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NBer 19.01.2017 10:03

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1286176)
Geht mir anderes, schließlich bestimmen die Artikel 1-20 GG unsere Leitkultur, Normen und Werte, die wir schon als Kinder internalisiert haben.

"wir" haben das GG vll formuliert, den korridor was drinzustehen hat, haben damals aber ganz andere vorgegeben.....

Schwarzfahrer 19.01.2017 12:28

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1286173)
Ich tu mir schwer, auf etwas stolz zu sein, worauf ich keinen Einfluß habe oder hatte. Ich bin einfach nur halbwegs froh, dass ich das Glück hatte, in DE geboren worden zu sein und nicht in einem heruntergekommenen Land. Die Hälfte von dem was wir sind und erreichen ist Zufall.

Für mich (und viele andere, die auch in anderen Ländern großgeworden sind) ist diese Haltung schwer verständlich, aber in Deutschland weit verbreitet. Ich vermute, der Stolz auf die eigene Nation ist durch die Nationalsozialisten zu gründlich diskreditiert worden.

Ich halte es für höchst natürlich und menschlich, stolz zu sein auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, in der etwas (aus eigener Sicht) besonderes geleistet wurde: das Kind ist stolz auf seinen Papa der z.B. Feuerwehrmann ist, der Vater ist Stolz auf seinen Sohn, der ein talentierter Musiker wird, die Münchener sind stolz auf ihren Fußballmeister, die deutschen Triathleten auf ihren Frodo oder Sebi, die Ungarn auf John von Neumann und Eduard Teller, etc. Alles ohne eigenen Beitrag zur Leistung, einfach weil man irgendwie damit verbunden ist - durch Verwandtschaft, Wohnort oder Herkunft/Nationalität.

Ich stamme aus Osteuropa, wo viele kleine Völker leben, in der Geschichte oft in ihrer Existenz bedroht wurden durch größere Nachbarn oder Eroberer. Solche Nationen haben gelernt, daß kein Volk auf Dauer bestehen kann, das nicht seine Identität mit Stolz vertritt, pflegt und ggf. verteidigt. Deshalb ist dort meistens ein wesentlicher Teil der Schulbildung das sehr gründliche Kennenlernen der eigenen (kompletten) Geschichte und Kultur, mit Hervorhebung der besonderen Leistungen darin, wie auch der besonderen Fehler. Dieser Stolz setzt deshalb noch keinen anderen herab - es bringt einem aber die eigene Identität näher, gibt den Menschen eine kulturelle Heimat, eine Zugehörigkeit, und damit eine Sicherheit im Leben, die gerade in Zeiten der Globalisierung für viele verloren zu gehen scheint.

Ein wenig mehr von dieser Haltung würde diesem Land m.M.n. auch gut tun. Noam formuliert es perfekt:

Zitat:

Wir als Menschen, die in Deutschland leben, können auch trotz der dunklen schrecklichen Geschichte sehr stolz auf vieles sein, was in diesem Land passiert ist. Dichter und Denker, Handwerk und Ingenieurskunst, Reformation und Aufklärung. Man muss seinen Patriotismus und seine nationale Identität nicht aufgeben, um ein weltoffener Mensch zu sein.

sybenwurz 19.01.2017 12:28

Grad gesehen, dass es 'Argumentationstrainings gegen Rechts' gibt.
Find ich interessant, wobei meine Erfahrung ist, dass Besorgtbürger so viel Bullshit aus der Hüfte feuern, dass man gar nicht weiss, wo man anfangen sollte.
Ansonsten reichte für den ersten Dämpfer schon die Bitte um ne glaubhafte Quelle für genannte Zahlen...

drullse 19.01.2017 12:34

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1286251)
Ich halte es für höchst natürlich und menschlich, stolz zu sein auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, in der etwas (aus eigener Sicht) besonderes geleistet wurde: das Kind ist stolz auf seinen Papa der z.B. Feuerwehrmann ist, der Vater ist Stolz auf seinen Sohn, der ein talentierter Musiker wird, die Münchener sind stolz auf ihren Fußballmeister, die deutschen Triathleten auf ihren Frodo oder Sebi, die Ungarn auf John von Neumann und Eduard Teller, etc. Alles ohne eigenen Beitrag zur Leistung, einfach weil man irgendwie damit verbunden ist - durch Verwandtschaft, Wohnort oder Herkunft/Nationalität.

Hm - ich verstehe nicht, wie oder warum ich stolz auf Frodo sein sollte. Was habe ich damit zu tun? Er hat fleißig trainiert und damit gewonnen. Was ist mein Anteil daran?

Ich kann stolz sein, wenn ich mit meiner Gruppe beim THW in einem Einsatz Menschen geholfen habe. Wenn eine andere Gruppe im Einsatz war, dann freue ich mich, wenn sie erfolgreich waren aber darauf stolz sein? Ich kann das gefühlt nur für die eigene Leistung...

Schwarzfahrer 19.01.2017 12:47

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 1286253)
Hm - ich verstehe nicht, wie oder warum ich stolz auf Frodo sein sollte. Was habe ich damit zu tun? Er hat fleißig trainiert und damit gewonnen. Was ist mein Anteil daran?

Du mußt es nicht, ich habe es als psychologisches Phänomän oder Bedürfnis beschrieben, das m.M.n. auf viele Menschen zutrifft.
Etwas präziser ausgedrückt kann ich es so formulieren: ich bin (viele Menschen sind...) stolz darauf, zu einer Gruppe zu gehören, aus dem etwas besonders hervorgebracht wurde. Dieses Gefühl stärkt die Zugehörigkeit, die Verbindung innerhalb der Gruppe, und damit auch die Stabilität der Gruppe.

