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aequitas 16.07.2020 14:53

Zitat:

Zitat von Körbel (Beitrag 1542705)
Deswegen wird es noch eine Ewigkeit dauern, bis sie einen Impfstoff gefunden haben.

Nein, deshalb wird es sicherlich nicht (!) eine Ewigkeit dauern. Das ist abhängig von anderen Faktoren.

Diese Forschungsergebnisse sind sehr positiv und stehen einer Impfstoffentwicklung nicht entgegen.

Hafu 16.07.2020 15:02

Zitat:

Zitat von Körbel (Beitrag 1542705)
Deswegen wird es noch eine Ewigkeit dauern, bis sie einen Impfstoff gefunden haben.

Der Beitrag von El Stupido bzw. von Herrn Lauterbach bezog sich eher darauf, dass die Immunität nach durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion eher auf den Schenkel der T-Zell-immunität bezieht und weniger auf den Schenkel der Antikörper vermittelten Immunität.

Auf die Wirksamkeit von Impfungen hat dies nicht zwingend Einfluss, weil auch die T-Zell vermittelte Immunität eine sehr wirksame Infektionsbarriere sein kann.

Es spricht viel dafür, dass erste Impfstoffe nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Allerdings werden für all diese Impfstoffe anfangs die Daten fehlen, wie lange die Schutzwirkung durch Impfung dann auch anhält, da man nicht die Zeit hat, um die Zulassungsstudien ausreichend lange laufen zu lassen und dann wird es auch angesichts der pandemischen Verbreitung das Problem der Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe geben.

merz 16.07.2020 16:36

Zwischenstand im Impfrennen: etwa 155 Projekte weltweit, mglw. könnte eines schon für das chinesische Militär in Anwendung sein

https://www.nytimes.com/interactive/...e-tracker.html


generell hat Dr. Fauci sich letztlich recht optimistisch geäußert was die Aussichten angeht

m.

Foxi 16.07.2020 21:14

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542586)
Ich wüsste nicht, was daran rätselhaft sein sollte.

Eine Quarantäne in einem Hotel ist nunmal keine echte Quarantäne.
Wir haben seit Beginn der Pandemie eine echte Quarantäne-Station bei uns im Krankenhaus ...

Danke Hafu, für die Klarstellung. Erst jetzt fällt mir auf, dass man die Meldung zeitlich unter verschiedener Perspektiven lesen konnte.

1) Die Seeleute waren negativ getestet, dann 14 Tage in Quarantäne, dann 35 Tage auf See, und danach hatten sich 57 von 61 Leuten angesteckt. So hatte ich das zunächst gelesen (vermutlich auch fehlgeleitet durch den Hinweis der Redaktion, die "Behörden stünden vor einem Rätsel".

2) Die Seeleute waren negativ getestet, dann 14 Tage in Quarantäne, dann 35 Tage auf See, und in diesem Zeitraum hatten sich 57 von 61 Leuten angesteckt. Das ist dann in der Tat wenig spektakulär, sondern beschreibt nur den Lauf der Ansteckungskette unter der Besatzung während des Aufenthalts auf See.
So wird's mutmaßlich gewesen sein.

Hafu 17.07.2020 06:17

Habe heute früh mal wieder die pandemische Lage anhand der Worldometer-Zahlen und diverser zusätzlicher Quellen gecheckt.

Ich mach' das neugierdehalber meist nur einmal die Woche bezogen auf die Mittwochs- und Donnerstagszahlen, da diese erfahrungsgemäß meist am zuverlässigsten sind.

Am Wochenende gibt es in vielen Ländern eine Meldelücke, da weniger getestet und gemeldet wird, dafür sind dann oft die Montags- und z.T. auch die Dienstagszahlen zu hoch, da dann nachgemeldet bzw. der Teststau abgearbeitet wird.

Den USA entgleitet in vielen Bundesstaaten die Lage immer mehr: mit 73 000 Fällen wurden dort gestern soviele Neu-infekte gemeldet wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Zweifellos ein eklatantes Versagen der dortigen politischen Führung, zumal es aktuell einen klaren Zusammenhang zwischen den besonders betroffenen republikanisch regierten Bundesstaaten und den relativ stabilen demokratisch geprägten und regierten Bundesstaaten gibt. Bei derart vielen Neuinfekten, wie in vielen Staaten der USA ist es aussichtslos, einzelne Neuinfekte noch nachzuvollziehen und Infektionsketten zu erkennen bzw. zu isolieren.

In Deutschland befinden wir uns dagegen nach wie vor in einer pandemisch betrachteten Bildebuchsituation mit gerade mal knapp 600 Neuinfekten am gestrigen Donnerstag bundesweit. Da aber auch das der höchste Tageswert seit drei Wochen (also etwa seit der Sondersituation der Tönnies-Krise in Gütersloh) darstellt, habe ich dann trotzdem noch weiter recherchiert, woher die moderat erhöhte Neuinfekt-Zahl resultiert, da in den letzten Wochen die Zahl der Neuinfekte bundesweit meist um die 400/Tag lag.
Erster Verdacht wären ja z.B. rückkehrende Urlauber aus pandemisch stärker betroffenen Regionen, die das Virus erneut bei uns eintragen.
Ich habe dann die Tagesspiegel-Statistik nach besonders betroffenen Landkreisen geordnet und dann in der jeweiligen Lokalpresse weitergegoogelt. Aktuell am stärksten betroffen sind die Landkreise Bad Tölz, Euskirchen und Mettmann mit jeweils über 20 Neuinfekten pro 100 000 Einwohnern.

In Bad Tölz liegen die erhöhten Infektzahlen an einem Ausbruch in einer Gemeinschaftsunterkunft von Asylbewerbern, ebenso wie in Euskirchen, wo ebenfalls eine Flüchtlingsunterkunft einen Hotspot bildet, wobei dort noch hinzukommt, dass das Virus in die Unterkunft durch Jugendliche, die an einer Ferien-Kirchenfreizeit teilgenommen hatten, das Virus in die Unterkunft eingetragen hatten. Das unterstreicht nochmal exemplarisch, dass Kinder/ Jugendliche sehr wohl maßgeblich zum infektgeschehen beitragen können, obwohl sie selbst nur selten schwer erkranken. Und es gibt uns auch einen Vorgeschmack auf die Risiken, die mit der in Kürze erfolgenden Rückkehr zum Regelbetrieb in den Schulen auf uns zukommen könnten.

In Mettmann dagegen hängt der Corona-Hotspot maßgeblich mit einer Hochzeitsfeier im großen Verbund zusammen, sowie mit einem Corona-Ausbruch in einer Kita in Velbert..

