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LisaH 05.12.2022 11:34

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692662)
Die Alternative zum Fleischverzicht in Deutschland ist simpel: Wir werden nicht klimaneutral.

Und nur, weil viele aus Prinzip "echtes Fleisch" kaufen.
Viele vegane Fleischersatzprodukte sind inzwischen so lecker, dass sie zwar ein bißchen anders, aber keineswegs schlechter schmecken. Bei Gulasch und Gehacktem ist durch die Sauce der Geschmacksunterschied nochmal kleiner.

Pflichtbesuche in Massentierhaltungen von Hühnern und Schweinen und in Schlachthöfen für alle Bürger würden den durchschnittlichen Fleischkonsum schnell reduzieren.

Plasma 05.12.2022 12:50

Zitat:

Zitat von LisaH (Beitrag 1692664)
Und nur, weil viele aus Prinzip "echtes Fleisch" kaufen.
Viele vegane Fleischersatzprodukte sind inzwischen so lecker, dass sie zwar ein bißchen anders, aber keineswegs schlechter schmecken. Bei Gulasch und Gehacktem ist durch die Sauce der Geschmacksunterschied nochmal kleiner.

Pflichtbesuche in Massentierhaltungen von Hühnern und Schweinen und in Schlachthöfen für alle Bürger würden den durchschnittlichen Fleischkonsum schnell reduzieren.

Bei mir war eine Netflix Doku über die Massentierhaltung ein Eye Opener. Seitdem lebe ich quasi vegan. Quasi deswegen weil ich eher ein pseudo Veganer bin, da ich zB Honig esse.

Ich esse aber keine Fleischersatzprodukte. Das von Dir Genannte lehne ich als fake Essen ab. Wenn ich Fleisch essen will (1-2x pro Jahr) dann tue ich das auch und würge mir nicht so einen hochverarbeiteten Mist rein (deswegen auch Pseudoveganer).

Offtopic ist das hier nicht. Ich denke nämlich, dass Arne da recht hat. Im Hinblick auf den Klimawandel ist eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten durchaus angebracht. Ein paar Gründe hat er genannt.

keko# 05.12.2022 12:59

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1692673)
...

Offtopic ist das hier nicht. Ich denke nämlich, dass Arne da recht hat. Im Hinblick auf den Klimawandel ist eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten durchaus angebracht. Ein paar Gründe hat er genannt.

Anzweifeln möchte ich die Notwendigkeit gar nicht. Ich frage mich dann aber immer, wie man so etwas umsetzten will. Selbst in meinem grünen Vorstadtwohlstandsumfeld stößt das nicht nur auf Gegenliebe. Und das sind Menschen, die finanziell die Wahl haben.
Nun höre ich ja auch von der Mobilitätswende. Anzweifeln möchte ich die Notwendigkeit auch hier gar nicht. Nur habe ich den Eindruck, dass die indviduelle Mobiltät zunimmt und die Fahrzeuge eher größer werden.
Da wir in einem Triathlonfroum sind: zu meiner Zeit flogen nur die Amibtionierten und Schnellen nach Mallorca. Heute Hinz und Kunz um im 25er Schnitt rumzurollen.

Will sagen: zwischen dem, was hier (bereichtigerweise) gefordert wird und der Realität klafft eine große Lücke, gefühlt tendenziell steigend. Wer schließt die und wie?
Freiwilligkeit und Überzeugung?

Plasma 05.12.2022 13:30

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1692674)
Anzweifeln möchte ich die Notwendigkeit gar nicht. Ich frage mich dann aber immer, wie man so etwas umsetzten will. Selbst in meinem grünen Vorstadtwohlstandsumfeld stößt das nicht nur auf Gegenliebe. Und das sind Menschen, die finanziell die Wahl haben.
Nun höre ich ja auch von der Mobilitätswende. Anzweifeln möchte ich die Notwendigkeit auch hier gar nicht. Nur habe ich den Eindruck, dass die indviduelle Mobiltät zunimmt und die Fahrzeuge eher größer werden.
Da wir in einem Triathlonfroum sind: zu meiner Zeit flogen nur die Amibtionierten und Schnellen nach Mallorca. Heute Hinz und Kunz um im 25er Schnitt rumzurollen.

Will sagen: zwischen dem, was hier (bereichtigerweise) gefordert wird und der Realität klafft eine große Lücke, gefühlt tendenziell steigend. Wer schließt die und wie?
Freiwilligkeit und Überzeugung?

Zur Umsetzung: Die Leute müssten halt mal erleben, wie gut es ihnen tut, wenn sie nicht jeden Tag Fleisch und Wurst in sich reinstopfen. Ich hatte 2-3 Monate nach der Umstellung zB mehr Energie und bin einen neuen Rekord auf meiner Hausstrecke geradelt. Noch heute frage ich mich, ob das an dem mehr Training durch mehr Energie oder durch mehr Energie an sich liegt, vermute aber Ersteres.

Zur Lücke: Da hast Du durchaus einen Punkt: Leute, die 2x im Jahr ins Trainingslager nach Fuerte und/oder Malle fliegen um dann zum IM Südafrika, Florida etc. pp oder Hawaii fliegen, sollten sich eigentlich nicht zum Klima äußern. Da passt tatsächlich irgendwas nicht zusammen.

Ich machte Anfang 2017 meinen letzten Langstreckenflug. 2018 war ich das letzte Mal auf Malle und 2019 das letzte Mal auf Lanzarote. Im Grunde war das eine Abschiedstour. Meine Kinder sind jetzt 7 und 9 Jahre alt. Ich kann diesen Triathleten Lifestyle vor ihnen und auch vor mir selbst nicht mehr verantworten.

Nepumuk 05.12.2022 13:30

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1692674)
Will sagen: zwischen dem, was hier (bereichtigerweise) gefordert wird und der Realität klafft eine große Lücke, gefühlt tendenziell steigend. Wer schließt die und wie?
Freiwilligkeit und Überzeugung?