Übrigens: Gilt das für Dich auch für die ersten Beispiele (Vater/Kind)? Wenn nicht, was ist der Unterschied?

drullse 19.01.2017 13:16

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1286257)
Du mußt es nicht, ich habe es als psychologisches Phänomän oder Bedürfnis beschrieben, das m.M.n. auf viele Menschen zutrifft.
Etwas präziser ausgedrückt kann ich es so formulieren: ich bin (viele Menschen sind...) stolz darauf, zu einer Gruppe zu gehören, aus dem etwas besonders hervorgebracht wurde. Dieses Gefühl stärkt die Zugehörigkeit, die Verbindung innerhalb der Gruppe, und damit auch die Stabilität der Gruppe.

Übrigens: Gilt das für Dich auch für die ersten Beispiele (Vater/Kind)? Wenn nicht, was ist der Unterschied?

Wenn der Vater den Sohn dahin gebracht hat, es also sein Verdienst ist - ja, wenn nicht in meinen Augen nur bedingt.

Aber klar - das ist alles sehr subjektiv. Vielleicht liegt meine Sichtweise auch daran, dass ich eine massive Aversion gegen Menschen habe, die sich mit fremden Federn schmücken.

Schwarzfahrer 19.01.2017 13:44

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 1286265)
Aber klar - das ist alles sehr subjektiv. Vielleicht liegt meine Sichtweise auch daran, dass ich eine massive Aversion gegen Menschen habe, die sich mit fremden Federn schmücken.

Ich verstehe Deine Aversion gegen "sich mit fremden Federn schmücken". Ich nehme aber die von mir gemeinte Art von Stolz nicht so wahr, sondern als etwas, was Gemeinschaft stärkt und stiftet, ohne die Person selbst, die Stolz empfindet, dabei hervorzuheben.

Fremde Federn wären es für mich erst, wenn der Vater nicht einfach stolz auf seinen Sohn wäre, sondern so täte, als wenn es vor allem sein Verdienst wäre, nicht das Talent des Kindes (oder wenn irgendein Kanzler so tut, als sei die niedrige Arbeitslosigkeit sein/ihr persönlicher Verdienst, und nicht das Ergebnis der komplexen gesamtgesellschaftlichen und wirtschafltichen Entwicklung.)

Trimichi 19.01.2017 15:18

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1286201)
"wir" haben das GG vll formuliert, den korridor was drinzustehen hat, haben damals aber ganz andere vorgegeben.....

Na und - das was drin steht ist gut und gültig und man darf sich auch damit identifizieren, d.h. man muss sich damit identifizieren, wenn man in Deutschland zurechtkommen möchte.

keko# 19.01.2017 15:33

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1286251)
Für mich (und viele andere, die auch in anderen Ländern großgeworden sind) ist diese Haltung schwer verständlich, aber in Deutschland weit verbreitet. Ich vermute, der Stolz auf die eigene Nation ist durch die Nationalsozialisten zu gründlich diskreditiert worden.

Ich bin nicht stolz, nur dankbar. Ich profitiere von meinen Vorfahren und versuche im Kleinen etwas zurück zu geben.
Z.B. stelle ich meine Schwimmtrainingspläne zur Verfügung, ohne eine paar bescheuerte € zu verlangen.
Ich unterrichte Mathe, schon mal für Blinde, Gelähmte und Dyskalkuliker.
Wenn ich also denke, ich verstehe von irgendwas etwas, dann teile ich. Geben bringt nämlich mehr als Nehmen. Darauf bin ich dann schon stolz. ;)

aequitas 19.01.2017 18:13

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1286251)
Ich stamme aus Osteuropa, wo viele kleine Völker leben, in der Geschichte oft in ihrer Existenz bedroht wurden durch größere Nachbarn oder Eroberer. Solche Nationen haben gelernt, daß kein Volk auf Dauer bestehen kann, das nicht seine Identität mit Stolz vertritt, pflegt und ggf. verteidigt. Deshalb ist dort meistens ein wesentlicher Teil der Schulbildung das sehr gründliche Kennenlernen der eigenen (kompletten) Geschichte und Kultur, mit Hervorhebung der besonderen Leistungen darin, wie auch der besonderen Fehler. Dieser Stolz setzt deshalb noch keinen anderen herab - es bringt einem aber die eigene Identität näher, gibt den Menschen eine kulturelle Heimat, eine Zugehörigkeit, und damit eine Sicherheit im Leben, die gerade in Zeiten der Globalisierung für viele verloren zu gehen scheint.

Dieser Stolz setzt nicht direkt andere herab, aber er wirkt ausgrenzend.

Patriotismus unterscheidet sich jeweils von Land zu Land. Bspw. in Frankreich wird ein stärkerer Verfassungspatriotismus gelebt, während wir in Deutschland von einem ethnischen Patriotismus ausgehen können. Die Folgen letzteren waren in vermehrtem Rassismus während der internationalen Fußball Turniere zu spüren. Dies ist eng verbunden mit der Staatsbürgerschaft. Das deutsche Konzept ist ein ethnisches, während wir in Frankreich von einer territorialen Staatsbürgerschaft sprechen. Der FN wurde in Frankreich u.a. deshalb als rechtsextrem bezeichnet, weil er für eine ethnische Staatsbürgerschaft eingetreten ist.

Identität besteht nicht nur aus "Abstammung". Viele Migranten würden sich selbst als Deutsche bezeichnen. [Hier kann auch ein Querverweis zur Statistik erfolgen: die Kategorie der "Menschen mit Migrationshintergrund" ist eine deutsche Erfindung (die Erfinderin ärgert sich über dessen Einführung). In GB/Polen beruht die statistische Erfassung der "ethnischen" Zugehörigkeit bzw. des Migrationshintergrund auf eigene Angaben. Die Deutschen haben offenbar ein sehr schwieriges Verhältnis zu Migration und Ethnie und der Abgrenzungsbedarf ist unter vielen überraschend groß.]

