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keko# 30.10.2023 08:45

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1727779)
Doch schon. "Auf Krieg eingestimmt werden" klingt für mich nach einer aktiven, absichtlichen Vorgehensweise, wie z.B. vor dem ersten Weltkrieg. Pistorius fordert etwas ganz anderes. Er will sich auf äußere Bedrohungen vorbereiten und dafür sorgen, dass es eben möglichst nicht zum Krieg kommt.

Ich unterstelle ihm das auch nicht. Aber allein die Diskussion mit dir und anderen (also auch im Privaten), dass wir also darüber reden, zeigt mir schon eine Gewöhnung an Krieg. Wir sollten über Frieden reden, reden aber dauernd über Krieg. Merkst du das nicht? Manchmal ist der Verlauf vielsagend :Blumen:

Schwarzfahrer 30.10.2023 09:11

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1727781)
Ich unterstelle ihm das auch nicht. Aber allein die Diskussion mit dir und anderen (also auch im Privaten), dass wir also darüber reden, zeigt mir schon eine Gewöhnung an Krieg. Wir sollten über Frieden reden, reden aber dauernd über Krieg. Merkst du das nicht? Manchmal ist der Verlauf vielsagend :Blumen:

Das hat nichts mit Gewöhnung zu tun - eher mit einer rationalen Einschätzung der Lage. Es ist auch nicht wie vorm ersten Weltkrieg, wo ein Krieg "herbeigeredet" wurde, sondern eher wie 1940/41, wo bereits ein aggressiver Protagonist Nachbarländer mit einem Vernichtungskrieg überzogen hat - aktuell läuft das bereits auf zwei großen, und einem kleinen Schauplatz (Ukraine, Israel, BergKarabach). Darauf nicht mit entsprechender Vorbereitung zu reagieren und nur über Frieden zu reden wäre blauäugiges Appeasement.
Schon die alten Römer wußten: si vis pace, para bellum. Das heißt zwar nicht, daß man sich nicht um Frieden bemühen soll, aber in einer solchen Konstellation hat auch in Friedensverhandlungen nur dessen Stimme ein Gewicht, der diese Stimme auch mit Waffen/Verteidigungsbereitschaft überzeugend stützen kann.

Schwarzfahrer 30.10.2023 09:19

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1727767)
Wenn es Dich oder andere interessiert, hier habe ich eine Ausarbeitung des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages von 2006 gefunden. In 5.2 werden die Flüchtlingscamps im Gazastreifen behandelt. 2006 waren dort 473 000 Menschen registriert, also ca. 1/4, was bei ca. 2 Millionen Einwohner, ca. 25 % der Bevölkerung sind.

In einer anderen Quelle las ich von 900.000, aber egal, es geht mir ums Prinzip.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1727767)
Es gibt die Camps überall in allen Nachbarländern Israels.

Das ist noch aus der Logik dieser Ländern nachvollziehbar, da diese Länder die Flüchtlinge auf keinen Fall aufnehmen wollen, sondern diese als Druckmittel gegen Israel aufrechterhalten.

Aber mir geht es nur um die Camps in Gaza selbst. Das ist endgültig so, als wenn die Sudetendeutschen noch 1960 in getrennten Lagern in Deutschland hätten leben müssen, abgetrennt von der einheimischen Bevölkerung, ohne Integrationsziel. Oder gibt es doch kein einheitliches palästinensisches Volk, und die Bewohner von Gaza sehen diese Flüchtlinge genauso als Fremdlinge an, wie alle anderen Staaten? Was macht dann den anvisierten palästinensischen Staat aus? Und wenn sich doch alle zusammengehörig fühlen - wieso lassen sich Hunderttausende dann vom Rest der Bevölkerung so trennen, ohne dagegen aufzubegehren?

keko# 30.10.2023 09:35

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1727782)
Das hat nichts mit Gewöhnung zu tun - eher mit einer rationalen Einschätzung der Lage. Es ist auch nicht wie vorm ersten Weltkrieg, wo ein Krieg "herbeigeredet" wurde, sondern eher wie 1940/41, wo bereits ein aggressiver Protagonist Nachbarländer mit einem Vernichtungskrieg überzogen hat - aktuell läuft das bereits auf zwei großen, und einem kleinen Schauplatz (Ukraine, Israel, BergKarabach). Darauf nicht mit entsprechender Vorbereitung zu reagieren und nur über Frieden zu reden wäre blauäugiges Appeasement.
....

Ja, ich kenne natürlich diese Meinung. Erst am Freitagabend habe ich das Thema im Freundeskreis dsikutiert und da wurde mir eben genau das gesagt, was du schreibst.
Ich sehe das etwas kritischer. Ich vermisse politische Führer wie Brandt oder Schmidt oder gar Kohl. Gemäßigte Reden. Reihum wird über Krieg geredet. Fehlt nur noch Taiwain oder Nordkorea. Und dann?

