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keko# 03.01.2023 13:20

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1694905)
Es würde zeigen, dass die Gesellschaft überhaupt mal bereit ist, in die richtige Richtung zu gehen.

Und es ist ja auch zu 99% klar, dass selbst das nicht kommt.

Unser Wohlstandsgewinn der letzten Jahrzehnte fußt auf steigendem Energieverbrauch und ebenso auf Konsum. Wie willst du das stoppen oder gar umkehren?
Ich erinnere mich noch sehr gut als kleiner Junge an das karge Leben meiner Großmütter.
Ich sehe momentan leider keine tragbare Lösung, um das in den Griff zu bekommen. Das Leben, das wir (die hier Mitlesenden) wohl alle leben, ist ganz einfach erstrebenswert. Es ist nicht so, dass Gesellschaften nicht wissen, dass sie viel Energie brauchen und die Umwelt ausbeuten.

MattF 03.01.2023 13:42

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1694924)
Unser Wohlstandsgewinn der letzten Jahrzehnte fußt auf steigendem Energieverbrauch und ebenso auf Konsum. Wie willst du das stoppen oder gar umkehren?


Wir wissen Heute wie man Häuser baut die praktisch so gut wie keine Heizenergie mehr verbrauchen und wir wissen auch wie mal alte Häuser nachrüstet, damit sie fast keine Energie mehr verbrauchen.
Wir wissen wie man die Restenergie klimaneutral herstellt, aus Erneuerbaren Energiequellen und heizen mit Wärmepumpe.

Konsum beruht zum Großteil auf Wegwerfscheiße. Wenn man hier nachhaltige Produkte z.b. Kleidung usw kauft, dann kann man auch hier ohne irgendwie weniger zu haben, sehr viel Resourcen und Energie sparen.

Im Verkehr steckt ein großes Sparpotential durch Umstieg auf Bus, Bahn und Fahrrad.

Tierische Produkte verbrauchen in der Herstellung viel Energie, Wasser und Landschaft. Das muss weniger werden.

Es ist nicht so, dass wir nicht wüssten wie man klimaneutral wird, es würde nur durchaus etwas Geld kosten und es müsste der Wille vorhanden sein auf den Zug aufzusteigen.

Und dabei würden wir nicht in der Ärmlichkeit der 50er Jahre landen und auch nicht im Mittelalter und schon gar nicht in Höhlen.

sybenwurz 03.01.2023 14:09

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1694926)
Wir wissen Heute wie man Häuser baut die praktisch so gut wie keine Heizenergie mehr verbrauchen und wir wissen auch wie mal alte Häuser nachrüstet, damit sie fast keine Energie mehr verbrauchen.
Wir wissen wie man die Restenergie klimaneutral herstellt, aus Erneuerbaren Energiequellen und heizen mit Wärmepumpe.

Konsum beruht zum Großteil auf Wegwerfscheiße. Wenn man hier nachhaltige Produkte z.b. Kleidung usw kauft, dann kann man auch hier ohne irgendwie weniger zu haben, sehr viel Resourcen und Energie sparen.

Im Verkehr steckt ein großes Sparpotential durch Umstieg auf Bus, Bahn und Fahrrad.

Tierische Produkte verbrauchen in der Herstellung viel Energie, Wasser und Landschaft. Das muss weniger werden.

Es ist nicht so, dass wir nicht wüssten wie man klimaneutral wird, es würde nur durchaus etwas Geld kosten und es müsste der Wille vorhanden sein auf den Zug aufzusteigen.

Prinzipiell ja, wenngleich ich mich gerne von dem Streben nach aktueller Lebens- und Konsumart ausschliessen würde. 'Die Gesellschaft' hat imho vorallem in den letzten beiden Jahrzehnten so viel Lebensqualität, Zusammenhalt und im Umgang miteinander eingebüsst, dass ihr mal ne Besinnung aus Wesentliche ganz gut täte.
Und das manifestiert sich in meinen Augen nicht in nem gepflegten Rasen, keinem Moos auf den Dachpfannen oder Naserümpfen gegenüber jenen, die ein kleineres Auto fahren oder das nicht regelmässig alle vier Jahre erneuern.


Zitat:

Und dabei würden wir nicht in der Ärmlichkeit der 50er Jahre
Die 50er verbinde ich vorallem zuerst mit wirtschaftlichem Aufschwung. Jeder, der sich n bissl reingekniet hat, konnte es zu was bringen und wenn ich das im Geschichts-/Sozialkundeunterricht richtig mitgekriegt hab, war das politisch auch so beabsichtigt.
Heute nehme ich dagegen eine Politik wahr, die in erster Linie dem Interesse von Lobbygruppen zu folgen scheint, eine Spaltung der Gesellschaft anhand von Einkommensklassen betreibt und dabei in erster Linie Vermögende begünstigt.
Was dabei konkret das Tempolimit anbelangt, ist mir kein einziger, vernünftiger Grund bekannt, welcher gegen eine Einführung auch in Deutschland spricht.
(Dafür jede Menge, die dafür sprechen)

Genussläufer 03.01.2023 14:14

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1694924)
Unser Wohlstandsgewinn der letzten Jahrzehnte fußt auf steigendem Energieverbrauch und ebenso auf Konsum.

Du vergisst noch eine sehr wichtige Komponente, die Auslagerung von Produktion in preiswertere Länder. Das hat uns über Jahrzehnte eine sehr überschaubare Inflation beschert. Und jetzt wollen wir alles auf einmal drehen. Produktion zu Hause, Aufgabe der Energiesicherheit und Konsumverzicht.

Das sind gute und sinnvolle Ziele. Die Frage ist nur wie setzt man das um und muss man alles auf einmal tun?. Die nächste Frage wäre die nach der Konsequenz. In den EM haben wir Milliarden Menschen, die sehnlichst nach unserem Lebensstandard jauchzen.

Und hier ist ein Blick auf unseren Anteil an den einzelnen Problemen hilfreich. Nehmen wir mal nur CO2. Dann sehen wir, daß wir selbst mit einer Rückkehr in die Steinzeit, die steigende Nachfrage in anderen Ländern nicht annähernd kompensieren können. Das bedeutet aber nicht, daß wir nichts tun sollten. Wir sollten nur kleinlich darauf achten, daß wir ein Modell entwickeln, das andere als nachahmenswert betrachten. Dann hätte wir wirklich etwas gewonnen. Wenn wir signifikante Wohlstandsverluste in Kauf nehmen, werden unsere Bemühungen sicher keinen Vorbildscharakter haben. Ohne den wären wir aber mit dem bisherigen Weg besser aufgehoben. Die Frage ist also nicht, ob wir etwas tun sollten. Die weitaus wichtiger Frage ist wie.

