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Klugschnacker 22.06.2024 15:22

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1748928)
Die falsche Wahrnehmung ist, in dem Kontext nur von "Migranten" oder "Zuwanderung" im Allgemeinen zu sprechen, statt gezielt die verschiedenen Gruppen, Herkunftsländer und Kulturen im einzelnen zu betrachten. Zuwanderung ohne diese Differenzierung zu betrachten ist nutzlos und irreführend; Zuwanderung an sich ist weder gut noch schlecht, es kommt ausschließlich darauf an, wer kommt und wie er sich hier einbringt/einbringen kann.

Dann differenziere doch mal nach Gruppen, Herkunftsländern und Kulturen.

Im Raum steht die Frage nach der wirtschaftlichen Belastung oder dem wirtschaftlichen Gewinn durch Zuwanderung in Deutschland. Gestern Abend hatte ich ein PDF der Arbeitsagentur gepostet, außerdem einen Artikel eines Wirtschaftsexperten. Du sagst, es würde nicht differenziert.

Lass uns doch Deine Differenzierung hören und welche Fakten Du uns auf den Tisch legst.
:Blumen:

MattF 22.06.2024 18:59

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1748928)
es kommt ausschließlich darauf an, wer kommt und wie er sich hier einbringt/einbringen kann.

Und das kann man an einer wie auch immer gearteten Gruppenzugehörigkeit festmachen oder ist es nicht eher eine individuelle Geschichte jedes einzelnen Mirganten?

Und was wäre die Konsequenz wenn man Gruppen detektiert hat, werden diei dann remigriert?

dr_big 22.06.2024 21:13

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1748936)

Du sprichst immer von Sozialhilfeempfängern pars pro toto und zitierst dann eine Zahl, wo aber die erwerbsfähigen Bürgergeldempfänger die überwiegende Mehrheit bilden und wovon wiederum ein Teil, mehr als die Hälfte, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht.

Eine differenziertere Analyse der von Dir verlinkten Zahlen zu den erwerbsfähigen Deutschen / Ausländer aus dem Jahr 2023 ergibt dieser Artikel von Correctiv: Bürgergeld: Grafik zu Bezügen von Geflüchteten ist irreführend.

Werden bei solchen Zahlen eigentlich auch die Aufstocker mitgezählt?

Schwarzfahrer 22.06.2024 21:34

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1748932)
Was schwebt dir konkret vor? So ein Ranking nach Herkunft und Kultur anhand dem man dann Menschen, die man für den Arbeitsmarkt braucht, nach DE lässt oder nicht?

Ja, ein Rankingsystem oder Punktesystem wie in Kanada ist etwas höchst sinnvolles. Herkunft, Kultur sind da nur ein kleiner Baustein, sie werden nur relevant, wenn die Person sonst nichts vorzuweisen hat (Beruf, Ausbildung, Berufserfahrung, Sprachkenntnisse, ...).
Übrigens, in den 80-ern war die Herkunft für viele berufliche Positionen auch schon ganz normal ein wesentliches Kriterium, ich habe z.B. merhere Praktikumsstellen wegen meiner Ostblock-Herkunft nicht bekommen (bzw. wegen Verwandtschaft im Ostblock, über die ich ggf. zu Spionage oder Sabotage erpressbar wäre). Also ist nicht mal dieses Kriterium ganz von der Hand zu weisen.

Schwarzfahrer 22.06.2024 21:48

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1748936)
Das Wort "konkurrieren" vermittelt ebenfalls ein falsches Bild, dem Sozialdarwinismus entlehnt. Es handelt sich hingegen um gesetzlich festgelegte, einklagbare Rechtsansprüche auf die finanziellen Leistungen für alle Betroffenen, welche die Kriterien erfüllen.

Ich halte es aber trotzdem für völlig falsch, daß Sozialleistungen nicht an die Staatsbürgerschaft geknüpft sind. Als diese erfunden wurden, hatte keiner sich vorstellen können, daß mehr als die Hälfte der Empfänger Ausländer sein werden.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1748936)
Das sind doch Wasser auf die Mühlen der AFD leitende Sprüche, die an der Realität komplett vorbeigehen und suggerieren, jeder Migrant könne und wolle hier sich in DE auf Kosten der Deutschen in eine Hängematte legen.

Da ist wieder die von mir monierte Verallgemeinerung - von mir kommt nie etwas wie "jeder Migrant" - das kommt merkwürdigerweise immer von denen, die die Kritik an den aktuellen Zuständen diskreditieren wollen, und dabei selbst mit solchen Formuleirungen die gruppenbezogenen Vorurteile schüren. Es geht einfach um die Schieflage im Sozialsystem, das zunehmend nicht-deutsche Staatsbürger unterstützt, was nicht Sinn der Sache sein sollte. Und es geht mir auch nicht darum, daß Ausländer sich auf Kosten der Deutschen in die Hängematte legen (wobei es davon sicher auch einige gibt), sondern darum, daß das deutsche Sozialsystem m.M.n. bevorzugt für bedürftige deutsche Staatsbürger da sein sollte, und je mehr andere Staatsbürger mit versorgt werden, desto weniger wird auf Dauer für jeden Einzelnen da sein, also geht es sehr wohl um zunehmende Konkurrenz, und am Ende darum, daß die Sozialämter um jeden Cent feilschen, um ihre Ausgaben unter Kontrolle zu halten (erlebe ich seit Monaten bei der nicht geklärten Finanzierung der WG von meinem Sohn). In solchen Verhandlungen gewinnen selten die Bedürftigsten.

Schwarzfahrer 22.06.2024 21:57

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1748942)
Dann differenziere doch mal nach Gruppen, Herkunftsländern und Kulturen.

Ich tue das. Allerdings wird (wie vorhin bei qbz) trotzdem einfach unterstellt, ich oder andere Kritiker würden "alle Migranten", generell Zuwanderung, etc. ablehnen - das ist eine tolle Methode, um die Diskussion um konkrete Probleme zu ersticken, indem man dem Gegner extreme Absichten unterstellt.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1748942)
Im Raum steht die Frage nach der wirtschaftlichen Belastung oder dem wirtschaftlichen Gewinn durch Zuwanderung in Deutschland.

Nein, um die Zuwanderung in den Arbeitsmarkt geht es nur am Rande, das regelt der Markt am ehesten. Es geht um die Belastung der Sozialsysteme, bzw. Zuwanderung von Gruppen, die nicht bereit sind, sich kulturell zu integrieren und hier Parallelgesellschaften erschaffen. Diese Problemfelder sind wesentliche Faktoren, die viele Menschen (die schon länger hier leben) stören.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1748942)
Gestern Abend hatte ich ein PDF der Arbeitsagentur gepostet, außerdem einen Artikel eines Wirtschaftsexperten. Du sagst, es würde nicht differenziert. Lass uns doch Deine Differenzierung hören und welche Fakten Du uns auf den Tisch legst.
:Blumen:

Es gibt differenzierte Daten und Informationen, diese werden nur nicht für die Lösung der entsprechend gruppenspezifischen Probleme verwendet. Ich habe dazu, welche Teile der Migration ich für relevant bzw. problematisch halte, schon viel geschrieben, werde hier keine konzentrierte Abhandlung zu dem Thema posten.

Schwarzfahrer 22.06.2024 22:13

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1748950)
Und das kann man an einer wie auch immer gearteten Gruppenzugehörigkeit festmachen oder ist es nicht eher eine individuelle Geschichte jedes einzelnen Migranten?

