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StefanW. 09.09.2024 18:11

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757124)
..Mein Großvater ....

Er war aber, gegenüber dem Sohn des Arztes im Dorf, sehr deutlich im Nachteil. Wenn der Bauerssohn 20 Stunden pro Woche jobben muss und der Arztsohn nicht: Wessen erfolgreicher Studienabschluss ist dann wahrscheinlicher?

qbz 09.09.2024 18:16

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757124)
..... Man sollte nicht zu viel immer von der Politik oder vom Staat erwarten, sondern einfach selber machen.

Sorry, mit Einzelällen (Ausnahmen) kann man doch die damaligen sehr grossen sozialen Klassenbenachteiligungen im Bildungsbereich nicht relativieren oder leugnen. 1930 konnten 4-5 % eines Jahrganges ein Abitur machen, davon nur 5-10 % Mädchen. ---> In der Regel nur männliche Kinder aus wohlhabenden Familien.

Klugschnacker 09.09.2024 18:19

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757124)
Ich finde, dieser Kommentar bringt es gut auf den Punkt, was in letzter Zeit etwas schief läuft in diesem Land (u.a.):

Er kollidiert halt komplett mit den Tatsachen. Es wird auch hier die Legende genährt, der Staat verkomme mehr und mehr zur sozialen Hängematte für Leistungsverweigerer.

In den letzten Jahrzehnten haben aber nicht die Sozialtransfers nach unten, sondern die Umverteilung hin zu den Reichen stark zugenommen. Das komplett risikolose Leben findet hinter goldenen Türklinken statt und nicht im Arbeiterviertel.

Schwarzfahrer 09.09.2024 20:13

Zitat:

Zitat von StefanW. (Beitrag 1757125)
Er war aber, gegenüber dem Sohn des Arztes im Dorf, sehr deutlich im Nachteil. Wenn der Bauerssohn 20 Stunden pro Woche jobben muss und der Arztsohn nicht: Wessen erfolgreicher Studienabschluss ist dann wahrscheinlicher?

Es gab im Dorf gar keinen Arzt vorher. Und jobben mußte keiner, talentierte Schüler bekamen ein Stipendium und Unterkunft im Internat, falls die Eltern das Lehrgeld nicht hatten. Das Prinzip finde ich sogar besser, als einen leistungsunabhängigen Bafög.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1757127)
Sorry, mit Einzelfällen (Ausnahmen) kann man doch die damaligen sehr grossen sozialen Klassenbenachteiligungen im Bildungsbereich nicht relativieren oder leugnen. 1930 konnten 4-5 % eines Jahrganges ein Abitur machen, davon nur 5-10 % Mädchen. ---> In der Regel nur männliche Kinder aus wohlhabenden Familien.

Die Zahlen haben vorwiegend mit dem gesellschaftlichen Bild über Bildung und dessen Wert zu tun, das hat sich ja massiv geändert. Meinem Eindruck nach war das aber in Deutschland schon immer etwas anders, als in Siebenbürgen. Ich habe hier schon Leute kennengelernt, bei denen der Vater beleidigt war, daß der Sohn etwas besseres werden will, als der Vater - für mich unvorstellbar. Dort war es eine stark verbreitete Bestrebung, eines der Kinder zu einer höheren Bildung zu verhelfen, als die Eltern es hatten; die ersten Stipendien und Internatsschulen wurden bereits im 16. Jahrhundert eingerichtet. Natürlich hatten es Reiche etwas leichter, und waren von Haus aus durch die Eltern mehr gefördert, das ist immer noch so und wird wohl so bleiben. Daß heute ganz so viele Abitur machen, ist übrigens kein Zeichen von Bildungsfortschritt, sondern von einer Entwertung des Abiturs.

Im Kommunismus nach 1949 wollte man es besser machen, und hat Quoten für Arbeiter- und Bauernkinder eingeführt. Das war dann völlig unabhängig von der Leistung. Talentierte Schüler aus gebildetem Elternhaus mußten teilweise als Hilfsarbeiter enden, an die Unis kamen teilweise Leute, die gar nicht geeignet waren. Als ich in dem Alter war, kehrte man doch weitgehen zum Prinzip von Aufnahmeprüfungen zurück, da es zuvor offensichtlich ein Irrweg war zu versuchen, alle sozialen Schichten gleich zu beteiligen. Chancen schaffen ist richtig, "Gleichheit" aller sozialer Schichten wird nie erreicht.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1757128)
Es wird auch hier die Legende genährt, der Staat verkomme mehr und mehr zur sozialen Hängematte für Leistungsverweigerer.

diese Kampfbegriffe habe ich daraus nicht herausgelesen. Tatsache ist, daß die Gesellschaft sich zunehmend in Richtung einer übertriebenen Absicherung aller denkbaren Risiken entwickelt statt die Eigenverantwortung zu stärken (s. Sicherheitsfachkraft-Wesen, Corona, u.ä.), und ein Teil davon ist auch die Erwartung an den Staat, alles Mögliche abzufangen.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1757128)
In den letzten Jahrzehnten haben aber nicht die Sozialtransfers nach unten, sondern die Umverteilung hin zu den Reichen stark zugenommen. Das komplett risikolose Leben findet hinter goldenen Türklinken statt und nicht im Arbeiterviertel.

