triathlon-szene.de |  Europas aktivstes Triathlon  Forum

triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum (https://www.triathlon-szene.de/forum/index.php)
-   Politik, Religion & Gesellschaft (https://www.triathlon-szene.de/forum/forumdisplay.php?f=30)
-   -   Klimawandel: Und alle schauen zu dabei (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=45284)

Klugschnacker 09.01.2023 09:23

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695520)
Deutschland scheint mir den Anschluss bei dem Zugang zu günstigen Rohstoffen zu verlieren. Attraktiv wird eine Transformation nur, wenn sie Wohlstand sichert, somit wirtschaftlich erfolgreich ist. Das erscheint mir zumindest fraglich.

Du setzt voraus, dass beides gleichzeitig zu haben ist: Ein weltweiter Wohlstand auf unserem Niveau und eine intakte Umwelt.

Mir scheint, es gehört zu den schmerzhaften Wahrheiten unserer Zeit, dass dies ein Irrtum ist. Wir müssen uns überlegen, was unter "wirtschaftlichem Erfolg" künftig verstanden werden soll:

• Ein Wirtschaftswachstum von weiterhin 2% in Deutschland, was eine Verdopplung unserer Wirtschaft alle 36 Jahre bedeutet? Der Verbrauch Deiner Kinder an Rohstoffen und ihr Konsum ist dann doppelt so groß wie Deiner heute. Deine Enkel besitzen und verbrauchen das Vierfache wie Du.

• Oder die Menschheit stellt irgendwann fest, dass sie damit auf dem Weg in eine Sackgasse ist. Unsere Wirtschaft und damit unser Verbrauch an Ressourcen kann nicht immer weiter steigen. Früher oder später müssen wir einen Weg finden, aus dieser Wachstumsspirale herauszukommen.
:Blumen:

Genussläufer 09.01.2023 09:44

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1695526)
Deutschland hat eine Überproduktion von Strom und exportiert Strom ins Ausland. Auch nach Frankreich, wo vergangenes Jahr 33 Atomkraftwerke still standen.

Ja, wir haben es in Europa geschafft mittels intelligenter Energiepolitik, daß im letzten Sommer sogar das zu dem Zeitpunkt extrem teure Gas rentabel verstromt werden konnte.

Bzgl. Überproduktion an Strom und Export desselbigen sollte man aber ein paar Punkte nicht vergessen und hier auch unterscheiden. Der Strom wird verbracht, wenn er gebraucht wird. Da hat unser Flatterstrom ein Problem. Es gibt zwei Wege, dem zu begegnen:

1. Anpassung unseres Verbrauchs an die Verfügbarkeit
2. Die Schaffung von Speichern

Zu 1.: das kann in einigen Bereichen durchaus funktionieren. Waschmaschinen laufen, wenn genügend Ökostrom im Netz ist usw. Das hat aber auch Grenzen. Kühlschrank, Tiefkühltruhe, etc. laufen permanent. In der Industrie, dem noch relvanteren Sektor kann man die Produktion nicht so einfach einpassen. Hier geht also ein wenig, aber es macht das Kraut nicht fett.

Zu 2.: hier zitiere ich Florian Blümm:

Zitat:

Wir haben noch gar keine Speicher mit großen Kapazitäten. Ja wir haben noch nicht einmal erprobte Speichertechnologien um auch nur theoretisch den Energiebedarf eines Landes mehrere Tage zu speichern.

Die fehlenden Speicher sind nicht “unproblematischer”, sondern das KO-Kriterium für ein Energiesystem mit 100% Erneuerbaren. Die aktuelle Speichertechnologie gibt das nicht einmal annähernd her.

Technologie schreitet voran, aber wir können nicht den Erfolg der Energiewende darauf verwetten, dass es in den nächsten Jahren einen gewaltigen Durchbruch bei Energiespeichern gibt.
Mit anderen Worten. Das funktioniert nur, wenn die Sonne immer scheint und/oder der Wind immer weht. Das ist leider nicht der Fall. Ich hatte weiter oben geschrieben, daß wir die Zahl unserer Pumpspeicherwerke ungefähr verfünfunzwanzigfachen müssten, um ausreichend Speicher zu bekommen. Und andere Speicher existieren heute noch nicht. Es ist nichtmal das Thema, daß die nur produziert werden müssten. Sie müssten auch entwickelt werden.

Kann so ein Weg ausschließlich über erneuerbare Energien dennoch schnell gelingen? Ja kann er. Aber nur, wenn wir dann bei Flauten den Strom in anderen Ländern einkaufen gehen. Das funktioniert aber nur, wenn diese Länder nicht die gleiche Idee haben wie wir. Unglücklicherweise blasen die ihre Emissionen in die gleiche Atmosphäre wie wir. Oder sie nutzen Atomstrom. Ach nee... der ist ja sowas von tot. Das Begräbnis wird aktuell mit dem Bau von 57 neuen Atomkraftwerken zelebriert. Weitere Bauten sind in Planung. Wir sollten übrigens nicht ausschließen, daß die Technologien der neuen Brüter die Sargnägel für die Atomkraft noch brüchiger machen.

trithos 09.01.2023 09:47

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1695512)
... Ich selbst bin zwiespältig bei Kernkraft, bei allen Klimavorteilen gibt es natürlich auch Risiken, wenn auch überwiegend beherrschbar...

Darf ich Deine Formulierung aufgreifen und so übersetzen, dass man sie auch versteht: Die Risiken von AKWs sind also "überwiegend" beherrschbar. Damit sagst Du, dass es auch Risiken gibt, die nicht beherrschbar sind. Meine Rede. Danke für die Zustimmung! ;) :Huhu:

Schwarzfahrer 09.01.2023 09:54

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1695526)
Klimaschutz ist nicht der einzig relevante Aspekt. Ich führe das nicht weiter aus, da ich annehme, dass es allen bekannt ist.

