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Jörn 18.09.2017 20:50

Hallo beef, als anerkannter Wissenschaftler und erfahrener Soziologe weißt Du es natürlich: Man kann die Leute gut darüber befragen, wie sie sich fühlen.

Aber man kann sie nicht darüber befragen, ob die Erde eine Scheibe ist oder welche Sterblichkeit eine Seele hat.

Nix für ungut!

LidlRacer 18.09.2017 20:53

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1329674)
Auf einmal sind Befragungen ein Mittel etwas herauszufinden? Da muss ich jetzt schon ein wenig Schmunzeln ...

Nix für ungut!

Hast Du es nicht verstanden oder willst Du es nicht verstehen?

Bei dem Nahtodkram ist das Problem nicht die Befragung an sich, sondern dass prinzipell keine Erkenntnisse über den Zustand nach dem Tod herauskommen können, wenn man Überlebende befragt.

Wenn Du es schaffst, Tote zu befragen, wäre das immens hilfreich!

captainbeefheart 18.09.2017 21:54

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1329640)
...
"Geht es denn Menschen in Gesellschaften, in denen religiöse Dogmen dominieren, besser?"
...

Servas Waden,

ob das jetzt genau Deine Frage beantwortet weiß ich nicht, ich hab aber mal nachgeschaut, was es dazu gibt: In der Literatur und auch zur Messung kennt man das Konzept des "Subjective Well Being" und das wurde mittlerweile mit vielen Einflussfaktoren korreliert. Wie ich angenommen hatte, sind die Aussagen dazu recht vielschichtig und in Summe nicht eindeutig.

Zu Religion als Einflussfaktor des SWB findet sich z.B.:

"Religion
Again, the evidence here supports the idea that our beliefs affect our SWB, with reli- gious people generally being happier than non-religious people, irrespective of their faith. Taking perhaps the broadest approach, Helliwell (2003, 2006) reviews WVS data and finds that belief in a God is associated higher levels of life satisfaction, However, the effects seem to be stronger in the US than in Europe (Helliwell & Putnam, 2004) and are sometimes not found at all (Smith, 2003).
It seems to make relatively little difference which religion one belongs to (Christian, Judaism, Hinduism, Buddhism, etc.). Reviewing data in the World Database of Happi- ness, Rehdanz and Maddison (2005) found that the average happiness of different coun- tries was not affected by the proportion of the population with different religious beliefs. More specifically, Ferris (2002) found no differences in happiness in the US as a function of whether respondents were Jewish, Catholic or Protestant (see also Cohen, 2002). However, there tend to be wide variances in SWB scores within the same religions suggesting that individual differences are important and it would be unwise to talk simply about all Catholics, all Jews, etc. (Haller & Hadler, 2006). For instance, within religions there are differences in the strength of people’s beliefs, the degree to which they use God to help cope with difficulties and their degree of spirituality, all of which have been found to be associated with different levels of SWB (Cohen, 2002).
Stronger religious beliefs may also ‘‘insure’’ people against a loss of income or employ- ment (UK data, Clark & Lelkes, 2005) since religious people’s well-being (especially Cath- olics) drops as little as half as non-religious people following these negative shocks. Nevertheless, some negative shocks may be hard to deal with in a religious context. For instance, there is evidence that divorced women in the UK gain little in terms of life sat- isfaction from greater religiosity (Clark & Lelkes, 2005)."

Quelle: https://www.iei.liu.se/nek/730g80/ar...hatmakesus.pdf

Ich lass das jetzt einfach mal unkommentiert so stehen, vielleicht hilft es Dir ja weiter.

Jörn 18.09.2017 22:15

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1329694)
Wie ich angenommen hatte, sind die Aussagen dazu recht vielschichtig und in Summe nicht eindeutig.

[Jede Menge englischer Text]

Da macht sich eben Deine wissenschaftliche Arbeit und Deine praktische Berufserfahrung als Soziologe bemerkbar. Das möchte ich ausdrücklich anerkennen.

Laien wie ich hätten womöglich angenommen, das Wohlgefühl wäre bei allen Menschen gleich, und als wären sich alle darin einig. Aber das stimmt offenbar nicht. Stattdessen sind (Zitat) "die Aussagen dazu vielschichtig und in der Summe nicht eindeutig".

keko# 18.09.2017 22:42

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1329652)
Ein kurzer Text off-topic wegen der Erwähnung von Face ID beim iPhone X:

Es stimmt, es sind die bösen Ingenieure, die hier eine Gefahr erzeugen. Aber es sind ebenfalls Ingenieure, die diese Technik sicher machen. Denn die Gesichtsdaten werden beim iPhone nirgends gespeichert und werden niemals per Internet übertragen.

Das Gesicht wird anhand weniger Merkmale (Abstände von Augen, Nase, Kinn, usw.) in einen Zahlencode übersetzt. Dieser Code wird verschlüsselt und in einem geschützten Bereich auf dem Chip gespeichert. Es kann nicht „zurück-entschlüsselt“ werden, das ist mathematisch ausgeschlossen. Die Daten können den Chip nicht verlassen, ohne erneut verschlüsselt zu werden. Warum weiß man das ganz sicher? Weil die Leiterbahnen aus diesem Speicher nur durch die Verschlüsselungs-Engine laufen. Es ist also nicht möglich, die Bits aus dem Speicher zu schleusen, ohne durch eine Art Schreddern-Maschine zu laufen.

Zu keinem Zeitpunkt werden private Daten an irgendwelche Server gesendet. Sondern es läuft alles lokal auf dem iPhone ab. Wenn man z.B. mit der Amazon-App einkauft und sich per Face ID autorisiert, bekommt Amazon nur ein „Ja“ oder „Nein“ gesendet, und keinesfalls irgendwelche privaten Daten. Das lässt sich auch nicht ändern, denn selbst das Betriebssystem hat keine Chance, an die Daten heranzukommen, weil (wie gesagt) die Leiterbahnen nicht existieren. Auch das Betriebssystem bekommt vom Chip nur ein „Ja“ oder „Nein“ mitgeteilt.

