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Nordexpress 18.01.2016 18:11

Zitat:

Zitat von DasOe (Beitrag 1197334)
Die meisten, die etliche sportliche Jahrzehnte auf dem Buckel haben, kennen dieses Motivationsende. Das hat nichts mit sauren Trauben zu tun, eher damit, dass man als Amateur ab einem bestimmten Leistungsniveau, semi-professionell trainiert und einen normalen beruflichen Alltag zu stemmen hat. Diese Kombi (40-60 Std. Arbeit plus 20-30 Std. Training) laugen den Kopf aus. Und jeder suboptimale Wettkampf frisst mehr mentale Körner, als man sich das eingestehen will.

Es fehlt an ausreichend Schlaf, anausreichend sozialen Kontakten (die durchaus entspannend sind) und der eigenen Bereitschaft wirklich lockerzulassen, aus Sorge darüber, die Spannung zu verlieren. Und dann kommt der Moment, in dem das Motivationsfass leer ist. Richtig leer.

Man quält sich mit Erinnerungen, versucht die sportliche Taktung für die Tage, Wochen, Monate aufrecht zu erhalten, merkt aber unterschwellig, dass es nicht mehr zieht.

Danke für diesen Text. Trifft exakt.

Pippi 18.01.2016 18:17

Mit den Kilometern von Freiburg nach Frankfurt (und zurück) für die Triathlonszenefilme kommt auch einige Zeit zusammen.

Da hat Klugschnacker schon das Zeug zum durchhalten.

Noiram 18.01.2016 19:18

Das Oe hat das schon brilliant zusammen gefasst! Kompliment.

Ich habe aber zu Arnes Vorgehen auch ganz konkrete Fragen die aufkommen wenn ich mir den ganzen Thread (vor allem den ersten) durch den Kopf gehen lasse.

Wenn der Urknall in Regensburg passiert - okay, dann keine weiteren Fragen.

1. Was aber wenn nicht?
Hakst Du es DANN ab und denkst Dir - okay, sportliche Wettkampfzeit vorbei?
Brauchst Du das zum abhaken?
Meinst Du Du fühlst Dich dann besser?

2. Wenn ich lese -
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1195829)
...Ich weiß nicht genau, welche Ziele ich habe, ob sie weiterhin im Sport liegen werden, oder ganz woanders. Es hat mich bereits Blut und Schweiß und Tränen gekostet, mir darüber klar zu werden...

... Geschwommen bin ich seit Roth nicht mehr, und im Laufschritt legte ich seit Juli vielleicht 100km zurück.

Zuletzt hatte ich auch keine Lust mehr auf’s Radfahren.
...
aktuell nicht den geringsten Grund, mich mit Langdistanztraining zu kasteien, aber dazu später mehr.

Gelaufen bin ich zweimal, irgendwo nahe einem Sechserschnitt und es hat überhaupt keinen Spaß gemacht.
Allein die Überwindung, die Laufhose anzuziehen, war ein psychisches Drama in mehreren Akten...
Arne

dann komme ich zu dem Gesamteindruck Du hast weder Spaß noch Lust darauf für so eine Aktion zu trainieren.
Wieso also machst Du das?

Und wozu musst Du diese Entscheidung Sport, Langdistanz oder was ganz anderes genau 2016 treffen? Bist Du in Zeitdruck? Oder unzufrieden?
Das würde mich persönlich mal interessieren.


Nebenbei mal eine kleine Story aus meinem Leben:

Ich hatte persönlich nie den LD-Traum da diese Leistung viel zu weit weg von meinen realen Leistungen war. Ich habe es zu einigen Marathons geschafft, aber ich hatte nie Talent - ich musste mich ziemlich quälen -wenn auch das ab und an Spaß gemacht hat.
3:45:18 war meine persönliche Glanzleistung in Frankfurt, aber ich war eher der 4:05-Typ.
Durch die Dauerverletzung hatte ich keine Wahl und musste kürzer treten. Immer wieder schwoll die unbändige Lust an und ich habe es wieder versucht, dabei habe ich aber auch gelernt dass ich nix erzwingen kann.
Lange Zeit habe ich darunter gelitten. Jedem Läufer nachgeschaut, traurig gewesen, mit der Figur gehadert (was ich noch oft tue)... irgendwie habe ich mich nicht mehr so richtig als "ich" gefühlt.
Mein Osteopath sagte immer "Sowas passiert wenn man sich nur noch über den Sport identifiziert!" Womit er Recht hatte.
Etliche Monate ging es so dahin, ich radelte viel oder schwamm (was die Verletzung auch nicht besser machte), begann eine Ausbildung zur Kunststherapeutin (in der ich auch einige eigene Sachen aufarbeitete) und dann kam ein ganz anderer Knall:
Er lief mir in Form eines großen, schwarzen Hundes über den Weg.
Ja lacht nur, aber es war so. Nie hatte ich den auf dem Plan.
Beim Wandern auf Mallorca, am Fuße des Tramuntana-Gebirges. Er war kein Streuner, er war ein Hund der gerade aus der Tötung gerettet und an einen Spanier vermittelt war, der ihn aber auch nicht mehr haben wollte.
Obwohl ich normalerweise Respekt vor großen Hunden habe, hockte ich mich hin und nahm in in den Arm.
Spontan rief ich aus: "Och den will ich haben".
Einer der beiden spanischen Menschen die hinter mir standen verstand mich (was für ein Zufall!!) und sagte "Ja das könnten sie! Der Hund soll eh nach Deutschland vermittelt werden und ist schon im Internet gelistet".
Mein Freund zog mich weiter "Du bist ja verrückt" und eigentlich wäre das Thema abgehakt gewesen. Aber auf dem weiteren Wanderweg rollten bei mir die Tränen, lautlos, einfach so. Wir kehrten um, aber weder Hund noch Menschen waren dort.
Mein Freund schrieb einen Zettel auf Englisch und steckte ihn an den Maschendrahtzaun. Zu der Zeit stürmte und regnetet es auf Mallorca. Traurig dachte ich mein Zettel fliegt weg und alles wäre zu spät.
Was würde wohl aus dem armen Hund werden...
3 Stunden später hatte ich eine SMS.... 5 Wochen später stand ich am Frankfurter Flughafen und nahm meinen Pastor Mallorquin in Empfang.
Mein Leben hat sich total geändert und ich bin glücklich darüber. Ich bin mittlerweile im Tierschutz engagiert und verbringe viel Zeit mit meinem Hund in der Natur und habe viele nette Leute mit ganz anderen Sorgen, Problemen und Interessen kennen gelernt.
Natürlich gibt es Momente wo ich auch mal traurig einem Läufer hinterher schaue... aber bei weitem nicht mehr so oft.