Ja, kann man, zumindest mit guten statistischen Wahrscheinlichkeiten; natürlich kann die individuelle Geschichte in der statistischen Streuung von dem Mittel abweichen. Trotzdem ist diese Zugehörigkeit ein wesentlicher Baustein bei der Einordnung eines jeden.
Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1748950)
Und was wäre die Konsequenz wenn man Gruppen detektiert hat, werden die dann remigriert?

Mit Gruppen wird gar nichts gemacht, wenn es nach mir geht, aber sehr wohl mit Individuen. Menschen aus Kulturen, deren Vertreter sich als sehr häufig integrationsunwillig oder -unfähig erwiesen haben, könnten besonders gründlich schon bei der Einwanderung "gesiebt" werden, oder, wie in Dänemark angestrebt, möglichst nicht in geschlossenen Siedlungsblöcken sich ansiedeln lassen. Hohe Maßstäbe an die Integration stellen, mit Konsequenzen bei Verweigerern. Man könnte z.B. auch Quoten einführen aus gewissen Ländern, die man jährlich aufnehmen kann, ebenso Quoten für Menschen ohne Ausbildung oder gar ohne Schulbildung. Es sind viele Maßnahmen vorstellbar, aber bevor man Maßnahmen diskutiert, ist es wichtiger, Probleme und ihre Ursachen als solche zu erkennen und zu benennen, statt sie kleinzureden oder gar zu leugnen.

Klugschnacker 22.06.2024 22:39

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1748963)
Ja, kann man, zumindest mit guten statistischen Wahrscheinlichkeiten; natürlich kann die individuelle Geschichte in der statistischen Streuung von dem Mittel abweichen. Trotzdem ist diese Zugehörigkeit ein wesentlicher Baustein bei der Einordnung eines jeden.

Mit Gruppen wird gar nichts gemacht, wenn es nach mir geht, aber sehr wohl mit Individuen. Menschen aus Kulturen, deren Vertreter sich als sehr häufig integrationsunwillig oder -unfähig erwiesen haben, könnten besonders gründlich schon bei der Einwanderung "gesiebt" werden, ...

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Artikel 3

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Meiner Meinung nach sollte man das Grundgesetz berücksichtigen und schauen, dass man nicht in kulturellen Rassismus abgleitet. Wohin soll das sonst führen?

deralexxx 22.06.2024 23:39

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1748961)
Ich halte es aber trotzdem für völlig falsch, daß Sozialleistungen nicht an die Staatsbürgerschaft geknüpft sind. Als diese erfunden wurden, hatte keiner sich vorstellen können, daß mehr als die Hälfte der Empfänger Ausländer sein werden.

Da ist wieder die von mir monierte Verallgemeinerung - von mir kommt nie etwas wie "jeder Migrant" - das kommt merkwürdigerweise immer von denen, die die Kritik an den aktuellen Zuständen diskreditieren wollen, und dabei selbst mit solchen Formuleirungen die gruppenbezogenen Vorurteile schüren. Es geht einfach um die Schieflage im Sozialsystem, das zunehmend nicht-deutsche Staatsbürger unterstützt, was nicht Sinn der Sache sein sollte. Und es geht mir auch nicht darum, daß Ausländer sich auf Kosten der Deutschen in die Hängematte legen (wobei es davon sicher auch einige gibt), sondern darum, daß das deutsche Sozialsystem m.M.n. bevorzugt für bedürftige deutsche Staatsbürger da sein sollte, und je mehr andere Staatsbürger mit versorgt werden, desto weniger wird auf Dauer für jeden Einzelnen da sein, also geht es sehr wohl um zunehmende Konkurrenz, und am Ende darum, daß die Sozialämter um jeden Cent feilschen, um ihre Ausgaben unter Kontrolle zu halten (erlebe ich seit Monaten bei der nicht geklärten Finanzierung der WG von meinem Sohn). In solchen Verhandlungen gewinnen selten die Bedürftigsten.

Dürfte laut deiner Ansicht ein Amerikaner der hier 20 Jahre gearbeitet hat ALG und oder Bürgergeld erhalten?

Familie mit 2 Kindern, Alleinverdiener, 1700 Euro Netto im Monat, sollte der Bürgergeld aufstocken dürfen? Mutter engagiert sich ehrenamtlich in der lokalen Tafel, weil sie wegen Sprachproblemen noch keinen anderen Job gefunden hat. Was wenn diese Familie Aus dem Sudan kommen? Was wenn diese Familie aus Bayern nach Berlin gekommen ist?

Wer entscheidet, wer bedürftiger ist, dein Sohn in der WG oder die Ukrainische Familie? Genau deshalb gibt es doch ein so verworrenes System, um möglichst jeden Fall abzubilden oder?

qbz 22.06.2024 23:48

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1748961)
Ich halte es aber trotzdem für völlig falsch, daß Sozialleistungen nicht an die Staatsbürgerschaft geknüpft sind. Als diese erfunden wurden, hatte keiner sich vorstellen können, daß mehr als die Hälfte der Empfänger Ausländer sein werden.

Ja, okay, sollen die ausländischen Sozialhilfe- und Bürgergeldbezieher halt verhungern.

Von den 2,6 Millionen (47 %) Ausländer haben ca. 700 000 die ukrainische a) und ca. 500 000 die syrische Nationalität b). Beide Gruppen will / kann die deutsche Regierung aus bekannten unterschiedlichen Gründen nicht zur Ausreise verpflichten. Für a) gibt es ein EU-weites Gesetz, das DE umsetzt, für b) fehlen die rechtlichen Voraussetzungen. Es verbleiben 1,4 Millionen Ausländer. Perspektivisch werden sich die Zahlen ändern, sobald Kriegsflüchtlinge (Duldung) aufgrund der Integrationsmassnahmen in die Arbeitswelt eingegliedert werden oder ins Heimatland wegen Kriegsende (siehe Jugoslawienflüchtlinge) oder einer positiven Änderung der menschenrechtlichen Lage zurückkehren können. Die Integrationsleistungen in den Arbeitsmarkt für die erwerbsfähigen Bürgergeldbezieher müssen die Jobcenter erbringen. Ob die dafür ausreichend gut ausgestattet sind, kann ich von aussen nicht beurteilen.

Die Staatsbürgerschaft Ausländer / Deutsche werden bei der früheren Sozialhilfe erst seit 1980 erfasst und betrugen bis zur Einführung von Hartz IV (2005) immer ca. 25 %. In den 90ziger Jahren bildeten die Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien wegen der Jugoslawienkriege die Hauptgruppe der Ausländer bei der damaligen Sozialhilfe. Heute beziehen ca. 1,2 Millionen Menschen in DE wegen Alter oder Erwerbsminderung die Grundsicherung ("Sozialhilfe"). Die Leistungen nach dem Asylberwerbergesetz für Flüchtlinge im Asylverfahren liegen unterhalb dieser Grundsicherung bzw. der Sozialhilfe.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1748961)
Da ist wieder die von mir monierte Verallgemeinerung - von mir kommt nie etwas wie "jeder Migrant" - das kommt merkwürdigerweise immer von denen, die die Kritik an den aktuellen Zuständen diskreditieren wollen, und dabei selbst mit solchen Formuleirungen die gruppenbezogenen Vorurteile schüren. Es geht einfach um die Schieflage im Sozialsystem, das zunehmend nicht-deutsche Staatsbürger unterstützt, was nicht Sinn der Sache sein sollte. Und es geht mir auch nicht darum, daß Ausländer sich auf Kosten der Deutschen in die Hängematte legen (wobei es davon sicher auch einige gibt), sondern darum, daß das deutsche Sozialsystem m.M.n. bevorzugt für bedürftige deutsche Staatsbürger da sein sollte, und je mehr andere Staatsbürger mit versorgt werden, desto weniger wird auf Dauer für jeden Einzelnen da sein, also geht es sehr wohl um zunehmende Konkurrenz, und am Ende darum, daß die Sozialämter um jeden Cent feilschen, um ihre Ausgaben unter Kontrolle zu halten (erlebe ich seit Monaten bei der nicht geklärten Finanzierung der WG von meinem Sohn). In solchen Verhandlungen gewinnen selten die Bedürftigsten.

