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Klugschnacker 09.05.2023 21:43

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1707788)
Übrigens, hier noch ein m.M.n. interessanter Artikel für einen anderen Weg, Strom mit Gaskraftwerken ohne CO2-Ausstoß in die Atmosphäre zu produzieren:

Das CO2 wird aufgefangen und anschließend in unterirdischen Kammern gelagert. Mit diesen Umweltlasten können sich dann die kommenden Generationen herumschlagen.

Die Abscheidung (Sequestrierung) des Kohlendioxids würde dank der speziellen US-Gesetzgebung von der Allgemeinheit bezahlt und betrüge laut dem Artikel das Dreifache des Verkaufswerts des erzeugten Stroms. Super! Erst CO2 unnötig erzeugen und anschließend für das Wiedereinfangen Steuergelder kassieren.

Dass die verlinkte Website dem Rechtspopulisten und Kilmawandelleugner Hendrik M. Broder nahe steht, ist Dir vermutlich bekannt.

Genussläufer 15.05.2023 14:58

China enteilt Deutschland bei der Wärmepumpenproduktion:

https://www.fr.de/wirtschaft/china-h...-92263986.html

Klingt nicht so berauschend, ist es aber in Teilen doch. Erstens wird die Wärmepumpe damit für viele bezahlbar. Zweitens zeigt es die Anstrengungen der Chinesen, ebenfalls an den Emissionen zu arbeiten.

Ersteres bedeutet erstmal nur, daß die Pumpe selbst bezahlbar wird. Der größere Teil der Kosten - Fassadendämmung, Fußbodenheizung, etc. - ist davon erstmal nicht betroffen. Aber auch hier kann es durchaus Veränderungen geben. Ist zwar nicht Teil des Artikels, aber gerade die Splitsysteme könnten dezentral in den Räumen verwendet werden. Und dann wäre die Fußbodenheizung obsolet.

Das wäre deutlich sinnvoller und vor allem viel preiswerter und verträglicher im Vergleich zum aktuellen deutschen Weg.

Genussläufer 15.05.2023 15:56

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1707793)
Dass die verlinkte Website dem Rechtspopulisten und Kilmawandelleugner Hendrik M. Broder nahe steht, ist Dir vermutlich bekannt.

Klimawandelleugner ist zwar hart, aber hat sicher einen wahren Kern. Einen in Polen kurz nach dem Krieg geborenen Juden als Rechtspopupulisten zu kategorisieren, ist aber zumindest gewagt :Blumen:

MattF 15.05.2023 16:24

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1708337)
Klimawandelleugner ist zwar hart, aber hat sicher einen wahren Kern. Einen in Polen kurz nach dem Krieg geborenen Juden als Rechtspopupulisten zu kategorisieren, ist aber zumindest gewagt :Blumen:


Auch Juden sind vor rechtsradikalen Tendenzen nicht gefeit, s. aktuelle Regierung.


Alles andere wäre auch verwunderlich. Juden sind ja gerade keine anderen Menschen als der Rest der Welt. Wir sind alle gleich (gemittelt über die div. Anlange).

svmechow 15.05.2023 16:35

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1708337)
Klimawandelleugner ist zwar hart, aber hat sicher einen wahren Kern. Einen in Polen kurz nach dem Krieg geborenen Juden als Rechtspopupulisten zu kategorisieren, ist aber zumindest gewagt :Blumen:

Welches der drei genannten Attribute schützt denn vor Rechtspopulismus? In Polen, kurz nach dem Krieg, oder in eine jüdische Familie geboren zu sein? Rechtspopulismus findet sich leider überall.

Genussläufer 15.05.2023 16:52

Zitat:

Zitat von svmechow (Beitrag 1708348)
Welches der drei genannten Attribute schützt denn vor Rechtspopulismus? In Polen, kurz nach dem Krieg, oder in eine jüdische Familie geboren zu sein? Rechtspopulismus findet sich leider überall.

Das z.B. Le Pen in diese Richtungen deutliche Avancen macht, ist schon klar. Rechtspopulisten ist Deutschland zeichnen sich nun aber auch sehr deutlich durch antisemitische Tendenzen aus. Aus diesem Grund hatte ich diesen Ansatz als gewagt angesehen. Daß er in Polen geboren ist, wo die Auswüchse der Judenverfolgung - wie in vielen Teilen Osteuropas - nochmals stärker waren, hätte ich auch eher als Grund für eine besondere Abneigung der Rechtspopulisten angesehen. Und last but not least, war das 1946 sicher alles andere als vergessen. Es ist also nicht das eine Kriterium, sondern die Summe.

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1708345)
Alles andere wäre auch verwunderlich. Juden sind ja gerade keine anderen Menschen als der Rest der Welt. Wir sind alle gleich (gemittelt über die div. Anlange).

Sehe ich ganz genauso. Ich würde doch niemals einer Gruppe Menschen in irgendeiner Form Sympathie entgegenbringen, die meine Eltern vernichten wollten. und Menschen, die dem nicht völlig absprechen (Rechtspopulisten) würde ich mit ebensolcher Antipathie gegenüber stehen. Und genau weil ich auch wie Du denke, daß wir hier alle gleich sind, habe ich dieses Gefühl übertragen. Und deswegen finde ich die These gewagt. Ausschließen würde ich das aber auch nicht.

Klugschnacker 15.05.2023 17:47

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1708337)
Klimawandelleugner ist zwar hart, aber hat sicher einen wahren Kern. Einen in Polen kurz nach dem Krieg geborenen Juden als Rechtspopupulisten zu kategorisieren, ist aber zumindest gewagt :Blumen:

Er ist ein typischer Vertreter des wissenschaftsfernen, konservativen Feuilletons, der gewohnt ist, mit Geschwätz fernab aller Fakten Geld zu verdienen.

Im TV der Bildzeitung blüht er richtig auf, weil seine Gesprächspartner ebenfalls kein Interesse an Fakten haben. Wie auch Jan Fleischauer führt er gerne bissige Reden, ohne von der Sache irgend etwas zu verstehen. In deren Umfeld ist Sachkenntnis weder nötig noch erwünscht.

Mit Juden hat das aus meiner Sicht nichts zu tun.

Genussläufer 15.05.2023 18:13

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708357)
Er ist ein typischer Vertreter des wissenschaftsfernen, konservativen Feuilletons, der gewohnt ist, mit Geschwätz fernab aller Fakten Geld zu verdienen.