El Stupido 30.10.2023 09:40

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1727788)
Ja, ich kenne natürlich diese Meinung. Erst am Freitagabend habe ich das Thema im Freundeskreis dsikutiert und da wurde mir eben genau das gesagt, was du schreibst.
Ich sehe das etwas kritischer. Ich vermisse politische Führer wie Brandt oder Schmidt oder gar Kohl. Gemäßigte Reden. Reihum wird über Krieg geredet. Fehlt nur noch Taiwain oder Nordkorea. Und dann?

Zwei Fragen, keko#:

1. was genau würden gemäßigte Reden eine*r politischen Führer*in wie Brandt oder Schmidt oder Kohl ändern?
2. denkst du nicht auch, dass z.B. Habeck ein feines Gespür für Worte hat? Wir wissen beide, dass er ein rotes Tuch für viele ist und ihm täglich in social media der Tod gewünscht wird?

keko# 30.10.2023 09:47

Zitat:

Zitat von El Stupido (Beitrag 1727790)
Zwei Fragen, keko#:

1. was genau würden gemäßigte Reden eine*r politischen Führer*in wie Brandt oder Schmidt oder Kohl ändern?

Gesten und Worte können viel bewirken. Man kann sich schon mal hart auseinandersetzen, aber man muss sich möglichst schnell wieder die Hand reichen. Das sind für mich Basics.
Brandt, Kohl und Schmidt hatten eigene Kriegserfahrungen, ebenso ihre Partner aus Frankreich. Ich schaue mir gerne mal alte Beiträge auf Youtube an. Vergleiche mal die Reden der oben genannten Politiker mit dem, was heute gesagt wird. BK Scholz liest meist von Blättern ab, das würde ich mir sofort auch zutrauen.

Zitat:

Zitat von El Stupido (Beitrag 1727790)
2. denkst du nicht auch, dass z.B. Habeck ein feines Gespür für Worte hat? Wir wissen beide, dass er ein rotes Tuch für viele ist und ihm täglich in social media der Tod gewünscht wird?

Ich versehe nicht, was Minister Habeck damit zu tun hat.

Nepumuk 30.10.2023 09:51

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1727788)
Ich sehe das etwas kritischer. Ich vermisse politische Führer wie Brandt oder Schmidt oder gar Kohl. Gemäßigte Reden. Reihum wird über Krieg geredet.

Echt? Wir hatten doch gerade 16 Jahre Merkel, die kräftig mit ihren russischen Freunden geschmust hat. Da war gar nicht die Rede vom Krieg, selbst als dieser schon ausgebrochen war (Georgien, Ost-Ukraine, Krim etc.). Hat halt nur dazu geführt, dass sich entsprechende Aggressoren bestärkt gefühlt haben. Ich bin schon froh, dass sich diese Politik geändert hat.
Wir können uns eben nicht darauf verlassen, dass alle so friedliebend sind wie wir. Leider.

Genussläufer 30.10.2023 09:54

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1727784)
Aber mir geht es nur um die Camps in Gaza selbst. Das ist endgültig so, als wenn die Sudetendeutschen noch 1960 in getrennten Lagern in Deutschland hätten leben müssen, abgetrennt von der einheimischen Bevölkerung, ohne Integrationsziel. Oder gibt es doch kein einheitliches palästinensisches Volk, und die Bewohner von Gaza sehen diese Flüchtlinge genauso als Fremdlinge an, wie alle anderen Staaten? Was macht dann den anvisierten palästinensischen Staat aus? Und wenn sich doch alle zusammengehörig fühlen - wieso lassen sich Hunderttausende dann vom Rest der Bevölkerung so trennen, ohne dagegen aufzubegehren?

Schau Dir mal die Fläche des Gazastreifens und die dazugehörige Landschaft an. Dann rechne mal kurz nach, was für eine Bevölkerungsdichte Du hier in einem akut gefährdeten Kriegsgebiet hast. Im aktuellen Umfeld ist das Leben auch ohne Zuzug kaum zu bewerkstelligen.

Übrigens finde ich folgenden Beitrag von Michael Lüders sehr aufschlussreich:

https://www.youtube.com/watch?v=ONeDDZNb8Ks&t=3206s

Ist etwas lang, daher habe ich ihn gestern auf der Rolle gehört. Aber umso aufschlussreicher. Vor allem die Situation der Palästinenser vor Ort und deren Rechtsstand war mir so nicht bewusst. Auch die Gründe für den großen Rückhalt der Hamas kann man dann nachvollziehen. Und dieser hat nicht viel mit Judenhass zu tun. Ich schreibe das bewusst auch konkret an Dich, weil Du diesen Konflikt digital in gut und böse unterteilst. Ich stimme Dir in Bezug auf den Angriff der Hamas uneingeschränkt zu. In Bezug auf die Gründe weniger. Und mit Blick auf mögliche Konfliktauswege könnte diese Denke ein echtes Hindernis sein :Blumen:

keko# 30.10.2023 09:59

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1727793)
Echt? Wir hatten doch gerade 16 Jahre Merkel, die kräftig mit ihren russischen Freunden geschmust hat. Da war gar nicht die Rede vom Krieg, selbst als dieser schon ausgebrochen war (Georgien, Ost-Ukraine, Krim etc.). Hat halt nur dazu geführt, dass sich entsprechende Aggressoren bestärkt gefühlt haben. Ich bin schon froh, dass sich diese Politik geändert hat.
Wir können uns eben nicht darauf verlassen, dass alle so friedliebend sind wie wir. Leider.

