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qbz 11.01.2025 16:52

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1768965)
Du klingst als ob Du davon ausgehst, daß die Hitler-Zitate alles reine Erfindung sind. Worauf basiert dieser Verdacht?

Da sind viele Zitate extrem gekürzt, ohne jeglichen Kontext oder Referenz verwendet und stammen aus den Kriegsjahren, z.T. bis 1944, 45. Da stand Hitler bekanntlich schon unter Drogen und hat sich viele Monate in der Wolfsschanze verschanzt, sich mit Landkarten und Armeen auf dem Papier beschäftigt und fast jeden Bezug zur Realität verloren, eben halluzinatorisch. Ich mache mir jetzt nicht die Mühe, jedes einzelne Zitat kritisch zu untersuchen und beschreibe nur meinen persönlichen Eindruck beim lesen. Ich meine, mit der willkürlichen Auswahl und Verwendung von Zitaten und der "Methodik" könnte ich z.B. alles mögliche für Trumps Einstellung konstruieren, wie es mir gerade gefällt. Das "antikapitalistische" Element bei Hitler war immer antisemitisch, bezogen auf das raffende jüdische Kapital, und in der Praxis hat er dem deutschen Grosskapital enorme Gewinne versprochen durch die Unterdrückung der Arbeiterschaft und ihrer Organisationen und der imperialen Expansion (mehr Raum...), und den Juden alles genommen und umverteilt.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1768965)
Kriegswirtschaft mit staatlicher Lenkung ist m.M.n. nie rein kapitalistisch, sondern eine Form von Planwirtschaft, wie ihn auch linke Diktaturen praktizierten.

Kapitalistisch funktioniert eine Wirtschaft, per Definitionem, solange wie die Produktionsmittel im privaten Besitz sind und die Lohnabhängigen, frei von Produktionsmitteln, den PM-Besizern ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, welche damit den Mehrwert sprich Profit für sich erzeugen, unabhängig vom Grad der staatlichen wirtschaftlichen Planung und Lenkung.

Deswegen ist auch die Wirtschaftsform Chinas z.B. kapitalistisch, wenn auch z.T. mit hohen Staatsanteilen. Nicht, welche Bereiche geplant werden oder nicht, (im 3. Reich vor allem die Rüstung) definieren kapitalistisch / sozialistisch, sondern allein der Besitz an den Produktionsmitteln.---- Deswegen: kapitalistische Kriegswirtschaft im 3. Reich. Auch Russland hat heute eine solche, (Ps. Die Ampel hat mit Rheinmetall auch feste Lieferverträge und Quoten vereinbart z.B..). Auch die USA hat während des 2. Weltkrieges ihre kapitalistische Rüstungsindustrie staatlich geplant, mit der die Besitzer immense Gewinne erzielt haben.
Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1768965)
Relativ reinen Kapitalismus hat z.B. die Pinochet-Diktatur in Chile praktiziert, mit wirtschaftlich sogar positiver Wirkung für die Bevölkerung.

Ich kenne die Chicago Lehre von Milton Friedman und die Umsetzung in Chile. Ich lese aber zum ersten Mal, dass es damit der Bevölkerung in Chiles Diktatur nach dem Militärputsch wirtschaftlich besser ging, mal vom Terror und den Morden Pinochets ganz abgesehen. Wikipedia meint dazu:
Zitat:

Diese erste Generation der Chicago Boys bestand aus Hardlinern. Sie führten auf Anraten Friedmans eine monetaristische Schocktherapie durch. Um die Inflation zu senken wurden die Staatsausgaben um 27 % reduziert und Zolltarife von 70 auf 33 % gesenkt. Die Zentralbank erhöhte die Zinsen von 49,9 auf 178 %. Die vorhergesehene und als unvermeidlich hingenommene Folge[119] war die Rezession von 1975, die zu einer Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts am Tiefstpunkt um 15 % führte. Die Reallöhne fielen um ca. 60 %, die Arbeitslosigkeit verdoppelte sich. Kurzfristig wurden 210.000 Menschen in öffentlichen Arbeitsprogrammen beschäftigt.[120] Im Rahmen einer radikalen Steuerreform wurden die Vermögens- und die Kapitalertragsteuer abgeschafft. Die Körperschaftssteuer wurde gesenkt, gegenfinanziert wurde dies durch Einführung der Mehrwertsteuer. Unter dem Strich erfolgte eine Entlastung höherer Einkommen und Vermögen zu Lasten der niedrigerer Einkommen und Vermögen.......

Im Vergleich zu 1970 (also noch vor Allendes Reformen) waren 1975 die Ausgaben für Gesundheit um 33 % niedriger, für Erziehung um 37 %, für Wohnungsbau um 26 % und für Versicherungen um 39 %. Deutlich wird die neue Prioritätensetzung des Diktators: Statt 59 % (1970) gab der Staat 1975 nur noch 32 % der Staatsmittel für Soziales aus. Die Löhne waren 1980 (also sieben Jahre nach dem Putsch) 17 % niedriger als vor Allende.Die scharfen Rezessionen und die Reformen führten zu einer Ausweitung der Armut und der Einkommensungleichheit:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftsgeschichte_Chiles#Monetaristische_Schoc ktherapie

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1768965)
Und auch "Terror- und Willkürstaat zur Unterdrückung und maximalen Ausbeutung der Arbeiterschaft und der gesamten Bevölkerung" ist nicht spezifisch rechts, sondern generell ein Merkmal von totalitären Diktaturen.....

