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Voldi 20.04.2023 16:13

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1705702)
... Der Tagesgang des Energiebedarfs für Klimatisierung geht übrigens ziemlich parallel mit dem Tagesgang von Solar - also hilft hier eventuell PV mehr als Wind.
...

Aber vergisst du hier nicht einen wesentlichen Teil? Klimatisierung ist ja nicht nur kühlen an heißen Tagen sondern genauso heizen an kühlen dunklen Wintertagen. Genau hier hilft PV wenig. Lediglich die Kühlungsfunktion im Sommer dürfte relativ parallel mit dem Tagesgang von Solar übereinstimmen.

Schwarzfahrer 20.04.2023 16:20

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1705752)
also wenn ich euch richtig verstehe, wollt ihr "überschüssigen" strom, den grad keiner brauchen kann, nicht "wegwerfen", oder?
redet ihr da von speichern über wochen und monate (so wie man im sommer holz macht hat, um es im winter zu verbrennen) oder von tagen?

Bzgl. Dunkelflautenproblematik (Definition siehe im Artikel, ist eben nicht nur "kein Wind", sondern "zu wenig, um die Grundlast zu sichern") geht es um Zeiträume zwischen Stunden, über Tage bis hin zu ggf. Wochen (bei Stunden und einzelne Tage kann es um sehr hohe Leistung gehen; bei Wochen mit Wolken und schwachem Wind würde aus den Speichern eine geringe variable Leistung über längere Zeit benötigt, aber immer noch wesentliche Energiemengen).

Die Speicherung saisonal sehe ich eher als Thema für lokale, dezentrale, teil-autarke Systeme, um hohe Überschüsse nicht ins Netz speisen zu müssen (oder nicht abregeln zu müssen), da das den Stabilisierungsaufwand und damit die Kosten in die Höhe treibt. Saisonale Speicherung ist immer mit sehr hohen Verlusten behaftet (außer über Pumpspeicher), und daher ziemlich unwirtschaftlich, aber u.U. ein zusätzlicher Baustein im System.

Übrigens: wenn wir Windstrom aus Portugal bräuchten, weil dort gerade der Wind weht - je 1000 km gibt es je nach Spannungsniveau 5 - 10 % Leitungsverluste (bei 110 kV sogar bis zu 50 %), aus Portugal wären das schon über 10 - 20 % - super wirtschaftlich ist das auch nicht gerade.

Feanor 20.04.2023 17:02

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1705732)
Es geht mir um die Speicher fürs Netz, um die flächendeckende Grundversorgung sicherzustellen (nicht im Netz, wenn man unter Netz das Leitungssystem versteht, darin läßt sich leider nichts speichern).
Wieviel und wie lange: les mal diesen Artikel, darin ist einiges zur unklaren Definition der Dunkelflaute, wie auch darüber, worauf es ankommt: nämlich auf die Dauer und Energiebedarf, mit dem Speicher geleert werden. Es geht also nicht nur um die komplett windstillen Zeiten, sondern um alles, was unter der notwendigen Grundversorgung liegt, und nicht mit lokalen, dezentralen Batterien aufzufangen ist.

Der Bedarf steht übrigens auch drin: das bis zu 1000-fache der aktuell verfügbaren Pumpspeicher-Kraftwerksleistung.

Es ist natürlich ein schlechter Wirkungsgrad und aktuell völlig unwirtschaftlich. Es ist allerdings eine Möglichkeit, PV-Spitzen, die hohen Aufwand für Netzstabilisierung benötigen, abzufangen, und zumindest teilweise zu nutzen. Den Überschuß billig ins Ausland zu verkaufen und später wieder teuer Strom einzukaufen ist nicht unbedingt wirtschaftlicher. Und der Ansatz kann ein Schritt zur Autarkie sein, wenn man das Vertrauen in die verläßliche Grundversorgung verliert.

Genau deshalb hatte ich ja nach dem Details gefragt: Dauer und Kapazität. Es ist natürlich etwas anderes eine Dunkelflaute zu überbrücken, als die täglichen Schwankungen der PV-Anlage. Daher auch andere technologische Ansätze. Die Umwandlung von PV-/Windenergie in Wasserstoff zähle ich auch dazu, nur halt nicht privat im Keller.
Dass wir in allen Bereichen zu wenig Speicher haben und diese auch zum Teil ineffizient sind, steht außer Frage. Aber wir müssen nichts neues mehr erfinden, die Technologien von Supercapacitor für Millisekunden über Redox-Flow, LiB bis Pumpspeicher und das Einspeichern von grünen Wasserstoff in Kavernen über Monate sind ja bekannt. Kostet halt nur verdammt viel und wir müssen uns überlegen als Gesellschaft, ob es uns das Wert ist.
PS: Ich habe mal die letzten "Dunkelflauten" gecheckt, während der ich schon meine PV-Anlage habe. Mit entsprechenden Speicher (der sich natürlich nie lohnen würde) wäre ich auch in den Phasen fast autark, und das ohne zusätzliches Windrad.

Genussläufer 20.04.2023 17:13

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1705755)
Übrigens: wenn wir Windstrom aus Portugal bräuchten, weil dort gerade der Wind weht - je 1000 km gibt es je nach Spannungsniveau 5 - 10 % Leitungsverluste (bei 110 kW sogar bis zu 50 %), aus Portugal wären das schon über 10 - 20 % - super wirtschaftlich ist das auch nicht gerade.

Das nun wieder würde ich nicht als Kontraargument betrachten. 20% Verlust wäre ja im Vergleich zu Kohle, Gas oder Öl immer noch irre gut. Es mangelt einfach an der Verfügbarkeit.

tridinski 20.04.2023 17:24

um das Jahr 2010 gab es ja mal die Initiative DESERTEC (wikipedia) die das Ziel hatte, Strom in den Wüstenregionen Nordafrikas zu erzeugen und u.a. nach Europa zu liefern. Hat man länger nichts von gehört, ist wohl eher tot ....?

