Zitat:
Zitat von schnodo
(Beitrag 1409142)
|
Der Essay zieht halt ausschlieslich subjektive, kulturelle Faktoren in Betracht, um das Erstarken rechtsradikaler, demokratiefeindlicher Parteien zu erklären. Sog. "weiche" Politikthemen spielen bestimmt eine Rolle. Meines Erachtens greift der Erklärungsansatz dadurch aber viel zu kurz. So wie die Weltwirtschaftskrise als objektiver Faktor den Faschismus in Europa begünstigte, so begünstigen auch objektive Faktoren heute wie die Globalisierung, der industrielle Strukturwandel, soziale Ungerechtigkeiten, Krisen im Kapitalismus wie Bankenkrise, Eurokrise usf., der Zusammenbruch des Ostblocks den Aufstieg rechtsextremer Parteien und Regierungschefs wie Trump. Die Stammwählerschaft der Sozialdemokratie und der linken Kräfte in Europa hat sich durch die wirtschaftlichen, strukturellen Veränderungen und die Globalisierung auch gewaltig verringert incl. der dadurch bedingten Schwäche der Gewerkschaften. In der Nachkriegsperiode und im kalten Krieg waren die kapitalistischen Länder krisenresistenter und die Löhne und Sozialsysteme der BRD z.B. standen in Konkurrenz mit der DDR, was sich z.B. in Westeuropa auf die soziale Marktwirkschaft auswirkte. Konzentriert man sich allein auf die subjektiven, kulturellen Faktoren in der Politik und verzichtet darauf, die sozialen und ökologischen Probleme der kapitalistischen Länder zu lösen, tut man zuwenig gegen den Rechtsextremismus.
Ob die Rechtsextremen an die Macht kommen, hängt, dass sehe ich ähnlich wie der zitierte Autor, neben dem Wähler unter anderem auch von konservativen Parteien ab und zusätzlich, was der Autor nicht schreibt, ganz entscheidend davon, welche Teile der nationalen Herrschaftseliten jeweils die Rechtsradikalen stützen. Die beste Prävention besteht sicher in der Lösung der sozialen Fragen des globalisierten Kapitalismus.
|