Ich sagte nie etwas von komplett risikolos, es geht aber um steigende Erwartungen. Und es fand beides statt. Große Vermögen vermehren sich naturgemäß absolut stärker als kleine, also werden Reiche auch reicher. Der steigende Umfang der Sozialausgaben zeigt aber auch den steigenden Transfer nach unten, auch wenn das Geld oft nicht dort ankommt, wo es am meisten benötigt wird, und allzuviel von überbordender Bürokratie und Staatsapparat sinnlos verbrannt wird. Der Kreis der Bezugsberechtigten wurde auch ausgeweitet, und die Ampel hat versucht, die Motivation zur Eigeninitiative zu reduzieren mit dem Bürgergeld statt Hartz 4 - was offensichtlich jetzt wieder korrigiert wird.

TriVet 09.09.2024 20:32

Back on topic:
Wird Wagenknecht bzw BSW (bis auf weiteres gleichzusetzen, vielleicht bricht es ihr sogar symbolisch das Genick, alles kontrollieren zu wollen) in den Ländern Regierungsverantwortung übernehmen?
Ich glaube nein, wie weiter oben beschrieben.

keko# 10.09.2024 07:48

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757124)
Doch, sowas war schon immer auch ohne entsprechende Politik möglich. Mein Großvater (noch im 19. Jahrhundert geboren, im damals noch sehr feudalen Ungarn) als einer von 10 Bauernsöhnen hat sogar Medizin studiert, weil die Familie den talentierten Sohn finanziell soweit unterstützt hat, wie es konnte.

Und was war mit den anderen 9 Bauernöhnen? Warum hat nur einer studiert?


Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757124)
Und es lag auch nicht an der Busfahrkarte - er ging zu Fuß zur Schule (8 km täglich einfach), und auch zum Studienort (70 km weg), nur zweimal im Jahr Heimatbesuch gemacht. Man sollte nicht zu viel immer von der Politik oder vom Staat erwarten, sondern einfach selber machen.

....

Ganz so wild war es bei mir nicht. Aber ich habe auch täglich manchmal Stunden im Bus verbracht. Morgens zur Schule und zurück. Abends zum Schwimmtraining und zurück. Das ist auch der Grund, warum ich jetzt Busfahren meide, wo es nur geht.
Ich habe auch keine Lust auf dieses damalige Leben.

Und natürlich sollte man vom Staat und der Poltik viel erwarten. Ich wähle sie und zahle viel Steuern. Ganz im Gegenteil: man sollte viel genauer hinschauen.

tandem65 10.09.2024 08:29

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757134)
Tatsache ist, daß die Gesellschaft sich zunehmend in Richtung einer übertriebenen Absicherung aller denkbaren Risiken entwickelt

.....

Ich sagte nie etwas von komplett risikolos,

Lasse ich mal so stehen.

Schwarzfahrer 10.09.2024 09:16

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1757156)
Und was war mit den anderen 9 Bauernöhnen? Warum hat nur einer studiert?

ER hatte die Begabung und Interesse fürs Studium; der Dorflehrer hat ihn dann "auf den Weg" gebracht. Die Brüder und Schwestern blieben überwiegend in der traditionellen Rolle als Landwirte, die jüngste Schwester wurde Diakonisse (damals vor allem Pflegeberuf). Die nächste Generation dieser Geschwister hat dann (entsprechend dem sich ändernden Zeitgeist) schon einen Pfarrer, einen Lehrer und einen wohlhabenden Großbauern als regionaler Arbeitgeber hervorgebracht - jeder nach seiner Neigung und Talent.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1757156)
Ganz so wild war es bei mir nicht. Aber ich habe auch täglich manchmal Stunden im Bus verbracht. Morgens zur Schule und zurück. Abends zum Schwimmtraining und zurück. Das ist auch der Grund, warum ich jetzt Busfahren meide, wo es nur geht.

DA hatte ich Glück, alles in meiner Jugend war in kleineren Orten, meist fußläufig erreichbar (wenn auch bis zu 40 Minuten Fußweg). Sogar zum Skifahren sind wir öfter von zu Hause aus auf die umliegenden Hügel hinausgelaufen, und dort nach jeder Abfahrt zu Fuß hochgelaufen. Letzteres habe ich während Corona in Heidelberg wieder machen müssen - hat bei mir eher schöne Erinnerungen geweckt.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1757156)
Ich habe auch keine Lust auf dieses damalige Leben.

Ich würdige auch viele Fortschritte, aber unter vielem haben wir damals auch nicht unbedingt gelitten. Nicht zu wissen, wann es Strom oder Heizung gibt, nicht das kaufen zu können, was man gerade braucht, sondern das, was es gerade gab, achten zu müssen, wo bzw. zu wem man was sagt - das waren die Einschränkungen, nicht die kleinen Unbequemlichkeiten.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1757156)
Und natürlich sollte man vom Staat und der Politik viel erwarten. Ich wähle sie und zahle viel Steuern. Ganz im Gegenteil: man sollte viel genauer hinschauen.

Ich erwarte auch viel - nur eben andere Sachen. Der Staat soll sich um Infrastuktur, Sicherheit, Bildung und soziale Absicherung von stark bedürftigen kümmern, sich aber aus dem Privatleben der meisten Menschen so weit wie möglich raushalten; ich persönlich will, solange ich mich selbst versorgen kann, nichts für mich vom Staat.

qbz 10.09.2024 09:40

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757134)
Die Zahlen haben vorwiegend mit dem gesellschaftlichen Bild über Bildung und dessen Wert zu tun, das hat sich ja massiv geändert.

