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felixb 06.03.2019 12:07

Wir brauchen einen Schulter-zuck-Smiley hier.

Das ist schon ziemlich merkwürdig. Außer, dass der Stoff (weiterer Stoff??) wohl auf die Birne geht. Warum gibt man die Hinweise, wenn man selbst beim gleichen Arzt weiterhin noch "versorgt" wurde.

Das ist schon extremst befremdlich. Abgesehen davon, dass er "einfach" weitergemacht hat.

Duafüxin 06.03.2019 12:07

Gibt es hier keine Psychologen?

Was geht in so einem Menschen wie dem Dürr vor?
Ist das eine gespaltene Persönlichkeit?

Freizeitathlet 06.03.2019 12:09

Wow....der Dürr hat wirklich einen an der Murmel.
Aber auf der anderen Seite, das ist Junkie Verhalten. Ihm muss wirklich von Außen geholfen werden.

BananeToWin 06.03.2019 12:19

Hab mir gerade nochmal Teile der Seppelt-Reportage angeschaut wie er da sitzt und heult und sich reuig gibt und... einfach nur pervers.

Zitat aus dem Abspann: "Johannes Dürr trainiert seit Monaten für ein Comeback. Er sagt, Doping lehne er ab."

deirflu 06.03.2019 12:19

Zitat:

Zitat von Pablo1305 (Beitrag 1438170)
Unglaublich :dresche

Dürr gesteht Eigenblutdoping bis zuletzt

https://www.kleinezeitung.at/sport/w...ng-bis-zuletzt

Das zeigt doch das nur lebenslange Sperren helfen werden bzw erwischte einfach nicht mehr im System Profisport verbleiben dürfen, egal ob als Sportler oder Funktionär.

Der Idiot macht einfach weiter als ob nichts gewesen wäre und glaubt das er damit durchkommt und zieht zu all dem noch andere mit rein.

Als österreichischer Sportler und Fan ist das ganze echt schwer zu ertragen, einfach nur traurige gestalten:(
Schön langsam verabschiede ich mich von der Vorstellung das es überhaupt sauberen Profisport gibt.

Klugschnacker 06.03.2019 12:33

Zitat:

Zitat von flodei (Beitrag 1438139)
Hauke und Baldauf haben nun ein Interview in der Kronen Zeitung in Österreich gegeben, was vorhin veröffentlicht worden ist:
https://www.krone.at/1877450

Zitat:

Hatten Sie nach den Bewerben nie Kontrollen?
Hauke: Ich nicht.
Baldauf: Ich ein einziges Mal.

Und der Test war negativ?
Baldauf: Ja, klar. Es reicht, nach dem Rennen ein Glas Salzwasser zu trinken, dadurch wird das Blut so stark verdünnt, dass die Werte normal sind. Wer beim Blutdoping bei einem normalen Check auffliegt, muss ein Trottel sein.

Gozzy 06.03.2019 12:55

Zitat:

Zitat von deirflu (Beitrag 1438180)
...
Schön langsam verabschiede ich mich von der Vorstellung das es überhaupt sauberen Profisport gibt.

So geht es mir auch irgendwie :(

BananeToWin 06.03.2019 13:17

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1438184)
Zitat:

Hatten Sie nach den Bewerben nie Kontrollen?
Hauke: Ich nicht.
Baldauf: Ich ein einziges Mal.

Und der Test war negativ?
Baldauf: Ja, klar. Es reicht, nach dem Rennen ein Glas Salzwasser zu trinken, dadurch wird das Blut so stark verdünnt, dass die Werte normal sind. Wer beim Blutdoping bei einem normalen Check auffliegt, muss ein Trottel sein.


Also ist vielleicht in den Flaschen, welche fast alle Ausdauersportler nach ihren Rennen angereicht bekommen (ob nach einer Tour-Etappe, nach einem 10.000er auf der Bahn) auch teilweise Salzwasser drin. Interessant, dass ein "Glas" (wie viel das dann auch sein mag) ausreicht, ob den Hämatokrit wieder soweit runter zu kriegen. Aber das viele Salz zieht wahrscheinlich genügend Wasser aus dem Extravasalraum, dass das tatsächlich reicht um eine relevante Verdünnung zu bekommen.

captain hook 06.03.2019 13:33

Zitat:

Zitat von BananeToWin (Beitrag 1438191)
Also ist vielleicht in den Flaschen, welche fast alle Ausdauersportler nach ihren Rennen angereicht bekommen (ob nach einer Tour-Etappe, nach einem 10.000er auf der Bahn) auch teilweise Salzwasser drin. Interessant, dass ein "Glas" (wie viel das dann auch sein mag) ausreicht, ob den Hämatokrit wieder soweit runter zu kriegen. Aber das viele Salz zieht wahrscheinlich genügend Wasser aus dem Extravasalraum, dass das tatsächlich reicht um eine relevante Verdünnung zu bekommen.

Geh mal nach nem 5h Radrennen am Limit (am besten in der Höhe) zur Dopingkontrolle. Komplett dehydriert. Da wird ein Glas Salzwasser sicherlich relevante Unterschiede machen. Da ist man froh, wenn man nach ner Stunde überhaupt soweit rehydriert ist, dass man p***ssen kann. Professionell betrieben kann man davon ausgehen, dass die immer wissen wie dick ihr Blut ist. Alles andere wäre völlig besoffen.

