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Trimichi 01.02.2013 21:01

Zitat:

Zitat von Scotti (Beitrag 866164)

Wie haben es die Religionen eigentlich geschafft, dass man beim Antisemitismus kaum an sie denkt?

Habe ich mich auch gefragt. Warum hat die Kirche oder warum haben die (Welt-)Religionen im zweiten Weltkrieg nichts gemacht? Holocaust!!! Derzeit ja wieder aktuell. Warum haben die Geistlichen geschwiegen? Warum? Warum können die Geistlichen nicht erklären warum Gott sowas zulässt?

Scotti: Welche Saat von wem ging auf?

Pascal 01.02.2013 21:20

Kaum wird hier der Papst Dummkopf genannt, reagiert Rom schon:

"Rom - Gerhard Ludwig Müller ist einer der mächtigsten Männer der katholischen Kirche. In einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" hat er nun eine aufkommende "Pogromstimmung" gegen die katholische Kirche kritisiert. Der Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan verwies dabei auf "gezielte Diskreditierungskampagnen gegen die katholische Kirche in Nordamerika und auch bei uns in Europa". Diese hätten erreicht, "dass Geistliche in manchen Bereichen schon jetzt ganz öffentlich angepöbelt werden", sagte Erzbischof Müller.

So wachse eine künstlich erzeugte Wut, "die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert". Im Internet und auch im Fernsehen würden Attacken gegen die katholische Kirche geritten, deren Rüstzeug zurückgehe auf den Kampf der totalitären Ideologien gegen das Christentum.

..."

Klugschnacker 02.02.2013 02:44

Zitat:

Zitat von silence (Beitrag 866054)
wer sind wir, dass wir behaupten können eine Antwort auf alle Fragen zu haben, bloß weil wir uns auf die Naturwissenschaften beziehen?

Falls Du mich damit meinst: Ich behaupte keineswegs, eine Antwort auf alle Fragen zu haben. Ganz im Gegenteil, ich werbe hier für die Einsicht, dass wir sehr viele Antworten eben nicht haben und nicht haben können. Diese Bescheidenheit unterscheidet aus meiner Sicht das wissenschaftliche vom okkulten Weltbild.

Zitat:

Zitat von silence (Beitrag 866054)
Ich kann Arnes Aussagen also nicht ganz zustimmen , dass sich alles über Naturgesetzte herleitet

Werde doch mal konkret: welcher Vorgang steht Deiner Meinung nach außerhalb der Naturgesetze?

Zitat:

Zitat von silence (Beitrag 866054)
Moralische Vorstellungen leiten sich nicht aus der Naturwissenschaft ab

Zur Wissenschaft gehören nicht nur die Naturwissenschaften, sondern die Philosophie (Logik), Soziologie, Ethnologie etc. Ein auf der Vernunft aufbauendes Weltbild fusst nicht nur auf der Physik, sondern allgemein auf rationaler Einsicht in ganz unterschiedlichen Wissensbereichen.

Ob jedoch gleichgeschlechtliche Liebe unnatürlich ist – zu dieser moralischen oder ethischen Ausgangsfrage dieses Threads können die Naturwissenschaft und andere Wissenschaften durchaus etwas beitragen.

Die Frage ist vielmehr: Können Theologen dazu etwas beitragen? Im Unterschied zu den Wissenschaften haben wir es hier mit geoffenbartem Wissen zu tun (ein Busch spricht, aus einer Wolke klingen Worte, im Traum erscheint ein Engel usw.). Die Glaubwürdigkeit von geoffenbartem Wissen ist sehr problematisch, was bereits im Alten Testament bei 5.Mose 18,21 angesprochen wird: "Woran können wir ein Wort erkennen, das der Herr nicht gesprochen hat?".

Grüße,
Arne

tandem65 02.02.2013 09:36

Zitat:

Zitat von Scotti (Beitrag 866081)
Hat sich ein einziger "Glaubender" ("gottesgläubig" -> "Gottes Gläubiger" -> "Gläubiger beit Gott" gefällt mir immer besser) hier davon distanziert?

Ja mindestens einer!

silence 02.02.2013 22:09

...Schade...

Klugschnacker 02.02.2013 22:28

Zitat:

Zitat von silence (Beitrag 866460)
Übrigens ist Theologie auch eine Wissenschaft

Die Theologie ist keine Wissenschaft, denn sie ist nicht ergebnisoffen. Außerdem fehlen die Beweisbarkeit und Widerlegbarkeit der Glaubensdogmen. Vorsorglich setze ich hinzu, dass diese Dogmen nicht den Rang von Axiomen haben, da die Widerspruchsfreiheit fehlt und meistens auch die Plausibilität.

Die Theologie wird ebenso wenig als Wissenschaft anerkannt wie die Astrologie.

Grüße,
Arne

sybenwurz 02.02.2013 23:23

Zitat:

Zitat von silence (Beitrag 866460)
...wie wäre es mit einem alkoholfreien Bierchen? :Prost:

Lieber drei Jahre nix zu Weihnachten.
Oder n Wässerchen...:Cheese:

silence 02.02.2013 23:36

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 866470)
Die Theologie ist keine Wissenschaft, denn sie ist nicht ergebnisoffen. Außerdem fehlen die Beweisbarkeit und Widerlegbarkeit der Glaubensdogmen. Vorsorglich setze ich hinzu, dass diese Dogmen nicht den Rang von Axiomen haben, da die Widerspruchsfreiheit fehlt und meistens auch die Plausibilität.

Die Theologie wird ebenso wenig als Wissenschaft anerkannt wie die Astrologie.

Grüße,
Arne

Arne, Du hast recht.

Klugschnacker 03.02.2013 00:43

Zitat:

Zitat von silence (Beitrag 866460)
Ansonsten google mal nach String Theory, Quantenmechanik, Higgs Boson. Sogar auf Wikipedia findet man zu den physikalischen Gesetzten Überlegungen, ob die Naturgesetze nur als Modelle betrachtet werden können.