Siebenschwein 03.01.2023 14:25

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1694932)
... Die Frage ist also nicht, ob wir etwas tun sollten. Die weitaus wichtiger Frage ist wie.

Nee, die Frage ist nicht, wie wir was tun sollen, sondern wann. Und die Antwort ist klar: jetzt.
Wir haben für so viele Teilprobleme schon gangbare Lösungen auf dem Tisch, dass wir problemlos erstmal fünf Jahre diese Dinge angehen und loslegen können und uns währenddessen in Ruhe Gedanken um den Rest zu machen, bei dem wir derzeit noch nicht so recht wissen, wie die Lösung schlussendlich aussehen wird. Aber verdammt nochmal jetzt den Arsch hochzukriegen und wenigstens anzufangen ist wohl keine überzogene Forderung.
Und genau darum geht es den Strassenklebern: Lasst uns die einfachen Dinge zuerst machen. Tempolimit, 9€-Ticket. Danach die einfachen Dinge in anderen Sektoren angehen.
Es kann nicht sein, dass wir gepflegtes Nichtstun betreiben, weil uns derzeit nicht klar ist, wie die letzten drei Prozent der Lösung aussehen werden.

Genussläufer 03.01.2023 14:36

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1694933)
Nee, die Frage ist nicht, wie wir was tun sollen, sondern wann. Und die Antwort ist klar: jetzt.

Die Frage nach dem wann ist doch schon beantwortet. Das sehe ich wie Du :Blumen:

Zitat:

Wir haben für so viele Teilprobleme schon gangbare Lösungen auf dem Tisch, dass wir problemlos erstmal fünf Jahre diese Dinge angehen und loslegen können und uns währenddessen in Ruhe Gedanken um den Rest zu machen, bei dem wir derzeit noch nicht so recht wissen, wie die Lösung schlussendlich aussehen wird. Aber verdammt nochmal jetzt den Arsch hochzukriegen und wenigstens anzufangen ist wohl keine überzogene Forderung.
Solche kleinen Themen, die wirklich keine Wohlstandsverlust bringen, wie z.B. das Tempolimit bin ich völlig bei Dir. Ob es nun ein 9 Euro Ticket sein muss, weiß ich nicht. Daß man den ÖPNV deutlich attraktiver gestalten muss, steht außer Frage. Ich wäre hier auch mit dem 49 Euro einverstanden. Es sind noch andere Steuerungsoptionen, die zum Umstieg motivieren könnten und schnell umsetzbar wären. Warum macht man nicht das Parken in den Innenstädten oder auch die Zufahrt extrem teuer und damit unattraktiv?

Das sind wirklich kleine Themen, die man sofort in irgendeiner Form starten könnte. Diese Themen stehen aber in keinster Weise konträr zu den oben von mir aufgeworfenen Fragen.

Wenn wir jetzt aber unsere Energiesicherheit noch weiter ins Risiko setzen, unsaubere Energien von außen einführen (sieh Fracking), etc. haben wir nichts gewonnen. Es ist auch egal, wo die Vorabproduktion stattfindet. Was in China, Katar oder den USA in die Luft geblasen wird, belastet die gleiche Atmosphäre wie bei uns.

sabine-g 03.01.2023 14:41

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1694933)
Nee, die Frage ist nicht, wie wir was tun sollen, sondern wann. Und die Antwort ist klar: jetzt
......
Es kann nicht sein, dass wir gepflegtes Nichtstun betreiben, weil uns derzeit nicht klar ist, wie die letzten drei Prozent der Lösung aussehen werden.


Danke. So sieht es aus.
Die jungen Leute sind verzweifelt, weil sie wissen und erleben, dass die Basiskomponenten des Planeten - die wir alle im Alter noch nutzen/erleben/ausgebeutet haben - in sehr naher Zukunft einfach weg sind, platt gemacht von uns, die wir den Kopf schütteln weil sich ein paar Leute an der Straße festkleben oder mit Tomatensoße hässliche Bilder bewerfen.
Die Straßen in Hamburg stehen bald unter Wasser und die Bilder aus der Philharmonie schwimmen in der Alster.

Die LG ist genau wie die Grünen früher ein Gewinn für uns alle, auch die Grünen - Joschka Fischer in erster Reihe - haben am Rande der Legalität operiert.
Heute sind sie fester Bestandteil unseres politischen Spektrums und beteiligt an früheren und derzeitigen Regierung(en).

Nichts machen und weinen, dass das Gas zu teuer ist, ist relativ einfach.
Mut zu haben, aufzustehen, die Komfortzone zu verlassen, sich im Regen auf die Straße zu setzen, sich ggf. strafbar zu machen um FÜR UNS ALLE etwas zu verändern , ist ziemlich mutig.

Daher habe ich vollstes Unverständnis für alle Kritiker dieser Menschen, von mir kommt ausschließlich Applaus.

Genussläufer 03.01.2023 14:52

Zitat:

Zitat von sabine-g (Beitrag 1694937)
Danke. So sieht es aus.
Die jungen Leute sind verzweifelt, weil sie wissen und erleben, dass die Basiskomponenten des Planeten - die wir alle im Alter noch nutzen/erleben/ausgebeutet haben - in sehr naher Zukunft einfach weg sind, platt gemacht von uns, die wir den Kopf schütteln weil sich ein paar Leute an der Straße festkleben oder mit Tomatensoße hässliche Bilder bewerfen.
Die Straßen in Hamburg stehen bald unter Wasser und die Bilder aus der Philharmonie schwimmen in der Alster.

Und auch hier die Frage. Was nutzt eine 100% ökologische Umsetzung hier, wenn uns global niemand folgt? Wir benögen Wege, die andere auch attraktiv finden oder zumindest Wege, die die anderen nicht völlig abschrecken. Und an dem Punkt finde ich die aktuellen Forderungen von LG für gut und richtig. Ob das deren Überlegung ist, weiß ich zwar nicht. Es nützt aber auf der einen Seite ohne Nebenwirkungen, die schwerer wiegen.

Zitat:

Mut zu haben, aufzustehen, die Komfortzone zu verlassen, sich im Regen auf die Straße zu setzen, sich ggf. strafbar zu machen um FÜR UNS ALLE etwas zu verändern , ist ziemlich mutig.
Auch hier ist die Frage, was schwerer wiegt. Ich finde es auf jeden Fall gut, daß sie merken, daß sie mit der Art des Protests zu viel notwendige Unterstützung verlieren und sich anpassen. Klar sind sie dann immer noch penetrant und nervig. Aber das gehört eben auch dazu. Das wirkt auf mich erfrischen unidiologisch.

sabine-g 03.01.2023 14:54

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1694938)
Und auch hier die Frage. Was nutzt eine 100% ökologische Umsetzung hier, wenn uns global niemand folgt?