Man sieht, dass bei solchen moderaten Infektzahlen die Nachverfolgung durch die Gesundheitsämter gut funktioniert, und wenn das gegeben ist, dann kann man die Neuinfekte durch Verhängung lokaler Quarantäne-Maßnahmen auch gut unter Kontrolle bringen, ohne dass es zu einem neuen Flächenbrand, wie in vielen anderen Regionen der Welt kommt.

El Stupido 17.07.2020 07:25

Einmal mehr vielen Dank für die guten Beiträge und verständlichen Erklärungen @HaFu (#9002 & #9005 nur als Beispiel). :Blumen:

merz 17.07.2020 08:01

+1, vielen Dank!

m.

keko# 17.07.2020 08:01

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542799)
... Und es gibt uns auch einen Vorgeschmack auf die Risiken, die mit der in Kürze erfolgenden Rückkehr zum Regelbetrieb in den Schulen auf uns zukommen könnten....

Ja, absolut. Zusammen mit den Rückkehrern aus dem Urlaub/Heimatland und den kühleren Temperaturen (Fenster bleiben geschlossen) vermute ich, dass es ein interessanter Herbst wird. :Gruebeln:

Seyan 17.07.2020 08:03

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542799)
Und es gibt uns auch einen Vorgeschmack auf die Risiken, die mit der in Kürze erfolgenden Rückkehr zum Regelbetrieb in den Schulen auf uns zukommen könnten.

Deine Ausführung in allen Ehren, aber anstatt einfach nur den Teufel an die Wand zu malen, wären mögliche Vorschläge, wie man mit der Situation umgeht, hilfreich. Sollen wir die Situation für die nächste Generation noch mehr an die Wand fahren, als sie es ohnehin schon ist, als da wären Klimakatastrophe, Wirtschafts am Boden, Alterspyramide, die (überspitzt ausgedrückt) auf eine Pyramide auf dem Kopf zusteuert, sollen wir der nächsten Generation auch noch die Sozialkompetenz und die Bildung vorenthalten?

Ich hoffe mal, dass FFF danach mal so richtig die Parlamente stürmt und den Leuten die Meinung geigt, die ihre Zukunft zerstören.

keko# 17.07.2020 08:05

Zitat:

Zitat von Seyan (Beitrag 1542813)
...
Ich hoffe mal, dass FFF danach mal so richtig die Parlamente stürmt und den Leuten die Meinung geigt, die ihre Zukunft zerstören.

Wenn, dann sind sie aber dort am falschen Ort ;)

spanky2.0 17.07.2020 09:17

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542799)
Das unterstreicht nochmal exemplarisch, dass Kinder/ Jugendliche sehr wohl maßgeblich zum infektgeschehen beitragen können, obwohl sie selbst nur selten schwer erkranken. Und es gibt uns auch einen Vorgeschmack auf die Risiken, die mit der in Kürze erfolgenden Rückkehr zum Regelbetrieb in den Schulen auf uns zukommen könnten.

Zu dem Thema habe ich die Tage zufällig einige Artikel gesehen, die das etwas anders sehen:

https://www.deutschlandfunk.de/kinde...icle_id=480539

Zitat:

Eine Studie mit über 2.000 Schulkindern in Sachsen bestätigt, was Epidemiologen schon länger vermuten: Schüler spielen bei der Verbreitung von Covid-19 keine große Rolle. „Schulen sind keine Brandbeschleuniger für die Ausbreitung des Virus“, sagte der Studienleiter im Dlf-Interview.
https://www.zdf.de/nachrichten/panor...chsen-100.html

Zitat:

"Studien aus der Schweiz, aus England legen alle nahe, dass Schulen kein Hotspot sind", betont Hübner und verweist auch auf eine weitere Studie von Mitte Juni aus Baden-Württemberg.

anlot 17.07.2020 09:30

Zitat:

Zitat von Seyan (Beitrag 1542813)
Deine Ausführung in allen Ehren, aber anstatt einfach nur den Teufel an die Wand zu malen, wären mögliche Vorschläge, wie man mit der Situation umgeht, hilfreich. Sollen wir die Situation für die nächste Generation noch mehr an die Wand fahren, als sie es ohnehin schon ist, als da wären Klimakatastrophe, Wirtschafts am Boden, Alterspyramide, die (überspitzt ausgedrückt) auf eine Pyramide auf dem Kopf zusteuert, sollen wir der nächsten Generation auch noch die Sozialkompetenz und die Bildung vorenthalten?

Ich hoffe mal, dass FFF danach mal so richtig die Parlamente stürmt und den Leuten die Meinung geigt, die ihre Zukunft zerstören.


Sorry, ich kann beim besten Willen nicht erkennen wo Hafu den Teufel an die Wand gemalt hat?! Er hat schlicht und dankenswerterweise die aktuelle Situation sehr genau analysiert und lediglich die Fakten zusammen getragen. Danke nochmal Hafu für Deine Mühe.

Da Du ja auf Lösungen aus bist, würde mich interessieren, wie denn Deine aussieht?

Estebban 17.07.2020 09:38

Zitat:

Zitat von Seyan (Beitrag 1542813)
Deine Ausführung in allen Ehren, aber anstatt einfach nur den Teufel an die Wand zu malen, wären mögliche Vorschläge, wie man mit der Situation umgeht, hilfreich. Sollen wir die Situation für die nächste Generation noch mehr an die Wand fahren, als sie es ohnehin schon ist, als da wären Klimakatastrophe, Wirtschafts am Boden, Alterspyramide, die (überspitzt ausgedrückt) auf eine Pyramide auf dem Kopf zusteuert, sollen wir der nächsten Generation auch noch die Sozialkompetenz und die Bildung vorenthalten?

Ich hoffe mal, dass FFF danach mal so richtig die Parlamente stürmt und den Leuten die Meinung geigt, die ihre Zukunft zerstören.