Gozzy 06.03.2019 13:33

Zitat:

Zitat von BananeToWin (Beitrag 1438191)
Also ist vielleicht in den Flaschen, welche fast alle Ausdauersportler nach ihren Rennen angereicht bekommen (ob nach einer Tour-Etappe, nach einem 10.000er auf der Bahn) auch teilweise Salzwasser drin. Interessant, dass ein "Glas" (wie viel das dann auch sein mag) ausreicht, ob den Hämatokrit wieder soweit runter zu kriegen. Aber das viele Salz zieht wahrscheinlich genügend Wasser aus dem Extravasalraum, dass das tatsächlich reicht um eine relevante Verdünnung zu bekommen.

Das ist aber nur um den Salzgehalt des Körpers auszugleichen weil man ja auch schwitzt und so. :hoho:

Helmut S 06.03.2019 16:38

Zitat:

Zitat von deirflu (Beitrag 1438180)
lebenslange Sperren[...]egal ob als Sportler oder Funktionär.

Den Reflex kann ich nachvollziehen :Blumen: Aber du weißt ja auch, dass man bei sowas sofort in das Thema „Berufsverbot“ läuft und damit ist die rechtliche Durchsetzbarkeit ja sofort ohne Chance. Das gilt auch für Funktionäre: Ich erinne mich daran, dass die FIA Flávio Briatore 2009 lebenslang wegen eines inszenierten Unfalls eines Fahrers gesperrt hatte. Das dauerte nicht lange, und eine Gerichtsentscheidung später musste die FIA zurück rudern. Und hat nicht auch Katrin Krabbe Schadensersatz bekommen, weil sie zu lange gesperrt wurde? Meine schon. Bei aller Sympathie für die Idee: Sportrecht findet halt mal nicht im rechtsfreien Raum statt.

Viel wichtiger scheint mir tatsächlich eine Allianz der Guten. Je mehr ich darüber nachdenke, umsomehr scheint mir ein „Aufbegehren“, „ein sich gerade machen“ von Trainern und Ärzten wünschenswert um wirklich einen Sinneswandel in der „Branche“ zu erreichen. Zusammen mit entsprechender Gesetzgebung und weitermachen im Kampf gegen das Doping mit besseren Test. Frauen, Arbeiter, Schwarze, Homosexuelle etc ... es gibt viele Beispiele, wo so ein gemeinsames Eintreten für die Sache Erfolg zeigt.

Ärzte und Trainer scheinen mir DIE Schlüsselfiguren zu sein. Ich denke die könnten was bewegen. :Blumen:

Helmut S 06.03.2019 17:08

Ergänzung: Da der Sport selbst keine Ethik begründet, aber der Sport ethisch aus der Gesellschaft heraus reflektiert werden kann (und auch wird), ist es wesentlich aus meiner Sicht, dass eben solche „moralischen Millieus“ (aus Ärzten und Trainern) gesellschaftlich sichtbar werden.

NBer 06.03.2019 17:15

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1438234)
...... Und hat nicht auch Katrin Krabbe Schadensersatz bekommen, weil sie zu lange gesperrt wurde? .....

wenn ich mich recht erinnere (bin jetzt aber zu faul zum googeln) wurde sie für dieselbe tat doppelt bestraft. zuerst durch den DLV 2 jahre gesperrt, dann nochmal 2 jahre durch den IAAF (oder andersrum). und eine doppelte bestrafung für dieselbe tat geht rechtlich nicht. sie hat dann auf schadenersatz für entgangene einnahmen für zweiten 2 jahre geklagt und recht bekommen.

Klugschnacker 06.03.2019 18:03

Hajo Seppelt: "Am Dienstag (05.03.3019) hat es eine weitere spektakuläre Entwicklung in der Seefelder und Erfurter Blutdoping-Affäre gegeben. Kronzeuge Johannes Dürr hat gestanden, bis Ende 2018 weiter gedopt zu haben. " Mit Video.
https://www.sportschau.de/doping/Due...-LANG-100.html

deirflu 06.03.2019 19:03

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1438234)
Den Reflex kann ich nachvollziehen :Blumen: Aber du weißt ja auch, dass man bei sowas sofort in das Thema „Berufsverbot“ läuft und damit ist die rechtliche Durchsetzbarkeit ja sofort ohne Chance.

Ja ist mir klar das sich solche sperren mit den derzeitigen Gesetzen nicht vereinbaren lassen. Gesetze könnte man aber ändern bzw der gegebenen Situation anpassen, dazu bräuchte es halt aber den politischen Willen das zu tun.

Aber eigentlich sieht man e das alles nix bringt. In AT haben wir tatsächlich sehr strenge Gesetze gegen Sportbetrug und Doping und trotzdem sind wir wieder mitten drin.

Den Dürr kann ich echt nicht mehr verstehen. Er befindet sich gerade in einer Sperre, arbeitet beim Zoll und betreibt trotzdem Doping, Was hatte der wohl vor, in einem Jahr kommt er stärker als zuvor zurück und erntet dann den Applaus. In der Zwischenzeit verdient er sich als Doping Vermittler etwas dazu.......krank ist das.