Es ist immer schon der falsche Weg gewesen, nichts zu machen, wenn auch die anderen nichts machen.

Genussläufer 03.01.2023 14:55

Zitat:

Zitat von sabine-g (Beitrag 1694939)
Es ist immer schon der falsche Weg gewesen, nichts zu machen, wenn auch die anderen nichts machen.

Wenn man etwas tut und damit die anderen abschreckt, etwas zu tun. Man deren Beitrag aber unbedingt benötigt, sehe ich das anders.

Siebenschwein 03.01.2023 14:58

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1694938)
Und auch hier die Frage. Was nutzt eine 100% ökologische Umsetzung hier, wenn uns global niemand folgt? Wir benögen Wege, die andere auch attraktiv finden oder zumindest Wege, die die anderen nicht völlig abschrecken. Und an dem Punkt finde ich die aktuellen Forderungen von LG für gut und richtig. Ob das deren Überlegung ist, weiß ich zwar nicht. Es nützt aber auf der einen Seite ohne Nebenwirkungen, die schwerer wiegen.

Ich halte diese Diskussion um die Attraktivität der nationalen Lösung für andere Länder für sinnlos. Wenn eine Lösung für Island funktioniert, ist sie per se gut und muss für Malawi weder attraktiv noch gangbar sein.
Wenn D einen Weg geht, der sowieso aus einer langen Latte an einzelnen Massnahmen besteht, wird jedes Land, das Ähnliches plant, gut beraten sein, sich anzuschauen, ob und wie diese Lösungen für sie wirken - und aus Erfolgen und Fehlern lernen. Dass wir uns aber darüber Gedanken machen, ob alle unserer Massnahmen auch in China funktionieren halte ich mit Verlaub für Schwachsinn und anmassend.

sybenwurz 03.01.2023 15:01

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1694935)
Es sind noch andere Steuerungsoptionen, die zum Umstieg motivieren könnten und schnell umsetzbar wären. Warum macht man nicht das Parken in den Innenstädten oder auch die Zufahrt extrem teuer und damit unattraktiv?

Das macht man hier bereits seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Bringts was? Nö.
Gut;- wir wissen nicht, wie es ohne die Massnahmen, mitm Auto in die Stadt zu fahren, unattraktiv zu machen, aussähe, aber meine Wahrnehmung ist, wozu ne edle Prachtkarosse, wenn ich dann doch zum unrasierten Pöpel ohne Auto in die Öfis steige?

Genussläufer 03.01.2023 15:11

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1694942)
Dass wir uns aber darüber Gedanken machen, ob alle unserer Massnahmen auch in China funktionieren halte ich mit Verlaub für Schwachsinn und anmassend.

Man hat im groben die Kategorien Art der Energie und Energienutzung. Bei richtigen Energiemix ist das eine sehr relevantes Thema. Und es ist von der Dimension sicher der größte Hebel. Und hier schauen auch die Chinesen sehr stark auf uns.

Wenn man die Frage nach dem Verbrauch stellt, kann jeder sofort etwas tun. Das ist auch nicht der relevante Punkt beim Modell für andere. Jeder einzelne kann einen Beitrag leisten. Und in Summe macht das auch etwas. Aufs ganze geschaut, reicht das natürlich nicht aus. Ich schreibe aber nicht, daß man das deswegen unterlassen sollte. Ganz im Gegenteil. Wir sollten uns die Ergebnisse aber nicht in die Tasche lügen.

Und es hat doch jeder selbst in der Hand. Die Klimabelastung ist doch individuell sehr transparent. Verkehr, Art der Nahrung, aber auch Größe der Wohnung spielen eine immense Rolle. Ich bin nun mal Fan von Pareto und würde immer schauen, wo ist der Hebel am größten. Achtung Übertreibung: der Tesla fahrende Veganer in seiner 300m2 Wohnung ist kein rule model.

Siebenschwein 03.01.2023 15:22

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1694945)
Man hat im groben die Kategorien Art der Energie und Energienutzung. Bei richtigen Energiemix ist das eine sehr relevantes Thema. Und es ist von der Dimension sicher der größte Hebel. Und hier schauen auch die Chinesen sehr stark auf uns.

Wenn man die Frage nach dem Verbrauch stellt, kann jeder sofort etwas tun. Das ist auch nicht der relevante Punkt beim Modell für andere. Jeder einzelne kann einen Beitrag leisten. Und in Summe macht das auch etwas. Aufs ganze geschaut, reicht das natürlich nicht aus. Ich schreibe aber nicht, daß man das deswegen unterlassen sollte. Ganz im Gegenteil. Wir sollten uns die Ergebnisse aber nicht in die Tasche lügen.

Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man endlich zeigt, dass auch ein grosses Industrieland in die Nähe der CO2-Neutralität kommt. Das ist schon positives Beispiel genug. Die Message "Geht doch" ist das stärkste Argument gegen die Skeptiker. Die Details der Ausgestaltung kann man dann für andere Länder übernehmen - oder auch nicht. Die Mongolei wird aus verständlichen Gründen keine Offshore-Windparks bauen während bei uns der Anteil an Kameldung an der Heizenergie keine signifikanten Werte erreichen wird. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es Lösungen gibt.

Genussläufer 03.01.2023 15:23

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1694943)
Das macht man hier bereits seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Bringts was? Nö.
Gut;- wir wissen nicht, wie es ohne die Massnahmen, mitm Auto in die Stadt zu fahren, unattraktiv zu machen, aussähe, aber meine Wahrnehmung ist, wozu ne edle Prachtkarosse, wenn ich dann doch zum unrasierten Pöpel ohne Auto in die Öfis steige?

Meines Erachtens sind die Preise immer noch deutlich zu niedrig und entsprechen nicht annähernd den wirklichen Kosten. Der Preis ist auch nur eine Kategorie. Man könnte auch den Platz eindämmen, Ausfahrtsstraßen teilen und für Alternativen wie das Rad Platz schaffen. Und ja, man müsste natürlich auch in den ÖPNV investieren. Vielleicht reicht es auch nicht, das eine unattraktiver zu machen, ohne das andere aufzuhübschen.