Du hast ja in den letzten Wochen mehrfach (vollkommen zurecht, nicht dass ein falscher Eindruck entsteht!) auf die schwierige Lage für Kinder hingewiesen. Ich persönlich glaube nicht, dass es dem großen Teil der Jugendlichen schadet, wenn es ein gesundes Umfeld gibt, was für wenige aber dafür regelmäßige Kontakte mit gleichaltrigen aber Verhinderung von Durchmischung achtet. Problematisch wird es da, wo generell schon ein schwächeres soziales Netz besteht oder gar Themen wie häusliche Gewalt im Raum stehen und kein Korrektiv / sicherer Raum wie Schule zur Verfügung steht.
Als Kinderloser traue ich mich aber auch nicht weiter vor und möchte nicht in Wespennester stossen ;)

Aber was ist denn in der Tat die Alternative? Schulen einfach wieder auf und die Tatsache ignorieren, dass Kinder oft "Verbindungsstücke" zwischen verschiedensten sozialen Kreisen sind und man kleine Virentransporter über Stunden in engen, geschlossenen Räumen zusammenhocken? Damit eine evtl zweite Welle forcieren und im November vor dem Chaos / kompletten Lockdown stehen, weil die Gesundheitsämter mit der Nachverfolgung nicht mehr hinterher kommen?

Hafu 17.07.2020 09:50

Zitat:

Zitat von Seyan (Beitrag 1542813)
Deine Ausführung in allen Ehren, aber anstatt einfach nur den Teufel an die Wand zu malen, wären mögliche Vorschläge, wie man mit der Situation umgeht, hilfreich. Sollen wir die Situation für die nächste Generation noch mehr an die Wand fahren, als sie es ohnehin schon ist, als da wären Klimakatastrophe, Wirtschafts am Boden, Alterspyramide, die (überspitzt ausgedrückt) auf eine Pyramide auf dem Kopf zusteuert, sollen wir der nächsten Generation auch noch die Sozialkompetenz und die Bildung vorenthalten?

Ich hoffe mal, dass FFF danach mal so richtig die Parlamente stürmt und den Leuten die Meinung geigt, die ihre Zukunft zerstören.

Du verstehst mich falsch, wenn du glaubst, dass ich den Teufel an die Wand malen will. Natürlich muss man die Schulen wieder öffnen (und sie sind doch auch seit den Pfingstferien nahezu überall wieder offen!), aber eben auch mit Augenmaß, d.h. mit Hygienekonzepten, die die Indoor-Kontakte tendenziell reduzieren, weniger vollen Schulbussen akzeptablen Abständen in den Klassenzimmern usw.
Eine einfach Rückkehr zum Regelbetrieb wie vor Corona, wie es vielerorts geplant ist, halte ich angesichts der Schulgröße vielerorts für riskant.
An der Schule meiner Frau wurden vor einigen Jahren die Klassenzimmer verkleinert, da die übliche Klassenstärke in Zukunft nur noch 20 Schüler betragen sollte.
Tatsächlich wurden (u.a. aus Einsparungsgründen und wegen Lehrermangel) die Klassengrößen aber sukzessive wieder erhöht und letztes Jahr wurden sogar sog. Kombiklassen eingeführt (ein Klassenzimmer für eine große kombinierte 3. und 4. Klasse). Dieses Jahr hatte diese Kombiklasse 28 Schüler, im nächsten Schuljahr wird sie 27 Schüler haben. In einem engen Klassenzimmer, ohne Belüftung das eigentlich nur für maximal 20 Schüler vorgesehen ist.
Da langt man sich an den Kopf wie sowas inmitten einer Pandemie funktionieren soll.

Zitat:

Zitat von spanky2.0 (Beitrag 1542844)
Zu dem Thema habe ich die Tage zufällig einige Artikel gesehen, die das etwas anders sehen:

https://www.deutschlandfunk.de/kinde...icle_id=480539

https://www.zdf.de/nachrichten/panor...chsen-100.html

Ich habe das Thema bewusst aufgegriffen, weil es immer wieder eine relevante Rolle in der öffentlichen Diskussion spielt und ich ja mit einer Lehrerin verheiratet bin, die natürlich auch sinnvolle Handlungsempfehlungen für den Alltag benötigt.

Die von Spanky genannte Studien aus Baden-Württemberg und aus Sachsen sind wegen der besonderen lokalen Situation in den beiden Bundesländern wenig hilfreich, um daraus Lehren für die Zukunft ziehen zu können: die Baden-Württemberger Studie hat die Infektionshäufigkeit bei Kindern während einer Phase des Lockdowns und der Notbetreuung untersucht, also in einer komplett unnatürlichen Situation mit stark reduzierten sozialen Kontakten: wenn Kinder in Kleingruppen betreut werden mit immer derselben Zusammensetzung, dann spielen sie natürlich für das infektgeschehen in einer Region keine Rolle, man kann daraus aber keine Lehren für die baldige Situation mit Regelbetrieb in großen, engen Klassen mit schlechter Belüftung, überfüllten Schulbussen usw. ziehen.

Sachsen mit der dortigen Studie hat die Sondersituation, dass dieses Bundesland eine besonders niedrige Infektionsprävalenz hat: wenn kaum jemand in der Bevölkerung infektiös ist und außerdem die Grenzen geschlossen sind, wo sollen dann Infekte herkommen?

Israel kämpft seit Wochen mit einer fulminanten zweiten Welle, nachdem das Land die erste Infektionswelle schnell und für viele Länder beispielhaft gemanagt hatte. An dem erneuten Auftreten von SARS-CoV-2-Infekten in Israel haben die wieder normal geöffneten Schulen nachweisbar einen relevanten Anteil gehabt.

qbz 17.07.2020 09:58

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1542854)
......
Aber was ist denn in der Tat die Alternative? Schulen einfach wieder auf und die Tatsache ignorieren, dass Kinder oft "Verbindungsstücke" zwischen verschiedensten sozialen Kreisen sind und man kleine Virentransporter über Stunden in engen, geschlossenen Räumen zusammenhocken? Damit eine evtl zweite Welle forcieren und im November vor dem Chaos / kompletten Lockdown stehen, weil die Gesundheitsämter mit der Nachverfolgung nicht mehr hinterher kommen?

Ich denke, frühkindliche Erziehung, Schulen und Kita´s sind für einen grossen Teil der Kinder aus Einwandererfamilien und aus sozial schwächeren Schichten nochmals besonders wichtig, weil sich bei langen Unterbrechungen einfach die Bildungschancen im Durchschnitt für diese Gruppen verschlechtern.

Interessant wären Untersuchungen aus Schweden darüber, ob und wieviel die offenen Kita´s und Schulen dort zur stärkeren Ausbreitung der Pandemie bzw. höheren Sterbezahlen im Vergleich zu DE beigetragen haben.

TriVet 17.07.2020 10:06

Studie: Hirnschäden treten schon bei leichten Covid-19-Symptomen auf

Es wurden zuletzt ja Mikrothrombosen als Ursache ins Spiel gebracht, passt dazu...