Wie gesagt, ich kenne deine Argumente, du kennst meine - es bringt letztendlich nichts :Blumen:
Entscheiden wird die Realtiät. Letztes Jahr wurde mir erklärt, dass der Krieg in der Ukraine möglichweise im Sommer (2022) zu Ende ist. Kürzlich redeten wir über den Taurus, der 500km fliegen kann und von DE aus gesteuert werden kann (sollte?). Derweil sterben weiterhin Soldaten.

Ich sehe mich also bisher mit meiner Kritik (die ich schon 1,5 Jahre äussere) durch die Realität bestätigt.

qbz 30.10.2023 10:28

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1727784)
In einer anderen Quelle las ich von 900.000, aber egal, es geht mir ums Prinzip.
Das ist noch aus der Logik dieser Ländern nachvollziehbar, da diese Länder die Flüchtlinge auf keinen Fall aufnehmen wollen, sondern diese als Druckmittel gegen Israel aufrechterhalten.

Aber mir geht es nur um die Camps in Gaza selbst. Das ist endgültig so, als wenn die Sudetendeutschen noch 1960 in getrennten Lagern in Deutschland hätten leben müssen, abgetrennt von der einheimischen Bevölkerung, ohne Integrationsziel. Oder gibt es doch kein einheitliches palästinensisches Volk, und die Bewohner von Gaza sehen diese Flüchtlinge genauso als Fremdlinge an, wie alle anderen Staaten? Was macht dann den anvisierten palästinensischen Staat aus? Und wenn sich doch alle zusammengehörig fühlen - wieso lassen sich Hunderttausende dann vom Rest der Bevölkerung so trennen, ohne dagegen aufzubegehren?

Es leben nach Angaben der UNRWA in Gaza 1,7 Millionen palästinensische Flüchtlinge aus Israel, davon sind 1 Million bei der UNO registriert und davon ca. 1/2 Million bei der UNO in deren Camps registriert, nach Angaben des wissenschaftlichen Dienstes im Bundestag. Die Camps sind die am dichtesten besiedelsten Gegenden, die Besiedlung besteht aus Häusern, welche Israel schon in den früheren Gazakriegen bombardiert hat. Niemand hindert die Menschen daran, die Camps zu verlassen und an einem anderen Ort in Gaza zu leben, zu arbeiten, es gibt keine Ein-/Ausgänge. sie haben die gleichen bürgerlichen Wahlrechte wie die anderen Gazabewohner gehabt bei den Wahlen zur palästinensischen Autonomiebehörde, und werden von Israel gleich ungleich behandelt wie die anderen Bewohner in Gaza. Die bei der UNRWA in den Camps Regisitrierten erhalten halt die Unterstützung durch die UNRWA, inform der hauptsächlich primären Gesundheitsfürsorge für Mütter, Säuglinge und Bildung und Schulen, Klein- und Notkredite. Die UNRWA hilft manchmal auch in den Nachbarnkiezen oder nimmt Kinder auf. Ca. 300 Einrichtungen betreibt die UNRWA in Gaza in den Camps, in denen die Einrichtungen wie gesagt auch den angrenzenden Bewohnern zur Verfügung stehen. Vermutlich müssen die Registrierten in den Camps auch keine oder nur geringe Mieten zahlen, je nach Einkommen. Dann gibt es noch eine kleine christliche Minderheit mit 2 Kirchen in Gaza, wovon eine vor ein paar Tagen auch bombardiert worden ist mit Todesopfern nach Aussagen der Kirche.

Vor 1948 lebten nur ca. 1/2 Million in Gaza, heute 2 Millionen.

Apropos Wahlen: Es gab in den letzten Jahren keine mehr, weil sonst die Hamas auch im Westjordanland die El Fatah mit Stimmenmehrheit abgelöst hätte.

Schwarzfahrer 30.10.2023 10:30

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1727794)
Schau Dir mal die Fläche des Gazastreifens und die dazugehörige Landschaft an. Dann rechne mal kurz nach, was für eine Bevölkerungsdichte Du hier in einem akut gefährdeten Kriegsgebiet hast. Im aktuellen Umfeld ist das Leben auch ohne Zuzug kaum zu bewerkstelligen.

Meine Frage betraf nicht den Istzustand bzgl. Krieg, sondern überhaupt den Sinn der Existenz dieser Flüchtlingslager von Mitbürgern mitten im eigenen Land nach 15 Jahren Selbständigkeit. Dei Bevölkerungsdichte ist hoch, aber nichts besonderes für eine Stadt mit 2 Millionen, Rio, Singapur und HongKong haben höhere Dichten mit mehrfacher Gesamtbevölkerung, ohne daß es hieße, das Leben sein kaum zu bewerkstelligen.
Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1727794)
Übrigens finde ich folgenden Beitrag von Michael Lüders sehr aufschlussreich:...Aber umso aufschlussreicher. Vor allem die Situation der Palästinenser vor Ort und deren Rechtsstand war mir so nicht bewusst. Auch die Gründe für den großen Rückhalt der Hamas kann man dann nachvollziehen. Und dieser hat nicht viel mit Judenhass zu tun.