Sehe ich auch so; es gibt viele Aspekte zu berücksichtigen, die gleich wichtig oder gar wichtiger sind. Allerdings klingt es von sehr vielen, die den Klimawandel als Bedrohung unserer Lebensgrundlage betrachten, genau so: der CO2-Reduktion sei alles andere unterzuordnen.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1695526)
Deutschland hat eine Überproduktion von Strom und exportiert Strom ins Ausland. Auch nach Frankreich, wo vergangenes Jahr 33 Atomkraftwerke still standen.

Das stimmt auch, ist aber nicht das ganze Bild.
Die französischen Kernkraftwerke litten letztes Jahr wohl u.a. auch darunter, daß während Corona viele wichtige Wartungsarbeiten ausfielen, da die Regierung in einer Überreaktion (einer von vielen) aus Angst vor Ansteckung des Personals keine externen Wartungsfirmen reinließ. Sowas rächt sich, wenn man zwei Jahre aufgeschobene Wartung versucht auf einen Sommer zu legen.

Unser Export-Überschuß hat sich in den letzten 5 Jahren gedrittelt, und sehr häufig ist es leider so, daß wir Überschüsse exportieren, die wir nicht verbrauchen können (Wind) - zu niedrigen Preisen, und importieren müssen, wenn die Preise hoch sind, wie z.B. am 7.12.22. Wen besonders letzterer Aspekt interessiert, kann es hier wochenweise verfolgen.

qbz 09.01.2023 09:55

Energieverbrauch 2022: Mehr Wind, Sonne, aber auch Kohle

keko# 09.01.2023 10:02

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1695533)
Du setzt voraus, dass beides gleichzeitig zu haben ist: Ein weltweiter Wohlstand auf unserem Niveau und eine intakte Umwelt.

Mir scheint, es gehört zu den schmerzhaften Wahrheiten unserer Zeit, dass dies ein Irrtum ist. Wir müssen uns überlegen, was unter "wirtschaftlichem Erfolg" künftig verstanden werden soll:

• Ein Wirtschaftswachstum von weiterhin 2% in Deutschland, was eine Verdopplung unserer Wirtschaft alle 36 Jahre bedeutet? Der Verbrauch Deiner Kinder an Rohstoffen und ihr Konsum ist dann doppelt so groß wie Deiner heute. Deine Enkel besitzen und verbrauchen das Vierfache wie Du.

• Oder die Menschheit stellt irgendwann fest, dass sie damit auf dem Weg in eine Sackgasse ist. Unsere Wirtschaft und damit unser Verbrauch an Ressourcen kann nicht immer weiter steigen. Früher oder später müssen wir einen Weg finden, aus dieser Wachstumsspirale herauszukommen.
:Blumen:

Persönlich gehe ich auch von einem steigenden Energiebedarf aus. In meinem Umfeld nehme ich mit Kopfschütteln wahr, dass man daran glaubt, dass wir in Deutschland einfach sparen und alles wird gut. Wohlwollend ausgedrückt würde ich das als naiv bezeichnen.
Wir sind im harten internationalen Wettbewerb um Ressourcen. Ein paar Beispiele:

- China kauft Rohstoffe in Afrika, verarbeitet sie weiter und wir benötigen diese für das E-Auto aus China (wir reden über eine Afrika-Strategie, China hat sie längst)
- wir steigen aus der Kernenergie aus ohne ausreichend Alternativen auszubauen
- wir beziehen Frackinggaus aus den USA, schließen das aber bei uns aus

Alle Weltregionen wollen Klimaneutralität. Es erscheint mir aber so, dass DE sehr auf Sparen und Regulieren aus ist und andere Regionen dies geschickter machen. Ich bin überzeugt, dass wir das Energieproblem nur technisch und innovativ lösen können.

Genussläufer 09.01.2023 10:05

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1695541)
Unser Export-Überschuß hat sich in den letzten 5 Jahren gedrittelt, und sehr häufig ist es leider so, daß wir Überschüsse exportieren, die wir nicht verbrauchen können (Wind) - zu niedrigen Preisen, und importieren müssen, wenn die Preise hoch sind, wie z.B. am 7.12.22. Wen besonders letzterer Aspekt interessiert, kann es hier wochenweise verfolgen.

Das ist ja das lustige. Wir vergleichen immer Stommengen und nicht die damit verbundenen Kosten, zumindest nicht, wenn es uns nicht in den Kram passt. Danke für den Link.

Im Prinzip, das hatte ich auch gerade angedeutet, haben wir zwei Optionen. Wir bauen die erneuerbaren auf Teufel komm raus aus und halten parallel ein doppelte Infrastruktur an "alten" Technologien, um die Flauten zu überstehen.

Oder wir nutzen die andere Option und nutzen andere Länder als doppelte Infrastruktur, was natürlich auch nur solange funktioniert, wie diese uns nicht folgen.

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695543)
Ich bin überzeugt, dass wir das Energieproblem nur technisch und innovativ lösen können.

Ich würde Deinen gesamten Beitrag so unterschreiben. Beim letzten, hier zitierten Punkt vielleicht noch eine kleine Anmerkung. Das Sparen kann schon hilfreich sein und einen Beitrag leisten. Es wird aber das Problem nicht lösen. Von daher wird es genau auf das ankommen, was Du geschrieben hast.

Schwarzfahrer 09.01.2023 10:07

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1695538)
Darf ich Deine Formulierung aufgreifen und so übersetzen, dass man sie auch versteht: Die Risiken von AKWs sind also "überwiegend" beherrschbar. Damit sagst Du, dass es auch Risiken gibt, die nicht beherrschbar sind. Meine Rede. Danke für die Zustimmung! ;) :Huhu:

Ja, Du darfst natürlich in Deinem Sinne interpretieren. Dann ergänze ich allerdings, daß jede Energieerzeugungsform nicht 100% beherrschbare (eigentlich meinte ich nicht komplett ausschließbare) Risiken hat, einfach weil es immer menschliche Fehler und Naturgewalten geben wird; insofern ist die Aussage kein Spezifikum für Kernkraft.