Schwarzfahrer 17.07.2020 10:08

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542859)
Israel kämpft seit Wochen mit einer fulminanten zweiten Welle,

Diese zweite Welle ist zwar bemerkenswert, die absoluten Zahlen zeigen allerdings, daß insgesamt bisher ca. 2,5 mal weniger Tote gab, als in Deutschland (bezogen auf die Bevölkerung), d.h. es verlief bisher noch harmloser als in Deutschland, das ja auch im internationalen Vergleich sehr gut wegkam. Ein erneuter Anstieg der Infektionen ist natürlich relevant, und zu beachten, aber der tatsächliche Verlauf rechtfertigt m.M.n. nicht so recht die dramatisierende Berichterstattung und Worte wie "fulminant". Welche Steigerung bleibt dann noch für Länder übrig, die es wirklich übel erwischt hat, wie Belgien, Brasilien, ...?

Seyan 17.07.2020 10:14

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542859)
Du verstehst mich falsch, wenn du glaubst, dass ich den Teufel an die Wand malen will. Natürlich muss man die Schulen wieder öffnen (und sie sind doch auch seit den Pfingstferien nahezu überall wieder offen!), aber eben auch mit Augenmaß, d.h. mit Hygienekonzepten, die die Indoor-Kontakte tendenziell reduzieren, weniger vollen Schulbussen akzeptablen Abständen in den Klassenzimmern usw.
Eine einfach Rückkehr zum Regelbetrieb wie vor Corona, wie es vielerorts geplant ist, halte ich angesichts der Schulgröße vielerorts für riskant.
An der Schule meiner Frau wurden vor einigen Jahren die Klassenzimmer verkleinert, da die übliche Klassenstärke in Zukunft nur noch 20 Schüler betragen sollte.
Tatsächlich wurden (u.a. aus Einsparungsgründen und wegen Lehrermangel) die Klassengrößen aber sukzessive wieder erhöht und letztes Jahr wurden sogar sog. Kombiklassen eingeführt (ein Klassenzimmer für eine große kombinierte 3. und 4. Klasse). Dieses Jahr hatte diese Kombiklasse 28 Schüler, im nächsten Schuljahr wird sie 27 Schüler haben. In einem engen Klassenzimmer, ohne Belüftung das eigentlich nur für maximal 20 Schüler vorgesehen ist.
Da langt man sich an den Kopf wie sowas inmitten einer Pandemie funktionieren soll.

Deine ganzen Argumente sind richtig. Wir haben halt grundsätzlich einen Lehrermangel, der sich nochmal verstärkt, weil viele Lehrer in der Risikogruppe sind (oder versuchen sich als solche darzustellen) und damit aus dem Pool an potenziellen Lehrkräften rausfallen. Das führt natürlich dazu, dass es nur schwer möglich ist, die Klassenstärke zu reduzieren.

Im Endeffekt wäre das beste, wenn man in Schulen, die auf Halbtagsunterricht (also z.B. von 8 bis 13 Uhr) ausgelegt sind, auf Ganztagsunterricht ummodelt, wobei damit halt die Klassenstärken reduziert werden. Allerdings bräuchte man dabei wieder entsprechend viele Lehrkräfte. Die fehlen aber (aus diversen Gründen). Man dreht sich folglich im Kreis...

Was auf jeden Fall keine Option (schon gar nicht auf längere Zeit) ist, ist das Lernen zuhause (oder per Videokonferenz). Das funktioniert schon bei vielen Studenten nicht (und die wissen von Beginn an, worauf sie sich einlassen)...

Hafu 17.07.2020 10:36

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1542864)
Diese zweite Welle ist zwar bemerkenswert, die absoluten Zahlen zeigen allerdings, daß insgesamt bisher ca. 2,5 mal weniger Tote gab, als in Deutschland (bezogen auf die Bevölkerung), d.h. es verlief bisher noch harmloser als in Deutschland, das ja auch im internationalen Vergleich sehr gut wegkam. Ein erneuter Anstieg der Infektionen ist natürlich relevant, und zu beachten, aber der tatsächliche Verlauf rechtfertigt m.M.n. nicht so recht die dramatisierende Berichterstattung und Worte wie "fulminant". Welche Steigerung bleibt dann noch für Länder übrig, die es wirklich übel erwischt hat, wie Belgien, Brasilien, ...?

Israel hat die erste Welle sehr gut gemeistert, indem sie in einem ganz frühen Stadium der Pandemie die Grenzen radikal geschlossen haben, so dass sie praktisch im März und April vom Infektgeschehen überhaupt nicht tangiert wurden.
Das hat aber auch dazu geführt, dass sich in der lokalen Bevölkerung auch kein Bewusstsein für die Risiken der Pandemie entwickeln konnte. Masken nutzt dort kaum jemand und auch social distancing war dort bis vor kurzem gemäß dem, was ich gelesen haben, ein Fremdwort.
Jetzt in der zweiten Welle, die ca. Mitte Juni begonnen hat, gibt es aktuell um die 1800 Neuinfekte in Israel pro Tag und 25 000 aktive Infizierte. Da Israel nur ein Zehntel der Einwohnerzahl Deutschlands hat, wären das auf unsere Größe übertragen 18 000 Neuinfekte pro Tag bzw. 250 000 aktive Infizierte.
Das ist eine Größenordnung mit der die USA aktuell zu kämpfen hat und bei der eine Infektnachverfolgung für die Gesundheitsämter nicht mehr möglich ist und im Prinzip nur ein Lockdown das Geschehen wieder unter Kontrolle bringen kann.

Wenn du das nicht für ein fulminantes Infektgeschehen hältst, dann frage ich mich, ab wann bei dir die Alarmglocken schrillen würden. Der (milde) Lockdown in Deutschland wurde übrigens bei täglich rund 1800 Neuinfekten und aktiven infizierten von rund 20000 in Deutschland verhängt, also bei rund 10% der Zahlen, mit denen Israel (und die USA) aktuell zu kämpfen haben.

Schwarzfahrer 17.07.2020 11:30

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542870)
Wenn du das nicht für ein fulminantes Infektgeschehen hältst, dann frage ich mich, ab wann bei dir die Alarmglocken schrillen würden.

Gemeldete Infektionen halte ich für eine ungeeignete Zahl, um mich davon emotional beeinflussen zu lassen, zu unklar ist, was wirklich an Erkrankungen dahinter steckt. Für mich sind nur die Zahlen von ernsthaft Erkrankten und Toten relevant für die Beurteilung, ob ich die Entwicklung für "fulminant", dramatisch, katastrophal, oder einfach nur übel halte.

