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Trimichi 08.10.2020 15:56

Zitat:

Zitat von Frau Müller (Beitrag 1556881)
Du hattest in einem anderen Thread ja schon erklärt, dass du kein HNO-Spezialist bist. Vielleicht ist es dann hilfreich, wenn du nicht spekulierst.

Gerne. Im Gegenzug verlange ich, dass diese Argumente wie "ein Bekannter eines Bekannten meiner Kollegin" usw. aufhören und stattdessen Originalaussagen der Betroffenen verlinkt werden.

Ich hatte eingeräumt, dass ich kein HNO-Spezi bin, ja, allerdings möchte ich von dir gerne wissen, welche Viren sonst noch nachhaltig das gustatorische System stören, da du ja in dem anderen Thread eingetippt hast, dass es da ganz unterschiedliche Verfahren gibt um zu differenzieren, und ich daher folgere, dass du dich besser auskennst, du daher nicht spekulierst und ich gerne an deinem Wissen partizipieren möchte. :Blumen:

keko# 08.10.2020 16:26

Zitat:

Zitat von BananeToWin (Beitrag 1556870)
Ich würde diesen Punkt gerne nochmal diskutieren, weil es Kritiker und Befürworter der Maßnahmen glaube ich oft aneinander vorbei reden.

Was heißt denn exponentiell? Exponentiell heißt nach meinen Verständnis:...

Solche Modelle sind eben immer nur Modelle i.S.v. "wenn ... dann".
Es gibt keinen geschlossenen mathematischen Ausdruck, der "Corona" beschreibt und algebraisch zu behandeln ist. Das gleiche ist es mit den Klimamodellen. Das "wir fahren auf Sicht" ist die (auch mathematisch) richtige Konsequenz davon. Nur ist das halt sehr anstrengend und vielleicht nicht lange haltbar.

Stefan 08.10.2020 16:33

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1556883)
Ich hatte eingeräumt, dass ich kein HNO-Spezi bin, ja, allerdings möchte ich von dir gerne wissen, welche Viren sonst noch nachhaltig das gustatorische System stören

Wie nachhaltig die Störungen sind, kann ich Dir allerdings nicht beantworten:
Atrophe Glossitis
Influenza/Parainfluenzaviren
Paramyxoviren
Adenoviren
Herpesviren
respiratorische Synzytialviren
Coxsackie Viren

Quelle: HNO-Heilkunde, Ein symptomorientiertes Lehrbuch
Dietmar Thurnher, Matthäus Ch. Grasl, Boban M. Erovic, Piero Lercher

trithos 08.10.2020 17:12

Einmal eine andere Sicht auf "Kollateralschäden" des Lockdown. Der Internationale Währungsfonds kann dem Lockdown durchaus etwas abgewinnen und findet, Lockdowns können (richtig konzipiert) bei einer Pandemie zu einer rascheren wirtschaftlichen Erholung beitragen.

https://www.sueddeutsche.de/wirtscha...-iwf-1.5059455

Interessant finde ich den Aspekt (Zitat aus dem verlinkten Artikel):
Der freiwillige Verzicht vieler Verbraucher ist aus Sicht der Fachleute ein klarer Beleg dafür, dass eine Lockerung von Lockdowns nicht die gewünschten ökonomischen Effekte bringt, solange die Infektionsgefahr hoch ist. Es sei vielmehr genau anders herum: "Den Gesundheitsrisiken zu begegnen ist offensichtlich eine Vorbedingung für eine starke und nachhaltige wirtschaftliche Erholung."

MattF 08.10.2020 17:14

Zitat:

Zitat von BananeToWin (Beitrag 1556870)
Ein exponentielles Wachstum mit einer konstanten Basis (R-Wert) von 1,1 wächst eine sehr lange Zeit viel langsamer als ein sehr steiler linearer Anstieg.


1. Es gibt aber irgendwann einen Wert wo man das Ganze nur noch mit massivsten Massnahmen einfangen kann und von dem Punkt muss man recht weit weg bleiben da

2. Das Ganze eine Totzeit von ca, 2 Wochen hat.


D.h. ich kann Heute bei R=1.1 sein und mache nichts und bin evtl, in 14 Tagen bei 1,3 und wenn ich dann immer noch nichts mache oder zu wenig dann bin ich 14 Tage später bei ???


Zumal das R ja nicht konstant bleibt

qbz 08.10.2020 17:22

Nun ist in ganz Berlin (auch in Frankfurt) die 7 Tage-Infektionszahl über dem Wert von 52/100000 angekommen, was vor Beginn der Herbstferien eine schlechte Nachricht für viele ist, die in anderen Bundesländern ihren Urlaub buchten. Ob die neu angeordnete Sperrstunde ausreichend wirkt?

BananeToWin 08.10.2020 17:24

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1556907)
1. Das ist richtig, es gibt aber irgendwann einen Wert wo man das Ganze nur noch mit massivsten Massnahmen einfangen kann und von dem Punkt muss man recht weit weg bleiben da

2. Das Ganze eine Totzeit von ca, 2 Wochen hat.


D.h. ich kann Heute bei R=1.1 sein und mache nichts und bin evtl, in 14 Tagen bei 1,3 und wenn ich dann immer noch nichts mache oder zu wenig dann bin ich 14 Tage später bei ???

Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass der R-Wert nochmal 14 Tage später wieder sinkt. Denn angenommen die Maßnahmen bleiben wie sie sind, warum sollte der R-Wert immer weiter ansteigen? Die Zahl der Neuinfektionen nimmt schneller zu weil mein Ausgangswert höher ist, aber der R-Wert sollte nicht dauerhaft größer werden bei gleichbleibenden Maßnahmen. Dass die Fälle "explodieren" liegt ja primär nicht am steigender R-Wert, sondern daran, dass bei gleichem R-Wert aufgrund des immer höheren Ausgangswertes die Anzahl der täglichen Neuinfektionen immer schneller zunimmt.
Auf der anderen Seite haben ich mit zunhemender Immunität einen hemmenden Einfluss, welcher den R-Wert wieder drückt und sich irgendwann auch in der Anzahl an Neuinfektionen bemerkbar macht (wenn ich also das umgangsprachliche "exponentielle Wachstum" verlasse und in eine "lineare Phase" eintrete. In Wahrheit ändert sicher aber nur der R-Wert).