Stefan 06.03.2019 19:25

Zitat:

Zitat von deirflu (Beitrag 1438268)
Ja ist mir klar das sich solche sperren mit den derzeitigen Gesetzen nicht vereinbaren lassen.....
Den Dürr .........arbeitet beim Zoll und betreibt trotzdem Doping

Ich kenne mich mit AT-Recht nicht aus, aber in Deutschland könnte es für ihn jetzt schwierig werden (mir ist bewusst, dass er kein Einstellungsbewerber mehr ist, wenn er schon in einer entsprechenden Ausbildung ist, aber auf Lebenszeit verbeamtet (oder wie auch immer das in AT läuft) wird er noch nicht sein):

Beschlus Bundesverwaltungsgericht 20.07.16 - 2 B 17.16:

"Die charakterliche Eignung eines Einstellungsbewerbers ist ein Unterfall der persönlichen Eignung des Beamten. Hierfür ist die prognostische Einschätzung entscheidend, inwieweit der Bewerber der von ihm zu fordernden Loyalität, Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit, Fähigkeit zur Zusammenarbeit und Dienstauffassung gerecht werden wird."

OhneRad 06.03.2019 19:59

Zitat:

Zitat von Freizeitathlet (Beitrag 1438177)
Wow....der Dürr hat wirklich einen an der Murmel.
Aber auf der anderen Seite, das ist Junkie Verhalten. Ihm muss wirklich von Außen geholfen werden.

Klar ist das Junkie-Verhalten und damit ist er mit Sicherheit bei weitem nicht der Einzige.
Das Durchhalten eines so exzessiven Lebensstils, wie er bei Profisportlern (und Spitzenamateursportlern) notwendig ist, hat zwangsläufig bei vielen der Akteure Konsequenzen für die Psyche. In der Kunst, Wissenschaft oder auch in der Wirtschaft ist das an der Spitze ja nicht anders und auch dort ist der Verwendung von Drogen anderer Art nicht ungewöhnlich..

Man muss sich doch nur mal die Verwendung von NEMs angucken - wie Hafu schrieb, ist da Einziges stets an der Grenze zu Doping - und bei Vielem gibt es nicht mal einen Wirkungsnachweis, trotzdem wird für viel Geld viel Zeug gekauft und eingeworfen. Das dient natürlich auch der Psyche.

Klugschnacker 06.03.2019 20:14

Dürr war ein Spitzentalent. Das sagte in der Seppelt-Doku der Kader-Trainer, der den ganzen Tag lang mit den besten Nachwuchssportlern des Landes zu tun hat. Außerdem hat er knallhart trainiert, das nehme ich ihm schon ab.

Dass er als sauberer Sportler im nationalen Wettbewerb dennoch keinen Fuß auf den Boden bekam, gibt mir zu denken.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich finde es 100% zum Kotzen, was er gemacht hat. Aber ich sehe die Gefahr, dass nun endlich der Sündenbock gefunden ist, den die Medien, die Verbände und die Zuschauer so dringend brauchen. Und dass sich deswegen am System und seinen Strukturen nichts ändern wird. Dürr ist der Ullrich der Wintersportler, das schwarze Schaf zum Vorzeigen und Weitermachen.
:Kotz:

Hafu 06.03.2019 20:22

Manchmal beantwortet die Zeit und der Fortgang der Ereignisse Fragen fast von selbst.

Vor zwei Monaten habe ich nach der Reportage von Seppelt noch hier im Thread m.E.n. offen gebliebene Fragen formuliert.

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1431183)
Der Film von Hajo Seppelt ist ...
...
Der Film über Johannes Dürr wirft für mich mehr Fragen auf, als er Antzworten gibt. Warum will Dürr zurück in den österreichischen Leistungssport, dessen Strukturen er so desaströs beschreibt?
Warum nennt er nicht die Namen der Leute innerhalb und außérhalb des Verbandes, die ihn zum Doping verführt oder dabei unterstützt haben? Ist es weil er genau diese Leute und Strukturen wieder benötigt, um sein geplantes Comeback zu realisieren?

Warum Dürr zunächst keine Namen in der Reportage nannte (und erst Wochen später im gezielten Verhör durch die österreichische Polizei preisgab), dürfte spätestens jetzt klar sein.

tandem65 06.03.2019 20:30

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1438234)
Den Reflex kann ich nachvollziehen :Blumen: Aber du weißt ja auch, dass man bei sowas sofort in das Thema „Berufsverbot“ läuft und damit ist die rechtliche Durchsetzbarkeit ja sofort ohne Chance.

Das scheint mir eine der üblichen nicht haltbaren Drohkulissen zu sein.
Ich habe Gestern eine Bewerbung von einem KfZ/Zweiradmechanikermeister erhalten. Der keine Cutter... verwenden darf.
Das ist ebensogut wie ein Berufsverbot und es ist von einem Gericht verfügt.

sybenwurz 06.03.2019 21:04

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1438234)
...dass man bei sowas sofort in das Thema „Berufsverbot“ läuft ...

Einerseits imho ne Frage der Definition: ist Schlittschuhlaufen, Radfahren, Bridgespielen, mit Ski irgendwo runterrutschen oder Bälle treten ein Ausbildungsberuf?
WENN man wollte, könnte man das irgendwie lösen.

Was du zur Allianz der Guten schreibst, kommt sicher hin, aber wir haben ja gelernt, dass offensichtlich gar kein Interesse besteht, Gestrauchelte nimmer im Gewerbe zu haben.
Arbeite mal in ner Bank, nimm dir Geld mit nach Hause und versuch nach ner erfolgreichen Verurteilung mal, da nochmal reinzukommen. Da brauchts kein Berufsverbot.