Das kann nur die Politik, niemand sonst.

keko# 05.12.2022 14:08

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1692675)
Zur Umsetzung: Die Leute müssten halt mal erleben, wie gut es ihnen tut, wenn sie nicht jeden Tag Fleisch und Wurst in sich reinstopfen. Ich hatte 2-3 Monate nach der Umstellung zB mehr Energie und bin einen neuen Rekord auf meiner Hausstrecke geradelt. Noch heute frage ich mich, ob das an dem mehr Training durch mehr Energie oder durch mehr Energie an sich liegt, vermute aber Ersteres.....

Am Samstagabend waren wir mit Freunden essen und da habe ich mir ein Stück leckeres Fleisch gegönnt. Darauf habe ich mich schon die ganze Woche über gefreut (ich esse ansonsten sehr wenig Fleisch). Ich bin inmitten einer kleinen Landwirtschaft aufgewachsen, daher weiß ich sehr gut, dass ich ein getötetes Lebewesen esse. Die von Klugschnacker anvisierte Null-Tier-Strategie ist mir zu hart. Ich denke, das wird nicht funktionieren. Ich bin eher ein Freund von gesundem Schrumpfen, das habe ich im Reli-Thread ja auch schon dargestellt, als es um Relgionen und Kirchen ging.

Tecki 05.12.2022 14:10

Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1692675)
Zur Lücke: Da hast Du durchaus einen Punkt: Leute, die 2x im Jahr ins Trainingslager nach Fuerte und/oder Malle fliegen um dann zum IM Südafrika, Florida etc. pp oder Hawaii fliegen, sollten sich eigentlich nicht zum Klima äußern. Da passt tatsächlich irgendwas nicht zusammen.

Ich glaube mit der Einstellung kommt man nicht weiter - wir haben alle einen Fußabdruck, bei manchen größer, bei manchen kleiner. Und jeder muss irgendwie abwägen, was wichtig für ihn ist.

Ich kann mir zb nicht vorstellen komplett auf meine Mobilität durch den PKW zu verzichten - das ist für viele andere Leute gar kein Thema, die haben nie ein Auto besessen. Dafür versuchen wir grade bei Langstrecken Fahrgemeinschaften zu bilden und ich freu mich über jeden Anhalter.

Man muss halt, trotz der Belastung die man selber darstellt, versuchen diese gering zu halten. Mittel und Wege können unterschiedlich sein, der Vielflieger gleicht vielleicht anders aus.

welfe 05.12.2022 14:28

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1692674)
Da wir in einem Triathlonfroum sind: zu meiner Zeit flogen nur die Amibtionierten und Schnellen nach Mallorca. Heute Hinz und Kunz um im 25er Schnitt rumzurollen.
?

Gut, dass das hiermit geklärt ist: wer über 25km/h fährt und (oder?) Ambitionen hat, darf nach Mallorca, die anderen nicht. Beeindruckende Argumentation.:Lachanfall:

Ich nehme einfach mal an, dass du dich nicht zur Kategorie „wir müssen daheim bleiben weil zu langsam“ zählst ;-)

Weißer Hirsch 05.12.2022 14:42

Zitat:

Zitat von welfe (Beitrag 1692682)
Gut, dass das hiermit geklärt ist: wer über 25km/h fährt und (oder?) Ambitionen hat, darf nach Mallorca, die anderen nicht. Beeindruckende Argumentation.:Lachanfall:

Ich nehme einfach mal an, dass du dich nicht zur Kategorie „wir müssen daheim bleiben weil zu langsam“ zählst ;-)

Ich glaube es geht ihm um den Massentourismus. Früher waren es halt Profis und die ganz schnellen Jungs, die im Süden trainiert haben.

Wenn es um Einschränkungen geht, die uns in Zukunft erwarten, muss man sich halt ehrlich machen. Dies bedeutet auch, dass eben nicht mehr jeder nach Malle kann. Nur wer will darauf verzichten? Wer es ernst meint mit der Klimarettung, sollte eben den ersten Schritt machen und selbst die Reise nach Malle/Hawaii nicht antreten. Die Selektion übers Portemonnaie (die sich viele hier wahrscheinlich am ehesten vorstellen, weil sie davon ehr nicht betroffen wären)finde ich problematisch, besser wäre es über die Einsicht der Leute zum Ziel zu kommen.

Klugschnacker 05.12.2022 14:46

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1692676)
Das kann nur die Politik, niemand sonst.

Falls sie es kann. Das ist ja derzeit noch offen. Es ist möglich, dass eine Politik, die wirksamen Klimaschutz anstrebt, keine Mehrheiten bekommt. Im Moment sind jedenfalls grüne Parteien weltweit eine kleine Minderheit.

Eine Emission von netto Null bedeutet: Die Emission muss in sämtlichen Teilbereichen null sein. Beim Verkehr, bei der Bauwirtschaft, in der Landwirtschaft, in der Industrie. Flugreisen Null, Fleischverzehr praktisch Null und so weiter.

Ein Problem bei der Beschaffung von Mehrheiten dürfte sein, dass die wohlhabenden Industrieländer zunächst wenig vom Klimawandel betroffen sind, aber stark von einer florierenden Industrie profitieren. Der Handlungsdruck "pro Klimaschutz" für die Bevölkerung ist gering.

In den stark vom Klimawandel betroffenen Ländern ist es umgekehrt: Dort ist der Handlungsdruck groß, aber die Möglichkeiten zum Klimaschutz sind gering.

Ob Demokratien, die jeweils die Interessen der eigenen Wählerschaft durchsetzen, solche tiefgreifenden globalen Probleme lösen können, ist für mich (leider) fraglich.

keko# 05.12.2022 15:03

Zitat:

Zitat von welfe (Beitrag 1692682)
Gut, dass das hiermit geklärt ist: wer über 25km/h fährt und (oder?) Ambitionen hat, darf nach Mallorca, die anderen nicht. Beeindruckende Argumentation.:Lachanfall:

Ich nehme einfach mal an, dass du dich nicht zur Kategorie „wir müssen daheim bleiben weil zu langsam“ zählst ;-)

Es ging mir nicht um Herabsetzung, sondern darum, dass an dem Rennradfahrer auch Trainer dranhängen, Vereine, Bekleidungshersteller, Lebenmittelergänzungshersteller, die Saunafrau, der nette Herr Bademeister, Fluggesellschaften, der Rennradvermieter auf Mallorca, die Dame in Palma, die die Ferienwohnung vermietet.
Wie gehen wir damit um, wenn also der Rennradfahrer nicht mehr nach Mallorca fliegt?
Der ganze überflüssige Konsum produziert letztendlich auch Wohlstand.