...

Deine Technikgläubigkeit wundert mich kein bisschen.
Der Ingenieur speichert die Daten dorthin, wo er gesagt bekommt. Apple gibt lediglich an, dass Daten nur auf den Geräten gespeichert werden. Apple behauptet, das System sei unhackbar. Es freut mich, dass du das im vorauseilenden Gehorsam glaubst. Jeder glaubt ja irgendwas ;) Ich warte erst mal ab.

Aber selbst angenommen, dem sei so: Zeiten ändern sich, Unternehmen ändern sich, Staaten ändern sich.
Aber egal, alles suuuuuuper. Wir sind ja gerade auch dabei, wegen ein paar Terroristen einige Errungenschaften auf den Müllhaufen zu werfen. Der Technikgläubige und der Sicherheitsfanatiker jubelt und denkt es geht vorwärts.

Im Mai hackte ein Forscher der TU Berlin den Iris-Scanner des Samsung Galaxy S8, indem er ein Foto und eine Kontaktlinse vor die Kamera hielt. Einige Jahre zuvor hat er den Fingerabdrucksensor vom iPhone S5 innerhalb eines Tages überlistet.
Viele Forscher schauen sich gerade erst an, wie sicher das aktuelle 3D-Modell im iPhone ist. Hacker machen sich auch dran. Es wird ernsthaft von Kryptographie-Experten gewettet, dass das System in 90 Tagen gehackt ist. Es ist immer ein Katz- und Maus-Spiel zwischen Hacker und Entwickler.

Ganz davon abgesehen: neueste Bilderkenner entscheiden selbst, welche Merkmale beim jeweiligen Gesicht relevant sind. Sie lernen auch, dass du nicht rasiert bist und ein Bart wächst usw.

Klugschnacker 18.09.2017 22:48

Das Thema Zukunftstechnologie und Datenschutz wäre vielleicht etwas für einen eigenen Thread. Hier ist es off-topic.

Außerdem wäre es mir recht, wenn Ihr Euch gegenseitig wieder weniger anmachen würdet.
:Blumen:

waden 18.09.2017 22:54

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1329694)
Servas Waden,

...die Aussagen dazu recht vielschichtig und in Summe nicht eindeutig.

Zu Religion als Einflussfaktor des SWB findet sich z.B.:

...

Ich lass das jetzt einfach mal unkommentiert so stehen, vielleicht hilft es Dir ja weiter.

Nix Gwiess woaß ma ned ... Danke, irgendwie hilft das mir weiter und auch nicht. Wie Du schreibst: vielschichtig. Und es liegt wohl wie in der Kunst viel im Auge des Betrachters. Mein erster Gedanke dazu ist, dass sich wohl die meisten Menschen in solchen Systemen auf Dauer wohler fühlen, in denen sie nicht als ständiger Außenseiter fühlen (als geschiedene alleinerziehende Frau wird man sich in der katholischen Kirche weniger wohl fühlen; insbesondere falls das gleichzeitig der Arbeitgeber sein sollte). Insofern hilft es, "angepaßt ans System" zu sein.
Und ein zweiter Gedanke ist, dass es wohl auch viele Menschen gibt, die sich in der unübersichtlichen und als bedrohlich empfundenen Welt gerne einer strengen Ordnung (Dogmatik) unterwerfen, weil ihnen das einerseits eine klare Position ihrer Person bietet und anderseits das Gefühl vermittelt, Teil von etwas Bedeutendem Größeren zu sein.
Und natürlich kann der Trost der direkten Ansprache an den lieben Gott auch hilfreich sein, wenn dieser positive Energie freisetzt, wie das ja auch bei Placebomedizin funktioniert; das ist nicht abwertend gemeint; weil wir ja wissen, dass es (auch in der Schulmedizin) wirkt

captainbeefheart 18.09.2017 22:56

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1329701)
... Jeder glaubt ja irgendwas ;) ....

Hi Keko, der Artikel ist bestimmt was für Dich :-)

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/...omplettansicht

Jörn 18.09.2017 22:56

Das Wort "Technikgläubigkeit" suggeriert, als wäre es dieselbe Gläubigkeit wie bei den Religionen. Dadurch wird religiöse Gläubigkeit legitimiert, weil man sagen kann: "Du bist ja genauso gläubig".

Das iPhone existiert, und man kann es beweisen. Jede Behauptung bezüglich des iPhones kann zu 100% untersucht und belegt werden, und das Ergebnis ist für alle Beobachter identisch. Die Religion scheitert an diesem simplen Test. Es ist also lediglich ein Wortspiel, wenn von "Technikgläubigkeit" die Rede ist.

Die Gesichtserkennung des Samsung Galaxy wurde nicht gehackt, und schon gar nicht führt das zu einem "enttäuschten Vertrauen". Sondern die (preisgünstige) Technik tat genau das, was sie leisten konnte. Die Technik war nicht dazu ausgelegt, eine Fotografie von einem echten Menschen zu unterschieden, und es war kein "Hack" nötig, um das herauszufinden. Man hätte einfach nachdenken oder die Ingenieure fragen können.

Enttäuscht wurde als nicht der "Glaube an die Technik", sondern allenfalls das Vertrauen in irgendwelche Marketing-Sprüche.

Auch die Gesichtserkennung des iPhone X hat bestimmte Grenzen. Das ist kein Geheimnis. Wer daraus eine Religion macht ist selber schuld.

Dass die geheimen Daten nicht aus dem Sicherheitsbereich des Chips (die "Secure Enclave") gelangen können, ist nicht nur eine bloße Behauptung, die ich glauben muss wie die Himmelfahrt von Jesus. Es ist ein Merkmal der ARMv8-A-Architektur, deren Schaltpläne man lizenzieren kann (viele Firmen tun dies) und deren allgemeines Layout für jedermann einsehbar ist. Apple verwendet diese Architektur, das wurde durch Elektronenmikroskopie und Röntgenaufnahmen belegt, außerdem kann man es durch Software prüfen. Das bedeutet, dass ich keineswegs "glauben" muss, was mir irgendwer erzählt. Ich kann es selbst nachprüfen und bei dieser Nachprüfung so weit gehen, wie es mir sinnvoll erscheint.