Ja, und andererseits Ansichtssache mit dem Berufsverbot.
Verbietet ja niemand jemandem, nicht mehr zu arbeiten. Aber es kann mir doch keiner erzählen, dass jemand, der Rad- oder Skifahren kann, nicht auch was anderes können könnte...?
Wie viele gescheiterte Existenzen landen bei McDonalds am Grill oder am Steuer eines XYZ (hier kann jede/r sein/ihr Lieblingsversanddienstleisterunternehmen einsetzen)-Auslieferungsfahrzeugs...
(Jedem sein Vorurteil, okok...)

rundeer 06.03.2019 22:20

Einerseits finde ich es super, dass so ein grosser Ring mit allen Drahtziehern aufgeflogen ist und die Kerle hoffentlich ordentlich bestraft werden. Es zeigt dass die Betrüger trotz korrupter Verbände erwischt werden können und hoffe auch dass einige jetzt ziemlich schlecht schlafen.

Andererseits frage ich mich gerade, was da sonst noch so alles abgeht. Wenn solche Ringe in Deutschland und Österreich über Jahre hinweg agieren können, also in zwei Ländern mit einem funktionierendem Rechtsstaat und auch antidoping Gesetzen, dann frage ich mich wie es anderswo angeht.

captain hook 07.03.2019 06:38

Zitat:

Zitat von rundeer (Beitrag 1438304)
Einerseits finde ich es super, dass so ein grosser Ring mit allen Drahtziehern aufgeflogen ist und die Kerle hoffentlich ordentlich bestraft werden. Es zeigt dass die Betrüger trotz korrupter Verbände erwischt werden können und hoffe auch dass einige jetzt ziemlich schlecht schlafen.

Andererseits frage ich mich gerade, was da sonst noch so alles abgeht. Wenn solche Ringe in Deutschland und Österreich über Jahre hinweg agieren können, also in zwei Ländern mit einem funktionierendem Rechtsstaat und auch antidoping Gesetzen, dann frage ich mich wie es anderswo angeht.

Ne, da fragt man sich nicht mehr. Und im Amateurbereich sieht es mangels ernsthafter Kontrollen noch viel schlimmer aus.

Necon 07.03.2019 07:58

Zitat:

Zitat von rundeer (Beitrag 1438304)
Einerseits finde ich es super, dass so ein grosser Ring mit allen Drahtziehern aufgeflogen ist und die Kerle hoffentlich ordentlich bestraft werden. Es zeigt dass die Betrüger trotz korrupter Verbände erwischt werden können und hoffe auch dass einige jetzt ziemlich schlecht schlafen.

Andererseits frage ich mich gerade, was da sonst noch so alles abgeht. Wenn solche Ringe in Deutschland und Österreich über Jahre hinweg agieren können, also in zwei Ländern mit einem funktionierendem Rechtsstaat und auch antidoping Gesetzen, dann frage ich mich wie es anderswo angeht.

Ich finde nicht das es bisher die Zerschlagung eines großen Ringes ist. Es kommt mir eher vor wie Bauernopfer. Einige unwichtige Sportler, ein ohnehin bekannter Arzt, ein bereits Verurteilter der offensichtlich nicht lernfähig ist und die Erkenntnis, dass Dopingkontrollen wie so häufig hinterher hinken und selbst von österreichischen Athleten besiegt werden können mit der Zugabe, dass es peinlich ist Markus Gandler und Schröcksnadel in der Thematik zuhören zu müssen. Aber der große Knall fehlt mir bisher.

Der fehlt aber immer irgendwie oder. Wie war das damals bei Fuentes, wurde eine Liste veröffentlicht von den Fußballern, Basketballer usw die auch in der Kartei waren? Gab es nicht 200 betroffene Sportler und nur 30% davon oder so ähnlich aus dem Radsport?

captain hook 07.03.2019 08:04

Erinnert sich noch jemand an die im Fall Armstrong aufgezeigten Beziehungen und Beteiligungen? Und, was gab's für einen Urknall? Fuentes? Dopingbericht in der bdr (einige der Personen dort besetzen heute noch Schlüsselstellen). Usw...

Gozzy 07.03.2019 08:13

Welcher spanische Radfahrer ist im Rahmen der Fuentes Geschichte überhaupt gesperrt worden. Ist das nicht hauptsächlich an Ullrich und Basso hängen geblieben? (von den größeren Fahrern)

Hafu 07.03.2019 08:18

Zitat:

Zitat von rundeer (Beitrag 1438304)
...
Andererseits frage ich mich gerade, was da sonst noch so alles abgeht. Wenn solche Ringe in Deutschland und Österreich über Jahre hinweg agieren können, also in zwei Ländern mit einem funktionierendem Rechtsstaat und auch antidoping Gesetzen, dann frage ich mich wie es anderswo angeht.

Du vergisst, dass gerade in Erfurt der Rechsstaat über Jahrzehnte hinweg eben nicht funktioniert hat. Bis vor wenigen Jahren unterlag Doping alleine dem Sportrecht, der Thüringer Landessportbund war nachweislich im Präsidium und in der Geschäftsführung durchsetzt von ehemaligen notorischen Dopern ebenso wie die Erfurter Justiz nach dem, was wir in den letzten Tagen erfahren durften. In so einem Millieu kann sich ein korrupter dopingwilliger Arzt natürlich sehr sicher fühlen.