100% d'accord.

Zitat:

Im TV der Bildzeitung blüht er richtig auf, weil seine Gesprächspartner ebenfalls kein Interesse an Fakten haben.
Ebenso.

Zitat:

Mit Juden hat das aus meiner Sicht nichts zu tun.
In Bezug auf populististisch auf jeden Fall. Bei Rechtspopulistisch hatte ich in der Kombi gestört. Aber klar, vielleicht interpretiere ich das anders oder auch zu eng. Ich hoffe, es kommt rüber, was ich meine. Ich hatte Dich, so denke ich zumindest, richtig verstanden. Das Thema hat jetzt sicher von Deiner Kernaussage weggeführt. Und bei dieser sind wir einig.

Zitat:

Wie auch Jan Fleischauer führt er gerne bissige Reden, ohne von der Sache irgend etwas zu verstehen. In deren Umfeld ist Sachkenntnis weder nötig noch erwünscht.
Jan Fleischauer sehe ich nicht ganz so kritisch. Irgendwie mag ich seine bissige Kritik. Ob ich diese immer teile, steht auf einem anderen Blatt. Aber zumindest ich nehme ihn deutlich besser informiert und im Thema stehend wahr als Broder. Ist natürlich auch wieder ein Nebenkriegsschauplatz.

Plasma 15.05.2023 19:25

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1707793)

Dass die verlinkte Website dem Rechtspopulisten und Kilmawandelleugner Hendrik M. Broder nahe steht, ist Dir vermutlich bekannt.

Gibts für die Aussagen zu HMB auch Quellen oder ist das nur eine gewöhnliche Verleumdung ?

Schwarzfahrer 15.05.2023 21:12

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1707793)
Das CO2 wird aufgefangen und anschließend in unterirdischen Kammern gelagert. Mit diesen Umweltlasten können sich dann die kommenden Generationen herumschlagen.

Die Abscheidung (Sequestrierung) des Kohlendioxids würde dank der speziellen US-Gesetzgebung von der Allgemeinheit bezahlt und betrüge laut dem Artikel das Dreifache des Verkaufswerts des erzeugten Stroms. Super! Erst CO2 unnötig erzeugen und anschließend für das Wiedereinfangen Steuergelder kassieren.

Deine sehr negative Sicht auf diese Möglichkeit teilen nicht alle Klimaschützer. Immerhin heißt es,
. Zwar wurde eine Pilotanlage (Schwarze Pumpe) in Deutschland eingestellt, aber nicht weil es so obsolet ist, sondern weil es natürlich weniger wirtschaftlich ist, als CO2 in die Luft zu blasen, und in Deutschland der Widerstand dagegen geschürt wurde. Die Technologie wurde dann eben in Kanada (Boundary Dam) für angeblich ca, 1,5 Milliarden Investition für ein Kraftwerk umgesetzt.

Übrigens, laut Habeck soll die Heizungswende jährlich ca. 9 Milliarden kosten (andere meinen, eher mehr), und soll jährlich ca. 10 Millionen Tonnen CO2 einsparen (angeblich Zahl von Graichen genannt). Könnte stimmen, da beim aktuellen Strommix ist zumindest die CO2-Bilanz einer Wärmepumpe mit Arbeitszahl 3 nur minimal besser, als die einer Gastherme.
Über 100 Kohlekraftwerke zusammen emittieren angeblich ca. 350 Millionen Tonnen CO2. Wenn man für 1,5 Milliarden ein Kraftwerk mit CO2-Abscheidung nachrüsten kann, kann man für die jährlichen 9 Milliarden bereits 6 Kraftwerke CO2-frei machen, und damit den knapp doppelten Klimaeffekt erzeugen als mit den Wärmepumpen. Wenn die Heizungs-Umbaukosten höher sind (bzw. teilweise durch die CO2-intensive Dämmstoff-Herstellung in der Wirkung reduziert werden), dann erscheint CCS noch sinnvoller, wenn Klimaschutz das einzige Gebot wäre.

Daher halte ich die Frage immer wieder für sinnvoll: wie kann ich begrenzte finanzielle Ressourcen mit größtem Effekt einsetzen?
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1707793)
Dass die verlinkte Website dem Rechtspopulisten und Kilmawandelleugner Hendrik M. Broder nahe steht, ist Dir vermutlich bekannt.

Daß es mir schnurzegal ist, welche diffamierenden Etiketten Du gewissen Personen anhängst, wenn es mir um die sachlichen Inhalte einer Veröffentlichung geht, ist Dir vermutlich auch bekannt.

Genussläufer 15.05.2023 21:32

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1708368)
Gibts für die Aussagen zu HMB auch Quellen oder ist das nur eine gewöhnliche Verleumdung ?

Obwohl ich HMB nicht als Rechtspopulisten bezeichnen würde, gibt es durchaus diverse Aussagen von ihm, die ihn nicht gerade gut informiert erscheinen lassen. Das ist weder rechts, noch ist es populistisch. Wie Klugschnacker oben richtig angemerkt hat, positioniert sich Broder wirklich konservativ. Wenn man die klassische Definition nach der französischen Revolution unterlegt, steht er tatsächlich rechts. Nimmt man den deutschen umgangssprachlichen Begriff stimmt das eher nicht. Darauf bezog sich auch mein Kommentar darauf. Wie geschrieben, ist das alles Definitionsfrage.

In Bezug auf Klimaleugner ist die Aussage durchaus korrekt. Zumindest Scheint es HMB bei einigen Debatten nicht zu gelingen oder gelingen zu wollen, Klima und Wetter zu unterscheiden. Auch hat er mehrfach den menschengemachten Klimawandel negiert. Da ich ihn nicht für einen Idioten halte, würde ich ihn an dem Punkt der Lüge bezichtigen. Doof ist der Typ nicht. Das glaube ich einfach nicht. Das wäre ja die Alternative.

Ich finde das sehr schade, weil ich den von Deutschland eingeschlagenen Weg der Klimawende für völlig falsch halte. Es gibt genügend gute Gründe und fundierte Argumente dagegen. Wenn Leute wie Broder hier ohne Not Angriffsfläche bieten, ärgert mich das. Und er entwertet damit automatisch seine sonst häufig auch guten und scharfzüngigen Statements.

Klugschnacker 15.05.2023 21:33

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1708368)
Gibts für die Aussagen zu HMB auch Quellen oder ist das nur eine gewöhnliche Verleumdung ?