Ich konnte nur kurz reinhören - natürlich stimmen viele Fakten, die er erwähnt. Den letzten Satz halte ich aber für nicht nachvollziehbar bzw. verharmlosend; der Judenhaß ist schon ein in großen Teilen der Muslime weltweit verankerter Gedanke, wie das Aufflammen der entsprechenden Reaktionen Weltweit wieder mal gezeigt hat.
Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1727794)
Ich schreibe das bewusst auch konkret an Dich, weil Du diesen Konflikt digital in gut und böse unterteilst. Ich stimme Dir in Bezug auf den Angriff der Hamas uneingeschränkt zu. In Bezug auf die Gründe weniger. Und mit Blick auf mögliche Konfliktauswege könnte diese Denke ein echtes Hindernis sein :Blumen:

Ich kann bei aller Richtigkeit von Abwägung von einzelnen Ungerechtigkeiten beiderseits nicht umhin: solange eine Seite an der Vernichtung der anderen Seite kategorisch festhält, und sich nicht explizit davon lossagt, ist kein Frieden möglich, nur ein Verhältnis von Feindschaft und gegenseitiger Aggression, die nie gerecht sein kann. Jegliche Verhandlung Israels mit einer Verwaltung, die Blutgeld für jeden Mord an Juden bezahlt, kann nicht zu einem dauerhaften Frieden führen - es ist Appeasement, um eine Weile in Ruhe leben zu können, und es funktioniert nur, weil Israel auch die entsprechenden militärischen Möglichkeiten hat, diesen Frieden zu erhalten. Allerdings, auch wenn Israel nicht den Vernichtungswillen der Gegenseite teilt, je länger es so weitergeht, und gerade Aktionen wie die der Hamas zuletzt, bergen die Gefahr, daß Israel sich zunehmend auch in den Methoden dem Gegner angleicht, und die Hoffnung aufgibt, zu einer Einigung kommen zu können. Und ich habe noch kein Beispiel in der Geschichte der Israelisch-Palästinensischer Verhandlungen erlebt, bei der Entgegenkommen von Israel eine Verringerung des Hasses und der Attentate seitens der Palästinenser bewirkt hätte. (Im Gegensatz zu der Annäherung zwischen Israel und anderen arabischen Staaten wie Ägypten oder Saudi-Arabien, die sehr wohl positive Ergebnisse hatten).

Schwarzfahrer 30.10.2023 10:34

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1727800)
Apropos Wahlen: Es gab in den letzten Jahren keine mehr, weil sonst die Hamas auch im Westjordanland die El Fatah mit Stimmenmehrheit abgelöst hätte.

Wenn das so wäre, wäre es noch deprimierender: das hieße doch, daß die mörderische Ideologie der Hamas unter allen Palästinensern eine Mehrheit hätte - was nicht gerade das Bild der armen, von der Hamas unterdrückten und ausgenutzten, aber friedenswilligen Zivilbevölkerung bestätigt...

qbz 30.10.2023 10:49

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1727803)
Wenn das so wäre, wäre es noch deprimierender: das hieße doch, daß die mörderische Ideologie der Hamas unter allen Palästinensern eine Mehrheit hätte - was nicht gerade das Bild der armen, von der Hamas unterdrückten und ausgenutzten, aber friedenswilligen Zivilbevölkerung bestätigt...

Das war auf jeden Fall der Grund, weshalb in den letzten Jahren die El Fatah auch keine Wahlen mehr in den Autonomiegebieten gewollt hat. Wie es nach dem Massaker und im Krieg nun aussieht, keine Ahnung. Die Menschen lehnen ein Massaker sicher mehrheitlich ab oder verleugnen es, den militärischen Angriff der Hamas vermutlich eher weniger. Zerstören kann Israel die Hamas nicht durch den Krieg, eher im Gegenteil.

Genussläufer 30.10.2023 11:04

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1727804)
Das war auf jeden Fall der Grund, weshalb in den letzten Jahren die El Fatah auch keine Wahlen mehr in den Autonomiegebieten gewollt hat. Wie es nach dem Massaker und im Krieg nun aussieht, keine Ahnung. Die Menschen lehnen ein Massaker sicher mehrheitlich ab oder verleugnen es, den militärischen Angriff der Hamas vermutlich eher weniger. Zerstören kann Israel die Hamas nicht durch den Krieg, eher im Gegenteil.

Es ist von a bis z gleiche Strategie fehlgeschlagen wie in Afgahanistan. Das begann mit dem Aufrüsten der nicht säkularen Gruppe, ging über die ersten Wahlen und führte beide Länder oder (keine Ahnung wie man Palästina nennen kann) bis zu einer immensen Bedrohung durch diese. Dann ist man bei der Bekämpfung der Taliban in Afghanistan über viele Jahre gescheitert. Die Frage ist nun, ob man diesen Weg nun in Israel erneut versucht. Ich sehe das aber ähnlich kritisch, well nicht erfolgsversprechend, wie Du. Glücklicherweise muss hier hier meinen ersten Satz des Posts korrigieren. Wir sind noch nicht bei z. Noch nicht.

