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Klugschnacker 16.01.2021 11:27

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1578436)
Was unser heutiges Wertesystem angeht, bin ich mir nicht so sicher. Nehmen wir unser Grundgesetz. Das ja auch noch nicht soo alt ist... Also per se nicht zeitlich stabil. [...] Aber unser System lässt eben ähnlich viel Spielraum wie die Bibel. Es ist einfach demokratisch legitimiert- im Gegensatz zum alten Mann in Rom (ok, der wird angeblich sogar von Gott erwählt...).

Mit der Legitimation moralischer Systeme sprichst Du in meinen Augen einen wichtigen Punkt an. Edmüller, der oben zitiert wurde, sagt für mein Verständnis:

• Moralische Systeme (Wertvorstellungen) werden notfalls mit Gewalt durchgesetzt. Gewalt ist hier im weiteren Sinne gemeint. Sie kann durch gesetzliche Sanktionen oder auch in Form von sozialer Ächtung ausgeübt werden.

• Deshalb muss sich ein moralisches System grundsätzlich rechtfertigen. Es muss plausibel machen, warum es einem anderen moralischen System vorzuziehen sei. Wir rechtfertigen unser modernes Moralsystem mit der Vermeidung von Leid. Wenn wir die Sterbehilfe diskutieren, wägen wir verschiedene Formen des Leids gegeneinander ab, mit dem Ziel, Leid zu vermeiden. Auf diese Weise legitimiert sich unsere Moral: Nicht durch demokratisches Zustandekommen, sondern durch das Argument, Leid besser vermeiden zu können als andere moralische Systeme.

• Das Christentum scheitert nach Ansicht Edmüllers daran, die Vorzüge christlicher Moral plausibel zu machen. Erstens gibt es ein solches moralisches System (einen Leitgedanken) gar nicht. Mal ist das Töten verboten, mal werden im Handstreich ganze Völker überfallen und ausgerottet. Zweitens kann das Christentum nicht darlegen, was an ihren Moralvorstellungen besser sei als an anderen, außer der Gottgefälligkeit.
:Blumen:

qbz 16.01.2021 12:32

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1578437)
Mir scheint, dass die extrem konservativen Moralvorstellungen der irischen Oberschicht identisch waren mit den Moralvorstellungen der damaligen Kirche.

Die paranoide Überhöhung der Jungfräulichkeit (ausschließlich der Frauen!), die Verteufelung des Sexuell-Sinnlichen, vor allem die Herabwürdigung des Geschlechtsakts, die Wahrnehmung der Frauen als Gefahr für die gesellschaftliche Moral usw., das sind doch alles christliche Schwarzweiß-Vorstellungen von der Welt.

Es ist doch kein Zufall, dass wir in Irland ein christlich betriebenes System an Zwangsarbeit zur Ausbeutung und Disziplinierung der Frauen vorfinden – wo sind die Männer, die ebenfalls an den Schwangerschaften beteiligt waren? Wo sind katholische Einrichtungen, bei denen Männer jahrelang 7 Tage die Woche unbezahlt in Wäschereien schuften mussten?

Sehe ich genauso.

Es gibt dafür auch einen speziellen historischen Hintergrund: Im späten Mittelalter und bis in die frühe Neuzeit beherrschten englische Feudalherren (Normannen) die Iren und der Staatsglaube war anglikanischer Protestantismus. Der 300jährige Kampf um nationale irische Unabhängigkeit unterstützte der Vatikan aktiv und die katholische Kirche kämpfte in Irland gegen den englischen Protestantismus, was später mit der Verankerung als Staatskirche / -religion belohnt wurde. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte die nationale Unabhängigkeit von England und die Trennung in Nord (weiter zu England gehörig, mehrheitlich protestantisch) und eigener, unabhängiger irischer Staat Süd (katholisch). Insofern kommt natürlich der Kirche für das Unrecht an den ledigen Frauen, welche zum niedrigsten "Stand" zählten, auch eine besondere Verantwortung zu.