Über deinen letzten Satz kann ich leider nur den Kopf schütteln, aber du scheinst ein konservatives Weltbild zu pflegen - es sei dir gelassen. Ich meinerseits pflege ein fortschrittliches Weltbild und identifiziere mich nicht über meine "Abstammung" oder Kultur. Klar, Kultur prägt mich und ich pflege auch manche Traditionen (bspw. haben meine Freundin und ich uns zum 6. Januar beschenkt, wie in Spanien üblich [vor allen Dingen, da es uns zeitlich besser gepasst hat]), betrachte Kultur allerdings als wandelbar.

Zum Schluss: ja, ich bin froh in einem demokratischen System zu leben. Stolz kann ich damit jedoch keinen verbinden. Um auf Deutschland stolz zu sein, müsste sich noch einiges ändern ...

Vicky 19.01.2017 18:46

Weil es irgendwie passt ... vor allem zu den Äußerungen des Herr Höcke...

Yolocaust

qbz 19.01.2017 19:32

Das Probem beim Gerede vom "deutschen Volk" bei Pegida und einem Höckes liegt für mich darin, dass damit Deutsche anderer Weltanschauung aus dem Volk ausgeschlossen werden. Wenn er predigt: "Bis jetzt ist unsere Geistesverfassung und Gemütszustand immer noch der eines total besiegten Volkes." grenzt er alle Exildeutsche aus, welche auf Seiten der Allierten kämpften und eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau spielten und alle deutschen Juden. Besiegt wurde das dritte Reich, Nazideutschland und seine Anhänger. Der Begriff "deutsches Volk" wie er ihn verwendet, fusst auf der völkischen Lehre und der Nazi-Ideologie.

aequitas 19.01.2017 19:42

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1286344)
...

Vor allen Dingen verdeutlicht es auch, was für autoritäre Ideologien in der AfD stecken. Höcke stilisiert sich zu einem Führer, welcher die Gefühle und den Gemütszustands des "Volks" kennt und dies in Politik umsetzen will. Anti-demokratische (nicht funktionisfähige) Verfahren, wie die von der AfD geforderten Volksabstimmungen, tragen genau dazu bei. Es geht ihnen um nicht viel weniger, als autoritäre, rassistische Politik zu machen.

Pmueller69 19.01.2017 19:47

Obwohl die rechte Gesinnung viele Deutscher erschreckend ist, schäme ich mich nicht ein Deutscher zu sein.

Ich bin aber stolz auf meinen Grossvater. Dieser (bis 1939 Bürger der freien Stadt Danzig) war überzeugter Sozialdemokrat, erhielt von den Nazis Berufsverbot und wurde im Krieg zum Bewährungsbataillon 999 eingezogen.

Vielleicht bin ich eines Tages auch stolz darauf Deutscher zu sein, wenn wir diese Zeit, in der Fremdenfeindlichkeit und falscher Nationalismus wieder Konjunktur haben, gemeinsam überwunden haben.

Ich habe mir mal Videos mit Reden von Hitler und Göbbels reingezogen. Das ist schon erschreckend, wie die das Volk manipuliert haben. Noch glaube ich, haben wir genug politische Bildung, um ein derartigen Entwicklung in Deutschland entgegenzuwirken.

Viele Junge sind aber wenig an Politik interessiert und es fehlt auch an politischen Persönlichkeiten wie Ebert und Stresemann in der Weimarer Republik und Adenauer, Schmidt, Brandt und Genscher in der Bundesrepublik. Bei Politikern wie Seehofer und Gabriel bekomme ich das Kotzen.

Schwarzfahrer 19.01.2017 21:21

:Blumen:
Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1286337)
Dieser Stolz setzt nicht direkt andere herab, aber er wirkt ausgrenzend.

Wenn Du abgrenzend sagst, drückt es eher mein Gefühl aus. Ja, meine Zugehörigkeit zu einem Volk, meine Nationalität grenzt mich automatisch von anderen Völkern ab, so wie mich meine Zugehörigkeit zu meiner Familie mich vom Nachbarn abgrenzt.

Zitat:

Patriotismus unterscheidet sich jeweils von Land zu Land. Bspw. in Frankreich wird ein stärkerer Verfassungspatriotismus gelebt, während wir in Deutschland von einem ethnischen Patriotismus ausgehen können. ... Dies ist eng verbunden mit der Staatsbürgerschaft. Das deutsche Konzept ist ein ethnisches, während wir in Frankreich von einer territorialen Staatsbürgerschaft sprechen. Der FN wurde in Frankreich u.a. deshalb als rechtsextrem bezeichnet, weil er für eine ethnische Staatsbürgerschaft eingetreten ist.
Beide Staaten kennen aber kaum den eigentlich wesentlichen Unterschied zwischen Staatsbürgerschaft und Nationalität. Nur letzteres drückt meine Zugehörigkeit zu einem Volk aus. Staatsbürgerschaft ist tatsächlich austauschbar oder besser frei wählbar, die Nationalität bekommt man für immer mit der Muttersprache und Sozialisierung mit. Ethnische Staatsbürgerschaft ist insofern für mich insofern nicht rechtsextrem, sonder einfach unsinnig und realitätsfern, da dann z.B. ganz Südtirol keine Italienische Staatsbürger mehr haben könnte (und was macht Frankreich mit den Basken? und Deutschland mit den Dänen?). Ethnisch reine Länder gibt es kaum noch auf der Welt.

Zitat:

Identität besteht nicht nur aus "Abstammung". Viele Migranten würden sich selbst als Deutsche bezeichnen.
Was bedeutet das genau "Deutscher"? Ich bin selbst "Migrant", der mit 1/4 deutschen Vorfahren, aber als Ungare aus Siebenbürgen hierherkam. Ich bin natürlich deutscher Staatsbürger, und mein Sohn, der hier geboren wurde, ist selbstverständlich Deutscher, da sowohl seine erste Muttersprache als auch seine Sozialisierung deutsch ist. Ich selber bleibe aber Ungare, daran kann ich nichts ändern, allein weil Ungarisch meine erste Muttersprache ist. Trotzdem gehöre ich nach 37 Jahren hierher, bin hier zu Hause und fühle mich perfekt aufgenommen und integriert, so daß ich eine "zweite Identität" entwickelt habe, die aus dem Zugehörigkeitsgefühl zu diesem Land, diesen Orten und Menschen gespeist wird, wie auch aus der Einbindung in das Leben hier.

