Klugschnacker |
13.06.2016 09:26 |
Zitat:
Zitat von keko#
(Beitrag 1229546)
Auch fand es damals schon ein wenig seltsam, wie die Physik- und Ingenieurestudenten fast wie besessen nach Formeln gierten, um bloß auf ihren Taschenrechnern irgendwas zu berechnen und lösen zu können und dabei der Prof wie ein Guru vorne rumtanzte und praktisch in jeder Vorlesung die Welt erklärte.
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Die Welt zu erklären ist ein Anspruch der Religionen. Sie äußern sich frei und detailliert über den Ursprung der Welt, über ihren Sinn, über die Rolle der Menschen. Sie geben vor, ein Wissen über die Vorgänge des Himmels und der Hölle zu haben, außerdem was an welchen Tagen zu essen sich schickt und welche Art menschlichem Sex Gott (nicht) gefällt.
Der vielleicht erste moderne Wissenschaftler, Galileo Galilei, hingegen begnügte sich damit, Kugeln eine schiefe Ebene herunter rollen zu lassen, um eine konkrete, eng umrissene Frage zu beantworten. Was er fand, drückte er in einer klaren Sprache aus. Seine Ergebnisse waren für jedermann überprüfbar. So ist es bis heute geblieben.
Die Bescheidenheit der Physik im Gegensatz zur Metaphysik erwies sich als großer Erfolg. Viele kleine Puzzleteile begannen, ein Ganzes zu ergeben. Heute sind es die Wissenschaften, die uns etwas über die Stellung der Menschen in der Welt sagen können. Weder befinden wir uns im Mittelpunkt der Welt, noch können wir ihr Zweck oder Ziel sein (da sich die Welt ständig weiterentwickelt, und diese Entwicklung über den Homo Sapiens hinausgehen wird).
Die Überzeugungskraft der Wissenschaft gegenüber dem Okkultismus besteht darin, dass erstere ihr Nichtwissen frei einräumt, wo es besteht. Und dass ihre Aussagen überprüfbar sind. Insofern ist Dein Vergleich eines Wissenschaftlers mit einem tanzenden Guru falsch. Der Guru entspricht einem Priester oder Theologen. Mit einem Wissenschaftler hat er nichts zu tun.
:liebe053:
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