Interessant aber die folgende Darstellung (Stand 2005): 17% des Weltenergiebedarfs ist Strom, um diesen mit Solarthermie-Kraftwerken zu decken sind theoretisch folgende Flächen erforderlich: Ganze Welt / EU25 / D:



Von der Fläche und der damit verbundenen Sonneneinstrahlung her also ein Klacks. aber mit dem Stromtransport über große Entfernungen scheint es dann doch nicht sooo einfach zu sein ... Könnte man grünen Wasserstoff erzeugen? Vielleicht nicht tausende KM vom Meer entfernt, aber Küsten gibt es in Afrika auch.

Feanor 20.04.2023 17:39

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1705755)

Übrigens: wenn wir Windstrom aus Portugal bräuchten, weil dort gerade der Wind weht - je 1000 km gibt es je nach Spannungsniveau 5 - 10 % Leitungsverluste (bei 110 kW sogar bis zu 50 %), aus Portugal wären das schon über 10 - 20 % - super wirtschaftlich ist das auch nicht gerade.

Die Leitung von Schweden nach Polen hat 450kV (nicht kW). Scheint sich zu lohnen, zumal auch in Polen regenerative Energie (Wasserkraft aus Skandinavien) gebraucht wird. Wo ein Wille ist, ist auch oft ein Weg.

dr_big 20.04.2023 18:45

Wir brauchen in Europa endlich HGÜ Strecken in Ost/West und Nord/Süd Richtung, damit ordentlich Energie verschoben werden kann.

Klugschnacker 20.04.2023 19:49

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1705761)
Von der Fläche und der damit verbundenen Sonneneinstrahlung her also ein Klacks. aber mit dem Stromtransport über große Entfernungen scheint es dann doch nicht sooo einfach zu sein ... Könnte man grünen Wasserstoff erzeugen? Vielleicht nicht tausende KM vom Meer entfernt, aber Küsten gibt es in Afrika auch.

Rechne mal die Wirkungsgrade ein: Klimaneutralen Strom herstellen, Wasserstoff erzeugen, Wasserstoff lagern, Wasserstoff hunderte oder tausende Kilometer nach Deutschland transportieren, Wasserstoff in Gasturbinen verbrennen und daraus Strom erzeugen, Strom quer über Deutschland verteilen, Strom speichern.

Am Ende kommt von der eingesetzten Energie kaum noch etwas an. Das verzigfacht den Strombedarf und die Kosten. Von Nischen abgesehen, wird diese Form der Energiegewinnung nie konkurrenzfähig sein.

Nach meiner Überzeugung überwiegt jedoch ein anderer Aspekt:

Kohlendioxid baut sich in der Atmosphäre nur im Zeitrahmen von hunderten Jahren langsam ab. Deswegen müssen wir unseren CO2-Ausstoß praktisch sofort drastisch senken. Das geht nur mit Technologien, die uns jetzt zur Verfügung stehen. Mit allem anderen verschwenden wir nur Zeit. Die Energiewende in Deutschland muss mit Photovoltaik und mit Windkraft gelingen, oder sie kommt zu spät. Zeitverschwendungsstrategien wie die Debatte über E-Fuels oder über eine globale Stromerzeugung in der Sahara lenken nur ab.

(Ist nicht persönlich gemein, tridinski, falls das jetzt etwas harsch rüberkam). :Blumen:

Schwarzfahrer 20.04.2023 20:56

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1705760)
Das nun wieder würde ich nicht als Kontraargument betrachten. 20% Verlust wäre ja im Vergleich zu Kohle, Gas oder Öl immer noch irre gut. Es mangelt einfach an der Verfügbarkeit.

Stimmt schon, die Verluste sind (bei guter Auslegung) verkraftbar und in der Größenordnung der Ladeverluste von Speichern; sie wirken sich aber auf die Verfügbarkeit von "überschüssigen" Windenergie aus - man braucht eben die 10 - 20 % mehr an installierten Leistung. Und natürlich die leistungsfähigen Stromtrassen, die wir vorerst nicht mal innerhalb von Deutschland hinbekommen...

(Und ja, natürlich geht es um kV, nicht um kW, Tippfehler in Eile habe ich korrigiert; die 10 % auf 2000 km gelten übrigens für 800 kV)

Genussläufer 20.04.2023 21:14

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1705767)
Rechne mal die Wirkungsgrade ein: Klimaneutralen Strom herstellen, Wasserstoff erzeugen, Wasserstoff lagern, Wasserstoff hunderte oder tausende Kilometer nach Deutschland transportieren, Wasserstoff in Gasturbinen verbrennen und daraus Strom erzeugen, Strom quer über Deutschland verteilen, Strom speichern.

Am Ende kommt von der eingesetzten Energie kaum noch etwas an. Das verzigfacht den Strombedarf und die Kosten. Von Nischen abgesehen, wird diese Form der Energiegewinnung nie konkurrenzfähig sein.

Fass doch Tridinskis Frage etwas weiter. Es muss ja nicht grüner Wasserstoff sein. Es könnte auch Methan sein. Klar hast Du den Umweg über Wasserstoff. Dafür ist deutlich leichter zu transportieren und vor allem zu speichern. Und sicher hätte man bei der Energieumwandlung Verluste. Und Die Verbrennung des Methans bringt weitere. Es wäre ab zumindest mal eine Speicherform, die wir kennen und die wir direkt nutzen können. Vor allem ist die Energiedichte mal auf einem vernünftigen Level.

Wir können uns die Energiewende mit dem, was wir haben wünschen. Dieser Wunsch wird aber nicht in Erfüllung gehen.

Zitat:

Kohlendioxid baut sich in der Atmosphäre nur im Zeitrahmen von hunderten Jahren langsam ab. Deswegen müssen wir unseren CO2-Ausstoß praktisch sofort drastisch senken. Das geht nur mit Technologien, die uns jetzt zur Verfügung stehen. Mit allem anderen verschwenden wir nur Zeit. Die Energiewende in Deutschland muss mit Photovoltaik und mit Windkraft gelingen, oder sie kommt zu spät. Zeitverschwendungsstrategien wie die Debatte über E-Fuels oder über eine globale Stromerzeugung in der Sahara lenken nur ab.
Es macht doch aber keinen Sinn, einer Illusion hinterherzurennen. Die Notwendigkeit von Speichermöglichkeiten ist mittlerweile so wenig umstritten wie der menschengemachte Klimawandel selbst.