Der Link von Mo77 hat immerhin gezeigt, daß in der Geschichte der modernen Energietechnik Kernkraft die geringsten Schäden am Menschen verursacht hat im Verhältnis zur erzeugten Energie, was nicht gerade gegen die Kernkraft spricht, sondern für eine überdurchschnittlich gute Beherrschung der Risiken - dürfte u.a. daran liegen, daß es ein höheres Risikobewußtsein für Kernkraft-Risiken gibt, als für die der anderen Technologien.

Mein Punkt ist nicht, daß Kernkraft die beste Lösung für die Ewigkeit sei, sondern daß die Risiken der Nutzung von vorhandenen Kernkraftwerken kein Grund sein dürfen, sie abzuschalten, wenn die CO2-Reduktion einen so hohen Stellenwert haben soll, wie von vielen behauptet.

qbz 09.01.2023 10:09

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1695533)
.......
• Oder die Menschheit stellt irgendwann fest, dass sie damit auf dem Weg in eine Sackgasse ist. Unsere Wirtschaft und damit unser Verbrauch an Ressourcen kann nicht immer weiter steigen. Früher oder später müssen wir einen Weg finden, aus dieser Wachstumsspirale herauszukommen.
:Blumen:

Das würde eine Veränderung einiger zentraler Gesetzmässigkeiten unseres okonomischen Systems bedeuten, indem wir alle uns automatengleich "bewegen".

trithos 09.01.2023 10:09

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695543)
Alle Weltregionen wollen Klimaneutralität...

Selbst wenn das stimmen sollte (was ich bezweifle - jedes Land, das fossile Energie findet, beutet sie doch sofort aus. Ohne Rücksicht auf so etwas wie Klimaschutz), fehlt da der entscheidende Nebensatz: ... aber es darf nichts kosten und niemanden in seiner gewohnten Bequemlichkeit stören!

keko# 09.01.2023 10:25

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1695547)
Selbst wenn das stimmen sollte (was ich bezweifle - jedes Land, das fossile Energie findet, beutet sie doch sofort aus. Ohne Rücksicht auf so etwas wie Klimaschutz), fehlt da der entscheidende Nebensatz: ... aber es darf nichts kosten und niemanden in seiner gewohnten Bequemlichkeit stören!

Das ist mir längst viel zu kurz gedacht. Man muss viel genauer hinschauen, wer profitiert. Glaubst du etwa, wer Urwälder abholzen lässt, macht das für Braisilianer, für seine Landsleute? Nein, er macht das letztendlich, um sich seine Taschen vollzustopfen.

dr_big 09.01.2023 10:31

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1695537)
1. Anpassung unseres Verbrauchs an die Verfügbarkeit
2. Die Schaffung von Speichern

Zu 1.: das kann in einigen Bereichen durchaus funktionieren. Waschmaschinen laufen, wenn genügend Ökostrom im Netz ist usw. Das hat aber auch Grenzen. Kühlschrank, Tiefkühltruhe, etc. laufen permanent. In der Industrie, dem noch relvanteren Sektor kann man die Produktion nicht so einfach einpassen. Hier geht also ein wenig, aber es macht das Kraut nicht fett.

Zu 2.: hier zitiere ich Florian Blümm:

...

Zu 1.:
wäre überhaupt kein Problem, wenn Energieversorger endlich passende Tarife anbieten würden. AWattar und Tibber können das, aber die klassischen Stromanbieter nicht. Wenn man den Bürger über finanzielle Anreize motiviert größere Verbraucher auf "günstige" Stunden zu verschieben, dann wird er das machen. Bsp. Waschmaschine, oder BEV laden. Wenn der Stromanbieter aber nur einen Einheittarif für 24h anbietet, dann steckt man das E-Auto eben an wenn es gerade passt und nicht wenn es netzdienlich ist.

Zu 2.:
Das sind Fehler in der Politik. Pumpspeicherkraftwerke bezahlen doppelte Netzentgelte, einmal für das Einspeichern und einmal für das Einspeisen. Alleine damit sind Speicherkraftwerke unrentabel wurden in der letzten Zeit ausser Betrieb gesetzt.

trithos 09.01.2023 10:38

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695553)
Das ist mir längst viel zu kurz gedacht. Man muss viel genauer hinschauen, wer profitiert. Glaubst du etwa, wer Urwälder abholzen lässt, macht das für Braisilianer, für seine Landsleute? Nein, er macht das letztendlich, um sich seine Taschen vollzustopfen.

Aber wenn er Politiker ist, erklärt er den Bewohnern seines Landes, dass das alles nur zu ihrem besten sei, dass die depperten Umweltschützer das Land doch in die Steinzeit zurückschicken wollen, usw ...

Ich gebe Dir Recht, dass die Oligarchen aller Länder die finanziellen Nutznießer der Natur-Ausbeutung sind. Aber ich will diejenigen nicht aus ihrer individuellen Verantwortung entlassen, die auf deren "Argumente" hineinfallen. Da brauchst Du ja gar nicht nach Brasilien schauen, auch in Deutschland oder Österreich ist die Politik nicht besser. Und es gibt Millionen Menschen, die drauf reinfallen. "Freie Fahrt für freie Bürger" (nur als Beispiel) funktioniert doch super ... wo kämen wir denn hin, wenn wir als kleinen Beitrag zum Klimaschutz nur noch 100 oder 130 km/h fahren dürften. Klimadiktatur!!! :(

Genussläufer 09.01.2023 10:46

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1695555)
Zu 1.:
wäre überhaupt kein Problem, wenn Energieversorger endlich passende Tarife anbieten würden. AWattar und Tibber können das, aber die klassischen Stromanbieter nicht. Wenn man den Bürger über finanzielle Anreize motiviert größere Verbraucher auf "günstige" Stunden zu verschieben, dann wird er das machen. Bsp. Waschmaschine, oder BEV laden. Wenn der Stromanbieter aber nur einen Einheittarif für 24h anbietet, dann steckt man das E-Auto eben an wenn es gerade passt und nicht wenn es netzdienlich ist.