Sorry Schwarzfahrer, wer schreibt: "Kein Sozialstaat kann als Auffangbecken für die ganze Welt funktionieren" transportiert in dieser Aussage doch die Botschaften: "Migranten der ganzen Welt wollen im sozialen Becken Deutschlands aufgefangen werden." Und: "Die bestehenden Asylregelungen fungieren als Auffangbecken für die ganze Welt und unterminieren den Sozialstaat."

Das habe ich schon vermutet (aber nicht geschrieben), dass ein gewisser Frust mit dem Amt wegen Deines Sohnes auch eine Rolle mitspielt und ich kann diese persönlichen Motive sehr gut verstehen und wünsche Euch Erfolg. Es gibt nur überhaupt keinen sachlichen Grund, anzunehmen, das wäre anders und das Sozial- oder Gesundheitsamt würde nur 1 Cent mehr für Leistungen Deines Sohnes als gesetzlich erforderlich ausgeben, wenn es 1 bis 2 Millionen weniger Flüchtlinge in Deutschland gäbe. Vermutlich geht es bei der WG Deines Sohnes nicht um die Grundsicherung, sondern um Leistungen der Eingliederungshilfe?

qbz 23.06.2024 00:10

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1748959)
Werden bei solchen Zahlen eigentlich auch die Aufstocker mitgezählt?

Ich weiss es nicht und würde nur interpretieren, dass dieser Anteil bei den gesamten Zahlen zum Bürgergeld mitgezählt wird.

Anzahl der Erwerbstätigen, die zusätzlich Bürgergeld/Hartz-IV beziehen, in Deutschland in den Jahren von 2013 bis 2023

Klugschnacker 23.06.2024 08:07

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Geflüchtete Menschen kommen selbstverständlich zunächst in unser Sozialhilfesystem. Die flüchten ja nicht auf’s Werksgelände von BMW und sind am nächsten Tag dort beschäftigt.

Interessant sind doch die nächsten Schritte: Wie kommen diese Menschen anschließend in den Arbeitsmarkt?

Die unten stehende Grafik zeigt die Beschäftigung in Deutschland (die Menge der insgesamt in Deutschland geleisteten Arbeit in sozialversicherungspflichtigen Berufen).

Die Arbeit der deutschen Staatsbürger ist in grauer Farbe dargestellt, jede Säule steht für ein Jahr. Man erkennt, dass die von Deutschen geleistete Arbeit über die Jahre abnimmt. Das liegt am demografischen Wandel: Es gehen mehr Deutsche in Rente, als junge Deutsche in den Arbeitsmarkt einsteigen. Das ist in den EU-Ländern mehr oder weniger gleich.

Dieser negative Trend wird aufgefangen durch die Zuwanderung. Die von Ausländern geleistete Arbeit kompensiert die Überalterung unserer Gesellschaft und die geringe durchschnittliche Arbeitszeit, die heute bei 34.5 Wochenstunden liegt. Im Jahr 2023 wurde erstmals der gesamte Zuwachs an Arbeit durch Ausländer getragen. Darunter Menschen mit Asyl und Ukrainer.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

keko# 23.06.2024 08:37

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1748960)
Ja, ein Rankingsystem oder Punktesystem wie in Kanada ist etwas höchst sinnvolles. Herkunft, Kultur sind da nur ein kleiner Baustein, sie werden nur relevant, wenn die Person sonst nichts vorzuweisen hat (Beruf, Ausbildung, Berufserfahrung, Sprachkenntnisse, ...).
Übrigens, in den 80-ern war die Herkunft für viele berufliche Positionen auch schon ganz normal ein wesentliches Kriterium, ich habe z.B. merhere Praktikumsstellen wegen meiner Ostblock-Herkunft nicht bekommen (bzw. wegen Verwandtschaft im Ostblock, über die ich ggf. zu Spionage oder Sabotage erpressbar wäre). Also ist nicht mal dieses Kriterium ganz von der Hand zu weisen.

Die "Gastarbeiter", die in den 60er Jahren zun uns kamen, konnte recht gut integriert werden, weil man sie als Arbeitskräfte anwarb. Hier in der Vorstadt gibt es eine recht große Community aus Italien.

Prinzpiell habe ich nichts gegen ein Punktesystem, sofern man z.B. für Kriegsflüchtigkeit auch viele Punkte bekomme kann.
Wir kaufen mal eben Waffen, mit denen man Menschen töten kann, für 8500 Millionen Euro. Corona-Masken können uns nochmal Tausende Millionen € kosten. Wir können in kurzer Zeit problemlos über eine Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen.
Meine Einstellung hat sich in den letzten Jahren radikal geändert. Bei der "Flüchtlingskrise" 2015 hatte ich noch viele Bedenken, gerade wegen den Kosten und der zahlenmässigen Intgegrationsfähigkeit. Da wurde ich in letzter Zeit eines Besseren belehrt.

Klugschnacker 23.06.2024 08:50

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1748976)
Prinzpiell habe ich nichts gegen ein Punktesystem, sofern man z.B. für Kriegsflüchtigkeit auch viele Punkte bekomme kann.

Wer entscheidet über die Punktevergabe? Vermutlich deutsche Beamte und Beamtinnen in einem aufwändigen Verfahren. Da wir ein Rechtsstaat sind, ist diese Vergabe grundsätzlich vor Gericht prüfbar und kann sich hinziehen. In der Summe wäre die Punktevergabe von einem Asylverfahren nicht zu unterscheiden, allerdings viel aufwändiger, da neben dem Fluchtgrund noch viele weitere Aspekte benotet werden müssten.

Aus meiner Sicht zeigt sich hier die Inkompetenz der neuen Rechten, die mit Scheinlösungen daher kommt. Außerdem deren problematisches Verhältnis zum Grundgesetz. Unser Grundgesetz vergibt keine Punkte je nach Herkunft, Kultur, Rasse etc., sondern verbietet solche Diskriminierungen ausdrücklich in Artikel 3.

keko# 23.06.2024 09:49

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1748977)
Wer entscheidet über die Punktevergabe? Vermutlich deutsche Beamte und Beamtinnen in einem aufwändigen Verfahren. Da wir ein Rechtsstaat sind, ist diese Vergabe grundsätzlich vor Gericht prüfbar und kann sich hinziehen. In der Summe wäre die Punktevergabe von einem Asylverfahren nicht zu unterscheiden, allerdings viel aufwändiger, da neben dem Fluchtgrund noch viele weitere Aspekte benotet werden müssten.

Aus meiner Sicht zeigt sich hier die Inkompetenz der neuen Rechten, die mit Scheinlösungen daher kommt. Außerdem deren problematisches Verhältnis zum Grundgesetz. Unser Grundgesetz vergibt keine Punkte je nach Herkunft, Kultur, Rasse etc., sondern verbietet solche Diskriminierungen ausdrücklich in Artikel 3.