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1694946)
Die Details der Ausgestaltung kann man dann für andere Länder übernehmen - oder auch nicht. Die Mongolei wird aus verständlichen Gründen keine Offshore-Windparks bauen während bei uns der Anteil an Kameldung an der Heizenergie keine signifikanten Werte erreichen wird. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es Lösungen gibt.

Das lese und höre ich häufig. Ich habe diese Lösungen nur noch nicht gesehen.

Siebenschwein 03.01.2023 15:47

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1694947)
...Vielleicht reicht es auch nicht, das eine unattraktiver zu machen, ohne das andere aufzuhübschen.

Damit hast Du leider den entscheidenden Schwachpunkt der derzeitigen Politik offengelegt. Dummerweise kostet es halt deutlich mehr Geld, ÖV mit höherer Taktfrequenz aufzubauen, als ein paar Fahrspuren abzubauen oder Parkplätze zu reduzieren.


Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1694947)
...
Das lese und höre ich häufig. Ich habe diese Lösungen nur noch nicht gesehen.

Naja, das ist jetzt etwas pauschal für eine Antwort. Wenn Du konkrete Bedenken hast, kannst Du sie hier gern posten - eventuell hat ja jemand einen Lösungsvorschlag.
Dass man viele Sachen noch nicht implementiert hat, hat teilweise andere Ursachen - und wenn es schlicht und ergreifend die Kosten sind. Bei voller Übernahme der Folgekosten wären weder Kohle noch Kernenergie heute konkurrenzfähig.

keko# 03.01.2023 16:07

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1694926)
Wir wissen Heute wie man Häuser baut die praktisch so gut wie keine Heizenergie mehr verbrauchen und wir wissen auch wie mal alte Häuser nachrüstet, damit sie fast keine Energie mehr verbrauchen.
Wir wissen wie man die Restenergie klimaneutral herstellt, aus Erneuerbaren Energiequellen und heizen mit Wärmepumpe.

Konsum beruht zum Großteil auf Wegwerfscheiße. Wenn man hier nachhaltige Produkte z.b. Kleidung usw kauft, dann kann man auch hier ohne irgendwie weniger zu haben, sehr viel Resourcen und Energie sparen.

Im Verkehr steckt ein großes Sparpotential durch Umstieg auf Bus, Bahn und Fahrrad.

Tierische Produkte verbrauchen in der Herstellung viel Energie, Wasser und Landschaft. Das muss weniger werden.

Es ist nicht so, dass wir nicht wüssten wie man klimaneutral wird, es würde nur durchaus etwas Geld kosten und es müsste der Wille vorhanden sein auf den Zug aufzusteigen.

Und dabei würden wir nicht in der Ärmlichkeit der 50er Jahre landen und auch nicht im Mittelalter und schon gar nicht in Höhlen.

Ja, das wissen wir alles. Aber bleiben wir nur mal in der gedachten Blase Deutschland: wie willst du das alles umsetzen? Halte ich für völlig unmöglich. Das wird viele viele Jahren dauern.

MattF 03.01.2023 16:39

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1694951)
Ja, das wissen wir alles. Aber bleiben wir nur mal in der gedachten Blase Deutschland: wie willst du das alles umsetzen? Halte ich für völlig unmöglich. Das wird viele viele Jahren dauern.

Was ist deine Alternative?

Siebenschwein 03.01.2023 16:42

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1694951)
Ja, das wissen wir alles. Aber bleiben wir nur mal in der gedachten Blase Deutschland: wie willst du das alles umsetzen? Halte ich für völlig unmöglich. Das wird viele viele Jahren dauern.

Ok, wofür plädierst Du? Selbstmord aus Angst vor dem Tod?

Schwarzfahrer 03.01.2023 19:31

Faszinierend, kaum sind es wieder normale Arbeitstage, füllt sich das Forum mit tiefgründigen Diskussionen, schneller als während all der entspannten Feiertage. Die erste Januarwoche ist wohl in den meisten Betrieben genauso entspannt, wie bei uns...:Cheese:

Ein gutes Neues Jahr wünsche ich erst mal allen hier! Weiter unten hänge ich ein paar Gedanken rein, zu denen mich die heutigen Postings angeregt haben.

Schwarzfahrer 03.01.2023 19:34

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1694926)
Wir wissen Heute wie man Häuser baut die praktisch so gut wie keine Heizenergie mehr verbrauchen und wir wissen auch wie mal alte Häuser nachrüstet, damit sie fast keine Energie mehr verbrauchen.
Wir wissen wie man die Restenergie klimaneutral herstellt, aus Erneuerbaren Energiequellen und heizen mit Wärmepumpe.

Und wir wissen, daß das meiste dieser technischen Lösungen (besonders bei Altbauten) sich finanziell nicht zu Lebzeiten des Bauherren amortisiert, und somit eher idealistischen, wohlhabenden Menschen vorbehalten ist.
Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1694926)
Konsum beruht zum Großteil auf Wegwerfscheiße. Wenn man hier nachhaltige Produkte z.b. Kleidung usw kauft, dann kann man auch hier ohne irgendwie weniger zu haben, sehr viel Ressourcen und Energie sparen.

Sehr richtig; da fehlt mir leider auch die Fantasie, wie man Phenomänen wie "wechselnde Mode" beikommt, um die Motivation, Gekauftes lange zu nutzen, zu erhöhen. Das hat nicht mal im Rumänien meiner Kindheit funktioniert, trotz extrem eingeschränkten Angebots.
Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1694926)
Im Verkehr steckt ein großes Sparpotential durch Umstieg auf Bus, Bahn und Fahrrad.

Auch richtig, aber auch sehr selektiv bzgl. Region und Personenkreis; z.B. ist auf dem lande ÖPNV oft nicht wirtschaftlich und effektiv lösbar; Fahrrad ist für viele Menschen keine Option auf Grund der körperlichen Voraussetzungen bzw. Möglichkeiten.
Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1694926)
Tierische Produkte verbrauchen in der Herstellung viel Energie, Wasser und Landschaft. Das muss weniger werden.

Das sehe ich komplexer, Intensive Massentierhaltung reduziert z.B. den Landschaftsverbrauch, artgerechte Haltung kann die Umwelt mehr belasten, eine gute Balance ist nicht einfach zu finden.
Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1694926)
Es ist nicht so, dass wir nicht wüssten wie man klimaneutral wird, es würde nur durchaus etwas Geld kosten und es müsste der Wille vorhanden sein auf den Zug aufzusteigen.

Warum gleich "klimaneutral", warum gleich die Maximalforderung? Ich fände kleinere, sofort wirksame Teil-Schritte effektiver, weil für die Menschen eher akzeptabel und umsetzbar.