Die Frage ist doch eher, welcher Anteil des Verbrauchs ist zeitlich variabel. Dann sind die Gegebenheit vor Ort wichtig. Wer auf dem Land lebt oder nicht gerade in einer größeren Stadt könnte sein E-Auto durchaus so laden. Wie willst Du das denn in Städten und Mietshäusern regeln? Das ist deutlich schwieriger. Wie werden die Kosten für die Infrastruktur verteilt? Sind Nicht PKW Nutzer hier raus? Fragen über Fragen. Und die beantworten nur einen kleinen Teil der Lösung.

Zitat:

Zu 2.:
Das sind Fehler in der Politik. Pumpspeicherkraftwerke bezahlen doppelte Netzentgelte, einmal für das Einspeichern und einmal für das Einspeisen. Alleine damit sind Speicherkraftwerke unrentabel wurden in der letzten Zeit ausser Betrieb gesetzt.
Das ist definitiv ein Fehler und damit macht man den Bau noch unökonomischer. Das sollte schnell behoben werden. Dann hast Du aber immer noch das Problem des geringen Strompreises, der in den Phasen von Wind und Sonne entstehen. Die Energie im Speicherwerk wäre also wirklich nur noch Reserve, was die Kosten in Richtung Fix ungünstig verschiebt.

Der größte und wichtigste Punkt ist aber die Platzbedarf und die deutlich zu wenig vorhandenen geographischen Erfordernisse. Unsere Umwelt gibt den Raum für die auch nur annähernd erforderlichen neuen Kraftwerke einfach nicht her.

keko# 09.01.2023 10:47

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1695559)
....
Ich gebe Dir Recht, dass die Oligarchen aller Länder die finanziellen Nutznießer der Natur-Ausbeutung sind. Aber ich will diejenigen nicht aus ihrer individuellen Verantwortung entlassen, die auf deren "Argumente" hineinfallen. Da brauchst Du ja gar nicht nach Brasilien schauen, auch in Deutschland oder Österreich ist die Politik nicht besser. Und es gibt Millionen Menschen, die drauf reinfallen. "Freie Fahrt für freie Bürger" (nur als Beispiel) funktioniert doch super ... wo kämen wir denn hin, wenn wir als kleinen Beitrag zum Klimaschutz nur noch 100 oder 130 km/h fahren dürften. Klimadiktatur!!! :(

In Deutschland passiert ähnliches, nur auf einem viel besseren (fortschrittlicherem) Niveau.
Glaubst du, ein Politiker, der gegen ein Tempolimit ist, interessesiert sich wirklich dafür, dass du und ich so schnell fahren können, wie wir wollen?
:Blumen:

Schwarzfahrer 09.01.2023 10:51

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1695559)
Aber wenn er Politiker ist, erklärt er den Bewohnern seines Landes, dass das alles nur zu ihrem besten sei, dass die depperten Umweltschützer das Land doch in die Steinzeit zurückschicken wollen, usw ...(

Genau, das ist Politik.

Der eine Politiker erklärt daß es o.k. ist, Bäume zu fällen, um endlich eine Umgehungstraße zu bauen, die die Anwohner massiv entlastet und den Pendlern den Arbeitsweg beschleunigt, oder um ein neues Industriegebiet mit Arbeitsplätzen zu schaffen also ist es zum Besten der Menschen.

Der andere erklärt daß es o.k. ist, die Bäume zu fällen, um ein Windrad aufzustellen, das ist natürlich gut fürs Klima und damit zum Besten der Menschen.

Und jeder der beiden schimpft über den anderen, weil der die Natur zerstört ohne ausreichenden Grund und damit dem Land und den Menschen schadet. Die Frage ist, welcher mehr Menschen überzeugen kann, daß seine Sicht die "richtige" ist.

trithos 09.01.2023 10:54

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695566)
In Deutschland passiert ähnliches, nur auf einem viel besseren (fortschrittlicherem) Niveau.
Glaubst du, ein Politiker, der gegen ein Tempolimit ist, interessesiert sich wirklich dafür, dass du und ich so schnell fahren können, wie wir wollen?
:Blumen:

Definiere "wirklich"! ;)

Ich meine, es interessiert einen Politiker insofern wirklich, als er seinen Standpunkt ja oft/fast immer populistisch nach Meinungsumfragen richtet. Wenn also Meinungsforscher sagen: die Menschen wollen mehrheitlich rasen, dann ist auch der Politiker dafür. Und wenn die Mehrheit anders denken würde, wäre der Politiker bald auch anderer Meinung. Insofern ist es nicht ganz egal, was der oder die Einzelne denkt.

keko# 09.01.2023 10:54

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1695567)
Genau, das ist Politik.

Der eine Politiker erklärt daß es o.k. ist, Bäume zu fällen, um endlich eine Umgehungstraße zu bauen, die die Anwohner massiv entlastet und den Pendlern den Arbeitsweg beschleunigt, oder um ein neues Industriegebiet mit Arbeitsplätzen zu schaffen also ist es zum Besten der Menschen.

Der andere erklärt daß es o.k. ist, die Bäume zu fällen, um ein Windrad aufzustellen, das ist natürlich gut fürs Klima und damit zum Besten der Menschen.

Und jeder der beiden schimpft über den anderen, weil der die Natur zerstört ohne ausreichenden Grund und damit dem Land und den Menschen schadet. Die Frage ist, welcher mehr Menschen überzeugen kann, daß seine Sicht die "richtige" ist.

Und mündige, aufgeklärte Bürger, wägen dann die verschiedenen Argumente ab und entscheiden.

So die Theorie... :Cheese:

keko# 09.01.2023 11:07

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1695568)
Definiere "wirklich"! ;)

Ich meine, es interessiert einen Politiker insofern wirklich, als er seinen Standpunkt ja oft/fast immer populistisch nach Meinungsumfragen richtet. Wenn also Meinungsforscher sagen: die Menschen wollen mehrheitlich rasen, dann ist auch der Politiker dafür. Und wenn die Mehrheit anders denken würde, wäre der Politiker bald auch anderer Meinung. Insofern ist es nicht ganz egal, was der oder die Einzelne denkt.