Das bedeutet ja nicht, daß wir jetzt nicht weiter mit Vollgas die Erneuerbaren ausbauen sollten. Es bedeutet nur, daß dies allein aus verschiedenen Gründen nicht reicht.

Decke Pitter 20.04.2023 21:27

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1705766)
Wir brauchen in Europa endlich HGÜ Strecken in Ost/West und Nord/Süd Richtung, damit ordentlich Energie verschoben werden kann.

Ja! Stimmt!

Ich arbeite als Umwelt- und Genehmigungsplaner in einem HGÜ-Projekt. Bislang gibt es einige Projekte in Deutschland. SuedLink, SuedOstLink... Alle haben eine Ausrichtung von Nord nach Süd bzw. umgekehrt. Der Strom kann in beide Richtungen transportiert werden kann, sobald die Leitungen in Betrieb sind.

Von europaweiten HGÜ-Leitungen, ob in Nord-Süd oder West-Ost Richtung, sind wir weit entfernt. Ich könnte von Hindernissen innerdeutsch erzählen. Grenzüberschreitend sehe ich den Netzausbau bei HGÜ-Leitungen lange nicht. Leider.

By the way:
Transport von grünem! Wasserstoff, hergestellt in (Nord)Afrika durch im Boden verlegte Leitungen (die noch nicht existieren), über Spanien, durch Frankreich nach Deutschland ist Wunschdenken. Machbar wäre das, aber...

Wir müssen hier in Deutschland erstmal schauen, dass wir den SuedLink und den SuedOstLink in Betrieb nehmen. Politisches Ziel der Inbetriebnahme für den SuedOstLink ist Ende 2027.

So long...

Klugschnacker 20.04.2023 21:38

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1705773)
Es macht doch aber keinen Sinn, einer Illusion hinterherzurennen. Die Notwendigkeit von Speichermöglichkeiten ist mittlerweile so wenig umstritten wie der menschengemachte Klimawandel selbst.

Ich bestreite nicht die Notwendigkeit von Stromspeichern. Ganz im Gegenteil, ich habe deren Notwendigkeit und Nichtvorhandensein häufig als Argument verwendet.

Ich halte es aber für eine Illusion, dass wir mittelfristig unseren Strom in nennenswerten Mengen in der Sahara produzieren werden. Ich halte solche Überlegungen in der gegenwärtigen Situation für Luftschlösser von Menschen, die nichts ändern wollen und sich daher für Lösungen bei den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen erwärmen.

Im Großen und Ganzen werden wir die Strommenge zur Verfügung haben, die wir selbst im eigenen Land produzieren. Wir müssen also sparsam in effizient damit umgehen. Diese Einsicht führt zu strukturellen Veränderungen in der Wirtschaft, im Verkehr, in den privaten Haushalten. Und sie führt hoffentlich zur nötigen Akzeptanz von Windrädern und Solaranlagen in der Bevölkerung.

Ich befürchte, dass die Bereitschaft der Menschen zu diesen notwendigen Veränderungen untergraben wird, wenn man ihnen weismacht, wir hätten künftig große Mengen an billigem Strom und Wasserstoff aus der Sahara und E-Fuels aus Chile für Autos. Das wird es mittelfristig aber nicht geben.

Es wäre ja klimamäßig ein Schildbürgerstreich, wenn wir Europäer im großen Stil erneuerbare und klimafreundliche Energie aus Afrika zu uns holten, solange in Afrika selbst noch Holz und Kohle verfeuert wird. Solarstrom aus Afrika muss in Afrika eingesetzt werden, weil alles andere viel zu ineffizient ist und dem Klima schadet.

Genussläufer 20.04.2023 21:39

Zitat:

Zitat von Decke Pitter (Beitrag 1705775)
Wir müssen hier in Deutschland erstmal schauen, dass wir den SuedLink und den SuedOstLink in Betrieb nehmen. Politisches Ziel der Inbetriebnahme für den SuedOstLink ist Ende 2027.

Was ist Deine Prognose als Insider? Schaffen wir wenigstens das?

Zitat:

Von europaweiten HGÜ-Leitungen, ob in Nord-Süd oder West-Ost Richtung, sind wir weit entfernt. Ich könnte von Hindernissen innerdeutsch erzählen. Grenzüberschreitend sehe ich den Netzausbau bei HGÜ-Leitungen lange nicht. Leider.
Weil keine Sau ein so hohes Maß an Komplexität ins Netz bringen will. Es gab bereits einseitige Bestrebungen unseren Strom gar nicht mehr zu nehmen.

Zitat:

By the way:
Transport von grünem! Wasserstoff, hergestellt in (Nord)Afrika durch im Boden verlegte Leitungen (die noch nicht existieren), über Spanien, durch Frankreich nach Deutschland ist Wunschdenken. Machbar wäre das, aber...
Wie stehst Du aber zu synthetischen Kraftstoffen, die dann auch per Schiff transportiert werden könnten. Dann bräuchtest Du die Pipeline "nur" bis zum Hafen? Und ein Großteil der Infrastruktur (Schiffe, Terminals, Verbraucher) wäre vorhanden. Wäre das aus Deiner Perspektive eine Option? Bzw. was müsste man tun, um es zu einer Option zu machen?

Genussläufer 20.04.2023 21:47

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1705776)
Ich befürchte, dass die Bereitschaft der Menschen zu diesen notwendigen Veränderungen untergraben wird, wenn man ihnen weismacht, wir hätten künftig große Mengen an billigem Strom und Wasserstoff aus der Sahara und E-Fuels für Sportwagen aus Chile. Das wird es mittelfristig aber nicht geben.