Selbstverständlich. Jede Menge. Von Verleumdung kann keine Rede sein. Er sieht sich wohl selbst als Skeptiker des Klimawandels und kommt sich dabei offenbar besonders geistreich vor. Er würde diese Tatsache freilich weitschweifiger ausdrücken, aber im Ergebnis kommt das schon hin.

Falls Du zu seinen Fans gehörst: Es war nicht meine Absicht, Dich mit meinen Aussagen zu verletzen.

Klugschnacker 15.05.2023 21:47

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1708392)
Daher halte ich die Frage immer wieder für sinnvoll: wie kann ich begrenzte finanzielle Ressourcen mit größtem Effekt einsetzen?

Gut: Müll vermeiden.
Nicht gut: Große Mengen Müll erzeugen und anschließend verbuddeln.

Große Mengen Stein- und Braunkohle aus dem Boden zu kratzen, um Strom daraus zu produzieren, anschließend auf sehr energieintensive Weise das Kohlendioxid aus den Abgasen zu filtern, chemisch umzuwandeln und irgendwo zu verbuddeln ist totaler Quatsch.

Niemand hat Interesse daran, außer die Leute, die sich beim Verbrennen von Kohle eine goldene Nase verdienen. Alle anderen setzen auf die sauberen und viel billigeren erneuerbaren Energien.

Schwarzfahrer 15.05.2023 22:17

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708403)
Gut: Müll vermeiden.
Nicht gut: Große Mengen Müll erzeugen und anschließend verbuddeln.

Große Mengen Stein- und Braunkohle aus dem Boden zu kratzen, um Strom daraus zu produzieren, anschließend auf sehr energieintensive Weise das Kohlendioxid aus den Abgasen zu filtern, chemisch umzuwandeln und irgendwo zu verbuddeln ist totaler Quatsch.

Niemand hat Interesse daran, außer die Leute, die sich beim Verbrennen von Kohle eine goldene Nase verdienen. Alle anderen setzen auf die sauberen und viel billigeren erneuerbaren Energien.

Deine Gegenüberstellung setzt gleichwertige Verfügbarkeit (zeitlich und mengenmäßig) voraus. Das ist aber nicht der Fall, die Kraftwerke lösen das Problem, daß es keinen geeigneten Speicher für Sonne und Wind gibt. Auch geht es nicht darum, eine Welt ohne Energiequellen mit dem idealen System auszustatten, sondern vom status quo ausgehend möglichst schnell und effektiv CO2-Ausstoß zu senken.

Wenn nun mal vorhandene Kraftwerke, die funktional nützlich und notwendig sind, ohne CO2-austoß betrieben werden könnten, sehe ich nicht ein, warum es verwerflich sein soll; betrieben werden sie eh noch viele Jahre. (Ist doch gängiges Prinzip: Katalysator: Benzinmotoren erzeugen Abgase, diese werden gereinigt, Diesel-Rußfilter verhindern, daß Ruß in die Luft gelangt, u.v.a.m.) Wenn das verfügbare Geld in Hausumbauten für Wärmepumpen ausgegeben wird, statt die vorhandenen, leider notwendigen Kohlekraftwerke zu entschärfen, habe ich dafür noch kein überzeugendes Argument gehört, was daran besser sein soll, zumal die Wärmepumpen auf diese Kraftwerke noch viele Jahre angewiesen sein werden.

Ich finde: wenig Müll vermeiden: nicht schlecht, aber global gesehen vernachlässigbare Wirkung, also keinen hohen Aufwand wert. Viel Müll, das noch viele Jahre lang auf jeden Fall entsteht, einzuhegen ist besser, da es eine größere Wirkung hat.

Klugschnacker 15.05.2023 22:47

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1708413)
Deine Gegenüberstellung setzt gleichwertige Verfügbarkeit (zeitlich und mengenmäßig) voraus. Das ist aber nicht der Fall, die Kraftwerke lösen das Problem, daß es keinen geeigneten Speicher für Sonne und Wind gibt. […]

Wenn nun mal vorhandene Kraftwerke, die funktional nützlich und notwendig sind, ohne CO2-austoß betrieben werden könnten, sehe ich nicht ein, warum es verwerflich sein soll; betrieben werden sie eh noch viele Jahre.

Können sie aber nicht.

Die Abscheidung und unterirdische Einlagerung nennenswerter Mengen an Kohlendioxid ist derzeit nicht möglich. Es gibt auch nach zwei Jahrzehnten Forschung lediglich Versuchsanlagen, die winzige Mengen Kohlendioxid abscheiden und dabei sehr viel Energie verbrauchen. Von einem Einsatz der Technologie in Größenordnungen, welche für das Klima relevant wären, sind wir weiter weg als vom Mars. Außerdem werden, entgegen Deiner Darstellung, nur zwei Drittel der CO2-Freisetzung vermieden.

Möglicherweise wäre die Technologie in zwanzig oder dreißig Jahren soweit. Bis dahin haben wir aber wahrscheinlich die erneuerbaren Energien so weit entwickelt, dass die ganze Idee der Kohlevertromung plus CO2-Verbuddeln völlig unwirtschaftlich ist. Darum investiert auch kaum jemand in diese Technologie.

Außerdem taugen Kohlekraftwerke generell nicht als Ergänzung zur Wind- und Solarenergie, da man sie nicht bedarfsgerecht hoch und wieder runterfahren kann.

Genussläufer 15.05.2023 22:52

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708416)
Möglicherweise wäre die Technologie in zwanzig oder dreißig Jahren soweit. Bis dahin haben wir aber wahrscheinlich die erneuerbaren Energien so weit entwickelt, dass die ganze Idee der Kohlevertromung plus CO2-Verbuddeln völlig unwirtschaftlich ist. Darum investiert auch kaum jemand in diese Technologie.

Warum glaubst Du, daß es bis dahin Speicher gibt, die wirklich die Flauten überstehen lassen? Und was passiert, wenn es diese nicht geben sollte?

Auf eine Technologie zu setzen, ist ein extremes Risiko. Warum präferierst Du diesen Weg? Was weißt Du, was ich nicht weiß? Ich würde das gern glauben. Leider fehlt mir die Glaskugel. Diversifikation war in der wirtschaftlichen Entwicklung eigentlich nie eine schlechte Idee. Konzentration hat viele ins Desaster geführt.

Klugschnacker 16.05.2023 00:19

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1708417)
Warum glaubst Du, daß es bis dahin Speicher gibt, die wirklich die Flauten überstehen lassen? Und was passiert, wenn es diese nicht geben sollte?