Entscheidend ist, was der einzelne denkt. In Summe ist das dann die Meinung, die der Poltiker vertritt. Der Politiker will letztendlich bloss gewählt werden (halte ich auch für völlig legitim).

svmechow 09.01.2023 11:51

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695572)
Entscheidend ist, was der einzelne denkt. In Summe ist das dann die Meinung, die der Poltiker vertritt. Der Politiker will letztendlich bloss gewählt werden (halte ich auch für völlig legitim).

Ich denke, dass genau das ein Teil des Problems ist: dass die meisten Politiker:innen ihre eigene politische Existenz als wichtigste Agenda vertreten, anstatt Inhalte und Ziele in den Vordergrund zu stellen.

„I have nothing to offer but sweat, tears, toil and blood“ kommt zwar sicher nicht so gut an bei der Wahlbevölkerung (tat es 1940 in London sicher auch nicht).

Diese ganze weichgespülte „you will never walk alone“-Geschwätz (abgesehen davon, dass es vom FC Liverpool geklaut ist;) ) geht doch vollkommen an der Realität vorbei, in der wir langsam aber sicher kapieren sollten, dass es eben gerade nicht so weitergehen kann wie bislang und dass eben nicht sämtliche Unbilden abgefangen und kompensiert werden können. Auch von uns werden Schweiß, Blut, Tränen und Mühsal gefordert werden, wenn wir auch nur einigermaßen heile aus der Nummer Klimakatastrophe rauskommen wollen.

Politiker:innen, die nur das sagen, was ihre Wählerschaft hören möchte, tragen nichtbzu diesem Prozess der Veränderung bei.

waden 09.01.2023 12:09

Zitat:

Zitat von svmechow (Beitrag 1695583)
Ich denke, dass genau das ein Teil des Problems ist: dass die meisten Politiker:innen ihre eigene politische Existenz als wichtigste Agenda vertreten, anstatt Inhalte und Ziele in den Vordergrund zu stellen.

...

Politiker:innen, die nur das sagen, was ihre Wählerschaft hören möchte, tragen nichtbzu diesem Prozess der Veränderung bei.

Söder ist nach Umfragen derzeit der beliebteste Politiker Deutschlands, und das offensichtlich, weil er seine politischen Ziele nach aktuellen Meinungsumfragen ausrichtet (wie übrigens auch schon Merkel), und ihm das aktuelle Meinungsbild wichtiger ist als eine programmatische Politik mit langfristigen Zielen, wie - bei allen Unterschieden - Schmidt, Kohl und Schröder sie verfolgten.

Offenbar ist es das, was die Merheit heute will/wählt

Schwarzfahrer 09.01.2023 13:06

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695572)
Entscheidend ist, was der einzelne denkt. In Summe ist das dann die Meinung, die der Politiker vertritt.

Ich bin da nicht so sicher. Ich glaube eher, "der Politiker" (die meisten) vertritt eher die Summe der medial vermittelten Meinungen oder Meinungsumfragen. Diese decken sich nicht unbedingt mit der Summe aller einzelnen Meinungen, solange die "Leitmedien" nicht objektiv und unparteiisch über alles berichten.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695572)
Der Politiker will letztendlich bloss gewählt werden (halte ich auch für völlig legitim).

Legitim ist es. Und die Wähler als Summe haben es in der Hand, ob er nicht bzw. wieder gewählt wird für das, was er sagt, oder für das, was und wie er tut, oder für das, wie die Medien über ihn schreiben. Mein Kriterium ist vor allem das Zweite in dieser Aufzählung; ich fürchte aber, das Dritte wiegt für viele schwerer.

keko# 09.01.2023 13:14

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1695591)
Ich bin da nicht so sicher. Ich glaube eher, "der Politiker" (die meisten) vertritt eher die Summe der medial vermittelten Meinungen oder Meinungsumfragen. Diese decken sich nicht unbedingt mit der Summe aller einzelnen Meinungen, solange die "Leitmedien" nicht objektiv und unparteiisch über alles berichten.
....

Es ist tatsächlich kompliziert:........ welche Themen werden in den Nachrichten gebracht und welche nicht? Wie werden sie vermittelt? Was ist zuerst da: die Meinung oder die Meinungsumfrage ("die Mehrheit der Deutschen ist der Meinung...").

Ich habe aber wenig Mitleid: in Zeiten des Internet kann sich jeder seine eigene Meinung bilden. Mühsam war das schon immer.
:Blumen:

LisaH 09.01.2023 13:30

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1695586)
Söder ist nach Umfragen derzeit der beliebteste Politiker Deutschlands, und das offensichtlich, weil er seine politischen Ziele nach aktuellen Meinungsumfragen ausrichtet
...
Offenbar ist es das, was die Merheit heute will/wählt

Ist es nicht offensichtlich, dass Söders Vorgehensweise zu einer grösstmöglichen Zustimmung führt? Dass er macht, was die Menschen wollen, ist aber nicht zwangsläufig für die Bevölkerung nachhaltig positiv. Das klassische Beispiel ist ein hoher Anteil an Ruheständlern unter den Wählern, deren Meinung es ist, dass die Renten jährlich ordentlich erhöht werden sollten.

Siebenschwein 09.01.2023 13:40

Zitat:

Zitat von svmechow (Beitrag 1695583)
...
Politiker:innen, die nur das sagen, was ihre Wählerschaft hören möchte, tragen nichtbzu diesem Prozess der Veränderung bei.

Naja, das Problem besteht doch beiderseits: Du wählst möglichst Du den Politiker, der Deine Meinung vertritt. Wenn Du also Wert auf sozialen Ausgleich und Gerechtigkeit legst, wirst Du vermutlich nicht FDP wählen. Soweit so gut. Das Problem ist doch, dass von denen, die in Deine Richtung tendieren, Du den nimmst, der das von Dir angestrebte Ziel mit den wenigsten Grausamkeiten für Dich persönlich umsetzen will. Und der Politiker hat nun die Wahl, entweder ehrlich zu sein - und nicht gewählt zu werden - oder sagen wir mal kreativ mit der Wahrheit umzugehen um hoffentlich gewählt zu werden.
Du weisst also, Du wirst verarscht und der Politiker weiss, dass er Dich verarschen muss.