Ja, letztendlich wären wir mit Punkten wieder da, wo wir sind.
Herkunft, Kultur, Rasse zu bepunkten meinte ich sowieso nicht. Ich dachte an Qualifikation. Meines Wissens plant man so was ja auch ("Chancekarte").

Die Zeiten ändern sich einfach. Hier ganz am Ende der Straße wurden im vergangenen Jahr in einem Haus ukrainische Flüchtlinge einquartiert. Da fahren dann abends viele ukrainische Kinder auf ihren Rädern die Straße auf und ab. Sie gehen hier zur Schule und werden wohl auch bleiben.
Beim Public Viewing vor ein paar Tagen war augenscheinlich ein sehr großer Teil der jungen Leute mit Migrationshintergrund. Schwarz-Rot-Gold auf der Backe im pinken Shirt.
So ist das einfach und das wird sich auch nicht ändern. Die Alten sterben mit ihren Vorurteilen weg und für die jungen wird es normal sein.

qbz 23.06.2024 09:58

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1748982)
......
Beim Public Viewing vor ein paar Tagen war augenscheinlich ein sehr großer Teil der jungen Leute mit Migrationshintergrund. Schwarz-Rot-Gold auf der Backe im pinken Shirt.
So ist das einfach und das wird sich auch nicht ändern. Die Alten sterben mit ihren Vorurteilen weg und für die jungen wird es normal sein.

So sieht es aus. Die Jungs von den bosnischen und kosovarischen Familien sprangen damals oft mit mit Hertha, BVB oder Bayern München Trikots rum, wenn ich da bei Familien ein Gespräch zuhause hatte. ;-)

Andag007 23.06.2024 12:12

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1748977)
Wer entscheidet über die Punktevergabe? Vermutlich deutsche Beamte und Beamtinnen in einem aufwändigen Verfahren. Da wir ein Rechtsstaat sind, ist diese Vergabe grundsätzlich vor Gericht prüfbar und kann sich hinziehen. In der Summe wäre die Punktevergabe von einem Asylverfahren nicht zu unterscheiden, allerdings viel aufwändiger, da neben dem Fluchtgrund noch viele weitere Aspekte benotet werden müssten.

Das ist leider ein klassisches Beispiel dafür, dass wir in Deutschland immer ganz groß darin sind, zu erklären, warum etwas nicht geht. Das erlebe ich ständig und auch hier, dass man zahlreiche Argumente dagegen hat, aber nie eigene Lösungen präsentiert.

Daher Arne: wie sieht denn Dein Vorschlag aus, um dieses Thema besser zu gestalten. Und eine Bitte dazu: es sollten relativ kurzfristig Maßnahmen sein, die wir selbst in der Hand haben und demzufolge auch umsetzen könnten. Also daher bitte nicht: „erstmal den Hunger oder das Klima in den Flüchtlingsländern bekämpfen“. :Blumen:

Bin gespannt

Klugschnacker 23.06.2024 12:19

Zitat:

Zitat von Andag007 (Beitrag 1748994)
Daher Arne: wie sieht denn Dein Vorschlag aus, um dieses Thema besser zu gestalten.

Was meinst Du mit "dieses Thema besser gestalten"? Deine Frage sollte ein konkretes Ziel enthalten, wenn Du mich fragst, wie es zu erreichen sei.

Schwarzfahrer 23.06.2024 20:57

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1748969)
Ja, okay, sollen die ausländischen Sozialhilfe- und Bürgergeldbezieher halt verhungern.
...
Sorry Schwarzfahrer, wer schreibt: "Kein Sozialstaat kann als Auffangbecken für die ganze Welt funktionieren" transportiert in dieser Aussage doch die Botschaften: "Migranten der ganzen Welt wollen im sozialen Becken Deutschlands aufgefangen werden." Und: "Die bestehenden Asylregelungen fungieren als Auffangbecken für die ganze Welt und unterminieren den Sozialstaat."

Sorry, qbz, Du weißt genau, daß ich sowas nicht meine, lassen wir besser die verzerrende Polemik und absichtliches falsch Verstehen.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1748969)
Das habe ich schon vermutet (aber nicht geschrieben), dass ein gewisser Frust mit dem Amt wegen Deines Sohnes auch eine Rolle mitspielt und ich kann diese persönlichen Motive sehr gut verstehen und wünsche Euch Erfolg. Es gibt nur überhaupt keinen sachlichen Grund, anzunehmen, das wäre anders und das Sozial- oder Gesundheitsamt würde nur 1 Cent mehr für Leistungen Deines Sohnes als gesetzlich erforderlich ausgeben, wenn es 1 bis 2 Millionen weniger Flüchtlinge in Deutschland gäbe. Vermutlich geht es bei der WG Deines Sohnes nicht um die Grundsicherung, sondern um Leistungen der Eingliederungshilfe?

Ja, es geht nicht um die Grundsicherung, die bekommt er, wie auch die Miete. Es geht um die Kosten der Betreuung. Und ich weiß nicht wie du drauf kommst, daß ich mehr als gesetzlich erforderlich erwarte, ich wäre froh, wenn wir das überhaupt bekämen. Es geht ja eben darum, daß das Amt das ihm (und den Mitbewohnern) Zustehende seit einem Jahr unter fadenscheinigen Gründen verweigert, und uns mit sehr knapp bemessenen Übergangsvereinbarungen am langen Arm verhungern läßt. Die Finanznot der Kommunen ist dabei nur ein (aber sicher nicht vernachlässigender) Aspekt, ein anderer ist die Überbürokratisierung im neuen "Bundesteilhabegesetz", das m.M.n. vieles ist, aber keine Hilfe zur Teilhabe, sondern eher ein Instrument, Geld zu sparen und die Menschen zu gängeln. Das Amt schafft aber angeblich seit einem Jahr nicht, unseren WG-Bedarf nach dem neuen Gesetz zu bestimmen, und speist uns mit ihren sparsamen Übergangsvereinbarungen ab. Da sie nichts rückwirkend werden nachzahlen müssen, ist jeder Monat, der ins Land geht, für den Landkreis ein finanzieller Gewinn; das war noch vor 10 Jahren (Erfahrung anderer Eltern) deutlich weniger ein Thema).

Übrigens wurde uns auch schon geraten, ihn in ein Heim zu geben; das wäre für den Kreis zwar noch teurer, aber dann zumindest nicht in einer so suspekten selbstbestimmten Wohnform, die sich staatlicher Kontrolle zu entziehen versucht, und würde die Heimfinanzierung stützen (also beim Staat bleiben).

Schwarzfahrer 23.06.2024 21:04

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1748976)
Die "Gastarbeiter", die in den 60er Jahren zun uns kamen, konnte recht gut integriert werden, weil man sie als Arbeitskräfte anwarb. Hier in der Vorstadt gibt es eine recht große Community aus Italien.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1748983)
So sieht es aus. Die Jungs von den bosnischen und kosovarischen Familien sprangen damals oft mit mit Hertha, BVB oder Bayern München Trikots rum, wenn ich da bei Familien ein Gespräch zuhause hatte. ;-)

Ja, das war mal so. Viele heutige Jungs mit entsprechenden Wurzeln gehen aber oft in die Moschee, wo ihnen erkärt wird, wie übel die westliche Welt ist, schauen IS-Videos auf TikTok und Demonstrieren für Erdogan und das Kalifat. Das nennt sich auch Zeitenwende, die man erkennen sollte, aber nicht akzeptieren muß.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1748976)
Bei der "Flüchtlingskrise" 2015 hatte ich noch viele Bedenken, gerade wegen den Kosten und der zahlenmässigen Intgegrationsfähigkeit. Da wurde ich in letzter Zeit eines Besseren belehrt.