Genussläufer 30.10.2023 11:13

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1727803)
Wenn das so wäre, wäre es noch deprimierender: das hieße doch, daß die mörderische Ideologie der Hamas unter allen Palästinensern eine Mehrheit hätte - was nicht gerade das Bild der armen, von der Hamas unterdrückten und ausgenutzten, aber friedenswilligen Zivilbevölkerung bestätigt...

Hör Dir wirklich mal den Beitrag an. Geht auch im Auto oder wo auch immer. Da sind einige Entwicklungen ganz gut nachvollziehbar. Je länger der Konflikt aber dauert, umso mehr wirst Du Recht behalten. Und es wäre auch Unsinn von mir zu behaupten, dass diese Entwicklung sich dann auch in gesteigertem Judenhass widerspiegeln wird. Hier stimme ich Dir ausdrücklich zu. Leider.

qbz 30.10.2023 11:26

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1727802)
........
Dei Bevölkerungsdichte ist hoch, aber nichts besonderes für eine Stadt mit 2 Millionen, Rio, Singapur und HongKong haben höhere Dichten mit mehrfacher Gesamtbevölkerung, ohne daß es hieße, das Leben sein kaum zu bewerkstelligen.
......

Ich verstehe das wirklich nicht, weshalb Du immer wieder solche unsinnigen Vergleiche bringst als ernsthaftes Argument. Es gab doch keinen freien Verkehr weder für Waren noch für Menschen aus und nach Gaza. Ganz viele Produkte durften nicht rein, weil sie miltärisch genutzt werden könnten. Wie ist es denn bestellt, wenn die Propaganda sagt, die Hamas würde Wasserleitungen für Raketen verwenden. D.h. doch im Umkehrschluss, es dürfen keine Rohre eingeführt werden. Und immer wieder verhängte Israel sporadische Blockaden. Und wer, ausser Katar baut u investiert in einer Region, wo alle paar Jahre Häuser zerstört werden. Ausserdem ist / war Gaza vom Westjordanland seit dem Mauerbau komplett getrennt, kein Transit-Verkehr wie zwischen Westberlin u. BRD, nicht mal für die Menschen aus Besuchsgründen (Verwandte), geschweige denn Warenverkehr.
Selbst Westberlin, wo ich gelebt habe, galt als "verlängerte Werkbank", d.h. man hat in Westberlin ein Produkt zu Ende gestellt, um dann die Subventionen des Bundes zu erhalten. Ohne die hohen Zuschüsse aus Bonn für die Industrie und die Bevölkerung und den sog. Transitverkehr durch die DDR wäre Westberlin nie überlebensfähig gewesen.

Schwarzfahrer 30.10.2023 11:46

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1727813)
Ich verstehe das wirklich nicht, weshalb Du immer wieder solche Vergleiche bringst als ernsthaftes Argument. Es gab doch keinen freien Verkehr weder für Waren noch für Menschen aus und nach Gaza. Ganz viele Produkte durften nicht rein, weil sie miltärisch genutzt werden können.

Sei präzise: regelmäßig auch wurden, bis hin zu einfachen Wasserleitungen.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1727813)
Und immer wieder verhängte Israel sporadische Blockaden. Und wer, ausser Katar baut u investiert in einer Region, wo alle paar Jahre Häuser zerstört werden.

Sorry, aber das Israel in die Schuhe zu schieben ist sehr einseitig. Wer außer Katar investiert in einer Region, wo die Leute sogar aus Wasserleitungen lieber Raketen bauen und diese auf die friedlichen Nachbarn abschießen, die dann natürlich regelmäßig versuchen, diese Raketenbasen außer Gefecht zu setzen. (Antwort: die ganze Welt, Deutschland allein jährlich 9-Stellige Summen). Wären alle Investitionen zum zivilen, friedlichen Wohl der Einheimischen eingesetzt worden, hätte Gaza sehr wohl das Potential zu einer wirtschaftlichen Verbesserung gehabt, und Israel würde keine Häuser zerstören. Daß es so lief, wie es lief, haben sie vor allem selbst gewählt. (es gab natürlich auch Erfolgsgeschichten: ich habe vor ca. 10 Jahren von Startups in Gaza gelesen; eines wurde besonders hervorgehoben, das Computerspiele entwickelte, in dem man Juden verhauen und töten konnte - ein Hit in der ganzen arabischen Welt.)
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1727813)
Ausserdem ist / war Gaza vom Westjordanland seit dem Mauerbau komplett getrennt, kein Verkehr, nicht mal für die Menschen aus Besuchgründen (Verwandte).

