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Alteisen 10.05.2017 14:55

Diese Geschichte bei den Beachvolleyballerinnen hat mich ja spontan an die DTU Posse erinnert.
Genügend Weltcup-Punkte für die Teilnahme am Turnier vorhanden, aber man wird nicht vom Verband nominiert.... weil er sich was anderes vorstellt.

http://www.n-tv.de/sport/Verband-spe...e19831616.html

Hafu 10.05.2017 15:30

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1303498)
mit den vorbedingungen (zahn OP) ist die leistung heute wirklich als sehr gut zu bewerten und man sollte ihm eine startmöglichkeit einräumen. wenn man sich die beiden testrennen anschaut, waren nur 2 eliteathleten und 1 junior schneller. damit hat er sich eine nominierung verdient.

Schwetz steht nicht auf der Startliste für Yokohama und für Chengdu war es wegen der gescheiterten einstweiligen Verfügung ohnehin zu spät.

Dazu kommt, dass so ein Test ja entsprechend vorbereitet werden muss und den Trainingsprozess zumindest für bald anstehende Wettkämpfe nachhaltig stört, wenn man nicht so gut ist, dass man die Norm im Vorbeigehen erfüllt (was in D bei keinem Athleten der Fall ist).

Durch die beiden verpassten Rennen sinkt Max Schwetz wegen fehlender Punkte in der ITU-Rangliste immer mehr ab und dürfte voraussichtlich auch für das übernächste WTS-Rennen kein automatisches Startrecht mehr haben, da es ja für das Erfüllen der DTU-Norm keine Weltranglistenpunkte gibt und die benötigt man ja zusätzlich für internationale Starts.

Kurzer85 10.05.2017 15:36

Hallo,

ist aber nicht eh das Schriftstück welches Maximilian nicht unterzeichnen möchte das Züglein an der Waage?
Solang er das nicht unterzeichnet wird er doch eh nicht nominiert, egal wie gut er ist und welche Normen er erfüllt.
Oder habe ich das was missverstanden?

Gruß,
Kurzer

Hafu 10.05.2017 15:45

Zitat:

Zitat von Alteisen (Beitrag 1304140)
Diese Geschichte bei den Beachvolleyballerinnen hat mich ja spontan an die DTU Posse erinnert.
Genügend Weltcup-Punkte für die Teilnahme am Turnier vorhanden, aber man wird nicht vom Verband nominiert.... weil er sich was anderes vorstellt.

http://www.n-tv.de/sport/Verband-spe...e19831616.html

Kernstreitpunkt ist die Weigerung des Beachvolleyballer nicht am vom Verband vorgesehenen Leistungsstützpunkt in Hamburg zu trainieren... da gibt es in der Tat frappierende Parallelen zur DTU, die auch das im modernen Triathlon eher anachronistische nationale, gegenüber ausländischen und selbst Nicht-Kaderathleten abgeschotteten Bundesstützpunktsystem favorisiert.

Die weltbesten Triathleten trainieren allerdings längst in internationalen Trainingsgruppen wie z.b. der Fillol-Trainingsgruppe, der Gruppe um Paulo Sousa, bei den Woolongong Wizards etc.

Franco13 10.05.2017 15:56

Zitat:

Zitat von Alteisen (Beitrag 1304140)
Diese Geschichte bei den Beachvolleyballerinnen hat mich ja spontan an die DTU Posse erinnert.
Genügend Weltcup-Punkte für die Teilnahme am Turnier vorhanden, aber man wird nicht vom Verband nominiert.... weil er sich was anderes vorstellt.

http://www.n-tv.de/sport/Verband-spe...e19831616.html

Immerhin liest es sich so, als ob der Platz an ein anderes deutsches Team geht, d.h. man musste hier eine Auswahl treffen. Da könnte man evtl. verstehen warum die 'vorbildlichen' Teams bevorzugt werden.

noam 10.05.2017 16:04

Vor allem kann man nicht hingehen und es von allen verlangen dort zu leben und zu trainieren, wenn man bei einem Team eine Ausnahme duldet. Gut so ne goldene Olympiamedallie ist ein verdammt gutes Argument dafür, dass das derzeitige System nicht so schlecht sein kann, aber dann sollte man dies auch anderen zugestehen, wenn sie sich selber ein entsprechend professionelles Umfeld schaffen können. Hier den Sportlern von Funktionärsseite vorzuwerfen, zu bequem zu sein ist schlicht respektlos und unerhört.



Und da wundern sich die Funktionäre, warum es in Deutschland immer weniger Menschen gibt, die sich dem Hochleistungssport (abseits der Mainstreamsportarten) verschreiben.

NBer 10.05.2017 16:55

Zitat:

Zitat von Kurzer85 (Beitrag 1304151)
Hallo,

ist aber nicht eh das Schriftstück welches Maximilian nicht unterzeichnen möchte das Züglein an der Waage?
Solang er das nicht unterzeichnet wird er doch eh nicht nominiert, egal wie gut er ist und welche Normen er erfüllt.
Oder habe ich das was missverstanden?

Gruß,
Kurzer

das wir in der tat der nächste streitpunkt. HAFU macht es nur an der weltcupliste fest, aber es gehören noch einige andere punkte dazu, die aus meiner sicht viel wichtiger sind. dazu gehört die nominierung durch die DTU aufgrund eines aktuellen leistungsnachweises und die unterzeichnete athletenvereinbarung. wer auf der grundlage dieser beiden sachen von der DTU für einen weltcup vorgeschlagen wird, wird aus meiner sicht dann dort auch hinfahren. völlig unabhängig von weltranglistenpunkten und -platzierungen. dieses standing hat die DTU in der ITU.
hat maximilian schon mal geäußert welche punkte der athletenvereinbarung er im gegensatz zu den anderen athleten nicht unterschreiben mag? bzw welche ihn dort stören? das natürlich zb jeder auf seinen wettkampfanzügen so viele persönliche sponsoren stehen haben möchte wie möglich ist verständlich. ebenso ist verständlich, dass die dtu ihren eigenen sponsoren dort eine gewisse exklusivität anbieten möchte. man stelle sich die fußballnationalmannschaft vor mit einem zugeklebten trikot, wo das adidas zeichen nicht mehr richtig zu sehen ist. oder im zweifesfall jemand daneben ein nike zeichen möchte......

captainbeefheart 10.05.2017 17:25

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1304172)
... man stelle sich die fußballnationalmannschaft vor mit einem zugeklebten trikot, wo das adidas zeichen nicht mehr richtig zu sehen ist. oder im zweifesfall jemand daneben ein nike zeichen möchte......