Zitat:

Über deinen letzten Satz kann ich leider nur den Kopf schütteln, aber du scheinst ein konservatives Weltbild zu pflegen - es sei dir gelassen.
Danke, großzügig :Blumen:

Zitat:

Ich meinerseits pflege ein fortschrittliches Weltbild und identifiziere mich nicht über meine "Abstammung" oder Kultur. Klar, Kultur prägt mich und ich pflege auch manche Traditionen (bspw. haben meine Freundin und ich uns zum 6. Januar beschenkt, wie in Spanien üblich [vor allen Dingen, da es uns zeitlich besser gepasst hat]), betrachte Kultur allerdings als wandelbar....
Ich sehe darin keinen Fortschritt, die eigene Herkunft und Kultur als beliebig und wandelbar anzusehen wie ein paar Laufschuhe, eher einen Mangel an Halt im Leben. Wenn Du damit persönlich glücklich bist, sei es Dir gegönnt; einen Gewinn für die Menschheit sehe ich in dieser Haltung nicht.

aequitas 19.01.2017 22:26

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1286357)
Ich sehe darin keinen Fortschritt, die eigene Herkunft und Kultur als beliebig und wandelbar anzusehen wie ein paar Laufschuhe, eher einen Mangel an Halt im Leben. Wenn Du damit persönlich glücklich bist, sei es Dir gegönnt; einen Gewinn für die Menschheit sehe ich in dieser Haltung nicht.

Für den Rest bin ich gerade leider zu müde, deshalb nur kurz:

Ich habe nicht behauptet, dass meine "Kultur", meine Sozialisation wandelbar sei, sondern nur, dass "Kultur" in einem größeren Rahmen wandelbar ist. "Deutsche Kultur" ist heute nicht die selbe wie vor 150 Jahren und wird in nochmal 150 Jahren wieder anders sein. Meine Sozialisation ist von wesentlich mehr Faktoren abhängig als einem nationalen (künstlichen) Rahmen.

Meine Sozialisation ist zu großen Teilen abgeschlossen, beeinflusst von vielen unterschiedlichen Dingen. Meine doppelte Staatsbürgerschaft trägt mit Sicherheit dazu bei, dass ich mich keiner "Ethnie" oder ähnlichem zuschreibe. Geprägt hat mich viel, ein Teil davon war mit Sicherhheit die "spanisch" und "deutsch" // europäische Kultur. Aber eben nur ein Teil.

qbz 20.01.2017 00:01

In meinen Augen ist die gemeinsame Sprache kein konstituierendes Merkmal für eine gemeinsame Nation. Die Schweizer z.B. bilden und fühlen sich als eine Nation mit 4 Landessprachen. Die Deutschweizer verstanden sich seit Einführung des Volksbegriffes in der Neuzeit nie als "Volks- oder Reichsdeutsche", sondern als Schweizer, die viel mehr historische, regionale Gemeinsamkeit mit den Tessinern, der Romandie und den Rätoromanen teilen als mit den Habsburgern, Baden-Württemberger, Sachsen, Preussen etc. (Ausnahme: eine kleine Minderheit von Nazis, welche den Anschluss ans 3. Reich wollten.). Man kann bei kultureller Vielfalt eine Nation bilden. Voraussetzung: Schutz und Anerkennung der kulturellen Eigenheiten / Identitäten durch den Föderalismus.

Auch eine europäische Nation könnte genauso irgendwann entstehen, wenn es der Wunsch und Wille der Europäer wäre.

Flow 20.01.2017 01:15

Zitat:

Zitat von Vicky (Beitrag 1286339)
Weil es irgendwie passt ... vor allem zu den Äußerungen des Herr Höcke...

Yolocaust

:Danke:

ThomasG 20.01.2017 06:57

Solange die Welt bleibt wie sie ist, nämlich dass ein sehr kleiner Teil immer reicher wird und ein immer größerer Teil der großen Mehrheit Angst davor hat sozial abzusteigen, werden viel Menschen recht leicht dazu verführbar sein auf bestimmte Gruppen wütend zu sein, die sie als eine Gefahr für die eigene soziale Stellung in der Gesellschaft sehen.
Das ist ein teuflischer Kreislauf.
Je länger so ein System bestehen bleibt, desto gefährlicher wird es.

Was das Empfinden von Stolz angeht, ist es bei mir auch so, dass ich auf nichts wirklich stolz sein kann, woran ich überhaupt keinen Anteil habe, wozu ich nichts beigetragen habe.
Ich kenne die Freude einer Gemeinschaft anzugehören, die ich für gut halte, aber selbst die ist eingeschränkt, wenn ich für das, was ich dort für gut halte nichts oder so gut wie nichts beigetragen habe.

Verbote finde ich ebenfalls nicht gut.
Eigentlich ist es doch viel besser, wenn man schlimme Ansichten u.ä. als solche entlarvt und ihnen dadurch viel wirkungsvoller begegnet.
Es kann leicht so ausgelegt werden, als könne man das nicht oder hätte davor Angst, wenn Parteien oder das Verbreiten bestimmter Ansichten verboten werden.
Leider dürfte ein bedeutender Teil der Gesellschaft kaum in der Lage sein argumentativ überzeugend gegen jemand anzugehen der Volksverhetzung betreibt.
Dass das so ist, sollte nachdenklich machen.

Schwarzfahrer 20.01.2017 07:58

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1286363)
"Deutsche Kultur" ist heute nicht die selbe wie vor 150 Jahren und wird in nochmal 150 Jahren wieder anders sein.