PS. Während ich dies schrieb, hat Arne zum Ende dieses Off-Topc-Themas gemahnt, d.h. ich habe es jetzt erst gelesen. Also zurück zum Thema Religion.

keko# 18.09.2017 23:00

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1329702)
Das Thema Zukunftstechnologie und Datenschutz wäre vielleicht etwas für einen eigenen Thread. Hier ist es off-topic.

Ich fand das ganz interessant, um zu zeigen, dass der Glaube (allg.) trotz aller Vernunft offenbar zum Menschen gehört wie der Verstand.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1329702)
Außerdem wäre es mir recht, wenn Ihr Euch gegenseitig wieder weniger anmachen würdet.
:Blumen:

Also ich bin total friedlich und entspannt und finde die Diskussion interessant :Blumen:

Jörn 18.09.2017 23:02

"Glaube" ist nicht dasselbe wie "Vertrauen". Wenn ich morgens aus dem Haus gehe, ist es kein blinder Glaube, dass mir nichts passieren wird. Sondern es ist das Ergebnis meiner zuvor gemachten Alltagserfahrung an genau diesem Ort.

In Syrien würde ich dieses Vertrauen nicht haben -- was beweist, dass Vertrauen eben nicht dasselbe wie Glaube ist, sondern eine durch Erfahrung und Erkenntnis begründete Erwartung.

captainbeefheart 18.09.2017 23:09

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1329705)
Nix Gwiess woaß ma ned ... Danke, irgendwie hilft das mir weiter und auch nicht. Wie Du schreibst: vielschichtig. Und es liegt wohl wie in der Kunst viel im Auge des Betrachters. Mein erster Gedanke dazu ist, dass sich wohl die meisten Menschen in solchen Systemen auf Dauer wohler fühlen, in denen sie nicht als ständiger Außenseiter fühlen (als geschiedene alleinerziehende Frau wird man sich in der katholischen Kirche weniger wohl fühlen; insbesondere falls das gleichzeitig der Arbeitgeber sein sollte). Insofern hilft es, "angepaßt ans System" zu sein.
Und ein zweiter Gedanke ist, dass es wohl auch viele Menschen gibt, die sich in der unübersichtlichen und als bedrohlich empfundenen Welt gerne einer strengen Ordnung (Dogmatik) unterwerfen, weil ihnen das einerseits eine klare Position ihrer Person bietet und anderseits das Gefühl vermittelt, Teil von etwas Bedeutendem Größeren zu sein.
Und natürlich kann der Trost der direkten Ansprache an den lieben Gott auch hilfreich sein, wenn dieser positive Energie freisetzt, wie das ja auch bei Placebomedizin funktioniert; das ist nicht abwertend gemeint; weil wir ja wissen, dass es (auch in der Schulmedizin) wirkt

Subjektives Wohlfühlen ist halt ein komplexes Konstrukt und wenn Du den ganzen Artikel liest, siehst Du mit wie vielen Einflussfaktoren das korreliert. Religion ist da nur eins unter vielen. Und ja, Zugehörigkeit hat auch was mit dem "sich selbst vergewissern" zu tun, da bietet Religion ein "Angebot", aber nicht nur.

Das Hauptproblem sehe ich aber methodisch vor allem darin, dass das SWB und seine Faktoren überhaupt erst mit der Frage danach entstehen könnten :-)

In jedem Fall spielt Religion offenbar eine Rolle, Arbeitslosigkeit z.B. aber eine deutlich größere.

keko# 18.09.2017 23:16

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1329707)
PS. Während ich dies schrieb, hat Arne zum Ende dieses Off-Topc-Themas gemahnt, d.h. ich habe es jetzt erst gelesen. Also zurück zum Thema Religion.

Ja klar, schnell zurück an den heimischen Herd nach deinem kurzen Durchmarsch durch die Kryptografie. Forscher gehen davon aus, dass das System zeitnah gehackt wird. Ich sage dir dann bescheid :Cheese:

keko# 18.09.2017 23:20

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1329710)
"Glaube" ist nicht dasselbe wie "Vertrauen". Wenn ich morgens aus dem Haus gehe, ist es kein blinder Glaube, dass mir nichts passieren wird. Sondern es ist das Ergebnis meiner zuvor gemachten Alltagserfahrung an genau diesem Ort

Gibt es nach deiner Definition überhaupt noch Glaube?
Glaubst du an irgendwas und wenn ja an was? (vermutlich ist dir die Frage zu privat und du beantwortest sie sowieso nicht).

captainbeefheart 18.09.2017 23:26

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1329710)
"Glaube" ist nicht dasselbe wie "Vertrauen". Wenn ich morgens aus dem Haus gehe, ist es kein blinder Glaube, dass mir nichts passieren wird. Sondern es ist das Ergebnis meiner zuvor gemachten Alltagserfahrung an genau diesem Ort.

In Syrien würde ich dieses Vertrauen nicht haben -- was beweist, dass Vertrauen eben nicht dasselbe wie Glaube ist, sondern eine durch Erfahrung und Erkenntnis begründete Erwartung.

Worin besteht denn dann der Unterschied von "Glaube" und "blindem Vertrauen"? Und was ist mit "Urvertrauen", das genau nicht erfahrungsbasiert ist?

Jörn 18.09.2017 23:42

Die Technik wird nicht "gehackt". Sondern die Technik macht genau das, was ihre Konstruktion ermöglicht. Wenn Du mir eine einzige Ausnahme irgendwo im Weltall zeigen kannst, zahle ich Dir 4 Euro.