Nun ja so ganz weit weg davon ist die Realität in der Fußballnationalmannschaft und den Top-Clubs nicht: Es ist noch nicht so lange her, da MUSSTEN alle auch die Schuhe des Ausrüsterpartners tragen. Das ist jetzt nach meinem Wissensstand so geregelt, dass die individuellen Schuhe getragen werden dürfen. Vorher war das so pervertiert, dass zwar die individuellen Schuhe getragen wurden, aber mit viel Farbe zum Ausrüstungspartner umlackiert wurden :-)

Ganz passt das Beispiel dann aber auch wieder nicht. Von Football Leaks ist bekannt, dass Adidas 1Mrd. für Real Madrid geboten hat ... Summen von denen der Triathlon weit weg ist.

Soweit ich weiß dürfen 8 Partner auf den Trisuit, EINER davon individuell, ich denke da stimmt das Verhältnis Verband 7 zu Athlet 1 nicht ganz.

Was sonst in der Athletenvereinbarung steht, weiß ich nicht, kann jemand aufklären? Ggf.gibt es tatsächlich ein paar problematische Passagen.

Hafu 26.05.2017 18:52

Max Schwetz hat ja vor zwei Wochen in einem Nachtest die Weltcupnorm gepackt, wie auch hier im Thread schon thematisiert wurde.
Damit ist er einer von nur drei Männern in Deutschland, der die von der DTU ausgelobten Qualizeiten nachgewiesen hat und es wäre eigentlich zu erwarten, dass der Verband sich über diese ohnehin für eine Triathlonnation wie Deutschland sehr wenigen Leistungsträger freut und diese versucht zu fördern.

Stattdessen lese ich gestern, dass Schwetz nicht mehr in der Trainingsgruppe in Saarbrücken mittrainieren darf und wunder mich.

Schon klar, dass man sich mit einer Klage gegen einen Sportverband nicht nur Freunde unter den entsprechenden Funktionären schafft, aber da ein Sportverband mit Monopol ja keine Firma und die darin organisierten Sportler nicht die Angestellten sind, sondern der der wahre Grund, wofür ein Sportverband da ist, hätte ich mir da einen souveräneren Umgang seitens der DTU mit Schwetz gewünscht.

Klugschnacker 26.05.2017 19:31

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1306575)
Stattdessen lese ich gestern, dass Schwetz nicht mehr in der Trainingsgruppe in Saarbrücken mittrainieren darf und wunder mich.

Schon klar, dass man sich mit einer Klage gegen einen Sportverband nicht nur Freunde unter den entsprechenden Funktionären schafft,...

Ist die Begründung für den Ausschluss nicht ungefähr so, dass die Athleten, welche weiterhin mit ihren bisherigen Trainern zusammenarbeiten, statt ausschließlich mit den Trainern der Stützpunkte, dort ausgeschlossen werden?

Alteisen 27.05.2017 09:30

Die DTU Führung wird zunehmend unerträglich. Wie kann diese abgesetzt werden?

BunterHund 27.05.2017 09:56

Hätte, hätte, Fahrradkette?
 
Was herausgekommen wäre, wenn Maximilian Schwetz zusammen mit Lasse Lührs und Justus Nieschlag in Yokohama gestartet wäre, werden wir ja nie in Erfahrung bringen können...
Zumindest wären die Chancen für die DTU deutlich höher gewesen, nicht zuletzt auch durch die besseren Möglichkeiten, im Teamwork mindestens einen Athleten weiter nach vorne zu bringen.
Stattdessen setzt man alle Energie in eine allgemeine Abwehrhaltung gegenüber einem unbequemen, aber gut argumentierenden Profitriathleten.
Wenn es nicht so traurig wäre, dann spiegelt die mangelnde technische Unterstützung der Profis in Yokohama (fehlende Ersatzlaufräder in dem Wheelstop) bei gleichzeitig hohem personellem Einsatz des Begleitstabes, einen fragwürdigen Focus des Dachverbandes wieder.
Etwas mehr Flexibilität und Professionalität würde ich mir in dieser "Übergangsphase" der Umstrukturierung wünschen - endgültig könnte man auch in einiger Zeit über die unterschiedlichen Wege entscheiden.

Hafu 27.05.2017 10:01

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1306578)
Ist die Begründung für den Ausschluss nicht ungefähr so, dass die Athleten, welche weiterhin mit ihren bisherigen Trainern zusammenarbeiten, statt ausschließlich mit den Trainern der Stützpunkte, dort ausgeschlossen werden?

^

Das kann nicht der Grund sein, denn Justus Nieschlag wird wie Schwetz weiter vom ehemaligen Bundestrainer Dan Lorang betreut und darf am OSP in Saarbrücken weitertrainieren und die Trainingspläne für Aktivensprecherin Sophia Saller schreibt Roland Knoll.