China z.B. kann man aktuell als Einparteien Diktatur sicher als "totalitär" bezeichnen, aber nicht als Terrorstaat wie das 3. Reich und als aggressiver, imperialistischer Kriegsstaat wie das 3. Reich, das Europa ins Unglück stürzte. Es findet keine maximale Ausbeutung der Arbeiterschaft und der Bevölkerung statt wie im 3. Reich, allerdings eine Unterdrückung ethnischer Minderheiten wie die der Uiguren oder evtl. Tibeter. Insofern ist das in meinen Augen ein billiger Trick, um die spezifische Mordmaschinerie des 3. Reiches, seine imperialitischen Kriege, den Holocaust des deutschen Faschismus hinter dem abstrakten für beide zutreffenden Oberbegriff "totalitär" veschwinden zu lassen. Es macht doch keinen Sinn und ist echt albern, den deutschen Faschismus des 3. Reiches oder Stalins Terrorherrschaft heute durch die Brille von rechts / links Kategorien einer liberalen Demokratie kategorisieren zu wollen wie der verlinkte Artikel es tut. Das führt immer zu Verfälschungen, Verharmlosungen usf.

Adept 11.01.2025 18:00

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1768962)
Nicht jeder will es. In einer Fake-News-Blase lebt es sich entspannt ohne das Ding in dem Hohlraum zwischen den Ohren zu sehr zu belasten. ;)

Man muss aber auch sagen, dass dies jetzt auch nicht alles so straight-forward ist. Um das 3. Reich zu verstehen, muss man schon tiefer reinschauen. Das sieht man z.B. an qbz's Ausführung. Nicht jeder hat solche Detailkenntnisse wir er. :Blumen:

Und wenn es also zu schwierig ist, es zu kapieren und man muss auch sagen, man kann jetzt nicht auf jedem Gebiet Experte werden, dann fängt man an, entsprechenden Politikern zu vertrauen. Ob das bei Weidel die richtige Entscheidung ist, ist eine ganz andere Frage.

Klugschnacker 11.01.2025 18:31

Ich sehe keinerlei Anlass, die Ideologie von Hitler oder seiner Partei "ideologisch neu einzuordnen". Was soll dieser Unsinn?

Adolf Hitler ist als einer der schlimmsten Verbrecher der Menscheit in die Geschichte eingegangen. Daran gibt es nichts zu relativieren.

Meik 11.01.2025 18:38

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1768983)
Was soll dieser Unsinn?

... Daran gibt es nichts zu relativieren.

Genau das. :Huhu:

An den Verbrechen des dritten Reiches gibt es nichts zu relativieren, also versucht die *zensiert* Weidel sich über die Schiene zu distanzieren. Die AfD ist rechts, Hitler ist links, mit Hitler haben wir nichts zu tun. Die Taktik ist doch ganz offensichtlich.

qbz 11.01.2025 22:04

@schwarzfahrer:
Lies mal diesen Absatz über Gregor Strasser. Er repräsentierte quasi zusammen mit Röhm (SA) den "antikapitalistischen", "sozialrevolutionären", "linken" Flügel in der NSDAP, jeweils im Konflikt / Streit mit Hitler gegen Ende der 20ziger Anfang der 30ziger Jahre. Seine Ideologie hat Hitler nie übernommen. Strasser schwenkte noch vor der Machtergreifung 1932 um auf die Hitler Fraktion in der NSDAP, indem er Kontakte zu deutschen Industriellen suchte (wie Hitler), um Spenden zu erhalten, und im Interview öffentlich erklärte (in Übereinstimmung mit Hitler):
Zitat:

„Wir erkennen das Privateigentum an. Wir erkennen die private Initiative an. Wir erkennen unsere Schulden an und unsere Verpflichtung, sie zu zahlen. Wir sind gegen die Verstaatlichung der Industrie. Wir sind gegen die Verstaatlichung des Handels. Wir sind gegen Planwirtschaft im Sowjetsinne.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gregor..._Industriellen
Trotz dieser Kehrtwende wurde auch er 1934 von Hitler und seiner Gefolgsschaft im Zuge der Liquidierung und Säuberung der NSDAP von der SA und der Röhmgruppe, also Liqidierung des früheren (pseudo) antikapitalistischen Flügels, durch SS u. Gestapo ermordet, weil er nicht mehr gebraucht worden ist, um Wählerstimmen aus der Arbeiterschaft zu holen in Konkurrenz zur SPD/KPD. Goebbels gehörte ursprünglich auch zur Strasser Fraktion, wechselte allerdings schon gegen Ende der 20ziger nach dem Bamberger Parteitag 1926, wo Hitler die künftige Richtung bestimmend vorgab, zur Hitler Gefolgsschaft, um sie "propagandistisch", das "völkisch-arische", zu verstärken. Für ihn war der "Sozialismus jüdisch verseucht." (wie auch für Hitler)

In der "Heimat" (NPD) und "Freien Kameradschaften" wie bei anderen Neonazis sollen einzelne Gruppierungen sich wieder ideologisch auf sozialrevolutionäre Ideen von Strasser beziehen.

merz 11.01.2025 22:49

Vielleicht brauchen wir auch kein Seminar Geschichte des 20. Jahrhunderts.
der Dialog am Donnerstag war so etwa:
— hey, seid ihr eigentlich Nazis?
— Nein nein, mach Dir keine Sorgen, die waren links, wir sind rechts.
—Okay. frag mich etwas über den Mars.

m.

qbz 11.01.2025 23:03

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1769005)
Vielleicht brauchen wir auch kein Seminar Geschichte des 20. Jahrhunderts.
der Dialog am Donnerstag war so etwa:
— hey, seid ihr eigentlich Nazis?
— Nein nein, mach Dir keine Sorgen, die waren links, wir sind rechts.
—Okay. frag mich etwas über den Mars.

m.

:Cheese:

Oberster Propaganda-Grundsatz für Hitler oder Goebbels war übrigens: "Lass deine Hö-
rer nicht zu kritischem Denken kommen, behandle alles simplistisch" ;-).

StefanW. 12.01.2025 07:02

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1768966)
Ja, und? ...
Daß ich solche Links hier nicht posten soll? ...

Poste solche Quellen nur weiter. Du diskreditierst Dich damit selbst. Es ist natürlich nicht egal, von wem ein Text kommt.

deralexxx 12.01.2025 09:17

Zitat:

Zitat von StefanW. (Beitrag 1769008)
Poste solche Quellen nur weiter. Du diskreditierst Dich damit selbst. Es ist natürlich nicht egal, von wem ein Text kommt.