Eines Besseren? Ich finde eher, daß leider nur allzuviele Bedenken sich als berechtigt erwiesen haben. Sogar viele, die damals mit großer Begeisterung sich in der Flüchtlingshilfe engagiert haben, wirken auf mich zunehmend ernüchtert bis enttäuscht, wie sich alles entwickelt hat.

Klugschnacker 23.06.2024 21:58

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1749035)
Sorry, qbz, Du weißt genau, daß ich sowas nicht meine, lassen wir besser die verzerrende Polemik und absichtliches falsch Verstehen.

Du schreibst auch oben wieder tendenziös von "viele", "allzuviele", wie sich "alles" entwickelt habe, und so weiter.

Das sind Übertreibungen und Unschärfen, die Du gegen geflüchtete Menschen aufbaust. Mir würde ein differenziertes Bild besser gefallen.

Schwarzfahrer 23.06.2024 22:04

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1748975)
Im Jahr 2023 wurde erstmals der gesamte Zuwachs an Arbeit durch Ausländer getragen. Darunter Menschen mit Asyl und Ukrainer.

Diese Aussage ist so formuliert irreführend, oder zumindest wenig informativ, da es sich wohl um eine reine, undaufgeschlüsselte Zahlenbetrachtung handelt. Es muß noch lange nicht heißen, daß neu geschaffene Arbeitsplätze nur durch Zuwanderung besetzt werden konnten, oder welcher Anteil davon qualifizierte und welcher Anteil unqualifizierte Arbeitsplätze sind, ganz zu schweigen von der wesentlichsten Differenzierung: von wo kam welcher Anteil dieser Zuwanderer? Wir hatten es doch gerade davon, daß eine Differenzierung fürs Verständnis sinnvoll sein kann.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1748977)
... In der Summe wäre die Punktevergabe von einem Asylverfahren nicht zu unterscheiden, allerdings viel aufwändiger, da neben dem Fluchtgrund noch viele weitere Aspekte benotet werden müssten.

Aus meiner Sicht zeigt sich hier die Inkompetenz der neuen Rechten, die mit Scheinlösungen daher kommt. Außerdem deren problematisches Verhältnis zum Grundgesetz. Unser Grundgesetz vergibt keine Punkte je nach Herkunft, Kultur, Rasse etc., sondern verbietet solche Diskriminierungen ausdrücklich in Artikel 3.

Irgendwie lustig. Wenn ich bei den tollen Visionen zu Energiewende u.ä. kritische Einwände zu Details und Effektivität habe, wird mir vorgeworfen, daß ich nichts ändern will, es aber ja um ein so hohes Ziel geht, daß man sich eben dafür was einfallen lassen muß. Bei diesem Thema sind die Rollen vertauscht: Ich sehe große zu lösende Probleme für die Zukunft und habe Visionen zu möglichen Ansätzen, diese zu verringern, und Du (und manche anderen) klingen für mich so, als ob sie nur ja nichts ändern wollen, bloß um ihr schönes Weltbild über Migranten nicht erschüttern zu lassen. Daher finde ich die Frage berechtigt:
Zitat:

Zitat von Andag007 (Beitrag 1748994)
Arne: wie sieht denn Dein Vorschlag aus, um dieses Thema besser zu gestalten.

Ich formuliere die Frage mal konkreter in Details:
1. Siehst Du einen Handlungsbedarf, weil ein Teil der jährlich zu 10.000-en zuwandernden Menschen sich einer Integration offenbar verschließen, gar sich für ein Kalifat hierzulande aussprechen und massiven Antisemitismus hier ausleben, weil in der PKS Menschen aus diesen Kulturen zunehmend hohen (stark überproportionalen) Anteil bei Gewaltverbrechen haben?
2. Glaubst Du, daß die Zahl oder der Anteil von nicht-deutschen Staatsbürgern, die unser Sozialsystem in Anspruch nehmen, keine Rolle spielt für die dauerhafte Funktionsfähigkeit des Systems, ohne die Leistungen für alle in absehbarer Zeit deutlich einschränken zu müssen? (siehe zunehmende Klagen vieler Kommunen).
3. Falls ja, welche Maßnahmen kannst Du Dir vorstellen, um diese Probleme in Zukunft nicht weiter ansteigen zu lassen?
4. Falls nein, was macht Dich so optimistisch?

Andag007 23.06.2024 22:04

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1748996)
Was meinst Du mit "dieses Thema besser gestalten"? Deine Frage sollte ein konkretes Ziel enthalten, wenn Du mich fragst, wie es zu erreichen sei.

Ich habe die Frage absichtlich allgemein gehalten, um Dir die Möglichkeit zu geben, dass Du das Thema Migration offen beantworten kannst. Es sei denn Du siehst keinerlei Probleme

qbz 24.06.2024 01:34

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1749036)
Ja, das war mal so....

Nun, wie sich die politischen Gegebenheiten relativ schnell verändern, kann man gerade beim Westbalkan sehr gut nachvollziehen, weshalb ich das erwähnt habe. Nach dem Ende der Jugoslawienkriege waren die bosnischen oder kosovarischen Familien (Kriegsflüchtlinge) in DE ausreisepflichtig (Duldungsstatus) und viele wurden abgeschoben. Für die Kinder oft ein Drama.

Heute stehen diese Staaten vor der Aufnahme in die EU und es gibt visafreien Personenverkehr. Was die Beschäftigungszuwächse aus dem Westbalkan betrifft, siehe die von Arne verlinkte Statistik, ohne Asyl, normale Zuwanderung von Ausländern in den Arbeitsmarkt wegen einer Sonderregelung seit 2016.
Zitat:

Die visumfreie Einreise in den Schengen-Raum wurde Bürgern aus der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (nun Republik Nordmazedonien), Montenegro und Serbien im Dezember 2009 und Bürgern aus Albanien sowie Bosnien und Herzegowina im November 2010 gewährt. Im Januar 2012 wurde mit dem Kosovo ein Dialog über Visaliberalisierungen eingeleitet. Im Juli 2018 bestätigte die Kommission, dass das Kosovo alle Kriterien erfüllt hat. Nach langwierigen interinstitutionellen Verhandlungen und einer endgültigen Abstimmung des Europäischen Parlaments im April 2023 können Bürger des Kosovo seit Januar 2024 visumfrei in den Schengen-Raum einreisen.
Wer kann heute schon verlässliche Prognosen für nahe Zeiträume zu den bestehenden Konflikt- / Kriegsregionen (Ukraine-Russland, Gaza, Libanon, Syrien, Sudan, Jemen u.a.) machen? Es kann sich leider noch sehr deutlich verschlimmern, und da wären DE und die EU als starker Wirtschaftsraum bei der humanitären Hilfe noch viel stärker wie jetzt gefordert, oder hoffentlich in Richtung friedliche Entwicklung verbessern.

qbz 24.06.2024 02:27

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1749035)
Sorry, qbz, Du weißt genau, daß ich sowas nicht meine, lassen wir besser die verzerrende Polemik und absichtliches falsch Verstehen.