Es wird schon der Kampf um die einstweilige Verfügung für die geplanten Starts in Chengdu und Yokohama sein, weswegen Schwetz jetzt vom Verband gedisst wird. Mutmaßlich auch gedacht als abschreckendes Zeichen für alle andere Athleten...:(

NBer 27.05.2017 11:31

hat er denn nun schon die athletenvereinbarung unterschrieben? das war doch bisher auch immer noch ein knackpunkt......

captainbeefheart 05.06.2017 09:01

Hier ein Interviewauszug aus der SZ von Florian Hambüchen, der den Standpunkt von Schwetz und anderen an dem neuen Förderkonzept (dem auch die DTU folgt) unterstützt:

"Seine Erfolge verdankt er einem gut funktionierenden individuellen System, entsprechend kritisch sieht er die Leistungssportreform des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Für Sportler ohne perfektes Umfeld sollte man zwar an einem zentralen Ort professionelle Bedingungen schaffen. "Aber ein Athlet, der sich in seiner Umgebung wohlfühlt und der seine Leistungen bringt, wie der Ruderer Jonathan Koch aus Gießen, dem kannst du mit 31 nicht sagen, du musst da jetzt weg und in die Zentrale nach Hamburg."

Auch eine zu starke Fokussierung auf Medaillen lehnt Hambüchen ab, statt für Vorgaben plädiert er dafür, den Mensch in den Vordergrund zu stellen. Der Medaillenspiegel sei als Maßstab für die Vergabe von Fördermitteln völlig ungeeignet: "Wir haben es jetzt mit dem Dopingskandal in Russland, mit den Verdachtsfällen in anderen Ländern mitbekommen, wie verzerrt solche Statistiken sind.""

Thorsten 05.06.2017 11:16

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1308213)
Interviewauszug aus der SZ von Florian Hambüchen

Fabians Bruder Florian ;) ?

Hafu 05.06.2017 13:29

In der neuesten ITU-Points-List, der Triathlon-Weltrangliste, steht zum ersten mal seit es diese Rangliste gibt kein einziger deutscher Athlet unter den Top50.:(
Die Weltrangliste spiegelt die Leistungen der Athleten bei Welt- und Europacups, internationalen Meisterschaften im Elite, U23- und Juniorenbereich der vergangenen zwei Jahre wieder.

Damit hat sich die Talfahrt der Leistungssport-Sparte der DTU, des zweitgrößten Triathlonverbandes der Welt, seit dem Inkrafttreten des neuen Leistungssportkonzeptes dramatisch beschleunigt.

Letztes Jahr, im Vorfeld der Olympischen Spiele von Rio gab es wenigstens noch drei männliche Athleten unter den Top50.


Gestern fand in Cagliari der zweite Weltcup auf europäischem Boden statt. Die DTU nominierte lediglich einen einzigen Athleten bei Männern und Frauen, obwohl viel mehr Athleten dort gerne internationale Erfahrungen gesammelt hätten.Justus Nieschlag schaffte mit Rang 4 ein individuell sehr gutes Ergebnis, zu dem man ihm nur gratulieren kann.
Das neue DTU-Leistungssportkonzept sieht vor, dass nur Athleten, die mit großer Sicherheit in den Top20 eines Europ- oder Weltcups landen für internationale Starts nominiert werden. Wenn ein Athlet zweimal hintereinander dieses Kriterium verfehlt, verliert er seine internationale Startberechtigung und steigt ab.

Gleichzeitig errang in Cagliari die Schweiz, ein Land in dem es weniger Triathleten gibt als in Bayern, einem der vielen Landesverbände der DTU, einen fabelhaften Doppelsieg bei Männern und Frauen. Der Schweizer Triathlon-Verband schickte übrigens insgesamt 6 Athleten und Athletinnen nach Cagliari an die Startlinie. Die vier anderen nominierten Schweizer Athletinnen belegten Rand 23, 34 und zweimal DNF, hätten also nach den Prinzipien des DTU-Leistungssportkonzeptes gar nicht starten und internationale Erfahrung sammeln dürfen.

Irgendetwas läuft in der Schweiz bei der Triathlon-Leistungssportförderung besser als in Deutschland...

Cruiser 05.06.2017 16:07

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1308242)
Irgendetwas läuft in der Schweiz bei der Triathlon-Leistungssportförderung besser als in Deutschland...

Unverständlich, dass die DTU einen solchen Weg geht.
Wie du schon schriebst scheint es ja nicht am vorhandenen Geld zu liegen.
Warum also nicht mehr Nachwuchssportlern die Chance geben, sich mit den Besten zu messen? Das wirkt sich ja auch positiv auf die Leistung aus.:(

Thorsten 05.06.2017 16:41

Falls da jemand glaubt, man würde auf die Deutschen komisch gucken, weil sie "nur" Platz 25 machen - vermutlich guckt man aktuell noch komischer auf die Deutschen, weil sie ihre Startplätze nicht mal wahrnehmen. Traurig, traurig, wo sie doch nach Hafus Aussage die Kosten sowieso den Athleten aufbürden.

Hafu 05.06.2017 17:27

Zitat:

Zitat von Cruiser (Beitrag 1308259)
Unverständlich, dass die DTU einen solchen Weg geht.
Wie du schon schriebst scheint es ja nicht am vorhandenen Geld zu liegen.
Warum also nicht mehr Nachwuchssportlern die Chance geben, sich mit den Besten zu messen? Das wirkt sich ja auch positiv auf die Leistung aus.:(

Der Sieger von Cagliari Adrienne Biffod hat 2016 im Juni den 33. Platz in Leeds belegt, anschließend im Juli den 53. Platz in Hamburg und beim nächsten Wettkampf ein DNF in Rotterdam. Gemäß den DTU-Leistungssportkriterien wäre er bereits nach dem Wettkampf in Hamburg nicht mehr startberechtigt auf WTS-Ebene gewesen und hätte sich anschließend über die daraunterliegende "Ebene2" wieder hocharbeiten müssen.

Er hätte also (als Deutscher) auch nicht beim Finale in Cozumel starten dürfen (wo Biffod die nächsten zwei DNFs im U23- und Elite-Wettbewerb lieferte. Man kann darüber spekulieren, wie die weitere Saison und die diesjährigen Starts dann gelaufen wären.