In erster Linie mit dem Bedarf des Arbeitsmarktes, d.h. mit bildungsökonomischen Entwicklungen, die auf lange Sicht die Zahl der Abiturienten und Hochschulabsolventen bestimmen, und die soziale Struktur der Hochschulabsolventen hängt vorwiegend von der klassen-, schicht- und geschlechtsspezifischen Selektion ab, wo natürlich die spezifische Art (Struktur) des Bildungssystem auch die sog. Durchlässigkeit beeinflusst. Darüber gibt es X-Untersuchungen, kein Bildungsforscher würde diese meine Aussagen bezweifeln. In Deutschland begann die Brandt Regierung mit den strukturellen Reformen im Bildungsbereich in der Nachkriegszeit.

Meik 10.09.2024 10:39

Zitat:

Zitat von StefanW. (Beitrag 1757125)
Er war aber, gegenüber dem Sohn des Arztes im Dorf, sehr deutlich im Nachteil. Wenn der Bauerssohn 20 Stunden pro Woche jobben muss und der Arztsohn nicht: Wessen erfolgreicher Studienabschluss ist dann wahrscheinlicher?

Aus eigener Erfahrung: Die des Bauerssohns. ;)

Wer hart für den Erfolg arbeiten muss gibt nicht so schnell auf. Klar ist das Leben für den Arztsohn bequemer, das wird aber auch ohne Studium so sein. Der größte Hinderungsgrund sitzt zwischen den Ohren. Das Elternhaus ist immens wichtig, der finanzielle Background der Eltern dagegen viel weniger als immer behauptet. Kriegst du Fleiß, Arbeiten wenn man Erfolg haben will usw.. vermittelt studierst du wenn du das willst auch ohne reiche Eltern. Hast du BSW-Wähler als Eltern schimpfst du auf die böse Elite und das System und studierst nicht sondern arbeitest zum Mindestlohn, beziehst Hartz IV und erzählst wie schlecht es in Deutschland ist. ;)

Klugschnacker 10.09.2024 11:20

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1757178)
Der größte Hinderungsgrund [für sozialen Aufstieg] sitzt zwischen den Ohren. Das Elternhaus ist immens wichtig, der finanzielle Background der Eltern dagegen viel weniger als immer behauptet. Kriegst du Fleiß, Arbeiten wenn man Erfolg haben will usw.. vermittelt studierst du wenn du das willst auch ohne reiche Eltern.

Hast du BSW-Wähler als Eltern schimpfst du auf die böse Elite und das System und studierst nicht sondern arbeitest zum Mindestlohn, beziehst Hartz IV und erzählst wie schlecht es in Deutschland ist. ;)

Du hast als Bauernsohn studiert und bekleidest nun einen anspruchsvollen Beruf – meinen Respekt dafür. Allerdings solltest Du das nicht einfach auf die ganze Gesellschaft verallgemeinern. Denn die Forschung findet bei den sozialen Aufstiegsmöglichkeiten ein anderes Bild als das, was Du mit Deinem eigenen Lebensweg beschreibst.

In England, den USA und in Frankreich findet die Bildung (Erzeugung) einer Elite bereits in der Ausbildung statt. Durchschnittsverdiener können ihren Kindern keinen Besuch an einer Elite-Uni bieten. Zwar gibt es Stipendien, aber bereits die Wohn- und Lebenskosten am Ausbildungsort (z.B. Harvard) übersteigen die Möglichkeiten von Durchschnittsfamilien. Eine beträchtliche Hürde stellen auch die Aufnahmeverfahren dieser Unis dar, die nicht fachbezogen, sondern persönlichkeitsbezogen sind. Ich lasse weitere Details dazu weg, kann sie aber bei Interesse nachliefern.

In Deutschland findet die Selektion einer Elite nicht in der Ausbildung, sondern auf dem beruflichen Weg statt. Die meisten Frauen werden wissen, wie so etwas funktioniert: Du hast eine hervorragende Qualifikation, aber ganz nach oben schaffen es fast nur Männer. In ähnlicher Weise gelingt es auch Männern aus dem Mittelstand kaum, in den Vorstand eines großen Unternehmens aufzusteigen. Spitzenpositionen in der Wirtschaft werden eben nicht allein nach der Qualifikation vergeben, sondern sehr stark nach der Herkunft.

Ähnlich, wenn auch in schwächerer Form, ist es mit den Aufstiegsmöglichkeiten in der Politik und den Medien.

Ich erwähne letzteres, weil die Wirtschaft, die Medien und die Politik zentrale Felder darstellen, auf denen in unserer Gesellschaft Macht ausgeübt wird. Nach unserem Selbstverständnis wollen wir, dass alle Macht vom Volke ausgeht – und zwar vom ganzen Volk. Arm wie reich. Tatsächlich sind die Reichen aber auf allen Feldern der gesellschaftlichen Machtausübung stark überrepräsentiert. Das schadet unserer Demokratie und unserem Zusammenhalt.

Was das konkret bedeutet, sehen wir aktuell in Ostdeutschland: Die Regierung und die etablierten Parteien verlieren zunehmend an Akzeptanz.