Ich glaube, dieses Dilemma löst man nur auf, wenn Politiker kein anderes Interesse daran hätten, gewählt zu werden, ausser die Probleme der Gesellschaft zu lösen. Und wir müssen erkennen, wer diese Politiker sind und diese dann wählen. Das ist aber alles sehr unrealistisch.
Von daher ist unsere Demokatie in der derzeitigen Form immer noch die beste aller schlechten Lösungen.

Genussläufer 09.01.2023 13:48

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1695595)
...
Von daher ist unsere Demokatie in der derzeitigen Form immer noch die beste aller schlechten Lösungen.

Volle Zustimmung! Und noch eine kleine Ergänzung:

Unsere Wirtschaftsform, der Kapitalismus, ist ebenfalls die beste (uns heute bekannte) unter allen schlechten Lösungen, um uns zu ernähren. Und ähnliches würde ich über den Preis als Stellgröße für die Zuordnung von knappen Ressourcen sagen. Da gehört Wohnraum und Energie dazu.

Und auch um hier Missverständnissen vorzubeugen. Ich halte Wohnraum für ein Menschenrecht. Daß man nun aber in München Schwabing oder in Berlin Mitte wohnen muss, sehe ich nicht.

qbz 09.01.2023 14:27

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1695597)
Volle Zustimmung! Und noch eine kleine Ergänzung:

Unsere Wirtschaftsform, der Kapitalismus, ist ebenfalls die beste (uns heute bekannte) unter allen schlechten Lösungen, um uns zu ernähren. Und ähnliches würde ich über den Preis als Stellgröße für die Zuordnung von knappen Ressourcen sagen. Da gehört Wohnraum und Energie dazu.

Und auch um hier Missverständnissen vorzubeugen. Ich halte Wohnraum für ein Menschenrecht. Daß man nun aber in München Schwabing oder in Berlin Mitte wohnen muss, sehe ich nicht.


Solange Wohnraum in Berlin Mitte für die Reinigungskräfte des Bundestages oder die Krankenschwestern der Charite nicht bezahlbar ist, bleibt das propagierte Menschenrecht ein rein formales Papierrecht und die soziale Struktur entwickelt sich Richtung Paris / Banlieues. Deshalb muss es auch in Mitte für alle bezahlbaren sozialen und genossenschaftlichen Wohnungsbau geben. Die existientiellen Grundversorgungsleistungen sollten natürlich nach dem Preis marktwirtschaftlich abgerechnet, aber nicht allein danach verteilt werden, IMHO, wer ihn bezahlen kann. Zwischen einer sozialen Marktwirktschaft und einem Kapitalismus neoliberaler Ausrichtung bestehen durchaus deutliche Unterschiede.

Eine klima-neutrale Wirtschaft wird man erstens nur mit Eingriffen in die ökonomischen Grundgesetze des neoliberalen Kapitalismus und einem sozialen Ausgleich erreichen und zweitens mit einer vertrauensvollen Kooperation der weltweiten Wirtschaftsblöcke, ohne Wirtschaftskriege.

Klugschnacker 09.01.2023 14:41

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1695600)
Eine klima-neutrale Wirtschaft wird man erstens nur mit Eingriffen in die ökonomischen Grundgesetze des neoliberalen Kapitalismus und einem sozialen Ausgleich erreichen und zweitens mit einer vertrauensvollen Kooperation der weltweiten Wirtschaftsblöcke, ohne Wirtschaftskriege.

Mir leuchtet ein, dass wir aus der Wachstumsspirale nicht herauskommen, wenn die Länder und Regionen miteinander in einem Wettbewerb stehen. Hinzu kommt: Das bewegliche Kapital bewegt sich stets dorthin, wie die Profite am größten sind, sofern ich den Aktienhandel richtig verstehe.

Nur: Wie kommen wir da raus? Ich verstehe das Ziel, nämlich eine mehr kooperative, nicht wachsende Wirtschaft. Ich verstehe aber nicht den möglichen Weg zu diesem Ziel.

Genussläufer 09.01.2023 14:46

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1695600)
Solange Wohnraum in Berlin Mitte für die Reinigungskräfte des Bundestages oder die Krankenschwestern der Charite nicht bezahlbar ist, bleibt das propagierte Menschenrecht ein rein formales Papierrecht und die soziale Struktur entwickelt sich Richtung Paris / Banlieues.

Ich würde Dir hier zustimmen, wenn es keine anderen mit dem ÖPNV zu erreichenden Wohnungen geben würde. Dem ist aber nicht der Fall. Es gibt in einigen Städten durchaus ein Problem. Das ist unbenommen. Was ist nun die Alternative?a

Zuordnung knapper Ressourcen über Parteibuch?
Zuordnung über Gefolgschaft?
Zuordnung über Gesinnung?
etc...

Habe ich alles erlebt und finde den Weg über Geld immer noch am wenigsten unattraktiv. Ich bin übrigens überzeugt, daß sich das Pricing schon aufgrund nicht mehr zur Verfügung stehender Arbeitskraft von selbst einpendelt. Wahrscheinlich geht das sogar schneller als von außen über Regelungen.

keko# 09.01.2023 14:53

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1695602)
Mir leuchtet ein, dass wir aus der Wachstumsspirale nicht herauskommen, wenn die Länder und Regionen miteinander in einem Wettbewerb stehen. Hinzu kommt: Das bewegliche Kapital bewegt sich stets dorthin, wie die Profite am größten sind, sofern ich den Aktienhandel richtig verstehe.

Nur: Wie kommen wir da raus? Ich verstehe das Ziel, nämlich eine mehr kooperative, nicht wachsende Wirtschaft. Ich verstehe aber nicht den möglichen Weg zu diesem Ziel.

Andere Ziele: Wachstum z.B. in sozialen Projekten.

Wir sehen ja mittlerweile auch in wohlhabenden Gesellschaften eine Bündelung von Geld und Macht hin zu wenigen. Was also global passiert, passiert auch in diesen Ländern.