Es soll ja um Religion gehen. Was Du beschreibst, ist das Austesten von Lücken, die Teil der Konstruktion sind. Die "Lücke" ist bereits eine Wertung. Wertfrei formuliert ist es eine "Eigenschaft". Man nähert sich also den Eigenschaften der Konstruktion und findet etwas über sie heraus. Das ist das Gegenteil von "Glaube", denn das Austesten und Ausforschen basiert auf Zweifeln. Man zweifelt daran, dass der Konstrukteur alle Szenarien berücksichtigt hat, oder man spekuliert darauf, dass er sich aus Kostengründen auf "übliche" Anwendungen beschränken musste.

Müsste man nicht auch den Glauben austesten? Müsste man nicht kleine Tests machen, etwa, ob die eigenen Gebete tatsächlich eine Wirkung haben? Müsste man diese Tests nicht schon deswegen machen, um sich dem Glauben zu nähern und seine Eigenschaften zu erkunden?

Müsste man dabei nicht auch Irrtümer finden? Lücken? Widersprüche?

Was würden wir von einem Ingenieur bei Samsung halten, der mitteilt, seine Konstruktionen wären alle komplett fehlerfrei? Selbst wenn wir dies akzeptieren würden, würden wir uns dennoch den Spaß machen, es immer wieder zu testen -- einfach aus Begeisterung. Dasselbe würden wir tun bei einem Wetterdienst, der immer 100% korrekte Vorhersagen verspricht.

Ist in dieser Hinsicht der feste Glaube, sofern ungetestet und unbelegt, nicht äußerst suspekt? Was ist Deine Meinung dazu?

:Blumen:

LidlRacer 18.09.2017 23:46

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1329701)
Deine Technikgläubigkeit wundert mich kein bisschen.

Evtl. ist Dir entgangen, dass Jörn der Betreiber von www.mac-tv.de ist.
Er beschäftigt sich also im Gegensatz zu Dir und mir täglich recht intensiv mit dem Apple-Zeugs.

Jörn 19.09.2017 00:00

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1329716)
Gibt es nach deiner Definition überhaupt noch Glaube?
Glaubst du an irgendwas und wenn ja an was? (vermutlich ist dir die Frage zu privat und du beantwortest sie sowieso nicht).

Glaube ist für mich das, was sich der Begründung oder Falsifizierung absichtlich entzieht und durch Fakten nicht beeinflussbar ist.

Ich habe keinen "Glauben" in religiöser Bedeutung. Ich habe Vermutungen (mehr oder weniger gut begründet und daher wandelbar) und auch Wunschdenken.

Die eigentliche Frage ist doch, was passiert, wenn Glaube/Vertrauen/Wunschdenken kollidiert mit Fakten oder Widersprüchen. Was gewinnt dann?

Bei mir gewinnt die gut begründete, nachprüfbare und falsifizierbare Erkenntnis. Mich interessiert die Begründung mehr als die Erkenntnis. Die Erkenntnis nehme ich hin; über die Begründung denke ich nach.

Wenn ich religiös/christlich wäre, dann wollte ich dennoch Beweise. Ich will nicht an Gott "glauben", sondern ich will überzeugt werden. Auch als Christ würde ich nur dann an die Jungfrau glauben, wenn es jemand beweisen könnte. Allein die Behauptung reicht nicht aus; schon gar nicht angesichts ca. 3.000 Göttern, die alle angeblich irgendwo herumschwirren. Es ist offensichtlich, dass nicht alle diese Geschichten wahr sein können. Warum also die von Jahwe oder Jesus? Diese Frage muss eine klare, prüfbare Antwort haben, oder wir kommen nicht ins Geschäft.

keko# 19.09.2017 07:37

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1329719)
Die Technik wird nicht "gehackt". Sondern die Technik macht genau das, was ihre Konstruktion ermöglicht. Wenn Du mir eine einzige Ausnahme irgendwo im Weltall zeigen kannst, zahle ich Dir 4 Euro.

Es soll ja um Religion gehen. Was Du beschreibst, ist das Austesten von Lücken, die Teil der Konstruktion sind. Die "Lücke" ist bereits eine Wertung. Wertfrei formuliert ist es eine "Eigenschaft". Man nähert sich also den Eigenschaften der Konstruktion und findet etwas über sie heraus. Das ist das Gegenteil von "Glaube", denn das Austesten und Ausforschen basiert auf Zweifeln. Man zweifelt daran, dass der Konstrukteur alle Szenarien berücksichtigt hat, oder man spekuliert darauf, dass er sich aus Kostengründen auf "übliche" Anwendungen beschränken musste.

Du definierst ständig Begriffe um, damit sie dir passen.
Wenn beispielsweise ein 3D-Drucker ein Kopf von mir erstellen könnte, den das iPhone als meinen Kopf identifiziert, ist das iPhone gehackt. Punkt! Man kann natürlich auch sagen, dass ich eine Lücke gefunden habe, die Teil der Konstruktion ist. Das werde ich beim nächsten Bug auch meinem Chef sagen. (längst bekannt als "Its not a bug, its a feature").

keko# 19.09.2017 07:41

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1329721)
Die eigentliche Frage ist doch, was passiert, wenn Glaube/Vertrauen/Wunschdenken kollidiert mit Fakten oder Widersprüchen. Was gewinnt dann?