Hafu 08.10.2020 18:02

Übrigens hier mal ein Update zu (möglichen)positiven Begleiteffekten der Pandemie und der Maskenpflicht:

Ich arbeite seit 20 Jahren in derselben Klinik und wir haben normalerweise jedes Jahr um diese Zeit (ab etwa Ende September/ Anfang Oktober) die erste große Welle an banalen Erkältungsinfekten (Rhinitis, Bronchitis, grippale Infekte) rollen.

Fast alle unsere Patienten sind wegen kürzlich stattgehabter großer Operationen und des damit verbundenen Stresses für den Organismus sowie wegen des oft erheblichen Blutverlustes immunsupprimiert und maximal empfänglich für solche Infekte.

Jedes Jahr springen diese Infekte dann auch auf Physiotherapeuten und Masseure über, die den Patienten im Schnitt wesentlich näher und länger nahe kommen als z.B. Ärzte oder Pflegekräfte.

Normalerweise sind im Oktober/November von 80 Therapeuten stets mindestens 10 krankgeschrieben (10% - 15% Krankheitsquote ist auch die übliche Quote für das Gesundheitswesen bezogen aufs gesamte Kalenderjahr).

Aktuell (und das schon seit Wochen; eigentlich seit Beginn der Pandemie) haben wir unter allen 260 Patienten keinen einzigen mit Erkältungssymptomen. Niemanden der Halstabletten, Schnupfenspray, Gurgellösungen usw. benötigt, was wir normalerweise im Herbst zweimal die Woche nachbestellen müssen. Auch die Krankheitsquote unter dem Personal und insbesondere den Therapeuten ist auffallend niedrig (aktuell lediglich zwei Krankmeldungen), obwohl (im Gegensatz zu früheren Jahren) die ausdrückliche Maxime gilt, schon mit Halsschmerzen sich krank zu melden und sicherheitshalber einen Covid-19-Abstrich durchführen zu lassen.

Unabhängig davon, inwieweit die ganzen Hygienemaßnahmen helfen, die Covid-19-Zahlen im Mikrokosmos unserer Klinik unter Kontrolle zu halten, helfen sie offensichtlich auch exzellent, die Zahl banaler Infekte/Erkältungssymptome auf frappierend niedrigem Niveau zu halten.
Ich bin gespannt, wie das in den nächsten Monaten weitergeht.

FinP 08.10.2020 18:18

Man muss sich mal die ganzen Zahlen für die Entwicklungen von Noroviren, Masern, Windpocken etc ansehen, mit denen wir in meinem Berufsfeld immer wieder umgehen müssen.
Ist quasi nicht mehr existent.

Wird auch durch die Graphiken des Landesgesundheitsamts BW schön gezeigt.

Masern: https://www.gesundheitsamt-bw.de/lga...en/Masern.aspx
Noro: https://www.gesundheitsamt-bw.de/lga...Norovirus.aspx

keko# 08.10.2020 20:30

Unsere Nachbarstadt Esslingen wurde heute zum Hotspot erklärt. Ausgangspunkt ist wohl ein DHL-Frachtzentrum, in dem Flüchtlinge arbeiten, die in Gemeinschaftsunterkünften wohnen. In der Schule meiner Frau haben 2 Lehrer Corona. Man erwägt eine Schulschließung ab Montag. In der Schule, in der unsere Kleine geht, hat ein Mädchen Corona. Die Abistufe ist seit gestern daheim und somit unsere Kleine auch. Unsere Große genießt seit 2 Wochen in Frankreich Online-Vorlesungen.
Ich weile derweil aus dem Homeoffice entspannt der Dinge und dem sich anbahnenden Chaos. ;)

LidlRacer 08.10.2020 21:50

Ich finde, die Welt braucht mehr Mai Thi Nguyen-Kim (maiLab), die übrigens kürzlich wie Drosten das Bundesverdienstkreuz erhalten hat, daher nehmt dies:

Corona hat meine Meinung geändert (In erster Linie geht's gegen Bhakdi.)

Vor Corona war ich der festen Überzeugung: Wir brauchen mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Medien - für mehr wissenschaftliche Aufklärung!
Doch so wie es momentan läuft, sorgen mehr Wissenschaftler in den Medien nur für mehr Verwirrung. Was wir zuerst brauchen, ist eine Qualitätskontrolle der Wissenschaftskommunikation.

INHALT
0:00 Corona hat meine Meinung geändert
0:53 Wissenschaft kann man trauen, Wissenschaftlern nicht
6:02 Kann man maiLab trauen??
7:29 Warum Experten nicht immer richtig liegen
10:11 Das Bhakdi-Phänomen: Große Bühne für Schwarze Schafe
13:53 Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
15:39 Bundesverdienstkreuz waaaaaas

BananeToWin 08.10.2020 22:44

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1556935)
Qualitätskontrolle der Wissenschaftskommunikation.

Und diese übernimmt dann wer? Mai Thi Nguyen-Kim?

Hafu 08.10.2020 22:53

Zitat:

Zitat von BananeToWin (Beitrag 1556938)
Und diese übernimmt dann wer? Mai Thi Nguyen-Kim?

Der Kanal von Mai Thi mag zwar auf den ersten Blick "selbstgestrickt" aussehen wie übliche YT-Kanäle wird aber tatsächlich von der Funk-Mediengruppe produziert, die wiederum ein Tochterunternehmen von ARD und ZDF ist.

Somit sind hier redaktionelle Kontrollen und Beachtung der Prinzipien des Rundfunkstaatsvertrages weitgehend gewährleistet.

LidlRacer 08.10.2020 22:59

Zitat:

Zitat von BananeToWin (Beitrag 1556938)
Und diese übernimmt dann wer? Mai Thi Nguyen-Kim?

Zumindest im Fall Bhakdi hat sie das ja gut gemacht.

Ansonsten habe ich keine Ahnung. Aber Leute mit Ahnung können das ja mal diskutieren ...

Habe übrigens gerade erstmalig ihr Video von Anfang April gesehen:

Corona geht gerade erst los

Kitas, Schulen, Geschäfte sind geschlossen, soziale Kontakte auf ein Minimum eingeschränkt. Viele sind gerade arbeits- oder auftragslos, Andere arbeiten sich gerade kaputt, um das Land am Laufen zu halten. Wie lange müssen wir diesen Ausnahmezustand aushalten und wie können wir schnellstmöglich zur Normalität zurück kommen? So viel vorweg: Es wird länger dauern, als die meisten denken.