Wachstum ist nicht das Problem, ebenso wie es der Kapitalimus nicht ist. Im letzteren sind es die Exzesse, im ersten falsche Ziele.

waden 09.01.2023 15:06

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695605)
Andere Ziele: Wachstum z.B. in sozialen Projekten.

Wir sehen ja mittlerweile auch in wohlhabenden Gesellschaften eine Bündelung von Geld und Macht hin zu wenigen. Was also global passiert, passiert auch in diesen Ländern.

Wachstum ist nicht das Problem, ebenso wie es der Kapitalimus nicht ist. Im letzteren sind es die Exzesse, im ersten falsche Ziele.

Trotzdem bleibt Arnes Frage nach dem möglichen Weg zu diesem (internationalen) Ziel offen, oder nicht?

keko# 09.01.2023 15:18

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1695606)
Trotzdem bleibt Arnes Frage nach dem möglichen Weg zu diesem (internationalen) Ziel offen, oder nicht?

Naja, da wäre schon mal die Erkenntnis hilfreich, dass wir gerade auf dem völlig falschen Weg sind. Statt internationaler Verträge höre ich nun was von "Zeitenwende" und "Stärkung der Ostflanke" und Aufrüstung. Wir verfallen komplett in regionalen Wettbewerb um Ressourcen. Da kannst du das Klima komplett knicken.
Die Auswirkung sieht man bereits im Kleinen, in Deutschland: man kauft vermehrt billig und weniger Bio. Das hat natürlich Auswirkungen.

Genussläufer 09.01.2023 15:19

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695605)
Wir sehen ja mittlerweile auch in wohlhabenden Gesellschaften eine Bündelung von Geld und Macht hin zu wenigen. Was also global passiert, passiert auch in diesen Ländern.

Die Statistik gibt das aber so nicht wieder. Der Gini Index ist über die letzten Jahrzehnte bei uns relativ stabil auf niedrigem Niveau. Deutschland ist da ungefähr mit Frankreich oder Schweden auf einer Stufe. In den USA sieht ist die Ungleichheit deutlich höher. Wenn Du ans unangenehme Ende der Skala blickst, findest Du aber genau nicht die entwickelten Länder. Was Du empfindest entspricht nicht der Realität. Wir werden aber mit diesem Mantra permanent bombardiert. Also muss ja was dran sein. Und sicher ist nicht alles Gold, was glänzt. Wir jammern hier dennoch auf verdammt hohen Niveau.

Zitat:

Wir verfallen komplett in regionalen Wettbewerb um Ressourcen. Da kannst du das Klima komplett knicken.
Die Auswirkung sieht man bereits im Kleinen, in Deutschland: man kauft vermehrt billig und weniger Bio. Das hat natürlich Auswirkungen.
Das war doch auch erwartbar. Auch wenn der Satz von Bert Brecht schon 100 Jahre auf dem Buckel hat, besitzt er Gültigkeit: "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral."

keko# 09.01.2023 15:30

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1695611)
Die Statistik gibt das aber so nicht wieder. Der Gini Index ist über die letzten Jahrzehnte bei uns relativ stabil auf niedrigem Niveau. Deutschland ist da ungefähr mit Frankreich oder Schweden auf einer Stufe. In den USA sieht ist die Ungleichheit deutlich höher. Wenn Du ans unangenehme Ende der Skala blickst, findest Du aber genau nicht die entwickelten Länder. Was Du empfindest entspricht nicht der Realität. Wir werden aber mit diesem Mantra permanent bombardiert. Also muss ja was dran sein. Und sicher ist nicht alles Gold, was glänzt. Wir jammern hier dennoch auf verdammt hohen Niveau.
....


Google einfach mal nach Kinderarmut und Altersarmut. Infaltion von 8-10% (bleibt wohl erst mal hoch) wird sich auch noch deutlich bemerkbar machen.
Viele Investitionen, die gerade getätigt werden oder am Anlaufen sind, wurden vor langer Zeit geplant. Das große Sparen wird wohl erst noch kommen.

Genussläufer 09.01.2023 15:53

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695614)
Google einfach mal nach Kinderarmut und Altersarmut.

Die Kinderarmutsgefährdung ist seit 2005 (ältere Daten habe ich auf die Schnelle nicht gefunden) konstant. Bei den älteren Menschen habe wir tatsächlich eine Zunahme von 14% auf 16% erleben müssen. An dem Punkt bin ich übrigens auch skeptisch. Wenn jetzt die Boomer Generation in Rente geht, kann das ganz schön bitter werden. Unser System basiert ja nun leider auf Wachstum und unser Rentensystem auch auf einem Bevölkerungswachstum. Wir geben jetzt schon Unmengen aus Steuermitteln aus. Auch dafür benötigen wir Wachstum. Und hier sind wir wieder beim Thema des Fadens.

Zitat:

Infaltion von 8-10% (bleibt wohl erst mal hoch) wird sich auch noch deutlich bemerkbar machen.
Die Inflation ist schon deutlich nach unten gegangen und wird sicher weiter nach unten gehen. Aber sie ist jetzt in den USA schon akzeptabel und hier erträglich. In den USA sind wir mittlerweile bei unter 3% angelangt, bei uns sind es auch deutlich unter 5%. Ich betrachte hier die Monatswerte. der offizielle Wert ist ja Mumpitz. Weil man immer den Verzug mitnimmt.

Aber zugegeben, bei uns in Europa ist es strukturell völlig anders als in den Staaten. Dort bleiben die hohen Kosten als Ertrag im Land. Als Netto Energie Exporteur und aufgrund der hohen Löhne bleibt die Inflation im Land. Bei uns geht das Geld raus. Bei uns basiert die Inflation insbesondere auf den drastisch gestiegenen Rohstoffpreisen. Die Kohle wandert ab...

sybenwurz 09.01.2023 16:23

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695610)
Die Auswirkung sieht man bereits im Kleinen, in Deutschland: man kauft vermehrt billig und weniger Bio.