Ok, den Punkt kann ich voll und ganz nachvollziehen. Diese Gefahr kann ich nicht wegdiskutieren. Und es wird genügend Verantwortungsträger geben, die dieser Versuchung nicht widerstehen werden :Blumen:

Zitat:

Es wäre ja klimamäßig ein Schildbürgerstreich, wenn wir Europäer im großen Stil erneuerbare und klimafreundliche Energie aus Afrika zu uns holten, solange in Afrika selbst noch Holz und Kohle verfeuert wird. Solarstrom aus Afrika muss in Afrika eingesetzt werden, weil alles andere viel zu ineffizient ist und dem Klima schadet.
Das sehe ich tatsächlich anders. Vielleicht will es auch einfach anders sehen. Wenn es hier gelingt, einerseits Infrastruktur zu errichten und andererseits, diese Länder daran partizipieren lässt, kann das viel bewirken. Mag sein, daß ich hier zu optimistisch bin. Aber ohne solche Schritte, sehe ich nicht, das wir unsere Ziele erreichen.

Wo wir uns völlig einig sind, sind der notwendige Ausbau bei uns und die Erkenntnis, daß jede nicht verbrauchte KWh auch nicht produziert werden muss.

dr_big 20.04.2023 21:50

Ein SüdLink Umspannwerk wird ja gerade neben meinem Büro gebaut. Das geht rasend schnell und wird nur noch einige Jahre dauern :Nee:

Man muss auch gar nicht nach Afrika schielen, es würde schon reichen, wenn man die Gewächshäuser in Spanien mit PV Modulen überdacht. Und wenn Frankreich statt 1GW Atomenergie für das gleiche Geld 10GW Windenergie aufbauen würde, dann kämen wir auch wieder einen Schritt weiter.

Siebenschwein 20.04.2023 21:55

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1705777)


Wie stehst Du aber zu synthetischen Kraftstoffen, die dann auch per Schiff transportiert werden könnten. Dann bräuchtest Du die Pipeline "nur" bis zum Hafen? Und ein Großteil der Infrastruktur (Schiffe, Terminals, Verbraucher) wäre vorhanden. Wäre das aus Deiner Perspektive eine Option? Bzw. was müsste man tun, um es zu einer Option zu machen?

Auch wenn Du nicht mich gefragt hast: erst, wenn Du es Dir leisten kannst, 80% des erzeugten Stroms einfach wegzuschmeissen (wegen des Wirkungsgrads) und finanzielle Aspekte wie die Höhe des zusätzlichen Investments als auch Ausgaben für den Betrieb der Anlagen keine Rolle spielen, ja- dann wäre das eine Option.
Niemand, der rechnen kann, wird je so eine SynFuel Anlage bauen - es sei denn, er will das Produkt stofflich nutzen. Energetische Nutzung ist wirtschaftlicher und ökologischer Wahnsinn.

sybenwurz 20.04.2023 21:55

Zitat:

Zitat von Feanor (Beitrag 1705758)
PS: Ich habe mal die letzten "Dunkelflauten" gecheckt, während der ich schon meine PV-Anlage habe. Mit entsprechenden Speicher (der sich natürlich nie lohnen würde) wäre ich auch in den Phasen fast autark, und das ohne zusätzliches Windrad.

Ob das für nen Finnen, der ein halbes Jahr dunkel hat, so auch gültig wäre?

Siebenschwein 20.04.2023 21:59

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1705779)
Die SüdLink Zentrale wird ja gerade gebaut, gleich neben meinem Büro. Das geht rasend schnell und wird nur noch wenige Jahre dauern :Nee:

Man muss auch gar nicht nach Afrika schielen, es würde schon reichen, wenn man die Gewächshäuser in Spanien mit PV Modulen überdacht. Und wenn Frankreich statt 1GW Atomenergie für das gleiche Geld 10GW Windenergie aufbauen würde, dann kämen wir auch wieder einen Schritt weiter.

Du weisst aber schon, dass Gewächshäuser lichtdurchlässig sein müssen?
Was den KKW-Irrsinn angeht: da hast Du recht. Hinzu kommt, dass Du die 10GW Wind in einem Jahr bauen kannst (ok, mit drei Jahren Vorlauf für Planung). Das KKW steht in zehn Jahren nicht.

Siebenschwein 20.04.2023 22:05

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1705781)
Ob das für nen Finnen, der ein halbes Jahr dunkel hat, so auch gültig wäre?

Und Höhlenmenschen nicht vergessen. Ausserdem U-Boot-Fahrer und Pinguine!

Bloss weil wir Beispiele finden, bei denen diese Lösung schlecht funktioniert, ist das kein generelles Argument dagegen. Du wirst auch mit dem Fully nicht die TdF gewinnen. Trotzdem gibt es Strecken, da kommst Du mit dem RR nicht durch.

Genussläufer 20.04.2023 22:19

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1705780)
Niemand, der rechnen kann, wird je so eine SynFuel Anlage bauen - es sei denn, er will das Produkt stofflich nutzen. Energetische Nutzung ist wirtschaftlicher und ökologischer Wahnsinn.

Danke für die Einschätzung. Ich habe dazu verschiedene Meinungen gelesen. Ich sehe leider aktuell keine anderen großformatigen Speichermöglichkeiten. Die Effizienz kann ich leider nicht einschätzen. Die Frage wäre, wie stark man skalieren müsste, um dennoch rentabel zu sein. Wir müssen auch berücksichtigen, daß die Sonnenstrahlung in den interessanteren Gegenden ca. 2,5x stärker ist als in Deutschland. Dazu kommt verfügbare Fläche. Die relevanten Gebiete sind unbewohnt und sind landwirtschaftlich nicht nutzbar. Hier könnte eine beachtlicher Verlust ausgeglichen werden. Und das Zeug wäre verfügbar, wenn es benötigt wird. Ich habe aber kein Gefühl, wie es wirklich rentabel werden könnte.