Trimichi 01.02.2021 19:38

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1578456)
Sehe ich genauso.

Ich auch. Wer Schutzbefohlene missbraucht, gehört in den Knast, vgl. Fall heute in Südkorea. Sieben Jahre Gefängnis sind wohl i.O..

Also wie sieht es aus, sollen Kinder wählen dürfen? Diese Grüne ticken doch nicht sauber. Und nieder mit den linken Bazillen. Das C in CDU steht für christlich. Sowas schreiben sich nur die schwarzen auf die Fahnen. Und FDP braucht auch keiner Wählen. Hoffentlich hält Angie durch.

Damit will ich nur Reklame für Jürgen Habermas neues Buch machen, dass der user merz empfohlen hat, also die politische Ebene, die in seinen neuen zwei Bänden mitschwingt, angeschubbst wissen. Sehr empfehlenswert die beiden Bände, kosten circa 150,- EUR.

Oder mit anderen Worten: bist du, qbz, schon in die Bib gegangen und hast in den neuen Büchern von J. Habermas gelesen?

Ich sehe es anders, aber in obigem Fall genauso. Wir als Psychologen müssen dem Staat dienen bzw. zuarbeiten, damit der dem seinem Wächteramt nachkommen kann bestmöglich. Misshandlungen von Schutzbefohlenen geht, wie das Bsp. Südkorea zeit, im Sport überhaupt nicht.

Hiermit werfe ich meinen Hut in den Ring. Soll Jörn mal überlegen, wie man der kath. Kirche ein Loch ins Knie bohren kann. Sexualler Missbrauch ist weitaus schlimmer, wobei ich ja auch nicht weis, ober der südkoreanische Triathlonnachwuchs derarig missbraucht wurde. Glaube ich nicht, soll aber als Überleitung dienen.

Dankeschön immer wieder gerne an Jörn, dass der ts-server mit Wasserkraft betrieben wird. Ich überlege die Montage einer PV-Anlage und den Kauf eines eAutos.

LG,
TriMike

qbz 01.02.2021 22:45

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1581835)
......
Oder mit anderen Worten: bist du, qbz, schon in die Bib gegangen und hast in den neuen Büchern von J. Habermas gelesen?
......

Nein, du weisst ja, ich wohne ländlich. Im Moment lese ich Bücher vor allem als Ebook, ausgeliehen bei den öffentlichen Bibliotheken, und die haben den neuen Habermas noch nicht im Programm und irgendwie kann ich das dort auch nicht zum Ankauf empfehlen, weil er da nicht in der Auswahlliste erscheint.

Dass im Leistungs- sowie im Amateursport Kinder / Jugendliche misshandelt oder sexuell missbraucht werden können, ist leider ein altes und bekanntes Thema, das schon zu meiner Jugend leider immer mal Thema wurde. Es verschliessen einfach immer noch zu viele Leute die Augen, wenn sie Anzeichen für Übergriffe sehen.

Einfach unvorstellbar in seinen Dimesionen ist der Missbrauch der US-Turnerinnern über Jahrzehnte durch den Teamarzt, ohne dass er früher aufgedeckt wurde, was auch daran liegt, dass man Turnerinnen, die sich offenbarten, kein Gehör schenkte. Das kann man in der Hinsicht, was die Zeitdauer des Missbrauchs, die Anzahl der Opfer und das mangelhafte Gehör für die Opfer betrifft, schon mit einzelnen Fällen der kath. Kirche vergleichen.

phonofreund 04.02.2021 11:00

Austrittswelle aus der kath. Kirche:

Derzeit erregt eine Krise um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki großes Aufsehen. Woelki hält ein Gutachten zurück, das den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gegen katholische Priester untersucht. Er führt dafür rechtliche Gründe an.