Swiss Triathlon hat auf jeden Fall Biffod weiter vertraut, ihn auch im März in Abu Dhabi starten und Erfahrung sammeln lassen (wo er das nächste DNF ablieferte), weil junge Athleten nunmal solche Phasen mit gewissen Formschwächen durchlaufen und seit Ende März ist der Knoten bei dem Schweizer Athleten (mit Rang 2 in Cran Canaria , Rang 7 in Yokohama und Rang 1 jetzt in Cagliari) sportlich geplatzt.

Cpt.Weissbrot 05.06.2017 19:08

Das nennt man dann wohl fördern und nicht fordern,so wie es die DTU betreibt.

Faser 10.06.2017 22:24

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1309044)
Morgen das erste europäische WTS-Rennen der 2017er-Saison in Leeds. Stelldichein der aktuellen und zukünftigen Weltklasse im olympischen Triathlon. Mein Instagram-Account kocht über vor Vorfreude der dort startenden Athleten...

Anzahl der deutschen Starter in Leeds bei Männern und Frauen (obwohl Leeds gerade mal eine Stunde von D entfernt ist): 0

In Hamburg gibt es ja am 16.07 auch die mixed relay WM.
Sind für Hamburg jetzt überhaupt genügend deutsche Teilnehmer qualifiziert? Justus Nieschlag dürfte sich ja mit dem letzten WC Ergebnis qualifiziert haben. Lasse Lührs ist denke ich auch qualifiziert. Darf dann Laura Lindemann alles alleine machen?

captainbeefheart 11.06.2017 19:37

Letzte Woche Fabian Hambüchen, diese Woche Paul Biedermann in der SZ zur Zentralisierung:

"Biedermann kritisiert die Zentralisierung im Schwimmen

Biedermanns Kritik richtet sich vor allem gegen eine zu starke Zentralisierung im deutschen Sport. Im Zuge der umstrittenen Leistungssportreform, die der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit dem Bundesinnenministerium vereinbart hat, sollen in vielen Sportarten Stützpunkte geschlossen werden - dafür sollen die besten Athleten an anderen Stützpunkten zusammengezogen werden. Man verspricht sich davon neue Reize und eine bessere Betreuung. Biedermann widerspricht: "Jeder will doch seinen Sport professionell machen. Da kann auch die Familie ein wichtiger Baustein sein oder der Studienplatz. All das brauchen wir, um in Deutschland Spitzensport erfolgreich betreiben zu können." Aber jetzt müssten "offenbar neue Konzepte her", sagte Biedermann der SZ, "also wird das Argument gebracht, die Leute sollten mal aus ihren Komfortzonen raus. Komfortzonen! Das sagt man jungen Athleten, die mit ihrem Sport oft nicht mal Geld verdienen. Das ist doch ein Konstruktionsfehler: Eine Reform auf der Vermutung aufzubauen, jemand mache den Leistungssport wegen des Komforts.""

Auch er nennt, wie Hambüchen den Ruderer Koch und das Beachvolleyball Duo, ein konkretes Beispiel einer Schwimmerin, die in einer ähnlichen Situation wie Max Schwetz ist.

Es ist nicht wirklich tröstlich, dass die anderen Verbände ähnliche unterwegs sind wie die DTU.

Leeds ist echt ein krasses Beispiel ohne DTU Starter, Bundesliga in Kraichgau hin oder her.

NBer 12.06.2017 15:48

Zitat:

Zitat von Faser (Beitrag 1309139)
In Hamburg gibt es ja am 16.07 auch die mixed relay WM.
Sind für Hamburg jetzt überhaupt genügend deutsche Teilnehmer qualifiziert? Justus Nieschlag dürfte sich ja mit dem letzten WC Ergebnis qualifiziert haben. Lasse Lührs ist denke ich auch qualifiziert. Darf dann Laura Lindemann alles alleine machen?

das ist - leider - der falsche zungenschlag, den HAFU durch die schwetz diskussion hier eingebracht hat, und der alles auf die weltrangliste und die testanforderungen reduziert.
fakt ist: die DTU kann der ITU melden, wen sie will. die testanforderungen der DTU dienen nur der aufstellung einer DTU internen rangfolge. aber die internen testergebnisse binden die dtu NICHT gegenüber der ITU. sprich der ITU ist es völlig wuppe, aufgrund welcher kriterien die DTU meldet. nicht erfüllte interne normen bedeuten NICHT weniger starter für deutschland, nur größeren nominierungsspielraum für die DTU.
die von HAFU so hoch gehangenen weltranglistenplatzierungen spielen nur bei nachrückern eine rolle. nachzulesen sind die qualifikationskriterien für die WTS hier: http://www.triathlon.org/uploads/doc...lon-series.pdf , und für den weltcup hier: http://www.triathlon.org/uploads/doc...-world-cup.pdf .
auch DTU intern spielt die ranglistenposition nur eine rolle unter vielen. nachzulesen hier: http://www.dtu-info.de/home/leistung...rien-2017.html .

Hafu 12.06.2017 21:29

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1309374)
...die von HAFU so hoch gehangenen weltranglistenplatzierungen spielen nur bei nachrückern eine rolle. nachzulesen sind die qualifikationskriterien für die WTS hier: http://www.triathlon.org/uploads/doc...lon-series.pdf , und für den weltcup hier: http://www.triathlon.org/uploads/doc...-world-cup.pdf ..

Vielleicht verstehe ich ja was falsch und du darfst mich gerne korrigieren, wenn ich verkehrt liege, aber in dem von dir verlinkten Dokument steht als Hauptnominierungskriterien für WTS-Rennen und Weltcuprennen unter Punkt 1.1 b i. die Position auf der ITU-points-Liste!

Letzte Woche lag der beste Deutsche in der Weltrangliste auf Position 51, was so schlecht war wie noch nie seit Bestehen der DTU.