Danach muss ich nicht googeln, die Themen sind mir geläufig. :cool: :Blumen:
Selbstverständlich sind wissenschaftliche Modelle Beschreibungen der Wirklichkeit, und nicht mit der Wirklichkeit identisch.
Beispiel: Hat man zwei unterschiedliche Theorien, die beide die messbare Wirklichkeit der Welt exakt wiedergeben, etwa den Umlauf der Planeten um eine Sonne, so lässt sich nicht bestimmen, welche der beiden Theorien die "richtige" ist, welche "wahr" ist.
Man nennt das, wie Du weißt, einen modellabhängigen Realismus: Man erkennt eine Beschreibung (ein Modell) als "wahr" an, wenn sie mit der Wirklichkeit in allen nur denkbaren Facetten übereinstimmt. Dennoch unterscheidet man fein säuberlich zwischen der Beschreibung und der Wirklichkeit selbst.

Aber gut – einigen wir uns darauf, dass wir über die Naturgesetze letztlich nicht alles wissen können. Wir können nur gedankliche Modelle entwickeln, die eine Beschreibung der Natur darstellen. Und dabei plausibel, überprüfbar und widerspruchsfrei sind, sowie möglichst in allen Details korrekte Vorhersagen künftiger Ereignisse gestatten.

Bei Deinem Gedankengang geht es, wenn ich Dich richtig verstanden habe, um das Argument, dass ein aufgeklärter, in sachlichen Fragen rational denkender Mensch auch nur ein Glaubender ist – er glaubt eben an rationale statt religiöse Dinge. Er sei aber kein Wissender, denn das Fundament seines vermeintlichen Wissens ist dem menschlichen Erkenntnisvermögen verschlossen, wenn man nur genau genug hinschaut. Wer recht hat und die Welt richtig beschreibt, sei demnach offen.

Dem halte ich entgegen, dass zwei Standpunkte, die sich beide nicht beweisen lassen, nicht allein deshalb gleich wahrscheinlich sind. Wohnen unter meinem Haus hellgrüne, unsichtbare Elfen? Weder Befürworter noch Gegner dieser Aussage können einen Beweis anführen – aber sind beide Standpunkte deshalb gleich wahrscheinlich?

Ich meine: nein. Und damit bin ich nicht alleine. Seit Alfred Wegener 1911 den Mechanismus der Plattentektonik erkannte, bringt niemand mehr sein schönstes Kalb aus Angst vor Erdbeben zum Opfer dar. Betet ein gläubiger Mensch, einem anderen möge sein verlorenes Bein wieder nachwachsen? Wieder nein. Obwohl es kein Problem wäre, einen allmächtigen Gott darum zu bitten. Macht aber niemand, oder, anders formuliert, es ist noch nie ein fehlendes Bein nachgewachsen. Gläubige Menschen wissen genau, warum sie ihren Allmächtigen nicht um das Nachwachsen eines amputierten Beines bitten: Weil es noch nie etwas genützt hat.

Im gleichen Sinne glaube ich an die Allgemeingültigkeit der Naturgesetze: weil mir noch kein einziges glaubwürdiges Wunder untergekommen ist. Das vielfältige Leid auf der Welt ist angesichts eines angeblich allmächtigen und gütigen Gottes ohne Erklärung. Auch in dieser Frage verhält sich die Welt exakt so, als ob es keinen Gott gäbe. Muss einem das nicht zu denken geben?

Grüße,
Arne

Trimichi 03.02.2013 06:28

Mir gibt es zu denken. Bin mit meinem Latein so gut wie am Ende und kann mir nur mit einem Zitat helfen.

Aus Carl Gustav Jung und Karoly Kerenyi (1941, S. 124ff), die gemeinsam nach Urbildern in der Kulturgeschichte gesucht haben und auf das Thema Gottes Gestalt in Knaben, „das Urkind in der Urzeit“ gestoßen sind, zitiere ich wortwörtlich:

Das „Kind“ hat bald mehr den Aspekt der Kindgottheit, bald des jugendlichen Helden. Beide Typen haben die wunderbare Geburt und die ersten Kindheitsschicksale, die Verlassenheit und die Gefährdung durch Verfolger gemeinsam. Der Gott ist reine Übernatur, der Held hat menschliches, aber bis zur Grenze der Übernatur gesteigertes Wesen („Halbgöttlichkeit“). Während der Gott, namentlich in seiner intimen Beziehung zum symbolischen Tier, das noch nicht in menschliches Wesen integrierte, kollektive Unbewusste personifiziert, begreift der Held in seiner Übernatürlichkeit menschliche Wesen ein und stellt daher eine Synthese des („göttlichen“, d.h. des noch nicht humanisierten) Unbewußten und des menschlichen Bewusstseins dar.



Die Haupttat des Helden ist die Überwindung des Dunkelheitsungeheuers; es ist der erhoffte und erwartete Sieg des Bewußtseins über das Unbewußte. Tag und Licht sind Synonyme des Bewußtseins, Nacht und Dunkel die des Unbewußten. Die Bewußtwerdung ist wohl das erste urzeitliche Erlebnis, denn damit ist die Welt geworden, von deren Existenz vorher Niemand etwas wußte. „Und Gott sprach: Es werde Licht!“ ist die Projektion jenes vorzeitlichen Erlebnisses der vom Unbewußten sich trennenden Bewußtheit. … Darum zeichnet sich schon das „Kind“ durch Taten aus, welche auf dieses Ziel der Dunkelheitsbeseitigung hinweisen.


--

Gott ist tot - wir haben ihn getötet (Nietzsche)

...

Pascal 03.02.2013 09:50

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 866507)
... Betet ein gläubiger Mensch, einem anderen möge sein verlorenes Bein wieder nachwachsen? Wieder nein. Obwohl es kein Problem wäre, einen allmächtigen Gott darum zu bitten. Macht aber niemand, oder, anders formuliert, es ist noch nie ein fehlendes Bein nachgewachsen. Gläubige Menschen wissen genau, warum sie ihren Allmächtigen nicht um das Nachwachsen eines amputierten Beines bitten: Weil es noch nie etwas genützt hat.