Schwarzfahrer 03.01.2023 19:34

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1694932)
... Das bedeutet aber nicht, daß wir nichts tun sollten. Wir sollten nur kleinlich darauf achten, daß wir ein Modell entwickeln, das andere als nachahmenswert betrachten. Dann hätte wir wirklich etwas gewonnen. Wenn wir signifikante Wohlstandsverluste in Kauf nehmen, werden unsere Bemühungen sicher keinen Vorbildscharakter haben. Ohne den wären wir aber mit dem bisherigen Weg besser aufgehoben. Die Frage ist also nicht, ob wir etwas tun sollten. Die weitaus wichtiger Frage ist wie.

Das ist mein Wort zum Dienstag :Blumen: .

Schwarzfahrer 03.01.2023 19:38

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1694933)
Nee, die Frage ist nicht, wie wir was tun sollen, sondern wann. Und die Antwort ist klar: jetzt.

Selbstverständlich, nur im jetzt können wir handeln. Aber das "wie" ist trotzdem entscheidend, wer nur schnell handelt, ohne einen guten Plan, wird scheitern.
Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1694933)
Wir haben für so viele Teilprobleme schon gangbare Lösungen auf dem Tisch, dass wir problemlos erstmal fünf Jahre diese Dinge angehen und loslegen können und uns währenddessen in Ruhe Gedanken um den Rest zu machen, bei dem wir derzeit noch nicht so recht wissen, wie die Lösung schlussendlich aussehen wird. Aber verdammt nochmal jetzt den Arsch hochzukriegen und wenigstens anzufangen ist wohl keine überzogene Forderung.

Auch richtig - aber dann sollte man eben nicht illusorische Ausstiegsdaten (weit über die Amtszeit aller beschließenden Politiker hinaus) festlegen, sondern wirklich aktuell Wirksames machen (s. Beispiele im nächsten Posting).
Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1694933)
Es kann nicht sein, dass wir gepflegtes Nichtstun betreiben, weil uns derzeit nicht klar ist, wie die letzten drei Prozent der Lösung aussehen werden.

Na ja, bezüglich 100 % CO2-Freiheit fehlen deutlich mehr als drei Prozent der Lösung ...
Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1694946)
Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man endlich zeigt, dass auch ein grosses Industrieland in die Nähe der CO2-Neutralität kommt. Das ist schon positives Beispiel genug. Die Message "Geht doch" ist das stärkste Argument gegen die Skeptiker.

Nein, Skeptiker werden nicht durch "Messages" überzeugt, die sind für Propaganda-Affine Mitmenschen ohne eigene kritische Gedanken. Skeptiker überzeugen nur Ergebnisse, konkrete Lösungen.

Schwarzfahrer 03.01.2023 19:43

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1694918)
Das Problem ist, dass große Würfe oft komplex sind bzw. zu stark vereinfacht die Menschen nicht erreichen. Die Botschaft "Wir retten die Welt" wäre zwar ein großer Wurf, würde in der politischen Diskussion aber höchstens milde belächelt und als etwas über-ehrgeizig betrachtet. Wer das sagt, würde also nicht ernst genommen.

Die Reduktion der Kommunikation auf zwei konkrete Forderungen, die noch dazu leicht umsetzbar wären, umgeht dieses Problem. Es ist sicher allen klar, dass diese beiden Maßnahmen die Welt nicht retten würden, aber es wären zwei kleine Schritte in diese Richtung.

Genau das "wir retten die Welt, die ja sonst bald untergeht" ist doch die Basis des Klima-Aktivismus. Der große Wurf wäre, diese Rettung tatsächlich umzusetzen - dafür fehlen allerdings glaubhafte realistische Lösungen (und mir auch der Glaube, daß die Welt sonst wirklich untergeht).

Genussläufer hat sich als Pareto-Fan geäußert. Bin ich auch. Nach dem Prinzip ist es nicht hilfreich und sinnvoll, "den kleinsten aller Würfe" hinzubekommen, sondern zuerst den Wurf, der mit dem geringsten Aufwand den größten Effekt erzielt. Wenn es wirklich vor allem um die schnelle Senkung der CO2-Emissionen geht, ist Tempolimit eine homöopathische Symbolaktion, mit marginalem Effekt, zumal andere Länder bereits dort sind, also auch keiner durch Nachahmung Hebeleffekte erwarten kann.

Wenn es jemand ernst meint mit schneller CO2-Reduktion schnellstmöglich, warum wird dann nicht z.B. der möglichst lange Weiterbetrieb von Kernkraftwerken gefordert statt Kohlekraftwerke wieder zu aktivieren, bis genügend Windräder stehen? Wenn wir Wärmepumpen schneller ausbauen, als Windkraft, und diese noch in schlecht gedämmte Altbauten erzwingen, erhöhen wir auch den (Kohle)-CO2-Anteil; Umrüstung auf Gas-Brennwertkessel überall, wo noch alte Kessel stehen, würde da unterm Strich schneller den CO2-Anteil senken. Haussanierung zu fördern proportional zur gesparten Heizenergie (nachträglich, mit Heizkostenabrechnung nachgewiesen, unabhängig von Methode) würde mehr Besitzer motivieren, als starre Vorgaben von Dämm- oder Heizungslösungen. Förderung von verbrauchs-effizienten Verbrennern könnte den Anteil von schweren SUV senken, und die Liebhaber von Autos mit hunderten PS mehr zu den Elektroautos drängen. Solche Ideen wären keine "Endlösungen", aber sofort effektive Zwischenschritte. Forderungen dieser Art würden mich viel mehr überzeugen, daß es den Betreffenden um das Klima geht, da hilfreich auf dem Weg zur Minimierung des CO2-ausstoßes , als symbolische Forderungen oder aktuell noch völlig illusorische Planungen für Verbote von Verbrennungsmotoren oder Gasheizungen oder gar Visionen von geplanten Änderungen der Gesellschaft - manche davon klingen mehr nach Antikapitalismus und kollektivistische, illiberale Staatsvisionen, als Klimaschutz.

sybenwurz 03.01.2023 19:59

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1694971)
...dafür fehlen allerdings glaubhafte realistische Lösungen (und mir auch der Glaube, daß die Welt sonst wirklich untergeht).