TriVet 10.09.2024 11:36

Zustimmung für usa und Great britain, Einschränkung für Frankreich, Stichwort hier Grande Ecole, ich durfte mal für ein Semester an eine solche. :o :cool:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Grande_%C3%89cole

TriVet 10.09.2024 11:43

Jetzt swr1 Leute, SUPER interview mit ddr-Historiker

keko# 10.09.2024 11:44

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1757186)
...
In Deutschland findet die Selektion einer Elite nicht in der Ausbildung, sondern auf dem beruflichen Weg statt. Die meisten Frauen werden wissen, wie so etwas funktioniert: Du hast eine hervorragende Qualifikation, aber ganz nach oben schaffen es fast nur Männer. In ähnlicher Weise gelingt es auch Männern aus dem Mittelstand kaum, in den Vorstand eines großen Unternehmens aufzusteigen. Spitzenpositionen in der Wirtschaft werden eben nicht allein nach der Qualifikation vergeben, sondern sehr stark nach der Herkunft. ...

Bekannt auch als "soziale Auswahl":

Der Jan vom Hans von und zu Wurst macht gleich mal ein Praktikum beim Leiter der Finanzabteilung. Der Jonas vom Hans Wurst irgendwo im Eck irgendeiner Abteilung. Und der Jan, weil er sich ja schon auskennt, steigt mit seinem Bachelor als rechte Hand vom Finanzabteilingsleiter ein. Der Jonas braucht viele Jahr, um dorthin zu kommen, falls er überhaupt hin kommt.

Spitzenpolitiker wie Obama, mittlerweile brutal reich, reden nicht gern davon, dass sie viele Gönner hatten. Herausgekhrt wird Du-kannst-alles-wenn-du-willst.

Schwarzfahrer 10.09.2024 12:27

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1757186)
Eine beträchtliche Hürde stellen auch die Aufnahmeverfahren dieser Unis dar, die nicht fachbezogen, sondern persönlichkeitsbezogen sind. Ich lasse weitere Details dazu weg, kann sie aber bei Interesse nachliefern.

Mein Vater hatte zu seiner Zeit in Siebenbürgen ein doppeltes Auswahlverfahren an der Uni: fachliche Aufnahmeprüfung und Persönlichkeitseinschätzung durch den Prof bzgl. Eignung der Person zum Arzt überhaupt. Finde ich nicht ganz verkehrt. Allemal besser als die Quoten an manchen US Unis bzgl. Herkunft und Hautfarbe.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1757186)
In Deutschland findet die Selektion einer Elite nicht in der Ausbildung, sondern auf dem beruflichen Weg statt.

In Deutschland fängt die Selektion nach de 4. Klasse an. Bei gleicher Leistung bekommt der Sohn des Arztes viel eher die Gymnasialempfehlung, als die Tochter eines Arbeiters. Wer über soziale Auswahl und Benachteiligung klagt, muß erst mal die viel zu frühe Selektion im deutschen Schulsystem abschaffen. Dagegen wehren sich aber hauptsächlich die Akademiker in diesem Land - finde ich eine Schande.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1757186)
Tatsächlich sind die Reichen aber auf allen Feldern der gesellschaftlichen Machtausübung stark überrepräsentiert. Das schadet unserer Demokratie und unserem Zusammenhalt.
Was das konkret bedeutet, sehen wir aktuell in Ostdeutschland: Die Regierung und die etablierten Parteien verlieren zunehmend an Akzeptanz.

Hier bin ich nicht sicher, daß Reichtum wirklich immer Voraussetzung ist, um zu diesem Kreis zu gehören, oder eher auch öfter das Ergebnis (wer Macht hat, wird auch eher reich). Ich glaube, daß zur sinkenden Akzeptanz auch die Tatsache beiträgt, daß zunehmend nur "Gleichdenkende" in die jeweiligen Machtzirkel aufgenommen werden (sei es eine Partei, oder ein Verlag; man bekommt keinen Listenplatz oder Redakteursposten, wenn man nicht das Lied der Chefs singt), und damit diese wenig neue Impulse bekommen, und sich so vom "Fußvolk" zunehmend entfremden.

Klugschnacker 10.09.2024 12:36

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757192)
Hier bin ich nicht sicher, daß Reichtum wirklich immer Voraussetzung ist, um zu diesem Kreis zu gehören, oder eher auch öfter das Ergebnis (wer Macht hat, wird auch eher reich).

Wer wäre denn arm und hätte Macht, beispielsweise? Gibt es da jemand?

qbz 10.09.2024 12:46

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1757178)
Aus eigener Erfahrung: ......

Meine Mutter stammt aus einer Bauern-/Maurerfamilie mit 4 Mädchen / 1 Junge u. X Pflegekinder. Nur dem Jungen ist eine Schulausbildung über die Pflichtschulzeit hinausgehend ermöglicht worden. Die Mädchen "kamen" als Haushalts- / Kinder- / Hofhilfe zu Familien in die Westschweiz. Früh arbeiten, früh heiraten, das Leitbild. Mein Vater, 6 Geschwister, machte eine Lehre mit Kost u. Logis, später neben dem Beruf abends auf eigene Kosten eine technische Zusatzausbildung.

Als ich in den 60zigern das Gymnasium in Zürich besuchte, kamen 90 % der Mitschüler von der sog. Goldküste am Zürichsee aus wohlhabenden Familien und ich war der einzigste aus meinem Zürcher Arbeiter-Viertel von den dortigen Grundschulklassen, wobei die Grundschullehrerin meiner Mutter sogar noch vom Gymnasium deutlich abgeraten hatte.

