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flaix 29.10.2015 21:24

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1178196)
O.k. so ist mir klar, daß wir sehr unterschiedliche Sprachen sprechen. Mit so minimalistischen Ansprüchen ist Integration natürlich kein schweres Problem.
Für mich allerdings ist das auch keine Integration, sondern eine Koexistenz. Mein Verständnis von Integration steht in Nr. 1882.

Obwohl, der Anspruch "Grundgesetz respektieren" ist eigentlich sehr hoch; schließlich schaffen es oft nicht mal unsere führenden Politiker Gesetze zu formulieren, die nicht am Verfassungsgericht, also am Grundgesetz scheitern. :Lachen2: Und das sollen die Zuwanderer besser können?

das ist auch alles völlig in Ordnung so. Nur: es ist halt deine persönliche Erwartungshaltung und nicht die Gesetzeslage.

Und was ich persönlich glaube ist, das es dir nach einer Weile völlig egal ist ob die neuen Nachbarn etwas anders sind als Du, solange sie einfach nur nett sind und keinen Ärger machen.

Der mit den Politikern ist gut :Lachanfall:

keko 29.10.2015 21:35

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1178189)

Als Hauptschullehrer kann ich euch sagen, dass viele Betriebe keine Hauptschüler mit Abschluss nach Klasse 9 oder 10A zur Ausbildung einstellen. Nicht wegen des Benehmens, sondern weil selbst simple Berufe mittlerweile hochtechnisiert sind und immer komplexer werden. Es werden fast nur noch Schüler Typ 10B also FOR genommen. Durch Vitamin B kriegt man nochein paar zuverlässige Kandidaten vermittelt, aber die machen dann erst noch 3 Jahre Ausbildung.

Jetzt muss ich hier lesen, dass ihr glaubt ein Flüchtling kann unser Schulsystem überspringen und direkt in ein Arbeitsverhältnis hopsen? Unsere Hauptschüler scheitern an Anforderungen der Betriebe, der Berufsschulen und Teilweise an Bürokratie - aber bei Leuten ohne Kenntnisse soll das dann gehen?

Ich wundere mich auch nur noch...
Ich weiß von guten Abiturienten, die sich über eine Ausbildungsstelle freuen, die zu meiner Zeit an normale Realschüler gingen. Die Schüler strömen nicht in die Gymnasien und Hochschulen, weil sie zu faul zum Arbeiten sind, sondern weil sie und ihre Eltern ganz genau wissen, dass das die beste Investition in ihre Zukunft ist. Sicher gibt es immer eine Reihe einfacher Tätigkeiten, aber die sind dann eben entsprechend schlecht bezahlt. In die meisten guten Jobs kommst du ohne Hochschulabschluß kaum mehr rein.
Deutschland lebt von seinen Ingenieuren, von den Maschinen, Autos und anderen technischen Produkten. Natürlich braucht es auch Bäckereifachverkäuferinnen, aber der Ingenieur bezahlt die Bäckereifachverkäuferin und nicht umgekehrt. Will vereinfacht sagen: ohne Ingenieure geht DE den Bach runter, ohne Bäckereifachverkäuferinnen nicht.

JENS-KLEVE 29.10.2015 22:15

KFZ-Mechatroniker, Polizist, Kindergärtner, Heilerziehungspfleger, Krankenpfleger...


alles Berufe, typische Hauptschule-Berufe, die man prinzipiell nicht mehr ohne Realschulabschluss erlernen kann. Entsprechend gehen die typischen Realschule-Berufe nicht mehr ohne Abitur, auch wenn man nicht studieren muss. Unter den Jugendlichen gibt es Frust.

Was ich sagen will: Die Welt wird immer komplizierter, wir werden so schnell keine syrischen Polizisten in deutschen Uniformen sehen. Syrische Automechaniker werden mehr als einen Deutschkurs brauchen und wenn man es plötzlich doch ganz unkompliziert macht, dann gibt es einen Aufstand bei allen, denen man sehr wohl die Knüppel in den Weg geschmissen hat. Die Stimmung ist mittlerweile gereizt, den Flüchtlingen geht es zweifelsohne dreckig und auch dreckiger als unserer Unterschicht (das braucht mir keiner erklären), aber wenn sich die Beispiele häufen wie Flüchtlinge bevorzugt werden, dann wird es Stress geben egal wie idealistisch und gut gemeint hier philosophiert wird.

sybenwurz 29.10.2015 22:44

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1178243)
Syrische Automechaniker werden mehr als einen Deutschkurs brauchen ...