In dieser Woche ging es, nachdem wieder keine deutsche Athleten beim Rennen in Leeds oder den diversen Continental-Cups am Start war nochmal bergab:
Der aktuell bestplazierte deutsche Athlet Johnny Zipf liegt nur noch auf Rang 70, womit ein neuer Tiefpunkt für die Leistungssportsparte der DTU erreicht ist.

Rein formal wäre also beim kommenden Heimrennen in Hamburg kein einziger deutscher männlicher Athlet startberechtigt, wenn von den aktuellen Top70 sich 55 Athleten anmelden würden. O.K., soweit wird es wohl nicht kommen, weil es immer krankheitsbedingte Absagen gibt und insbesondere auch weil die ITU höchstwahrscheinlich den Gastgeber ihres Rennens nicht brüskieren will und die Möglichkeit hat 5 Einladungen, an nicht qualifizierte Athleten zu verteilen unter denen hoffentlich auch zwei an Lasse Lührs und Justus Nieschlag gehen werden, die immerhin ihre gute Form dieses Jahr schon unter Beweis gestellt haben.

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1309374)
...
auch DTU intern spielt die ranglistenposition nur eine rolle unter vielen. nachzulesen hier: http://www.dtu-info.de/home/leistung...rien-2017.html .

ich habe nie behauptet, dass DTU-intern die Ranglistenposition eine besondere Rolle spielt.

Das (bisherige) Hauptkriterium der DTU als Teilnahmeberechtigung für internationale Meisterschaften war der Leistungstest in Potsdam und zwar nicht -so wie in der Vergangenheit, als entscheidungskriterium für den Fall, dass sich mehr deutsche Elite-Athleten für einen Europa-Cup oder Weltcup interessieren (was völlig O.K. wäre), sondern als absolutes Kriterium, was zu der grotesken Situation geführt hat, dass im gesamten ersten Halbjahr 2017 nur eine einzige deutsche Athletin bei Europacups, Weltcups und WTS-Rennen startberechtigt war und somit es bei bisher 10 stattgefundenen Weltcup und WTS- Rennen in 2017 es genau zwei Rennen mit deutscher Beteiligung gab...

Hafu 12.06.2017 21:47

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1309374)
... nicht erfüllte interne normen bedeuten NICHT weniger starter für deutschland, nur größeren nominierungsspielraum für die DTU.
...

Das stimmt so nicht, wie du beim Blick auf die Start- und Ergebnislisten der letzten Weltcup- und Europacups nachlesen kannst. Nicht erfüllte Normen bedeuteten sehr wohl weniger Starter für Deutschland (Frag' mal Anja Knapp, wie sie die vergangenen Monate verbracht hat oder lies' es auf ihrer Webseite nach)

Bei keinem der bisherigen internationalen Wettkämpfe hat die DTU auch nur ansatzweise so viele Athleten nominiert, wie startberechtigt gewesen wären. Da Gregor Buchholz und steffen Justus, die beide ihre Karriere beendet haben in den vergangenen Monaten noch ziemlich weit vorne waren in der ITU-Points-List, hätte man über die Tauschregelungen stets Ersatzathleten nominieren können, hat davon aber keinen Gebrauch gemacht.

Das System war zwar- um auch mal was positives zu schreiben- gerecht, d.h. kein Athlet, egal ob Kader oder nicht, wurde bevorzugt, aber es hat eben zu dem oben beschriebenen Zustand geführt, dass deutsche Athleten auch keine oder kaum noch Punkte für die Ranglisten sammeln können und damit immer weiter in den entsprechenden Ranglsiten absinken.

NBer 13.06.2017 01:10

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1309461)
Vielleicht verstehe ich ja was falsch und du darfst mich gerne korrigieren, wenn ich verkehrt liege, aber in dem von dir verlinkten Dokument steht als Hauptnominierungskriterien für WTS-Rennen und Weltcuprennen unter Punkt 1.1 b i. die Position auf der ITU-points-Liste!.......


ja, du hast recht. ich habe den allerersten punkt nicht genau gelesen. ich dachte es gibt eine meldeliste UND eine warteliste, aber es gibt nur eine warteliste aus der sich dann die starter ergeben.
meine gedanken waren halt immer bei den fällen lindemann (2015) und meißner (2016), die ohne große ranglistenpunkte in das hamburger WTS rennen reingerutscht sind. aber die waren dann wohl auf einladung der ITU (5 plätze) dabei.

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1309464)
Das stimmt so nicht, wie du beim Blick auf die Start- und Ergebnislisten der letzten Weltcup- und Europacups nachlesen kannst........

das ist aber dtu intern. wie gesagt, die itu interessiert die dtu norm kein bischen, also kann die norm kein grundsätzliches ausschlußkriterium sein. wie schon oben gesagt ist die norm eher ein werkzeug für einen größeren handlungsspielraum in nominierungsfragen.
jetzt in hamburg werden wir ja donnerstag sehen, wer auf der startliste steht.

Hafu 13.06.2017 07:51

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1309502)
... die itu interessiert die dtu norm kein bischen, also kann die norm kein grundsätzliches ausschlußkriterium sein. wie schon oben gesagt ist die norm eher ein werkzeug für einen größeren handlungsspielraum in nominierungsfragen.
...

Ja, die ITU interessiert die DTU-Norm nicht, aber das hilft ja den deutschen Elite-Athleten nicht, denn ohne DTU- Nominierung kommt man auf keine internationale Startliste und die DTU-Norm war in den ersten beiden Quartalen das alles entscheidende Kriterium, um vom Verband nominiert und auf irgendeine EC- oder WC-Startliste zu kommen.