Im gleichen Sinne glaube ich an die Allgemeingültigkeit der Naturgesetze: weil mir noch kein einziges glaubwürdiges Wunder untergekommen ist. Das vielfältige Leid auf der Welt ist angesichts eines angeblich allmächtigen und gütigen Gottes ohne Erklärung. Auch in dieser Frage verhält sich die Welt exakt so, als ob es keinen Gott gäbe. Muss einem das nicht zu denken geben?

Grüße,
Arne

Du verharrst in Deinem Standpunkt einer Gebetsdefinition die mehr einer experimentellen Studie gleicht. Und nur objektiv messbaren Größen dann Wert und damit Bewertung beimisst. Wir sollten aber das Gebet in Demut vor Gott bringen und nicht als Forderungskatalog der Unmöglichkeiten im menschlichen Sinne. Ein Christ würde in dem von Dir beschriebenen Fall also eher dafür beten, dass Gott ihm Kraft gibt, seine Lebenssituation auf einem Bein meistern zu können. Es geht darum das der Christ an der Gerechtigkeit Gottes hängt, nicht an seiner Selbstgerechtigkeit. "Des Gerechten Gebet vermag viel wenn es ernstlich ist".

Die Thematik des Leides auf dieser Welt, warum es kein Paradies im Hier und Jetzt geben kann und wieso ein allmächtiger Gott so vieles an Unrecht hier auf Erden zulässt haben wir schon vor einigen Wochen diskutiert.

http://www.triathlon-szene.de/forum/...&postcount=580

Das Theodizeeproblem werden wir hier vermutlich nicht lösen können, wer am heutigen Sonntag noch lesen möchte bitteschön:

http://www.gkpn.de/theodizee.html

Klugschnacker 03.02.2013 11:05

Zitat:

Zitat von Pascal (Beitrag 866529)
Wir sollten aber das Gebet in Demut vor Gott bringen und nicht als Forderungskatalog der Unmöglichkeiten im menschlichen Sinne. Ein Christ würde in dem von Dir beschriebenen Fall also eher dafür beten, dass Gott ihm Kraft gibt, seine Lebenssituation auf einem Bein meistern zu können.

Um Kraft zu bitten wäre demnach für einen Christen angemessen demütig, um ein Bein zu beten jedoch nicht? Zeigt sich darin nicht die Tatsache, dass hier Menschen anderen Menschen etwas wünschen, etwas für sie hoffen, ohne dass ein allmächtiger Gott im Spiel ist? Eben darum beten Menschen um Dinge, die möglich sind, etwa um gutes Wetter bei der Ernte oder psychische Kraft nach einem Schicksalsschlag.

Für einen Dritten betende Menschen empfinde ich als zutiefst menschlich und äußerst sympathisch. Es ist nicht anmaßend oder provozierend gemeint, aber mir scheint, dass Christen bezüglich der Hilfsbereitschaft ihres Gottes ziemlich desillusioniert sind.

Grüße,
Arne

Pascal 03.02.2013 11:27

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 866507)
Im gleichen Sinne glaube ich an die Allgemeingültigkeit der Naturgesetze: weil mir noch kein einziges glaubwürdiges Wunder untergekommen ist.

Diese Stelle erinnert mich an den "ungläubigen" Thomas im Johannisevangelium:

"Selig sind, die nicht sehen und doch glauben"

http://bibel-online.net/buch/luther_1912/johannes/20/

Die Gültigkeit der Naturgesetze und christlicher Glaube sind keine sich ausschließenden Gegensätze.

"...Glaube und Wissenschaft gäben aus unterschiedlichen Blickwinkeln Aufschluss über die Welt. Der vermeintliche Widerspruch werde auch durch viele Wissenschaftler in Geschichte und Gegenwart aufgehoben, die Glauben und Forschen in ihrer Person vereinen. Das würde sogar ein Atheist wie der berühmte Evolutionsforscher Stephen J. Gould zugeben. "Er hat einmal sinngemäß gesagt: Wenn es stimmen würde, dass Glaube und Wissenschaft nicht vereinbar sind, dann müsste die Hälfte meiner Kollegen schizophren oder dumm sein. Aber, so Gould weiter: Ich nehme sie als ganz normale, vernünftige Menschen wahr. ..."

"Die Erforschung der Naturgesetzlichkeit aber kann weder begründen noch widerlegen, ob jenes Vertrauen zu einem Schöpfergott gerechtfertigt ist. Sie hat keinen Zugriff auf den geschichtlich begegnenden Schöpfergeist, aus dem heraus dieses Vertrauen entsteht. Alle Etappen der Evolution des Universums und des Lebens sind für sie mit Recht naturgesetzliche Etappen und keine göttlichen Akte. Der christliche Glaube begrüßt das. Denn Alles, was uns die Wissenschaft erschließt, ist eine große Bereicherung nicht nur unserer Kenntnis, sondern auch unseres Wirklichkeitsempfindens auf dieser Erde.