Und auch nicht das erste mal, dass solche Hinweise kamen.

JENS-KLEVE 12.01.2025 10:15

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1768987)
Genau das. :Huhu:

An den Verbrechen des dritten Reiches gibt es nichts zu relativieren, also versucht die *zensiert* Weidel sich über die Schiene zu distanzieren. Die AfD ist rechts, Hitler ist links, mit Hitler haben wir nichts zu tun. Die Taktik ist doch ganz offensichtlich.

Die Taktik ist auch nicht neu:

- zuerst wurden Grüne und Antifa als Faschisten bezeichnet. Das klingt erstmal dämllich, wird aber seit Jahren konsequent durchgezogen und sorgt nachhaltig für Verwirrung.
- später setzte man noch einen drauf und führte den Begriff der grünen SA-Schläger ein für Teilnehmer von Anti-AFD Demos. Klingt auch dämlich, provoziert aber unheimlich gut und relativiert die Taten der SA.
- Dieses Hitler/NSDAP war links, lese ich seit ein paar Wochen Monaten in entsprechenden Kreisen. Es ist die logische Fortführung und Steigerung. Wer damit anfing kann ich nicht sagen.

Ich vermute Weidel konsumiert logischerweise selbst diese Gesprächsführungen und es ihr eher ungeplant rausgerutscht. Da sie jetzt mit ihren Aussagen außerhalb der Bubble gemessen wird, muss sie nun Argumente für ihre Quatsch-These liefern und redet sich halt um Kopf und Kragen. Was soll sie sonst machen? Ein paar Zitate vom Wahlkampf aus den 30ern und sie kann sich rauswurschteln. Für ihre Fans wird es reichen. In der Hauptschule bin ich den ganzen Tag von Jugendlichen umgeben die „Alter“ sagen. Wenn es mir mal zuhause rausgerutscht ist, versuchte ich mich mit „Alter…Schwede“ zu retten, klappte so mittelmäßig, es klingt halt trotzdem scheisse.:Lachanfall:

MattF 12.01.2025 12:36

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1769028)
Ich vermute Weidel konsumiert logischerweise selbst diese Gesprächsführungen und es ihr eher ungeplant rausgerutscht. Da sie jetzt mit ihren Aussagen außerhalb der Bubble gemessen wird, muss sie nun Argumente für ihre Quatsch-These liefern und redet sich halt um Kopf und Kragen.


Glaub ich nicht, das war bewusst.

Weidel ist komplett egal, was der politische Gegner über sie denkt.

Das ist die Trump Strategie:

Beleidige Frauen und du wirst doch gewählt von vielen Frauen.
Lass dich scheiden und lebe auch ansonsten ein komplett unchristliches Leben und die fundamentalistischen Christen wählen dich trotzdem ....

Ansonsten hast du natürlich komplett recht.

Schwarzfahrer 12.01.2025 16:36

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1768983)
Ich sehe keinerlei Anlass, die Ideologie von Hitler oder seiner Partei "ideologisch neu einzuordnen". Was soll dieser Unsinn?

Ich schrieb nie, daß man etwas neu eizuordnen hätte, sondern nur, daß es interessant sein kann, wie sich Leute zu ihrer Zeit eingeordnet haben.

In der Geschichtsschreibung wird natürlich ständig neu eingeordnet. Je nach Epoche und Zeitgeist wir die Vergangenheit immer wieder neu erklärt und eingeordnet - und meist deutlich abweichend davon, wie sich die Protagonisten in ihrer eigenen Zeit gesehen haben.

Ich finde es als Geschichtsinteressierter hoch spannend, solche Einordnungen aus unterschiedlichen Zeiten zu vergleichen, und Gemeinsamkeiten bei unterschiedlichen Ideologien zu finden. In meiner Kindheit wurde die ganze Geschichte (bereits ab der Steinzeit) als Klassenkampf interpretiert, und die Gegner der Arbeiter und Bauern oder Unterdrückten waren immer reaktionäre Imperialisten. Eine andere Geschichstssicht konzentriert sich auf Eroberer/Kolonialisten und ausgebeutete Völker. Aktuell versuchen wir alles in klare links-rechts-Schemen zu pressen.

Da stört es natürlich, wenn plötzlich starke Gemeinsamkeiten zwischen linken und rechten Diktaturen auftauchen - auch wenn sie noch lange nicht zur Gleichsetzung führen, oder die Bewertung an sich ändern müssen. Die Nazi-Herrschaft war nicht so schlimm, weil sie rechts war, sondern dadurch, was sie vertreten und getan hat. Wenn sie in ihrer Ideologie Elemente hatten, die auch bei Linken zu finden sind, verringert das überhaupt nichts davon. Ebenso ist die AfD nicht übel, weil sie rechts ist, und ich bin nicht gegen die Grünen oder die Linke, weil sie links wären, sondern wegen dem, was sie jeweils tun und lassen will.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1768983)
Adolf Hitler ist als einer der schlimmsten Verbrecher der Menschheit in die Geschichte eingegangen. Daran gibt es nichts zu relativieren.

Einverstanden.

tuben 12.01.2025 17:27

Was haltet ihr davon ?
Will der Autor unseren Spitzenkandidaten etwas sagen ?


https://www.ipg-journal.de/interview...x-newtab-de-de

Da brauchen wir uns nicht damit aufhalten, was Frau Weidel irgendwo gesagt hat, je mehr wir es bestreiten, je öfter benennen wir es und erwecken so den Eindruck, dass wir ganz offensichtlich Falsches sehr, sehr ernst nehmen. :dresche

Klugschnacker 12.01.2025 18:04

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1769069)
Aktuell versuchen wir alles in klare links-rechts-Schemen zu pressen. Da stört es natürlich, wenn plötzlich starke Gemeinsamkeiten zwischen linken und rechten Diktaturen auftauchen ...