Bei der Erstellung der Normzeiten hatte man sich übrigens auch an den Ergebnislisten der Vorjahre orientiert, in denen schnelle hydrophobe Schwimmbadehosen nach FINA-Reglement erlaubt waren, die dann plötzlich für 2017 von der DTU aber verboten wurden, so dass sämtliche Beckenzeiten in diesem Jahr bei den Athleten rund 10s langsamer waren als in früheren Jahren. Hinzu kam extremer Wind und kühle Witterung beim 5000m-Lauf, der dann nochmal dazu führte dass viele Athleten beim Laufen deutlich langsamer unterwegs waren als normal.

Ich war am WE in Kraichgau und ich kann dir sagen, es ist unglaublich, was zur Zeit bei Athleten und Betreuern für eine miese Stimmung herrscht.:(

Viel zu spät hat man jetzt auch bei der DTU erkannt, was mit dem neuen Konzept für ein Dilemma in der deutschen Elite-ITU-Triathlonszene angerichtet worden ist und hat eine sog. "Fortschreibung Nominierungskriterien" nachgeschoben, derzufolge man sich als Deutscher auch über Top-Plazierungen der Triathlon-Bundesliga noch für internationale Starts qualifizieren kann. Da es in der Bundesliga aber nur Sprintdistanzen gibt, während es in der Weltspitze eher doppelt so lange olympische Distanzen gibt und Kraichgau mit seiner flachen Rollerstrecke auf dem Bikekurs darüberhinaus eine international unüblliche Streckencharakteristik hat, da bei Europacups und Weltcups technisch anspruchsvolle eckige und bergige Stadtkurse seit Jahren dominieren, produziert man auch mit diesen nachgeschobenen "Nominierungskriterien" neue Verwerfungen.

Beim Potsdamer Leistungstest wird das Radfahren als mittlerweile wichtigste Disziplin im modernen Triathlon überhaupt nicht abgeprüft und bei der Ergänzung des Konzepts wird ein Wettkampf als Selektionskriterium herangezogen, bei dem es wegen fehlender Höhenmeter und fehlender enger Kurven kaum aufs Radfahren ankommt: es ist nicht schwer, vorherzusehen, welche Art von Athleten durch derartige Kriterienvorgabe selektiert wird und wie diese Athleten dann auf Rad-Kursen wie in Leeds oder Cagliari aussehen...

Seyan 13.06.2017 08:42

Eine Frage Hafu: aus welchem Grund hat die DTU eigentlich überhaupt dieses seltsame System installiert? Mir ist klar, dass man nicht jeden x-beliebigen Sportler zu den großen Wettkämpfen schicken will, aber warum füllt man die Plätze nicht mit dem besten aus, was man zu bieten hat?

Ein paar Punkte sind doch immer noch besser als gar keine Punkte? Oder einfach ausgedrückt: wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Oder entstehen der DTU irgendwelche (massiven) Nachteile, wenn sie jetzt in ihren Augen schwache Sportler zu den Wettkämpfen nominieren statt einfach die Startplätze frei zu lassen?

Früher galt doch mal die Devise "Dabei sein ist alles." ein Glück gilt das noch für einige, sonst hätte ich mit meiner Leistung niemals nie in Roth starten dürfen :D

NBer 13.06.2017 09:38

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1309523)
Ja, die ITU interessiert die DTU-Norm nicht, aber das hilft ja den deutschen Elite-Athleten nicht, denn ohne DTU- Nominierung kommt man auf keine internationale Startliste und die DTU-Norm war in den ersten beiden Quartalen das alles entscheidende Kriterium, um vom Verband nominiert und auf irgendeine EC- oder WC-Startliste zu kommen.........

was auch irgendwo verständlich ist, denn die normerfüller haben ja irgendwo dann auch eine art "anrecht" erworben. natürlich kann die dtu dann auch normnichterfüller nominieren, da steht es ihnen dann halt frei wen und wann.
warum dann freie plätze nicht mit normnichterfüllern aufgefüllt werden kann ich auch nicht sagen, aber vll ändert sich die nominierungspolitik ja auch mit der saison oder im verlauf der olympiade.

Zitat:

Zitat von Seyan (Beitrag 1309531)
.......Früher galt doch mal die Devise "Dabei sein ist alles." ein Glück gilt das noch für einige, sonst hätte ich mit meiner Leistung niemals nie in Roth starten dürfen :D

das ist eine schöne breitensportregel, die, zumindest in deutschland, im leistungssport eigentlich nie oder fast nie zur geltung kam. das liegt einfach am fördersystem, dass gelder nach erfolgen und nicht nach teilnahmen verteilt.

Franco13 13.06.2017 09:58

Zitat:

Zitat von Seyan (Beitrag 1309531)
Eine Frage Hafu: aus welchem Grund hat die DTU eigentlich überhaupt dieses seltsame System installiert?

Ich bin zwar nicht HaFu aber...

Das haben wir dem DOSB und den neuen Konzept zur Neustrukturierung des deutschen Leistungssports und der Spitzensportförderung zu verdanken.

Nachzulesen hier https://www.dosb.de/de/leistungsspor...gssportreform/

Die DTU muß das umsetzen um überhaupt noch Förderung zu erhalten, ist aber wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen, wie HaFu so schön dargelegt hat.

Hafu 13.06.2017 10:10

Zitat:

Zitat von Seyan (Beitrag 1309531)
Eine Frage Hafu: aus welchem Grund hat die DTU eigentlich überhaupt dieses seltsame System installiert? Mir ist klar, dass man nicht jeden x-beliebigen Sportler zu den großen Wettkämpfen schicken will, aber warum füllt man die Plätze nicht mit dem besten aus, was man zu bieten hat?
...

Ich bin der falsche Ansprechpartner für diese Frage, denn im Kern habe ich sie mir auch schon gestellt und komme natürlich zu ganz anderen Antworten als die aktuelle Funktionärsriege der DTU.

Aus Verbandssicht waren die Kaderathleten der vergangenen 12 Jahre wohl zu früh mit zu durchschnittlichen Leistungen zufrieden und haben sich zu wenig angestrengt, in die absolute Weltspitze, also dort wo Medaillen vergeben werden, vorzudringen.