Meine eigentliche und ganz konkrete und einfach Frage war, ob du an etwas glaubst und wenn ja, an was.
Hintergrund ist der, dass meiner Meinung nach Glaube zum Menschen gehört wie der Verstand. Aber möglicherweise gibt es ja Menschen ohne Glaube. Es soll ja auch welche ohne Verstand geben. :Cheese:

Trimichi 19.09.2017 07:48

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1329714)
Ja klar, schnell zurück an den heimischen Herd nach deinem kurzen Durchmarsch durch die Kryptografie. Forscher gehen davon aus, dass das System zeitnah gehackt wird. Ich sage dir dann bescheid :Cheese:

Man sollte auch mal erwähnt wissen, dass das Thema Kryptographie nur den zivilen Sektor betrifft. Zivilisten werden nicht mit militärischen Systemen ausgestattet. Es geht also nur um Geld. Das Thema Cyberwar ist etwas anderes. Und hat, um nun wieder in Richtung Thema mitzulenken, schon vielmehr mit Religion zu tun.

waden 19.09.2017 08:15

Ich finde nicht, dass Jörn umdefiniert, wie es ihm passt. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass in der Diskussion gerade der Begriff Glaube arg erweitert werden soll, um Atheisten nachzuweisen, dass sie ja auch irgendetwas glauben. Das halte ich aber für nicht richtig.
Man kann das begrifflich ganz gut trennen mit Glauben/Vertrauen, wie Jörn das oben bereits getan hat. Wir brauchen viel Vertrauen im Leben, aber Glauben nicht unbedingt. Warum soll ich glauben müssen?
Man kann zB Vertrauen in den technischen Fortschritt haben, man kann enttäuscht werden, dass dieses nicht eingelöst wird - aber das ist kein dem religiösen Glauben gleichzusetzendes Empfinden.

anlot 19.09.2017 08:54

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1329657)
Du warst auch nicht gefragt. Warum antwortest du stellvertretend wertend ohne inhaltlichen Bezug? Austeilen wollen aber nicht einstecken können? Warum du und nicht Arne antwortest muss ich nicht wissen.

Ganz mickrig. Sei lieber leise, richtig erkannt.

Ich denke nicht, dass es zu Deinen Aufgaben gehört die Redebeiträge einzelner "einzuteilen", oder? Sollte ich Dich ggfalls vorher um Erlaubnis bitten?

Du irrst, wenn Du meinst, jeder müsste immer auch einen inhaltlichen Beitrag leisten. In einer Diskussion ist es durchaus üblich einzelne interessierte Teilnehmer auch mal darauf hinzuweisen, dass die geforderte Antwort ausgeblieben ist und man auf diese doch sehr gespannt sei. Sofern jemand eine valide Antwort hat, dürfte das auch kein Problem für ihn darstellen. Es sei denn man entlarvt denjenigen darin, dass er sich um eine Antwort drücken will.

Vielleicht reflektierst Du zudem mal hin und wieder das Niveau Deiner Beiträge und unterlässt persönliche Beleidigungen?! Damit wären wir schon einen Schritt weiter.

Und im Übrigen: jemand, der nicht die Grundlagen des deutschen Satzbaus beherrscht, sollte sich mit Einschätzungen zur Bildung seines Gegenübers doch eher zurückhalten. ;-)

Gruß von jemanden der 2 Diplome in der Lotterie gewonnen hat. :Huhu:

keko# 19.09.2017 09:40

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1329748)
Ich finde nicht, dass Jörn umdefiniert, wie es ihm passt. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass in der Diskussion gerade der Begriff Glaube arg erweitert werden soll, um Atheisten nachzuweisen, dass sie ja auch irgendetwas glauben. Das halte ich aber für nicht richtig.
Man kann das begrifflich ganz gut trennen mit Glauben/Vertrauen, wie Jörn das oben bereits getan hat. Wir brauchen viel Vertrauen im Leben, aber Glauben nicht unbedingt. Warum soll ich glauben müssen?
Man kann zB Vertrauen in den technischen Fortschritt haben, man kann enttäuscht werden, dass dieses nicht eingelöst wird - aber das ist kein dem religiösen Glauben gleichzusetzendes Empfinden.

Gibt es streng genommen ausserhalb der Religion überhaupt eine Situation oder einen Satz, den ich nur mit "Ich glaube ..." beginnen kann? Letztendlich könnte ich doch immer auch "Ich vertraue darauf..." nehmen. (deshalb auch meine Frage an Jörn, ob er an etwas glaubt).

waden 19.09.2017 09:43

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1329765)
Gibt es streng genommen ausserhalb der Religion überhaupt eine Situation oder einen Satz, den ich nur mit "Ich glaube ..." beginnen kann? Letztendlich könnte ich doch immer auch "Ich vertraue darauf..." nehmen. (deshalb auch meine Frage an Jörn, ob er an etwas glaubt).

Das ist genau das, was ich meinte.

keko# 19.09.2017 09:59

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1329766)
Das ist genau das, was ich meinte.

Ich denke, man kann auch unreligiös an etwas glauben:
"Ich glaube, das ist die richtige Frau für mich".
Und zwar dann, wenn es eher gefühlsmässig ist (kaum zu beschreiben) und um die Zukunft geht.

captainbeefheart 19.09.2017 10:26

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1329770)
Ich denke, man kann auch unreligiös an etwas glauben:
"Ich glaube, das ist die richtige Frau für mich".
Und zwar dann, wenn es eher gefühlsmässig ist (kaum zu beschreiben) und um die Zukunft geht.

So ist es. Und der definitorische Unterschied zwischen "Vertrauen" und "Glaube" ist m.E. minimal. Beides sind subjektive Überzeugungen, die sich einer allgemeinen Objektivierung damit weitgehend entziehen. Der eine vertraut einer Person, die andere nicht. Der eine glaubt an die große Liebe, der andere nicht. der eine vertraut darauf, dass der technologische Fortschritt Probleme lösen wird, der andere nicht etc.

waden 19.09.2017 10:34

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1329770)
Ich denke, man kann auch unreligiös an etwas glauben:
"Ich glaube, das ist die richtige Frau für mich".
Und zwar dann, wenn es eher gefühlsmässig ist (kaum zu beschreiben) und um die Zukunft geht.