Wenn Deine Forderung gilt: "Ich halte es aber trotzdem für völlig falsch, daß Sozialleistungen nicht an die Staatsbürgerschaft geknüpft sind." wie sollte die Grundsicherung für Ausländer mit ständigem Wohnsitz in DE dann gestaltet sein?

Du weisst doch, dass z.B. Flüchtlinge zunächst gar nicht in der Grundsicherung sind und das dieses vom Ergebnis des Asylverfahrens abhängig ist, ob das SGB dann für sie gilt. (vorher das spezielle Asylbundesleistungsgesetz.). Wer sich dafür interessiert: Der Asylprozess und staatliche Unterstützung.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1749035)
Ja, es geht nicht um die Grundsicherung, die bekommt er, wie auch die Miete. Es geht um die Kosten der Betreuung. .....

Ich hoffe, Du und die WG erreichen, erhalten eine langfristige Vereinbarung für die WG-Betreuung Deines Sohnes. Solche Konflikte, um berechtigte Ansprüche beim Amt für die Betreuung Erwachsener, in der Jugendhillfe oder in der Pflege durchzusetzen, können schon sehr nervenaufreibend sein.

Wenn ich geschrieben habe, es wird keinen Cent mehr als gesetzlich erforderlich bezahlt, wollte ich damit nicht ausdrücken, Du hättest darüber hinausgehende Wünsche, sondern hatte im Blick die Sorge der verbeamteten Sachbearbeiter, sie könnten evtl. Vorschriften / Ausführungsbestimmungen usf. verletzen.

Nun komme ich noch kurz zum Politischen: Die gesetzlich den Staat verpflichtenden sozialen Leistungen dürfen nicht, egal was im Haushaltsplan eingeplant worden ist und wie hoch der Einspardruck von ganz oben ist, von den Behörden / Ämtern bei den Anspruchsberechtigten gekürzt werden, selbst nicht im Fall von angeordneten Haushaltssperren. Z.B. in der Jugendhilfe: Wenn eine ausserfamiliäre Unterbringung aus Schutzgründen für Kinder fachlich notwendig und angezeigt ist (z.B. bei Missbrauch, Gewalt), müssen das Jugendamt bzw. die zuständigen Sachbearbeiter die ausserfamiliäre Unterbringung natürlich durchführen und die Kosten übernehmen, auch wenn das dafür eingeplante Haushaltsbudget nicht ausreicht, z.B. weil unerwartet mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge da sind.

Klugschnacker 24.06.2024 07:48

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1749042)
.... ganz zu schweigen von der wesentlichsten Differenzierung: von wo kam welcher Anteil dieser Zuwanderer? Wir hatten es doch gerade davon, daß eine Differenzierung fürs Verständnis sinnvoll sein kann.

Woher die Zuwanderer kamen, die das Wachstum bei der Beschäftigung ausmachen, steht doch direkt in der Grafik.

In den nächsten 10 Jahren kommen in Deutschland über 12 Millionen Menschen ins Rentenalter, weniger als 8 Millionen rücken von der Schule in die Ü20 Gruppe auf. Es fehlen also vier Millionen in den nächsten 10 Jahren. Aktuell machen Menschen im Rentenalter noch den kleinsten Teil der Bevölkerung aus. In zehn bis 15 Jahren werden sie den größten Anteil darstellen.

Die Zahl der Erwerbspersonen, die dem Arbeitsmarkt potenziell zur Verfügung stehen, sinkt langfristig aufgrund des fortschreitenden demografischen Wandels.

Früher wurde das durch Einwanderung aus europäischen Nachbarländern kompensiert, aber dort nimmt die Zahl der Erwerbspersonen mittlerweile ebenfalls ab. Ohne Einwanderung aus Drittstaaten lässt sich das Beschäftigungsniveau in Deutschland nicht aufrecht erhalten. Dazu braucht es eine Netto-Zuwanderung von 400.000 Erwerbspersonen – pro Jahr.

Ohne diese Zuwanderung sinkt das Potential an Erwerbspersonen in Deutschland bis 2060 um 20%. Das sagt die Bundesagentur für Arbeit.

Klugschnacker 24.06.2024 08:02

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1749042)
Irgendwie lustig. Wenn ich bei den tollen Visionen zu Energiewende u.ä. kritische Einwände zu Details und Effektivität habe, wird mir vorgeworfen, daß ich nichts ändern will, es aber ja um ein so hohes Ziel geht, daß man sich eben dafür was einfallen lassen muß. Bei diesem Thema sind die Rollen vertauscht: Ich sehe große zu lösende Probleme für die Zukunft und habe Visionen zu möglichen Ansätzen, diese zu verringern, und Du (und manche anderen) klingen für mich so, als ob sie nur ja nichts ändern wollen, bloß um ihr schönes Weltbild über Migranten nicht erschüttern zu lassen.

Du sprichst von einem Punktesystem für die Erwerbsmigration.

Die Bundesregierung hat ein solches System im Jahr 2023 beschlossen – CDU und AfD stimmten dagegen. Das Punktesystem gilt für gering qualifizierte Einwanderer und nennt sich "Chancenkarte". Wer eine Chancenkarte hat, darf dann in Deutschland ein Jahr nach einem Job suchen – und bleiben, wenn er einen findet.

Asylsuchende, die sich bereits in Deutschland befinden und die auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden, sollen zukünftig in Deutschland bleiben dürfen, auch wenn ihr Asylantrag abgelehnt wurde. Sie müssen dafür fachlich qualifiziert sein und ein Jobangebot oder bereits einen Arbeitsplatz haben ("Spurwechsel").

keko# 24.06.2024 08:13

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1749036)
...
Eines Besseren? Ich finde eher, daß leider nur allzuviele Bedenken sich als berechtigt erwiesen haben. Sogar viele, die damals mit großer Begeisterung sich in der Flüchtlingshilfe engagiert haben, wirken auf mich zunehmend ernüchtert bis enttäuscht, wie sich alles entwickelt hat.

2015 dachte ich noch vermehrt an die Kosten. Die Kosten sind immer noch da, aber wir haben Geld ohne Ende. Und den Umgang mit Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine erwarte ich auch mit Kriegsflüchtlingen aus anderen Ländern. Warum geht das an einer Stelle und an der anderen nicht? Die Erklärungen der EU dazu, die ich natürlich gelesen habe, überzeugen mich kein bisschen.
Und schon oft wurde gennant: Mein Jahrzehnt geht demnächst in Rente. Glaubst du, es interessiert mich, ob die Pflegekraft, die ich vielleicht benötige oder der Steuerzahler aus Siebenbürgen oder aus Syrien kommt? Unser bequemes, indivduelles und modernens Leben funktioniert nicht ohne Einwanderung.

Klugschnacker 24.06.2024 08:32

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1749042)
1. Siehst Du einen Handlungsbedarf, weil ein Teil der jährlich zu 10.000-en zuwandernden Menschen sich einer Integration offenbar verschließen, gar sich für ein Kalifat hierzulande aussprechen und massiven Antisemitismus hier ausleben, weil in der PKS Menschen aus diesen Kulturen zunehmend hohen (stark überproportionalen) Anteil bei Gewaltverbrechen haben?

Ich sehe einen Handlungsbedarf bei jeder Form von Kriminalität. Deine Behauptung, dass sich jährlich Zehntausende einer Integration von sich aus aktiv verschließen würden, halte ich für nicht zutreffend. Religion ist aus meiner Sicht teilweise ein Integrationshindernis.