Es gibt ja den Spruch: "ein kluges Pferd springt nur so hoch, wie es muss"

Der neue Sportdirektor bei der DTU, der leider nicht vom Triathlon, sondern vom Schwimmsport kommt und vorher 8 Jahre beim DOSB war und als sozialisierter Sportwissenschaftler ein klassischer Theoretiker ist, ging (oder geht) von der Hypothese aus, dass wenn man die Messlatte für die Teilnahmen an internationalen Wettkämpfen hoch genug legt, die Athleten die ja nunmal an Wettkämpfen teilnehmen wollen, mehr, härter und besser trainieren und durch härtere Normen automatisch besser werden.

Um im Bild zu bleiben: "wenn die Latte höher liegt, springt das kluge Pferd eben einfach höher!"

In der Leichtathletik und im Schwimmsport gibt es diesen Ansatz schon lange und der DLV und DSV haben auch in der Vergangenheit immer wieder probiert, durch harte Normen für Meisterschaften, das Leistungsniveau entscheidend zu steigern. Wie man weiß mit wenig bis keinen Erfolg.

Im Schwimmen und in der Leichtathletik sind Leistungen ja in der Tat sehr genau messbar und meist, da jedes Schwimmbecken und jede Tartanbahn ungefähr gleichschnell sind auch einigermaßen reproduzierbar.

Der moderne olympische Triathlon funktioniert allerdings ganz anders: da kommt es nicht nur auf Leistungen in den Einzeldisziplinen Schwimmen und Laufen an, sondern gerade in der Weltspitze viel mehr auf taktisches Verhalten gerade beim Radfahren, technische Fertigkeiten, auch die Fähigkeit im Rennen temporäre Koalitionen mit anderen Athleten selbst aus anderen Nationen zu bilden etc.

Das sind leistungsbestimmende weiche Faktoren, die man nicht einfach in einer vorgegebenen Labornorm abbilden kann, sondern über viele Jahre mit Rennerfahrung lernen muss.
Wenn man diese Rennerfahrung den sich entwickelnden Athleten vorenthält, indem man sie gar nicht starten lässt, werden sie diese Fähigkeiten auch nie richtig ausbilden können.

Die DTU ist der Meinung, bevor ein Athlet 30., 40., 50. oder 60. bei einem internationalen Rennen wird, sollte er besser daheim bleiben und mehr sowie härter trainieren.

Wenn man sich die Ergebnisse der Athleten, die heute die Weltspitze dominieren, in der exzellenten Datenbank der ITU in der Vergangenheit ansieht, erkennt man unschwer, dass es nur ganz wenige Überflieger im ITU-Triathlon gibt, die stets vorne dabei waren und die sich somit in dem Umfeld, dass die DTU derzeit vorgibt auch entsprechend entwickelt hätten. Die Brownlees sind die große Ausnahme von der Regel, insofern als sie stets im Juniorenbereich, U23-Bereich und Elitebereich in den vorderen Rängen zu finden waren. Solche Überflieger wünscht sich natürlich jeder Verband, denn da kann man bei der Förderung eigentlich nichts verkehrt machen. Aber Athleten wie die Brownlees (oder auch Frodeno als ähnliches Beispiel), die einfach vor Talent nur so strotzen und sich deshalb unter allen Rahmenbedingungen durchsetzen können, gibt es zur Zeit in Deutschland und auch in anderen Ländern nicht.

Die meisten anderen Weltspitze-Athleten, wie z.B. Mola, Murray, Shoeman, Flora Duffy usw. haben sich erst über viele Niederlagen und von der DTU verhasste Plazierungen z.T. weit jenseits der Topten innerhalb von Jahren zu den Weltklasse-Athleten entwickelt, die sie heute sind. Der heutige amtierende Weltmeister Mola hat vor fünf Jahren noch reihenweise Plätze zwischen Rang 30 und 50 bei Europa- und Weltcups belegt und damals war die Leistungsdichte im ITU-Bereich bei weitem noch nicht auf dem Niveau von heute. Hätte der spanische Verband ihn damals nicht starten lassen, wie es die DTU akutell mit ihren Nachwuchs-Athleten macht, kann man spekulieren , wo er heute stehen würde... wahrscheinlich hätte er entweder frustriert mit Leistungssport aufgehört oder notgedrungen auf die Mittel- und Langdistanz gewechselt, wie es ja viele deutsche Athleten machen.

NBer 13.06.2017 10:31

ich glaube die DTU ist in einer experimentierphase. das bisherige system des breiten beschickens von wettkämpfen hat augenscheinlich zumindest in der letzten olympiade nicht mehr so gut geklappt. jetzt wird ein neuer ansatz probiert. das muss man den verbänden auch zugestehen, dass einmal etwas anderes probiert wird. und wann will man so etwas probieren, wenn nicht in einem nacholympischen jahr.
aber eigentlich gehört die diskussion ja in den anderen dtu thread. was die teamstaffeln betrifftt glaube ich nicht, dass die dtu kein problem hat diese zu besetzen.

Hafu 13.06.2017 10:59

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1309571)
...was die teamstaffeln betrifftt glaube ich nicht, dass die dtu kein problem hat diese zu besetzen.

Täusch dich nicht: am kommenden Wochenende finden in Kitzbühel die Europameisterschaften im Team Relay statt.

Auf der Startliste stehen 12 Nationen und rate mal, welche Nation keine Elite-Teamstaffel nach Kitzbühel schickt, obwohl die Europameisterschaft nur 30km von der deutschen Grenze stattfindet und damit mit dem geringsten denkbaren Reisespesenaufwand besetzt hätte werden können und solch ein Wettkampf ein perfekter Test für die in 5 Wochen in Hamburg stattfindenden Weltmeisterschaften hätte sein können?:(

captainbeefheart 13.06.2017 11:04

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1309571)
... hat augenscheinlich zumindest in der letzten olympiade nicht mehr so gut geklappt ...