Und ich nehme an, dass Du damit dann eine Parallele zum religiösen Glauben ziehen willst. Ich kann das für mich nicht bestätigen. Ich würde das Gefühl der Liebe und des Vertrauens zu meiner Partnerin nicht mit dem Begriff Glauben belegen. Ich habe Vertrauen in manche und manches, ich habe Hoffnung in manche und manches, und ich weiß sicher nicht, wie es nach dem Tod für den Einzelnen weitergeht. Ich komme mit der Vorstellung zurecht, dass meine von mir als einzigartig empfundene Individualität sich auflöst - und nicht in einem Himmelreich oder auf Erden weitermacht.

waden 19.09.2017 10:36

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1329777)
So ist es. Und der definitorische Unterschied zwischen "Vertrauen" und "Glaube" ist m.E. minimal. Beides sind subjektive Überzeugungen, die sich einer allgemeinen Objektivierung damit weitgehend entziehen. Der eine vertraut einer Person, die andere nicht. Der eine glaubt an die große Liebe, der andere nicht. der eine vertraut darauf, dass der technologische Fortschritt Probleme lösen wird, der andere nicht etc.

schon richtig irgendwie . Mir missfällt aber der Versuch, einem Atheisten zu unterstellen, sein Nichtglaube an 100.000 Götter sei letztlich das Gleiche wie der Nichtglaube eines Christen an 99.999 Götter.

Trimichi 19.09.2017 10:57

Zitat:

Zitat von anlot (Beitrag 1329758)
Ich denke nicht, dass es zu Deinen Aufgaben gehört die Redebeiträge einzelner "einzuteilen", oder? Sollte ich Dich ggfalls vorher um Erlaubnis bitten?

Du irrst, wenn Du meinst, jeder müsste immer auch einen inhaltlichen Beitrag leisten. In einer Diskussion ist es durchaus üblich einzelne interessierte Teilnehmer auch mal darauf hinzuweisen, dass die geforderte Antwort ausgeblieben ist und man auf diese doch sehr gespannt sei. Sofern jemand eine valide Antwort hat, dürfte das auch kein Problem für ihn darstellen. Es sei denn man entlarvt denjenigen darin, dass er sich um eine Antwort drücken will.

Vielleicht reflektierst Du zudem mal hin und wieder das Niveau Deiner Beiträge und unterlässt persönliche Beleidigungen?! Damit wären wir schon einen Schritt weiter.

Und im Übrigen: jemand, der nicht die Grundlagen des deutschen Satzbaus beherrscht, sollte sich mit Einschätzungen zur Bildung seines Gegenübers doch eher zurückhalten. ;-)

Gruß von jemanden der 2 Diplome in der Lotterie gewonnen hat. :Huhu:

Gehört es denn zu deinen Aufgaben Beiträge einzuteilen? Admin bist du jedenfalls nicht.

Noch einmal die Frage, die du dir selbst stellen sollst: Warum antwortest du stellvertretend für Arne? Arne hats womöglich kapiert. Du nicht.

Kann also durchaus sein, dass du deine 2 oder sind es doch 20 Diplohme im Lotto gewonnen hast. Der Dichtkunst bist du jedenfalls nicht mächtig, soviel steht fest.

Ebenso bist du es, der mit persönlichen Wertungen angefangen hat. Teilst unberechtigterweise aus und steckst dann nicht ein und kommst dann mit Stil und Etikette. Das ist einfach nur lächerlich. Den "erbärmlichen Wicht" verkneife ich mir ;)

keko# 19.09.2017 11:03

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1329780)
schon richtig irgendwie . Mir missfällt aber der Versuch, einem Atheisten zu unterstellen, sein Nichtglaube an 100.000 Götter sei letztlich das Gleiche wie der Nichtglaube eines Christen an 99.999 Götter.

Nein, um Gottes Willen...!
Ich wollte nur darauf hinaus, dass Glaube nicht unbedingt mit Religion zu tun hat. "Technikglaube" ist vielleicht ein schlechtes Beispiel. Aber wie sieht es mit dem Kommunismus aus oder noch besser dem Nationalsozialismus? In meinen Augen auch eine Art Relgion.

anlot 19.09.2017 11:04

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1329789)
Gehört es denn zu deinen Aufgaben Beiträge einzuteilen? Admin bist du jedenfalls nicht.

Noch einmal die Frage, die du dir selbst stellen sollst: Warum antwortest du stellvertretend für Arne? Arne hats womöglich kapiert. Du nicht.

Kann also durchaus sein, dass du deine 2 oder sind es doch 20 Diplohme im Lotto gewonnen hast. Der Dichtkunst bist du jedenfalls nicht mächtig, soviel steht fest.

Ebenso bist du es, der mit persönlichen Wertungen angefangen hat. Teilst unberechtigterweise aus und steckst dann nicht ein und kommst dann mit Stil und Etikette. Das ist einfach nur lächerlich. Den "erbärmlichen Wicht" verkneife ich mir ;)

Schönen Tag noch. Und immer tief durch atmen. Soll helfen.

Klugschnacker 19.09.2017 11:13

Glauben hat mehrere Bedeutungen. Hier zwei, die ich im aktuellen Kontext für relevant halte:
1. Eine Sache für wahr halten. Etwa, Jesus sei nach seinem Tode tatsächlich wieder lebendig geworden. Oder tatsächlich über Wasser gelaufen. Hier hat Glauben etwas mit Wissen zu tun: Was nach unserem Wissen nicht wahr sein kann, kann man auch nicht glauben. Beispiel: Die Erde ist eine Scheibe.

2. "So tun, als ob eine Sache wahr sei". Wir bauen unsere Gesellschaft unter dem Leitgedanken auf, dass alle Menschen gleich geschaffen werden und daher gleiche Rechte ("Menschenrechte") hätten. De facto sind die Menschen aber keineswegs alle gleich, sondern sehr verschieden. Wir leben in der Übereinkunft, so zu tun, als seien sie gleich. Ein Christ kann sein Leben unter dem Leitgedanken führen, es gäbe einen gerechten Gott, der dies und jenes von uns verlangt, anderes hingegen bestraft. Ob dieser Gott tatsächlich existiert, ist nicht die Hauptsache, ebensowenig wie die tatsächliche Gleichheit der Menschen für die Idee der Menschenrechte die Hauptsache wäre.
Allzu weit darf sich diese zweite Bedeutung des Glaubens aber nicht von den Tatsachen entfernen. Grundschüler dürfen nicht wählen gehen und keinen Führerschein machen, da hier die Ungleichheit gegenüber Erwachsenen offensichtlich ist. In diesem Fall können wir nicht so tun, als seien alle Menschen gleich. Umgekehrt erhielten die Frauen das Wahlrecht, weil sich die vermeintlichen Ungleichheiten, an die man tausende Jahre glaubte, als nicht stichhaltig erwiesen. Weil die Sonne älter ist als die Erde, kann man nicht mehr wörtlich an die Schöpfungsgeschichte der Bibel glauben (dort ist die Erde älter als die Sonne).