Schwarzfahrer 05.12.2022 15:24

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692662)
Die Alternative zum Fleischverzicht in Deutschland ist simpel: Wir werden nicht klimaneutral.

Nun ja, den letzten Satz halte ich für sicher richtig - die Menschheit war seit der Entdeckung des Feuers nie klimaneutral und wird es nie sein. Und was Fleischverzicht betrifft: wenn Fleisch mit viel Energieeinsatz aus dem Reagenzglas kommt, werden viele Menschen ihr Energiekontingent lieber für Fleisch als fürs Streamen ausgeben, da bin ich sicher.
Zitat:

Zitat von Plasma (Beitrag 1692675)
Zur Umsetzung: Die Leute müssten halt mal erleben, wie gut es ihnen tut, wenn sie nicht jeden Tag Fleisch und Wurst in sich reinstopfen.

Wer aber völligen Fleischverzicht fordert, hat noch nicht erlebt, was in meiner Kindheit alltag war: Fleisch erhält man entweder per Glück (Kalb springt vom Laster und bricht sich das Bein, wird vor Ort unter den Leuten aufgeteilt), oder unter der Hand (Patient verspricht dem Arzt aus Dank Fleisch, das ich als Kind abends in einer Tüte abhole, wenn es keiner sieht). Essen tat man das, was es zufällig gab, nicht was man gerne hätte. Im Laden gab selten mehr als eine Option: entweder leer, oder eine Sorte Salami oder Hühnerbeine. Alle, die das erlebt haben, sehen es eben nicht als "in sich reinstopfen" sondern als Teil einer normalen Ernährung, dessen Fehlen einfach ein unnötiger Mangel ist. Fleischkonsum in Maßen und bessere Tierhaltung sind sicher angemessen, für den Menschen als Allesfresser ist Fleischkonsum aber nicht wegzudenken, finde ich.

Schwarzfahrer 05.12.2022 15:37

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1692676)
Das kann nur die Politik, niemand sonst.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692686)
Falls sie es kann. Das ist ja derzeit noch offen

Na ja, mit diktatorischen Methoden kann die Politik alles, auch was vielen Menschen nicht sinnvoll erscheint.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692686)
Es ist möglich, dass eine Politik, die wirksamen Klimaschutz anstrebt, keine Mehrheiten bekommt. Im Moment sind jedenfalls grüne Parteien weltweit eine kleine Minderheit.

Ich schätze, das bleibt noch länger als einen Moment so.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692686)
Ein Problem bei der Beschaffung von Mehrheiten dürfte sein, dass die wohlhabenden Industrieländer zunächst wenig vom Klimawandel betroffen sind, aber stark von einer florierenden Industrie profitieren. Der Handlungsdruck "pro Klimaschutz" für die Bevölkerung ist gering.

In den stark vom Klimawandel betroffenen Ländern ist es umgekehrt: Dort ist der Handlungsdruck groß, aber die Möglichkeiten zum Klimaschutz sind gering.

Bei ersteren ist das sicher Teil der Erklärung. Bei letzteren sehe ich aber vor allem den Wunsch nach steigendem Wohlstand, was sie durch möglichst schnell bessere Energieversorgung erreichen wollen (geht am schnellsten mit fossilen Kraftwerken, Aufbau von energiefressenden Industrien für Arbeitsplätze, etc.), als Hauptgrund an, nicht die mangelnden Möglichkeiten.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692686)
Ob Demokratien, die jeweils die Interessen der eigenen Wählerschaft durchsetzen, solche tiefgreifenden globalen Probleme lösen können, ist für mich (leider) fraglich.

Ich denke, der Sinn der Demokratie ist es, die Interessen der Wählerschaft durchzusetzen. Daher ist die Einschränkung unnötig. Eine Politik, die nicht die ausgedrückten Interessen der Wählerschaft vertritt, sondern selbst definierte "übergeordnete" Ziele anstrebt (die die Bevölkerung auch nach guten Argumenten nicht als ihre Ziele akzeptiert), ist für mich keine Demokratie, sondern eine Autokratie, die zwangsweise früher oder später in einer Diktatur endet.

tridinski 05.12.2022 16:51

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692686)
Es ist möglich, dass eine Politik, die wirksamen Klimaschutz anstrebt, keine Mehrheiten bekommt. Im Moment sind jedenfalls grüne Parteien weltweit eine kleine Minderheit.

Ich setze hier auf die Kosten der erneuerbaren Energien. Die sind in der Erzeugung schon heute deutlich günstiger als fossil und als Atom sowieso. Jetzt muss 'nur noch' das System so umgestaltet werden dass die Kostenvorteile bei den Verbrauchern (Privatleute und Industrie) tatsächlich ankommen: Merit-Order, Subventionen, CO2-Zertifikate, ... Ansatzpunkte gibt es genug.

Der Preis für erneuerbare muss bei den Stadtwerken für den Verbraucher günstiger sein als Strommix/fossil/Atom. Das entspricht den Tatsachen auf Erzeugungsseite, dass es in der Praxis nicht so ist liegt am Gestrüpp der aktuellen Regulierungen.
Dafür kann die Politik sorgen, wenn sie den festen Willen dafür mitbringt und sich nicht von den BigOil-Lobbyisten auf der Nase rumtanzen lässt.