Also bei der letzten Olympiade bei den Männern konnte irgendwie nichts klappen, wenn keiner startet, obwohl Startplätze zur Verfügung waren ...

In London war ich selbst vor Ort. Was da im Frauenrennen passiert ist, war auch keine Frage der (absoluten) Leistung, sondern der mangelnden taktischen Disziplin (bzw. fehlenden taktischen Absprache): Anne Haug soweit wie möglich nach vorne zu fahren, damit sie zum Schluss mit der zweitbesten (glaube ich) Laufzeit in eine aussichtsreiche Position kommt.

Ich bin beim Rennen neben Greg Bennett, dem Mann von Laura Bennett (wurde dann 17.) gesessen, der hat über die deutsche Taktik nur noch den Kopf schütteln können, weil er wusste wie stark Haug zu der Zeit im Laufen war.

Hafu 13.06.2017 11:24

Insgesamt machen in Kitzbühel 90 Athleten in den Elitewettbewerben mit.

Darunter ist gerade mal ein einziger Deutscher (Justus Nieschlag, dem ich alles erdenklich Gute wünsche) und keine einzige Frau!

Zum Vergleich: GB schickt 6 Elite-Starter nach Kitzbühel, Russland 10, die kleine Schweiz 5, Österreich 7, Spanien 6...

(Kurze Erläuterung, warum mir diese Situation nicht nur für den deutschen Triathlonsport, sondern auch persönlich betroffen leid tut: mein Sohn liebt die Wettkampfstrecken in Kitzbühel, weil es dort eine bergige technisch anspruchsvolle radstrecke gibt, auf der er letztes Jahr das beste Junioren-Europacup-Ergebnis mit Rang zwei abgeliefert hat. Sein großes Saisonziel war diese EM auf der olympischen Distanz, da ihm die olympische Distanz ohnehin viel besser liegt als die bei allen Bundesligarennen ausgetragene Sprintdistanz, erst recht mit einer anspruchsvollen Radstrecke wie in Kitzbühel.
Als amtierenden Deutschen Meister bei den Junioren, der gerade mal sein erstes Elite-Jahr überstehen muss, hätte ihm die DTU durchaus erlauben können in Kitzbühel zum Erfahrung sammeln zu starten, denn die DTU hätte problemlos vier Athleten dorthin schicken können. Stattdessen wird er an der Seitenlinie stehen und seine Bundesliga-Mannschaftskollegen Martin Demuth (AUT) und Frantisek Linduska (SLO) anfeuern, die sportlich beide schlechter sind auf der olympischen Distanz als er, aber problemlos von ihren jeweiligen Verbänden eine Nominierung erhalten haben.)

schnodo 13.06.2017 11:47

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1309585)
Stattdessen wird er an der Seitenlinie stehen und seine Bundesliga-Mannschaftskollegen Martin Demuth (AUT) und Frantisek Linduska (SLO) anfeuern, die sportlich beide schlechter sind auf der olympischen Distanz als er, aber problemlos von ihren jeweiligen Verbänden eine Nominierung erhalten haben.)

Da kriege ich als komplett Unbeteiligter alleine vom Lesen schon einen dicken Hals...

NBer 13.06.2017 12:38

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1309581)
Also bei der letzten Olympiade bei den Männern konnte irgendwie nichts klappen, wenn keiner startet, obwohl Startplätze zur Verfügung waren ........

ich rede nicht von olympia, sondern von olympiade. das ist der zeitraum ZWISCHEN den olympischen spielen. und da hat sich, vor allem dann eben im qualizeitraum, halt niemand sportlich aufgedrängt bei den männern. das nominierungschaos nach der klage lasse ich hier mal wegfallen, weil das nicht zum thema gehört.

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1309581)
.....In London war ich selbst vor Ort. Was da im Frauenrennen passiert ist, war auch keine Frage der (absoluten) Leistung, sondern der mangelnden taktischen Disziplin (bzw. fehlenden taktischen Absprache).......

das ist halt auch eine frage der philosophie des verbandes. meines wissens nach wurden für olympia früher nie wasserträger nominiert, obwohl es einige male schon angezeigt gewesen wäre.
2016 hat man es versucht und hatte prompt eine klage einer ranglistenmäßig besser platzierten (aber sportlich nicht qualifizierten) athletin am hals, die sich für die wasserträgerarbeit als bessere alternative sah, was die dtu eben anders sah. das ergebnis ist hinlänglich bekannt.

Kruemel 13.06.2017 13:40

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1309593)
Da kriege ich als komplett Unbeteiligter alleine vom Lesen schon einen dicken Hals...

Da schließe ich mich an :dresche

Erschreckend wie ein Verband sich so weit von den aktiven Sportlern entfernen kann :Huhu:

Es wäre auch wünschenswert wenn der Verband zu seinem aktuellen Vorgehen mal Stellung nimmt.

Seyan 13.06.2017 14:07

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1309563)
Es gibt ja den Spruch: "ein kluges Pferd springt nur so hoch, wie es muss"

Ist halt nur blöd, wenn man im Training immer nur gerade Hindernisse trainiert und im Wettkampf dann aber dummerweise auf einmal ein gebogenes Hindernis auftaucht (ich weiß, blöder Vergleich).

Es gibt nunmal Dinge, die kann man im Training wunderbar unterbringen und Dinge, die nur durch die Wettkampferfahrung zu sammeln sind. Aber das brauche ich dir nicht erklären und zudem würde ich damit nur offene Türen bei dir einrennen ;)

Ich mein, ich würde es ja verstehen, wenn sich die DTU weigert, jemanden zu melden, der eine halbe Stunde hinter dem Sieger ins Ziel eintrudelt. Aber das ist ja nicht der Fall...


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