Dieses Vorgehen hat eine beispiellose Vertrauenskrise im größten deutschen Bistum ausgelöst. Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine – der oberste Repräsentant der katholischen Kirche in der Stadt Köln – hat gesagt, er könne derzeit niemandem einen Austritt aus der Kirche verdenken.
Vertuschungsverdacht gegen Woelki

Die Gläubigen würden »mürbe gemacht« und ein Stück weit in Mithaftung für das Verhalten der Bistumsleitung im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal genommen, hatte Kleine dem »Kölner Stadt-Anzeiger« gesagt.

Gegen Woelki gibt es zusätzlich noch einen Vertuschungsverdacht. Obwohl der Verdacht seit Wochen dem Vatikan vorliegt, äußerte sich Papst Franziskus bislang nicht dazu.

Kleine sprach sich für personelle Konsequenzen aus. »In vielen anderen Bereichen übernehmen Führungskräfte sogar politische Verantwortung für Fehler, die sie sich persönlich nicht einmal zurechnen lassen müssen«, sagte er. Im Erzbistum Köln seien Verantwortliche auch persönlich involviert gewesen und müssten daher erst recht dafür einstehen.
Missbrauchsgutachter: »Wir haben nicht gepfuscht«

Scharfe Kritik äußert jetzt auch Ulrich Wastl von der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl, die das umstrittene Missbrauchsgutachten erstellt hatte. Der Rechtsanwalt hält die Nichtveröffentlichung des Berichts für unhaltbar. »Das ist ein Gewaltangriff«, sagt er in einem Interview mit der »Zeit«-Beilage »Christ & Welt«. Wastl sprach von einem »Verbrechen«.

Er wies den Vorwurf zurück, unsauber gearbeitet zu haben. »Wir haben nicht gepfuscht.« Den Widerstand gegen die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt sieht der Anwalt auch in der persönlichen Verstrickung von Verantwortungsträgern der katholischen Kirche begründet. »Der Reflex, die Institution schützen zu wollen, und das Bedürfnis nach Selbstschutz gehen oft Hand in Hand.«

Laut der »Rheinischen Post« fordert der Kölner Katholikenausschuss nun sogar ein Eingreifen des Vatikans. »Ich sehe keinerlei Zeichen und keinerlei Impulse, wie die Bistumsleitung aus dieser massiven Krise herauskommen will«, sagte der Vorsitzende des Kölner Katholikenausschusses, Gregor Stiels. Um die »Schockstarre« zu durchbrechen, brauche es unbedingt Hilfe von außen, so Stiels.


-------Wieder mal ein Beispiel für die Ignoranz und Borniertheit eines Kardinals, der die Treue zu seinem Gott und damit auch Ehrlichkeit geschworen hat. Dieser Mann ist absolut unerträglich.

waden 04.02.2021 11:19

Zitat:

Zitat von phonofreund (Beitrag 1582481)
-------Wieder mal ein Beispiel für die Ignoranz und Borniertheit eines Kardinals, der die Treue zu seinem Gott und damit auch Ehrlichkeit geschworen hat. Dieser Mann ist absolut unerträglich.

Leider wahr.

qbz 04.02.2021 20:00

Baby starb kurz nach der Taufe. Ein sechs Wochen altes Kind starb in Rumänien, nachdem es bei seiner orthodoxen Taufe komplett in Weihwasser getaucht worden war. Nun fordern viele Menschen eine Änderung des Rituals.

Schlafschaf 04.02.2021 20:06

Puhhh. Was für ein allmächtiger Gott ist das, der nicht durch ein Wunder eingreift wenn einem Kind so etwas passiert gerade während der Taufe. Entweder kein Bock zu helfen oder keine Macht. In beiden Fällen kann man diesen Gott in die Tonne treten. Die logischere Erklärung wäre wohl, dass es gar keinen Gott gibt.
Ich nehme stark an das sehen die Eltern dieses Kindes nun ähnlich.
Tragische Geschichte, die betroffen macht.


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