Das ist immer noch sehr sehenswert, und sie müsste m.E. keine ihrer Aussagen revidieren, und dem einen oder anderen könnte das auch heute noch wesentliche Erkenntnisse liefern.

LidlRacer 08.10.2020 23:02

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556939)
Funk-Mediengruppe

Eigenwerbung! :-(( ;)

PS: Ich darf mir das gar nicht ansehen!
"Funk richtet sich an Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren"
:Traurig:

Hafu 08.10.2020 23:24

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1556941)
Eigenwerbung! :-(( ;) :

Schön wär's:Lachanfall:
Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1556941)
PS: Ich darf mir das gar nicht ansehen!
"Funk richtet sich an Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren"
:Traurig:

Das wusste ich auch noch nicht. Muss ich wohl notgedrungen mein Abo löschen, obwohl ich auch jenseits der zielgruppe Mai erfrischend sympathisch und informativ finde.;)


Jetzt wird es bizarr:

Der Wendler (den ich genaugenommen nur aus dem Neo Magazin Royal kenne) erklärt sein "Ausscheiden als Juror aus DSDS aus Protest gegen die Bundesregierung", weil er RTL als "Staatsfunk" betrachtet, so wie das zensierte Facebook!:Maso:

(Auch in diesem Video wird Prof Bakhdi gepriesen; die Qanon-Bewegung entwickelt sich in Richtung religiöse Sekte)

LidlRacer 08.10.2020 23:42

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556944)
Jetzt wird es bizarr:

Der Wendler (den ich genaugenommen nur aus dem Neo Magazin Royal kenne) erklärt sein "Ausscheiden als Juror aus DSDS aus Protest gegen die Bundesregierung", weil er RTL als "Staatsfunk" betrachtet, so wie das zensierte Facebook!:Maso:

(Auch in diesem Video wird Prof Bakhdi gepriesen; die Qanon-Bewegung entwickelt sich in Richtung religiöse Sekte)

Der Wahnsinn ist offenbar ansteckend. Ein Verlust für DSDS ist der Abgang dieses Schlumpfs keinesfalls, wie auch der Dieter meint:

Dieter Bohlen zum Wendler-Eklat: "Die größten Probleme erledigen sich von selber"

PS: Leider gilt letzteres nicht für Corona.

ThomasG 09.10.2020 03:32

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556939)
Der Kanal von Mai Thi mag zwar auf den ersten Blick "selbstgestrickt" aussehen wie übliche YT-Kanäle wird aber tatsächlich von der Funk-Mediengruppe produziert, die wiederum ein Tochterunternehmen von ARD und ZDF ist.

Somit sind hier redaktionelle Kontrollen und Beachtung der Prinzipien des Rundfunkstaatsvertrages weitgehend gewährleistet.

Das habe ich vor Monaten auch herausgefunden.
In den Videos, die ich sah, wirkte alles tatsächlich so auf mich, als ob alles vollständig das Werk von ihr wäre, was man schon als eine Täuschung auffassen kann.

ThomasG 09.10.2020 06:22

Ich habe mir eben ein Video noch einmal angehört und angesehen und gebe hiermit zu, dass meine Aussage in dem Beitrag vor diesem etwas übertrieben ist, denn beispielsweise fällt ja auch ab und zu das Wort wir und irgendwer muss sie ja auch aufgenommen haben.
Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass das Video absichtlich so erstellt wurde, dass die Sprecherin bzw. Moderatorin so herüberkommt, als hätte sie einen ganz großen Teil des Videokonzepts und der Recherche usw. usf. selbst erstellt bzw. gemacht.
Mir wäre es peinlich, wenn es auf einige oder gar viele Menschen mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit so wirken könnte, als hätte ich deutlich mehr geleistet, als ich es tatsächlich getan habe.

Sollte es tatsächlich so gewesen sein, dass Mai Thi Nguyen-Kim maßgeblichen, direkten Einfluß auf das gesamte Endwerk inklusive Recherche, Auswahl und Aufbereitung von Quellen bzw. Quelleninformationen genommen hat, dann müsste ich mich für meine Worte entschuldigen.
Ich halte das aber für sehr unwahrscheinlich.
Selbst dann, denke ich ist es wahrscheinlich, dass sie bestimmte Quellen von vornherein bevorzugt und andere abgelehnt hat.

Meine Worte beziehen sich auf dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=czzrPQIg54Q (Corona im Herbst | Ändern Schnelltests alles?)

MattF 09.10.2020 07:20

Es wird ja verlangt, dass nicht nur auf Infiziertenzahlen geschaut wird, sondern auf tatsächlich Kranke, Belegung der Intensivbetten und damit letztlich Tote.

Das bedeutet es nämlich, wir würden darüber diskutieren oder festlegen, dass wir 100, 1000 oder wie viele eigentlich Tote wir pro Woche zulassen.

Ich frage mich ob man das tatsächlich diskutieren will?

Das man das natürlich auch bei den Querdenkern nicht will zeigt die Diskussion um mit oder an Corona gestorben. Die Toten würden nämlich dann wegdiskutiert und das Gewissen beruhigt mit dem Argument, dass sie eh gestorben wären.

Estebban 09.10.2020 07:30

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1556948)
Ich habe mir eben ein Video noch einmal angehört und angesehen und gebe hiermit zu, dass meine Aussage in dem Beitrag vor diesem etwas übertrieben ist, denn beispielsweise fällt ja auch ab und zu das Wort wir und irgendwer muss sie ja auch aufgenommen haben.
Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass das Video absichtlich so erstellt wurde, dass die Sprecherin bzw. Moderatorin so herüberkommt, als hätte sie einen ganz großen Teil des Videokonzepts und der Recherche usw. usf. selbst erstellt bzw. gemacht.
Mir wäre es peinlich, wenn es auf einige oder gar viele Menschen mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit so wirken könnte, als hätte ich deutlich mehr geleistet, als ich es tatsächlich getan habe.

Meine Worte beziehen sich auf dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=czzrPQIg54Q (Corona im Herbst | Ändern Schnelltests alles?)

In deinem verlinkten Video steht groß in der Beschreibung:
MaiLab wird produziert von Mai-Thi Nguyen-Kim für funk (ARD & ZDF).

Wenn man deine Argumentation weiter spinnt kann man auch sagen „ich finde Jan Hofer erweckt den Eindruck als hätte er die Tagesschau komplett selbst produziert, das ist fast schon mutwillige Täuschung“

Was soll sie machen? Alle 20 Sekunden nochmal kurz einwerfen, dass sie nicht alleine ist?
Sie kann auch nicht jede Form von mangelnder medienkompetenz abholen..