Die Behauptung eines tiefen Grabens zwischen dem Glauben und der Wissenschaft sollte darum endlich ad acta gelegt werden. Diese Behauptung beruht in jeder Hinsicht auf Missverständnissen. Was den Glauben betrifft, so weiß sich insbesondere die evangelische Theologie dazu herausgefordert, daran mitzuwirken, dass in den christlichen Kirchen, aber auch in anderen Religionen kein archaischer Fundamentalismus wuchert. Er dient nicht den Fortschritten zu einem menschwürdigen Lebens auf unserer Erde, zu dem die Wissenschaften und die technischen Möglichkeiten, die sie eröffnet haben, schon so viel beizutragen vermochten. "

Quelle: http://www.wolf-kroetke.de/artikel_01.html

Klugschnacker 03.02.2013 14:17

Zitat:

Zitat von Pascal (Beitrag 866564)
"Selig sind, die nicht sehen und doch glauben"

Klingt gut, aber es wirft sofort die Frage auf, was das Wort "selig" eigentlich genau bedeutet? Wikipedia sagt dazu:
Seligkeit bezeichnet einen Zustand der vollendeten Erlösung bzw. des Heils, aber auch des Glücks.
Diese Regel wird umgangssprachlich in dem Sprichwort ausgedrückt "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß". Die Frage ist nur, wie gelingt es einem Menschen, nicht zu sehen? Wie vollzieht man die konsequente Ausblendung der realen Welt? Wie erreicht man um der Seligkeit willen die geforderte Ignoranz gegenüber der Umwelt und der eigenen Selbsterfahrung?

Denn viele Fragen drängen sich doch von selbst auf. Warum schuf Gott der Allmächtige das Leid? Fuhr Maria wirklich mit Leib (!) und Seele in den Himmel hinauf, wie es der Papst 1950 zum verbindlichen Glaubensdogma erklärte? Ist es wirklich Gottes Wille, dass Frauen keine Priester werden dürfen?

Zitat:

Zitat von Pascal (Beitrag 866564)
Die Gültigkeit der Naturgesetze und christlicher Glaube sind keine sich ausschließenden Gegensätze.

Diese Einschätzung ist sofort vom Tisch, sobald es konkret wird. Dass Maria ihren Sohn Jesus von Heiligen Geist empfangen habe, dass sie vor, während und nach der Geburt ein intaktes Jungfernhäutchen hatte, dass Jesus drei Tage nach seinem Tod wieder lebendig wurde, dass er über Wasser ging und Fische vervielfältigte, dass ferner Engel und Erzengel (letztere mit den Namen Michael, Daniel und Raphael) Gott zur Hand gehen und so weiter – das widerspricht fundamental einem wissenschaftlichen Denken.

Die Versuchung ist groß, die Welt in zwei Bereiche aufzuteilen: In eine materielle, von den Naturgesetzen, Logik und Vernunft beherrschte Welt, sowie eine geistige, durch religiöses (geoffenbartes) Wissen zugängliche Welt. Diese beiden Bereiche, so wird gesagt, kommen sich nicht in die Quere und können nebeneinander existieren.

Leider ist das eine Konstruktion, die die tatsächlichen Verhältnisse verzerrt. Falsch ist daran die Zuweisung, Religionen gäben Antworten auf spirituelle Fragen. Das ist nicht der Fall. Zwar äußern sie sich zu diesen Themen, geben aber keinerlei Antworten. Was ist der Sinn des Lebens? Warum existiert überhaupt eine Welt? Warum widerfahren guten Menschen oder unschuldigen Babys schlimme Dinge? "Weil Gott es so will" – reicht das als Antwort?

Der christliche Glaube hat nach meiner unmaßgeblichen Wahrnehmung vor allem dort wirkliche Inhalte, wo es um ethische Fragen geht, als um das "wie sollen wir leben". Hier hat das Christentum seinen Schwerpunkt und kollidiert damit zwangsläufig und in erheblichem Maße mit aufgeklärten, vernunftbetonten Sichtweisen. Eine Koexistenz von Religion und Vernunft ist dabei nicht möglich, denn beide überschneiden sich stark in ihrem Geltungsbereich und schließen einander aus. Sind manche Menschen mit dem Teufel im Bunde? Der Vatikan bietet Kurse zum Erlernen der Teufelsaustreibung (Exorzismus) an und führte 2004 die erste internationale Exorzismuskonferenz in Mexiko durch. Im Jahr davor wurden vom Papst 200 Exorzisten ernannt. Dem gegenüber steht die Behandlung der erkrankten Seele durch ausgebildete Ärzte. Anneliese Michel aus Bayern starb 1976 im Verlauf einer Teufelsaustreibung zweier katholischer Priester an Entkräftung und Unterernährung.

Gott sprach zu Abrahm und befahl ihm, seinen einzigen Sohn Isaac als Zeichen seiner Gottergebenheit zu töten. Was tut Abraham? Er lässt seinen Sohn das Feuerholz auf einen Berg tragen, um ihn dort zu schlachten: "Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute Abraham den Altar, schichtete das Holz auf, fesselte seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Schon streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten". Im letzten Moment schreitet ein Engel ein und sagt, Abraham haben seine Treue bereits hinlänglich bewiesen, Isaac soll leben. – Auch hier kollidieren religiöse und humanistische Weltbilder in einer Weise, die keine Koexistenz zulässt. Abraham ist für die einen ein Psychopath, denn man tötet nicht den eigenen Sohn, ganz gleich was einem aus einer Wolke entgegenraunt; bei den anderen ist er ein Vorbild und "Vater des Glaubens".

Ich denke nicht, dass eine Koexistenz religiöser und humanistischer Weltbilder möglich ist. Angesichts der Entwicklung des evangelischen Glaubens keimt manchmal Hoffnung auf, doch bei den katholischen Glaubensinhalten scheint es bei der Konfrontation zwischen Glaube und Vernunft zu bleiben.

Grüße,
Arne

silence 03.02.2013 15:01

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 866507)
Danach muss ich nicht googeln, die Themen sind mir geläufig. :cool: :Blumen:
Selbstverständlich sind wissenschaftliche Modelle Beschreibungen der Wirklichkeit, und nicht mit der Wirklichkeit identisch.

Asche auf mein Haupt, ich dachte Du wärst ein Laie, dies gilt ja eher für mich als Nichtphysiker.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 866507)
Bei Deinem Gedankengang geht es, wenn ich Dich richtig verstanden habe, um das Argument, dass ein aufgeklärter, in sachlichen Fragen rational denkender Mensch auch nur ein Glaubender ist – er glaubt eben an rationale statt religiöse Dinge. Er sei aber kein Wissender, denn das Fundament seines vermeintlichen Wissens ist dem menschlichen Erkenntnisvermögen verschlossen, wenn man nur genau genug hinschaut. Wer recht hat und die Welt richtig beschreibt, sei demnach offen.