Auf eine Technologie zu setzen, ist ein extremes Risiko. Warum präferierst Du diesen Weg? Was weißt Du, was ich nicht weiß?

Ich weiß nicht, was Du nicht weißt. :Lachen2:

Ich habe mir Bücher von unabhängigen Experten und Expertinnen durchgelesen, die sich mit Deinen Fragen im Detail auseinandersetzen. Fazit: Die Gefahr der Dunkelflauten wird weit überschätzt. Ich verfüge da aber, natürlich, über keinerlei eigene Expertise.

:Blumen:

Klugschnacker 16.05.2023 10:00

Kurz notiert: :Lachen2:

Nach der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland ist der Strompreis stabil geblieben und hat sich sogar leicht verringert, letzteres durch die üblichen saisonalen Effekte.

An der Strombörse liegen bereits die Strompreise für den kommenden Winter vor. Für Deutschland sind sie ganz normal wie immer, in Frankreich doppelt so hoch wie bei uns. Deshalb kauft Frankreich im Winter Strom bei uns ein.

Der CO2-Ausstoß ist saisontypisch gesunken und wurde nicht, wie teilweise befürchtet, durch Kohlekraftwerke nach oben getrieben.

Die weggefallenen Strommengen der drei Atomkraftwerke können innerhalb eines Jahres
• durch den Zubau von Solar- und Windkraft
• sowie durch verringerten Verkauf von überschüssigem Strom ins Ausland
kompensiert werden.

Quelle: Energie-Experte Bruno Burger im Deutschlandfunk

merz 16.05.2023 10:14

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708418)
[....]
Ich habe mir Bücher von unabhängigen Experten und Expertinnen durchgelesen, die sich mit Deinen Fragen im Detail auseinandersetzen. Fazit: Die Gefahr der Dunkelflauten wird weit überschätzt. [....]


Was kann man da bitte am besten lesen?

(Ich habe eine ungesunde Obsession mit "Dunkelflaute" und wüsste gerne mehr darüber.)

m.

Nepumuk 16.05.2023 10:25

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1708413)
Wenn nun mal vorhandene Kraftwerke, die funktional nützlich und notwendig sind, ohne CO2-austoß betrieben werden könnten, sehe ich nicht ein, warum es verwerflich sein soll; betrieben werden sie eh noch viele Jahre. (Ist doch gängiges Prinzip: Katalysator: Benzinmotoren erzeugen Abgase, diese werden gereinigt, Diesel-Rußfilter verhindern, daß Ruß in die Luft gelangt, u.v.a.m.) Wenn das verfügbare Geld in Hausumbauten für Wärmepumpen ausgegeben wird, statt die vorhandenen, leider notwendigen Kohlekraftwerke zu entschärfen, habe ich dafür noch kein überzeugendes Argument gehört, was daran besser sein soll, zumal die Wärmepumpen auf diese Kraftwerke noch viele Jahre angewiesen sein werden.

Die Schwäche an deiner Argumentation ist, dass es die Technologie für den CO2-freien Betrieb von Kohlekraftwerken nicht gibt, jedenfalls nicht serienreif. Solar- und Windkraftanlagen und Wärmepumpen werden bereits in Serie gefertigt.
Es gibt bestenfalls Versuchsanlagen, die mit enormen finanziellen zur Serienreife entwickelt und dann noch in tausend bestehenden Anlagen eingebaut werden müssten.

Statt so viel Geld in alte Technologie zu investieren, sollten wir das Geld lieber in Zukunftsthemen investieren und dort die noch vorhandenen Lücken (Speicher, Netze, intelligente Verbrauchssteuerung) zu schließen.

Klugschnacker 16.05.2023 10:40

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1708443)
Was kann man da bitte am besten lesen?

(Ich habe eine ungesunde Obsession mit "Dunkelflaute" und wüsste gerne mehr darüber.)

m.

Energierevolution jetzt!
Von Prof. Dr. Volker Quaschning
Recht kompakt und konkret. Gibt es auch als Hörbuch.

Schockwellen
Von Prof. Claudia Kemfert
Enthält auch einen längeren Teil zur Gaskrise und der Abhängigkeit von Russland. Gibt es auch als Hörbuch.

Kohle her!
Wie ich mit substanzlosem Gelaber zur Klimakrise viele Fans gewonnen habe, Ressentiments gegen alle Lösungen schüre und damit ordentlich Geld verdiene.
Von Henryk M. Broder, mit einem Vorwort vom M. Söder

TriVet 16.05.2023 10:58

Man muss vermutlich auch davon abkommen, dass es DIE eine große Alternative gibt und sein muss.
Was mir in der Diskussion auch fehlt, sind die vielen weiteren, bisher weitestgehend ungenutzten Möglichkeiten sich, insbesondere Wärme Energie, aus Abwärme zu holen, so zb per Wärmetauscher aus Abwasser in den großen Städten, finde gerade link dazu nicht, ist in Berlin angedacht und gibt es in Paris schon.

Helmut S 16.05.2023 10:59

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708447)
Kohle her!
Wie ich mit substanzlosem Gelaber zur Klimakrise viele Fans gewonnen habe, Ressentiments gegen alle Lösungen schüre und damit ordentlich Geld verdiene.
Von Henryk M. Broder, mit einem Vorwort vom M. Söder

:Lachanfall:
Made my day!

TriVet 16.05.2023 11:01

Grüne Energie unter jeder Stadt
"Abwasser kann zwölf Millionen Menschen mit Wärme versorgen"

Genussläufer 16.05.2023 13:10

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1708443)
Was kann man da bitte am besten lesen?

Hier gibt es eine guten Überblick:

https://iopscience.iop.org/article/1...48-9326/ac4dc8

Da sieht man, daß wir die Dunkelflauten nicht über-, sondern unterschätzen. Die von Klugschnacker in Feld geführten Autoren wissen das meines Erachtens auch. Warum es nicht Bestandteil der Vorträge ist, weiß ich leider nicht.

Das systemische Risiko aus Dunkelflauten ist für uns eben nicht überzubewerten. Dazu empfehle ich einfach mal Nassim Taleb. Er beschäftigt sich nicht mit Klimathemen, aber mit Systemrisiken. "Der schwarze Schwan" ist relativ bekannt. Aber auch in "Antifragilität geht er gut auf systemische Risiken und den Umgang mit ihnen ein. In "Skin in the Game - das Risiko und sein Preis" kann man sehr gut die Gründe für die Igoranz dieser auf politischer Seite nachvollziehen.