Natürlich; aber sie wird nie die vergangenen 1000 Jahre abschütteln, sie werden immer ein wesentlicher, prägender Teil sein, für die "Deutsche Kultur" wie für alle, die dieser Kultur zugehören, darin aufwachsen.

Zitat:

Meine Sozialisation ist von wesentlich mehr Faktoren abhängig als einem nationalen (künstlichen) Rahmen.
Was ist daran künstlich? Dein natürliches Umfeld ist durch die deutsche Kultur geprägt, wen Du bei deutschen Eltern aufwächst; wenn Du zwei Kulturen mitbekommst, sind es eben zwei, aber ebenso natürlich.

Zitat:

Meine Sozialisation ist zu großen Teilen abgeschlossen, beeinflusst von vielen unterschiedlichen Dingen. Meine doppelte Staatsbürgerschaft trägt mit Sicherheit dazu bei, dass ich mich keiner "Ethnie" oder ähnlichem zuschreibe. Geprägt hat mich viel, ein Teil davon war mit Sicherheit die "spanisch" und "deutsch" // europäische Kultur. Aber eben nur ein Teil.
Wie schon gesagt, wer damit zufrieden ist, darf es sein. Für mich (und viele andere Menschen) wäre es ein wesentlicher Verlust an Identität, Zugehörigkeit, auch Orientierung, wenn ich mich nicht klar einer Nationalität, einer Muttersprache und Kultur (oder ggf. auch zweien) zugehörig fühlen würde. Und ich kenne manche Auswanderer, die an der gefühlten Anforderung, dieses Zugehörigkeitsgefühl aufgeben zu müssen, zerbrachen. Mir wäre dafür übrigens die doppelte Staatsbürgerschaft egal, da diese nichts mit meiner Nationalität zu tun haben muß, sondern mit dem Ort, wo ich gerade lebe.

qbz 20.01.2017 08:49

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1286397)
......
Natürlich; aber sie (die deutsche Kultur) wird nie die vergangenen 1000 Jahre abschütteln, sie werden immer ein wesentlicher, prägender Teil sein, für die "Deutsche Kultur" wie für alle, die dieser Kultur zugehören, darin aufwachsen.
......

in meinen Augen gibt es keine 1000 Jahre "Deutsche Kultur". Der Begriff ist tatsächlich ein nachträgliches Konstrukt um nicht zu sagen eine einseitige Betrachtung bis Verfälschung der Geschichte, entstanden in der Zeit der Romantik unter Novalis, Schlegel als sich Nationalstaaten bildeten und als eine so konstruierte Vergangenheitsbetrachtung mit vielen Legenden identitätsstiftend wirkte (z.B. Wilhelm Tell für die Schweiz), um sich der Adelsherrschaft (bzw. dann Napoleon) zu entledigen, welche supranational dachten und agierten.

Im Mittelalter existierten sehr unterschiedliche Kulturen sowie Ethnien auf dem Boden vom heutigen DE, undurchlässig getrennt durch total verschiedene Lebensweisen der einzelnen Stände. Die Adligen heirateten möglichst europaweit innerhalb ihres Standes, ihrer abgeschlossenen Adelskultur, um so ihre Herrschaft auszudehnen. Welche gemeinsame deutsche Kultur hatte der Bauer, der von den Rittern unterjocht wurde, mit diesen gemein? Welche Kultur der bürgerlichen, freien Städter war mit den Bauern gemein? Ebenso fühlten sich die Mönche ihrem europaweiten Orden allein und mehr verbunden als dem Landarbeiter nebenan, von dem sie den Zehnten einzogen, und sie kommunzierten auf Latein. Selbst Friedrich der Grosse orientierte sich mehr an dem Sonnenkönig, sprach französisch und liess sich von Hugenotten bilden. Die herrschenden Fürsten und Könige warben für ihre Heere europaweit Söldner, die unterschiedlichen Ethnien entstammten, und als Lohn einen Teil der Beute behalten durften. Was hatten die (freien) Städter, die von solchen Heeren belagert wurden, mit diesen Söldnern und ihren adligen Anführern gemein?

Auch die deutsche Sprache reicht nicht, um ein Volk zu definieren, wie man daran sieht, dass sich Österreicher und Schweizer als eigenes Volk verstehen.

Pmueller69 20.01.2017 09:08

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1286408)
in meinen Augen gibt es keine 1000 Jahre "Deutsche Kultur". ...

Die Siebenbürgersachsen sind vor 800 Jahren ausgewandert und trotzdem sind uns kulturell ziemlich ähnlich geblieben. Also muss da vor 800 Jahren schon etwas da gewesen sein.
Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1286397)
Natürlich; aber sie wird nie die vergangenen 1000 Jahre abschütteln, sie werden immer ein wesentlicher, prägender Teil sein, für die "Deutsche Kultur" wie für alle, die dieser Kultur zugehören, darin aufwachsen.

Man muss aber sagen, dass uns Deutschen in den letzten 70 Jahren viel Kultur verloren gegangen ist. Ich mal gespannt, was davon Mitte des 21 Jahrhunderts noch übrig ist.
Schuld daran ist nicht der Einfluss von Ali und Giuseppe, sondern der von Bill und Jim.

Schwarzfahrer 20.01.2017 09:12

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1286374)
In meinen Augen ist die gemeinsame Sprache kein konstituierendes Merkmal für eine gemeinsame Nation.

Trotz einzelner Gegenbeispiele ist sie aber für die Mehrheit der Nationen wesentlich. Wobei ich nochmal betone, Nation muß man von Staat und Staatsangehörigkeit unterscheiden. Die Kurden oder die Basken sind eine Nation, ganz ohne Staat, verbunden nur durch ihre Sprache, Geschichte und Kultur.