Dann bekommt die Energiewende auch locker jede Mehrheit.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1692691)
Ich denke, der Sinn der Demokratie ist es, die Interessen der Wählerschaft durchzusetzen. Daher ist die Einschränkung unnötig. Eine Politik, die nicht die ausgedrückten Interessen der Wählerschaft vertritt, sondern selbst definierte "übergeordnete" Ziele anstrebt (die die Bevölkerung auch nach guten Argumenten nicht als ihre Ziele akzeptiert), ist für mich keine Demokratie, sondern eine Autokratie, die zwangsweise früher oder später in einer Diktatur endet.

Manchmal ist es leider mit der Schwarmintelligenz nicht weit her, da wird Öl und Kohle bevorzugt weil sie hier und heute zwar teuer aber noch etwas weniger teuer als erneuerbar ist. Dass man auf dem Weg nicht aus der Klimafalle und den damit verbundenen exorbitant steigenden Kosten rauskommt interessiert nicht, weil dass ja erst in der Zukunft eintritt (haha, the future is now). Leg mal die echten Klimakosten auf die Energiepreise um ...
Hier sehe ich die Politik sehr wohl in der Pflicht die langfristig bessere Entscheidung (=Energiewende) durchzusetzen auch gegen kurzfristige Widerstände.
EDIT: soooo langfristig dürfte das gar nicht sein, wenige Jahre reichen da schon.

Das kurzfristige Interesse der Wählerschaft ist ungleich dem langfristigen Interesse der Wählerschaft. Was davon ist jetzt demokratisch legitimiert und was nicht?

svmechow 05.12.2022 17:13

Mal eine ketzerische Frage in den Chatraum geschmissen, flankiert von der Bitte um Verzeihung, wenn das schon zur Genüge diskutiert wurde. Ich möchte jetzt nicht die Postings mehrerer Jahre nachlesen.

Wie steht Ihr zum Fracking innerhalb Deutschlands zur Gewinnung des hier vorhandenen Erdgases? Natürlich sind wir ja alle primär für den Ausbau der sich erneuernden Energiegewinnung mittels Wind und Sonne.
Das scheint aber zumindest kurz- und mittelfristig nicht zu genügen, zumindest spricht dafür die Tatsache, dass kurzerhand LNG-Terminals gebaut werden und auf Regierungsebene Verträge zur Lieferung von Flüssiggas ausgehandelt werden.

Was mich daran nachdenklich macht, ist die Tatsache, dass doch einiges dessen, was wir da geliefert bekommen, auch per Fracking gewonnen wurde. Und irgendwie bedarf es doch auch einer, wie soll ich sagen, doppelten Buchführung, zwar Fracking im eigenen Land abzulehnen, aber andernorts gefracktes Gas auf großen Tankern hierher zu transportieren. Das erinnert doch das Sprichwort vom heiligen Sankt Florian oder einfach an Bayern, die zwar Strom wollen aber bitte keine Windräder vor der Türe.

Was sagen die gescheiten Menschen aus dem Triathlon Szene Forum?

tridinski 05.12.2022 17:27

Zitat:

Zitat von svmechow (Beitrag 1692695)
?

Ich bin ich gegen Fracking, weil fossil. Außerdem erwarte ich dass das viele Jahre dauern würde bis da nennenswerte Mengen zusammenkommen.
Die politischen, finanziellen usw. Anstrengungen die nötig wären um das durchzusetzen und aufzubauen würde ich lieber gleich in den Ausbau der erneuerbaren stecken.

Klugschnacker 05.12.2022 17:34

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1692693)
Ich setze hier auf die Kosten der erneuerbaren Energien. Die sind in der Erzeugung schon heute deutlich günstiger als fossil und als Atom sowieso.

[…] Dann bekommt die Energiewende auch locker jede Mehrheit.

Vorausgesetzt, die erneuerbaren Energieträger liefern genug Energie, um den Energiebedarf decken zu können.

Das können sie auf absehbare Zeit nicht – und zwar bei weitem nicht. Daher werden weiterhin Energieträger ihre Abnehmer finden, die zwar teurer, aber verfügbar sind. Was soll eine große Firma auch anderes machen? Sie muss dorthin gehen, wo es Energie gibt:



In Deutschland haben wir weder viel Sonne noch viel Wind und damit wenig erneuerbare, klimafreundliche Energie. Energie wird daher eine knappe und zwangsläufig teure Ressource sein. Auch wenn die Erzeugerpreise gering sind – der Marktwert und damit der Verkaufspreis sind künftig hoch. Alle Länder um uns herum sitzen in der gleichen Patsche und können uns daher in der Zukunft auch nicht mit Wind- oder Solarenergie beliefern. Der Import von klimafreundlicher Energie aus der Sahara existiert mittelfristig nur in Form von Wunschdenken. (Ausgerechnet Afrika! Deren Bevölkerung wird sich in den kommenden beiden Generationen vervierfachen.)

Politisch hätten wir in Deutschland dann die Situation, dass bei uns Energie sehr knapp und sauteuer ist, während in anderen Ländern die Schlote qualmen und unsere Firmen dorthin abwandern. Mir scheint, das ist politisch alles andere als ein Selbstläufer zugunsten grüner Klimapolitik.

Für den Fall, dass klimaneutrale und erneuerbare Energie tatsächlich ausreichend vorhanden und preisgünstig wäre, hätte ich unrecht. Nichts wäre mir lieber.
:Blumen:

LisaH 05.12.2022 17:36

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1692691)
Ich denke, der Sinn der Demokratie ist es, die Interessen der Wählerschaft durchzusetzen. ....ist für mich keine Demokratie, sondern eine Autokratie, die zwangsweise früher oder später in einer Diktatur endet.

Das halte ich für einen grosse Fehlannahme, weil die Wählerschaft egoistisch ist.
Die Politik sollte insbesondere die Interessen der Menschen berücksichtigen, die noch nicht wählen dürfen und in einer überalterten Gesellschaft zu verhindern versuchen, dass sich die Ruheständler den goldenen Ruhestand herbeiwählen und die arbeitende Bevölkerung dies finanziert, später dann aber selbst in die Röhre schaut.

svmechow 05.12.2022 17:53

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1692697)
Ich bin ich gegen Fracking, weil fossil. Außerdem erwarte ich dass das viele Jahre dauern würde bis da nennenswerte Mengen zusammenkommen.
Die politischen, finanziellen usw. Anstrengungen die nötig wären um das durchzusetzen und aufzubauen würde ich lieber gleich in den Ausbau der erneuerbaren stecken.