Interessant. Dafür sitzen aktuell viele Gaza-Bewohner im Westjordanland fest, weil sie vom Verwandten-Besuch nicht wieder zurück können, kam erst vor zwei Tagen in einer Reportage. Sind wohl alle illegar rüber? und bis 2007 gab es auch regen Verkehr, mit Arabern, die in Israel arbeiteten, und anders herum, das meiste hat die Hamas unterbunden, nicht Israel. Meines Wissens haben sogar bis zum 7.10. Araber aus Gaza in Israel gut bezahlte Arbeitsplätze gehabt; einige habe dies zum Auskundschaften benutzt.

qbz 30.10.2023 12:02

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1727817)
Interessant. Dafür sitzen aktuell viele Gaza-Bewohner im Westjordanland fest, weil sie vom Verwandten-Besuch nicht wieder zurück können, kam erst vor zwei Tagen in einer Reportage. Sind wohl alle illegar rüber? und bis 2007 gab es auch regen Verkehr, mit Arabern, die in Israel arbeiteten, und anders herum, das meiste hat die Hamas unterbunden, nicht Israel. Meines Wissens haben sogar bis zum 7.10. Araber aus Gaza in Israel gut bezahlte Arbeitsplätze gehabt; einige habe dies zum Auskundschaften benutzt.

Sorry Schwarzfahrer, ich gebe es auf. Solange Du Dich nicht mal über die allereinfachsten Quellen im Internet sachkundig machst, ist es mir zu mühsam, Deine falschen Sachinfos, auf denen die Vorurteile gegenüber Gaza beruhen und die Dich zu absurden Vergleichen mit anderen Stadtstaaten wie Singapur führen, klar zu stellen.

Seit dem Mauerbau habe ich geschrieben.

Wikipedia meint:
Zitat:

"Eine Studie der Rand Corporation sieht eine Verbindung zwischen dem Westjordanland und Gazastreifen als Voraussetzung für einen lebensfähigen palästinensischen Staat, da sie die Mobilität und Bevölkerungsaustausch zwischen diesen Gebieten ermöglicht.[91] Israel gestattet derzeit (seit dem Mauerbau) nicht einmal den temporären Aufenthalt von Gazabewohnern im Westjordanland, z. B. für Studenten aus Gaza, die in Bir Zait studieren wollen. Ausnahmen gibt es nur für 16 Personengruppen, z. B. Sportler der palästinensischen Nationalmannschaften für gemeinsames Training und Wettbewerbe.[92]
Ja, weil Israel Arbeitskräfte brauchte, hat es im Jahr vor dem Krieg 18 000 Palästinensern aus Gaza eine gezielte begrenzte Arbeitserlaubnis gegeben, aber kein Recht, ins Westjordanland zu reisen oder sich dort niederzulassen. Auch viele Menschen aus dem Westjordanland arbeiteten in Israel, konnten aber nicht in Gaza einreisen. (Stichwort: Apartheid.)

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1727817)

..... (Antwort: die ganze Welt, Deutschland allein jährlich 9-Stellige Summen). Wären alle Investitionen zum zivilen, friedlichen Wohl der Einheimischen eingesetzt worden, hätte Gaza sehr wohl das Potential zu einer wirtschaftlichen Verbesserung gehabt. ....

Es geht um 250 Millionen Euro. So viel Geld hat Deutschland für dieses und nächstes Jahr an Hilfen für Palästinenser zugesagt. Damit will die Bundesregierung unter anderem Entsalzungsanlagen finanzieren. Oder in die schulische Bildung von Kindern in den Palästinensergebieten investieren. Dass die Hamas diese Gelder für sich verwendet, ist eine Behauptung, die Du nicht belegen kannst ausser mit Propaganda aus irgendeiner rechten Zeitschrift. Ausserdem sprach ich nicht von Entwicklungspojekten und -Hilfe, aus diesem Haushalt kommen die Hilfsgelder - sondern meinte private wirtschaftlichliche Investitionen, die natürlich aufgrund der Bedingungen in Gaza nicht getätigt werden, weshalb ein Vergleich mit Hongkong / Singapur etc. komplett absurd ist.

Schwarzfahrer 30.10.2023 12:20

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1727818)
Sorry Schwarzfahrer, ich gebe es auf. Solange Du Dich nicht mal über die allereinfachsten Quellen im Internet sachkundig machst, ist es mir zu mühsam,

Dann googele ich eben für Dich mit:
Und die sind sicher nicht alle seit dem Mauerbau nicht mehr zu Hause gewesen...

qbz 30.10.2023 12:41

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1727820)
Dann googele ich eben für Dich mit:
Und die sind sicher nicht alle seit dem Mauerbau nicht mehr zu Hause gewesen...

Ja, den Kontext erwähnt ZDF natürlich nicht, weil das nicht in die Empfehlungen für Journalisten zum Nah-Ost-Konflikt passt, sonst wären die Zuschauer und Du besser informiert. Seit dem Massaker sind die Checkpoints für die 18000 Arbeiter aus Gaza, die an dem Tag in Israel waren, zu, sie können nicht nach Gaza zurück. Sie wurden teilweise unter Vorwänden in Israel inhaftiert oder durften ins Westjordanland als Ausnahme ins Autonomiegebiet einreisen bzw. sind dahin abgeschoben worden, aber nicht nach Gaza. Vor dem Krieg haben die meisten von ihnen weder in Ramallah gearbeitet, sondern in Israel, noch durften sie dort Besuche machen bis auf bewilligte Ausnahmen, was natürlich kein freier Reiseverkehr ist oder die eigentlich selbstverständliche Möglichkeit bietet, sich innerhalb der palästinensischen Autonomiegebiete, des eigenen Staates, frei niederzulassen. Und am Anfang des ZDF-Berichtes beschweren sich Arbeiter, die im Westjordanland wohnen, dass sie seit dem Krieg nicht mehr nach Israel für die Arbeit können. Einen freien Besucherverkehr zwischen Gaza und dem Westjordanland, die zum gleichen Staat gehören, gab es nach dem Mauerbau nicht mehr. Niederlassungsfreiheit und Reisefreiheit innerhalb der palästinensischen Autonomiegebiete zwischen Gaza und dem Westjordanland Fehlanzeige.