Siebenschwein 10.09.2024 12:52

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1757193)
Wer wäre denn arm und hätte Macht, beispielsweise? Gibt es da jemand?

Zumindest von der Herkunft her:
Claus Weselsky
Gerhard Schröder
Dirk Rossmann

Macht und akute Armut schliessen sich mMn gegenseitig aus - denn wer Macht hat, wird zumindes dafür sorgen, dass er selbst nicht darbt. Aber das war ja eigentlich nicht die Frage.

Schlussendlich wirst Du immer Beispiele finden für Menschen,. die sich hochgearbeitet haben. Die Frage ist daher stattdessen, wie durchlässig das System ist. Wichtig ist, vor allem, dass man politische und wirtschaftliche Macht entkoppelt, denn wer wirtschaftliche Macht hat, hat ein Interesse daran, dass das so bleibt und keine Konkurrenz aufsteigt.

Siebenschwein 10.09.2024 12:58

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1757195)
...
Als ich in den 60zigern das Gymnasium in Zürich besuchte, kamen 90 % der Mitschüler von der sog. Goldküste am Zürichsee aus wohlhabenden Familien und ich war der einzigste aus meinem Zürcher Arbeiter-Viertel von den dortigen Grundschulklassen, wobei die Grundschullehrerin meiner Mutter sogar noch vom Gymnasium deutlich abgeraten hatte.

Ja, die Schweiz als Vorreiter der Moderne... war nur ein feuchter Traum. Im Kern immer noch erzkonservativ.
Wenn ich heute noch sehe, welche Kinder in Zürich die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium schaffen, sind es mehrheitlich welche, deren Eltern sich die teuren Vorbereitungskurse leisten können. So viel weiter als vor 60 Jahren sind wir also auch noch nicht.

Schwarzfahrer 10.09.2024 13:05

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1757193)
Wer wäre denn arm und hätte Macht, beispielsweise? Gibt es da jemand?

Wer Macht hat, kommt auch zu Reichtum und bleibt nicht arm; bestenfalls bereichert er sich nicht übermäßig. Aber nicht alle Mächtigen kommen aus reichen Elternhäusern, das habe ich gemeint. Manche erarbeiten sich Reichtum, und damit Macht, andere kommen über Beziehungen an Macht, und damit auch an Reichtum. Das ist der Unterschied zum Ständestaat des Mittelalters, wo das Elternhaus für Macht fast ausschließlich bestimmend war.

Schwarzfahrer 10.09.2024 13:07

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1757196)
Wichtig ist, vor allem, dass man politische und wirtschaftliche Macht entkoppelt, denn wer wirtschaftliche Macht hat, hat ein Interesse daran, dass das so bleibt und keine Konkurrenz aufsteigt.

Gilt das nicht auch für politische Macht? Oder hat etwa Kohl oder Merkel eine starke Persönlichkeit neben sich aufkommen lassen?

DocTom 10.09.2024 13:13

wirtschaftliche, politische und kriminelle Macht vereint; unser BK.

Der Machthabertypus und Staatenführer der Zukunft, Entwicklung in diese Richtung angeführt durch Chi, Putin, Erdogan, Assad ua.

nmpM

Siebenschwein 10.09.2024 13:33

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757201)
Gilt das nicht auch für politische Macht? Oder hat etwa Kohl oder Merkel eine starke Persönlichkeit neben sich aufkommen lassen?

"Neben" ist bei politischen FührerInnen nicht entscheidend, manm kann ja keine zwei Bundeskanzler haben. Entscheidend wäre, ob man wenigstens eine NachfolgerIn aufbaut. Das haben beide nicht geschafft. Merkel hat zumindest versucht, Kramp-Karrenbauer zu positionieren. Die hat sich aber selbst aus dem Spiel genommen.
Aber urspünglich ging es um die Verkoppelung wirtschaftlicher und politischer Macht. Und gerade da ist mir z.B. ein Herr Merz extrem suspekt.

TriVet 10.09.2024 13:36

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757192)
In Deutschland fängt die Selektion nach de 4. Klasse an. Bei gleicher Leistung bekommt der Sohn des Arztes viel eher die Gymnasialempfehlung, als die Tochter eines Arbeiters.

Qualifiziert durch eine Partnerschaft mit einer Grundschullehrerin, einer Ehe mit einer Gymnasialllehrerin und zwei Jungs auf dem Gymnasium:
Klares und entschiedenes Nein.
Erstens gibt es aktuell die Gymasialempfehlung ja gar nicht mehr (umstritten, zu Recht).
Zweitens schicken die Eltern, zwar wohlmeinend, aber schade fürs Kind, alles aufs Gymnasium, was geht.
Diese Kinder "scheitern" dann in den ersten Jahren, muss so ein kindliches Ego erstmal verarbeiten. Ich kriege das ja alles live mit.
Dabei können diese Kids einfach andere Sachen gut, aber mit dem Kopf halt nicht so schnell/viel.
Weiters spricht sich ja langsam überall herum, dass eine Gymnasialempfehlung (s.o.) keineswegs der Schlüssel zu Glück, Geld und Macht oder whatever ist.
"Bauern" sind heute übrigens idR "studierte Agraringenieure".