Bockwuchst 09.10.2020 08:08

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1556948)
Ich habe mir eben ein Video noch einmal angehört und angesehen und gebe hiermit zu, dass meine Aussage in dem Beitrag vor diesem etwas übertrieben ist, denn beispielsweise fällt ja auch ab und zu das Wort wir und irgendwer muss sie ja auch aufgenommen haben.
Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass das Video absichtlich so erstellt wurde, dass die Sprecherin bzw. Moderatorin so herüberkommt, als hätte sie einen ganz großen Teil des Videokonzepts und der Recherche usw. usf. selbst erstellt bzw. gemacht.
Mir wäre es peinlich, wenn es auf einige oder gar viele Menschen mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit so wirken könnte, als hätte ich deutlich mehr geleistet, als ich es tatsächlich getan habe.

Sollte es tatsächlich so gewesen sein, dass Mai Thi Nguyen-Kim maßgeblichen, direkten Einfluß auf das gesamte Endwerk inklusive Recherche, Auswahl und Aufbereitung von Quellen bzw. Quelleninformationen genommen hat, dann müsste ich mich für meine Worte entschuldigen.
Ich halte das aber für sehr unwahrscheinlich.
Selbst dann, denke ich ist es wahrscheinlich, dass sie bestimmte Quellen von vornherein bevorzugt und andere abgelehnt hat.

Meine Worte beziehen sich auf dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=czzrPQIg54Q (Corona im Herbst | Ändern Schnelltests alles?)

Das soll halt frisch und jugendlich rüber kommen. Das ist das Konzept. Ich finde es trotzdem gut gemacht, gut recherchiert und gut erklärt.
Jede Sendung die jemals von irgendjemand produziert wird bevorzugt irgendwelche Quellen, das ist doch klar und liegt in der menschlichen Natur. Wer Medienkompetenz besitzt erkennt das, kann glaubwürdige von unglaubwürdigen zumindest grob unterscheiden, glaubt nicht blind alles und konsumiert bei Bedarf mehrere Medien.

Bockwuchst 09.10.2020 08:12

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1556944)
Schön wär's:Lachanfall:


Das wusste ich auch noch nicht. Muss ich wohl notgedrungen mein Abo löschen, obwohl ich auch jenseits der zielgruppe Mai erfrischend sympathisch und informativ finde.;)


Jetzt wird es bizarr:

Der Wendler (den ich genaugenommen nur aus dem Neo Magazin Royal kenne) erklärt sein "Ausscheiden als Juror aus DSDS aus Protest gegen die Bundesregierung", weil er RTL als "Staatsfunk" betrachtet, so wie das zensierte Facebook!:Maso:

(Auch in diesem Video wird Prof Bakhdi gepriesen; die Qanon-Bewegung entwickelt sich in Richtung religiöse Sekte)

Sein Manager hat bei Pocher erzählt er hätte mit ihm telefoniert und er wäre ihm psychisch sehr labil vorgekommen um nicht zu sagen krank. RTL hat alle Verträge gekündigt. Er (der Manger) glaubt, Karriere beendet. Ob man das jetzt bei Pocher breit treten muss ist wieder ne andere Frage.

ThomasG 09.10.2020 08:55

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1556951)
In deinem verlinkten Video steht groß in der Beschreibung:
MaiLab wird produziert von Mai-Thi Nguyen-Kim für funk (ARD & ZDF).

Wenn man deine Argumentation weiter spinnt kann man auch sagen „ich finde Jan Hofer erweckt den Eindruck als hätte er die Tagesschau komplett selbst produziert, das ist fast schon mutwillige Täuschung“

Was soll sie machen? Alle 20 Sekunden nochmal kurz einwerfen, dass sie nicht alleine ist?
Sie kann auch nicht jede Form von mangelnder medienkompetenz abholen..

Das Video hat das Ziel vor allem Menschen ab 14 Jahren zu erreichen.
Es ist in meinen Augen überwiegend so gestaltet, dass vor allem jungen Leute stark von Mai Thi Ngyuyen-Kim beeinflusst bzw. beeindruckt werden können.
Menschen tragen mindestens zwei Ebenen in sich denke ich mal als interessierter Laie in Bezug auf solche Gegebenheiten:
Sie bemühen sich auf der einen Seite darum sich gut und objektiv zu informieren und sich dadurch z.B. Entscheidungskometenezen zu erarbeiten, aber sie werden auch durch ihr Unterbewustsein stark beeinflußt.
Ich glaube, dass dieses Video sehr stark das Unterbewusstsein anspricht.

TriAdrenalin 09.10.2020 09:04

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1556962)
...
Ich glaube, dass dieses Video sehr stark das Unterbewusstsein anspricht.
...

Wie jeder Beitrag.

TriAdrenalin 09.10.2020 09:08

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1556951)
In deinem verlinkten Video steht groß in der Beschreibung:
MaiLab wird produziert von Mai-Thi Nguyen-Kim für funk (ARD & ZDF).

Wenn man deine Argumentation weiter spinnt kann man auch sagen „ich finde Jan Hofer erweckt den Eindruck als hätte er die Tagesschau komplett selbst produziert, das ist fast schon mutwillige Täuschung“

Was soll sie machen? Alle 20 Sekunden nochmal kurz einwerfen, dass sie nicht alleine ist?
Sie kann auch nicht jede Form von mangelnder medienkompetenz abholen..

Danke, Estebban!
Und nur zur Info, da es nicht immer allgemein bekannt ist. Jan Hofer ist ein Sprecher, der abliest, was man ihm vorgibt.

Estebban 09.10.2020 09:09

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1556962)
Das Video hat das Ziel vor allem Menschen ab 14 Jahren zu erreichen.
Es ist in meinen Augen überwiegend so gestaltet, dass vor allem jungen Leute stark von Mai Thi Ngyuyen-Kim beeinflusst bzw. beeindruckt werden können.
Menschen tragen mindestens zwei Ebenen in sich denke ich mal als interessierter Laie in Bezug auf solche Gegebenheiten:
Sie bemühen sich auf der einen Seite darum sich gut und objektiv zu informieren und sich dadurch z.B. Entscheidungskometenezen zu erarbeiten, aber sie werden auch durch ihr Unterbewustsein stark beeinflußt.
Ich glaube, dass dieses Video sehr stark das Unterbewusstsein anspricht.