Mhhh, ist nicht ganz was ich sagen wollte. Wissen ist relativ. Was Heute als Theorie bestand hat, kann morgen schon wieder verworfen werden, weil sich die Wissenschaft eben weiterentwickelt. Es gibt eben naturwissenschaftliche Theorien, die sich bisher nur mathematisch herleiten lassen, aber noch nicht bewiesen worden sind wie das in der Quantenmechanik der Fall ist. Ich denke, dass Offenheit nichts damit zu tun hat recht zu haben. Mir ging es hier nicht um den Anspruch recht zu haben, sondern um offen für die Dinge zu bleiben, die wir auch aus der naturwissenschaftlichen Perspektive nicht eindeutig verstehen können.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 866507)
Dem halte ich entgegen, dass zwei Standpunkte, die sich beide nicht beweisen lassen, nicht allein deshalb gleich wahrscheinlich sind. Wohnen unter meinem Haus hellgrüne, unsichtbare Elfen? Weder Befürworter noch Gegner dieser Aussage können einen Beweis anführen – aber sind beide Standpunkte deshalb gleich wahrscheinlich?

Vielleicht wohnen die unsichtbaren Elfen in einem Paralleluniversum. :Cheese: Weisst Du es? Grüne Elfen, wo gibts denn sowas? Ist aber auch keine Hypothese oder? Du irritierst mich.:-((


Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 866507)
Im gleichen Sinne glaube ich an die Allgemeingültigkeit der Naturgesetze: weil mir noch kein einziges glaubwürdiges Wunder untergekommen ist. Das vielfältige Leid auf der Welt ist angesichts eines angeblich allmächtigen und gütigen Gottes ohne Erklärung. Auch in dieser Frage verhält sich die Welt exakt so, als ob es keinen Gott gäbe. Muss einem das nicht zu denken geben?

Grüße,
Arne

Mhhh, das macht schon nachdenklich. Da muss ich Dir schon recht geben. An diesem Punkt tue ich mir auch immer schwer mit dem Gottesglauben. In Gespräche mit Gott habe ich gelesen, dass ein Glaubender mit einem Kind vergleichbar ist. Man lässt das Kind ja auch spielen und eigene Entscheidungen treffen. Krieg und Gewalt ist durch den Menschen verursacht nicht durch Gott. Hier wären wir beim Stichwort Selbstverantwortung. Religion darf nicht als Rechtfertigung gelten sich seiner Selbstverantwortung zu entziehen durch eine Opferhaltung wie einem Leben nach dem Tod, Himmel-Hölle, 72 Jungfrauen etc.
Gott ist nicht verantwortlich für die Entscheidungen, die wir fällen. Der Mensch ist derjenige, der Elend und Leid verursacht. Je technologischer eine Gesellschaft ist, umso mehr zerstörrt sie sich selbst. Man könnte ja den Gedankengang umdrehen und schlussfolgern: der naturwissenschaftliche Fortschritt brachte mehr Elend und Tod ein -bezogen auf die technologische Kriegsführung- als mittelaterliche Kreuzfeldzüge. Wie rechtfertigt sich die Naturwissenschaft zum Thema Kernenergie, Nuklearwaffen, biotechnologische Waffen, Ressourcenausbeutung, Umweltzerstörung, Emissionen der Industrie...etc.

Grüßle
S.

Pascal 03.02.2013 20:07

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 866609)
Klingt gut, aber es wirft sofort die Frage auf, was das Wort "selig" eigentlich genau bedeutet? Wikipedia sagt dazu:

...

Denn viele Fragen drängen sich doch von selbst auf. Warum schuf Gott der Allmächtige das Leid? Fuhr Maria wirklich mit Leib (!) und Seele in den Himmel hinauf, wie es der Papst 1950 zum verbindlichen Glaubensdogma erklärte? Ist es wirklich Gottes Wille, dass Frauen keine Priester werden dürfen?

...

Diese Einschätzung ist sofort vom Tisch, sobald es konkret wird. Dass Maria ihren Sohn Jesus von Heiligen Geist empfangen habe, dass sie vor, während und nach der Geburt ein intaktes Jungfernhäutchen hatte, dass Jesus drei Tage nach seinem Tod wieder lebendig wurde, dass er über Wasser ging und Fische vervielfältigte, dass ferner Engel und Erzengel (letztere mit den Namen Michael, Daniel und Raphael) Gott zur Hand gehen und so weiter – das widerspricht fundamental einem wissenschaftlichen Denken.

Bei dem Verweis auf Johannes 20 ging es, mit einem Hauch Ironie, doch darum, dass Du als Beweis für einem möglichen Glauben (deinerseits) gerne ein über den Naturgesetzen stehendes Ereignis - Wunder genannt - benötigst oder gerne miterleben möchtest. Insofern habe ich Dich mit dem "ungläubigen Thomas" verglichen. Mann kann aber glauben ohne Wunder gesehen zu haben.

Die Bibel ist kein Lehrbuch für Tokologie, auch kein naturwissenschafliches Lehrbuch und kein Historienroman. Am Jungfernhäutchen wird kein christlicher Glaube festgemacht. Jedenfalls nicht meiner. Das und die weiteren Beispiele gehen am Kern der Botschaft vorbei. Es geht bei biblischen Gleichnissen nicht um "wissenschaftliches Denken". Es sind keine Experimente im Versuchslabor.

Natürlich werden Fragen wie Du sie gestellt hast ("Sinn des Lebens") von der Kirche beantwortet. Etwas anderes ist jedoch, ob die Antwort für das Individuum hinreichend befriendigend ist.