Wenn Du die aus Deiner Sicht nicht ausreichende Integration von Einwanderern kritisierst, besteht eine Handlungsoption darin, zu dieser Integration beizutragen. Ich sehe in Deiner politischen Haltung keine Ansätze dazu. Eher im Gegenteil.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1749042)
2. Glaubst Du, daß die Zahl oder der Anteil von nicht-deutschen Staatsbürgern, die unser Sozialsystem in Anspruch nehmen, keine Rolle spielt für die dauerhafte Funktionsfähigkeit des Systems, ohne die Leistungen für alle in absehbarer Zeit deutlich einschränken zu müssen?

Die größte Herausforderung für unser Sozialsystem stellt der demografische Wandel dar. Deswegen brauchen wir Zuwanderung in den Arbeitsmarkt. Das kann auch über einen Zwischenschritt geschehen: Geflüchtete Menschen belasten zunächst unser Sozialsystem, finden aber später Arbeit; ihre Kinder gehen auf unsere Schulen und wachsen in unseren Arbeitsmarkt hinein. Betrachtet man nur den ersten Schritt, nämlich die vorübergehende Belastung des Sozialsystems, kommt man zu falschen Schlüssen.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1749042)
3. Falls ja, welche Maßnahmen kannst Du Dir vorstellen, um diese Probleme in Zukunft nicht weiter ansteigen zu lassen?

Integration der Menschen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt.

Adept 24.06.2024 09:06

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1749058)
...

Wenn Du die aus Deiner Sicht nicht ausreichende Integration von Einwanderern kritisierst, besteht eine Handlungsoption darin, zu dieser Integration beizutragen. Ich sehe in Deiner politischen Haltung keine Ansätze dazu. Eher im Gegenteil.



Die größte Herausforderung für unser Sozialsystem stellt der demografische Wandel dar. Deswegen brauchen wir Zuwanderung in den Arbeitsmarkt. Das kann auch über einen Zwischenschritt geschehen: Geflüchtete Menschen belasten zunächst unser Sozialsystem, finden aber später Arbeit; ihre Kinder gehen auf unsere Schulen und wachsen in unseren Arbeitsmarkt hinein. Betrachtet man nur den ersten Schritt, nämlich die vorübergehende Belastung des Sozialsystems, kommt man zu falschen Schlüssen.



Integration der Menschen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt.

Ich finde diesen Ansatz nicht richtig.

Nicht Deutschland muss sich anstrengen, Geflüchtete zu integrieren, sondern es ist deren Aufgabe! Wenn ich Gast bei jemanden mit anderer Kultur bin, mache ich auch nicht, was mir passt, egal was der Gastgeber denkt.

Die Integrationsvoraussetzungen in Deutschland sind schon mit die Besten der Welt, sonst würden nicht so viele Deutschland als Zielland auswählen. Ich hoffe, das ist den Geflüchteten klar.

keko# 24.06.2024 09:15

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1749064)
....
Nicht Deutschland muss sich anstrengen, Geflüchtete zu integrieren, sondern es ist deren Aufgabe! Wenn ich Gast bei jemanden mit anderer Kultur bin, mache ich auch nicht, was mir passt, egal was der Gastgeber denkt.

....

Das machen Deutsche auch nicht immer. Man kann nicht seine Kultur aufgeben, das geht nicht. Du würdest das in einem fremden Land auch nicht schaffen, auch wenn du wolltest. Du wärest immer der Deutsche.

Wenn man das nicht möchte, dann darf man überhaupt niemanden in DE aufnehmen und muss die Folgen akzeptieren.

Adept 24.06.2024 09:26

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1749067)
Das machen Deutsche auch nicht immer. Man kann nicht seine Kultur aufgeben, das geht nicht. Du würdest das in einem fremden Land auch nicht schaffen, auch wenn du wolltest. Du wärest immer der Deutsche.

Wenn man das nicht möchte, dann darf man überhaupt niemanden in DE aufnehmen und muss die Folgen akzeptieren.

Ich sage ja nicht, dass man seine Kultur aufgeben soll. Die Kultur darf bis zu dem Grad ausgelebt werden, solange sie nicht gegen Gesetze verstösst. Das ist ein Muss.

Und bestenfalls sollte die ausgelebte Kultur nicht gegen die lokale Kultur verstossen. Vielleicht kann man auch die lokale Kultur etwas übernehmen. Generell sollte es für beide Seiten das Zusammenleben fördern. Das wäre für mich gute Integration.

Klugschnacker 24.06.2024 09:26

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1749064)
Ich finde diesen Ansatz nicht richtig.

Nicht Deutschland muss sich anstrengen, Geflüchtete zu integrieren, sondern es ist deren Aufgabe! Wenn ich Gast bei jemanden mit anderer Kultur bin, mache ich auch nicht, was mir passt, egal was der Gastgeber denkt.

Die Integrationsvoraussetzungen in Deutschland sind schon mit die Besten der Welt, sonst würden nicht so viele Deutschland als Zielland auswählen. Ich hoffe, das ist den Geflüchteten klar.

Ich denke ebenfalls, dass die Voraussetzungen zur Integration in Deutschland vergleichsweise gut sind. Wirklich beurteilen kann ich es jedoch nicht.

Wir sehen jedoch in anderen Ländern, dass die ständige Kürzung von Sozialleistungen bei Zuwanderern deren Integration erschwert. Armut ist offenbar ein schwerwiegendes Integrationshindernis. Damit trägt man zum Entstehen von Parallelgesellschaften bei. Etwa, wenn geflüchtete Familien nur noch in den schlechtesten Stadtvierteln eine prekäre Wohnung bekommen und deren Kinder auf ohnehin sozial überforderte Schulen gehen und so weiter. Dort verdichten sich dann die sozialen Probleme, mit den bekannten Folgen.

Das sind Rahmenbedingungen, die der einzelne geflüchtete Mensch oder Familie nicht wirklich beeinflussen kann. Deine berechtigte Forderung, Integration sei zuerst eine Bringschuld der Einwanderer, kommt hier an Grenzen. Die strukturellen Rahmenbedingungen formen wir als Gesellschaft mit.

keko# 24.06.2024 09:40

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1749069)
Ich sage ja nicht, dass man seine Kultur aufgeben soll. Die Kultur darf bis zu dem Grad ausgelebt werden, solange sie nicht gegen Gesetze verstösst. Das ist ein Muss.

Und bestenfalls sollte die ausgelebte Kultur nicht gegen die lokale Kultur verstossen. Vielleicht kann man auch die lokale Kultur etwas übernehmen. Generell sollte es für beide Seiten das Zusammenleben fördern. Das wäre für mich gute Integration.

Was du schreibst klingt vernünftig.
Die Realität ist zum Teil aber eine andere. Selbst wenn man sich in seinem Verhalten und Kleidung weitestgehend anpasst, für sein Einkommen sorgen kann, kommen Bemerkungen, dass man eben doch nicht wirklicher Deutsche(r) sei, doch nicht wirklich dazu gehöre. Da man also sowieso nie dazu gehören kann, lässt man seine Bemühungen mehr oder weniger ganz sein.

MattF 24.06.2024 09:48

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1749064)
Ich finde diesen Ansatz nicht richtig.

Nicht Deutschland muss sich anstrengen, Geflüchtete zu integrieren, sondern es ist deren Aufgabe! Wenn ich Gast bei jemanden mit anderer Kultur bin, mache ich auch nicht, was mir passt, egal was der Gastgeber denkt.