Auch 14 Jährige sind - offenbar im Gegensatz zu dir - in der Lage mit YouTube umzugehen. Das ist deren Leitmedium. Kannst dich ja mal umhören, wer unter den 14 jährigen weiß welcher YouTuber bei wem unter Vertrag stehtY
Nochmal - was soll sie machen, außer in der Videobeschreibung groß und breit darauf hinzuweisen? Einen 5 minütigen disclaimer vornan stellen und nochmal das Prinzip ÖRR erklären? Einmal oder in jedem Video?
Setze dich doch mit ihren Argumenten auseinander anstatt irgendwas herbeizukonstruieren was ganz offensichtlich nicht stimmt.
Bei sonstigen Professoren von der YouTube-Universität der schwurbelschaften bist du doch auch nicht so quellenkritisch?

Lucy89 09.10.2020 09:15

Zitat:

Zitat von BananeToWin (Beitrag 1556870)
Ich würde diesen Punkt gerne nochmal diskutieren, weil es Kritiker und Befürworter der Maßnahmen glaube ich oft aneinander vorbei reden.

Was heißt denn exponentiell? Exponentiell heißt nach meinen Verständnis:

Anzahl Neuinfektionen = R^t. Also Reproduktionszahl hoch Replikationszeit (bzw. durchschnittliche Zeit zwischen eigener Ansteckung und der Ansteckung von anderen).

Wenn ich nun als Basis (Reproduktionszahl) 2 annehme, dann habe ich ein klassisches exponentielles Wachstum, das sehr schnell "explodieren" würde. Für Zahlen größer 2 natürlich umso mehr.

Wenn ich als Reproduktionsfaktor 1 annehme, bleiben die Fälle konstant. Das kann man auch noch mit einer Exponentialfunktion modellieren, ist aber in Wahrheit eine konstante Funktion.

Eine Reproduktionszahl zwischen 1 und 2 bedeuted ebenfalls exponentielles Wachstum, aber eben nicht ganz so steil wie bei größeren Werten für R.

R kleiner Null ist ebenfalls exponentiell, aber eben exponentiell abnehmend, die Fälle werden weniger.

Das Probem an der Geschichte ist doch folgendes: Die Modellierung der Anzahl an Neuinfektionen mithilfe einer Exponetialfunktion setzt voraus, dass die Reproduktionszahl über einen genügend langen Zeitraum stabil bleibt. Und genau das ist das Probem. Man müsste die Formel ergänzen zu:

Anzahl Neuinfektionen = R(x)^t

mit einem von verschiedenen Faktoren abhängendem und sich über die Zeit ändernden Reproduktionsfaktor R(x). Genau dieses Phänomen hat man ja um die Zeit des Lockdowns gesehen, dass der R-Wert schlagartig nach unten geht von über 3 auf um die 1. Insofern kann ich immer behaupten, dass das Wachstum exponentiell sei, das heißt aber nicht, dass es zwingend "explodieren" muss. Ein exponentielles Wachstum mit einer konstanten Basis (R-Wert) von 1,1 wächst eine sehr lange Zeit viel langsamer als ein sehr steiler linearer Anstieg.

Natürlich modelliert niemand den Krankheitsverlauf ernsthaft mit R^t. Von exponentiallem Wachstum ganz allgemein spricht man, weil die meisten sich was darunter vorstellen können. Geht man weiter ins Detail, wird das schwierig, denn die Zusammenhänge sind ja doch viel komplexer.

R(x)^t ist ja trotzdem eine Exponentialfunktion, deren Verlauf natürlich extrem abhängig von R(x) ist. Und letztendlich setzt sich R aus mehreren Faktoren zusammen, sodass dieses x auch mehrdimensional ist. Das Modell ist also komplex und ändert sich täglich, wenn man allerdings den 7-Tage R-Wert nimmt, zumindest nicht ganz so extrem. Durch die zusätzliche Angabe der Prädiktionsintervalle kann man den Verlauf natürlich ein bisschen nach oben und unten abschätzen. Allerdings kann man natürlich nur in die sehr nahe Zukunft schauen, eben aufgrund dieser Schwankungen, denen R unterliegt. Ich kann natürlich mit R=1.1 eine Prognose für Dienstag in 3 Wochen treffen, aber die wird höchstwahrscheinlich arg daneben liegen und maximal als sehr grobe untere Schranke dienen.

mum 09.10.2020 09:22

Aus der heutigen Basler-Zeitung - Ich kanns nicht anders "verlinken" - Sorry wenn zu lange.

Auf jeden Fall lesenswert.




«Es gibt ein interessantes Bild aus einem frühen Analysepapier zu Corona: Der Hammer und der Tanz. Manchmal muss man hart zuschlagen, mit einem Lockdown, und manchmal muss man flexibel mit der Situation umgehen, damit leben. Ich finde das zutreffend.»
Markus Wild verwendet dieses schöne Bild, wenn er heute über den Umgang mit dieser Pandemie spricht, die ja immer noch ungewohnt ist, schwer handhabbar sowieso. Wild ist Philosophie-Professor an der Universität Basel, und er hat sich schon vor einem halben Jahr in der «Basler Zeitung» dezidiert zu Corona geäussert, wie zwei andere Professoren auch. Die Experten zeichneten düstere Szenarien.
Wie sieht es heute aus?
***
«Es wird teuer, das ist klar.»
Diese Geschichte beginnt im April, während des Lockdown, und sie beginnt mit mutigen Voten von Stefan Felder, Gesundheitsökonom an der Universität Basel. Er hat es gewagt, bereits nach wenigen Wochen in der gefühlten oder tatsächlichen Isolation zu sagen: «Wir müssen darüber sprechen, wie viel uns diese Pandemie kostet, und auch darüber, wie viel Wert ein Menschenleben hat.»
Heute sagt er: «Die Menschen haben auch unabhängig von den staatlichen Massnahmen reagiert, wie man am Beispiel Schweden lernen konnte. Der Lockdown im Frühling bedeutete eine grosse zusätzliche Belastung für Wirtschaft und Gesellschaft. Wie gross sie war, ist schwer zu sagen, aber auf 20 Milliarden Franken dürften sich die Kosten bei gleichzeitig wenig Wirkung auf der gesundheitlichen Seite schon belaufen.»
Die Rechnung ist gesalzen
Was gerade passiert, beschreibt er wenig begeistert: In diesem Jahr wird mit einem BIP-Verlust von fünf Prozent (oder 35 Milliarden Franken) gerechnet. Felder trifft eine Annahme: Wenn nur ein Fünftel, also 7 Milliarden, auf überzogenes staatliches Handeln zurückzuführen ist – zusammengerechnet mit den zusätzlichen staatlichen Ausgaben: «Dann kommt ein zweistelliger Milliardenbetrag zustande für wie viele gerettete Leben? 500? 1000? Die Rechnung jedenfalls ist gesalzen.»
Gar nicht glücklich ist Felder mit den Massnahmen des Bundes: «Was ich sehr kritisch sehe: Die derzeitige Teststrategie hat kaum einen Nutzen. Covid-19 tritt so selten auf, dass selbst bei ausgezeichneter Testgüte viel mehr falsch-positiv als falsch-negativ getestete Fälle auftreten. Man sollte sich beim Testen auf jene Personen beschränken, die deutliche Symptome zeigen.» Also: ältere Menschen und jene mit Vorerkrankungen.