Siebenschwein 20.04.2023 22:42

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1705784)
Danke für die Einschätzung. Ich habe dazu verschiedene Meinungen gelesen. Ich sehe leider aktuell keine anderen großformatigen Speichermöglichkeiten. Die Effizienz kann ich leider nicht einschätzen. Die Frage wäre, wie stark man skalieren müsste, um dennoch rentabel zu sein. Wir müssen auch berücksichtigen, daß die Sonnenstrahlung in den interessanteren Gegenden ca. 2,5x stärker ist als in Deutschland. Dazu kommt verfügbare Fläche. Die relevanten Gebiete sind unbewohnt und sind landwirtschaftlich nicht nutzbar. Hier könnte eine beachtlicher Verlust ausgeglichen werden. Und das Zeug wäre verfügbar, wenn es benötigt wird. Ich habe aber kein Gefühl, wie es wirklich rentabel werden könnte.

Jeder, der sich dazu eine eigene Meinung bilden will, sollte in der Lage sein, ein paar Wirkungsgrade der einzelnen Prozessschritte miteinander zu multiplizieren.
Schwieriger wird es bei den Kosten.
Geh einfach davon aus, dass, wenn es günstiger wäre, den Strom in der Sahara zu machen und als Methanol nach D zu verschiffen, das längst jemand gebaut hätte.
Komischerweise wird weiter direkt in D investiert.

Genussläufer 20.04.2023 23:08

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1705786)
Jeder, der sich dazu eine eigene Meinung bilden will, sollte in der Lage sein, ein paar Wirkungsgrade der einzelnen Prozessschritte miteinander zu multiplizieren.

Das ist klar. Ich behaupte dennoch, daß wir Speicher benötigen. Um hier eine Umwandlung in Strom zu vollziehen, benötigt man immer mindestens zweimal eine ineffiziente Umwandlung. Egal ob in Deutschland oder in Afrika (beispielhaft). Westbritannien könnte es beim Wind sein.

Zitat:

Schwieriger wird es bei den Kosten.
Genau auf die kommt es dann an.

Zitat:

Geh einfach davon aus, dass, wenn es günstiger wäre, den Strom in der Sahara zu machen und als Methanol nach D zu verschiffen, das längst jemand gebaut hätte.
Wenn dem so wäre, könnten wir jegliche Forschung und Entwicklung aufgeben. Es wird immer ein erstes mal geben. Wir verhindern aber solche oder auch andere Entwicklungen, wenn wir den zukünftigen Standard der Technologie präjudizieren wollen. Genau das macht unsere Regierung gerade. Um uns nicht falsch zu verstehen. Die alte war nicht viel besser.

Siebenschwein 21.04.2023 09:19

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1705788)

Wenn dem so wäre, könnten wir jegliche Forschung und Entwicklung aufgeben. Es wird immer ein erstes mal geben. Wir verhindern aber solche oder auch andere Entwicklungen, wenn wir den zukünftigen Standard der Technologie präjudizieren wollen. Genau das macht unsere Regierung gerade. Um uns nicht falsch zu verstehen. Die alte war nicht viel besser.

Natürlich soll man forschen. Meine Aussage bezog sich 1. auf den Status quo - mit dem müssen wir leben und mit dem müssen wir planen. Wir können auch auf die kalte Fusion hoffen, aber das wird uns nach jetzigem Stand nicht weiterhelfen - denn wir müssen jetzt handeln.
Und 2. sind gewisse Limitierungen durch maximale Wirkungsgrade, chemische Gleichgewichte, benötigte Druck- und Temperaturniveaus durchaus als "best case" berechenbar und auch gegen andere bestehende Technologien vergleichbar. Wenn schon der thermodynamische best case, der praktisch fast nie erreichbar ist, sich nicht lohnt - was soll man dann gross forschen zu dieser Lösung? Das wird nichts bringen.
Ein unheimlech arroganter CTO in einer meiner vorherigen Firmen pflegte zu sagen, es gebe interessante Forschung und es gebe gute Forschung (interesing science vs. good science). Der Unterschied wäre - die gute verdient Geld, die interessante nicht.
Das ist etwas überspitzt und der Typ war ein Arsch, aber ganz falsch ist das nicht.

Genussläufer 21.04.2023 09:45

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1705800)
Natürlich soll man forschen. Meine Aussage bezog sich 1. auf den Status quo - mit dem müssen wir leben und mit dem müssen wir planen. Wir können auch auf die kalte Fusion hoffen, aber das wird uns nach jetzigem Stand nicht weiterhelfen - denn wir müssen jetzt handeln.
Und 2. sind gewisse Limitierungen durch maximale Wirkungsgrade, chemische Gleichgewichte, benötigte Druck- und Temperaturniveaus durchaus als "best case" berechenbar und auch gegen andere bestehende Technologien vergleichbar.

Wir haben hier überhaupt keinen Dissens.

Von den in Bezug auf den Wirkungsgrad wirklich spannenden Lösungen sind alle für sehr kurze Zyklen sinnvoll. In Bezug auf Netzstabilität macht das viel Sinn. Auch Stundenweise Schwankungen können mit einigermaßen effizienten Methoden gemanaged werden. Hier bieten sich z.B. Pumspeicherwerke an. Die geographische Limitierung ist mir klar. Ich will hier nur aufzeigen, daß bei Langzeitspeichern (länger als eine Stunde!) bereits deutliche Einbußen vorhanden sind.

Um die saisonalen Schwankungen handeln zu können, benötigt man Speicher, die über viele Wochen und Monate verfügbar sind. Nimm hier die Analogie der Gasspeicher.

Die heute meines Wissens am weitesten entwickelte und umsetzbare Technologie ist die Umwandlung in Wasserstoff oder Methan (Power to Gas).

Ich teile voll und ganz, was Du schreibst. Der Unterschied besteht darin, daß ich die Zyklen unterteile. Eine weitere Frage wäre natürlich, ob die Speicher für die Saisonalität aufgrund der schieren Größe und damit verbundenen Skaleneffekte auch die Kurz- und langfristigen Zyklen kannibalisieren könnten. Das würde ich aber nicht als Nachteil ansehen, sondern als sinnvollen Wettbewerb.