Ja das mit dem prioritären Ausbau der Erneuerbaren ist das wichtigste. …Ich habe nur eben bei ferngefracktem Gas dasselbe Unbehagen, wie ich es bei @home-Fracking hätte:confused:

sybenwurz 05.12.2022 19:23

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1692691)
Ich denke, der Sinn der Demokratie ist es, die Interessen der Wählerschaft durchzusetzen.

Das mag so sein, aber eine Klimaneutralität aus Demokratie heraus, wo eine Mehrheit primär zum eigenen Wohle abstimmt, ggf. aus ideologischen Parteigründen, sehe ich am weiten Horizont nicht.
Da ist die Durchsetzungsfähigkeit von Diktatoren oder Autokraten, wenngleich die im Regelfall bei ihrem Handeln sicherlich auch eher nicht das Wohl der gesamten Menschheit im Blick haben, grösser.

Daher ist meine Meinung, dass die Menschheit, sofern sie es unbewusst aufgrund bereits eingetretener Kippmomente nicht eh schon ist, in den kommenden Jahrzehnten/-hunderten nur noch Passagier ist auf der Klimareise, keinesfalls das Ruder in der Hand hält.
Wenn ich mir den Idioten in Moskau anschaue oder jenen, der in den USA erneut auf dem Sprung ist, radiert sie sich eher selbst aus, als mehr als marginal zu ihrem eigenen Überleben beizutragen.
(Ok;- zugegebenermassen waren wir in den 80ern zu Zeiten des Eisernen Vorhangs auch überzeugt, dass irgendwann die grosse Bombe fällt und ich fänds gut, mich auch diesmal zu irren)

Schwarzfahrer 05.12.2022 20:11

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1692693)
Das kurzfristige Interesse der Wählerschaft ist ungleich dem langfristigen Interesse der Wählerschaft. Was davon ist jetzt demokratisch legitimiert und was nicht?

Gegenfrage: welche Bedeutung haben noch Wahlen, wenn die Gewählten sich nicht darum kümmern, was die Wähler aktuell beschäftigt, sondern um Themen, die sie für wichtiger erachten? Warum sollte ich überhaupt zur Wahl gehen, wenn ich nicht erwarte, daß meine Anliegen Gehör finden?
Zitat:

Zitat von LisaH (Beitrag 1692699)
Das halte ich für einen grosse Fehlannahme, weil die Wählerschaft egoistisch ist.

Natürlich, jeder wählt in der Hoffnung, daß die Politiker sich um Probleme kümmern, die ihn speziell beschäftigen. Demokratische Wahlen wurden noch nie abgehalten, um die Welt zu retten, ggf. auf Kosten derer, die abstimmen.
Zitat:

Zitat von LisaH (Beitrag 1692699)
Die Politik sollte insbesondere die Interessen der Menschen berücksichtigen, die noch nicht wählen dürfen und in einer überalterten Gesellschaft zu verhindern versuchen, dass sich die Ruheständler den goldenen Ruhestand herbeiwählen und die arbeitende Bevölkerung dies finanziert, später dann aber selbst in die Röhre schaut.

Richtig, die Interessen derer, die nicht wählen können (Kinder, Behinderte) müssen auch berücksichtigt werden - nicht "inbesondere, nicht höher und nicht geringer, sondern gleichwertig mit denen der Wähler. Daß die arbeitende Bevölkerung die Rentner finanziert, und daß das nicht gut gehen wird, wußte man schon seit "Die Rente ist sicher"-Blüm. Daß das immer noch nicht geändert wurde, gehört zu den großen Versagen der deutschen Politik, hat aber wenig mit der Klimarettung zu tun, finde ich.

Schwarzfahrer 05.12.2022 20:18

Zitat:

Zitat von svmechow (Beitrag 1692695)
Mal eine ketzerische Frage in den Chatraum geschmissen, flankiert von der Bitte um Verzeihung, wenn das schon zur Genüge diskutiert wurde. Ich möchte jetzt nicht die Postings mehrerer Jahre nachlesen.
...
Was sagen die gescheiten Menschen aus dem Triathlon Szene Forum?

Ob ich zu Deiner Zielgruppe gehöre, oder nicht, will ich nicht entscheiden. Trotzdem meine Meinung dazu:

Wenn man bereit ist Fracking-Gas für teures Geld aus dem Ausland zu kaufen, gibt es keinen Grund, dies nicht auch im eigenen Land zu fördern - wäre billiger und senkt die Abhängigkeit vom unsicheren Ausland. Fracking ermöglicht auf jeden Fall die Nutzungsdauer von Erdgas, also eine sichere Energieversorgung (deutlich sauberer als Kohle) deutlich zu strecken, um Zeit zu haben für den Übergang zu nachhaltigeren Energielösungen (egal ob Wind mit Speicher, Fusion oder sonstwas).

Wenn man Fracking für böse hält (gilt auch für Kernkraft), dann ist es höchst heuchlerisch, wenn man hierzulande dies nicht anwendet, aber aus dem Ausland importiert. Das macht unglaubwürdig.

Zu den Gefahren von Fracking selbst gibt es sehr widersprüchliche Aussagen; ich habe mich noch nicht ausreichend damit befasst, um eine Meinung zu haben, ob ich die Risiken als hoch oder gering einschätzen würde.

tridinski 05.12.2022 21:24

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692698)
Energie wird daher eine knappe und zwangsläufig teure Ressource sein. Auch wenn die Erzeugerpreise gering sind – der Marktwert und damit der Verkaufspreis sind künftig hoch.

in Deutschland dann die Situation, dass bei uns Energie sehr knapp und sauteuer ist, während in anderen Ländern die Schlote qualmen und unsere Firmen dorthin abwandern.