Warum sprichst Du von linken Diktaturen? Die Rede war von Angela Merkel als angeblich grüne oder linke Kanzlerin. Weder die Grünen noch Angela Merkel haben etwas mit linken Diktaturen zu tun.

Mir ist schon klar, dass in manchen politischen Millieus schnell von Diktatur die Rede ist, etwa bei einer angeblich in Deutschland vorherrschenden Meinungsdiktatur oder einer angestrebten Ökodiktatur – sogar von einer Klima-RAF war die Rede. Das sind Überspitzungen, die man vermutlich nicht auf die Goldwaage legen sollte.

Bei Hitler-Vergleichen hört aber der Spaß auf, finde ich. Solche Parallelen zwischen dem Nazi-Regime und den gemäßigten Parteien und Deutschland sind nicht in Ordnung. Es ist auch nicht in Ordnung, sie anzudeuten.

Schwarzfahrer 12.01.2025 18:20

Zitat:

Zitat von tuben (Beitrag 1769072)
Was haltet ihr davon ?
Will der Autor unseren Spitzenkandidaten etwas sagen ?

Ich kann vielem zustimmen. Die zwei Sätze, die ich da herausheben würde sind:

Zitat:

...Arroganz, die viele etablierte Parteien in westlichen Ländern – auch in Deutschland – zeigen. Viele neigen dazu, zu glauben, ihre Länder seien einzigartig, und dass sie daher wenig von anderen lernen könnten
- etwas von Dänemark abgucken hätte die AfD schon vor Jahren massiv eindämmen können, denke ich.

Zitat:

Die Bedeutung der nationalen Identität wird häufig unterschätzt, obwohl Umfragen immer wieder zeigen, wie zentral sie für viele Menschen ist.
Ich bin überzeugt, daß das ein sehr wesentlicher Punkt für das Aufkommen der Rechten in ganz Europa ist, da den Menschen die Globalisierung und auch die EU in ihrer zunehmend übergriffigen Form als Bedrohung dieses Bedürfnisses erscheint. Dem kann man m.M.n. nur gegenhalten, wenn man die Nationale Identität mit positiven Werten auflädt, um sie konstruktiv zu nutzen, statt sie nur als Gefahr und überholt darzustellen.

Schwarzfahrer 12.01.2025 18:31

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1769081)
Warum sprichst Du von linken Diktaturen? Die Rede war von Angela Merkel als angeblich grüne oder linke Kanzlerin. Weder die Grünen noch Angela Merkel haben etwas mit linken Diktaturen zu tun.

Wie kommst du auf Merkel? Von mir gab es dazu sicher keine Verbindung. Es ging zuerst nur um das Selbstbild der Nazis in den 30-er und 40-er Jahren, und daß dies einige Überschneidungen mit linken Totalitarismen zeigt, da denke ich zuerst an Stalin oder Castros Kuba. Es ging dort einfach darum, daß das vereinfachte Bild - Hitler und Mussolini rechts, Stalin links so einfach nicht stimmt, und daß es auch unter den rechten Diktaturen oder Ideologien deutliche Unterschiede geben kann.

Und wie es damals nicht so eindeutig war, wie links und rechts zu verstehen sein mag, ist es mir auch heute zu einfach, mit "rechts" und "links" moralische Kategorien aufzumachen, auch ohne Diktatur-Bezug. Grüne sind für mich nicht eindeutig links, AfD hat mit ihre staatszentrierten Vorstellungen auch (für mich) linke Züge. Merkel hat in ihrer Amtszeit grenzwertig autoritäre Züge gezeigt. Und bei allen finde ich auch Punkte, die ich gut finde, mal mehr, mal weniger. Darum bin ich für die Bewertung von konkreten Inhalten, und nicht einfach für Schubladen und Pauschalkategorien.

Klugschnacker 12.01.2025 18:37

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1769090)
Merkel hat in ihrer Amtszeit grenzwertig autoritäre Züge gezeigt.

Und das erhellt sich durch eine Analyse des Selbstverständnisses von Adolf Hitler? Ich halte diese Parallelen für absolut bizarr.

qbz 12.01.2025 18:53

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1769090)
Und wie es damals nicht so eindeutig war, wie links und rechts zu verstehen sein mag, ...

Bei allen Kritiker und Gegner des Nationalsozialismus und der faschistischen Regierungen in Europa gab es damals keine Zweifel, wie diese politischen Strömungen im politischen Spektrum ihrer Länder einzuordnen und zu bewerten sind. Kennst Du irgendeinen Autor, der darüber geschrieben hat, dass in Deutschland Linke seine Bücher verbrannt hätten?
Dass die Nazis einige Begriffe für ihre Propaganda-Zwecke umdeuteten, missbrauchten, kann ja nicht als Argument für eine objektive Analyse gelten.

qbz 12.01.2025 19:18

Zitat:

Zitat von tuben (Beitrag 1769072)
Was haltet ihr davon ?
Will der Autor unseren Spitzenkandidaten etwas sagen ?

So gewinnen heute Rechtsradikale Wahlen.

Zitat:

Wir kapieren immer noch nicht, dass Leute wie Trump oder Kickl mit Emotionen spielen und somit Wahlen gewinnen. Politik ist eine battle of narratives – eine Schlacht um die überzeugendere Erzählung.
Ich sehe oft noch viel schlichtere Propaganda-Mechanismen und Manipulation am Werk als der Autor beschreibt, lese gerade eine Dissertation über die Rethorik der Nationalsozialisten anhand ihrer Reden.

In diesem Bestseller-Buch beschreibt Albrecht Müller die grundlegenden Mechanismen der Manipulation: Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst: Wie man Manipulationen durchschaut.