Ich finde es bemerkenswert, was für einen großen Einzugsbereich der Erfurter Dopingring hat.

Athleten aus Estland, Kasachstan und Österreich waren für viel Geld Stammkunden bei dem Dopingring und nahmen z.T. erhebliche logistische Anstrengungen auf sich, um Blut zu spenden und vor Wettkämpfen zurückzuerhalten (Treffen auf Aujtobahnraststätten, in Hotels etc.).
Das ist ein klares Indiz, dass es Blutdoping im Jahr 2019 eben nicht beim korrupten Dopinghelfer um die Ecke gibt, denn warum sollte ein Kasache sonst die Dienste eines deutschen Arztes in Anspruch nehmen, wenn es in Kasachstan oder in benachbarten Ländern vergleichbare Dopingringe, die dieselben Dienste wohnortnahe anbieten, gäbe.

Ich kann daher manche Kommentare, die das Ganze als Pars pro toto für den gesamten Spitzensport in allen Sportarten ansehen, rational unter Berücksichtigung der aktuellen Faktenlage nicht nachvollziehen. Die Antidopinggesetzgebung in Deutschland und Österreich scheint zu wirken, Polizeiliche Ermittlungsarbeit hat hier nachweislich funktioniert und die Opportunitätskosten für dopingwillige Sportler sind im Jahr 2019 im Vergleich zur Situation der 90er erheblich angestiegen.

Es ist schon ein gravierender Unterschied, ob ein dopingwilliger Sportler für den Fall des Erwischtwerdens mit einer maximal zweijährigen Sperre zu rechnen hat, (die in der Vergangenheit mit den richtigen Anwälten und Ausreden sehr oft gravieren verkürzt werden konnte, oder ob er damit rechnen muss, zu einer Haftstrafe verurteilt zu werden und für das weitere Leben als vorbestraft zu gelten.

TIME CHANGER 07.03.2019 08:20

Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 1438329)
Ne, da fragt man sich nicht mehr. Und im Amateurbereich sieht es mangels ernsthafter Kontrollen noch viel schlimmer aus.

Ich habe keine Ahnung was im Amateurbereich vor sich geht, was mir auffällt ist, dass du die Umstände da oft im selben Atemzug mit den Misständen im Profibereich nennst. Rein interessenshalber würde ich es mich freuen wenn du da ein wenig aus dem Nähkästchen plaudeen könntest, eventuell seperater Thread

sybenwurz 07.03.2019 08:28

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1438341)
...

Seh ich jetzt nicht ganz so.
Sind viele Gründe vorstellbar für diese Arzt-Kunden-Konstellation.
Irgendwie schmeckt mir die ganze Geschichte nicht so.
Keine so richtig dicken Fische, eher Bauernopfer, ein eh schon vorbelasteter Arzt, ein Video von einem mit der Nadel im Arm, das ach-so-schnell seinen Weg in die Öffentlichkeit fand...
Keine Ahnung, was ich davon genau halten soll.

Whitey 07.03.2019 08:37

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1438341)

Es ist schon ein gravierender Unterschied, ob ein dopingwilliger Sportler für den Fall des Erwischtwerdens mit einer maximal zweijährigen Sperre zu rechnen hat, (die in der Vergangenheit mit den richtigen Anwälten und Ausreden sehr oft gravieren verkürzt werden konnte, oder ob er damit rechnen muss, zu einer Haftstrafe verurteilt zu werden und für das weitere Leben als vorbestraft zu gelten.

Die Frage ist aber, ob das tatsächlich abschreckend wirkt. Hängt ganz vom Menschenbild ab, das man das als Maßstab annimmt. Es ist ja in verschieden Bereichen der weltweiten Justiz zu sehen, dass es keine/kaum eine signifikante Korrelation zwischen härteren Strafen und weniger Straftaten gibt.
Ich bin mir hier sehr sicher, dass schon aktive Doper aufgrund von gesetzlichen Veränderungen nicht aufhören werden - der Druck auf sie ist viel zu groß.
Bei Leuten auf dem Weg in die Spitze (die noch nicht dopen) könnte das evtl. einen Effekt haben, ich schätze die tatsächliche Wirkung aber eher als gering ein. Gesetze bilden in der Regel ja auch gängige Moralvorstellungen einer Gesellschaft ab. Wer aber dopt (und alle Wirkungen für sich und andere damit in Kauf nimmt), wird sich von der moralischen Instanz Gesetz nicht bekehren lassen. Ob die möglicherweise drohende Strafe tatsächlich eine so große Wirkung hat - mir alleine fehlt der Glaube.

muntila 07.03.2019 08:58

Zitat:

Zitat von Gozzy (Beitrag 1438340)
Welcher spanische Radfahrer ist im Rahmen der Fuentes Geschichte überhaupt gesperrt worden. Ist das nicht hauptsächlich an Ullrich und Basso hängen geblieben? (von den größeren Fahrern)


Der aktuelle Weltmeister :Cheese:

Estebban 07.03.2019 09:07

Zitat:

Zitat von muntila (Beitrag 1438353)
Der aktuelle Weltmeister :Cheese:

Welcher allerdings zum größten Teil in der berichterstattung (außerhalb Deutschlands bzw speziell in Spanien) bis heute extrem abgefeiert wird. Man schaue nur mal bei Twitter am Tage der WM in Innsbruck vorbei. Oder Kommentare bei cyclingnews.com
Dazu noch seine abstoßenden Kommentare zu Journalisten, die ihn nach seiner Fuentes Vergangenheit befragten.
Also warum sollte ich als junger Sportler denken, dass Doping Konsequenzen hat? Wenn ich erfolgreich genug bin setze ich halt notfalls 2 Jahre aus (wird in der Zeit eigentlich kontrolliert?) und erfreue mich danach der langzeiteffekte und werde mit Fast 40 Weltmeister

Koschier_Marco 07.03.2019 09:51

Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1438272)
Ich kenne mich mit AT-Recht nicht aus, aber in Deutschland könnte es für ihn jetzt schwierig werden (mir ist bewusst, dass er kein Einstellungsbewerber mehr ist, wenn er schon in einer entsprechenden Ausbildung ist, aber auf Lebenszeit verbeamtet (oder wie auch immer das in AT läuft) wird er noch nicht sein):

Beschlus Bundesverwaltungsgericht 20.07.16 - 2 B 17.16:

"Die charakterliche Eignung eines Einstellungsbewerbers ist ein Unterfall der persönlichen Eignung des Beamten. Hierfür ist die prognostische Einschätzung entscheidend, inwieweit der Bewerber der von ihm zu fordernden Loyalität, Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit, Fähigkeit zur Zusammenarbeit und Dienstauffassung gerecht werden wird."

Kommt drauf an ob der VB als Vetragsbediensteter ist oder schon pragmatisierter Beamter wenn VB gilt das AG daher kann er gekündigt werden wenn Beamter muss die Haftstrafe mindesten unbedingt 1 Jahr sein damit die Pragmatiserung aufgehobenw werden kann sonst kann er nur disziplinar belangt werden als bekommt er sagen wir eine lebenslange Sperre von der NADA ein gerichtliche Verurteilung wegen Sportbetrug eine Disziplinarstrafe als Beamter

eik van dijk 07.03.2019 09:52

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1438337)
Ich finde nicht das es bisher die Zerschlagung eines großen Ringes ist. Es kommt mir eher vor wie Bauernopfer. Einige unwichtige Sportler, ein ohnehin bekannter Arzt, ein bereits Verurteilter der offensichtlich nicht lernfähig ist und die Erkenntnis, dass Dopingkontrollen wie so häufig hinterher hinken und selbst von österreichischen Athleten besiegt werden können mit der Zugabe, dass es peinlich ist Markus Gandler und Schröcksnadel in der Thematik zuhören zu müssen. Aber der große Knall fehlt mir bisher.

Der fehlt aber immer irgendwie oder. Wie war das damals bei Fuentes, wurde eine Liste veröffentlicht von den Fußballern, Basketballer usw die auch in der Kartei waren? Gab es nicht 200 betroffene Sportler und nur 30% davon oder so ähnlich aus dem Radsport?

So denke ich auch, auch von Seiten der Politik ist mit keinem großen Knall u rechnen. Ich frage mich von welchen strengen Gesetzen unser Sportminister im verlinkten Artikel spricht. Schon alleine dass einer der beiden bei der Polizei "weiter"arbeiten will zeigt, dass mit solchen Typen eigentlich nichts passiert. Vom Anti Doping Gestz muss man sich nur fürchten wenn man Weitergabe oder Handel betreibt. Als Doper gibt man ein paar Interviews, zeigt Reue und wird dann Kriminaloplizist, studiert Medizin, oder wenn man vorher gar nichts gelernt hat eröffnet man eben ein Radgeschäft.


https://sport.orf.at/#/stories/3045941/

Klugschnacker 07.03.2019 10:04

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1438341)
Ich finde es bemerkenswert, was für einen großen Einzugsbereich der Erfurter Dopingring hat. Athleten aus Estland, Kasachstan und Österreich waren für viel Geld Stammkunden bei dem Dopingring und nahmen z.T. erhebliche logistische Anstrengungen auf sich, um Blut zu spenden und vor Wettkämpfen zurückzuerhalten (Treffen auf Aujtobahnraststätten, in Hotels etc.).
Das ist ein klares Indiz, dass es Blutdoping im Jahr 2019 eben nicht beim korrupten Dopinghelfer um die Ecke gibt, denn warum sollte ein Kasache sonst die Dienste eines deutschen Arztes in Anspruch nehmen, wenn es in Kasachstan oder in benachbarten Ländern vergleichbare Dopingringe, die dieselben Dienste wohnortnahe anbieten, gäbe.

Ich kann daher manche Kommentare, die das Ganze als Pars pro toto für den gesamten Spitzensport in allen Sportarten ansehen, rational unter Berücksichtigung der aktuellen Faktenlage nicht nachvollziehen.

Das wäre ein Argument für sauberen Sport in Kasachstan, nicht aber für sauberen Sport in Deutschland. Denn hierzulande haben wir eine ganze Reihe an Ärzten, die Doping auf hohem Niveau betrieben haben. Dazu kommen die Spezialisten aus den Nachbarländern Spanien und Italien.

Diese Infrastruktur aus Ärzten und Helfern, teilweise auch aus Funktionären und Kontrolleuren gäbe es nicht, wenn nicht gedopt würde.