Untergangsfatalismus. Mit der Einstellung hätte nie irgendjemand irgendwelche Veränderungen angeschoben.

"Sauteuer" ist ein Ammenmärchen dass seitens der Öl/Kohle/Gas-Oligopolisten natürlich sehr gerne immer wieder erzählt wird. Die Kosten sind erneuerbar aber faktisch dramatisch niedriger. Je schneller wir den Ausbau angehen, desto früher profitieren wir davon. Verfügbarkeit? Das mittelfristige Potential der erneuerbaren ist fast unendlich, Zitat: " allein schon die täglich auf die Erde eingestrahlte Sonnenenergie liegt um einige Größenordnungen über dem menschlichen Bedarf". Quelle: https://home.uni-leipzig.de/energy/e...dlagen/21.html Dazu kommen Wind, Wasser und Bio.
Wie viele Solarmodule können die Chinesen liefern? Wenns nicht reicht bauen wir in D halt selber welche. Altmaier ist zum Glück weg.

Das Energiekonzept 2050 vom ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE) sieht 100 % erneuerbaren Energien für D, Anteil fossil und Atom gleich null. (Selbe Quelle wie oben)

Ein maßgebliches Problem bei der ganzen Sache ist in meinen Augen, dass zu viele Zauderer sagen "das geht nicht" und die deutsche Vollkaskomentalität das dann gerne glauben will. Machen wir lieber mal nix, wir können ja sowieso nichts bewirken wenn die Chinesen/Amerikaner/Inder/usw nicht mitmachen. So wirds leider nur immer schlimmer.

DocTom 05.12.2022 21:40

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1692714)
... sagen "das geht nicht" und ...

... dann kam einer, der das nicht wusste und es einfach gemacht hat.:Huhu:
T.:Cheese:

tridinski 05.12.2022 21:50

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1692708)
Gegenfrage: welche Bedeutung haben noch Wahlen, wenn die Gewählten sich nicht darum kümmern, was die Wähler aktuell beschäftigt, sondern um Themen, die sie für wichtiger erachten? Warum sollte ich überhaupt zur Wahl gehen, wenn ich nicht erwarte, daß meine Anliegen Gehör finden?

Würdest du den Amazonas abholzen weil das schnelle Profite bringt und einige besonders laut JAAA schreien weil sie die Kohle natürlich dringend mitnehmen wollen. Oder würdest du langfristig die Lebensgrundlagen sichern und etwas weniger Umsatz/Gewinn akzeptieren, der dafür aber nachhaltig, auch wenn da nicht ganz so laut gebrüllt wird?

Ersetze Amazonas durch Energiethematik in D.

Ich sehe es als die Aufgabe verantwortungsvoller Politik an, langfristig tragfähige ganzheitliche Lösungen zu entwickeln und für diese überzeugend zu werben. Ein "weiter so fossil" fällt für mich nicht darunter, auch wenn das kurzfristig ein paar Cent billiger sein könnte, langfristig wird es sehr viel teurer. Populistischen Schreihälsen ist das natürlich egal, sie wollen jetzt gewählt werden und Nachhaltigkeit etc. ist sowieso nicht so ihr Ding.

Zum Glück haben wir in D keine direkten Volksabstimmungen zu Einzelthemen.

Siebenschwein 05.12.2022 21:54

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1692714)


Ein maßgebliches Problem bei der ganzen Sache ist in meinen Augen, dass zu viele Zauderer sagen "das geht nicht" und die deutsche Vollkaskomentalität das dann gerne glauben will. Machen wir lieber mal nix, wir können ja sowieso nichts bewirken wenn die Chinesen/Amerikaner/Inder/usw nicht mitmachen. So wirds leider nur immer schlimmer.

Ja, im Prinzip hast Du Recht. Nur leben wir halt und zum Glück in einer Demokratie, da dauern Entscheidungen eben naturgemäss etwas länger. Dafür kann man wenigstens die gröbsten Fehler noch im Prozess korrigieren.
Ich hoffe, wir sehen trotzdem in den nächsten Jahren einen rasanten Ausbau der Erneuerbaren, trotz aller Widerstände der Nimby-Fraktion. Die Chancen sind definitiv grösser als die Risiken, wenn wir nichts tun. Richtig ist aber auch: das wird sehr teuer. Die Investitionen sind bei Erneuerbaren sehr hoch, die Betriebskosten niedrig. Leider haben wir die Zeit der niedrigen Zinsen verschlafen. Jetzt steigen die Kapitalkosten dramatisch- und damit auch die Strompreise für Neuanlagen. Zum Glück sind die Kosten der fossilen Energieträger ebenfalls durch die Decke gegangen. Damit sind die Erneuerbaren weiter konkurrenzfähig.
Die EU muss jetzt nur noch eine CO2-Umlage für Importe einführen, damit die Industrie in der EU nicht benachteiligt ist. Damit stärken wir auch die Nutzung Erneuerbarer in den Exportstaaten und verhindern, dass alle energieintensiven Produkte in „dreckige“ Länder abwandern.

tridinski 05.12.2022 21:58

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1692720)
Die EU muss jetzt nur noch eine CO2-Umlage für Importe einführen, damit die Industrie in der EU nicht benachteiligt ist. Damit stärken wir auch die Nutzung Erneuerbarer in den Exportstaaten und verhindern, dass alle energieintensiven Produkte in „dreckige“ Länder abwandern.

sehr guter Punkt :Blumen:

sybenwurz 05.12.2022 22:37

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1692714)
"Sauteuer" ist ein Ammenmärchen dass seitens der Öl/Kohle/Gas-Oligopolisten natürlich sehr gerne immer wieder erzählt wird.

