Zitat:
Zitat von schoppenhauer
(Beitrag 1491685)
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Und auch deinen Kreuzberger Micro-Kosmos mit diesem ganzen gesellschaftlichen Engagement kenne ich nur zu gut. War da selbst intensiv unterwegs, ist aber lange her. Durch die neue Tätigkeit meiner Lebenspartnerin als Angestellte des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg bekomme ich jetzt wieder mit, wie aus der Zeit gefallen die alten Kreuzberger Kämpfer heute zum Teil wirken. Komplett eine Welt für sich. Es hat halt alles seine Zeit!
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Das war auch mein Arbeitgeber, der aber voll unter dem Druck des Senats handeln muss. (siehe Privatisierungen, Entlassungen, Personalabbau in den 2000er ff., alles leider nur mit unzureichender Gegenwehr im BA).
Prinzipielle Gedanken zu "alles hat seine Zeit, Tempora mutantur":
Im Kern hat sich das System, d.h. die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen wir leben, nicht grundsätzlich verändert, nur umfassend weiter ausgedehnt in alle menschlichenLebensbereiche und die Widersprüche verschärften sich weltweit gewaltig zwischen der privaten Aneignung des Reichtums und der immer weiter gehenden Vergesellschaftung von Arbeit.
Die technologischen Revolutionen wie Computer, Digitalisierung finden alle in systemisch vergleichbaren Eigentumsverhältnissen statt wie seit Marx´s Zeiten. Das Eigentum, die Patente und Software der lohnabhängigen Programmierer gehören halt Microsoft, Samsung, grossen Monoplen usf., die sich die geistige Arbeit privat aneignen, was sowohl Fortschritt erzeugt wie ihn auch behindert. Auf der anderen Seite finden wir freie kollektive Organisationen wie Open Source, Public Licence und Linux, wo der geistige Fortschritt inform der kollektiv produzierten Software eben allen zur Verfügung steht und nicht privat angeeignet werden kann. Für beides existieren wesentliche Parallelen in der Vergangenheit.
Zitat:
Zitat von schoppenhauer
(Beitrag 1491685)
Ich bin kein Freund des Sozialdarwinismus aber scheue mich nicht ein völlig ausgelatschtes Zitat zu bringen, das ich zum ersten mal von meinem Vater hörte, als ich 16 war: Wer als junger Mensch kein Kommunist ist, hat kein Herz. Wer mit 30 immer noch einer ist, keinen Verstand. Darum, nur darum geht es. Schau dir die Menschen an und hör auf davon zu träumen, das man das große Ganze verbessern kann. Das ist 70'er: Nur genug Psychologen und liberale Lehrer ausbilden, überall Volkshochschulen gründen und schon haben wir bald eine bessere Gesellschaft. DT zeigt uns wieder mal, was der eigentlich Kern der Massen ist. Und dieser ist nicht veränderbar, so wie es der große Traum der 70'er, 80'er und 90'er war.
Auch ich sehe die andere Seite des Sozialdarwinismus und würde diese gerne als tragende Säule einer Gesellschaft erleben. Doch - Augen und Ohren auf!
Nimm die Menschen wie sie sind und versuche für Dich das beste daraus zu machen. Das ist der eigenliche Kern eines reaktionären Weltbilds. Und dann geht man noch einen Schritt weiter nach rechts und ist wieder beim Sozialismus, hier dann halt Nationalsozialismus.
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Obwohl ehemaliger Psychologe, Therapeut und Familienberater sehe ich neben der Bedeutung der persönlichen, individuellen Biografie die prägenden Faktoren der Umwelt und der sozialen Verhältnisse, in denen die Menschen leben und die sich nicht grundsätzlich-systemisch geändert haben in der industrialisierten. kapitalistischen Welt. Insofern kommt es darauf an, was die Generationen aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernten (wie z.B. nie wieder Krieg!) Z.B. wissen wir, was das Pentagon von der Kriegspropaganda der Nazis lernte (wie Fake-News zu Kriegsgründen) und wie die Antikriegsbewegung lernte, solche Propaganda aufzudecken und sich zu organisieren. (Übrigens: KK ist gerade fleissig dabei ...)
Ich verstehe halt Gesellschaft nicht als blosse Summe einer Anzahl von Individuen mit einem bestimmten (Wolfs)Charakter, sondern als ein komplexes System, in das wir hineinsozialisiert werden.
Insofern würde ich sagen, Augen und Ohren auf reicht nicht, Gehirn ein bitte schön, um das System zu begreifen. ;)