Zitat:

Die Schweizer z.B. bilden und fühlen sich als eine Nation mit 4 Landessprachen. ....
Gleichwertig gültiges Gegenbeispiel: meine Heimat Siebenbürgen: das war (solange es unabhängig sein konnte) Formal und im Selbstverständnis der Bürger ein Staat der "drei Nationen" (ungarisch, deutsch, rumänisch). Jede dieser Nationen war dem Staat Siebenbürgen verpflichtet, war aber gleichzeitig der Kultur der "Mutternationen" verbunden und erhielt diese so gut wie möglich (übrigens immer deutlich zum Mutterland abgegrenzt, kaum jemand wollte "heim ins Reich", weder Ungarn, noch Deutsche, noch Rumänen). Problematisch wurde es erst, als zuerst die Habsburger versuchten, alles in eine "österreichische" Kultur zu überführen, sowie später die Rumänen das Gleiche in ihrem Sinne taten. Letztere haben es immerhin geschafft, die siebenbürgisch-deutsche Kultur auszulöschen, und die ungarische durch massive erzwungene Zuwanderung stark zu schwächen und regional ganz zu verdrängen.

Zitat:

Auch eine europäische Nation könnte genauso irgendwann entstehen, wenn es der Wunsch und Wille der Europäer wäre.
Wenn - dann ja. Aber ich bin überzeugt, daß sich dafür nie eine Mehrheit findet, dafür ist für die meisten Menschen (außerhalb Deutschlands) ihre eigene Kultur und Identität zu wertvoll. Ich glaube nur an ein "Europa der Nationen"´als tragfähiges Modell.

Schwarzfahrer 20.01.2017 09:23

Zitat:

Zitat von Pmueller69 (Beitrag 1286413)
Man muss aber sagen, dass uns Deutschen in den letzten 70 Jahren viel Kultur verloren gegangen ist. Ich mal gespannt, was davon Mitte des 21 Jahrhunderts noch übrig ist.
Schuld daran ist nicht der Einfluss von Ali und Giuseppe, sondern der von Bill und Jim.

Stimmt leider; ein Teil davon ist sicher der von aequitas erwähnte natürliche Wandel der Kulturen. Aber Schuld daran, wenn andere Kulturen viel Einfluß gewinnen sind nicht zuerst die Fremden (weder Bill noch Ali), sondern der eigene Umgang mit der eigenen Kultur und Tradition. Z.B. ein Bildungswesen, das zu wenig den Wert und die Bedeutung der eigenen Identität vermittelt, bzw. eine Grundhaltung, die übertriebene Angst vor allem hat, was mit "nation-" anfängt - sicher als Folge des Nationalsozialismus gut erklärbar, aber deswegen nicht besser.

aequitas 20.01.2017 10:01

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1286397)
Was ist daran künstlich? Dein natürliches Umfeld ist durch die deutsche Kultur geprägt, wen Du bei deutschen Eltern aufwächst; wenn Du zwei Kulturen mitbekommst, sind es eben zwei, aber ebenso natürlich.

Künstlich sind die nationalen Grenzen in denen wir heute leben. Künstlich ist der Nationenbegriff den du verschiedenen Gruppen unterstellst. Letzterer entsteht hauptsächlich durch Zuschreibung von Außenstehenden und den damit einhergehenden Prozessen. Gerade zu den internationalen Fußballturnieren hat man gemerkt, wie der deutsche Nationalismus/Patriotismus aus(!)schließend gewirkt hat auf Grund zugeschriebener oder äußerlicher Eigenschaften. Ganz anders wiederum in Frankreich, wo Patriotismus nicht von "Abstammung" abhängig ist, sondern subjektiv bestimmt wird.

keko# 20.01.2017 10:26

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1286423)
Stimmt leider; ein Teil davon ist sicher der von aequitas erwähnte natürliche Wandel der Kulturen. Aber Schuld daran, wenn andere Kulturen viel Einfluß gewinnen sind nicht zuerst die Fremden (weder Bill noch Ali), sondern der eigene Umgang mit der eigenen Kultur und Tradition. Z.B. ein Bildungswesen, das zu wenig den Wert und die Bedeutung der eigenen Identität vermittelt, bzw. eine Grundhaltung, die übertriebene Angst vor allem hat, was mit "nation-" anfängt - sicher als Folge des Nationalsozialismus gut erklärbar, aber deswegen nicht besser.

Wenn Bildung zum eindimensionalen Wissenstranfer wirtschaftskonformer Daten und Produktion unternehmenstauglicher Arbeitssklaven verkommt, muss man sich nicht wundern, wenn eigene Kultur und Tradition vergehen. Staat MINT mehr Geschichte, Literatur und Sozialkunde. Goethe contra Newton!

Pmueller69 20.01.2017 10:45

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1286449)
Wenn Bildung zum eindimensionalen Wissenstranfer wirtschaftskonformer Daten und Produktion unternehmenstauglicher Arbeitssklaven verkommt, muss man sich nicht wundern, wenn eigene Kultur und Tradition vergehen. Staat MINT mehr Geschichte, Literatur und Sozialkunde. Goethe contra Newton!

Ich bin Ingenieur und ich stimme Dir bezüglich Geschichte und Sozialkunde zu. Bestimmte Inhalte aus dem MINT-Bereich gehören ins Studium und nicht in die Oberstufe.

Bei Literatur: Ich bekomme Ausschlag, wenn ich an meinen Deutsch-Unterricht in der Oberstufe denke. Ich verstehe aber, wenn andere das anders sehen.

Schwarzfahrer 20.01.2017 11:35

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1286444)
Künstlich sind die nationalen Grenzen in denen wir heute leben.

Wenn historisch entstandenes künstlich ist, dann ja. Wobei die meisten Nationen nicht innerhalb einer Grenze leben, sondern in Europa sehr häufig über mehrere Staaten verteilt leben, und somit die "nationalen Grenzen" kaum je eine Nation definieren können.