Übrigens haben sowohl Quaschning als auch Kempfer viele gute und richtige Ansätze. Aber ein System abzusichern, ist leider völlig unterrepräsentiert.

Klugschnacker 16.05.2023 14:11

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1708471)
Das systemische Risiko aus Dunkelflauten ist für uns eben nicht überzubewerten. Dazu empfehle ich einfach mal Nassim Taleb. Er beschäftigt sich nicht mit Klimathemen, aber mit Systemrisiken.

Wikipedia beschreibt dieses Buch so:
Das Buch behandelt Themen in Bezug auf Wissen, Ästhetik sowie Lebensführung und verwendet Elemente der Fiktion und Anekdoten aus dem Leben des Autors, um seine Gedanken zu entwickeln. Es war 36 Wochen auf der New York Times Best Seller List.
Es fällt mir schwer, das als Gegenposition zu Wissenschaftlern ernst zu nehmen, die sich seit Jahren mit der Energiewirtschaft in Deutschland beschäftigen. Das ist aber nicht persönlich gemeint.
:Blumen:

Genussläufer 16.05.2023 14:23

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708476)
Wikipedia beschreibt dieses Buch so:
Das Buch behandelt Themen in Bezug auf Wissen, Ästhetik sowie Lebensführung und verwendet Elemente der Fiktion und Anekdoten aus dem Leben des Autors, um seine Gedanken zu entwickeln. Es war 36 Wochen auf der New York Times Best Seller List.

Ich kenne wenige Risikomanager, die nicht dieses Buch gelesen haben. Er zeigt die Auswirkungen von von unerwarteten Ereignissen auf. Selbst die amerikanische Regierung lässt sich von Taleb zu diesen Themen beraten. Er ist zugegeben wirklich nicht der sympatischste Typ auf dem Planeten. Seine Bücher sind wiederum exzellent.

Zitat:

Es fällt mir schwer, das als Gegenposition zu Wissenschaftlern ernst zu nehmen, die sich seit Jahren mit der Energiewirtschaft in Deutschland beschäftigen. Das ist aber nicht persönlich gemeint.
Es ist keinesfalls die Gegenposition. Die auf die Dunkelflaute bezogene Fragestellung ist fachlich in dem von mit verlinkten Paper behandelt. Hier wird das Risiko einer Dunkelflaute und die zu überbrückenden Zeit völlig anders bewertet als von Quaschning und Kempfert.

Die Bücher von Taleb habe ich lediglich ins Feld geführt, um die systemische Einordnung der Fakten zu erleichtern. Das habe ich auch sehr deutlich geschrieben.

Ich bringe mal eine Analogie zur Corona Pandemie. Dort war Drosten sehr lange in der Kritik. Meines Erachtens völlig zu Unrecht. Er hat einfach seinen Job als Virologe gemacht. Nur war die Virologie nur ein Feld bei der Entscheidungsfindung von Maßnahmen. Wenn dabei Fehler passiert sind, sollte man diese nicht ihm anlasten.

Ebenso bilden Quaschning und Kempfert nur eine Aspekt des Themas ab. Interessant ist, daß sie nun auch zu Meinungsführern für alle gemacht werden. Das können sie nicht. Sehr sicher machen die einen guten Job. Das bedeutet aber nicht, daß sie in allen Bereichen Spezialisten sind. Vielmehr sind sie Generalisten im Bereich "Bekämpfung des Klimawandels".

Klugschnacker 16.05.2023 14:49

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1708471)
Hier gibt es eine guten Überblick:

https://iopscience.iop.org/article/1...48-9326/ac4dc8

Da sieht man, daß wir die Dunkelflauten nicht über-, sondern unterschätzen.

Die Autoren behaupten, Deutschland müsse für eine Dunkelflaute von 86 Tagen gerüstet sein. Das bedeutet, dass über eine Zeit von drei Monaten weder die Sonne scheint noch Wind weht. Und zwar in ganz Deutschland.

Diesem extrem unwahrscheinlichen Szenario müssen die Ausfallwahrscheinlichkeiten der alternativen Technologien gegenüber gestellt werden:

Kohle: Der Kohleausstieg ist bereits beschlossen. Mit Kohle können wir weder die nationalen Klimaschutzziele erreichen, noch die des Pariser Abkommens. Kohlkraftwerke sind zudem als Ergänzung zu Wind und Sonne nicht geeignet, da man sich nicht schnell an- und abschalten kann.

Atomenergie: Steht nicht zur Verfügung. Schon gar nicht als kurzfristiges Backup für Flauten. Um Deutschland mehrere Monate lang mit Strom zu versorgen, bräuchten wir Dutzende Atomkraftwerke, welche die meiste Zeit nutzlos herumstehen.

Gas: Hier haben wir gerade eine Gaskrise hinter uns, die monatelang die Medien beherrscht hat. Damals hieß es, wir müssen unabhängig werden vom Gas. Als Rückversicherung, um mit Gas eine mehrmonatige Dunkelflaute zu überstehen, ist es ein denkbar ungeeigneter Energieträger. Zudem müssten wir erstmal massenhaft Gaskraftwerke bauen, welche alle paar Jahre vielleicht mal kurz gebraucht würden. Je nach Entwicklungsstand der sich rasant verbessernden Batterietechnik würden wir sie irgendwann wieder abreißen, ohne je genutzt worden zu sein.

Genussläufer 16.05.2023 15:07

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708480)
Die Autoren behaupten, Deutschland müsse für eine Dunkelflaute von 86 Tagen gerüstet sein. Das bedeutet, dass über eine Zeit von drei Monaten weder die Sonne scheint noch Wind weht. Und zwar in ganz Deutschland.

Nein. Sie schreiben "Das gesamte maximale Energiedefizit". Diese kann sich über die Zeit aufbauen, auch wenn immer mal wieder die Sonne scheint und der Wind weht. Das ist auch sehr deutlich so beschrieben. Die Autoren schreiben hier auch lediglich von historisch nachvollziehbaren Daten. Aus der Brille des Risikomanagement müsste man hier noch einen Aufschlag machen. Auf Lücke zu arbeiten, könnte hier eine schlechte Idee sein.