TriVet 12.01.2025 19:26

Jetzt verlinkst du deine nachdenkseiten schon nicht mehr direkt.
Aber da ich ja nichts glaube, alles hinterfrage und selbst denke hier mal die „Zeit“ zum Wagenknecht-Sprachrohr:
https://www.zeit.de/kultur/2023-12/n...omplettansicht

tuben 12.01.2025 20:09

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1769097)
Jetzt verlinkst du deine nachdenkseiten schon nicht mehr direkt.
Aber da ich ja nichts glaube, alles hinterfrage und selbst denke hier mal die „Zeit“ zum Wagenknecht-Sprachrohr:
https://www.zeit.de/kultur/2023-12/n...omplettansicht

Deshalb wird ja, was Müller in seinem Buch schreibt weder falsch noch richtig, oder ?

Schwarzfahrer 12.01.2025 21:19

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1769091)
Und das erhellt sich durch eine Analyse des Selbstverständnisses von Adolf Hitler? Ich halte diese Parallelen für absolut bizarr.

Diese Parallelen entstehen nur in Deinem Kopf. die Zeile besagt einfach, daß kein Politiker 100 % in eine eindeutige Schublade passt, weder die "Bösen", noch die "Guten". Und es ist einfach interessant, dies über die Geschichte zu beobachten, da man in Bezug auf die Zeitgenossen daraus auch lernen kann, das Schubladendenken zu vermeiden. Wer kein Interesse an geschichtlichen Rückblicken hat, soll das Thema doch einfach ignorieren, statt mir haltlose Vorwürfe zu machen.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1769092)
Bei allen Kritiker und Gegner des Nationalsozialismus und der faschistischen Regierungen in Europa gab es damals keine Zweifel, wie diese politischen Strömungen im politischen Spektrum ihrer Länder einzuordnen und zu bewerten sind. Kennst Du irgendeinen Autor, der darüber geschrieben hat, dass in Deutschland Linke seine Bücher verbrannt hätten?

Was soll das nun wieder? Ist etwa Bücher verbrennen ein eindeutiges Merkmal für Rechte, das alle anderen Aspekte zunichte macht? Das ist Quatsch. Auch geht es nicht darum, was speziell in Deutschland allein war, es geht mir einfach um historische Betrachtungen und Verständnis der Ideologien. Ich bin der Ansicht, daß das auch bei der differenzierten Betrachtung der Gegenwart etwas zum Verständnis helfen kann - auf jeden Fall mehr als einfache Schubladen und falsche Gleichstellungen.

Zum speziellen Thema Bücher verbrennen fällt mir nur ein: im kommunistischen Rumänien wurden auch unerlaubte Druckwerke bei der Einreise (falls entdeckt) konfisziert und vernichtet. Und manche sehen in der Löschung digitaler Daten (wie zuletzt bei Telepolis) nur geringe Unterschiede zur Bücherverbrennung, andere sehen im Umschreiben älterer Bücher oder ihre Entfernung aus Büchereien die erste Vorstufe dazu - es gibt viele Abstufungen bei dem Thema, nicht nur das Extremste, was wir kennen. Das relativiert das Schlimmste nicht, hilft allerdings, überzogene Vergleiche zu vermeiden.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1769092)
Dass die Nazis einige Begriffe für ihre Propaganda-Zwecke umdeuteten, missbrauchten, kann ja nicht als Argument für eine objektive Analyse gelten.

Die Kenntnis der Begriffe und deren Nutzung durch verschiedene Protagonisten ist Teil einer objektiven Analyse, kein Argument dafür.

qbz 12.01.2025 21:40

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1769107)
Was soll das nun wieder? Ist etwa Bücher verbrennen ein eindeutiges Merkmal für Rechte, das alle anderen Aspekte zunichte macht? ...

Also:
Du hast geschrieben:

Zitat:

Und wie es damals nicht so eindeutig war, wie links und rechts zu verstehen sein mag, ....
Darauf habe ich eingewendet, dass damals 100 % kein einziger Kritiker und Opfer des Nationalsozialismus oder Faschismus (Autoren, Exilanten usf.) diesen irgendwie als "Links" verstanden hätte, weder Hitler, Mussolini noch Franco. Es gab niemanden. Und ich habe dafür nur als Beispiel die Bücherverbrennungen genommen, weil es sich auch um viele liberale Opfer handelte, nicht nur Kommunisten / Sozialisten, um damit die Breite der Opfer zu zeigen und wie man damals den Nationalsozialsmus politisch auch bei Liberalen und allen Opfern eingeordnet hat, als extremistisch rechts, arisch, völkisch, nationalistisch, rassistisch, gewalttätig = Naziverbrecher. Nenn mir bitte jemanden, um Deine obige These zu belegen, der von den Nazi damals als "Linke" oder "Links" gesprochen hat. Du wirst niemanden von den Kritikern oder Opfern aus der Zeit des Faschismus finden, der die Nazi als "links" eingeordnet hätte.

Geschichte beschäftigt sich doch primär damit, was die damaligen Zeitzeugen dachten und handelten, also mit Quellenstudium. Und von den Zeitzeugen ausserhalb der Faschisten hat keiner Naionalsozialismus und Faschismus in Europa als "links" oder sozialistisch oder kommunistisch verortet.

Dass auch die "realsozialistischen" Diktaturen Bücher verboten und zensierten und Stalin viele Menschen umbrachte oder in die Arbeitslager brachte, ändert doch keinen Deut an den von mir erwähnten Bewertung der faschistischen Diktaturen durch die damaligen Zeitzeugen und Opfer.

Thomas Mann, der später ins Exil musste, ein bürgerlicher Schriftsteller, z.B. hielt 1930 eine Rede auf dem Parteitag der SPD, wo er vor dem Nationalsozialismus warnte. "Deutsche Ansprache. Ein Appell an die Vernunft". Er warnte vor dem Antisemitismus und der Gewalt. Die Rede wurde von der SA massivst gestört, es brauchte Polizei. Nie hätte er von "linken Nazis" gesprochen.

