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Zitat von tandem65
(Beitrag 1721841)
Da ich nicht google-racer bin und leider der Gnade der etwas späteren Geburt für mich in Anspruch nehmen darf.
Inwiefern hat die BRD den DDR Bürgern vor 1970 und nach 1970 eine Einreise erschwert?
Wie war es andersherum für BRD Bürger in die DDR zu reisen? Vor/nach 1970!
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In Westberlin, wo ich studiert und gearbeitet habe, konnten die Menschen 28 Monate nach dem Mauerbau keine Besuche in Ostberlin u. DDR machen, weil die BRD an den S-Bahnhöfen aus Statusfragen keine Visastellen der DDR (damals noch von der BRD als Ostzone bezeichnet) zugelassen bzw. diese untersagt hat. Aus humanitären Gründen gab es 1963 zu Weihnachten ein Passierscheinabkommen für Verwandtenbesuche (unter Ausklammerung der unterschiedlichen Statussichtweisen zu West-/Ostberlin), das auf der Westberliner Seite Egon Bahr / Willy Brandt aushandelten. 700 000 Westberliner nahmen es in Anspruch mit 1,3 Millionen Besuchen.
RBB-Mediathek: Bericht von der damaligen Pressekonferenz mit Egon Bahr und Willy Brandt. (Politiker von diesem Format vermisse ich heute). Es wurde 3mal verlängert bis 1971. Erst ab 1971, nach dem im 4-Mächte-Abkommen ein Formelkompromiss über den Status von Berlin vereinbart worden ist, erhielten die Westberliner die regelmässige Möglichkeit, über einen Berechtigungsschein Tagesvisen für einen 24h-Aufenthalt in Ostberlin zu bekommen. Für BRD-Bürger gab es ebenfalls 1971 neu den grenznahen Besucherverkehr, analog zu Berlin, sowie nach dem Grundlagenvertrag Erleichterungen für DDR-Reisen. Als Schweizer konnte ich hingegen in Westberlin wie alle Ausländer jederzeit für 24h über die Grenze nach Ostberlin reisen, auch mit dem Auto, weil diese Länder die DDR als Staat anerkannten und Botschaften in Ostberlin unterhielten. Wir hatten Freunde dort in Ostberlin, Schweizer und DDR-Bürger.
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Zitat von tandem65
(Beitrag 1721841)
Ich vermute daß es für Russen immer noch wesentlich leichter ist in die EU/BRD eizureisen als für DDR Bürger?
Ebenso scheint es mir leichter & Risikoärmer für EU/BRD Bürger nach Russland zu reisen.
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Natürlich: die russischen Bürger haben mit Ausnahme derjenigen, welche auf den Einberufungslisten stehen, soweit ich weiss, Reisefreiheit und ihre Reisemöglichkeiten hängen von den Visabestimmungen der jeweiligen Reisezielländer ab (im Unterschied zur Ukraine z.B., wo der Grenzschutz nach eigenen Angaben ca. 20000 Männer an der Flucht gehindert hat nach heutigem FAZ-Bericht.). Entsprechend angewachsen ist die Zahl der Russen in den angrenzenden Ländern wie Georgien, Kasachstan, Türkei, aber auch Shri Lanka usf. EU-Bürger erhalten weiterhin ohne grössere Probleme ein E-Visum für Reisen nach Russland, während einige EU-Länder wie Finnland z.B. extrem restriktive Einreise-Bestimmungen für Russen erlassen haben (nur Verwandtenbesuche) oder wie Deutschland fragwürdige Zollbeschränkungen.
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Zitat von tandem65
(Beitrag 1721841)
Trotzdem konnten damals Kontakte entstehen.
Warum sollte es also nicht bei den aktuellen Bedingungen möglich sein?
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Infolge der mit der Entspannungspolitik einhergehenden Reiseerleichterungen erhöhten sich die Kontakte sehr stark.
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Zitat von tandem65
(Beitrag 1721841)
Ich halte es übrigens durchaus für möglich daß daraus auch Gedanken angestossen werden das Gebaren der eigenen Regierung in Frage zu stellen. So wie Du es darstellst sieht es so aus als wäre es eine zwangsläufige Folge von Sanktionen die ein Bürger selbst erfährt daß daraus eine festere Unterstützung für die Regierung erwächst.
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Kannst Du dafür Beispiele nennen? Ich würde als Stütze für meine Argumentation auf Afghanistan, Iran, Syrien, Kuba, Venezuela, Palästina, damals Irak verweisen, wo trotz der für die Menschen sehr schmerzhaften, leidvollen Folgen der jahrzehntelangen und meistens völkerrechtswidrigen Wirtschaftssanktionen kein Regime Change erreicht worden ist. Stattdessen zählt die EU die meisten Flüchtlinge aus diesen Ländern. Die BRICS-Länder lehnen solche Wirtschaftssanktionen übrigens geschlossen ab.
Studie: die-oekonomischen-effekte-von-sanktionen-schlagkraft-zielerreichung-nebeneffekte