Naja, langsam. Wir haben hier in Deutschelande die höchsten Kosten fürn Strompreis europaweit. 10ct überm Durchschnitt (wobei, glaub ich, nur Deutschland und Dänemark überhaupt überm Durchschnitt liegen).
Mag sein, dass das zu ändern wäre, wenn die Finanzierung nicht so idiotisch wäre, aber egal, wie man genau 'sauteuer' definiert, brauchts keine Lobby, uns hohe Preise einzureden.

tridinski 05.12.2022 23:15

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1692723)
Naja, langsam. Wir haben hier in Deutschelande die höchsten Kosten fürn Strompreis europaweit. 10ct überm Durchschnitt (wobei, glaub ich, nur Deutschland und Dänemark überhaupt überm Durchschnitt liegen).
Mag sein, dass das zu ändern wäre, wenn die Finanzierung nicht so idiotisch wäre, aber egal, wie man genau 'sauteuer' definiert, brauchts keine Lobby, uns hohe Preise einzureden.

dass es aktuell teuer ist stimmt in jedem Fall.
Klugschnacker vertrat die Ansicht, dass es dies auch zukünftig bleiben werde, egal ob fossil oder erneuerbar.

ich sagte hingegen, dass wir durch massivem Ausbau der erneuerbaren preislich runterkommen werden, obwohl die Fossil-Lobby uns weismachen will dass es dann noch teurer ("sauteuer") werde. Das bezeichne ich als Ammenmärchen.

keko# 06.12.2022 07:46

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1692714)

Ein maßgebliches Problem bei der ganzen Sache ist in meinen Augen, dass zu viele Zauderer sagen "das geht nicht" und die deutsche Vollkaskomentalität das dann gerne glauben will. Machen wir lieber mal nix, wir können ja sowieso nichts bewirken wenn die Chinesen/Amerikaner/Inder/usw nicht mitmachen. So wirds leider nur immer schlimmer.

Ich war vor Monaten noch optimistischer. Ein Problem der grünen Klimapoltitik ist es ja, dass man immer davon ausging, dass man das nötige Geld für den Umbau hat. Nun kommen Firmen in finanzielle Schwierigkeiten. Wie kannst du da hoffen, dass sie das nötige Geld in den Umbau investieren? Wie sollen sie das machen? Du sagst ja selbst, dass dies erst mal teuer wird. Und dem Staat wird es früher oder später ebenso gehen. Warum also sollten Firmen nicht dahin gehen, wo Energie billiger ist? Meines Wissens sind Firmen keine Wohltäter und Klimaschützer, sondern ihre Hauptaufgabe ist es (berichtigterweise), Gewinne zu erwirtschaften. Aus meiner Sicht sind das harte Fakten und hat überhaupt nichts mit Mentalität zu tun. Du machst es dir zu einfach mit dem Hinweis auf letzteres.

Klugschnacker 06.12.2022 08:21

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1692714)
Je schneller wir den Ausbau angehen, desto früher profitieren wir davon. Verfügbarkeit? Das mittelfristige Potential der erneuerbaren ist fast unendlich, […] Wie viele Solarmodule können die Chinesen liefern? Wenns nicht reicht bauen wir in D halt selber welche. Altmaier ist zum Glück weg.

Wenn das so einfach und gleichzeitig billig ist: Warum liegt dann bei uns der Anteil erneuerbarer und klimaneutraler Energieträger nur bei rund 5%?

Das Problem sind nach meinem Kenntnisstand nicht die Verfügbarkeit der Solarmodule, sondern die Speicherkapazitäten. Im Winter haben wir nur ein Achtel der Sonnenenergie wie im Sommer. Also müssen wir elektrische Energie speichern. Das können wir auf absehbare Zeit nicht. Wir sprechen hier bekanntlich von riesigen Mengen: Allein die chemische Industrie in Deutschland wird, wenn sie von fossilen auf erneuerbare Energieträger umsteigt, so viel Strom benötigen wie heute ganz Deutschland!

Billig sind erneuerbare Energien dann, wenn sie nicht grundlastfähig sind, also nur die Spitzen des Strombedarfs abdecken müssen. Die Grundlast wird von fossilen Energieträgern gestemmt. Sobald Wind und Solar grundlastfähig sein müssen, wird der Strom teuer: Einmal aufgrund der voraussichtlich sehr aufwändigen Speichertechnologien, zum anderen aufgrund des viel zu knappen Angebots an solchem Strom. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem und treibt den Preis nach oben.

Ich folge Dir gerne in Deiner Argumentation, dass wir diese technischen Probleme irgendwann gelöst haben werden. Aber eben nicht in 22 Jahren. Diese Frist ist die Grundlage für unsere gegenwärtigen Klimaszenarien. Ich meine, wir werden das nicht schaffen und sollten den Menschen diesbezüglich reinen Wein einschenken.

sabine-g 06.12.2022 08:25

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692738)
wir ...sollten den Menschen diesbezüglich reinen Wein einschenken.

Fangen wir mit der Küste an.
Wer nimmt die zukünftigen Obdachlosen von den Inseln, Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Cuxhaven, etc auf?

In der Uckermark ist relativ viel Platz.

tridinski 06.12.2022 09:19

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1692736)
Ein Problem der grünen Klimapoltitik ist es ja, dass man immer davon ausging, dass man das nötige Geld für den Umbau hat.

Das ist Quark, die Energiewende finanziert sich von ganz allein. Bei dir im Ländle wirds vorgemacht: Gelddruckmaschine Energiewende

keko# 06.12.2022 09:28

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1692744)
Das ist Quark, die Energiewende finanziert sich von ganz allein. Bei dir im Ländle wirds vorgemacht: Gelddruckmaschine Energiewende

Ja, Palmer ist aktuell wegen den hohen Preisen Profiteur, das sagt er ja selbst. Das ist aber kein langfristiger Zustand.

Siebenschwein 06.12.2022 09:35

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692738)
...

Das Problem sind nach meinem Kenntnisstand nicht die Verfügbarkeit der Solarmodule, sondern die Speicherkapazitäten...

Billig sind erneuerbare Energien dann, wenn sie nicht grundlastfähig sind, also nur die Spitzen des Strombedarfs abdecken müssen. Die Grundlast wird von fossilen Energieträgern gestemmt. Sobald Wind und Solar grundlastfähig sein müssen, wird der Strom teuer...

...