Klugschnacker 03.02.2013 22:24

Zitat:

Zitat von Pascal (Beitrag 866750)
Am Jungfernhäutchen wird kein christlicher Glaube festgemacht. Jedenfalls nicht meiner. Das und die weiteren Beispiele gehen am Kern der Botschaft vorbei.

Was den katholischen Glauben betrifft, hast Du leider Unrecht. Die Jungfräulichkeit Mariens ist ein zentraler Glaubensinhalt, der keine Deutungsspielräume zulässt. Die theologische Professorin Uta Ranke-Heinemann verlor 1987 ihren Lehrstuhl für katholische Theologie, weil sie die Meinung äußerte, diese Jungfräulichkeit sei bildlich und nicht biologisch zu verstehen.

Der Vatikan stellt auf seiner Website klar, dass Maria sogar bei ihrer Niederkunft die biologische Jungfäulichkeit bewahrte.
http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P2H.HTM

Auch meine anderen Beispiele für konkrete Glaubensinhalte des katholischen Glaubens (dass Maria ihren Sohn Jesus von Heiligen Geist empfangen habe, dass Jesus drei Tage nach seinem Tod wieder lebendig wurde...) gehören zu den zentralen Glaubensinhalten, deshalb stehen sie auch in der populären Kurzform des Katechismus, dem Glaubensbekenntnis. Deshalb gehen sie nicht, wie Du sagst, am Kern der Botschaft vorbei, sondern gehören ausdrücklich zum Kern dazu.

Peace: Arne :Blumen:

photonenfänger 03.02.2013 23:04

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 866817)
Die theologische Professorin Uta Ranke-Heinemann verlor 1987 ihren Lehrstuhl für katholische Theologie, weil sie die Meinung äußerte, diese Jungfräulichkeit sei bildlich und nicht biologisch zu verstehen.

Gibt es eigentlich irgendwo eine Aufstellung, was genau bildlich, und was als real anzusehen ist?

Klugschnacker 03.02.2013 23:26

Zitat:

Zitat von photonenfänger (Beitrag 866830)
Gibt es eigentlich irgendwo eine Aufstellung, was genau bildlich, und was als real anzusehen ist?

Das lässt sich nicht immer genau sagen. Konkret wird es noch am ehesten bei den Glaubensdogmen, die verbindliche Glaubensinhalte darstellen.

Etwas umfangreicher sind die Glaubensfragen im sogenannten Katechismus dargestellt. Das ist eine Art Handbuch oder Leitfaden für den Glauben. Zum Beispiel hier direkt vom aktuellen Papst herausgegeben.

Grüße,
Arne

Klugschnacker 04.02.2013 14:17

Kirchen-Talk bei Jauch: Einsichten in eine Parallelwelt
Die Sendung in der Mediathek: Wie gnadenlos ist der Konzern Kirche?

Pfeffer und Salz 04.02.2013 14:58

Der 'Fundamentalkatholike Lohmann' hat ja dermassen den Sinn des Threadtitels getroffen. Sowas von daneben und dann auch noch mehr oder minder stellvertretend :Lachen2: . Da Meisner sich vermutlich tatsächlich im Sinne Lohmanns 'nicht klar ausgedrückt' hat, konnte Peter Neher vom Caritas-Verband nur noch hilflosrumeiern zwischen Wirklichkeit und Loyalität.

Gottseidank ( ;) ) hat man den Lohmann ausreden lassen nicht lächerlichgemacht und sein Niveau angegriffen. Umso deutlicher wurde es.

Ich kann nur noch den Kopf schütteln, angesichts solcher Lehren und(allgemein) Glauben, ohne offensichtlich irgendeinen Wirklichkeitsbezug zum Leben mehr zu haben.

phonofreund 04.02.2013 15:10

Zitat:

Zitat von Pfeffer und Salz (Beitrag 867109)
Der 'Fundamentalkatholike Lohmann' hat ja dermassen den Sinn des Threadtitels getroffen. Sowas von daneben und dann auch noch mehr oder minder stellvertretend :Lachen2: . Da Meisner sich vermutlich tatsächlich im Sinne Lohmanns 'nicht klar ausgedrückt' hat, konnte Peter Neher vom Caritas-Verband nur noch hilflosrumeiern zwischen Wirklichkeit und Loyalität.

Gottseidank ( ;) ) hat man den Lohmann ausreden lassen nicht lächerlichgemacht und sein Niveau angegriffen. Umso deutlicher wurde es.

Ich kann nur noch den Kopf schütteln, angesichts solcher Lehren und(allgemein) Glauben, ohne offensichtlich irgendeinen Wirklichkeitsbezug zum Leben mehr zu haben.

Nachdem ich auch diese Sendung gesehen habe und mir mal wieder an den Kopf gefasst habe, ist mein Verständniss für die kath. Kirche ins bodenlose gesunken. Vorher war es aber auch nicht viel höher; ging also nicht mehr viel tiefer. Dieses Lamentieren und nichts als, wie Du schon geschrieben hast, rumgeeiere, sollte dazu Anlass geben, so viel wie möglich davon zu überzeugen, dieser Kirche den Rücken zu kehren. Ein Trauerspiel vor dem Herrn......;)

arist17 09.02.2013 15:03

mal eine gute Nachricht :cool:


Scotti 09.02.2013 18:17

Zitat:

Zitat von arist17 (Beitrag 869374)
mal eine gute Nachricht :cool:

Für mich die gleiche Diskussionskultur wie bei Alice Schwarzer. Dieser Vergleich drängte sich mir schon beim ersten Mal auf als ich ihn sah.

Hauptsache bekannt werden und damit Asche machen. Koste es, was es wolle.

Ignorieren wäre schon zuviel der Ehre.

.

Bernd S. 09.02.2013 18:27

Zitat:

Zitat von arist17 (Beitrag 869374)
mal eine gute Nachricht :cool:

Du findest es also gut, dass Menschen aus der Uni oder ihren Jobs rausgeworfen werden, wenn sie Christen sind.