Haaretz: Israel-allows-gaza-athletes-to-cross-into-west-bank-but-bars-outstanding-academics

Schwarzfahrer 30.10.2023 16:10

Interessantes interview mit Michael Walzer* (habe ich bisher auch nicht gekannt), leider hinter der Bezahlschranke.
Einige Zitate finde ich bemerkenswert, weil sie auf die Schwierigkeit und teilweise auch Widersprüchlichkeit der Situation hinweisen:
Zitat:

Walzer: Die Belagerung des Gazastreifens – die Unterbrechung der Versorgung mit Treibstoff, mit Elektrizität, mit Hilfsgütern – ist etwas, was Israel nicht darf. Es ist eine seltsame Situation, denn in der Geschichte von Belagerungen hat noch nie jemand vorgeschlagen, dass die belagernde Armee den Feind versorgen muss. Und doch findet sich Israel in dieser Situation wieder. Das ist eine erstaunliche Geschichte, die viele nicht verstehen: Die Hamas beißt die Hand, die sie füttert, oder genauer gesagt, die ihre Bevölkerung füttert. Wegen der Besatzung von 1967 und dem Rückzug von 2005 war Israel verantwortlich für das Wohlbefinden der Bevölkerung des Gazastreifens. Es ist eine natürliche Reaktion, wenn Israel jetzt sagt: Wir tun das nach dem 7. Oktober nicht mehr. Aber ich glaube nicht, dass es gerechtfertigt ist.
Ich verstehe die Argumente für beide Seiten, tue mich aber schwer, ihm hier zu folgen, da die Hamas sich bar jeglicher Ethik verhält.
Zitat:

Walzer: Wenn es eine Polizei der Vereinten Nationen gäbe, könnte sie die Hamas-Kämpfer einfach verhaften. Das wäre wunderbar.
Sowas habe ich mir auch schon gewünscht, das wäre mal ein echter Nutzen der UNO.
Zitat:

Walzer: Die Leute, die einen Waffenstillstand fordern, haben keine ehrliche Antwort darauf, was danach kommt. Denn nach dem Waffenstillstand würde die Hamas sich einbuddeln und wieder aufrüsten – ohne dass es eine Abschreckung gäbe.
...
Es geht darum, die Hamas so zu besiegen, dass weitere Angriffe ausgeschlossen sind. Ich weiß nicht, wie man das anstellt, aber das muss man tun.
Das trifft den (m.M.n. ausnahmsweise alternativlosen) Kern der Sache.


*Michael Walzer, 1935 als Sohn osteuropäischer Juden in den Vereinigten Staaten geboren, ist der große alte Mann der amerikanischen Linken. Lange gehörte er den „Democratic Socialists of America” an. Er hat die Organisation mittlerweile verlassen, weil sie zu freundlich gegenüber der Hamas war. Aber er versteht sich immer noch als demokratischer Sozialist und ist ein scharfer Kritiker der israelischen Besatzungspolitik. (aus dem Artikel)

Genussläufer 30.10.2023 16:20

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1727847)
Ich verstehe die Argumente für beide Seiten, tue mich aber schwer, ihm hier zu folgen, da die Hamas sich bar jeglicher Ethik verhält.
Sowas habe ich mir auch schon gewünscht, das wäre mal ein echter Nutzen der UNO.
Das trifft den (m.M.n. ausnahmsweise alternativlosen) Kern der Sache.

Die Situation ist in der Tat tragisch. Wenn die Isralis sich verteidigen, sehen wir und andere Bilder, die wenig Zustimmung erwarten lässt. Das ist ein Dilemma. Die Ursachen der Zustimmung seitens der Palästinenser für die Hamas wird man nicht so schnell gebacken bekommen. qbz hat weiter oben schon darauf hingewiesen, dass man den Palästinensern schon seit Jahren eine Möhre vor die Nase hält, diese sich aber nur in ihrer Sichtbarkeit unterschieden hat. Greifbar war sie nie.

Und ebenfalls wie weiter oben beschrieben, wird man die Hamas militärisch einfach nicht schlagen. Ich bin wirklich gespannt wie man sich aus diesem Dilemma herauswinden wird oder zumindest versuchen wird, dies zu tun.

Zitat:

Walzer: Die Leute, die einen Waffenstillstand fordern, haben keine ehrliche Antwort darauf, was danach kommt. Denn nach dem Waffenstillstand würde die Hamas sich einbuddeln und wieder aufrüsten – ohne dass es eine Abschreckung gäbe.
...
Es geht darum, die Hamas so zu besiegen, dass weitere Angriffe ausgeschlossen sind. Ich weiß nicht, wie man das anstellt, aber das muss man tun.
Mit seinem ersten Satz hat er natürlich Recht. Mit dem Schluss zeigt er aber auch, dass er auch keine Antwort hat.