Dein Argument, das auf die Verfügbarkeit oder Nichtverfügbarkeit von Dopingmethoden setzt, scheint mir zumindest in Deutschland eher für verbreitetes Doping zu sprechen. Das muss aber nicht heißen, dass alle Spitzensportler gedopt sind, oder das es in allen Sportarten gleich wäre.
:Blumen:

deirflu 07.03.2019 10:19

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1438341)
Die Antidopinggesetzgebung in Deutschland und Österreich scheint zu wirken, Polizeiliche Ermittlungsarbeit hat hier nachweislich funktioniert und die Opportunitätskosten für dopingwillige Sportler sind im Jahr 2019 im Vergleich zur Situation der 90er erheblich angestiegen.

Es stimmt das die Ermittlungsarbeit Früchte trägt, aber eigentlich haben sie das einem nicht all zu schlauen Sportler zu verdanken der sich selbst und das System das er nach wie vor nutzt verraten hat.

Die Wirkung von Gesetzen sollte aber auch Abschreckung sein, und das hat ja offensichtlich so gar nicht funktioniert. Und genau dieser Fakt unterstützt meiner Meinung nach das es unter Profis eine alles oder nichts Mentalität gibt was Doping betrifft.
Die kriminelle Energie die in vielen Dopern steckt vergleiche ich immer wieder mit Wirtschaftskriminellen.
Sie reden sich ihr tun damit schön das sie niemanden körperlich schaden und das ganze e nicht so schlimm ist. Wird man dann erwischt ist das halt so. Strafe absitzen und weiter geht´s.

Ich bin aber auch weiterhin der Meinung das es saubere Profisportler gibt. In manchen Sportarten mehr in anderen weniger.

Gozzy 07.03.2019 10:54

Zitat:

Zitat von muntila (Beitrag 1438353)
Der aktuelle Weltmeister :Cheese:

Stimmt. Aber auch nur weil die Italiener angefangen haben mitzuspielen.

Falsch formuliert von mir. Welcher spanische Sportler wurde denn von der spanischen Justiz/NADA verfolgt. Und ich weiß nicht ob Spanien da die Ausnahme ist.

captain hook 07.03.2019 11:31

Zitat:

Zitat von TIME CHANGER (Beitrag 1438343)
Ich habe keine Ahnung was im Amateurbereich vor sich geht, was mir auffällt ist, dass du die Umstände da oft im selben Atemzug mit den Misständen im Profibereich nennst. Rein interessenshalber würde ich es mich freuen wenn du da ein wenig aus dem Nähkästchen plaudeen könntest, eventuell seperater Thread

Zuviel Gerüchteküche und zuwenig belastbares Material. Da passt zwar ganz viel zusammen und ergänzt sich mit einigen schonmal in diesem Zusammenhang gesperrten Athleten, aber als Quereinsteiger und jemand, der sich öffentlich gegen Doping positioniert und jemand, der für ein Team fährt, was da eine ganz klare Meinung zu hat hält man sich mit direkten Angeboten in diesem Zusammenhang natürlich zurück.

Da muss man sich allerdings im Radsport nur mal die Teamzusammensetzungen und die Vergangenheit der üblichen und vielleicht schon mal auffälligen Fahrer anschauen. Da ergibt sich sehr schnell ein Bild darüber, wo es zu einer Ballung guter alter Bekannter kommt.

Ich hab auch schon Mails bekommen, wo Namen gennent werden und Zusammenhänge. Wenn man dann zurückfragt, warum die Leute mit den Infos nicht direkt zur Staatsanwaltschaft gehen bekommt man auch mal die Antwort, dass man ihnen sehr deutlich gemacht wurde, dass das gar keine gute Idee sein würde.

Bei entschienden Fällen veröffentlicht NadaJus ja die Protokolle. Wenn man dann vier verschiedene Substanzen zu lesen bekommt und aus den o.g. Zusammenhänge Verbindungen herstellen kann und mal sieht wo Leute dann nach ihren Sperren manchmal wieder auftauchen...

Unter der Hand wissen dann einige auch mal mehr. Wo zB bei angekündigten Kontrollen Sportler auch mal plötzlich wegblieben oder wo Veranstalter sagten, dass sie aus finanziellen Gründen kein Interesse hätten da was zu machen obwohl sie wüssten das...

Leute... da hab ich so gut wie garkeine Hoffnung, dass da weitestgehende Sauberkeit besteht.

Andererseits... man kann solche Rennen sauber gewinnen. Ansonsten wäre es bei mir ja nicht anders.

Aber manchmal reicht es auch, wenn man 1 und 1 zusammenzählt.

Hafu 07.03.2019 11:49

Zitat:

Zitat von BenS (Beitrag 1438346)
Die Frage ist aber, ob das tatsächlich abschreckend wirkt. Hängt ganz vom Menschenbild ab, das man das als Maßstab annimmt. Es ist ja in verschieden Bereichen der weltweiten Justiz zu sehen, dass es keine/kaum eine signifikante Korrelation zwischen härteren Strafen und weniger Straftaten gibt.
Ich bin mir hier sehr sicher, dass schon aktive Doper aufgrund von gesetzlichen Veränderungen nicht aufhören werden - der Druck auf sie ist viel zu groß.
Bei Leuten auf dem Weg in die Spitze (die noch nicht dopen) könnte das evtl. einen Effekt haben, ich schätze die tatsächliche Wirkung aber eher als gering ein. ...