Natürlich geht die Welt jetzt nicht durch uns Menschenplage nach zweieinhalb Millarden Jahren unter.
Es liegt wohl am Grössenwahn des Menschen, zu glauben, er kriege das hin.
Aber nein, voila, er wird sich nur selbst eliminieren und 'die Welt' hervorragend ohne ihn weiterexistieren...:liebe053:

Zitat:

Genussläufer hat sich als Pareto-Fan geäußert. Bin ich auch. Nach dem Prinzip ist es nicht hilfreich und sinnvoll, "den kleinsten aller Würfe" hinzubekommen, sondern zuerst den Wurf, der mit dem geringsten Aufwand den größten Effekt erzielt.
Aja, aber wir kriegen doch weder das Eine noch das Andre hin...:-((

MattF 03.01.2023 20:23

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1694972)

Aja, aber wir kriegen doch weder das Eine noch das Andre hin...:-((

Genau, all das was der gute Schwarze aufzählt passiert ja auch nicht.

Von daher hab ich auch keinen Bock auf das Ganze einzugehen, weil es vergebene Liebesmühe ist und Vertun in der Diskussion ums Klein/Klein.

trithos 03.01.2023 22:05

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1694971)
Genau das "wir retten die Welt, die ja sonst bald untergeht" ist doch die Basis des Klima-Aktivismus. Der große Wurf wäre, diese Rettung tatsächlich umzusetzen - dafür fehlen allerdings glaubhafte realistische Lösungen (und mir auch der Glaube, daß die Welt sonst wirklich untergeht).

Genussläufer hat sich als Pareto-Fan geäußert. Bin ich auch. Nach dem Prinzip ist es nicht hilfreich und sinnvoll, "den kleinsten aller Würfe" hinzubekommen, sondern zuerst den Wurf, der mit dem geringsten Aufwand den größten Effekt erzielt. Wenn es wirklich vor allem um die schnelle Senkung der CO2-Emissionen geht, ist Tempolimit eine homöopathische Symbolaktion, mit marginalem Effekt, zumal andere Länder bereits dort sind, also auch keiner durch Nachahmung Hebeleffekte erwarten kann.

Wenn es jemand ernst meint mit schneller CO2-Reduktion schnellstmöglich, warum wird dann nicht z.B. der möglichst lange Weiterbetrieb von Kernkraftwerken gefordert statt Kohlekraftwerke wieder zu aktivieren, bis genügend Windräder stehen? Wenn wir Wärmepumpen schneller ausbauen, als Windkraft, und diese noch in schlecht gedämmte Altbauten erzwingen, erhöhen wir auch den (Kohle)-CO2-Anteil; Umrüstung auf Gas-Brennwertkessel überall, wo noch alte Kessel stehen, würde da unterm Strich schneller den CO2-Anteil senken. Haussanierung zu fördern proportional zur gesparten Heizenergie (nachträglich, mit Heizkostenabrechnung nachgewiesen, unabhängig von Methode) würde mehr Besitzer motivieren, als starre Vorgaben von Dämm- oder Heizungslösungen. Förderung von verbrauchs-effizienten Verbrennern könnte den Anteil von schweren SUV senken, und die Liebhaber von Autos mit hunderten PS mehr zu den Elektroautos drängen. Solche Ideen wären keine "Endlösungen", aber sofort effektive Zwischenschritte. Forderungen dieser Art würden mich viel mehr überzeugen, daß es den Betreffenden um das Klima geht, da hilfreich auf dem Weg zur Minimierung des CO2-ausstoßes , als symbolische Forderungen oder aktuell noch völlig illusorische Planungen für Verbote von Verbrennungsmotoren oder Gasheizungen oder gar Visionen von geplanten Änderungen der Gesellschaft - manche davon klingen mehr nach Antikapitalismus und kollektivistische, illiberale Staatsvisionen, als Klimaschutz.

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was das mit meinem Posting zu tun hat, auf das Du Dich beziehst. Mein Thema war politische Kommunikation - nicht Kohlekraftwerke, SUVs, Antikapitalismus, Gas-Brennwertkessel, usw ...

Aber was wäre denn eigentlich so schlimm an einem Tempolimit? Kein Aufwand, keine Kosten und trotzdem ein bisschen Wirkung. Passt doch voll in Dein Prinzip. Und alle anderen von Dir aufgezählten Dinge kann man ja trotzdem machen. Ich kann Deinen Standpunkt mittlerweile wirklich nicht mehr nachvollziehen.

Klugschnacker 04.01.2023 09:33

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1694946)
Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man endlich zeigt, dass auch ein grosses Industrieland in die Nähe der CO2-Neutralität kommt. Das ist schon positives Beispiel genug. Die Message "Geht doch" ist das stärkste Argument gegen die Skeptiker.

Vorausgesetzt, dass das große Industrieland tatsächlich klimaneutral wird oder wenigstens in die Nähe der Klimaneutralität kommt.

Das kann sich ja auch als Unmöglichkeit erweisen: Es kann passieren, dass eine Klimaneutralität aller Bemühungen zum Trotz für ein großes Industrieland einfach nicht zu erreichen ist. Klimaneutral bedeutet: Null Emissionen in allen Bereichen.

Ein großes Industrieland sind wir nur dann, wenn unsere Wirtschaft weiter wächst. Falls sie nicht wächst, überholt uns das globale Wirtschaftswachstum von derzeit jährlich 3% ratzfatz. Aktuell wächst die deutsche Wirtschaft mit 2%. Das bedeutet, sie verdoppelt sich alle 36 Jahre. In 72 Jahren vervierfacht sie sich. Damit wächst auch der Ressourcenverbrauch und der Energiebedarf. Dieses Wachstum macht alle Bemühungen zunichte, schonend mit unserem Planeten umzugehen.

Vielleicht können wir in Deutschland klimaneutral werden (was ich leider bezweifle), aber wir können es nicht als globale Wirtschaftsnation. Klimaschutz und dauerhaftes Wirtschaftswachstum geht meiner Ansicht nach nicht zusammen.

keko# 04.01.2023 09:52

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1694954)
Was ist deine Alternative?

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1694955)
Ok, wofür plädierst Du? Selbstmord aus Angst vor dem Tod?

Um ehrlich zu sein, seit dem Ukraine-Krieg habe ich auch keine echte Idee mehr. Vorher glaubte ich an (mühsame) internationale Abkommmen, auch wenn es dabei mal Rückschritte gibt. Ich glaubte sogar daran, dass das wirtschaftlich starke Deutschland eine Vorreiterrolle einehmen könnte.

Nun sehe ich die Gefahr, dass es so läuft wie bei der Fußball-WM: vorher viel Gerede, viel Moral. Aber zu wenig Leistung und man fliegt raus.
Deutschland ist längst kein Weltmeister mehr. Die Welt wartet nicht auf uns.
Im Moment sehe ich eher die Gefahr der Alleingänge, dass man zu viel auf einmal will.