Gute Frage: Braucht es eine Maskenpflicht?
Foto: Nicole Philipp/Tamedia AG
Ein Beispiel: Momentan beträgt die Zahl der täglichen Neuinfektionen rund 1000. Bei einer Ansteckungszeit von fünf Tagen laufen in der Schweiz maximal 5000 infizierte Personen rum oder 59 pro 100’000 Einwohner. Felder sagt: «Die Wahrscheinlichkeit, in der Öffentlichkeit auf eine infizierte Person zu treffen, ist so klein, dass sich beispielsweise eine Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr ausserhalb der Stosszeiten nicht rechtfertigen lässt.»
***
«Der Staat muss, wenn er in das öffentliche Leben eingreift, die Verantwortung für sein Handeln übernehmen.»
In durchaus bedrückter Stimmung ist auch Andreas Brenner, Wirtschaftsethiker an der Universität Basel. Im April hat er Felder zwar widersprochen und gesagt, eine Menschenleben zu verrechnen, das verbiete sich. Die Massnahmen jedoch haben beide dezidiert kritisiert. Und heute, ja heute sieht das nicht anders aus.
Brenner, der in dieser Zeit ein Buch geschrieben hat – «CoronaEthik: Ein Fall von Global-Verantwortung?» –, sagt zwar, dass der Lockdown ethisch integer begründet gewesen sei, da es darum gegangen sei, «einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern».
Bei dessen Folgen sei man der Verantwortung aber nicht gerecht geworden. Der grosse Lockdown sei zwar vorbei, aber unser Leben weiterhin stark eingeschränkt: Das öffentliche Leben sei immer noch nicht wieder voll in Gang gekommen, Kultur- und Sportveranstaltungen fänden nur eingeschränkt statt, politische Veranstaltungen seien in den virtuellen Raum gedrängt worden. «Das alles beschädigt die Gesellschaft.»
Die Folgen sind massiv: Die Schwächeren sind immer die Schwächeren. Das beginnt beim Homeoffice, Einkommensschwache haben in der Regel kleinere Wohnungen, müssen also Arbeits- und Wohnplatz zusammenbringen, haben auch oft keinen Balkon oder Garten für Erholung.
Brenner sagt: «Für viele Berufsgruppen gibt es gar nicht die Möglichkeit von Homeoffice, viele Menschen wurden daher in die Kurzarbeit geschickt oder haben als Kleinstselbstständige gar kein Einkommen mehr gehabt. Steigen nun, wie zu erwarten ist, die Preise für den Grundbedarf, werden sie wieder die Verlierer sein.»
***
«Einen zweiten Lockdown darf es nicht geben.»
Felder betont diesen Satz besonders stark – und sagt, dass uns ein Verhindern dieser Extremmassnahme vor überzogenen staatlichen Massnahmen schütze.
Schon das Ausmass des ersten war ja brutal. Brenner sagt: «In weiten Teilen Afrikas etwa sterben viele Menschen nicht an Corona, sondern wegen der Corona-Bekämpfungsmassnahmen der reichen Länder. 50 Millionen Menschen sind in die extreme Armut gerutscht, weil sie auf den Export in die reichen Länder angewiesen waren. Hunderttausende Kinder sind dadurch gestorben.»

Ein leeres Corona-Spitalzimmer. Wie viele Leben haben wir gerettet? 500? 1000?
Foto: Franziska Rothenbühler
Was also tun? Felder sieht auch Positives: «Die Therapie ist viel besser geworden. Die Mediziner haben gelernt, wie sie Kranke mit Sauerstoff versorgen können, ohne sie künstlich beatmen zu müssen. Zudem steuert man die Versorgung der Erkrankten heute viel besser. Das heisst: Die zweite Welle, wenn sie denn kommt, wird deutlich weniger gefährlich werden als die erste.»
Die Gesellschaft verstummt
Die Politik jedoch zaudert, mal wird gelockert, mal verschärft – je nachdem, wie sich die Fallzahlen präsentieren. Brenner sagt: «Ich glaube, ein Fehler der Politik war, dass sie ihre Entscheidungen auf eine zu schmale wissenschaftliche Basis abgestützt hat: Es gab in jedem Land ein, zwei Experten aus der Virologie, auf die die Regierungen ihre Entscheidungen abgestützt haben. All die anderen Experten der Wissenschaftsgesellschaft erschienen der Politik verzichtbar.»
Mediziner hätten, so Brenner, bei einer solch komplexen Krankheit auch Wichtiges zu sagen gehabt, oder die Ökonomen, die entscheidende Inputs hätten geben können, wie ein Lockdown und vor allem seine Aufhebung zu bewerkstelligen ist und welche weltwirtschaftlichen Auswirkungen dieser hat, Psychologen hätten die Regierung beraten können, wie die mit dem Lockdown verbundene Isolation auf die Psyche vieler Menschen wirkt – und Soziologen und Politologen, wie sich Gesellschaft und Demokratie durch die Massnahmen verändern. «Die Fokussierung auf die Virologie, von der weit über 99 Prozent der Bevölkerung keine Ahnung hat, hat den zu beobachtenden Verstummungseffekt weiter verstärkt. Die Politik, aber auch die Medien haben da versagt.»
***
«Besorgte Bürger und engagierte Wissenschaftler werden als Verschwörungstheoretiker bezeichnet und mit diesem Totschlagargument mundtot gemacht – und ihr Ruf beschädigt.»
Eine Debatte, sagt Brenner, habe nicht stattgefunden, vor allem keine öffentliche. Ganz anders als vor elf Jahren, erinnert er sich: «Ein ungleich weniger einschneidendes Ereignis, die Finanzkrise vor elf Jahren, hat damals noch eine intensive und höchst kontroverse Debatte ausgelöst. Das hat die Gesellschaft damals gestärkt. Heute dagegen werden Positionen diffamiert.» Dabei werde vollkommen übersehen, dass der Begriff des Verschwörungstheoretikers zutiefst antiaufklärerisch sei.