Der Unterschied, ob man 5 oder 10 Jahre Haft, ob man lebenslänglich oder die Todesstrafe für ein bestimmtes Vergehen erhält ist tatsächlich, was den Abschreckungseffekt anbelangt nachweisbar klein bzw. in der Verbrechensstatististik nahezu nicht nachweisbar. Es hilft also nicht viel, im Zusammenhang mit Doping nach möglichst harten Strafen zu rufen, wiei ich es z.B. von Kati Wilhelm vorgestern gehört habe.

Für ein Vergehen komplett straffrei davon zu kommen oder aber eben ein relativ hohes Risiko zu haben erwischt zu werden, macht aber für einen Doper sehr wohl einen großén Unterschied aus. Stichwort Opportunitätskosten. Jeder der eine Regel übertritt, sei es Windschattenfahren im Triathlon, Überschreiten der erlaubten Höchstgeschwindigkeit (ein Anaologon das mehrfach erwischte Doper in der Vergangenheit bemüht haben, die ihr Dopingvergehen mit zu schnell gefahren und erwischt worden verglichen haben), oder eben Doping macht (und sei es im Unterbewusstsein) für sich persönlich eine Rechnung auf:
Was bringt mir die Regelübertretung, welches Risiko habe ich überhaupt erwischt zu werden, wie weh tut mir eine evt. Strafe, wie kompliziert ist die Regelübertretung (= sehr leicht bei Windschattenfahren und zu schnell fahren im Straßenverkehr, unterschiedlich schwierig je nach Dopingmethode für Doper etc.)?

Die Dopingproben allein waren in der Vergangenheit für viele schwer nachweisbare Dopingmethoden kaum noch geeignet, für Doper die Opportunitätskosten zu erhöhen. Die Tatsache, dass Doper heutzutage auch via überwachte Telefone, mittels Hausdurchsuchungen (beim Doper selbst oder bei einem der Helfershelfer), mittels Kronzeugen oder geständige andere Doper erwischt werden können steigert dagegen ganz massiv die Opportunitätskosten.

Um das Beispiel im Straßenverkehr nochmal aufzugreifen: notorische Schnellfahrer wird es immer geben, wobei die Art der Strafe schon einen gewissen Unterschied macht. Geldstrafen stören die meisten wenig, erst recht deren Höhe. Wenn aber z.B. ab einer bestimmten Geschwindigkeitsüberschreitung der Führerschein weg ist, schreckt das doch die meisten ab, so dass dann z.B. die Geschwindigkeit nur bis zu dem Niveau überschritten wird, bei dem man sicher sein kann, dass der Führerschein noch behalten wird. Den allergrößten Effekt auf die Menge der Geschwindigkeitsüberschreitungen haben aber die reine Anzahl der Radarfallen oder Polizeistreifen mit mobilen Kontrollen, insbesondere wenn sie an Stellen lauern, bei denen man vorher nicht damit rechnet.

Necon 07.03.2019 13:02

@Hafu ich gebe dir absolut Recht, dass höhere Strafen oft nicht zum gewollten Ergebnis führen, da viele Straftaten eher im Affekt passieren. Also Todesstrafe für einen Mord ist keine Abschreckung, da die wenigsten einen Mord planen.
Ich denke aber das Doping doch eine sehr bewusste Entscheidung ist und wenn dann plötzlich mehr auf dem Spiel steht als eine 2 jährige Sperre wird man denke ich beginnen sich das durchzurechnen. Also lebenslanges Verbot an Wettkämpfen teilzunehmen, zurück zahlen aller Prämien und Ausbildungskosten, ev. Rückzahlungen von Werbeeinahmen usw usw. Das muss dann natürlich kombiniert werden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden. Darum eignet sich der Vergleich mit Schnellfahren auch nur bedingt, denn wenn Geschwindigkeitskontrollen passieren und man gemessen wird und zu schnell ist, dann wird man auch zu schnell gemessen. (Klar sieht man die Messstationen meist früher und bremst ab oder weiß wo sie stehen usw, aber es ist eben nicht so das ich zu schnell durch eine Messung fahren kann und nicht gestraft werde)
Außerdem hinkt auch das Beispiel das die Höhe der Strafe nicht entscheidend ist für Österreich und Deutschland gebe ich dir Recht, die Strafe sind maximal nervig und für sehr gut verdiene nicht einmal das, wenn man aber die Strafe prozentual ans Gehalt anpasst, ändert sich das sehr schnell. Wegen 70-100 Euro Strafe macht sich selten jemand einen Kopf, bei 1000 Euro würde ich nicht mehr zu schnell fahren. Für jemanden der pro Monat 100.000 Euro verdient ist die Grenze dann eben nicht 1000 Euro sondern vielleicht 10.000 Euro.

Long Story Short. Ja die Psychologie zeigt, dass das Strafmaß wenig Einfluss auf die Anzahl an Verbrechen hat, dies gelt aber meines Wissens nur bei Verbrechen die im Affekt passieren. Bei Verbrechen die von langer Hand geplant werden, wägen das die Leute denke ich schon ab, also ich traue mich zu wetten, dass Baldauf und Hauke nicht gedopt hätten, wenn dafür die Todesstrafe vorgesehen wäre!


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