Aber um eine Antwort zu geben: statt sich um Klimakleber zu kümmern, sollte man den entscheidenden Politikern viel mehr auf die Finger schauen. Grüne Politker, die mir stattdessen neueste Waffensystem schmackhaft machen wollen, sind für mich unwählbar geworden. (ich habe seit den 80ern zig-mal aus Umwelt/Naturschutzgründen grün gewählt).

Siebenschwein 04.01.2023 09:59

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1695012)
...
Ein großes Industrieland sind wir nur dann, wenn unsere Wirtschaft weiter wächst. Falls sie nicht wächst, überholt uns das globale Wirtschaftswachstum von derzeit jährlich 3% ratzfatz. Aktuell wächst die deutsche Wirtschaft mit 2%. Das bedeutet, sie verdoppelt sich alle 36 Jahre. In 72 Jahren vervierfacht sie sich. Damit wächst auch der Ressourcenverbrauch und der Energiebedarf. Dieses Wachstum macht alle Bemühungen zunichte, schonend mit unserem Planeten umzugehen.

Vielleicht können wir in Deutschland klimaneutral werden (was ich leider bezweifle), aber wir können es nicht als globale Wirtschaftsnation. Klimaschutz und dauerhaftes Wirtschaftswachstum geht meiner Ansicht nach nicht zusammen.

Wirschaftswachstum muss natürlich real sein, also inflationsbereinigt sein. Da werden oft Zahlen vermischt, habe ich den Eindruck, so dass das eigentliche Wachstum höher scheint als es in Tat und Wahrheit ist. Aber zurück zum Thema.
Wirtschaftswachstum von Ressourcenverbrauch zu entkoppeln ist ein schwieriges Unterfangen, da stimme ich Dir zu. Nicht umsonst gibt es die Thesen von den Grenzen des Wachstums und die Forderungen, Wachstum per se zu beschränken.
Nichtsdestotrotz gibt es schon jetzt Branchen, die Wachstum ohne höheren Ressourcenverbrauch generieren. Neue Software kann besser sein und mehr Funktionen bieten, ohne dass sie mehr Ressourcen frisst.
Gerade Maschinen- und Anlagenbauer können mit sparsamen und ressourcenschonenden Maschinen ihre Marktposition stärken.
Recycelte Materialien einzusetzen ist schon heute ein Verkaufsargument in vielen Branchen.
Nehmen wir die Windenergiebranche: Vestas als Weltmarkführer will bis 2030 nicht nur selbst ausschliesslich erneuerbare Energie einsetzen, sondern drückt diese Forderung all seinen Lieferanten auf. (Cleverer Move - damit vergrössern sie natürlich ihren eigenen Markt).
Ich glaube, man muss Wirschaftswachstum eben nicht nur als Extensivierung sehen, sondern auch die Intensivierung und den Umbau auf CO2-neutrale Energieträger als Konjunkturtreiber nutzen.
PS: die Diskussion erinnert mich ein bisschen an die 80er, als die Industrie, speziell die Chemie, Zeter und Mordio schrie, weil man ihnen die uingebremsten Emissionen in die Luft und die Flüsse verbieten wollte- Damals hiess es auch, das wäre zu teuer und die Industrie würde abwandern dorthin, wo man ungestört verschmutzen kann.
Schlussendlich hat man Kläranlagen und Filter gebaut - und diese dann auch noch in andere Länder exportiert. Umwelttechnologie ist ein Exportschlager. Dieses Feld sollten wir nicht anderen überlassen.

keko# 04.01.2023 10:04

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1695015)
...
Nichtsdestotrotz gibt es schon jetzt Branchen, die Wachstum ohne höheren Ressourcenverbrauch generieren. Neue Software kann besser sein und mehr Funktionen bieten, ohne dass sie mehr Ressourcen frisst.
Gerade Maschinen- und Anlagenbauer können mit sparsamen und ressourcenschonenden Maschinen ihre Marktposition stärken.....

Das wird definitiv so sein und passiert ja bereits schon. Selbstfahrende Autos, die mit Ampeln und anderen Autos kommunizieren und so einen besseren Verkehrsfluss generieren. Leider kommen solche Impulse zu wenig aus Deutschland sondern aus anderen datengetriebenen Wirtschaftsnationen.

Siebenschwein 04.01.2023 10:11

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695014)
...
Nun sehe ich die Gefahr, dass es so läuft wie bei der Fußball-WM: vorher viel Gerede, viel Moral. Aber zu wenig Leistung und man fliegt raus.
Deutschland ist längst kein Weltmeister mehr. Die Welt wartet nicht auf uns.
Im Moment sehe ich eher die Gefahr der Alleingänge, dass man zu viel auf einmal will.

...

Sehe ich anders. Das ist keine dogmatische Entscheidung, ob man mitmacht, sondern rein durch die Notwendigkeit getrieben. Und es ist definitiv kein Alleingang.
Selbst die Chinesen haben mittlerweile erkannt, dass sie ihr riesiges Land nicht weiter so verdrecken können und bauen mehr Windkraftanlagen als der Rest der Welt zusammen. Sie schliessen Chemiefirmen, die die Flüsse verschmutzen und stellen Kohlekraftwerke ab, wenn die Luft zu dreckig ist.
Wenn wir nichts machen, werden wir in 15 Jahren nur noch chinesische Technologie einkaufen können, weil wir den Anschluss verloren haben.

TriVet 04.01.2023 10:15

Erinnert sich hier jemand an FCKW, Ozonloch und die Diskussionen bzw Verbote dazu?!

Das wurde auch in internationaler(!. Nein, Deutschland muss die Welt nicht alleine retten, aber seinen Teil dazu beitragen!) Abstimmung und Anstrengung geschafft, ähnliches erhoffe ich mir für das Klima.:Blumen:

Stattdessen wird hier auf andere verwiesen (Aber China!), auf Maximalforderungen verwiesen (Also wenn das nicht ganz sicher funktioniert -Optimum-, machen wir es nicht. So.), auf Kosten verwiesen (Wer soll das bezahlen? Unsere Kids!), auf Nebenschauplätzen (Klimakleber) künstlich aufgeregt) etc. pp.:( :(

keko# 04.01.2023 10:31

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1695017)
Sehe ich anders. Das ist keine dogmatische Entscheidung, ob man mitmacht, sondern rein durch die Notwendigkeit getrieben. Und es ist definitiv kein Alleingang.
Selbst die Chinesen haben mittlerweile erkannt, dass sie ihr riesiges Land nicht weiter so verdrecken können und bauen mehr Windkraftanlagen als der Rest der Welt zusammen. Sie schliessen Chemiefirmen, die die Flüsse verschmutzen und stellen Kohlekraftwerke ab, wenn die Luft zu dreckig ist.
Wenn wir nichts machen, werden wir in 15 Jahren nur noch chinesische Technologie einkaufen können, weil wir den Anschluss verloren haben.

