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Jörn 26.02.2020 21:12

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1512783)
Rechne doch mal sämtlichen Glauben raus! Eine Gegenrechnung. Mehr verlange ich nicht. Und was bleibt dann? 1+1 = 2. Was gibt es darüber hinaus noch zu entdecken?

Es fasziniert mich, wie sehr manche Leute von Aberglauben durchdrungen sind, sodass sie ehrlichen Gewissens annehmen, dass außerhalb dieses Aberglaubens nichts zu entdecken wäre.

Dabei leben wir in einer Zeit, die an aufregenden Entdeckungen keinen Mangel hat. :(

qbz 26.02.2020 21:19

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1512785)
.......
Wenn ich staatlich durch Gesetze diskriminiert werde, ist das unbedingt zu ändern. Wenn mich eine Glaubensgemeinschaft diskriminiert, ist es für mich wie ein Verein - ich muß ihnen nicht beitreten, ich kann sie links liegen lassen. Und es ist ihr gutes Recht, mich nicht zu mögen - es kann auf Gegenseitigkeit beruhen.
.......

Du negierst einfach den politischen Einfluss der Kirchen in die grossen Parteien hinein. Die Kirchen woll(t)en über andere Gruppen bis die Mehrheit (Frauen) per staatliche Gesetze bestimmen, was sie in manchen Fragen für ein Leben führen sollen / müssen. Weshalb hatte Deutschland solange den § 175, weshalb stellten sich die Kirchen auch gegen die gleichgeschechtliche zivile Ehe? Weshalb sind deutsche Frauen so lange in die Niederlande zur Abtreibung gefahren? Weshalb gibt es keine Sterbehife wie in der Schweiz? Wären die Betroffenen nicht selber aktiv geworden, hätten wir heute noch Gesetze wie 1960 z.B. bei der Sexualgesetzgebung, bei der Scheidung, bei den Rechten für die Frauen usf.

Erfahrungsgemäss war es nie einfach, in DE eine Gesetzgebung gegen den Widerstand der Kanzel durchzubringen.

Klugschnacker 26.02.2020 21:26

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1512785)
Überall wo ich bisher gelebt habe, und in allen Ländern, von denen ich etwas mehr gelesen habe, habe ich aber das sehen können: Menschen suchen nach Glauben...

Menschen werden in ihrem Elternhaus zum Glauben erzogen. Deshalb haben sie in den allermeisten Fällen denselben Glauben wie ihre Eltern. Eine aktive Auseinandersetzung oder Suche findet offenbar in aller Regel nicht statt.

Dem entspricht unser leicht gruseliges, amüsiertes Kopfschütteln, wenn wir hören, dass Rälph sich aktuell das Lesen der kompletten Bibel antut. Das ist in unserer Kultur sehr außergewöhnlich. Diese Tatsache widerspricht Deiner Darstellung, die Menschen würden allgemein nach Glauben suchen.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1512785)
... als in den 80-ern die christlichen Kirchen anfingen an Zuspruch zu verlieren, blühten verschiedene Sekten (Baghwan u.ä.) auf; auch die teilweise missionarische Ausprägung neuer Ernährungsformen, Esoterik, Homöopathie etc. dienen alle als Religionsersatz, um dieses Bedürfnis zu befriedigen.

Das zu belegen dürfte Dir schwer fallen. :Blumen:

Schwarzfahrer 26.02.2020 21:36

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1512782)
Ich wollte ...mich eben auf das Christentum konzentrieren, weil Du da meines Erachtens mit der Aufzählung der paar Probleme in DE den politischen Einfluss dieser Religion weltweit verharmlost hast, von den vielen Verbrechen während ihrer langen Geschichte mal ganz abgesehen.

Wie ich schrieb, geht es mir natürlich um das, was in meinem Lebensumfeld passiert, und was in unserer Zeit passiert. Die Zeit der Kreuzzüge und Inquisition ist lange vorbei. Das verharmlose ich nicht, es ist für die aktuelle Debatte irrelevant.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1512782)
Danach stimmt Deine These vermutlich nicht, dass bei innerislamischen Kriegen mehr Menschen starben.

Das sehe ich anders, auch wenn ich auf die Schnelle die Seite nicht finde, wo seit über 20 Jahren die Opferzahlen aufaddiert werden. Aber immerhin ist bekannt, daß die so böse aktive christliche Religion die weltweit auch am meisten verfolgte Religion ist, und ich keine kein christliches Land, in dem täglich dutzende Menschen Anschlägen und/oder "gesetzlichen" Henkersurteilen zu Opfer fallen, wie in Afghanistand, Irak, Iran, Saudi-Arabien, Syrien, Libyen, Somalia, u.v.a.m..

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1512793)
Du negierst einfach den politischen Einfluss der Kirchen in die grossen Parteien hinein.