Zitat:

Diesem extrem unwahrscheinlichen Szenario müssen die Ausfallwahrscheinlichkeiten der alternativen Technologien gegenüber gestellt werden:
Das scheint ja doch alle Jahre mal zu kommen. Klar ist das nicht wahrscheinlich. Aber es wird kommen. Und dann sind wir am A...

Zitat:

Kohle: Der Kohleausstieg ist bereits beschlossen. Mit Kohle können wir weder die nationalen Klimaschutzziele erreichen, noch die des Pariser Abkommens. Kohlkraftwerke sind zudem als Ergänzung zu Wind und Sonne nicht geeignet, da man sich nicht schnell an- und abschalten kann.

Atomenergie: Steht nicht zur Verfügung. Schon gar nicht als kurzfristiges Backup für Flauten. Um Deutschland mehrere Monate lang mit Strom zu versorgen, bräuchten wir Dutzende Atomkraftwerke, welche die meiste Zeit nutzlos herumstehen.

Gas: Hier haben wir gerade eine Gaskrise hinter uns, die monatelang die Medien beherrscht hat. Damals hieß es, wir müssen unabhängig werden vom Gas. Als Rückversicherung, um mit Gas eine mehrmonatige Dunkelflaute zu überstehen, ist es ein denkbar ungeeigneter Energieträger. Zudem müssten wir erstmal massenhaft Gaskraftwerke bauen, welche alle paar Jahre vielleicht mal kurz gebraucht würden. Je nach Entwicklungsstand der sich rasant verbessernden Batterietechnik würden wir sie irgendwann wieder abreißen, ohne je genutzt worden zu sein.
Keines dieser Argumente löst die Frage des oben beschriebenen Risikos :Blumen:

Edit: Es reicht einfach nicht aus, daß ein System aufgebaut wird, daß nur funktioniert, wenn alles nach Wunsch läuft. Das System ist dann so fragil, daß es uns ganz schnell um die Ohren fliegen kann.

Wir haben berechtigterweise viele Regelungen, um die Stabilität von Gebäuden, Brücken, technischen Anlagen, etc. zu gewährleisten. Und nun geht es im die Energieversorgung, dem Blutfluss unserer Volkswirtschaft. Und genau hier drücken wir ein Auge zu. Für mich liest sich das nicht sinnvoll.

Klugschnacker 16.05.2023 15:55

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1708481)
Das scheint ja doch alle Jahre mal zu kommen. Klar ist das nicht wahrscheinlich. Aber es wird kommen. Und dann sind wir am A...

Bei Dunkelflauten haben wir durchaus Strom, nur eben weniger als sonst. Schließlich wird erneuerbare Energie nicht nur mit Windkraft und Photovoltaik erzeugt, sondern auch mit Biomasse, Wasserkraft und grünem Wasserstoff. Daneben gibt es noch Stromspeicher.

Die Frage ist, ob der bei Dunkelflauten verfügbare Strom ausreichen kann, um den Strombedarf zu decken.

Bei dieser Abschätzung ist entscheidend, wie hoch man den voraussichtlichen Strombedarf ansetzt. Außerdem natürlich, wie stark die erneuerbaren Energien ausgebaut sind. Und ob wir Stromnetze haben werden, welche ausreichend Strom zwischen Gebieten mit hoher Stromerzeugung und Gebieten mit niedriger Stromerzeugung verbinden.

Zum voraussichtlichen Strombedarf: Hier kann man sich als Gesellschaft klug oder dumm anstellen. Wenn alle künftigen Elektroautos um 17 Uhr an die Steckdose kommen und randvoll geladen werden sollen, ist das in Zeiten knappen Stroms ein dummes Verhalten. Klug wäre es, wenn alle, bei denen es egal ist, mit dem Aufladen warten, bis ausreichend Strom verfügbar ist. Das wird über den Strompreis und smarte Steckdosen geregelt. Ist der Strom teuer, genügt bei vielen auch eine halb volle Batterie. Die Spülmaschine kann auch nachts laufen. Die Waschmaschine erst übermorgen. Ein Kühlschrank mit eingebautem Stromspeicher lädt in Phasen hoher Stromverfügbarkeit zu günstigen Preisen. Und so weiter.

Strom aus erneuerbaren Energien ist für die Wirtschaft sehr günstig. Sobald die Infrastruktur aus Windrädern und Photovoltaikanlagen steht, gibt es Strom zu unschlagbar günstigen Tarifen, sofern wir ausreichend Windräder aufstellen. Das rechnet sich auch dann, wenn in kurzen Phasen von Stromknappheit der Strom sehr teuer wird. Dann laufen sehr energieintensive Prozesse mal auf Halbgas, sofern das möglich ist. Dunkelflauten sind selten und kommen alle fünf Jahre für ein paar Tage vor.

Kurz: Der Bedarf an Strom lässt sich in gewissen Grenzen smart und flexibel gestalten. Wir müssen sparsamer damit umgehen, bis der Ausbau an erneuerbaren Energien ein ausreichendes Level erreicht hat. Außerdem brauchen wir ein leistungsfähigeres Leitungsnetz.

Schwarzfahrer 16.05.2023 20:29

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708416)
Die Abscheidung und unterirdische Einlagerung nennenswerter Mengen an Kohlendioxid ist derzeit nicht möglich. Es gibt auch nach zwei Jahrzehnten Forschung lediglich Versuchsanlagen, die winzige Mengen Kohlendioxid abscheiden und dabei sehr viel Energie verbrauchen.

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1708445)
Die Schwäche an deiner Argumentation ist, dass es die Technologie für den CO2-freien Betrieb von Kohlekraftwerken nicht gibt, jedenfalls nicht serienreif.

Was es alles nicht gibt ... (commercial ist mehr als nur Versuchsanlage...)
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708416)
Außerdem werden, entgegen Deiner Darstellung, nur zwei Drittel der CO2-Freisetzung vermieden.

Das sieht z.B. MIT Climate Portal anders:
Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1708445)
Statt so viel Geld in alte Technologie zu investieren, sollten wir das Geld lieber in Zukunftsthemen investieren und dort die noch vorhandenen Lücken (Speicher, Netze, intelligente Verbrauchssteuerung) zu schließen.

Genau, es war sicher auch ein Fehler, Katalysatoren und Diesel-Rußpartikelfilter zu entwickeln, statt gleich BEV zu pushen, damals eben mit Blei-Batterien...

Schwarzfahrer 16.05.2023 20:46

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708484)
Bei Dunkelflauten haben wir durchaus Strom, nur eben weniger als sonst.