Schwarzfahrer 12.01.2025 22:21

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1769109)
Geschichte beschäftigt sich doch primär damit, was die damaligen Zeitzeugen dachten und handelten, also mit Quellenstudium. Und von den Zeitzeugen ausserhalb der Faschisten hat keiner Naionalsozialismus und Faschismus in Europa als "links" oder sozialistisch oder kommunistisch verortet.

Die Eigenwahrnehmung gehört nun mal auch zu den "Zeitzeugen", es ist nun mal ein m.M.n. wichtiger Aspekt, der zum Verständnis mit dazugehört.
Was ich bisher zu dem Thema gelesen habe, ortet den Nationalsozialismus auch nicht generell als links ein, und kommunistisch ist völlig falsch. Aber ich sehe schon einige Elemente drin, die der deutsche Nationssozialismus (absurderweise) mit dem Sozialismus teilt, und zwar anders als die italienischen und spanischen Faschisten.

Ansonsten ist für mich Geschichte nicht nur Quellenstudium, sondern auch Erklärungsversuch und Erstellung von Bezügen zur Gegenwart, um aus der Vergangenheit zu lernen. Diese letzteren Aspekte sind immer vom jeweiligen Standpunkt und Zeitgeist abhängig, was Geschichte zu mehr als Faktensammlung, sondern auch zu einer Kette von Interpretationsversuchen macht. Daher finde ich auch interessant, Interpretationen aus verschiedenen Zeiten miteinander zu vergleichen.

qbz 12.01.2025 23:45

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Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1769112)
Die Eigenwahrnehmung gehört nun mal auch zu den "Zeitzeugen", es ist nun mal ein m.M.n. wichtiger Aspekt, der zum Verständnis mit dazugehört.
Was ich bisher zu dem Thema gelesen habe, ortet den Nationalsozialismus auch nicht generell als links ein, und kommunistisch ist völlig falsch. Aber ich sehe schon einige Elemente drin, die der deutsche Nationssozialismus (absurderweise) mit dem Sozialismus teilt, und zwar anders als die italienischen und spanischen Faschisten.

Da ich es sehr mühsam finde, weil Du ständig das Gleiche anführst, habe ich für eine umfassende Antwort Chatgpt einge Fragen gestellt, unter anderem nach dem Namen NSDAP bzw. dem Begriff "Sozialismus" im Namen. Die KI hat in den Grundzügen alle meine bisherigen Ausführungen bestätigt. Wer sich für die 5 Fragen und 5 Antworten zum Begriff "Sozialismus" und seiner Verwendung bei der NSDAP interessiert, findet sie im Anhang.

JENS-KLEVE 12.01.2025 23:46

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1769112)
Die Eigenwahrnehmung gehört nun mal auch zu den "Zeitzeugen", es ist nun mal ein m.M.n. wichtiger Aspekt, der zum Verständnis mit dazugehört.
Was ich bisher zu dem Thema gelesen habe, ortet den Nationalsozialismus auch nicht generell als links ein, und kommunistisch ist völlig falsch. Aber ich sehe schon einige Elemente drin, die der deutsche Nationssozialismus (absurderweise) mit dem Sozialismus teilt, und zwar anders als die italienischen und spanischen Faschisten.

Ansonsten ist für mich Geschichte nicht nur Quellenstudium, sondern auch Erklärungsversuch und Erstellung von Bezügen zur Gegenwart, um aus der Vergangenheit zu lernen. Diese letzteren Aspekte sind immer vom jeweiligen Standpunkt und Zeitgeist abhängig, was Geschichte zu mehr als Faktensammlung, sondern auch zu einer Kette von Interpretationsversuchen macht. Daher finde ich auch interessant, Interpretationen aus verschiedenen Zeiten miteinander zu vergleichen.


Ich arbeite seit einigen Jahren im Rahmen meines Berufs an den geschichtlichen Ereignissen in Kleve und Goch zwischen 1933 und 1945. ich verfüge über viele Bilder , Texte, Briefe, zeugenberichte, militärische Protokolle, Wahlplakate usw.

Viele Leute mögen Kleve und Goch langweilig finden, Hitler gehörte nicht dazu.

In meiner Region konkurrierte die NSDAP mit Sozialisten und Kommunisten. Der wichtigste Konkurrent wurde im KZ vergast. Der 11. November lief sehr hässlich ab, Sozialisten und kommunisten waren aber nicht dabei. Hier waren Nazis ganz normale nationalisten mit allen typischen Eigenschaften z.B. die Abneigung gegenüber Sozialisten und Kommunisten. Wer mir das nicht glaubt, darf mich besuchen und Originale betrachten. Eine Radtour mit westwall und Resten der panzerschlachten sitzen auch drin.

qbz 13.01.2025 00:01

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1769112)
Ansonsten ist für mich Geschichte nicht nur Quellenstudium, sondern auch Erklärungsversuch und Erstellung von Bezügen zur Gegenwart, um aus der Vergangenheit zu lernen. Diese letzteren Aspekte sind immer vom jeweiligen Standpunkt und Zeitgeist abhängig, was Geschichte zu mehr als Faktensammlung, sondern auch zu einer Kette von Interpretationsversuchen macht. Daher finde ich auch interessant, Interpretationen aus verschiedenen Zeiten miteinander zu vergleichen.

Ich habe anfänglich 6 Semester Geschichte studiert. Die Uni-Wissenschaft besteht hauptsächlich aus exaktem Quellenstudium, um die Vergangenheit so realistisch wie möglich zu erfassen, egal ob Altertum, Mittelalter oder Neuzeit. Die Originalquellen und ihre Sprache sowie Wortbedeutungen müssen natürlich im historischen Kontext der jeweiligen Zeit interpretiert werden und nicht im Kontext des heutigen Zeitgeistes. Man ging in die Bibliotheken und Archive und erhielt einen Stapel Bücher aus den tiefsten Kellern mit viel Staub drauf. Deswegen habe ich auf Psychologie gewechselt, weil ich mehr mit Menschen statt verstaubten Büchern zu tun haben wollte. Z.B. Um Dein angeschnittenes Thema wissenschaftlich zu bearbeiten, müsste man die Tagebücher von Goebbels, alle schriftlichen Dokumente von Hitler usf. lesen und alle anderen vorhandenen Originalquellen der Nazischergen dazu, ohne geht es nicht. Und wenn das zuviel ist, es vielleicht eingrenzen: 1920-1033 und 1933-1945. oder noch viel feiner. ;) Sobald alles digitalisiert ist, kann eine KI einem diese Arbeit hoffentlich abnehmen!