Zitat:

Künstlich ist der Nationenbegriff den du verschiedenen Gruppen unterstellst. Letzterer entsteht hauptsächlich durch Zuschreibung von Außenstehenden und den damit einhergehenden Prozessen.
Nein, Nationenbegriff, den ich meine entsteht durch gemeinsame Geschichte, Sprache, Kultur, Tradition; es entsteht in der Nation, als Identifikation und Selbstbild, nicht durch Zuschreibung von Außenstehenden.

Trimichi 20.01.2017 13:51

Identität entsteht durch Identifikation (Eigenwahrnehmung) und Identifizierung (Fremdwahrnehmung). Der Begriff nationale Identität ist derzeit als Forschungsthema ziemlich aktuell. Auf Grund der negativen Konnotationen spricht man in der sozialpsychologischen Forschung von ethischen statt von nationalen Gruppen. Für Deutsche mit Mirgationshintergrund bzw. ausländischen Wurzeln werden in diesem Zusammenhang "Dualen Identitäten" propagiert, welche sich für die Migranten als vorteilhaft erweisen. Man spricht heute allerdings auch vom multiplen Selbst auf Grund kultureller Diversität sich aus Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Gruppen ergebend (u.a. Tajfel & Turner, Theorie der sozialen Identität). Wie aber schon u.a. Hermann Hesse wusste kann eine Vielheit nicht ohne Ordnung bestehen. Von der intrasubjektiven Analyseebene auf die Makroebene extrapoliert bedeutete dies, dass es auf Grund von Vielheit einer Ordnung/Leitkultur bedarf, die natürlich historisch gewachsen ist. In diesem Kontext finde ich die Saphir-Worff-Hypothese bemerkenswert. Sie postuliert einen engen Zusammenhang zwischen Denken und Sprechen.

Pmueller69 20.01.2017 13:59

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1286493)
Von der intrasubjektiven Analyseebene auf die Makroebene extrapoliert bedeutete dies,

Von dem Zeug, dass Du geraucht hast, hätte ich auch gerne auch etwas.

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1286493)
Für Deutsche mit Mirgationshintergrund bzw. ausländischen Wurzeln werden in diesem Zusammenhang "Dualen Identitäten" propagiert, welche sich für die Migranten als vorteilhaft erweisen.

Bei Aussiedlern und bei manchen hier Geborenen mit ausländischen Eltern geht das völlig an der Realität vorbei. Das sieht das mit dem Dualen anders aus. Sie fühlen sich selbst als Deutsche. Viele Deutschen, vor allem die vom rechten Lager, sehen sie aber als Ausländer.

JENS-KLEVE 20.01.2017 14:07

Ich fühle mich jetzt auch nicht so besonders deutsch. Unter Heimat (mit Heimweh) verstehe ich meine Heimatstadt Kleve und das Gebiet drumherum zwischen Nijmegen (NL) und Xanten. Der Dialekt, die Landschaft, die Lebensart, der Baustil etc. - hier bin ich daheim. Wenn mich jemand nach Nationalstolz befragt, bin ich eher ein stolzer Europäer. Ich liebe zwar nicht unbedingt die Bürokratie, aber unser Kontinent und unsere Kooperation der Einzelstaaten - das finde ich super. Der offene Handel, überall arbeiten zu können, die gemeinsame Währung - super! Dafür nehme ich sogar die Bürokratie und Lobbyisten in Kauf.

Bezogen auf Deutschland muss ich leider sagen, dass mir die Niederländer näher sind als Ostdeutschland. Ich weiß, dass hier zwar viele Ostdeutsche mitlesen und -schreiben, ich will auch keinen beleidigen, aber ich glaube dass Niederländer uns hier am Niederrhein oder NRW ähnlicher sind als Ostdeutsche. Ausnahmen gibt es natürlich auch viele. Wahrscheinlich liegt es daran, dass mir die Wiedervereinigung bzw. der Beitritt zu schnell und plötzlich passierte. Die EU wurde gründlicher vorbereitet und hat sich somit bei mir auch besser verwurzeln können. Ich plädiere auch für eine gemeinsame europäische Armee zumindest der Kernländer.

MattF 20.01.2017 14:19

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1286468)
Wenn historisch entstandenes künstlich ist, dann ja. Wobei die meisten Nationen nicht innerhalb einer Grenze leben, sondern in Europa sehr häufig über mehrere Staaten verteilt leben, und somit die "nationalen Grenzen" kaum je eine Nation definieren können.

Deswegen sind sie ja künstlich im Sinne von willkürlich.

Wobei man sich dann drüber unterhalten kann, was eine Nation eigentlich sein soll.
Würdest du behaupten die deutsche Nation, das wären alle deutschsprachigen Menschen? Die Schweizer werden sich bedanken. :dresche


Zitat:

Wie aber schon u.a. Hermann Hesse wusste kann eine Vielheit nicht ohne Ordnung bestehen.
Die Ordnung, sind unsere Gesetze.

Trimichi 20.01.2017 15:03

Zitat:

Zitat von Pmueller69 (Beitrag 1286496)
Von dem Zeug, dass Du geraucht hast, hätte ich auch gerne auch etwas.


Bei Aussiedlern und bei manchen hier Geborenen mit ausländischen Eltern geht das völlig an der Realität vorbei. Das sieht das mit dem Dualen anders aus. Sie fühlen sich selbst als Deutsche. Viele Deutschen, vor allem die vom rechten Lager, sehen sie aber als Ausländer.

Sag mal, schließt du von dir auf andere?


So wie ich dich verstehe, willst du (A) einen durchziehen, wobei der zweite Absatz darauf schließen lässt, dass du das bereits getan hast, und (B) erklärt wissen, dass die "Deutschen aus dem rechten Lager" die Bösen sind. Belege das doch mal mit Zahlenmaterial anstatt mit Stereotypen. (...)

Pmueller69 20.01.2017 16:08

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1286516)
Sag mal, schließt du von dir auf andere?