Ich bin da bei Siebenschwein, solange das System durchlässig ist und jeder nach seinen Möglichkeiten sich "verbessern" kann, ist doch schon viel.
Und die Startvoraussetzungen sind einfach schon immer nicht "Fair", das fängt bei der Genlotterie an, geht über Unterstüzung der Eltern (intellektuell, emotional, finanziell etc) und persönliche Ambitionen, es will doch gar nicht jeder studieren, zu ganz zufälligen Entscheidungen, oft wollen die Kids zB einfach auf die Schule, wo ihre Freund schon sind oder hingehen.

Letzter Punkt, auch wenn das meiner sozialromantischen Wunschvorstellung widerspricht, der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm, die Franzosen sagen da so treffend "Ein Hund macht keine Katzen".
Vulgo, das Kind zweier Kackbratzen wird eher selten Nobelpreisträger. Aber es sollte die Möglichkeit dazu haben.

TriVet 10.09.2024 13:41

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1757190)
Jetzt swr1 Leute, SUPER interview mit ddr-Historiker

Hier
zu hören. Klare Empfehlung, auch seine Kommentare zur "Großen Vorsitzenden" als letzlich Medienkonstrukt sehr hörenswert.

Klugschnacker 10.09.2024 14:17

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757200)
Das ist der Unterschied zum Ständestaat des Mittelalters, wo das Elternhaus für Macht fast ausschließlich bestimmend war.

Ich weiß nicht, wofür das ein Argument sein soll.

qbz 10.09.2024 14:24

Dass das BSW autoritäre Staatsvorstellungen verfolge, ähnlich der AFD, wie der von TriVet verlinkte Kowalczuk überall in den Medien betont, (um dann daraus als Steigerung noch ein Bündnis mit Putin abzuleiten), halte ich für frei erfunden und absurd.

Eigentlich ist genau das Gegenteil der Fall: Wer sich bisher mit dem BSW etwas näher befasst, weiss, man will die Gesellschaft demokratischer gestalten und will mehr Basisdemokratie wie z.b. die gefordete Volksabstimmung über die Rente faktisch zeigt.

Schon die staatlichen Corona Eingriffe in die bürgerlichen Freiheiten oder berufsspezifischen Impfzwänge hat Sahra Wagenknecht abgelehnt und kritisch begleitet.

Aus dem BSW-Programm Abs."Verteidigung der persönlichen Freiheit. Für die Stärkung unserer Demokratie.":
Zitat:

"Wir wollen die demokratische Willensbildung wiederbeleben, demokratische Mitbestimmung ausweiten und persönliche Freiheit schützen. Rechtsextreme, rassistische und gewaltbereite Ideologien jeder Art lehnen wir ab. Cancel Culture, Konformitätsdruck und die zunehmende Verengung des Meinungsspektrums sind unvereinbar mit den Grundsätzen einer freien Gesellschaft. Das Gleiche gilt für den neuen politischen Autoritarismus, der sich anmaßt, Menschen zu erziehen und ihren Lebensstil oder ihre Sprache zu reglementieren. Wir verurteilen Versuche zur umfassenden Überwachung und Manipulation der Menschen durch Konzerne, Geheimdienste und Regierungen.

qbz 10.09.2024 14:42

Sevim Dagdelen
 
In der Zeit als SPON noch das BSW als Konkurrenz gegen die PdL und AFD aufgebaut hat, brachte er einen längeren, ganz informativen Artikel über die Person der deutsch-kurdischen Politikerin Sevim Dagdelen, langjährige Aussenpolitikerin im Bundestag. Sie ist in Duisburg in einer kurdisch-alevitischen Arbeiterfamilie aufgewachsen. Sie publizierte vor ein paar Monaten, zum Jubiläum der NATO, ein Buch über dieses Bündnis. Ihre Geschwister haben einen Friseursalon.

Ex-Linken-Politikerin Dağdelen, Wagenknechts Außenministerin. Sevim Dağdelen stand lange am linken Rand der Politik. Nun wechselt sie zum neuen Bündnis Sahra Wagenknecht.

Schwarzfahrer 10.09.2024 14:57

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1757206)
Qualifiziert durch eine Partnerschaft mit einer Grundschullehrerin, einer Ehe mit einer Gymnasialllehrerin und zwei Jungs auf dem Gymnasium:
Klares und entschiedenes Nein.

Bestätigt durch die persönliche Erfahrung meiner Frau: klares Ja :Blumen: (sie kam nur aufs Gymnasium, weil ein Lehrer an der Realschule sie nicht als Arbeitertochter, sondern auf Grund ihrer Fähigkeiten beurteilte, und ihr den Mut zum Wechsel machte).

Ich schätze, beides kommt vor, schlechter Rat auf Grund von sozialer Herkunft, und überambitionierte Eltern (kenne ich persönlich).

Meine Kritik richtet sich grundsätzlich an die viel zu frühe Aufspaltung ins dreigliedrige Schulsystem (kaum ein anderes Land macht so etwas), das solche Fehlentscheidungen und -entwicklungen fördert. Ich finde Systeme, in denen die Kinder mindestens 8, besser 10 Jahre zusammen bleiben aus allen sozialen Schichten für deutlich durchlässiger und in der Summe förderlicher für eine breite gute Bildung (und desto geeigneter auch für die Integration von Behinderten). Daher sehe ich in Deutschland einen besonders negativen Einfluß des Schulsystems auf soziale Durchmischung, der den Einfluß von Geld im Elternhaus bei weitem übersteigt.