Sind alle Corona-Demonstranten auch Verschwörungstheoretiker?
Foto: Susanne Keller
Brenner befürchtet, dass die Menschen, je länger dieser Zustand andauert, immer weniger wissen, auf was sie sich verlassen können, dass das Vertrauen in die Zukunft schwindet: «Politiker, die in dem Zusammenhang von einer neuen Normalität sprechen, machen die Sache nicht besser.»
Der Begriff «neue Normalität», eine Erfindung des Polit-Marketings, solle die Menschen glauben lassen, dass das, was an Einschränkung bleibe, nun auf immer normal sei. Das klinge nicht gerade optimistisch.
***
«Ich befürchte, dass der Lockdown im Frühling nicht der letzte bleiben wird. Nicht zwingend wegen Corona, sondern weil eine nächste Pandemie, ausgelöst durch eine Zoonose, in meinen Augen wahrscheinlich ist.»
Tierphilosoph Wild glaubt zumindest nicht so bald an eine alte Normalität. Und er sagt auch etwas, das besonders gefährlich scheint. Der Umgang mit den Kindern im Lockdown war nicht gut, die Begrenzung an sozialen Kontakten, die ungenügende Bewegung: «Diese Phänomene sind nicht neu, aber haben sich zum ersten Mal in dieser Schonungslosigkeit offenbart.»
Ebenfalls gefährdet sei die psychische Gesundheit bei Kindern, sagt Wild: «Die Angst vor Tod und Krankheit darf man nicht unterschätzen. Horrorbilder wie aus Bergamo haben einen Einfluss.» Das sehe man auch beim Thema Klimawandel.
Wirtschaftliche Sorgen, gesellschaftliche Probleme – und Angst, überall. Die Prognosen: Sie bleiben düster.

Bockwuchst 09.10.2020 09:22

https://www.spiegel.de/gesundheit/co...6-b820553ff3ba

"Das Virus ist doch schon überall". Interessant zu lesende Einschätzung eines Epidemiologen, der sagt die Maßnahmen, die wir zu Beginn erfriffen haben, waren wichitg zur Verlangsamung, aber jetzt sind wir mittendrin und müssen die Strategie ändern.
Er bleibt dann leider ein bisschen unkonkret wie die neue Strategie ausschauen müsste.

anlot 09.10.2020 09:41

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1556949)
Es wird ja verlangt, dass nicht nur auf Infiziertenzahlen geschaut wird, sondern auf tatsächlich Kranke, Belegung der Intensivbetten und damit letztlich Tote.

Das bedeutet es nämlich, wir würden darüber diskutieren oder festlegen, dass wir 100, 1000 oder wie viele eigentlich Tote wir pro Woche zulassen.

Ich frage mich ob man das tatsächlich diskutieren will?

Das man das natürlich auch bei den Querdenkern nicht will zeigt die Diskussion um mit oder an Corona gestorben. Die Toten würden nämlich dann wegdiskutiert und das Gewissen beruhigt mit dem Argument, dass sie eh gestorben wären.

Aber genau das ist doch schon gängige Praxis. Wir akzeptieren in vielen Bereichen stillschweigend eine gewisse Anzahl an Tote. Logisch stellt sich niemand hin und verkündet eine Zahl, die ok ist.

Bockwuchst 09.10.2020 09:43

Zitat:

Zitat von mum (Beitrag 1556975)
Aus der heutigen Basler-Zeitung - Ich kanns nicht anders "verlinken" - Sorry wenn zu lange.

Auf jeden Fall lesenswert.




Also da gibt´s relativ wenig wo ich zustimmen kann. Finde viele EInschätzungen dieser Experten total falsch. Es geht schon los, dass gesagt wird, der Lockdown hätte hohe Kosten bei niedrigem Nutzen gebracht. Er war extrem teuer, da sind sich sicher alle einig. Aber ich glaube dass er auch extrem viel gebracht hat. Das ist der Grund warum wir über den ganzen Sommer kaum Infektionen hatten im Gegensatz zu Ländern wie den USA. Wir haben uns Zeit gekauft. 500 bis 1000 vermiedene Tote erscheint mir nicht plausibel. Eine ungebremste Infektionswelle hätte zu sehr vielen Infizierten in kurzer Zeit geführt, von denen zwangsläufig viele sehr krank geworden oder eben gestorben wären. Ob man da jetzt von 0,3% oder 0,9% Sterblichkeit ausgeht ist dafür egal.
Dass es nicht ausreicht, nur Menschen mit Symptomen zu testen ist doch mittlerweile Konsens, hätte ich gedacht.
Thema Masken: Vorzurechnen es gebe in der Schweiz aktuell höchstens 5000 Infizierte und die Wahrscheinlichkeit, diese zu treffen sei gering, finde ich sehr kurz gedacht.
Wo ich zustimme ist, dass die Kommunikation und der öffentliche Diskurs durchaus in Teilen auch ausbaufähig ist.

Estebban 09.10.2020 09:45

Zitat:

Zitat von anlot (Beitrag 1556982)
Aber genau das ist doch schon gängige Praxis. Wir akzeptieren in vielen Bereichen stillschweigend eine gewisse Anzahl an Tote. Logisch stellt sich niemand hin und verkündet eine Zahl, die ok ist.

Wo genau passiert das?
Beim Rauchen? Komisch, Raucher heulen einem immer wieder vor, wieviel entspannter doch früher alles war, als man mit Kindern im Flugzeug geraucht hat bis man kaum noch was gesehen hat.
Im Straßenverkehr? Komisch ist ja, dass so Dinge wie Gurtpflicht doch durchgesetzt werden.

