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Zitat von tandem65
(Beitrag 1601325)
Du hättest bei Wikipedia weiterlesen können zum Thema: Institutionalisierung des Solidaritätsprinzips.
Das passt ganz gut bei Dir ins Bild daß Du gerne die Solidarität in Anspruch nimmst und forderst für Deinen Sohn in der Versichertensolidaritätsgemeinschaft aber ansonsten ein eher Egozentrisches Bild von Solidarität hast.
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"egozentrische Solidarität" gefällt mir - hat etwas von einem Oxymoron. Interessant, daß Du es egoistisch findest, wenn ich beim Begriff Solidarität nicht an eine gegenseitige, einforderbare Leistung denke, sondern Solidarität als eine aus freien Stücken und persönlichem Interesse begründete Anteilnahme und Unterstützung einer Sache oder einer Menschengruppe sehe.
Nochmal zu meiner Unterscheidung: Die "Solidarität" der "Versichertensolidargemeinschaft" ist in meinen Augen eine Leistung, die man über die Mitgliedschaft in dieser Versicherung erkauft; es basiert nicht auf dem Altruismus der anderen, daß meine Gesundheitsleistungen (teilweise) erstattet werden, sondern auf einem Versicherungsvertrag, dessen Leistungen penibel reguliert sind. Wegen der breiten gesellschaftlichen Beteiligung verwendet man zwar den Begriff der Solidargemeinschaft, mit einer gefühlten Solidarität hat es aber für die wenigsten zu tun.
Solidarisch mit meinem Sohn sind in meinen Augen nicht die Beitragszahler in den Sozialkassen, sondern z.B. diejenigen, die sich entscheiden, ihre Kinder in integrativen Klassen zu beschulen, die sich aktiv für die Abschaffung der segregativen 3-gliedrigen Schulsysteme einsetzen, die Arbeitsplätze oder Freizeitangebote für Behinderte anbieten oder durch Spenden ermöglichen - ohne dafür eine vergleichbare Gegenleistung zu erwarten.
Ich halte es für eine Pervertierung des Solidaritätsbegriffs, wenn einer sagt: ich war so lange solidarisch mit den Alten - jetzt sollen sie gefälligst auch mit mir solidarisch sein (obwohl das überhaupt keine Risikoverringerung für die ersteren bringt). Da klingt die Drohung mit: wenn sie das jetzt nicht tun, werde ich das nächste Mal auch keine Rücksicht mehr nehmen. Es fällt mir schwer, hinter einer solchen Haltung echte persönliche Anteilnahme als Basis der Solidarität zu erkennen.
Und zum persönlichen: ich würde nie von jemandem verlangen, daß er meinetwegen Maske trägt, wenn er in mein Haus kommt, nur weil es eine sub-promille Wahrscheinlichkeit einer Infektion geben könnte (außer vielleicht, es gibt konkrete Gründe: er ist bekannt akut infektiös). Du findest vermutlich, wenn ich meine Gesundheit primär als Eigenverantwortung sehe, ist auch egoistisch. Für mich ist Egoist, wer seine Gesundheitsvorsorge allzusehr in die Hände (Maske) der Mitmenschen delegiert. Auch bzgl. meinem Sohn fordere ich von keinem Solidarität ein, ich werbe natürlich drum und freue mich, wenn es hie und da klappt.