Prinzipiell sehe ich das genauso. Es gibt hierbei kein Zurück. Das sind technologische Entwicklungen, die kommen werden - so oder so, mit uns oder ohne uns. Diese Technologie wird datengetrieben daherkommen, anders ist es auch gar nicht denkbar. Hier sind wir in einem Wettrennen besonders mit China. Auch um die Zukunft des Autos. Schülern und Studenten, mit den ich zu tun habe, erkläre ich das permanent. Studenten bis auf den Algorithmus hinab. Die haben die Zukunft auch längst begriffen.
Mein Anliegen ist es aber, dass dieser Wandel sozialverträglich geschehen muss, ansonsten wird es nicht funktionieren. Hier würde ich mir positive Erklärungen und echte Visionen von Seiten der Politik erhoffen.

Klugschnacker 04.01.2023 11:46

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1695018)
Stattdessen wird hier auf andere verwiesen (Aber China!), auf Maximalforderungen verwiesen (Also wenn das nicht ganz sicher funktioniert -Optimum-, machen wir es nicht. So.), auf Kosten verwiesen (Wer soll das bezahlen? Unsere Kids!), auf Nebenschauplätzen (Klimakleber) künstlich aufgeregt) etc. pp.:( :(

Ich denke, dass wir sofort mit allen möglichen Klimaschutzmaßnahmen anfangen sollten bzw. diesen Weg intensivieren sollten. Ohne Wenn und Aber. Wir haben zu spät damit angefangen und agieren viel zu langsam.

Falls wir weltweit die Kurve kriegen und unsere Emissionen stark verringern, können wir den Klimawandel verlangsamen. Wir können ihn meiner Meinung nach aber nicht aufhalten. Denn Kohlendioxid baut sich im Unterschied zu den FCKWs in der Atmosphäre nicht ab. Was wir in den letzten und in den kommenden Jahrzehnten in die Lufthülle geblasen haben, entfaltet dort für die nächsten tausend Jahre seine Wirkung und heizt die Erde auf. Dazu kommt laufend neues Kohlendioxid, denn eine emissionsfreie Welt wird es meiner Meinung nach mittelfristig nicht geben.

Was passiert, wenn die gigantischen Flächen mit Permafrostböden auftauen und dort biologische Zersetzungsprozesse in Gang kommen, die Klimagase freisetzen, mag sich jeder selbst ausmalen. Diese Böden speichern mehr Kohlenstoff, als unsere gesamte Industrie bisher durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt hat. Sie fangen bereits an, dieses Kohlendioxid freizusetzen.

MattF 04.01.2023 11:46

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1695025)
Mein Anliegen ist es aber, dass dieser Wandel sozialverträglich geschehen muss, ansonsten wird es nicht funktionieren. Hier würde ich mir positive Erklärungen und echte Visionen von Seiten der Politik erhoffen.

Reichensteuer, Erbschaftssteuer rauf. So einfach ist das, mal abgesehen, dass fast kein Land dieser Welt so sozial ist wie wir, bzw. so viel Geld im Sozialhaushalt hat wie wir.

Klugschnacker 04.01.2023 12:14

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1695015)
Nichtsdestotrotz gibt es schon jetzt Branchen, die Wachstum ohne höheren Ressourcenverbrauch generieren. Neue Software kann besser sein und mehr Funktionen bieten, ohne dass sie mehr Ressourcen frisst.

Gerade Maschinen- und Anlagenbauer können mit sparsamen und ressourcenschonenden Maschinen ihre Marktposition stärken.

Wenn sich irgendwo etwas einsparen lässt, führt das zu Wachstum. Dieses Wachstum frisst die ursprünglichen Einsparungen auf. Wird eine Software billiger, führt diese Einsparung zu Ausgaben an anderer Stelle.

Beispiel Fernseher: Wie alt war die Glotze Eurer Großeltern? 30 Jahre? Heute ist die Produktion solcher Geräte viel effizienter und billiger. Die Nutzungsdauer dieser Geräte bis zu einer Neuanschaffung ist viel geringer geworden. Der Ressourcenverbrauch ist gestiegen.

Beispiel Flugreisen: Flugzeuge sind sehr viel sparsamer und effizienter geworden. In der Folge hat der Flugverkehr stark zugenommen. Mit ihm der Ressourcenverbrauch.

Beispiel Textilwirtschaft: Jeans sind viel billiger als früher. Jeder Teenager versinkt heutzutage unter einem Klamottenberg. Der Ressourcenverbrauch ist gestiegen.

Beispiel Software: Leistungsfähigere Software in der Produktion führt zu billigeren Produkten. Zum Beispiel Handys. Heute gibt es 6 Milliarden Handys auf der Welt, Tendenz steigend, die nur wenige Jahre alt werden. Das Internet hat heute fast den doppelten CO2-Verbrauch wie der globale Flugverkehr.

Beispiel Fleischproduktion: Kann ich mir vermutlich sparen.
:Blumen:

TRIPI 04.01.2023 12:16

Gibt es denn keine Projekte, die versuchen CO2 wieder zu binden? Mir ist klar dass Aufforstung im Verhältnis sehr wenig bringt, das ganze fossile CO2 wird man damit nicht los. An die angesprochenen Permafrostböden mag ich gar nicht denken.
Wäre das nicht etwas für ein innovatives Startup? Ist CO2 aus der Luft filtern technisch unmöglich bzw rechnet sich nicht?

MattF 04.01.2023 12:51

Zitat:

Zitat von TRIPI (Beitrag 1695039)
Ist CO2 aus der Luft filtern technisch unmöglich bzw rechnet sich nicht?

Es ist energieintensiv.

Rechnen ist eine Frage der Betrachtung. Meiner Meinung nach müsste eine to CO2 soviel Steuern kosten wie das Entfernen aus der Atmosphäre halt kosten würde.

Aber solange keiner gezwungen ist den Preis zu zahlen, solange wird es nicht gemacht (im großen Stil).

sabine-g 04.01.2023 12:56

Es wird bei der künstlichen Photosynthese und intensiv an der Kernfusion geforscht.
Manchmal ergibt sich aus solchen Bestrebungen schneller was als man erwartet.


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