Ich habe es mir nach der Hochschule abgewöhnt, so zu reden und zu sprechen, dass meine Kunden das Lexikon brauchen, um mich zu verstehen.
Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1286516)
So wie ich dich verstehe, willst du (A) einen durchziehen, wobei der zweite Absatz darauf schließen lässt, dass du das bereits getan hast, und (B) erklärt wissen, dass die "Deutschen aus dem rechten Lager" die Bösen sind. Belege das doch mal mit Zahlenmaterial anstatt mit Stereotypen. (...)

Ich habe keinen Migrationshintergrund. Ich kenne aber einige Aussiedler ziemlich gut, die auf Grund Akzent im Supermarkt usw. rassistisch angemacht wurden, was ihnen dann auch ziemlich zu schaffen gemacht hat.
Und in dem Umfeld meiner Kinder, gibt es genug Freunde und Schulkollegen, wo die Eltern aus dem Ausland gekommen. Inder, Türken. Die Kids fühlen sich aber als Deutsche.

Schwarzfahrer 20.01.2017 16:52

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1286502)
Würdest du behaupten die deutsche Nation, das wären alle deutschsprachigen Menschen? Die Schweizer werden sich bedanken. :dresche

Ich behaupte, daß alle deutschsprachigen Menschen über die gleiche Sprache (Hochdeutsch als Verbindungselement) und der dazugehörigen Kultur und Geschichte (zurück bis zur Völkerewanderung der Germanen und Karl dem Großen) zu einem Volk verbunden sind, unabhängig von den Staatsformationen, in denen sie leben. Daß heute z.B. Österreicher einen eigenen Staat haben, und die Bayern nicht, hat mit Zufällen der Geschichte zu tun, nicht mit einem grundlegenden Unterschied, und spielt auch keine Rolle für diese Tatsache.

Ansonsten sind die Deutschen durch ihre Geschichte der extremen Kleinstaaterei schon immer extrem vielfältig und politisch zersplittert gewesen im Vergleich mit vielen anderen, besonders kleineren Völkern, was zwar zu einer größeren kulturellen Vielfalt als in vielen anderen Völkern, aber nicht zu einer Aufhebung der Gemeinsamkeiten geführt hat.

qbz 20.01.2017 17:33

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1286530)
Ich behaupte, daß alle deutschsprachigen Menschen über die gleiche Sprache (Hochdeutsch als Verbindungselement) und der dazugehörigen Kultur und Geschichte (zurück bis zur Völkerewanderung der Germanen und Karl dem Großen) zu einem Volk verbunden sind, unabhängig von den Staatsformationen, in denen sie leben. Daß heute z.B. Österreicher einen eigenen Staat haben, und die Bayern nicht, hat mit Zufällen der Geschichte zu tun, nicht mit einem grundlegenden Unterschied, und spielt auch keine Rolle für diese Tatsache.

Interessant finde ich, dass die grossen germanischen Stämme, welche einwanderten, schon bald nach der Einwanderung unterschiedliche Sprachen entwickelten. Einige übernahmen vom Latein abstammende romanische Sprachen wie die West-Franken (galloromanisch) und Burgunder, andere das Alemannische. :Lachen2: In den grossen Kriegen der Neuzeit standen sich u.a. West- / und Ostfranken gegenüber, urprünglich ein Volksstamm, aus dem mehrere Völker / Staaten hervorgingen, die sich blutig bekämpften. Ich hoffe, dass europäische Gemeinschaftsbewusstsein bleibt so stark, dass sich das nicht mehr wiederholt.

Die Schweizer wiederum sehen ihre (patriotischen) Volkswurzeln bei den Helvetiern (Kelten), die während des römischen Reiches das Alpen- und Mittelland der CH besiedelten, (Conföderatio Helvetica --> CH) und nicht allein bei den später zugewanderten Alemannen / Franken / Burgunder, welche sich in freien Siedlungsräumen zwischen den Helvetiern ansiedelten. ;)

qbz 22.01.2017 15:12

In Koblenz beim Treffen der Nationalisten (Fraktion ENF "Europa der Nationen und Freiheit" im EU-Parlament) stellte Frauke Petry in ihrer Rede die EU auf eine Stufe mit der Beherrschung der Europäer durch Napoleon, dem 3. Reich und Russland. Davon müssten sich die Nationen befreien. :Nee:
Von Pressefreiheit hält die ENF wenig. Sie erteilte grossen Medien keine Akkreditierung.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2...chtspopulismus

Trimichi 22.01.2017 15:50

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1286803)
In Koblenz beim Treffen der Nationalisten (Fraktion ENF "Europa der Nationen und Freiheit im EU-Parlament) stellte Frauke Petry in ihrer Rede die EU auf eine Stufe mit der Beherrschung der Europäer durch Napoleon, dem 3. Reich und Russland. Davon müssten sich die Nationen befreien. :Nee:

Hab ich auch gesehen. Hab gedacht ich sehe und höre nicht richtig. Hat sie aber gesagt. AfD scheidet nach dem Vergleich für mich als Alternative definitiv und 100.00% aus.

Ich bleibe bei schwarz-grün. Die Grünen scheinen ja Bereitschaft für diese Art der Koalition signalisiert zu haben.

drullse 22.01.2017 16:44

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1286811)
AfD scheidet nach dem Vergleich für mich als Alternative definitiv und 100.00% aus.

Dazu brauchte es erst diesen Vergleich :confused:

spanky2.0 22.01.2017 17:03

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 1286818)
Dazu brauchte es erst diesen Vergleich :confused:

Ich glaube wir können von Glück reden, dass die Afd solche Deppen (wie Höcke, von Storch, Petry usw.) an der Parteispitze hat, die sie alleine dadurch schon für viele unwählbar macht.
Kaum auszudenken wenn sie noch einen 'charismatischen Schönredner' in ihren Reihen hätten, der erstmal keinen so radikalen Bullshit absondert, sondern die Leute mit seinem Geschwätz erreichen und einlullen könnte. :Nee:


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