El Stupido 17.07.2020 12:03

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1542880)
Gemeldete Infektionen halte ich für eine ungeeignete Zahl, um mich davon emotional beeinflussen zu lassen, zu unklar ist, was wirklich an Erkrankungen dahinter steckt. Für mich sind nur die Zahlen von ernsthaft Erkrankten und Toten relevant für die Beurteilung, ob ich die Entwicklung für "fulminant", dramatisch, katastrophal, oder einfach nur übel halte.

Einspruch! Ich halte sehr wohl die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen für relevant.
Abgesehen davon, dass man das "ernsthaft" mal definieren müsste: ist "ernsthaft erkrankt" = staionäre Aufnahme ins KH oder erst wenn man dort auf einer ICU ist?

Weshalb ich aber sehr wohl die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen für wichtig halte:
Was wenn du einen "ernsthaft erkrankten" hast, der aber schnell isoliert wird und niemanden ansteckt, parallel im Nachbarort aber einen symptomfreien, der fünf andere ansteckt, von denen dann aber 2-3 einen schweren Verlauf erleiden?

Hafu 17.07.2020 12:18

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1542880)
Gemeldete Infektionen halte ich für eine ungeeignete Zahl, um mich davon emotional beeinflussen zu lassen, zu unklar ist, was wirklich an Erkrankungen dahinter steckt. Für mich sind nur die Zahlen von ernsthaft Erkrankten und Toten relevant für die Beurteilung, ob ich die Entwicklung für "fulminant", dramatisch, katastrophal, oder einfach nur übel halte.

Die Toten hinken den Neuinfizierten 4-6 wochen hinterher, weil man an Covid-19 bei schweren Verläufen nicht in wenigen Tagen verstirbt, sondern in der Regel erst am Ende einer längeren Leidensstrecke, erst recht in einem modernen Land mit den Möglichkeiten der Intensivmedizin.

Die aktuelle israelische Infektwelle geht ja, wie aus den geposteten Links hervorgeht (ähnlich wie die derzeitigen Neuinfekte in den USA) v.a. von jüngeren kontaktfreudigen Leuten aus über Bars, Nachtclubs, Diskotheken, private Feiern oder eben Schulen. Da gibt es logischerweise weniger schwere Verläufe und weniger Tote wie bei den ersten Krankheitswellen in Schweden, Belgien, wo übverproportional die Alten- und Pflegeheime betroffen waren.
Auch bei uns in Deutschland, wo sich das Infektgeschehen in letzter Zeit überwiegend auf Flüchtlingsheime, Schlachthöfe, Fremdarbeiterunterkünfte oder große Mietskasernren gibt es ja seit Wochen bemerkenswert und erfreulich wenige Tote, weil das ja von der Altersstruktur und den Begleiterkrankungen her betrachtet auch eher jüngere, gesunde infizierte sind.

Bei hohen Infektzahlen (wie derzeit in den USA und eben auch in Israel) fallen aber irgendwann die seltenen schweren Verläufe bei jungen Erkrankten auch statistisch auf. In den USA (und ebenso auch in Israel mit seiner weitaus kleineren Bevölkerung) sieht man durchaus seit einigen Tagen auch einen Anstieg der Todeszahlen (aktuell um die 1000 pro Tag).
1800 Neuinfekte pro Tag entspricht in einem Land mit 8 Mio Einwohnern wie Israel übrigens ziemlich genau der Situation in den USA mit 70000 Neuinfekten pro Tag bei 330 Mio Einwohnern.
Die Anzahl schwerer Verläufe bzw. intensivpflichtiger/ hospitalisierten Patienten wird ja nicht separat an die WHO gemeldet, so dass es schwer ist hierzu statistische Betrachtungen anzustellen.

qbz 17.07.2020 15:00

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542891)
.......
Auch bei uns in Deutschland, wo sich das Infektgeschehen in letzter Zeit überwiegend auf Flüchtlingsheime, Schlachthöfe, Fremdarbeiterunterkünfte oder große Mietskasernren gibt es ja seit Wochen bemerkenswert und erfreulich wenige Tote, weil das ja von der Altersstruktur und den Begleiterkrankungen her betrachtet auch eher jüngere, gesunde infizierte sind.
.....

Ich sprach neulich mit einem Arzt von der Charite Berlin, der meinte, die Ärzte hätten in der Zwischenzeit mehr spezielle Erfahrungen und Kenntnisse in der Behandlung, was in den verschiedenen Stadien notwendig wäre, wie z.B. die Gabe von Gerinnungshemmer. Das wirkt sich eventuell neben der Altersstruktur auch aus.

Schwarzfahrer 17.07.2020 16:49

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542891)
Die Toten hinken den Neuinfizierten 4-6 wochen hinterher, ....

ist mir bewußt, aber das und die belegten Krankenhausbetten sind für mich trotzdem die einzigen Maßstäbe, die ich für die wirkliche Schwere der Epidemie anschaue - mit dem Bewußtsein, daß es nur retrospektiv sinnvoll geht.
Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542891)
Die aktuelle israelische Infektwelle geht ja, ...v.a. von jüngeren kontaktfreudigen Leuten aus .... Da gibt es logischerweise weniger schwere Verläufe und weniger Tote wie bei den ersten Krankheitswellen in Schweden, Belgien, wo übverproportional die Alten- und Pflegeheime betroffen waren.
Auch bei uns in Deutschland, wo sich das Infektgeschehen in letzter Zeit überwiegend auf Flüchtlingsheime, Schlachthöfe, Fremdarbeiterunterkünfte oder große Mietskasernren gibt es ja seit Wochen bemerkenswert und erfreulich wenige Tote, weil das ja von der Altersstruktur und den Begleiterkrankungen her betrachtet auch eher jüngere, gesunde infizierte sind.

Genau, u.a. wegen solcher Differenzen in den Auswirkungen reicht mir eine hohe Infektionszahl nicht, mir ein Urteil von wegen extrem schlimm oder nicht zu bilden. Ich sage nicht, daß es nicht auf mögliche schlimme Auswirkungen hinweist, wenn die positiven Tests mehr werden, und daß man nicht gegenhalten sollte; ich sage nur, die steigende Zahl positiver Tests ist noch für mich allein kein ausreichendes Argument für die in den Medien gerne schnell herbeigeholte sprachliche Eskalation. Ich bin insgesamt für mehr Gelassenheit, - wie es übrigens aus einigen Deiner Posts (für mich positiv) auch herausklingt.

