07.05.2015 16:11

Zitat:

Zitat von emka (Beitrag 1130424)
Du sagst selber: wichtig ist, was unter dem Strich dabei rauskommt.

Alles in allem ist es zu viel, also muss etwas reduziert werden. Wo man reduziert, hängt von jedem einzelnen ab. Bei mir hat Familie Priorität, dann kommt der Job. Job wird nur reduziert, wenn es familiär sein muss, aber nicht für (mehr) Sport.

Triathlon mit Wettkämpfen ist zwar nett, aber wenn's nicht geht, dann geht's halt nicht. Wenn mich trainieren 'müssen' unter Druck setzt, wird es halt reduziert. Das beduetet ja nicht, dass ich nichts mache. Dann trainiere ich eben nur nach Lust und Laune. Ich muss zugeben, dass es nicht reicht, um mit einem guten Gefühl zu Wettkämfen fahren zu können, daher lasse ich es (zumindest in diesem Jahr) sein.

Ob das ganze nun Überlastung, Übertraining oder sonstwie heißt, ist mir dabei ziemlich egal. Wichtig ist, dass ich mich wieder wohlfühle. :)


Und da bist Du, so glaube ich, vielen einen Schritt voraus. Ich denke es gibt sehr viele ambitionierte Freizeitsportler, die sich ganz ordentlich unter Druck setzen um den sportlichen Idolen nachzueifern und die Folgen erst viel zu spät realisieren.

poldi 08.05.2015 07:37

Guter Zeitpunkt für dieses Thema. :) Danke dafür Her Pate

Zuallererst: Anhand des Griffs auf verschiedene Studien und deren Zitation zeigt sich wie komplex und vielschichtig das THEMA (welches eigentlich) ist. ;)

Seit dem ich selbst als Coach arbeite bemerke ich wie wichtig die Steuerung von AthletInnen ist; interessanterweise muß ich viel öfters bremsen als anstacheln.

Besonders Menschen die nicht seit früherster Jugend Leistungssport (zw. 5 und 10 Einheiten die Woche) gemacht haben besitzen oft nicht das Gefühl, wann es zu viel ist (von einem sportphysiologischen und sportpädagogischen Wissen ganz abgesehen).

So basale Dinge wie Hausverstand werden oft durch extrinsische Reiz- und Leistungsüberflutung abgeschaltet.

ps
Einen speziellen Dank an NBer der mpMn viele Informationen eines Praktikers in das Forum einfließen läßt. :Blumen:

weimea 08.05.2015 09:32

Inzwischen mache ich mich auch nicht mehr nass, wenn Termine oder Familie ein Training nicht mehr zulassen. Diese "Ruhetage" tun mir als arbeitender Familienvater Bj 65 ganz gut...:Cheese:

Leistungstechnisch kann man dann natürlich nix mehr einreißen, aber damit kann ich leben. Für einen knappen 11 Std IM bzw. eine MD um 5 Std. reichts aber noch

la_gune 08.05.2015 10:04

Zitat:

Die einzig wirksame Therapie ist die Ausschaltung der Ur- sachen oder eine starke Reduktion aller an der Ursache beteiligten Prozesse.
Bin mal gespannt, was meine Familie sagt, wenn ich sie als Ursache für die Überlastung "Ausschalte" bzw. den "Prozess" des Familienlebens mit Nachwuchs stark reduziere... :Lachanfall:

Pate1410 08.05.2015 10:40

Zitat:

Zitat von la_gune (Beitrag 1130516)
den "Prozess" des Familienlebens mit Nachwuchs stark reduziere... :Lachanfall:

Da kann man ja medizinisch eingreifen, ohne den Spaß an der Sache zu verlieren... Aber das gerne in einem anderen Thema..:Lachen2:

Grundsätzlich finde auch ich es unglaublich schwer, aktuell die Balance zwischen "high Level aber geht noch" und "Achtung ist langfristig echt viel zu viel" zu finden. Ich bin genau einer dieser, die eben nicht seit den Kindheitstagen im Leistungssport unterwegs sind.

Ich finde gerade auch die Verantwortung, die sich Trainer mit der Erstellung von Plänen für mehrere Athleten an die Beine binden, sehr sehr hoch. Folgen aus falschem Zuhören, weil es die Zeit bei Preisen für 50€ pro Monat für einen "individuellen" Trainingsplan einfach nicht zulassen sich eben genau auf den Athleten einzustellen, können sehr weitreichend sein.

Ganz ganz heißes Thema, das ich auch vor kurzem einmal mit meinem Coach durchgegangen bin.

keko 08.05.2015 10:42

Zitat:

Zitat von emka (Beitrag 1130424)
Alles in allem ist es zu viel, also muss etwas reduziert werden. Wo man reduziert, hängt von jedem einzelnen ab. Bei mir hat Familie Priorität, dann kommt der Job. Job wird nur reduziert, wenn es familiär sein muss, aber nicht für (mehr) Sport.

Manchmal kommt der Druck ja von aussen und man kann nicht so einfach reduzieren. Zumindest nicht sofort. Zudem gibt es viele Zeitgenossen, die das Reduzieren und Loslassen nicht gelernt haben. Sport wird auch sehr schnell zum zusätzlichen Stressfaktor, besonders wenn er wettkampfmässig betrieben wird und dieser Stress ist nicht immer positiv, was man besonders vor und nach Wettkampftagen beobachten kann.


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