Noch heute bin ich überzeugt dass das höhere Bestimmung war ... so viele Zufälle auf einen Haufen???

Liebe Grüße Marion

P.S. Ich hoffe ihr nehmt mir diese lange Ausführung nicht übel.

Vicky 18.01.2016 19:45

Hmmmm. Aber Arne schrieb auch, dass er BOCK drauf hat, sich beim Training unbeschwert "in die Fresse zu hauen" und dass ihn das ewig übervorsichtige "Bloß nicht falsch auftreten" Training einfach nervt. Das kann ich gut verstehen. Würde mich auch extrem nerven. Das "in die Fresse hauen" ab und zu ist schon richtig cool und wichtig.

Man fühlt sich vielleicht auch noch jünger, als man tatsächlich ist. Das ist irgendwie nicht so einfach zu verstehen, wenn man mit den "jungschen Hüpfern" nicht mehr mithalten kann, es aber unbedingt will. Geht mir beim schwimmen so. *hüstel*

Das Oe hat es aber gut auf den Punkt gebracht. Die Kunst ist es, mit der neuen Lebenssituation, die nun offensichtlich mit Pauken und Trompeten an die Macht gelangt ist, ein für sich selbst lohnendes und erstrebenswertes Ziel zu finden. Ich hoffe wirklich SEHR, dass Arne das hinbekommt. Das kann durchaus ein längerer Weg sein... Ende völlig offen. Ich habe selbst mehrere solcher "Umdenkphasen" hinter mir... bin aber noch lange nicht so gelassen, wie ich es sein müsste.


Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 1196819)
Ich sagte es zuvor: ist der Weg das Ziel? Falls nein (so klingt es), sei Dir klar darueber wie Du reagierst, wenn Du Dein (Zeit-)Ziel nicht erreichst.

Diese Frage fände ich auch spannend.

FMMT 18.01.2016 19:57

Marion und DasOe :Blumen: :Blumen:

TriSG 18.01.2016 19:58

Zitat:

Zitat von FMMT (Beitrag 1197556)
Marion und DasOe :Blumen: :Blumen:

Dem schließe ich mich an.:Blumen: :Blumen:

Klugschnacker 18.01.2016 21:35

Zitat:

Zitat von Noiram (Beitrag 1197544)
Wenn der Urknall in Regensburg passiert - okay, dann keine weiteren Fragen.

1. Was aber wenn nicht?
Hakst Du es DANN ab und denkst Dir - okay, sportliche Wettkampfzeit vorbei?
Brauchst Du das zum abhaken?
Meinst Du Du fühlst Dich dann besser?

Das mit dem Urknall ist wohl ein Missverständnis. In Regensburg wird’s keinen Urknall geben. Weder sportlich noch im Sinne einer Erleuchtung. Wenn ich dort am Start stehe, dann als ganz normaler Sportsmann. Ein Rennen ist für mich ein Rennen und kein Selbsterfahrungstrip.

:Blumen:

Klugschnacker 18.01.2016 21:47

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 1196819)
Ich sagte es zuvor: ist der Weg das Ziel? Falls nein (so klingt es), sei Dir klar darueber wie Du reagierst, wenn Du Dein (Zeit-)Ziel nicht erreichst.

Der Weg ist das Ziel, bis ich an der Startleine paddle. Dann ist das Ziel das Ziel, und damit auch eine bestimmte Endzeit. Die ist ist aber jetzt nicht weiter wichtig, sondern ergibt sich einfach aus dem, was ich im Training drauf habe.

Am Erreichen oder Nichterreichen einer Endzeit hängt für mich nicht sehr viel. Ich will mir nichts beweisen. Mehr hängt für mich davon ab, einigermaßen unverletzt bis zum Start zu kommen. Wenn ich merke, dass das kaum noch möglich ist, muss ich natürlich daraus Konsequenzen ziehen.

Ankotzen würde es mich natürlich, beim Rennen einen schlechten Tag zu erwischen.


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