Cool, daß Du Deine Meinung so detailliert aufdröselst. So kann man die Unterschiede in der Überlegung viel besser verstehen. Vor allem erkennt man auch die Themen, für die Konsens besteht. Die kann man dann erstmal aus der Diskussion herauslassen :Blumen:

TriVet 21.04.2023 09:56

Hier finde ich eine für den Laien gut verständlcihe Übersicht zum aktuellen Stand.
Daraus:
Die Suche nach neuen Möglichkeiten zur saisonalen Speicherung läuft auf Hochtouren. Und laufend werden neue Ansätze vorgestellt. Doch der Bedarf an weiterer Forschung und Entwicklung ist bei all diesen Ansätzen noch sehr hoch. Peter Jansohn bleibt deshalb pragmatisch: «Die breite Palette von chemischen Energieträgern erscheint deutlich realistischer und auch in kürzerer Frist erreichbar. Die grössten Herausforderungen bestehen darin, dass sehr grosse Energiemengen – TWh – über sehr lange Zeiträume, also mehrere Monate, gespeichert werden sollen. Aus heutiger Sicht können diese Herausforderungen ausser über Power-to-X kaum ausreichend adressiert werden.»

Nepumuk 21.04.2023 10:51

Bei der ganzen Diskussion geht mir die europäische Komponente verloren. Wir müssen ja keine Lösung für Deutschland, sondern für Europa bauen. Bekanntlich haben andere europäische Länder andere Prioritäten beim Umbau ihrer Energieinfrastruktur gesetzt. Das wird im Allgemeinen als Kritik geäußert, ich sehe das aber als Vorteil. So konnte D letzten Sommer massiv Strom an Frankreich liefern, als deren AKWs wegen Wassermangel abgeschaltet werden mussten. Das kann natürlich auch mal anders herum funktionieren.

Diese Integration wird den rein rechnerischen Bedarf an Langzeitspeicher bei uns reduzieren. Sicher brauchen wir Langzeitspeicher, aber eher nicht in dem Umfang, wie das von vielen Kritikern verkündet wird.

Ich gehe eh davon aus, dass unsere zukünftige Energieversorgung kleinteiliger, lokaler und intelligenter werden wird, als wir uns das heute vorstellen können. Ich glaube auch nicht an die eine große Lösung, die alle Probleme gleichzeitig löst. Vielmehr müssen wir viele kleine Schritte gehen. Es gibt keinen Grund zu warten.

Genussläufer 21.04.2023 11:05

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1705808)
Diese Integration wird den rein rechnerischen Bedarf an Langzeitspeicher bei uns reduzieren. Sicher brauchen wir Langzeitspeicher, aber eher nicht in dem Umfang, wie das von vielen Kritikern verkündet wird.

Solange andere auf Kernkraftwerke setzen, ist das völlig richtig. Im Prinzip sagst Du damit, daß die Schweinerei neben an ok ist und wir sie nutzen sollten. Aber bitte nicht bei uns. Das ist keine Kritik. Ich denke ja genauso ;)

Zitat:

So konnte D letzten Sommer massiv Strom an Frankreich liefern, als deren AKWs wegen Wassermangel abgeschaltet werden mussten. Das kann natürlich auch mal anders herum funktionieren.
Richtig. In dieser Zeit haben wir viel Strom aus erneuerbaren und vor allem aus Kohle und Gas geliefert. Das ist leider die Wahrheit. Weiterhin haben wir die Problematik, daß wir immer dann viel Strom liefern können, wenn andere ihn auch haben. Die Situation der KKWs war ein Ausnahmefall. Diese Strategie wäre für uns entsprechend teuer. Wir geben dann Strom ab, wen es ein Überangebot gibt und fragen nach, wenn das Angebot klein ist. Schau Dir die Verläufe an der EEX an und Du wirst dem zustimmen.

Zitat:

Ich gehe eh davon aus, dass unsere zukünftige Energieversorgung kleinteiliger, lokaler und intelligenter werden wird, als wir uns das heute vorstellen können.
Das wäre wünschenswert. Ich kann es mir für einzelne Sektoren sogar vorstellen. Für die immens energiefressenden Bereiche Industrie und Verkehr werden wir sicher an Grenzen stoßen. Wenn es da einen Durchbruch geben würde, wäre das super. Ich würde aber nicht allein darauf wetten wollen.

Zitat:

Ich glaube auch nicht an die eine große Lösung, die alle Probleme gleichzeitig löst. Vielmehr müssen wir viele kleine Schritte gehen. Es gibt keinen Grund zu warten.
Es muss natürlich viele kleine Schritte geben. Aber insbesondere die Investitionen in Infrastruktur und vorab in Grundlagenforschung sehr ich eher als einzelne sehr große Würfe. Von der internationalen Abstimmung will ich da noch gar nicht reden.

Nepumuk 21.04.2023 11:17

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1705813)
Solange andere auf Kernkraftwerke setzen, ist das völlig richtig. Im Prinzip sagst Du damit, daß die Schweinerei neben an ok ist und wir sie nutzen sollten. Aber bitte nicht bei uns. Das ist keine Kritik. Ich denke ja genauso ;)

Ich halte es weiterhin für falsch, an der Kernkraft fest zu halten. Aber ich sehe natürlich auch, dass andere Länder sich anders verhalten und akzeptiere diese politische Realität. Mit dieser muss man umgehen und hoffe, dass der nächste Super-Gau nicht in Zentraleuropa passiert.


Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1705813)
Richtig. In dieser Zeit haben wir viel Strom aus erneuerbaren und vor allem aus Kohle und Gas geliefert. Das ist leider die Wahrheit. Weiterhin haben wir die Problematik, daß wir immer dann viel Strom liefern können, wenn andere ihn auch haben. Die Situation der KKWs war ein Ausnahmefall. Diese Strategie wäre für uns entsprechend teuer. Wir geben dann Strom ab, wen es ein Überangebot gibt und fragen nach, wenn das Angebot klein ist. Schau Dir die Verläufe an der EEX an und Du wirst dem zustimmen.

