Antracis |
20.12.2023 16:02 |
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
(Beitrag 1732819)
Aber es ist insofern spannend, weil in diesem Forum bei verschiedenen Anderen Themen (z.b. Corona, Klima) wiederholt postuliert wurde, daß man als Laie doch keine Möglichkeit und Kompetenz hat, Aussagen von wissenschaftlichen Autoritäten durch Prüfung, Logik und Einsicht selbst zu prüfen, sondern daß man eben diesen Autoritäten zu folgen hat. Gleichzeitig wird jegliche Parallele zwischen Religion und blindem Folgen von (wie auch immer definierten) Experten als völlig obsolet dargestellt. Wenn Antracis Recht hat, sollte jeder, der blindes "follow the science" ruft, dieser Parallelen bewußt sein.
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Wo ich Dir Recht gebe ist, dass man sicher als Laie immer einem gewissen Experten-BIAS unterliegt. Überspitzt gesagt, sollte man sich tatsächlich hüten, einfach mal naiv drauflos zu glauben, egal ob nun Papst oder Drosten. Und leider muss man es in vielen Punkten doch erstmal, weil einfach die eigenen Kompetenzen und die eigene Zeit ziemlich begrenzt ist. Zumindest ist das bei mir so.
Aber ich sehe da dann doch einen klaren Unterschied: Wissenschaftlich Thesen fußen in der Regel auf Publikationen, die öffentlich sind. Man kann sich da prinzipiell einarbeiten oder zumindest können das andere Leute und dadurch kann ein Meta-Bewertung entstehen.
Wie es in Glaubenssachen ist, zeigt ziemlich gut das erste vatikanische Konzil und die Bestätigung der Unfehlbarkeit des Papstes. Da wurde die päpstliche Lehre in zentralen Glaubensfragen (wozu sicherlich auch die heissdiskutierten Gleichstellungsfragen gehören) schlicht sogar rückwirkend für irreformabel erklärt und für die Beweisführung wurde, quasi Deus ex machina - der heilige Geist aus dem Hut gezaubert, der ja dem Papst immer zur Seite stehe, weshalb dieser unter jenem Einfluss gar nicht irren könne und deshalb auch auf eine kirchenrechtliche Regelung nicht notwendig sei.
Der selbe Geist hält übrigens auch logisch die Verbindung zum zweiten Vatikanischen Konzil, denn das hat ja auch der Gesamtheit der Gläubigen die Unfehlbarkeit zugesprochen. Ist ja auch nur logisch, weil wenn man anderer Meinung als seine Eminenz ist, fällt man ja sofort raus. Defaco war ich also schon vor meinem Kirchenaustritt raus, weil ich die unbefleckte Empfängnis von Maria schon immer für Schmarrn hielt.
Also insofern: Nein, ich sehe - wenig Überraschend - die Gemeinsamkeiten eher anders. Die Klimawandelleugner und Corona-Leugner sind da mit den Gläubigen, zumindest des christlichen Glaubens eher auf der gleichen Seite der Faktenleugnung platziert. Sie biegen sich die Dinge dann aber, aus welchen Beweggründen auch immer, irgendwie so hin, dass es am Ende passt.
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