Diese Aussagen werden nicht richtiger, wenn wir sie immer wiederholen. Die Lösungen liegen vor - aber ohne die beschworenen Grossspeicher.
Kurz gesagt, die Versorgungssicherheit kommt aus einer Kombination vieler Massnahmen:
- auf der Erzeugerseite eine Kombination verschiedener Energiequellen (Wind, Sonne, Wasser etc) mit einer gewissen Überkapazität. Wir können natürlich nicht die Spitzenlast einer Anlage als Kapazität an nehmen, sondern diese mit einer realistische Verfügbarkeit multiplizieren. Also z.B. eher 30% der Nennleistung bei Wind.
- auf der Verteilerseite ein möglichst grosses Netz als Ausgleich unterschiedlicher Verfügbarkeiten in verschiedenen Regionen (es ist nie in ganz Europa Flaute). Ich hatte mal einen Link zu einer Studie gepostet, wo das Netz eines einzigen US-Bundesstaates simuliert wurde mit der Frage, ob Erneuerbare 100% der Strommenge zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung stellen können. Erstaunlicherweise war die Antwort "ja".
- intelligente Verbrauchssteuerung (ich sage dem Ladegerät am Freitagabend, dass ich das Auto Montag 7:30 voll geladen benötige, dann wird geladen, wenn Strom anfällt), gekoppelt mit der Wettervorhersage. Eventuell irgendwann auch bidirektionale Nutzung von Fahrzeugbatterien
- effizientere Nutzung: da ist noch viel Luft. Strassenlaternen mit Bewegungssensoren, Wärmedämmung, Abwärmenutzung wo immer möglich etc ppp
- Speicher spielen eine Rolle, wenn sie bezahlbar sind. Derzeit machen die Betreiber von Pumpseicherkraftwerken Verluste, weil die typischen 24h-Zyklen nicht mehr so ausgeprägt sind wie früher. Man kann aber auch Wasserstoff durch Elektrolyse herstellen wenn Wind weht und in Kavernen speichern, also dort, wo heute das Erdgas gespeichert wird. Dann aus dem Puffer das für chemische Prozesse einsetzen. Redox-Flow-Batterien sind auch eine Variante, da lassen sich gewaltige Grössen bauen.

Die Schlussfolgerung ist: wir müssen es nur tun. Selbst wenn wir nur 90% des Weges relativ einfach zurücklegen können und im Winter ein paar Gaskraftwerke als Back-up benötigen- der Effekt auf die Umwelt ist riesig. Die Technologien sind da.

tridinski 06.12.2022 09:35

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692738)
...

soll ich heute trainieren?
es regnet aber
bzw. es könnte gleich regnen
eigentlich bin ich müde
es ist doch so kalt
es ist schon spät
ich hab doch gestern erst trainiert, also 20min Dehnen, naja 10 waren es aber schon
morgen aber dann ganz sicher!

Sollen wir auf erneuerbare Energien umsteigen?
aber die Grundlast
aber die Speicher
was das kostet!
die anderen Länder machen doch auch nix
was ist denn mit Fracking in D?
können wir nicht die zweite Röhre von Nordstream2 doch noch nutzen?
wir haben in D doch schon so viel gemacht
usw.

LET'S DO IT

tridinski 06.12.2022 09:38

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1692738)
...
Wenn das so einfach und gleichzeitig billig ist: Warum liegt dann bei uns der Anteil erneuerbarer und klimaneutraler Energieträger nur bei rund 5%?

es ist viel mehr als 5%, das sind Zahlen aus der Leugnerecke
2020 waren es schon 16,5%

Energiekonzept 2050 100% Erneuerbar

Siebenschwein 06.12.2022 09:47

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1692745)
Ja, Palmer ist aktuell wegen den hohen Preisen Profiteur, das sagt er ja selbst. Das ist aber kein langfristiger Zustand.

Wir hatten diese Diskussion mit Dir vor ein paar Tagen schon. Also nochmal: bloss weil einige HERSTELLER von Windkraftanlagen wegen schlecht kalkulierter Preise derzeit keinen Gewinn machen, heisst das nicht, dass alle Player in der Wertschöpfungskette kein Geld verdienen. Btw., die Auftragsbücher der Windkraftanalgenbauer sind voll. Ab Ende 2023 geht da wieder die Post ab. Wenn sie diesmal richtig kalkuliert haben, verdienen sie sich nicht nur dumm, sondern auch dämlich.
Investoren in Windparks rechnen natürlich ihre Investition durch, bevor sie bauen. Da sind sich ändernde Randbedingungen erstmal blöd, aber steigende Strompreise sind mit Sicherheit eher ein Grund, mehr zu bauen. Erwartete Strommengen lassen sich mittlerweile recht gut simulieren, bei RePowering liegen sogar sehr gute Daten für den Standort vor. Und nicht zu vergessen: die Anlagen haben eine Lebensdauer von 20-30 Jahren. Wer also damit rechnet, dass diese sich nach ca 10 Jahren amortisieren, wird dann noch mindestens zehn Jahre die Lizenz zum Gelddrucken haben.
Gehe einfach davon aus, dass die Banken, die das alles finanzieren schon recht genau drauf schauen, ob sie Kredite geben.

svmechow 06.12.2022 09:48

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1692709)
Ob ich zu Deiner Zielgruppe gehöre, oder nicht, will ich nicht entscheiden. Trotzdem meine Meinung dazu:

Ja!


Wenn man bereit ist Fracking-Gas für teures Geld aus dem Ausland zu kaufen, gibt es keinen Grund, dies nicht auch im eigenen Land zu fördern - wäre billiger und senkt die Abhängigkeit vom unsicheren Ausland.

Wenn man Fracking für böse hält (gilt auch für Kernkraft), dann ist es höchst heuchlerisch, wenn man hierzulande dies nicht anwendet, aber aus dem Ausland importiert. Das macht unglaubwürdig.

Danke. Das war genau die Frage. Und heuchlerisch, das ist das Adjektiv, das es am besten trifft.

TriVet 06.12.2022 09:50

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1692747)
....LET'S DO IT

:Blumen: :bussi:


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