Ist sicher ein komplexes Thema und von mir verkürzt dargestellt. Die Situation mit den KKW halte ich aber eher für einen Vorboten weiterer Probleme. Die laufenden Anlagen werden immer älter, die paar wenigen Neubauprojekte können die viel Alt-Anlagen nicht ersetzen und sind viel zu teuer. Ein solche Situation kann durchaus häufiger vorkommen.

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1705813)
Das wäre wünschenswert. Ich kann es mir für einzelne Sektoren sogar vorstellen. Für die immens energiefressenden Bereiche Industrie und Verkehr werden wir sicher an Grenzen stoßen. Wenn es da einen Durchbruch geben würde, wäre das super. Ich würde aber nicht allein darauf wetten wollen.

Auch da gebe ich dir Recht, für große Verbraucher braucht es auch große, stabile Lieferanten. Hier werden sicher Großspeicher in Kombination mit Überproduktionsskapazitäten gebraucht. Wir sollten nur nicht diese Großspeicher mit Dingen belasten, die man auch lokal oder regional abfangen kann. Hier braucht es ein Umdenken.

Genussläufer 21.04.2023 11:30

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1705815)
Hier werden sicher Großspeicher in Kombination mit Überproduktionsskapazitäten gebraucht. Wir sollten nur nicht diese Großspeicher mit Dingen belasten, die man auch lokal oder regional abfangen kann. Hier braucht es ein Umdenken.

Das ist ein wichtiger Aspekt. Ich könnte mir zwar auch vorstellen, daß Großspeichermöglichkeiten in Zukunft über entsprechende Infrastruktur zum Verbraucher gebracht werden können. Allerdings würde auch dann einiges für Deinen Ansatz sprechen. Diverstität! Damit macht man sich einfach unabhängiger. Das macht dieser Ansatz noch wertvoller.

Siebenschwein 21.04.2023 11:32

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1705803)
... Ich will hier nur aufzeigen, daß bei Langzeitspeichern (länger als eine Stunde!) bereits deutliche Einbußen vorhanden sind.

Um die saisonalen Schwankungen handeln zu können, benötigt man Speicher, die über viele Wochen und Monate verfügbar sind. Nimm hier die Analogie der Gasspeicher.

Die heute meines Wissens am weitesten entwickelte und umsetzbare Technologie ist die Umwandlung in Wasserstoff oder Methan (Power to Gas).

Ich teile voll und ganz, was Du schreibst. Der Unterschied besteht darin, daß ich die Zyklen unterteile. Eine weitere Frage wäre natürlich, ob die Speicher für die Saisonalität aufgrund der schieren Größe und damit verbundenen Skaleneffekte auch die Kurz- und langfristigen Zyklen kannibalisieren könnten. Das würde ich aber nicht als Nachteil ansehen, sondern als sinnvollen Wettbewerb.

Cool, daß Du Deine Meinung so detailliert aufdröselst. So kann man die Unterschiede in der Überlegung viel besser verstehen. Vor allem erkennt man auch die Themen, für die Konsens besteht. Die kann man dann erstmal aus der Diskussion herauslassen :Blumen:

Ich sehe das bei den Langzeitspeichern nicht ganz so drastisch - redox flow batterien haben wohl bis zu 80% Wirkungsgrad. Da wird sich eventuell auch kommerziell bald was tun. Selbst reiner Wasserstoff lässt sich eventuell in den Kavernen, die derzeit für Erdgas genutzt werden, saisonal speichern.
Was wir aber immer wieder übersehen, sind die Anzahl Zyklen. Eine Investition in die Infrastuktur der Speicherung ist oft nur wirtschaftlich, wenn sie regelmässig genutzt wird. Dieser Aspekt wird in der Forschung bei der Technologiebewertung meist vernachläsigt.
Power to Gas funktioniert, hat aber das Problem, dass der Gesamtwirkungsgrad sehr niedrig und CO2 energieaufwändig gewonnen werden muss. Ich sehe das wirklich nur dort, wo nicht "billige Energie", sondern ein chemischer Wertstoff gewonnen wird. Stichwort MTO/MTG (Methanol to Olefins/Methanol to Gasoline) als Start der chemischen Wertschöpfung.

Genussläufer 21.04.2023 11:53

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1705821)
Was wir aber immer wieder übersehen, sind die Anzahl Zyklen. Eine Investition in die Infrastuktur der Speicherung ist oft nur wirtschaftlich, wenn sie regelmässig genutzt wird. Dieser Aspekt wird in der Forschung bei der Technologiebewertung meist vernachläsigt.
Power to Gas funktioniert, hat aber das Problem, dass der Gesamtwirkungsgrad sehr niedrig und CO2 energieaufwändig gewonnen werden muss. Ich sehe das wirklich nur dort, wo nicht "billige Energie", sondern ein chemischer Wertstoff gewonnen wird. Stichwort MTO/MTG (Methanol to Olefins/Methanol to Gasoline) als Start der chemischen Wertschöpfung.

Das ist richtig. Hier hat unsere Politik aber bereits seit vielen Jahren die Vorlage für die Kategorisierung und deren Einsatzpotential.

https://www.bundestag.de/resource/bl...4-pdf-data.pdf

Unter Punkt 2.3. Typisierung von Stromspeichern auf Seite 6 findest Du Deine Aussage so wieder. Das war also schon vor 12 Jahren bewusst. Und insbesondere die Zyklenzahl der saisonalen Speicher ist genau wie von Dir beschrieben.

Decke Pitter 22.04.2023 11:33

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1705777)
Was ist Deine Prognose als Insider? Schaffen wir wenigstens das?

Weil keine Sau ein so hohes Maß an Komplexität ins Netz bringen will. Es gab bereits einseitige Bestrebungen unseren Strom gar nicht mehr zu nehmen.