Genau, das ist die Definition von Dunkelflaute: es wird über eine gewisse Zeit weniger Strom produziert, als gebraucht wird. (analog zum Bäcker, der auch pleite geht, wenn er nicht produziert, auch wenn es ein gewisser Kinderbuchautor anders sieht).
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708484)
Schließlich wird erneuerbare Energie nicht nur mit Windkraft und Photovoltaik erzeugt, sondern auch mit Biomasse, Wasserkraft und grünem Wasserstoff.

Schau Dir dazu mal die aktuellen Anteile an. Wenn die Summe relevant ist, ist Wind auch bei weitem der dominante Anteil, ohne Wind ist die Summe karg.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708484)
Daneben gibt es noch Stromspeicher.

Ich dachte, das sei inzwischen angekommen, daß es keine Speicher in ausreichender Größenordnung gibt.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708484)
Die Frage ist, ob der bei Dunkelflauten verfügbare Strom ausreichen kann, um den Strombedarf zu decken.

Nein, keine Frage: wenn der Strom reicht, um den Bedarf zu decken, dann ist es keine Dunkelflaute.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708484)
Bei dieser Abschätzung ist entscheidend, wie hoch man den voraussichtlichen Strombedarf ansetzt....

... Klug wäre es, wenn alle, bei denen es egal ist, mit dem Aufladen warten, bis ausreichend Strom verfügbar ist. Das wird über den Strompreis und smarte Steckdosen geregelt. Ist der Strom teuer, genügt bei vielen auch eine halb volle Batterie. Die Spülmaschine kann auch nachts laufen. Die Waschmaschine erst übermorgen. Ein Kühlschrank mit eingebautem Stromspeicher lädt in Phasen hoher Stromverfügbarkeit zu günstigen Preisen. Und so weiter.

Kühlschränke, die eine Zeit ohne Strom überbrücken können, sind Kleinvieh, worauf es ankommt, ist daß die großen Verbraucher, Industrieanlagen, Heizungspumpen, Rechenzentren, etc. dauerhaft versorgt sind. Dieser Strombedarf wird nicht von einer höheren Instanz "angesetzt", dieser ist gegeben. Dein Modell führt zum euphemistischen "Angebotsorientierten Stromverbrauch", den ich aus meiner Kindheit kenne: unplanbar gibt es zeitweise Strom, und zeitweise nicht. Oder gibt es dann eine Instanz, die "klug" bestimmt, wessen Verbrauch "gerechtfertigt" ist, und wessen "entbehrlich"? Damit kann keine moderne Industriegesellschaft funktionieren.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708484)
... Dann laufen sehr energieintensive Prozesse mal auf Halbgas, sofern das möglich ist.

ist bei den meisten solchen Prozessen (Aluminiumwerk, Papierfabrik) nicht möglich.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708484)
Dunkelflauten sind selten und kommen alle fünf Jahre für ein paar Tage vor.

Nein, eine Unterversorgung ist häufiger, und das System muß auch mit dem worst cast zurechtkommen.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708484)
Außerdem brauchen wir ein leistungsfähigeres Leitungsnetz.

Das wäre sicher hilfreich, aber offenbar klappt es mit der Umsetzung nicht mal dabei, obwohl darin wirklich keine große neue Technologie steckt.

keko# 16.05.2023 21:19

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1708523)
....
Kühlschränke, die eine Zeit ohne Strom überbrücken können, sind Kleinvieh, worauf es ankommt, ist daß die großen Verbraucher, Industrieanlagen, Heizungspumpen, Rechenzentren, etc. dauerhaft versorgt sind. Dieser Strombedarf wird nicht von einer höheren Instanz "angesetzt", dieser ist gegeben. Dein Modell führt zum euphemistischen "Angebotsorientierten Stromverbrauch", den ich aus meiner Kindheit kenne: unplanbar gibt es zeitweise Strom, und zeitweise nicht. Oder gibt es dann eine Instanz, die "klug" bestimmt, wessen Verbrauch "gerechtfertigt" ist, und wessen "entbehrlich"? Damit kann keine moderne Industriegesellschaft funktionieren.
...

"Kluge" Rechenautomaten können dir an der Kasse für Fleisch einen individuellen höheren Preis servieren. Sie können dir sagen, wie schnell du mit deinem e-Auto fahren darfst. Einen Kühlschrank entsprechend zu regulieren, friemelt dir ein Student nebenbei auf einem Raspi hin.
Vor Corona hätte ich das in einer "moderne Industriegesellschaft" nur für schwer möglich gehalten. Seit Corona bin ich überzeugt, dass dies so kommen wird.

:Blumen:

Klugschnacker 16.05.2023 21:27

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1708517)
Das sieht z.B. MIT Climate Portal anders:

Nein, das ist wohl ein Missverständnis. "In operation or under construction".

Wikipedia schreibt von "weniger als einem Tausendstel der globalen Emissionen", welches da eingefangen wird. Besondere Erwähnung findet eine Anlage im Gewerbegebiet von Tokamai. Prima.

Wikipedia beschreibt die Situation für Deutschland, hier ein typisches Beispiel:
Der Stromversorger RWE hatte zwischen 2006 und 2010 Planungen verfolgt, eine CO2-Abscheidung an einem neuen Braunkohlekraftwerk auf dem Standort des Goldenbergwerks in Hürth zu installieren sowie dieses CO2 über eine 530 km lange Pipeline ins nördliche Schleswig-Holstein zu pumpen und dort zu verpressen.

[…] Ende Mai und Anfang Juni 2009 stellte RWE Dea das Projekt dann erstmals den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden im Detail vor. Geplant waren mehrere 1000 unterirdische Sprengungen für seismische Tests zur Eignung der geologischen Formationen. Vor Ort treffen die Pläne auf starken Widerstand.

[…] RWE nahm daraufhin von seinen Plänen Abstand und legte das gesamte CCS-Projekt auf Eis.
In Deutschland gibt es keinerlei Akzeptanz für die Endlagerung großer Mengen eines gefährlichen Gases. Bereits das tausende Kilometer lange Netz an Pipelines, das zwischen den fossilen Kraftwerken und den Endlagern quer durch Deutschland gezogen werden müsste, ist nicht realisierbar. Wir schaffen es ja kaum, ein paar Strommasten aufzustellen. Niemand will die Pipelines und die Endlager, nur um weiterhin Kohle und Gas verbrennen zu können.