Mal zu Deiner Info. Die Christen sind die weltweit am meisten verfolgte Gruppe der Welt. Nach dem Weltverfolgungsindex von Open doors werden derzeit 100 Mio. Christen verfolgt.

Bist ein toller Sportkamerad und Verteidiger der Menschenrechte.
Was in diesem Land mittlerweile wieder möglich ist, spottet jeder Beschreibung.

Donnerwetter weiter so...

Meik 09.02.2013 18:38

Zitat:

Zitat von Bernd S. (Beitrag 869456)
Du findest es also gut, dass Menschen aus der Uni oder ihren Jobs rausgeworfen werden, wenn sie Christen sind.

Wenn sie etwas verkaufen was unserem Grundgesetz widerspricht ja. Zumal sich die Kirche auch nicht gerade durch gelebte Toleranz, Menschenrechte usw.. ausgezeichnet hat.

Der Glaube ist jedem selber überlassen, wer aber an einer öffentlichen Einrichtung Werte vermitteln will die dem GG widersprechen verliert IMHO das Recht einen Lehrautrag zu bekommen. Und daher hat die Uni IMHO mit der Aussage auch die richtige Begründung für die Konseqzenz geliefert:

"Die Uni begründete am Mittwoch ihre Haltung damit, sie vertrete in ihren Grundwerten „ein Menschenbild, in dem verschiedene sexuelle Orientierungen respektiert werden."

Klugschnacker 09.02.2013 18:45

Ich halte Herrn Lohmann für einen Brandstifter und Demagogen ("Wir als Kirche sind strikt für das Leben"). Dennoch sollte er seine Meinung frei äußern dürfen. Zu prüfen ist dabei, ob er sich noch innerhalb des Rahmens unserer Gesetze bewegt. Sofern er das jedoch tut, soll er seine Meinung frei äußern können, ohne dafür einen Job zu verlieren oder andere Nachteile zu haben.

Die Kirche hat ihrerseits allerdings kein Problem damit, Leute aus ihren Jobs zu werfen, die nicht die richtige Gesinnung zeigen. Zum Beispiel die geschiedene Kindergärtnerin etc. Insofern verstehe ich nicht seine Entrüstung gegen seinen Rausschmiss. Würde umgekehrt jemand innerhalb der Kirche für freie Liebe plädieren, wäre der auch seinen Job los. Wir sollten uns als Gesellschaft aber nicht damit auf eine Stufe stellen.

Grüße,
Arne

Scotti 09.02.2013 18:45

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 866182)
Habe ich mich auch gefragt. Warum hat die Kirche oder warum haben die (Welt-)Religionen im zweiten Weltkrieg nichts gemacht? Holocaust!!! Derzeit ja wieder aktuell. Warum haben die Geistlichen geschwiegen? Warum? Warum können die Geistlichen nicht erklären warum Gott sowas zulässt?

Scotti: Welche Saat von wem ging auf?

Ich glaube die Frage warum die Weltreligionen nichts gemacht haben, ist falsch gestellt.

Hier nur ein Zitat aus Wikipedia. Der ganze Artikel ist sehr interessant:
Zu erheblichen Ausschreitungen kam es jedoch erst seit dem 11. Jahrhundert (Pogrom von Köln). Die Römisch-Katholische Kirche setzte nun die Tabuisierung bestimmter Berufe für Christen, die Isolierung, Stigmatisierung und Ghettoisierung jüdischer Gemeinden europaweit durch. Die mit vorchristlichem Paganismus vermischte christliche Volksfrömmigkeit dämonisierte Juden zunehmend als „Ritualmörder“ von Kindern, „Hostienfrevler“, „Brunnenvergifter“ und „Schweine“.

Oder was googel zu Luther ausspuckt:

Im Jahre 1542 verfasste Luther die Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“

Luther: „Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist’s um diese Juden, welche diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen.“


Luther: „Es stimmt aber alles mit dem Urteil Christi, dass sie giftige, bittere, rachgierige, hämische Schlangen, Meuchelmörder und Teufelskinder sind, die heimlich stechen und Schaden tun, weil sie es öffentlich nicht vermögen.“



Andere Quelle:

"Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen. Vom deutschen Volk wird ... die Macht der Juden auf wirtschaftlichem Gebiet im neuen Deutschland endgültig gebrochen und damit der gottgesegnete Kampf des Führers zu völligen Befreiung unseres Volkes gekrönt. In dieser Stunde muss die Stimme des Mannes gehört werden, der als der Deutschen Prophet im 16. Jahrhundert einst als Freund der Juden begann, der getrieben von seinem Gewissen, getrieben von den Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden."
(Der evangelisch-lutherische Landesbischof Martin Sasse aus Eisenach im Vorwort zu seiner Schrift "Martin Luther und die Juden - Weg mit ihnen!", Freiburg 1938)

Die Juden - der "Abschaum der Menschheit"
(Zwischenüberschrift in dem Buch "Martin Luther und die Juden - Weg mit ihnen!", von Landesbischof Martin Sasse, Freiburg 1938, S. 13)


das war jetzt auf die Schnelle gegoogelt. Die Zitate sind nur Beispiele, die mir beim Überfliegen aufgefallen sind. Man sollte sich die Artikel mal ganz durchlesen.

Dann immer wieder empfehlenswert: http://www.youtube.com/watch?v=fwOYhE7pii4

Das meinte ich mit: "Das Feld wurde gut beackert, bevor die Saat aufging."

arist17 09.02.2013 18:52

Zitat:

Zitat von Bernd S. (Beitrag 869456)
Du findest es also gut, dass Menschen aus der Uni oder ihren Jobs rausgeworfen werden, wenn sie Christen sind.

Das ist eine völlig abstruse Unterstellung von dir, die jeder Grundlage entbehrt.

Meik 09.02.2013 19:10

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 869460)
ISofern er das jedoch tut, soll er seine Meinung frei äußern können, ohne dafür einen Job zu verlieren oder andere Nachteile zu haben.