Hafu 17.07.2020 17:46

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1542924)
...
Genau, u.a. wegen solcher Differenzen in den Auswirkungen reicht mir eine hohe Infektionszahl nicht, mir ein Urteil von wegen extrem schlimm oder nicht zu bilden. Ich sage nicht, daß es nicht auf mögliche schlimme Auswirkungen hinweist, wenn die positiven Tests mehr werden, und daß man nicht gegenhalten sollte; ich sage nur, die steigende Zahl positiver Tests ist noch für mich allein kein ausreichendes Argument für die in den Medien gerne schnell herbeigeholte sprachliche Eskalation. Ich bin insgesamt für mehr Gelassenheit, - wie es übrigens aus einigen Deiner Posts (für mich positiv) auch herausklingt.

:Blumen:
Wir sind wahrscheinlich inhaltlich nicht so weit auseinander und ich wollte natürlich mit meinem Post heute morgen keine Panik verbreiten, nur halt eben mal drauf hinweisen, dass die Pandemie (global betrachtet und auch auf Deutschland bezogen) sicher nicht vorbei ist.

Manche der aktuellen Corona-Einschränkungen halte ich für übertrieben, wie ich schon ein paar mal geschrieben habe. Meiner Meinung nach ist es durchaus vertretbar Laufveranstaltungen und Triathlonveranstaltungen mit vernünftigen Hygienekonzepten wieder zu zu lassen und auch in Fußballstadien würde ich durchaus bei den aktuell niedrigen Zahlen wieder Publikum zulassen, vorerst halt nur mit Abständen also z.B. 50% der maximalen Kapazität und mit Maskenpflicht beim Rein- und Rausgehen.
Auch die Frei- und Hallenbäder würder viel mehr Besucher ohne nennenswerte infektgefahr vertragen, als derzeit erlaubt.

Auch manche Politiker, die zu Beginn der Krise meist den richtigen Ton getroffen haben, wie z.B. Lauterbach oder auch Söder, agieren nach meinem Empfinden auch in ihren Handlungsempfehlungen und Wortwahl aktuell streckenweise übervorsichtig.

Andererseits muss man aber auch konstatieren, dass die deutsche Politik rein ergebnisorientiert betrachtet im Vergleich zum europäischen Ausland und erst recht global bisher einen ziemlich guten Job gemacht hat: hier in Deutschland sind nicht nur die infektzahlen aktuell stabil niedrig, sondern auch der Großteil der Wirtschaft hat den Lockdown sehr gut überstanden, wenn man mal Tourismusbranche und Eventbranche ausklammert, deren Geschäftsmodell aktuell weltweit in Frage gestellt ist.
Der Dax, der ja die Erwartungen der Anleger bezüglich der wirtschaftlichen Zukunft repräsentiert, hat ja mittlerweile sogar schon wieder das Niveau von 2020 erreicht.

Schwarzfahrer 17.07.2020 19:23

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542935)
:Blumen:
Wir sind wahrscheinlich inhaltlich nicht so weit auseinander

:Blumen: glaube ich auch
Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542935)
und ich wollte natürlich mit meinem Post heute morgen keine Panik verbreiten,

habe ich auch nicht direkt so verstanden; für mich war Dein "fulminant" nur ein Ergebnis der für mich etwas zu übertriebenen Pressedarstellung.
Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542935)
nur halt eben mal drauf hinweisen, dass die Pandemie (global betrachtet und auch auf Deutschland bezogen) sicher nicht vorbei ist.

Glaube ich auch nicht.
Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542935)
Manche der aktuellen Corona-Einschränkungen halte ich für übertrieben

Da sind wir auch beisammen, auch wenn wir vermutlich es nicht exakt deckungsgleich sehen, und ich finde es gut, daß Du die Finger auch in die wunden Punkte legst.
Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542935)
Andererseits muss man aber auch konstatieren, dass die deutsche Politik rein ergebnisorientiert betrachtet im Vergleich zum europäischen Ausland und erst recht global bisher einen ziemlich guten Job gemacht hat:

Hier sind wir auseinander: ich bin der Ansicht, daß Deutschland vor allem einfach Glück gehabt hat, und die Entwicklung der Erkrankungen in den meisten Ländern nur eine eher mäßige bis zweifelhafte Korrelation zu den meisten Maßnahmen zeigt; einzig bei dem Thema Verbot von Großveranstaltungen, v.a. in geschlossenen Räumen glaube ich an einem sicheren Zusammenhang.
Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1542935)
Der Dax, der ja die Erwartungen der Anleger bezüglich der wirtschaftlichen Zukunft repräsentiert, hat ja mittlerweile sogar schon wieder das Niveau von 2020 erreicht.

Der Dax repräsentiert v.a. die Erwartungen bezüglich der Großunternehmen. Die miserablen Aussichten von Gastronomie, Hotellerie und vieler kleiner Unternehmen gehen da leider nicht ein, dafür das Vertrauen, daß über Kurzarbeit auch Großunternehmen beliebig lang durchhalten werden. Da bin ich pessimistischer, wenn auch nicht speziell für meine persönliche Zukunft.

Bockwuchst 17.07.2020 20:29

Ich hatte Anfang der Woche leichte Erkältungssymptome, also hauptsächlich Halskratzen und Schluckbeschwerden, dazu Kopfweh und Schnupfen. Da ich alles richtig machen wollte und wir das auch auf Arbeit immer eingebläut kriegen, hab ich meinen Hausarzt angerufen ob er nen Test für angeraten hält, da ich auch von ner Kollegin wusste, die am Wochenende Fieber hatte und Montag nen Test machen ließ. Der hat dann gleich Dienstag Nachmittag nen Abstrich gemacht und mit für Donnerstag Vormittag das Ergebnis versprochen. Hatte eher auf ein Ergebnis am nächsten Tag gehofft na gut. Er hat mir noch geraten, mich wenn möglich nicht unter Leute zu begeben. Ne richtige Quarantäne gibt's in so nem Fall nicht.
Donnerstag vormittags hab ich dann angerufen: Tut uns leid, das Ergebnis ist noch nicht da, probieren Sie's doch nachmittags nochmal. Nachmittags dann immer noch nichts, ich soll Freitag vormittags nochmal nachfragen. Heute vormittags wieder angerufen, nix. Nachmittags nochmal probiert: Wir haben immer noch kein Ergebnis und machen jetzt dann auch gleich Feierabend bis Montag. Ich hab dann noch die Nummer der Firma bekommen, die diese Tests durchführt. Da hab ich nach langer Warteschleife ne eigentlich Recht nette Frau dran bekommen, die erzählt hat sie ertrinken gerade in Tests, seit der Söder bestimmt hat, dass sich jeder verdachtsunabhängig testen lassen kann und jetzt jeder Hein Blöd wissen will ob er positiv ist. Mein Test ist noch nicht ausgewertet und sie kann auch nicht sagen wie lang es noch dauert.
Ich verstehe natürlich die Zusammenhänge und die sitzen da auch nicht rum und bohren in der Nase, aber ist halt echt nicht Sinn der Sache dass man da ne Woche auf ein Ergebnis warten muss und ich könnte verstehen wenn der ein oder andere bei so leichten Symptomen sich die Hängepartie nicht antun will und das halt ignoriert. Der Arzt, der mir am Dienstag den Abstrich gemacht hat, hat mich für den Rest der Woche krank geschrieben. Am Montag kann ich mit Home Office starten, mach ich eh sehr viel. Aber jeder hat nicht die Möglichkeit.
Die Kollegin hat mittlerweile ein negatives Testergebnis bekommen.