Mit den stark gefallenen Preisen für Strom aus erneuerbaren Energien ist auch die wirtschaftliche Grundlage für solche Projekte verschwunden. Überlege mal, was alleine die Wartung eines mehrere tausend Kilometer langen Pipeline-Netzes kostet, welches mit Kohlendioxid gefüllt ist. Dazu kommt dann noch die permanente Überwachung und Wartung der Endlager – falls man sich jemals auf eines einigen könnte. Das muss alles bezahlt werden.

Klugschnacker 16.05.2023 21:42

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1708523)
Nein, keine Frage: wenn der Strom reicht, um den Bedarf zu decken, dann ist es keine Dunkelflaute.

Eine "Dunkelflaute" bezieht sich auf die Stromerzeugung durch Wind und Sonnenenergie. Andere Energieformen werden nicht berücksichtigt. Für Geothermie, Biogas, Wasserkraft beispielsweise gibt es keine Dunkelflaute. Anyway.

Wikipedia nennt recht übersichtlich die Möglichkeiten und Herausforderungen und fasst zusammen (klick):
Wird das Energiesystem entsprechend ausgelegt, so stellt das Vorkommen von Dunkelflauten kein Hindernis für eine 100 % regenerative Energieversorgung dar, auch wenn diese zu einem großen Teil oder ausschließlich auf fluktuierenden erneuerbaren Energien basiert.
Auch Deine anderen Argumente aus Deinem letzten Posting werden dort beantwortet.
:Blumen:

Nepumuk 16.05.2023 22:01

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1708523)
Oder gibt es dann eine Instanz, die "klug" bestimmt, wessen Verbrauch "gerechtfertigt" ist, und wessen "entbehrlich"? Damit kann keine moderne Industriegesellschaft funktionieren.

Ja, die gibt es. Nennt sich den "Preis". Darüber lässt sich eine Menge steuern. Da stehen wir doch noch ganz am Anfang. Intelligente Netze, intelligente Verbraucher, das hat ein riesiges Potential.

dr_big 16.05.2023 22:15

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1708529)
Ja, die gibt es. Nennt sich den "Preis". Darüber lässt sich eine Menge steuern. Da stehen wir doch noch ganz am Anfang. Intelligente Netze, intelligente Verbraucher, das hat ein riesiges Potential.

Das Potential ist groß, aber Deutschland verschläft es wieder grandios. Wir schaffen es noch nicht einmal digitale Stromzähler zu verbauen, geschweige denn Smart-Zähler in Kombination mit der netzdienlichen Steuerung von Wärmepumpen und Wallboxen.

Schwarzfahrer 16.05.2023 22:18

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708526)
Nein, das ist wohl ein Missverständnis. "In operation or under construction".

IN der Summe. Davon allein 10 in den USA rein commercial operation. D.h. es gibt wirtschaftlich operierende Einrichtungen, keine Versuche oder Baustellen.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708526)
Wikipedia schreibt von "weniger als einem Tausendstel der globalen Emissionen", welches da eingefangen wird.

Ja, jeder hat mal klein angefangen. Windenergie kommt Weltweit auch nicht über 6 %, und weltweit fahren ca. 1,5 % der Autos elektrisch. Das ist kein Argument bezüglich der Zukunftsmöglichkeiten.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708526)
Wikipedia beschreibt die Situation für Deutschland
...
In Deutschland gibt es keinerlei Akzeptanz für die Endlagerung großer Mengen eines gefährlichen Gases.

In Deutschland gibt es für ganz vieles keine Akzeptanz, auch für die STromtrassen nicht, auch für CO2-freie Kerkraftwerke nicht. Wenn alles schlecht wäre, wofür es in diesem Land keine Akzeptanz gibt, wäre die Welt ein trauriger Ort.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708526)
...Das muss alles bezahlt werden.

Ja, alles muß bezahlt werden. Es kommt darauf an, mit welcher Investition wir am schnellsten und effektivsten den CO2-Eintrag in die Atmosphäre reduzieren können. Das sehe ich zur Zeit mit den meisten Grünen Projekten nicht. Kosten tut das alles trotzdem eine Menge.

Schwarzfahrer 16.05.2023 22:26

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1708527)
Eine "Dunkelflaute" bezieht sich auf die Stromerzeugung durch Wind und Sonnenenergie. Andere Energieformen werden nicht berücksichtigt. Für Geothermie, Biogas, Wasserkraft beispielsweise gibt es keine Dunkelflaute. Anyway.

Wikipedia nennt recht übersichtlich die Möglichkeiten und Herausforderungen und fasst zusammen (klick):

Na ja, dort sind die üblichen Theorien, die aber m.M.n. leider mengenmäßig alle nicht ausreichen, die Lücken in der realen Fluktuation auszugleichen, zumindest nicht in einem Industrieland wie Deutschland.

Darum steht auch immer wiederkehrend drin:
Zitat:

Absicherung mit konventionellen Kraftwerken
Ohne diese funktioniert es nicht, mit diesen wird es nie 100 % regenerativ. Das ehrlich zuzugeben sollte nicht so weh tun.

Ein zweiter Punkt, der unsauber ist im Artikel:
Zitat:

Der Deutsche Wetterdienst berücksichtigt dabei Zeiträume, in denen die mittlere Energieproduktion aus Wind und Sonne weniger als zehn Prozent der Nennleistung erreicht.
Allerdings kommt die Energieversorgung schon bei deutlich geringerer Unterproduktion in die Bredouille, wenn alles regenerativ ist, d.h. diese Rechnung täuscht eine viel zu seltene Problematik vor im Vergleich zur Realität.

Klugschnacker 16.05.2023 22:38

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1708533)
Ja, jeder hat mal klein angefangen. Windenergie kommt Weltweit auch nicht über 6 %, und weltweit fahren ca. 1,5 % der Autos elektrisch. Das ist kein Argument bezüglich der Zukunftsmöglichkeiten.

Wir werden ja sehen, wie es um die Zukunft von Kohlekraftwerken mit CO2-Abscheidung, CO2-Pipelines von hunderten Kilometern Länge sowie Verpressen in unterirdischen Endlagern bestellt ist.

Ich setze ein Hefeweizen bei mir in der Küche, dass diese Energiegewinnung angesichts der immer preiswerter werdenden erneuerbaren Energien in Deutschland keine Rolle spielen wird. Stichtag ist der 16. Mai 2033. Schlägst Du ein?
:Prost:


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