Glauben wird daher vom Wissen beeinflusst, andernfalls handelt es sich um Aberglauben. Indem die Kirchen, vor allem die katholische Kirche, sich vom Fortschritt unseres Wissens abkoppeln, verkommt ihre Botschaft immer mehr zum Aberglauben.

Mich hat seit meiner Jugend sehr interessiert, warum es eine Welt gibt, wie sie ins Sein kam, warum es Naturgesetze gibt und so weiter. Daher kam mein Interesse an Kosmologie, an der Evolution und an der Erkenntnistheorie. Die Kirchen tragen zu diesen Daseinsfragen so gut wie nichts bei. Müsste nicht ein Papst wie Ratzinger, dessen Intelligenz gerühmt wird, brennend an der Erforschung des Urknalls und den Details der Evolution interessiert sein? Stattdessen verfasst er intellektuell kühne Abhandlungen über die Transsubstantiationslehre, welche beschreibt, auf welche Weise der Leib Jesu in eine Weizenmehloblate gelangt. Ist das nicht schade?

waden 19.09.2017 12:41

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1329793)
Nein, um Gottes Willen...!
Ich wollte nur darauf hinaus, dass Glaube nicht unbedingt mit Religion zu tun hat. "Technikglaube" ist vielleicht ein schlechtes Beispiel. Aber wie sieht es mit dem Kommunismus aus oder noch besser dem Nationalsozialismus? In meinen Augen auch eine Art Relgion.

Diesen Vergleich finde ich passend. Es gibt den Glauben an eine höhere Bestimmung/Ordnung; es gelten nicht hinterfragbare Gesetze menschlichen Urspungs, ein Heilsversprechen für die Zukunft, oberste Hüter der Ordnung, eine Unterteilung der Menschen in dazugehörig/ nicht dazugehörig, harte Sanktionen gegen Abweichler und auch gegen Zweifler u.v.m.

Dass ich den Glauben daran für nicht besser halte als den Glauben an eine Religion, versteht sich vermutlich von selbst.

Vicky 19.09.2017 13:42

Eine Doku... die vielleicht für den einen oder anderen interessant sein könnte.


Kurzer Inhalt:

Ohne diese Welt
In einer vergessenen Region im Norden Argentiniens leben 700 deutschstämmige Mennoniten wie im 18. Jahrhundert. Ihrem Glauben folgend, wollen sie dem Einfluss der modernen Welt entfliehen.

Autos, Strom, Telefon oder Radio verbietet ihre Religion. Die einzigen Schulbücher sind Bibel und Katechismus. In den Familien wird altes Plattdeutsch gesprochen, nur wenige können gut Spanisch. Doch der Einfluss der Welt außerhalb der Gemeinde wird stärker.

...

merz 19.09.2017 16:06

man kann die Amish für eine Abspaltung der Mennoniten (die meisten Teils modern leben) ansehen, die machen es ähnlich

m.

Jörn 19.09.2017 17:58

Das Argument, dass man die Liebe seiner Verlobten nicht beweisen könne und daher glauben müsse, ist ein oft wiederholtes Standard-Argument, welches genauso oft widerlegt wurde.

Bei genauerem Hinsehen kann man nämlich sehr viele rationale Gründe dafür finden, warum man ausgerechnet diese Frau heiraten möchte. Ein erster Grund dafür ist die Tatsache, dass die Frau existiert. Weitere Gründe bestehen in ihrem Verhalten und ihren Worten, die zur begründeten Annahme leiten, dass diese Frau etwas von einem will. Man kann diese Gründe auch prüfen: Man kennt die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben, und kann vernünftig abwägen, ob (und zu welchem Grad) die Frau dazu passt.

Was ist mit jenen Frauen, die man nicht heiratet? Würde man auch hier sagen, es sei unmöglich, einen Grund zu nennen, und folglich müssen man es eben glauben? Wenn ich RTL2 einschalte, sehe ich jede Menge Leute, mit denen ich nichts zu tun haben will, und es fällt mir nicht schwer, Gründe dafür zu nennen.

Manche Paare sind vor der Heirat jahrelang zusammen, um sich Zeit zu lassen für das „Sammeln von Informationen“, also ob man im Alltag tatsächlich harmoniert. Wenn sie anschließend heiraten (oder auch nicht), dann ist das eine informierte, begründete Entscheidung — auch wenn es keine Garantie gibt, dass sie richtig war.

Glaube wäre es dann, wenn man völlig grundlos, etwa aufgrund einer uralten Schrift, am vorhergesagten Stichtag eine Frau wählt und ihr eröffnet, dass man sie heiraten will. Wenn die Frau sagt: „Entschuldigung, Sie kennen mich doch gar nicht!“, dann würde man antworten: „Tja, man muss halt glauben“.

Kaum eine Lebensentscheidung wird heute so gründlich vorbereitet und abgewogen, wie die Frage, ob und wen man heiratet.

Jörn 19.09.2017 18:17

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1329735)
Wenn beispielsweise ein 3D-Drucker ein Kopf von mir erstellen könnte, den das iPhone als meinen Kopf identifiziert, ist das iPhone gehackt. Punkt!

Hallo keko, nehmen wir an, ich bastle mir aus Plastik einen Schlüssel für Deine Haustür und sperre damit das Schloss auf. Würdest Du sagen: „Mein Schloss wurde gehackt!“? Oder würdest Du sagen, dass das Schloss genau das tat, wozu es konstruiert wurde? Würdest du das Schloß zurück zum Händler bringen, mit dem Argument, dass es versagt hätte?