Schwarzfahrer 13.01.2025 07:38

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1769115)
Ich habe anfänglich 6 Semester Geschichte studiert. Die Uni-Wissenschaft besteht hauptsächlich aus exaktem Quellenstudium, um die Vergangenheit so realistisch wie möglich zu erfassen, egal ob Altertum, Mittelalter oder Neuzeit. Die Originalquellen und ihre Sprache sowie Wortbedeutungen müssen natürlich im historischen Kontext der jeweiligen Zeit interpretiert werden und nicht im Kontext des heutigen Zeitgeistes. Man ging in die Bibliotheken und Archive und erhielt einen Stapel Bücher aus den tiefsten Kellern mit viel Staub drauf.

Mein Neffe hat auch Geschichte studiert, und es im Studium teilweise ähnlich erlebt. Allerdings sieht die Praxis je nach Person doch deutlich zeitnäher aus, und die Idee, den Zeitgeist aus der Interpretation raushalten zu können, hält er (und ich auch) für eine Illusion. Man schaut immer mit dem heutigen Wissen, mit den heutigen Werten auf die Vergangenheit, das ist nur menschlich - und kein Problem, solang man sich dessen bewußt ist.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1769115)
... müsste man die Tagebücher von Goebbels, alle schriftlichen Dokumente von Hitler usf. lesen und alle anderen vorhandenen Originalquellen der Nazischergen dazu, ohne geht es nicht. Und wenn das zuviel ist, es vielleicht eingrenzen: 1920-1033 und 1933-1945. oder noch viel feiner. ;) Sobald alles digitalisiert ist, kann eine KI einem diese Arbeit hoffentlich abnehmen!

Für eine Dissertation wäre das sicher angemessen (allerdings halte ich weniger davon, eine KI drauf loszulassen, da würde ich mich immer fragen, ob ich nicht andere Aspekte beachtet hätte, als die KI). Für den Laien dienen aber auch einzelne Informationsbrocken als eine einfache Anregung, über einzelne Themen oder Aspekte nachzudenken - ohne den Anspruch, daraus ein Gesamtbild abzuleiten, oder generelle Schlüsse zu ziehen.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1769113)
Da ich es sehr mühsam finde, weil Du ständig das Gleiche anführst....

Das beruht, fürchte ich, auf Gegenseitigkeit :Blumen: . Wir haben offenbar sehr unterschiedliche Ansprüche im Hinblick darauf, was man mit Teilaspekten eines Themas machen kann, und ob man widersprüchliche Teilaspekte losgelöst von einer Gesamtbewertung betrachten mag. Mich faszinieren nun mal alle Erkenntnisse die zeigen, daß die wenigsten Sachen unzweideutig klar, einfach und in eine Schublade einzuordnen sind (auch wenn man das natürlich zu Recht sehr oft tut, um sich die Welt überschaubar abzubilden). Ich differenziere und sortiere halt gern auch innerhalb der Schubladen.

MattF 13.01.2025 10:39

Die Sache ist doch relativ einfach:

Was wollen die Neonazis (und das zieht sich leider auch in den bürgerlich, konservativen Bereich hinein,) mit der Diskussion erreichen:

Zitat:

Die Nazis waren eigentlich Sozialisten, d.h. die waren gar nicht rechts die waren links. Alles Böse kommt von links.
Wir haben gar keine Verantwortung für den Nazi Terror. Mit rechts hatte das nichts zu tun.

Dass die AfD (und auch damals die Nazis) an manchen Stellen auch mal was "richtiges" sagt, bzw. gemacht haben, heißt nicht, dass diese Partei wählbar ist, sondern dass sie versuchen zu verwirren, bzw. wenn man viel schreibt, steht irgendwo auch mal was Vernünftiges.

keko# 13.01.2025 10:53

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1769132)
Die Sache ist doch relativ einfach:

....

Ja, ist es: 20% AfD bundesweit ist natürlich ein Wort. Die Politik ist gefordert, und zwar massiv. Ansonsten stellt spätestens 2029 die AfD in DE die Kanzlerin.

DocTom 13.01.2025 11:37

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1769134)
Ja, ist es: 20% AfD bundesweit ist natürlich ein Wort. Die Politik ist gefordert, und zwar massiv. Ansonsten stellt spätestens 2029 die AfD in DE die Kanzlerin.

ich hoffe, dass die große unangenehme Überraschung bei der nächsten BTW ausbleibt.

Politik reagiert halt sehr selten auf die sogenannten "gefühlten" Bürgerängste.
Wenn ich aber mit jüdischen Freunden die Gedenktafel Isarstraße in Berlin besuche, wird aus gefühlter Bedrohung eine reale, den Rechtsraum besetzen und vertreten in Neukölln die Arabischen Familien, das führt zu Problemen, sobald auch nur einer der Freunde seine Kippa trägt.
Unhaltbar.

(Mist, Vorsatz mißachtet...)

keko# 13.01.2025 11:48

Zitat:

Zitat von DocTom (Beitrag 1769135)
ich hoffe, dass die große unangenehme Überraschung bei der nächsten BTW ausbleibt.

Politik reagiert halt sehr selten auf die sogenannten "gefühlten" Bürgerängste.
Wenn ich aber mit jüdischen Freunden die Gedenktafel Isarstraße in Berlin besuche, wird aus gefühlter Bedrohung eine reale, den Rechtsraum besetzen und vertreten in Neukölln die Arabischen Familien, das führt zu Problemen, sobald auch nur einer der Freunde seine Kippa trägt.
Unhaltbar.

