Matthias75 |
12.02.2021 16:17 |
Zitat:
Zitat von keko#
(Beitrag 1584483)
Wenn Max neben Hakan in der gleichen Schulen sitzt und sie den gleichen Lehrer vor sich haben, ist das eine Chancengleicheit: der Fleißigere und/oder Intelligentere bekommt am Ende den besseren Abschluß und die bessere Note.
Wenn Max während Corona daheim in einer 8-Zi-Wohung lebt und von Mama und Papa beschult wird, die im HomeOffice arbeiten und die sogar noch nach mehr Hausaufgaben schreien und Hakan sich gleichzeitig mit 5 Geschwistern 3 Zimmer und ein elektronisches Endgerät teilt, während der Vater in einer Fabrik schuftet und die Mutter kaum Deutsch spricht, dann ist das vieles, nur keine Chancengleichheit.
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Ich denke, wir wissen alle, dass die Chancengleichheit nicht nur vom Unterricht in der Schule abhängig ist.:Huhu: Wie qbz schrieb, wird sie aber durch das Fehlen des Präsenzunterrichts mit Sicherheit nicht verbessert. Aber nichts anderes schreibst du ja auch.
Zitat:
Zitat von keko#
(Beitrag 1584488)
Das war nicht witzig. Meine Oma erinnerte sich mit Schrecken an den 2. Weltkrieg zurück, wenn nachts US-Panzer durch unser Dorf zu ihren Übungsplätzen rollten (zur DDR waren es nur 80km). Wir diskutierten in der Schule in Referaten, ob der 3. Weltkrieg überhaupt noch vermeidbar sei. Mein Vater überlegt eine Strategie, damit ich nicht zum "Bund" muss. Der große Unterschied ist aber der, dass wir während der Woche in der Schule, im Sportverein oder auf Partys zusammenhingen und es keinerlei Einfluss auf das Zwischenmenschliche hatte. Ganz im Gegenteil, es schweißte uns eher zusammen. Demos gegen den Nato-Doppelbeschluss waren quasi gigantische Volksfeste ;-)
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Seit damals ist die Psychologie und damit auch die Kinder- und Jugendpsychologie stärker in den Fokus gerückt, sicher nicht zu unrecht. Wäre man damals schon mit der gleichen Aufmerksamkeit an das Thema herangegangen, hätte man den jeweiligen Generationen vermutlich auch damals schon eine entsprechende Zukunftsprognose gegeben. Denn die Angst war damals auch schon sehr präsent. Mangels omnipräsenter Medien vielleicht nicht permanent. Aber auch die Kinder damals haben schon mitbekommen, dass ihre Eltern vor irgendetwas Angst haben, was für sie (also die Kinder) nicht greifbar ist.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
(Beitrag 1584537)
Meine persönliche Abwägung fällt (sicher nicht überraschend) gegen die Isolierung der Enkel von den Großeltern aus. aktuell werden praktisch alle Kinder (außer die, die nahe genug wohnen, um zumindest gelegentlich auf der Straße die Großeltern zu sehen), von diesen getrennt. Für die, die die Großeltern schon kannten, ist das über diese lange Zeit eine hohe Belastung, speziell weil es doch mit dem Begriff der Gefahr verknüpft wird, ja den Kindern wird suggeriert, sie wären eine Gefahr für ihre Großeltern (wären die Großeltern zwei Monate auf Kreuzfahrt, wäre es auch für die Kinder eine andere Wahrnehmung). Für die, die die Großeltern noch nicht kennengelernt haben, fällt etwas weg, was in der Form schwer nachzuholen ist, wenn überhaupt. Übrigens ist diese Trennung auch für die meisten Großeltern ein Trauma.
Sollten Großeltern angesteckt werden, und manche ggf. sterben: das trifft erstens über den gleichen Zeitraum nur eine Minderheit der Kinder bzw. Großeltern, und andererseits werden alle Kinder früher oder später mit diesem Trauma leben müssen, ob man sich vorher gesehen hat, oder nicht.
Es ist also kein Entweder-oder wie Du es suggerierst, sonder etwas oben drauf, wofür sich die Kinder als "Risikoträger" auch noch verantwortlich fühlen müssen.
(der Fall, daß Eltern mit Long Covid zu kämpfen haben, ist nochmal vielfach seltener, und in keiner Weise mit dem Kontakt zu den Großeltern verknüpft).
Ich finde, Kinder sollten lernen, daß Tod zum Leben gehört; aber sie sollten nicht damit aufwachsen, daß sich jeder als potentielle Todesursache für die Großeltern sieht.
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Ein paar (vielleicht unsortierte ) Gedanken dazu:
- in keinem Bundesland ist es meines Wissens explizit verboten, ältere Menschen zu treffen, allenfalls, wenn diese in Betreuungseinrichtungen untergebracht sind. Ansonsten wird der Besuch "nur" durch die Familie+1-Regelung bzw. wo dieser gilt, durch den 15km-Radius beschränkt. Z.B. in Hessen ist die Familie+1-Regelung für die privaten Bereich nur eine dringende Empfehlung, aber keine Pflicht. Der Besuch der Großeltern bzw. um den Regeln vollständig nachzukommen, nur eines Großelternteils ist somit grundsätzlich möglich und fällt genau in die Eigenverantwortung, die hier so gerne propagiert wird. Voraussetzung: Keine Unterbringung in Heimen.
- Der "harte" Lockdown geht jetzt ungefähr Oktober, die Familie+1 Regelung noch kürzer. vorher wäre der Großeltenrbesuch (in Eigenverantwortung) möglich gewesen. Hand auf's Herz: Wen die Großeltern weiter weg wohnen, wie oft hätte man die Großeltern in diesem Zeitraum besucht, wenn nicht gerade Weihnachten oder vielleicht noch eine private Familienfeier angestanden hätte.
- Es geht hier zwar großteils darum, dass sich Großeltern und Enkel sehen können. Dennoch entsteht die Gefahr nicht allein durch das Enkelkind (das vielleicht mehr, weil es nicht so einfach Abstand hält), sondern potentiell durch alle Personen, die Kontakt mit den Großeltern haben. Wer also allein sein Kind als Risikoträger "deklariert", übersieht die Gefahr, die auch von ihm selbst ausgehen kann. Zudem würde keiner, den ich kenne, zu seinem Kind sagen: "Wenn du Oma umarmst, ist sie nächste Woche tot!!" Da gibt es etliche Zwischenstufen, um dem Kind zu sagen: "Wir müssen vorsichtig sein!". Auch vor Corona ist man ja nicht mit dem kranken Kind zur Oma gefahren.
- Der Begriff "Trauma" wird mir (nicht nur hier) zu oft verwendet. Natürlich darf man traurig und vielleicht sogar deprimiert sein. ein Trauma ist aber für mich ein langanhaltender und/oder behandlungsbedürftiger Zustand. Aber das definiert sicher jeder anders.
M.
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