Da wage ich zu widersprechen, sobald man nur mal über den Tellerrand der schillernden Glaspaläste der etablierten Nobelmarken hinwegschaut.
Ich kenne einige, die sehr gut davon leben, noch mitm Autogenbrenner umgehen zu können, Kotflügel für Restaurationen aus nem Tiefziehblech dengeln und komplette Kabelbäume aus dem Nichts stricken können.
Mithin alles Dinge, die du in keiner Berufsschule und keiner Meisterschule mehr lernst.
Ich behaupte natürlich nicht, dass wir von solchen Leuten nen Bedarf von 10000 oder gar mehr hätten, aber es gibt auch genügend andere Berufe, wo abseits des etablierten Bildungssystems immer noch Fähigkeiten gefragt sind, die in keiner Ausbildung (mehr) vermittelt werden.
Nur als kleines Brainstorming:
  • ich hätte als Syrer/in keine Lust mir ne deutsche Frisur verpassen zu lassen. Wär sicher knorke, da nen Landsmann zu treffen, der mir was gewohntes zimmert
  • ich bin nicht sicher, dass ein syrischer Bäcker nicht neue Impulse in unser ach-so-langweiliges Backwarenregal bringen könnte
  • der muselmanische Supermarkt, neben dem ich 7Jahre gearbeitet hab, lebte scheinbar ganz gut davon, Spezialitäten (aus unserer Sicht) aus der Türkei, dem Jemen, Syrien, arabischen Staaten, ... und halal geschlachtetes Fleisch zu verkaufen
  • ebenso der Imbiss/das Restaurant eines Syrers um die Ecke, bei dem wir mehrmals die Woche Essen geholt und am Jahresende die Jahresabschlussfeier gemacht haben
  • bei den Spezialisten, die ich täglich beim DPD, Hermes oder sonstigen Paketdiensten kennenlerne, käms auf ein paar Syrer (setze nen anderen Staat aus dem Flüchtlinge kommen, ein...), die ebensowenig Deutsch könnten, auch nicht an (no offense intended!)
  • welchen Job haben denn die Freunde an den Bullettengrills bei McDreck gelernt? Systemrestaurantfachmann? Und wie gut müssen die Deutsch können, um die Fleischfladen zu wenden? Ist zumindest angeblich eh kein Schweinefleisch dabei...:Lachen2:

Und nochwas: ich hatte mal ne (ausgebildete...:Cheese: ) Kollegin, die kam immer, wenn ein Kunde was repariert haben wollte, in die Werkstatt mit der Einleitung "da ist ein Kunde von uns, der will..., kannste mal schauen?".
Klar, konnten wir. Als Melderin, dass n Kunde ne Beratung braucht, war sie aber eigentlich klar überqualifiziert, wenn du weisst, was ich damit sagen will...

JENS-KLEVE 29.10.2015 23:00

Ich bin da voll auf deiner Seite. Ich bringe sogar mein modernes Auto zu solchen Schraubern. Ich kritisiere auch die von mir beschriebene Entwicklung. Es ändert aber nichts an meinen Thesen.

Wenn wir mit unserer eigenen Jugend derart streng und bürokratisch umspringen, aber gleichzeitig bei den Flüchtlingen unkompliziert und locker umgehen, dann wird das zu Ärger führen.

Genauso wie hier: illegale Grenzübertritte - kein Problem, Ausweise wegwerfen - Schwamm drüber, über Autobahnen laufen - besondere Situation. Falsch abbiegen - Strafverfolgung! http://www.spiegel.de/politik/auslan...a-1060264.html

Mo77 29.10.2015 23:07

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1178243)
KFZ-Mechatroniker, Polizist, Kindergärtner, Heilerziehungspfleger, Krankenpfleger...


alles Berufe, typische Hauptschule-Berufe, die man prinzipiell nicht mehr ohne Realschulabschluss erlernen kann. Entsprechend gehen die typischen Realschule-Berufe nicht mehr ohne Abitur, auch

HEP:
Die Ausbildungsdauer und die Zugangsvoraussetzungen sind in den deutschen Bundesländern nicht einheitlich geregelt. Der Realschulabschluss oder ein gleichwertiger Bildungsabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung von mindestens zweijähriger Dauer wird meist vorausgesetzt.

Gesundheits und krankenpfleger:
mindestens ein Schulabschluss mit*Mittlerer Reife*oder ein*Hauptschulabschluss*in Verbindung mit einer mindestens zweijährigen, erfolgreich beendeten Berufsausbildung bzw. einer Ausbildung als*Krankenpflegehelfer*oder einer mindestens einjährigen landesrechtlich geregelten Ausbildung als Kranken- oder Altenpflegehelfer

???

JENS-KLEVE 29.10.2015 23:22

Ich hatte letztes Jahr einen Schüler, der hat ein erfolgreiches 3-wochen-Praktikum bei der Lebenshilfe, und danach erfolgreich ein 1-jähriges Praktikum (1 Tag pro Woche) gemacht. eine Ausbildungsstätte hat er nicht bekommen, trotz guter Beurteilung und großem Bedarf, weil die Schule ihn abgelehnt hat. Die Nachfrage beim Arbeitsamt ergab, dass die zwar prinzipiell Hauptschüler nehmen können, wenn sie noch eine schulische Ausbildung am Berufskolleg absolviert haben, aber erfahrungsgemäß trotzdem nicht genommen werden. Ohne 10B (FOR) geht gar nichts. Alten- und Krankenpflege das gleiche Spiel. Momentan habe ich eine 10B und selbst die werden wenn überhaupt nur als Quotenfüller genommen, erfolgreicher Abschluss steht in den Sternen. Das ist total blöd, weil der Bedarf in den Einrichtungen groß ist, Nachwuchs ohne Ekel selten und die Jungs sich mit Praktika bewiesen haben. Ich hab da schon endlose Diskussionen mit den Betrieben / Einrichtungen geführt, die geben die Schuld aber den Ausbildungsschulen. Fakt ist: Frustrierte junge Menschen.
Meine letzten 3 Klassen bestanden aus motivierten, zuverlässigen und freundlichen jungen Leuten, trotzdem gab es viele Hürden für eine Ausbildung trotz positiv klingender Statistiken.

sybenwurz 29.10.2015 23:33

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1178257)
...

Bin ich voll bei dir, aber ich hätte generelles Interesse daran, die Position der Bürokratie, Handwerkskammern, Handelskammern, ... zu schwächen.
Ich finde uns (Deutsche) im Allgemeinen zu 'prädikatshörig'.
Mir ists lieber, jemand hat Ahnung statt nem bedeutungsschwangeren Papier im Rahmen an der Wand (wenngleich das in mancherlei Hinsicht sicher gerechtfertigt ist!).


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