(Mist, Vorsatz mißachtet...)

Wenn ich mir die Selbstbeweihräucherungsclips von C. Lindner oder den cool aussehenden R. Habeck anschaue, der beim Joggen von Frauen begleitet wird, die ihn scheinbar anhimmeln, dann frage ich mich, ob 20% für die Regierenden überhaupt ein Problem darstellen.

keko# 13.01.2025 13:01

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1769132)
....
Dass die AfD (und auch damals die Nazis) an manchen Stellen auch mal was "richtiges" sagt, bzw. gemacht haben, heißt nicht, dass diese Partei wählbar ist, sondern dass sie versuchen zu verwirren, bzw. wenn man viel schreibt, steht irgendwo auch mal was Vernünftiges.

Das sind ja formal intelligente Menschen, die als Sprechprofis wissen, was sie sagen dürfen.

"Alice für Deutschland" (SA: "Alles für Deutschland")
"Remigration", damit fängt man Hardliner, aber auch moderate Menschen.

qbz 13.01.2025 13:04

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1769138)
Wenn ich mir die Selbstbeweihräucherungsclips von C. Lindner oder den cool aussehenden R. Habeck anschaue, der beim Joggen von Frauen begleitet wird, die ihn scheinbar anhimmeln, dann frage ich mich, ob 20% für die Regierenden überhaupt ein Problem darstellen.

In Sachsen (?), sicher Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt dürfte die AFD jetzt schon stärkste Partei werden, mit deutlich über 30 % .

Roini 13.01.2025 14:20

https://https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/afd-verteilt-abschiebetickets-wahlkampf-100.html

Helmut S 13.01.2025 15:33

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1769144)
Das sind ja formal intelligente Menschen, die als Sprechprofis wissen, was sie sagen dürfen.

"Alice für Deutschland" (SA: "Alles für Deutschland")
"Remigration", damit fängt man Hardliner, aber auch moderate Menschen.

Mein Frau und ich haben gestern schweigend das Interview zwischen Alice Weidel und Christian Sievers im heute journal verfolgt. Leck o mio. Die Frau bedient Weltbilder. Hinterher waren wir uns einig, dass das eben Gehöhrte/Gesehene vielleicht bei deutlich mehr als 20% verfängt. :o

:Blumen:

keko# 13.01.2025 15:53

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1769146)
In Sachsen (?), sicher Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt dürfte die AFD jetzt schon stärkste Partei werden, mit deutlich über 30 % .

Stuttgarter Stadtrat wirft Weidel Volksverhetzung vor und zeigt sie an.

Ich verstehe, dass einem vieles nicht passt, man zu meckern hat und mal schimpft. Das mache ich ja auch. Aber dass man dann die AfD wählt, lässt mich sprachlos zurück.
Wenn das so weitergeht, werde ich aus Protest wieder die Grünen wählen.

tuben 13.01.2025 17:24

Mir geht es so wie dir, keko.
Der Stuttgarter Stadtrat hat mit seiner Aktion dafür gesorgt, dass die Frau W. nun in allen
überregionalen Medien vorkommt.
Das wird einen Opferstatus erzeugen nix weiter, da die verbreitenden Medien ja nicht das ganze Problem, das komplette Gespräch und die darin, möglicherweise, strafbaren Passagen drucken, erklären oder benennen werden.
Ich fürchte, viel warme Empörungsluft, die in den blauen Ballon geblasen wird, und ihm so weiter Auftrieb gibt.
Ich finde es unschlau, eine absolut verständliche, richtige Entrüstung so zu artikulieren.
In einer hiesigen Lokalzeitung wurde dem Umstand, dass dieses Gespräch stattgefunden hat, eine ganze Seite gewidmet, keine substanzielle Auseinandersetzung, viel Empörung, mehr nicht, vielleicht nur abgeschrieben.
In der Straßenbahn hörte ich eine Frau sagen:
"immerhin, die Frau Weidel wird in Amerika gehört und ernst genommen, mit der reden die Amis, mit den anderen aus Deutschland nicht".
Wenn das das Resultat medialer Berichterstattung ist, wäre es besser, es wie früher im Posaunenchor zu machen:
im Zweifelsfall keinen Ton.

qbz 13.01.2025 17:51

In Riesa gingen bekanntlich einige Polizisten sehr grenzüberschreitend gegen die Gegendemonstranten des AFD Parteitages vor.
Zitat:

Einer Pressemitteilung der Partei zufolge sollen Polizisten auf ihn und sein Team eingeschlagen haben, obwohl er mehrfach auf seinen Status als Abgeordneter des Landtages und Parlamentarischer Beobachter hingewiesen haben soll. Nguyen selbst sagte: „Es ist besorgniserregend, wie brachial die Polizei heute teils gegen die Demonstrierenden vorgegangen ist, um der AfD den Weg freizumachen.“ Dass dabei zusätzlich derart rücksichtslos gegen parlamentarische Beobachterinnen und -beobachter vorgegangen werde, „überschreitet jede rote Linie“.
Und für Hundebesitzer und -freunde: Hier äussert sich der aus dem TV bekannte Hundetrainer Rütter kritisch über den Umgang der gestressten Polizei-Hundeführer mit ihren gestressten Polizeihunden beim Einsatz. Es gibt auch dazu eine Anzeige.

NiklasD 03.02.2025 11:30

Netzpolitik.org hat das 2021er Gutachten über die AFD als rechtsextremen Verdachtsfall veröffentlicht:

https://netzpolitik.org/2025/verdach...chten-zur-afd/

Knapp 1000 Seiten Argumentation, ob oder ob die AFD jetzt verfassungswidrig ist. Wer langeweile hat, kann ja jeden Abend mal paar Seiten lesen oder es bei der Zusammenfassung belassen.


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