TriVet 10.09.2024 15:00

Wusste doch, dass mir der Name was sagt, immerhin toppt diese Frau sogar die Große Vorsitzende.

Wenn auch nur bei den fehltagen an ihrem Arbeitsplatz Bundestag.
https://www.tagesschau.de/inland/inn...ungen-101.html

Am häufigsten abwesend war Sevim Dagdelen, sie versäumte 45 der 76 Termine.

Siebenschwein 10.09.2024 15:48

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1757216)
...
Am häufigsten abwesend war Sevim Dagdelen, sie versäumte 45 der 76 Termine. [/i]

Muss man auch erstmal schaffen... :Nee:
Da haben sich wohl die zwei top Arbeitsbienen des Bundestags zusammengefunden. Nun gut, die Quote vom Söder Markus im bayrischen Landtag erreichen sie nicht. Wobei der als Ministerpräsi noch vorbringen könnte, er hätte ja noch nebenbei einen Erstjob zu erledigen, was die zwei Damen wohl nicht von sich behaupten können. Anyway. Wichtig ist aufm Platz...äh... aufm Platz n der Talkshow.

Siebenschwein 10.09.2024 15:57

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1757207)
Hier
zu hören. Klare Empfehlung, auch seine Kommentare zur "Großen Vorsitzenden" als letzlich Medienkonstrukt sehr hörenswert.

Danke, guter Tipp! Kann ich bestätigen.

Mo77 10.09.2024 16:16

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1757216)
Wusste doch, dass mir der Name was sagt, immerhin toppt diese Frau sogar die Große Vorsitzende.

Wenn auch nur bei den fehltagen an ihrem Arbeitsplatz Bundestag.
https://www.tagesschau.de/inland/inn...ungen-101.html

Am häufigsten abwesend war Sevim Dagdelen, sie versäumte 45 der 76 Termine.

Komisch die Ampel hat die wenigsten "Fehltage"
Achsooooooo die müssen ja Mehrheiten organisieren.

Es ist doch im Prinzip egal ob die Opposition immer da ist....??!

Bei wichtifen Themen gibt es doch eh kaum noch Aussprache..

Für diese kleine Anfrage:
Zitat:

Nach der Ankündigung der Bundesregierung über eine Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland ab 2026 erkundigt sich die Gruppe BSW in einer Kleinen Anfrage (20/12706). Die Bundesregierung soll unter anderem mitteilen, ob diese Stationierung ein Angebot der USA war oder auf eine Bitte der Bundesregierung erfolgen soll oder ob es sich lediglich um eine Mitteilung der USA über die Absicht eines solchen Schrittes handle. Zudem wollen die Fragesteller erfahren, auf welcher rechtlichen Grundlage die geplante Stationierung solcher Raketen mit strategischer Reichweite einschließlich der Ein- und Ausfuhr, Transport- und Nutzungsgenehmigungen stattfinden soll.
Darf BSW noch gaaaanz oft fehlen.
:Blumen:

qbz 10.09.2024 16:46

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1757216)
Wusste doch, dass mir der Name was sagt, immerhin toppt diese Frau sogar die Große Vorsitzende. ....

Die Wählerinnen und die PdL / BSW scheinen die politische Arbeit der beiden Politikerinnen ziemlich anders zu bewerten als Du und Siebenschwein, da beide seit 2005 (Dagedelen) / 2009 (Wagenknecht) ununterbrochen dem Bundestag agenhören. Sahra Wagenknecht war bekanntlich mehrere Jahre stellvertretende Parteivorsitzende und Fraktionsvorsitzende der PdL, Gründung von "Aufstehen", dann BSW und Dagdelen Obfrau von PdL / jetzt BSW im auswärtigen Ausschuss mit vielen Kontakten (siehe SPON Bericht) u.a. Ich denke, einen "faulen Lenz" haben die beiden sich bisher bestimmt nicht gemacht.

TriVet 10.09.2024 16:47

Oh, der Moritz.
Na, Aufnahmeantrag schon gestellt? Wolltest doch Mitglied werden.
Obwohl, die nehmen ja nicht jeden. Wäre ja noch schöner.
Was und wer richtig ist, bestimmt ja immer noch die Partei, denn die Partei hat immer recht.
Hatten wir zwar schon mal, aber diesmal klappt es sicher. :Lachanfall:
Die freuen sich sicher über deine Erlaubnis.
Aber halt, da fällt mir ein, die Schwänzen ja sogar ihre eigenen Abstimmungen, findest du paar Kilometer weiter oben hier im Faden. :Lachen2:

deralexxx 10.09.2024 17:14

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757215)
Bestätigt durch die persönliche Erfahrung meiner Frau: klares Ja :Blumen: (sie kam nur aufs Gymnasium, weil ein Lehrer an der Realschule sie nicht als Arbeitertochter, sondern auf Grund ihrer Fähigkeiten beurteilte, und ihr den Mut zum Wechsel machte).

Ich schätze, beides kommt vor, schlechter Rat auf Grund von sozialer Herkunft, und überambitionierte Eltern (kenne ich persönlich).