BananeToWin 09.10.2020 09:52

Zitat:

Zitat von Lucy89 (Beitrag 1556972)
R(x)^t ist ja trotzdem eine Exponentialfunktion

Natürlich. Aber eben nicht mehr die klassische Exponentialfunktion, die immer noch schneller wächst und explodiert. Und genau das haben die meisten im Sinn, wenn sie warnen, das Virus wachse exponential.

mum 09.10.2020 10:01

Zitat:

Zitat von Bockwuchst (Beitrag 1556985)
Also da gibt´s relativ wenig wo ich zustimmen kann. Finde viele EInschätzungen dieser Experten total falsch. Es geht schon los, dass gesagt wird, der Lockdown hätte hohe Kosten bei niedrigem Nutzen gebracht. Er war extrem teuer, da sind sich sicher alle einig. Aber ich glaube dass er auch extrem viel gebracht hat. Das ist der Grund warum wir über den ganzen Sommer kaum Infektionen hatten im Gegensatz zu Ländern wie den USA. Wir haben uns Zeit gekauft. 500 bis 1000 vermiedene Tote erscheint mir nicht plausibel. Eine ungebremste Infektionswelle hätte zu sehr vielen Infizierten in kurzer Zeit geführt, von denen zwangsläufig viele sehr krank geworden oder eben gestorben wären. Ob man da jetzt von 0,3% oder 0,9% Sterblichkeit ausgeht ist dafür egal.
Dass es nicht ausreicht, nur Menschen mit Symptomen zu testen ist doch mittlerweile Konsens, hätte ich gedacht.
Thema Masken: Vorzurechnen es gebe in der Schweiz aktuell höchstens 5000 Infizierte und die Wahrscheinlichkeit, diese zu treffen sei gering, finde ich sehr kurz gedacht.
Wo ich zustimme ist, dass die Kommunikation und der öffentliche Diskurs durchaus in Teilen auch ausbaufähig ist.

Wieviel der Lockdown gebracht hat wissen wir noch nicht, denn wir stehen "irgendwie" wieder am Start...! Wenn das so ist, dann hat der Lockdown nix gebracht.

Estebban 09.10.2020 10:12

Zitat:

Zitat von mum (Beitrag 1556992)
Wieviel der Lockdown gebracht hat wissen wir noch nicht, denn wir stehen "irgendwie" wieder am Start...! Wenn das so ist, dann hat der Lockdown nix gebracht.

Hatten wir in Deutschland je einen echten lockdown? Und hätte es vielleicht mehr gebracht, 4-6 Wochen ernsthaft einen lockdown umzusetzen, Grenzen zu und wir stünden heute vielleicht besser da?

Bockwuchst 09.10.2020 10:15

Zitat:

Zitat von mum (Beitrag 1556992)
Wieviel der Lockdown gebracht hat wissen wir noch nicht, denn wir stehen "irgendwie" wieder am Start...!

Ja, das ist doch so ähnlich wie ich´s gemeint hab. Der Lockdown ist wie ein Reset gewesen und wir konnten mit vergleichsweise niedrigen Zahlen nochmal anfangen. Ohne ihn wäre das ganze schon im Frühling / Frühsommer immer weiter eskaliert, Insofern hat er doch was gebracht.
Wirklich "wissen" wie effektiv gewisse Maßnahmen waren ist natürlich immer schwierig. Das kann man wahrscheinlich erst aus einer späteren Perspektive bewerten und damit werden sich Epidemiologen wahrscheinlich noch lange mit beschäftigen.

trithos 09.10.2020 10:16

Zitat:

Zitat von mum (Beitrag 1556992)
Wieviel der Lockdown gebracht hat wissen wir noch nicht, denn wir stehen "irgendwie" wieder am Start...! Wenn das so ist, dann hat der Lockdown nix gebracht.

Zum "Lockdown-Blaming" darf ich mich mal kurz selbst zitieren:

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1556906)
Einmal eine andere Sicht auf "Kollateralschäden" des Lockdown. Der Internationale Währungsfonds kann dem Lockdown durchaus etwas abgewinnen und findet, Lockdowns können (richtig konzipiert) bei einer Pandemie zu einer rascheren wirtschaftlichen Erholung beitragen.

https://www.sueddeutsche.de/wirtscha...-iwf-1.5059455

Interessant finde ich den Aspekt (Zitat aus dem verlinkten Artikel):
Der freiwillige Verzicht vieler Verbraucher ist aus Sicht der Fachleute ein klarer Beleg dafür, dass eine Lockerung von Lockdowns nicht die gewünschten ökonomischen Effekte bringt, solange die Infektionsgefahr hoch ist. Es sei vielmehr genau anders herum: "Den Gesundheitsrisiken zu begegnen ist offensichtlich eine Vorbedingung für eine starke und nachhaltige wirtschaftliche Erholung."

Ich will nicht behaupten, dass diese Einschätzung stimmt. Das kann ich nicht beurteilen. Ich denke aber, man sollte die weitverbreitete Meinung, dass der Lockdown schuld an den wirtschaftlichen Problemen sei und ohne Lockdown alles viel besser wäre, ebenfalls kritisch hinterfragen.

TriVet 09.10.2020 10:22

Ad Exponentialfunktion eine Kolumne aus dem Spiegel, wo auch auf das unterbewußte "System 1" eingegangen wird:
Ich fand es erschreckend, wenn auch meine allgemeine Lebenserfahrung bestätigend, dass die Hälfte der Befragten das berühmte Beispiel mit der Verdoppelung der Seerosen falsch beantwortet.


Die Zukunft kommt schneller, als Sie denken


Zitate daraus:

In den vergangenen drei Monaten habe sich die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland dreimal verdoppelt, führte Merkel diese Woche aus, und wenn das so weitergehe, dann stehe man im Dezember bei 19.200 Neuinfektionen.

Viele Menschen wissen nicht, dass ein konstantes prozentuales Wachstum am Ende eine Exponentialfunktion ergibt, also so eine Kurve, die nach rechts immer steiler wird, bis sie fast senkrecht aussieht. Das ist aber so.

mum 09.10.2020 10:33

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1556997)
Zum "Lockdown-Blaming" darf ich mich mal kurz selbst zitieren:



Ich will nicht behaupten, dass diese Einschätzung stimmt. Das kann ich nicht beurteilen. Ich denke aber, man sollte die weitverbreitete Meinung, dass der Lockdown schuld an den wirtschaftlichen Problemen sei und ohne Lockdown alles viel besser wäre, ebenfalls kritisch hinterfragen.

Da hast Du recht - Ei/Huhn-Thematik.


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