Dafri 17.07.2020 20:55

Das mit der Testerei kann man irgendwie nicht wirklich ernst nehmen.
In den Pflegeheim meiner dementen Mutter hat es im März und April 19 Todesfälle gegeben aufgrund Covid 19.
Dementsprechend sensibel reagiert das Pflegeheim und lässt regelmäßig testen.
Die erste Seniorin ist nun wieder positiv getestet worden, obwohl sie im April schon den Virus hatte.
Eine Pflegerin ist aktuell beim Hausarzt positiv getestet,2 Tage später negativ getestet. Jeweils von 2 verschiedenen Instituten.
Das Gesundheitsamt vor Ort steht vor einen Rätsel und ist nun völlig verunsichert wie seriös die Test Ergebnisse nun einzustufen sind.

Bockwuchst 17.07.2020 21:12

Zitat:

Zitat von Dafri (Beitrag 1542959)
Das mit der Testerei kann man irgendwie nicht wirklich ernst nehmen.
In den Pflegeheim meiner dementen Mutter hat es im März und April 19 Todesfälle gegeben aufgrund Covid 19.
Dementsprechend sensibel reagiert das Pflegeheim und lässt regelmäßig testen.
Die erste Sensorin ist nun wieder negativ getestet worden, obwohl sie im April schon den Virus hatte.
Eine Pflegerin ist aktuell beim Hausarzt negativ getestet,2 Tage später positiv getestet. Jeweils von 2 verschiedenen Instituten.
Das Gesundheitsamt vor Ort steht vor einen Rätsel und ist nun völlig verunsichert wie seriös die Test Ergebnisse nun einzustufen sind.

Die Beispiele die du bringst find ich jetzt überhaupt nicht erstaunlic, vorausgesetzt wir reden von einem PCR Test zum Nachweis einer Infektion, und nur der macht in diesem Fall Sinn. Wenn die erste Pflegerin schon im April krank war, fällt jetzt ein Test natürlich negativ aus, weil sie es längst überstanden hat.
Die zweite Pflegerin kann bei 2 aufeinander folgenden Tests ja beim ersten noch in der Inkubationszeit gewesen sein. Sie sollte sich jetzt isolieren, auf Symptome achten und ggf erneut testen in einer Woche oder so oder bevor sie sich wieder unter Leute begibt.
Wo ist das Rätsel?

Dafri 17.07.2020 21:27

Zitat:

Zitat von Bockwuchst (Beitrag 1542960)
Die Beispiele die du bringst find ich jetzt überhaupt nicht erstaunlic, vorausgesetzt wir reden von einem PCR Test zum Nachweis einer Infektion, und nur der macht in diesem Fall Sinn. Wenn die erste Pflegerin schon im April krank war, fällt jetzt ein Test natürlich negativ aus, weil sie es längst überstanden hat.
Die zweite Pflegerin kann bei 2 aufeinander folgenden Tests ja beim ersten noch in der Inkubationszeit gewesen sein. Sie sollte sich jetzt isolieren, auf Symptome achten und ggf erneut testen in einer Woche oder so oder bevor sie sich wieder unter Leute begibt.
Wo ist das Rätsel?

Da hab ich mich verschrieben. Sorry. Die Senorin welche im April infiziert war ,ist laut aktuellen Test wieder infiziert.

Die Pflegerin erst infiziert ,2 Tage später nicht mehr infiziert laut Test.

merz 17.07.2020 21:47

Was schönes zum Wochenende, der AstraZeneca Oxford Impfstoff schreitet voran, es gibt neue Worte zu lernen: Virus Vector Ansatz, Phase III erreicht

https://www.bloomberg.com/news/featu...&sref=1vAkcg7P

m.

Hafu 17.07.2020 22:17

Zitat:

Zitat von Dafri (Beitrag 1542961)
Da hab ich mich verschrieben. Sorry. Die Senorin welche im April infiziert war ,ist laut aktuellen Test wieder infiziert.

Die Pflegerin erst infiziert ,2 Tage später nicht mehr infiziert laut Test.

Beide denkbaren Fälle sind in den Drosten-Podcasts schon ausführlich behandelt worden.

Die Seniorin aus Fall 1 hatte vermutlich nach Covid-19-Befall der Lunge minderbelüftete Areale in der Lunge, in der Virusbsetandteile längere Zeit abgekapselt waren und jetzt im Rahmen der Regenerationsprozesse der Lunge zusammen mit Lungenssekret in den Mund-Rachenraum gelangt sind.
Andere Erklärungsmöglichkeit wäre, dass sie nach der ersten infektion keine echte immunität entwickelt hat. Die Dauer der Immunität nach durchgemachter Covid-19-infektion ist noch nicht im Detail erforscht. Patienten die zweifelsfrei ein Zweitinfektion nach überstandener und 100%ig komplett ausgeheilter Covid-19-Erstinfektion durchgemacht haben, sind aber meines Wissens nach bisher keine beschrieben worden, aber auszuschließe ist es nicht.

Im Fall 2 mit der Pflegerin die mal positiv und mal negativ ist, liegt ein typischer Fall ab dem ca. 5.Tag nach Symptombeginn vor, wenn die PCR aus dem Mundrachenraum nur noch gelegentlich positiv ist, weil sich das Virus dann meist in die Lunge verzogen hat.
in diesem Krankheitsstadium ist eine Stuhlprobe wesentlich aussagekräftiger, die auch mehrere Wochen nach Symptombeginn und sogar nach frisch ausgeheilter infektion noch konstant positiv ist.

Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass die PCR hochsensibel ist und bereits minimale Mengen von Virusbestandteilen ausreichen, dass der Test positiv ist. Es werden keine komplette infektiöse Viren nachgewiesen sondern nur bestimmte Virusbestandteile. Das können durchaus auch Reste älterer Viren sein.

merz 19.07.2020 21:17

Habe ich bisher in deutschen Medie noch nicht so gefunden: längere Ausarbeitung des Krisenmanagements auf europäischer Ebene im ersten Quartal 2020 - Geschichtsschreibung dann später :cool:

https://www.theguardian.com/world/20...e_iOSApp_Other

m.

Bockwuchst 20.07.2020 06:30

Ich arbeite ja für einen amerikanischen Konzern, d.h. unsere Firmenzentrale ist in Kalifornien. Dort waren sie gerade dabei, wieder mehr und mehr Leute aus dem Home Office wieder vor Ort in die Firma zu holen. Das wurde jetzt gestoppt und es wurde kommuniziert, dass Leute, deren Anwesenheit vor Ort nicht dringend nötig ist, nicht vor dem 4. Januar 2021 zurück beordert werden. Unser Firmenleitung geht also nicht von einer schnellen Entspannnung der Lage in USA aus. Es sollen auch weiterhin freiwillige Tests auf Kosten der Firma ermöglicht werden.

dr_big 20.07.2020 13:12

Ich war grad beim MPreis in Sölden und stelle fest, dass ich als einziger eine Maske im Gesicht hatte. Die Regierung in AT plant bereits wieder die Maskenpflicht einzuführen, aber kein Österreicher scheint bereit zu sein freiwillig Maske zu tragen.
An der Kasse war eine ältere Österreicherin hinter mir und sagt "Sie sind aber fleißig mit der Maske". Meine Antwort "die Maske kostet nichts, stört nicht und hilft viel. Da trage ich doch leiber freiwillig die Maske anstatt wieder auf die Einführung der Maskenpflicht zu warten", sagt sie "da haben Sie vollkommen Recht, da haben Sie wirklich Recht". :confused:

Ich finde es langsam unfassbar wie dumm die Menschheit geworden ist. Mit freiwilligen Maßnahmen kann man heute wirklich nichts mehr bewegen, ohne Zwang und Strafandrohung funktioniert nichts mehr.

Man muss noch dazu sagen, dass das ganze Dorfe gerade von Italienern, Franzosen, Belgiern, Niederländern, Polen, Tschechen und mindestens so vielen Deutschen wie alle anderen zusammen, belagert wird.

merz 20.07.2020 15:37

dieses Zögern mit den Masken verstehe ich nicht.
Wunderte mich schon, daß das so spät in öffentlichen Verkehrsmitteln in der Schweiz kam. Heute lese ich, dass es sie ab heute (!) in der Öffentlichkeit in Frankreich gibt (https://www.tagesschau.de/ausland/ma...reich-101.html) ; ein Kollege aus UK pingte mich gerade an, ob man auch in Deutschland erwäge, Masken in Supermärkten zu empfehlen (mmmh, was jetzt?!?!)

m.

NBer 20.07.2020 17:18

ja, ich weiss...BILD zeitung. aber vielleicht mal eine positive nachricht: Uni Oxford meldet Durchbruch

Bockwuchst 20.07.2020 18:36

Ist prinzipiell ne gute Nachricht. Aber sowas wird man jetzt öfter hören. Muss sich noch in größeren Studien bestätigen. Ein Zwischenschritt.

Hafu 20.07.2020 19:09

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1543270)
ja, ich weiss...BILD zeitung. aber vielleicht mal eine positive nachricht: Uni Oxford meldet Durchbruch

Hier ist der Link zur Originalstudie. Es ist beim differenzierten Blick auf die Ergebnisse ganz sicher kein Durchbruch, wie von Bild behauptet, aber ein Ergebnis, mit dem zu beschäftigen sich lohnt.

Es waren zwar insgesamt immerhin knapp über 1000 Personen in die Studie eingeschlossen (alles junge, kerngesunde Personen ohne jegliche gesundheitliche Risikofaktoren, also die Gruppe, für die eine Covid-19-infektion ohnehin nur in den allerseltensten Fällen gefährliche Konsequenzen hat.
Die Studie liest sich vom Design und der Subgruppenbildung leider sehr unübersichtlich, da man offensichtlich (während der laufenden Studie?) mehrfach Änderungen vorgenommen hat und neue Untergruppen mit jeweils leicht geänderter Impfdosis bzw. mit zusätzlicher Paracetamol-Gabe vor der Impfung gebildet hat, da der impfstoff mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit zu individuell durchaus unangenehmen Nebenwirkungen (Kopfschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen etc.) geführt hat. Mit Schmerzmitteleinnahme kurz vor der Impfung waren die Nebenwirkungen signifikant geringer.
Bei einem Teilnehmer einer nur 44 Personen großen Untergruppe (ohne begleitende Schmerzmitteleinnahme) trat sogar eine sogar eine sogenannte hämolytische Anämie auf, was als sehr ernstzunehmende Nebenwirkungen einzustufen ist. Es hat schon Medikamente gegeben, die die Zulassung entzogen bekommen haben, wenn eine hämolytische Anämie nur in einem von 10 000 Fällen aufgetreten ist.

Und das zweite Problem neben der Verträglichkeit, die bei einer Impfung die potenziell gerade auch ältere und vorerkrankte Menschen bekommen sollen und die deshalb besonders sicher sein muss, erst recht wenn sie für hunderte Millionen Menschen gedacht ist, ist die Dauer der Wirksamkeit, was freilich das Oxford-Vaccine mit allen anderen derzeit untersuchten impfstoffen teilt. Kein Forscher weiß derzeit, ob die durch eine impfung (oder auch einen überstanden Covid-19-Infekt) hervorgerufene Immunität Jahre oder vielleicht auch nur wenige Wochen anhält.

Um das heraus zu bekommen benötigt man entweder Studien die auch über Jahre die Teilnehmer im Blick haben oder entsprechende epidemiologische Nachuntersuchungen nach bereits erfolgter Zulassung von impfstoffen.

merz 20.07.2020 20:36

Wie immer, seit Monaten, Danke für die unglaublich hilfreiche Aufarbeitungen und in den Kontext Setzung!


Eine Frage: ich lese das so, dass die Anämie in einer MenACWY -Kontrollgruppe war, oder ist das eine Kombination gewesen? (ich verstehe wahrscheinlich den Sinn einer Kontrollgruppe hier nicht)

m.


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