Naja, Nahrungsmittel würd ich mal ausklammern.
Dem Deutschländer als solchem kann sein Frass ja gar nicht billig genug sein (ausser vielleicht, er ist auf ner Mission).
Die Teuerung trifft ihn aber bei denjenigen (Luxus-)Gütern, für die er die Kohle lockerer sitzen hat als für Essen.
'Vom Munde abgespart' trifft insofern zwar zu, war aber ursprünglich eigentlich anders gemeint...
Ich erwarte daher eher nicht, dass sich in Dtld. irgendwas gravitätisch bewegt, um die Menschheit vom Kochtopf aus vorm Untergang zu bewahren.

Genussläufer 09.01.2023 16:35

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1695624)
Naja, Nahrungsmittel würd ich mal ausklammern.
Dem Deutschländer als solchem kann sein Frass ja gar nicht billig genug sein (ausser vielleicht, er ist auf ner Mission).

Irgendwie sind doch alle auf Mission :Blumen:

Und im Ernst... ich würde das nicht ausklammern. Neben Wärme, Wohnraum und Verkehr ist die Wahl der Nahrungsmittel ein mega Hebel, um Emissionen zu senken. Wäre doch schade, wenn man diese kleine gewachsene Pflänzchen jetzt komplett platt macht.

keko# 09.01.2023 16:41

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1695618)
...
Aber zugegeben, bei uns in Europa ist es strukturell völlig anders als in den Staaten. Dort bleiben die hohen Kosten als Ertrag im Land. Als Netto Energie Exporteur und aufgrund der hohen Löhne bleibt die Inflation im Land. Bei uns geht das Geld raus. Bei uns basiert die Inflation insbesondere auf den drastisch gestiegenen Rohstoffpreisen. Die Kohle wandert ab...

Lindner sagt ja selbst, dass die Energiepreise dauerhaft hoch bleiben werden.
https://www.zdf.de/nachrichten/polit...ation-100.html

Es tut mir leid, aber alles in allem kann ich keine postitiven Ausblicke erkennen und mit einer Energiewende hat das nichts mehr zu tun. Es geht längst nur darum, den Wirtschaftsstandort zu halten.
DE hat zugleich das Problem mit der Abhängigkeit vom Auto, wo gerade auch eine Transformation stattfindet. Auch hier ist seit Jahren bekannt, dass China den Verbrenner aufgegeben hat, da wir technologisch uneinholbar sind und voll auf E-Autos setzt.

Genussläufer 09.01.2023 16:53

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695628)
Es tut mir leid, aber alles in allem kann ich keine postitiven Ausblicke erkennen und mit einer Energiewende hat das nichts mehr zu tun. Es geht längst nur darum, den Wirtschaftsstandort zu halten.

Das ist doch nicht verwunderlich. Auto ist natürlich ein riesiges Thema. Aber nun noch einen Produktionsstandort aufrechterhalten ohne Energiesicherheit und mindestens zu nicht kalkulierbaren Preisen? Das macht mir auch Angst. Die Deutsche Industrie wechselt halt dahin, wo man diese Voraussetzungen bekommt. Von daher mache ich mir hier nicht ganz soviele Sorgen. Der Abschlag in den Indizes zeigt die Erwartung deutlich. Nur die Menschen sind weniger mobil als die Produktion.

Zitat:

DE hat zugleich das Problem mit der Abhängigkeit vom Auto, wo gerade auch eine Transformation stattfindet. Auch hier ist seit Jahren bekannt, dass China den Verbrenner aufgegeben hat, da wir technologisch uneinholbar sind und voll auf E-Autos setzt.
Ich teile hier die Meinung von VW, daß der Verbrenner in einem signifikanten Teil der Welt noch rosige Aussichten haben wird. Das ist kein Statement, ob ich das gut oder schlecht finde.

Zitat:

Lindner sagt ja selbst, dass die Energiepreise dauerhaft hoch bleiben werden.
Hier liegt wahrscheinlich ein Missverständnis vor. Die Inflationsrate zeigt die Steigerung der Preise an. Angenommen wir hätten letztes Jahr einen Ölpreis von 50 gehabt und haben heute einen von 100. Dann war die Inflation 100%. Wenn der Ölpreis auf den 100 verharrt, hätten wir im Folgejahr eine Inflation von Null. Ist jetzt nur vereinfacht. Ich habe aber den Eindruck, daß dies häufig falsch verstanden wird.

Es ist aber ein großes Problem, daß wir relativ miese Preise haben und damit unsere Wettbewerbssituation versauen. Das stimme ich überein.

Trimichi 09.01.2023 18:37

Prinzipien und Strukturen erfassen ist eine Sache, die Kunst der Praxis eine andere; Aktive und Aktivisten werden mundtot gemacht und/oder weggesperrt. Nur so erklärt es sich, sich in relativ belanglose Kleinigkeiten zu verlieren, hierzulande sind das mal die Windräder, dann das Tempolimit, dann ist es das Gemüse usw. , die dafür sorgen nichts befürchten zu müssen, wegen der Zwietracht und Uneinigkeit die Abtraeglichkeit einer Loesung oder von Lösungen foerdern, welche somit überdies bequem in die Zukunft verschoben wird?

Zum Beispiel gibt es Interpol. Und den Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Warum nicht Entsprechendes fuer Politiker wegen Verursachung von Schaeden in der Umwelt usw. einfuehren? Index berechnen von wegen Umweltschaedlichkeit des Politikers, Overlap von Zusagen (Wahlversprechen) und Einhaltungen als weitere Skala, Korruption als Dritte usw. z.B. und wer darüber liegt wird wegen Machtmissbrauch in eine Besserungsanstalt gesteckt. Fertig. So kaemen Politiker an die Macht, die die ihnen uebertragene Macht nicht missbrauchten, das tun für was sie gewählt wurden, unbestechlich sind usw.

Natürlich ist das wenig pragmatisch. Theoretisch womöglich richtig? So bleibt es dabei: wir wollen, sollen - und können vielleicht sogar auch - das Gute, müssen aber das Schlechte tun. Nicht alle, klaro.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 08:38 Uhr.

Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.