Es geht ja nicht um Technik, sondern um Deine Definition von „Technikgläubigkeit“, die darauf hinauswill, dass auch Atheisten einen blinden Glauben hätten. Nehmen wir an, wir fänden eine Person, die diesen blinden Technikglauben hat, die also fest an die versprochenen oder eingebildeten Fähigkeiten der Technik glaubt, ohne die Hintergründe zu prüfen. Würdest Du sagen, dass diese Person einen Fehler macht? Genau das ist doch Dein Punkt, oder nicht?

Könntest Du nochmal deutlich machen, ob Du diese Gläubigkeit für einen Fehler hältst?

Wenn Du die Technikgläubigkeit für einen Fehler hältst, dann frage ich Dich, warum es ein Fehler ist. Wahrscheinlich ist es ein Fehler, weil die Begrenztheit unserer Technik jedermann bekannt ist, deswegen wäre es töricht, daran zu glauben. Mit anderen Worten: Unser Wissen steht dem Glauben entgegen. Wir können nicht blind glauben, weil wir längst wissen, wie begrenzt unsere Technik ist. Wer dieses Wissen nicht hat und deswegen blind glaubt, ist eigentlich nur unwissend.

Mich würde interessieren, ob diese Verbindung von Glaube und mangelndem Wissen typisch ist, ob also Glaube stets nur eine Maskierung (Schönreden und Ausnutzen) von Unwissen ist. Gibt es Fälle, wo das nicht zutrifft?

———

Das iPhone X kann nicht durch eine 3D-Maske entsperrt werden, da weitere Sensoren prüfen, ob bestimmte Merkmale von lebenden Menschen vorhanden sind. Etwa eine Infrarot-Kamera (Wärme) oder das Auswerten von minimalen Bewegungen. Ein sehr ähnliches Zwillingspaar kann diese Barriere überwinden. Apple gibt das auch zu. Sensoren sind eben nur Sensoren, genauso wie Deine Geheimnummer fürs Zahlenschloss nur die Wahrscheinlichkeit eines Diebstahls verringert, diesen aber nicht völlig ausschließen kann. Wenn jemand die passende Zahlenkombination errät, ist das kein „Hack“.

Trimichi 19.09.2017 20:26

Zitat:

Zitat von anlot (Beitrag 1329794)
Schönen Tag noch. Und immer tief durch atmen. Soll helfen.

Danke. Dir auch noch einen schönen Abend.

captainbeefheart 19.09.2017 20:38

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1329900)
...

Bei genauerem Hinsehen kann man nämlich sehr viele rationale Gründe dafür finden, warum man ausgerechnet diese Frau heiraten möchte. Ein erster Grund dafür ist die Tatsache, dass die Frau existiert. Weitere Gründe bestehen in ihrem Verhalten und ihren Worten, die zur begründeten Annahme leiten, dass diese Frau etwas von einem will. Man kann diese Gründe auch prüfen: Man kennt die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben, und kann vernünftig abwägen, ob (und zu welchem Grad) die Frau dazu passt.

....

Julia,

ich habe unsere bisherige Beziehungszeit einer konstruktiv-kritischen Reflexion unterzogen (t = 672 Tage). Entlang meiner Verhaltensbeobachtungen habe ich zunächst eine long list potenzieller Beurteilungskriterien erstellt, diese mit meinem Partnerberater, meinem Psychotherapeuten und meinem Rechtsanwalt abgestimmt und daraus eine Short List generiert. Diese haben wir dann an einer Testgruppe validiert und sodann diese eine Erfüllungsmatrix übertragen.

Zum einen bewerte ich die tatsächliche Verhaltensperformance (nicht ausreichend, passend, übererfüllt), zum anderen das prognostische Potenzial für die weitere Entwicklung (kein Potenzial, Potenzial, viel Potenzial).

Deine Bewertung habe ich mit einer Vergleichsgruppe meiner Matches aus Parship und ElitePartners gebenchmarked. Neben Dir sind noch zwei weitere Kandidatinnen im Rennen. Du wirst verstehen, dass ich vor meiner Entscheidung ein Audit durch die Firma Kienbsum durchführe, um zu einer objektiven Entscheidung zu kommen.

Romeo.

P.S.: "Der lacht über Narben, die nie keine Wunde fühlte - - Aber stille! was für ein Licht bricht aus jenem Fenster hervor? Es ist der Osten, und Juliet ist die Sonne - -
(Juliette erscheint oben am Fenster.)

Geh auf, schöne Sonne, und lösche diese neidische Luna aus, die schon ganz bleich und krank vor Verdruß ist, daß du, ihr Mädchen, schöner bist als sie. Sey nicht länger ihre Aufwärterin, da sie so neidisch ist; ihre Vestalen-Livree ist nur blaß und grün, und wird nur von Thörinnen getragen; wirf sie ab - - Sie spricht, und sagt doch nichts; was ist das? - - Ihr Auge redt, ich will ihm antworten - - Wie voreilig ich bin! Sie redt nicht mit mir: Zween von den schönsten Sternen des ganzen Himmels, die anderswo Geschäfte haben, bitten ihre Augen, daß sie, indessen bis sie wiederkommen, in ihren Sphären schimmern möchten - - Wie wenn ihre Augen dort wären, und jene in ihrem Kopfe? Der Glanz ihrer Wangen würde diese Sterne beschämen, wie Tag-Licht eine Lampe; ihre Augen, wenn sie am Himmel stühnden, würden einen solchen Strom von Glanz durch die Luft herabschütten, daß die Vögel zu singen anfiengen, und dächten, es sey nicht Nacht: Sieh! sie lehnt ihre Wange an ihre Hand! O daß ich ein Handschuh an dieser Hand wäre, damit ich diese Wange berühren möchte!" (Shakespeare)


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