Solange seine Meinung und die Äußerung derselben keinen Einfluss auf seinen Job hat keine Frage. Bei einem Lehrberuf ist das aber deutlich kritischer wo die freie Meinungsäußerung aufhört und ab wo der Job dazu dient die eigene Meinung zu verbreiten.

Kann er Lehrberuf und Meinungsäußerung nicht trennen ist der Schritt logisch und richtig die Lehrbefugnis zu entziehen. Nicht wegen seines Glaubens sondern wegen Missbrauchs des Lehrauftrages.

Bernd S. 09.02.2013 21:05

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 869459)

"Die Uni begründete am Mittwoch ihre Haltung damit, sie vertrete in ihren Grundwerten „ein Menschenbild, in dem verschiedene sexuelle Orientierungen respektiert werden."

Man muss also verschiedene sexuellen Orientierungen immer respektieren? Wo steht das?
Na dann darf ich also auch nicht mehr dagegen sein, wenn z.B. kleine Kinder mißbraucht werden?

Leute, was ist das für ein Verständnis von Meinungsfreiheit?

Womöglich hab ich es verpasst, aber wo hat Lohmann, der "Brandstifter und Demagoge" gegen das GG verstoßen?

„Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“ (Evelyn Beatrice Hall)

Es wird einem langsam himmelangst, was man als Meinung annehmen muss. Die Progromstimmung gegen Katholiken nimmt Formen an, die ich nicht mehr für möglich gehalten habe.

bellamartha 09.02.2013 21:07

Zitat:

Zitat von Bernd S. (Beitrag 869496)
Es wird einem langsam himmelangst, was man als Meinung annehmen muss. Die Progromstimmung gegen Katholiken nimmt Formen an, die ich nicht mehr für möglich gehalten habe.

Sonst geht es dir aber hoffentlich gut?

Bernd S. 09.02.2013 21:13

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 869499)
Sonst geht es dir aber hoffentlich gut?

Du musst Deine Frage schon etwas konkretisieren.

bellamartha 09.02.2013 21:30

Zitat:

Zitat von Bernd S. (Beitrag 869502)
Du musst Deine Frage schon etwas konkretisieren.

Lieber Bernd,
ich glaube, du hast meine ironische Frage schon verstanden. Falls du es wider Erwarten doch nicht verstanden hast: Du willst nicht allen Ernstes behaupten, du würdest eine "Progromstimmung" gegen Katholiken wahrnehmen, bzw. dass du dich als Katholik in diesem Land fürchten musst?

Schöne Grüße, J.

tandem65 09.02.2013 21:38

Hi Bernd,

Zitat:

Zitat von Bernd S. (Beitrag 869456)
Du findest es also gut, dass Menschen aus der Uni oder ihren Jobs rausgeworfen werden, wenn sie Christen sind.

nur weil er gegen Homosexuelle ist ist er doch noch lange kein Christ! Genausowenig muß er als Christ gegen Homosexuelle sein. Ich als Christ würde auch in meinem Unternehmen keinen Platz für ihn sehen.

Bernd S. 09.02.2013 21:39

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 869510)
Lieber Bernd,
ich glaube, du hast meine ironische Frage schon verstanden. Falls du es wider Erwarten doch nicht verstanden hast: Du willst nicht allen Ernstes behaupten, du würdest eine "Progromstimmung" gegen Katholiken wahrnehmen, bzw. dass du dich als Katholik in diesem Land fürchten musst?

Schöne Grüße, J.

Lieber/liebe J.

wie ich Dir oben bereits beschrieben habe, sind Christen weltweit die mit Abstand am meisten verfolgte Gruppe. Und damit ist der Begriff absolut richtig.

Natürlich muss man in Deutschland als Katholik nicht um sein Leben fürchten, das wäre überzogen. Aber es gehört mittlerweile schon wieder Mut dazu, sich als Katholik öffentlich zu offenbaren.

Grüße
Bernd

Bernd S. 09.02.2013 21:53

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 869512)
Hi Bernd,



nur weil er gegen Homosexuelle ist ist er doch noch lange kein Christ! Genausowenig muß er als Christ gegen Homosexuelle sein. Ich als Christ würde auch in meinem Unternehmen keinen Platz für ihn sehen.

Wann hat der Mann denn gesagt, dass er gegen Homosexuelle sei?

Meik 09.02.2013 22:38

Zitat:

Zitat von Bernd S. (Beitrag 869496)
Es wird einem langsam himmelangst, was man als Meinung annehmen muss. Die Progromstimmung gegen Katholiken nimmt Formen an, die ich nicht mehr für möglich gehalten habe.

Gehirnwäsche? :confused:

Ganz im Gegenteil, es ist endlich der Trend in die Richtung dass sich nicht mehr so viele Leute als Katholiken bezeichnen und brav ihre Kirchensteuer bezahlen weil "es sich so gehört" sondern jeder so langsam wirklich frei entscheiden kann welchen Glauben er hat und zeigen möchte. Selbst zu meiner Kindheit war es noch so "samstags muss du in die Kirche" - ob du glaubst oder nicht. Sonst gab es Stress mit dem Pfarrer der den Reliunterricht gemacht hat, was sollen denn die Nachbarn denken, ... frei war anders.

Und jetzt fängt die Kirche an zu jammern weil dank der Freiheit die Leute aus gutem Grund weglaufen.

Bernd S. 09.02.2013 22:59

"Gehirnwäsche?"

Was soll ich denn damit anfangen lieber Sportkamerad?

Bleib doch einfach sachlich und stelle Deine Frage.

Meik 09.02.2013 23:03

Zitat:

Zitat von Bernd S. (Beitrag 869548)
Bleib doch einfach sachlich und stelle Deine Frage.

Nee, Danke, da hab ich keine weiteren Fragen mehr. ;)

Wann und wo der nette Herr was gegen Homosexuelle gesagt hast findest du mit google ganz schnell heraus :Huhu:


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