Meiner Meinung nach falsch verstanden, um was es auch geht ist, dass erstmal genug Integrations und Sprachkurse zur Verfügung stehen. Das ist nicht Aufgabe der Geflüchteten, Kurse zu suchen die es nicht gibt.

Desweiteren das große Feld Anerkennung von Ausbildung. Auch hier ist es Aufgabe der BRD diese sinnvoll anzuerkennen.

Mit diesen 2 Massnahmen, genug Kurse und Anerkennung von Ausbildung, bekäme man sehr viel Geflüchtete viel schneller in Arbeit und sie wären schneller integriert.

qbz 24.06.2024 10:20

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1749053)
Du sprichst von einem Punktesystem für die Erwerbsmigration.

Die Bundesregierung hat ein solches System im Jahr 2023 beschlossen – CDU und AfD stimmten dagegen. Das Punktesystem gilt für gering qualifizierte Einwanderer und nennt sich "Chancenkarte". Wer eine Chancenkarte hat, darf dann in Deutschland ein Jahr nach einem Job suchen – und bleiben, wenn er einen findet.

Asylsuchende, die sich bereits in Deutschland befinden und die auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden, sollen zukünftig in Deutschland bleiben dürfen, auch wenn ihr Asylantrag abgelehnt wurde. Sie müssen dafür fachlich qualifiziert sein und ein Jobangebot oder bereits einen Arbeitsplatz haben ("Spurwechsel").

Hi Arne, leider im Detail etwas anders:

Chancenkarte: Voraussetzung ist ein beruflicher oder akademischer Abschluss. Ziel ist, Fachkräften ausserhalb der EU einen Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt wegen des Fachkräftemangels zu geben. Chancenkarte

Spurwechsel für abgelehnte Asylbewerber in einen normalen Aufenthaltstitel (wegen des Fachkräftemangels): Das ist nur für Flüchtlinge möglich, die bis zum 29.3.2023 eingereist sind. Grund: Man sieht darin fälschlicherweise (die Empirie sagt das Gegenteil) einen "Anziehungsfaktor", über einen Asylantrag einen Aufenthalt als Fachkraft zu erlangen, weshalb es nur rückwirkend, also für vor dem Gesetz mit Stichtag 29.3.2023 Eingereiste gilt.

Zitat:

Für Personen, die in einem Asylverfahren sind, die einen Asylantrag zurückgenommen haben oder deren Asylantrag abgelehnt worden ist, gibt es noch zusätzliche Sperren, die in § 10 Abs. 1 und 10 Abs. 3 AufenthG geregelt sind. Demnach darf während des Asylverfahrens ein Aufenthaltstitel nur in den Fällen eines gesetzlichen Anspruchs erteilt werden. Nach einem abgelehnten oder zurückgenommenen Asylantrag darf ein Aufenthaltstitel nur aus humanitären Gründen oder in den Fällen eines gesetzlichen Anspruchs erteilt werden.Spurwechsel: Ab dem 23. Dezember 2023 wird es eine stichtagsbezogene Sonderregelung geben, nach der vor dem 29. März 2023 eingereiste Personen, die ihren Asylantrag zurücknehmen, ausnahmsweise in die Aufenthaltserlaubnisse nach § 18a/b und § 19c Abs. 2 AufenthG wechseln können. Zugleich werden in anderen Fällen die Wechselmöglichkeiten in § 18a und b AufenthG aus einem laufenden Asylverfahren nach einem abgelehnten oder zurückgenommenen Asylantrag vor der Ausreise ausdrücklich verboten – obwohl es sich bei § 18a und b AufenthG um Anspruchsnormen handelt.
Spurwechsel im Fachkräfteeinwanderungsgesetz 2.0: Nur wenig geht, vieles geht nicht.

qbz 24.06.2024 10:34

Wer sich einen Überblick über die Thematik "Asyl, Fachkräfte, Arbeitsmigration" verschaffen will, empfehle ich dieses sachlich informative Interview von Anfang Januar 2024 mit Prof. Dr. Herbert Brücker, Direktor des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM), Leiter des Forschungsbereich Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.


Was bringt der Spurwechsel? . Ab dem 1. Januar 2024 darf eine begrenzte Gruppe von Asylbewerber*innen in Deutschland bleiben, wenn sie Arbeit haben. Was der "Spurwechsel" bedeutet und wie viele Arbeitskräfte generell durch das neue Gesetz kommen werden, erklärt der Migrationsforscher Herbert Brücker im Interview.

Klugschnacker 24.06.2024 10:50

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1749078)
Chancenkarte: Voraussetzung ist ein beruflicher oder akademischer Abschluss. Ziel ist, Fachkräften ausserhalb der EU einen Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt wegen des Fachkräftemangels zu geben. Chancenkarte

Das Punktesystem ist nach meinem Verständnis nur relevant, wenn kein deutscher Bildungsabschluss oder keine volle Anerkennung der ausländischen Qualifikation nachgewiesen werden kann.

Etwa, wenn jemand 10 Jahre als Automechaniker in einer VW-Werkstatt gearbeitet hat, aber aus einem Land kommt, wo es das deutsche System der Lehrstellen in den Betrieben gar nicht gibt. In einem solchen Fall reicht die de facto Gleichwertigkeit der Qualifikation, um dafür "Punkte" auf der Chancenkarte zu bekommen.

qbz 24.06.2024 11:11

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1749085)
Das Punktesystem ist nach meinem Verständnis nur relevant, wenn kein deutscher Bildungsabschluss oder keine volle Anerkennung der ausländischen Qualifikation nachgewiesen werden kann.

Etwa, wenn jemand 10 Jahre als Automechaniker in einer VW-Werkstatt gearbeitet hat, aber aus einem Land kommt, wo es das deutsche System der Lehrstellen in den Betrieben gar nicht gibt. In einem solchen Fall reicht die de facto Gleichwertigkeit der Qualifikation, um dafür "Punkte" auf der Chancenkarte zu bekommen.

Option 1: Abschluss: Anerkennung in DE oder in DE erworben
Option 2:
Zitat:

Sie erreichen im Punktesystem mindestens sechs Punkte und müssen darüber hinaus folgende Voraussetzungen erfüllen:
* Sie haben eine berufliche oder akademische Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Wichtig ist dabei, dass dieser Abschluss in dem Land, in dem er erworben wurde, staatlich anerkannt ist. Für den Berufsabschluss ist es außerdem notwendig, dass dieser eine Ausbildungsdauer von mindestens zwei Jahren erfordert. Als Nachweis für den Visumantrag benötigen Sie die positive Auskunft zu diesem Abschluss, den Sie bei der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen online beantragen können.
* Sprachkenntnisse (siehe Website)
https://www.make-it-in-germany.com/d...e?gad_source=1
und
https://zab.kmk.org/de/dab

Der angelernte Mechaniker erreicht vielleicht ausreichend Punkte, erfüllt aber die Bedingung nach dem "und" nicht.
Ich denke, es geht hier auch darum, die Qualifikation und Bezahlung der hier ausgebildeten Fachkräfte zu schützen.

Klugschnacker 24.06.2024 11:36

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1749088)

Dort steht verwirrenderweise in Fettschrift:

Wie funktioniert das Punktesystem für die Chancenkarte?
Das Punktesystem ist für Sie nur bei der Option 2 relevant. Das heißt, wenn Sie keinen deutschen Bildungsabschluss oder keine volle Anerkennung Ihrer ausländischen Qualifikation nachweisen können.
:-((


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