Negieren ist zu viel gesagt, ich sehe es nicht ganz so, zumindest nicht in der Bevölkerung. Wobei ich es für möglich halte, daß in der Bevölkerung ein wesentlicher Anteil von Menschen (und auch Abgeordneten) mit "altbackenen" christlichen Vorstellungen da ist, die auch ohne Anstiftung seitens der Kirchen diese Einstellung haben - und das wäre in einem demokratischen System leider auch auszuhalten. Oder müßten dann solche Stimmen auch "rückgängig gemacht werden"?
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1512793)
Die Kirchen woll(t)en über andere Gruppen bestimmen, was sie in manchen Fragen für ein Leben führen sollen / müssen.

Das wollen die unterschiedlichsten Gruppen, z.B. auch die Grünen, die DUH, FFF, u.v.a.m. Das ist Demokratie - Wettstreit verschiedener Konzepte. Wer die Mehrheit hat (oder die Mehrheit überzeugt), setzt sich durch - auch wenn es den anderen nicht gefällt.

qbz 26.02.2020 21:38

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1512785)
.....
..... auch die teilweise missionarische Ausprägung neuer Ernährungsformen, Esoterik, Homöopathie etc. dienen alle als Religionsersatz, um dieses Bedürfnis zu befriedigen. Es würde mich wundern, wenn die Dänen da eine so rationale Ausnahme wären.

Die Nord- oder Südkurve mit ihren Fangesängen und Fahnen ersetzen heute das gemeinsame Kirchenlied und andere sakrale Kulte ;)

qbz 26.02.2020 21:43

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1512796)
......
Das wollen die unterschiedlichsten Gruppen, z.B. auch die Grünen, die DUH, FFF, u.v.a.m. Das ist Demokratie - Wettstreit verschiedener Konzepte. Wer die Mehrheit hat (oder die Mehrheit überzeugt), setzt sich durch - auch wenn es den anderen nicht gefällt.

Die Kirchen stellen doch eine Körperschaft öffentlichen Rechtes dar zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben und keine politische Partei. Die RKK ist übrigens der grösste Immobilienbesitzer in DE und besitzt ca. 340 Milliarden Vermögen. Das reicht für beliebig viele Kampagnen. :Lachen2: Ausserdem haben die Parteien nur ca. 1, 2 Millionen Mitglieder, die Kirchen aber ca. 22 Millionen. Die Parteien darf man nun kritisch betrachten, bei Kirchen, welche auch ihren Einfluss ausüben, wäre es aus verschiedenen Gründen fehl am Platz, nach Deiner Auffassung. Auch Kirchen- und Religionskritik gehört halt zur Demokratie.

Du hast eingangs die Meinung vertreten, man könnte einfach austreten, wenn die Kirche etwas nicht gutheisst, und braucht deren Verhalten und Einstellung nicht weiter zu kritisieren. In vielen Fällen war das aber in der Vergangenheit genau notwendig, um die Gesetze zu ändern gegen den Widerstand der Kirchen.

Schwarzfahrer 26.02.2020 21:45

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1512794)
Das zu belegen dürfte Dir schwer fallen. :Blumen:

Ja, keine Lust zu suchen. Google mal nach Religionsersatz und Ersatzreligion, da findest Du jede Menge dazu, wie und warum sich Menschen eine "Religion" suchen. Etwas hochgestochener auch die wissenschaftliche Betrachtung dazu bei der BPB.

Klugschnacker 26.02.2020 22:36

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1512800)
Ja, keine Lust zu suchen. Google mal nach Religionsersatz und Ersatzreligion, da findest Du jede Menge dazu, wie und warum sich Menschen eine "Religion" suchen. Etwas hochgestochener auch die wissenschaftliche Betrachtung dazu bei der BPB.

Hab ich gelesen. Mir scheint nun, die Begriffe Religionsersatz oder Ersatzreligion leben vor allem von der sehr unscharfen Verwendung des Religionsbegriffs. Hier ist der wesentliche Absatz:
"Eine wichtige Reaktion [auf die Sinnfrage] ist die Suche nach Orientierung, Halt und Sinn nicht mehr nur in der umfassenden Weise der Offenbarungsreligionen, sondern in der Vielfältigkeit von Sinnangeboten.

Schon der Theologe Paul Tillich wies darauf hin, dass Religion als Sinnressource nichts zur Verfügung stellt, was nicht auch Ethik, Philosophie, politische Ideologien und sogar die Kunst zu bieten hätten.

In der modernen Gesellschaft lässt sich das um unendliche Möglichkeiten ergänzen: Der individuelle Sinnsucher entdeckt oder legt "Sinn" und "Orientierung" in den Pilateskurs ebenso wie in den Fußballverein, in esoterische Pseudo-Wissenschaft ebenso wie in fernöstliche Weisheitslehren."
Ich würde dem Autor übrigens widersprechen. Es wird behauptet, die Religionen böten Orientierung und Sinn. Das Christentum liefert jedoch keine Orientierung, was man leicht daran erkennen kann, dass es zu praktisch jeder moralischen oder gesellschaftlichen Frage innerhalb des Christentums unterschiedliche, wenngleich oft dogmatisch vertretene Meinungen gibt.

Sinn liefert es ehrlicherweise ebenfalls nicht oder nicht mehr. Der Erlösungsreligion sind die Menschen abhanden gekommen, die einsähen, wovon sie erlöst werden müssten.


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