Meine Kritik richtet sich grundsätzlich an die viel zu frühe Aufspaltung ins dreigliedrige Schulsystem (kaum ein anderes Land macht so etwas), das solche Fehlentscheidungen und -entwicklungen fördert. Ich finde Systeme, in denen die Kinder mindestens 8, besser 10 Jahre zusammen bleiben aus allen sozialen Schichten für deutlich durchlässiger und in der Summe förderlicher für eine breite gute Bildung (und desto geeigneter auch für die Integration von Behinderten). Daher sehe ich in Deutschland einen besonders negativen Einfluß des Schulsystems auf soziale Durchmischung, der den Einfluß von Geld im Elternhaus bei weitem übersteigt.

Wann hat deine Frau denn die Empfehlung bekommen?
Für die gewünschte Durchmischung gibt es ja die Gesamtschule.

Wir haben so einen Wildwuchs an Schulen, und gerade der zweite Bildungsweg ist doch sicher auch hier im Forum vertreten, Realschule, Ausbildung,(Fach-)Abi, Studium, Triathlon.

Mo77 10.09.2024 18:24

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1757230)
Oh, der Moritz.
Na, Aufnahmeantrag schon gestellt? Wolltest doch Mitglied werden.
Obwohl, die nehmen ja nicht jeden. Wäre ja noch schöner.
Was und wer richtig ist, bestimmt ja immer noch die Partei, denn die Partei hat immer recht.
Hatten wir zwar schon mal, aber diesmal klappt es sicher. :Lachanfall:
Die freuen sich sicher über deine Erlaubnis.
Aber halt, da fällt mir ein, die Schwänzen ja sogar ihre eigenen Abstimmungen, findest du paar Kilometer weiter oben hier im Faden. :Lachen2:

Korrekt, danke für die Erinnerung. Jetzt scheint es auch zu gehen.
Wie schnell die Strukturen aufbauen ist erstaunlich!
:Huhu:

Schwarzfahrer 10.09.2024 20:29

Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1757232)
Wann hat deine Frau denn die Empfehlung bekommen?
Für die gewünschte Durchmischung gibt es ja die Gesamtschule.

Am Ende der 4. Klasse ;). (Nach dem Alter von Damen fragt man nicht).

Die gewünschte Durchmischung gibt es aber nur, wenn es nicht parallel die segregativen dreigliedrigen Schulen gibt, denn dann ist die Mischung nicht wirklich gegeben, sondern eine Selektion nach Vorlieben für Schulsysteme. So, wie die Gesamtschulen in Deutschland gemacht wurden, war schon angelegt, daß dort die Lernerfolge schlechter sind. Mir scheinen viele Schulreformen hierzulande daran zu kranken, daß man sie so anlegt, daß das klassische "dreigliedrige" System am Ende besser abschneidet (zumindest die Gymnasien, der Rest scheint den Entscheidern relativ egal zu sein). Gesamtschulen, G8, Integration von Behinderten - man erfüllt Forderungen halbherzig, setzt sie schlecht oder dürftig ausgestattet um, und kann nachher sagen: seht ihr, es taugt ja doch nichts. Einfacher wäre es, bei Nachbarn zu schauen, wie es dort gemacht wird, und warum es dort klappt.

Ist eigentlich meine schlechte Meinung über das deutsche Schulsystem auch rechts? Oder sind wir hier zu sehr off-topic?

qbz 10.09.2024 20:49

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1757239)
....
Ist eigentlich meine schlechte Meinung über das deutsche Schulsystem auch rechts? Oder sind wir hier zu sehr off-topic?

Nein! Dein Konzept und die Kritik am zu früh selektierenden dreigliedrigen System gilt bei Pädagogen, die sich mit der Durchlässigkeit von Bildungssystemen beschäftigen als fortschrittlich und politisch wird es bei linken Parteien vertreten. :Blumen:

Ich denke, der deutsche Arbeitsmarkt und die Wirtschaft verlässt sich zu stark auf die Zuwanderung von Fachkräften, sonst wären die Bildungssysteme anders, weil halt ersteres billiger ist / scheint ?, als Deine Konzepte.

Schwarzfahrer 10.09.2024 21:30

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1757241)
Nein! Dein Konzept und die Kritik am zu früh selektierenden dreigliedrigen System gilt bei Pädagogen, die sich mit der Durchlässigkeit von Bildungssystemen beschäftigen als fortschrittlich und politisch wird es bei linken Parteien vertreten. :Blumen:

Danke, dabei versuche ich nur das zu vertreten, was ich als Kind selbst erlebt und im Prinzip für gut befunden habe (auch durch den direkten Vergleich mit dem Niveau der deutschen Schulen, in die ich mit 17 gewechselt habe). Also eigentlich weniger Fortschrittlich, als ziemlich retro für mein Gefühl.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1757241)
Ich denke, der deutsche Arbeitsmarkt und die Wirtschaft verlässt sich zu stark auf die Zuwanderung von Fachkräften, sonst wären die Bildungssysteme anders, weil halt ersteres billiger ist / scheint ?, als Deine Konzepte.

Nein, glaube ich nicht. Mein Eindruck ist, daß am dreigliedrigen System vor allem Akademiker-Eltern festhalten, die überzeugt sind, daß ihre hochtalentierten Sprößlinge durch Minderbegabte in ihrer Entwicklung zu sehr verzögert werden :( . Der Anteil von wirklich guten Fachkräften bei den Zuwanderern ist ja auch nicht gerade überwältigend, das sollte sich schon in der Wirtschaft rumgesprochen haben.


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