Wie stehst Du aber zu synthetischen Kraftstoffen, die dann auch per Schiff transportiert werden könnten. Dann bräuchtest Du die Pipeline "nur" bis zum Hafen? Und ein Großteil der Infrastruktur (Schiffe, Terminals, Verbraucher) wäre vorhanden. Wäre das aus Deiner Perspektive eine Option? Bzw. was müsste man tun, um es zu einer Option zu machen?

Wenn wir es schaffen, wird es sehr knapp. Inbetriebnahme 2027 für den SuedOstLink und 2028 für den SuedLink ist der politische Wille und das Ziel der Vorhabenträger (50Hertz/TenneT/TransnetBW).

Eher, weil es an nationalen Interessen und Besonderheiten scheitern könnte. Man muss nur mal das vorhandene Erdgas-Fernleitungsnetz in Frankreich und Deutschland vergleichen.

Synthetische Kraftstoffe sind nicht meine Baustelle. Kann ich nichts zu beitragen. Es wird in Hessen demnächst eine Pilot- Produktionsanlage für E-Fuels in Betrieb genommen. Wenn ich nicht irre, wird dann in Hanau Kerosin hergestellt.

Decke Pitter 22.04.2023 11:40

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1705779)
Ein SüdLink Umspannwerk wird ja gerade neben meinem Büro gebaut. Das geht rasend schnell und wird nur noch einige Jahre dauern

Bauliche Anlagen (oberirdisch) sind schnell errichtet, wenn eine Genehmigung vorliegt. Der südliche Konverter des SuedOstLink ist aus der Planfeststellung ausgekoppelt. Das ist genehmigungsrechtlich möglich. Dann läuft das Antrags- und Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Wenn im SuedLink schon gebaut wird, haben die das auch so gemacht. Planfestellung kann dauern...

keko# 25.04.2023 21:23

Viessmann-Verkauf wegen Konkurrenz aus Asien?

Viessmann will 85 Prozent seines Geschäftes verkaufen - unter anderem den zukunftsträchtigen Bereich mit Wärmepumpen. Grund dürfte die kommende Konkurrenz aus Asien sein.

Verkauft wird wohl an ein US-Unternehmen, obwohl das Geschäft mit den Wärmepumpen stark wächst.

TriVet 25.04.2023 21:46

Wenn überhaupt, eher was fur den haustechnikfaden, oder?
Wer weiß schon was dahinter steckt.

11 Milliarden Kaufpreis bei 4 Milliarden Umsatz/Jahr sind ja nicht nix

keko# 26.04.2023 07:20

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1706262)
Wenn überhaupt, eher was fur den haustechnikfaden, oder?
Wer weiß schon was dahinter steckt.

11 Milliarden Kaufpreis bei 4 Milliarden Umsatz/Jahr sind ja nicht nix

Haustechnik? Ist das nicht ein wenig mehr? :-(( Ich höre doch immer von Zukunftsbranchen bei der Klima/Energiewende und dass wir da führend sein könnten oder werden. Ich ergänze dann immer: andere schlafen nicht und das Leben ist ein Haifischbecken :Blumen:

Helmut S 26.04.2023 07:40

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1706268)
Ich höre doch immer von Zukunftsbranchen bei der Klima/Energiewende und dass wir da führend sein könnten oder werden.

Eine Wärmepumpe ist doch eine vergleichsweise einfache Maschine. Das können die Chinesen auch, wahrscheinlich sind deren Produkte grundsätzlich eh bereits baugleich/ähnlich. Mit 11 Mrd kann man in echt innovativen Bereichen richtig Gas geben. Wahrscheinlich sind die 11 Mrd zwar nicht nur Cash, würde mich wundern, aber Treibstoff für Investitionen in innovativere Bereiche ist das so oder so ne Menge. Für mich klingt der Verkauf erstmal nicht falsch.

:Blumen:

TTTom 26.04.2023 08:56

Nachdem was man hört wird Viessmann mit 80% in Cash und 20% in Aktien ausbezahlt.
Der Kauf ist ultra teuer. Viessmann hatte laut Handelsblatt 2021 250 Mio. Gewinn. Entscheidend für die Bewertung ist aber nicht der Gewinn sondern Ebit und das habe ich jetzt nicht auf Anhieb in der Hand. Jedenfalls ist die Bewertung extrem hoch für ein Industrieunternehmen.

Technisch ist die Wärmepumpe sehr nah am Klimagerät. Das können die Asiaten und auch die Amerikaner. Evtl. mit leichten Abstrichen im Engineering und der Qualität gegenüber einem deutschen Markenprodukt. Wobei man die Japaner (Misubishi zB) überhaupt nicht unterschätzen darf, japanisches Engineering ist auch Qualität.

Man spricht in der Wirtschaftspresse davon, dass einerseits extremer Druck aus Asien zu erwarten ist und man zweitens Produktionskapazität für Skaleneffekte und internationalen Vertrieb braucht. Unter diesem Gesichtspunkt macht der Verkauf durchaus Sinn.

MattF 26.04.2023 09:52

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1706260)
Viessmann will 85 Prozent seines Geschäftes verkaufen - unter anderem den zukunftsträchtigen Bereich mit Wärmepumpen. Grund dürfte die kommende Konkurrenz aus Asien sein.

Dafür wird Viesmann, weil der Kaufpreis teilweise in Aktien bezahlt wird, der größte Anteilseigner der Käuferfirma.
Das scheint mir fast anders rum. Viesmann kontrolliert jetzt den US Konzern.

TTTom 26.04.2023 10:04

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1706278)
Dafür wird Viesmann, weil der Kaufpreis teilweise in Aktien bezahlt wird, der größte Anteilseigner der Käuferfirma.
Das scheint mir fast anders rum. Viesmann kontrolliert jetzt den US Konzern.

Naja, Vissmann wird möglich größter Einzelaktionär. Aber, Carrier hat ne Marktkapitalisierung von grob 35 Mrd. USD, wenn Vissmann jetzt 20% des Deals in Aktien bekommt, grob 3 Mrd. USD, dann wären wir bei 10%. Das ermöglicht durchaus Einfluss, aber eine kontrollierende Mehrheit nicht.


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