Ich möchte momentan mit keinem Israeli, aber auch keinem Palästinenser tauschen wollen. Es wird dort kfr. mit großer Wahrscheinlichkeit nur Verlierer geben.

Schwarzfahrer 30.10.2023 16:37

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1727849)
Ich bin wirklich gespannt wie man sich aus diesem Dilemma herauswinden wird oder zumindest versuchen wird, dies zu tun.

Ich fürchte, es wird keine "saubere" Lösung geben, ebensowenig wie es keine solche gab, um den 2. Weltkrieg oder die 300-jährige osmanische Besetzung von Ungarn zu beenden. Das unblutige Ende der sovjetischen Besatzung Osteuropas wird, fürchte ich, ein beispielloser Glücksfall der Geschichte bleiben.
Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1727849)
Mit seinem ersten Satz hat er natürlich Recht. Mit dem Schluss zeigt er aber auch, dass er auch keine Antwort hat.

Er hat auch keine Antwort, wie man das Problem lösen kann ohne seine moralischen Maßstäbe zu verletzen. Politiker und Armeeführer müssen allerdings pragmatisch entscheiden, Moral kann nur ein Teilaspekt sein - und darum ist Krieg leider immer schmutzig, auch wenn es um ein an sich richtiges Ziel handelt.

JENS-KLEVE 30.10.2023 17:04

Die deutsche Besucherin des Goa Festivals hat nun teilweise zusammen mit andere zerstückelten Leichen gefunden, da muss man also nicht mehr verhandeln. Mittlerweile kursieren auch immer mehr Bilder von gefesselten Leichen, die mit Verbrennungen übersät sind und weitere schauerliche Geschichten, angerichtet von „Freiheitskämpfern“. Für welche Art von Freiheit kämpfen die eigentlich? Kinder von Andersgläubigen (lebendig) in den Backofen schieben zu dürfen? Was erwartet uns wenn der Schlachtruf „FreePalestine“ Wirklichkeit wird? Wer ist als nächstes dran, wenn alle Juden gejagt und vernichtet wurden?
Für die Teilnehmer der religiösen Diskussionen in diesem Forum wird es nicht gut ausgehen und ob es den Palästina-solidarischen Aktivisten aus Deutschland sehr viel besser gehen wird, wage ich zu bezweifeln.

Der Flughafensturm gestern zeigte keine „wütende Menge“ (Spiegel-Online), sondern einen Lynchmob. Diese Art von Leuten auf der ganzen Welt machen mir mehr Angst als die israelische Armee.:confused:

Gestern hatte ich ein Zoom Meeting mit L. Neubauer (FFF). Sie hat klare Kante gezeigt. Deutschland und Österreich werden sich von den Palästina-Anbiederungen distanzieren. In welcher Form wird noch beraten. Sogar eine Umbenennung steht im Raum.

Genussläufer 30.10.2023 17:16

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1727857)
Der Flughafensturm gestern zeigte keine „wütende Menge“ (Spiegel-Online), sondern einen Lynchmob. Diese Art von Leuten auf der ganzen Welt machen mir mehr Angst als die israelische Armee.:confused:

Das war ja auch ein Mob. Wem diese Leute keine Angst machen, muss ganz schön abgebrüht sein.

Zitat:

Für die Teilnehmer der religiösen Diskussionen in diesem Forum wird es nicht gut ausgehen und ob es den Palästina-solidarischen Aktivisten aus Deutschland sehr viel besser gehen wird, wage ich zu bezweifeln.
Obwohl ich dies auch als nicht aus der Luft gegriffen betrachte, halte ich das Ziel die Hamas militärisch besiegen zu wollen für falsch. Das liegt aber einfach daran, dass ich die Erfolgsaussichten in Frage stelle. Diese Strategien in ähnlichen Umfeldern sind immer gescheitert. Die Lage würde nur noch schlimmer werden.

Zugegeben, ich habe keine Ahnung von Militär oder militärische Strategien. Aber ein Leitspruch von Einstein passt hier vielleicht ganz gut:

Zitat:

Die Definition von Wahnsinn ist es, immer wieder das gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten.
Allerdings ist auch die Vergleichbarkeit der Situation (z.B. mit Afganistan) nur eine für mich nachvollziehbare Erklärung, die ich nicht wirklich bewerten kann.

Schwarzfahrer 30.10.2023 17:56

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1727857)
Was erwartet uns wenn der Schlachtruf „FreePalestine“ Wirklichkeit wird? Wer ist als nächstes dran, wenn alle Juden gejagt und vernichtet wurden?
Für die Teilnehmer der religiösen Diskussionen in diesem Forum wird es nicht gut ausgehen und ob es den Palästina-solidarischen Aktivisten aus Deutschland sehr viel besser gehen wird, wage ich zu bezweifeln.

In dem Kontext erscheinen mir "Queers for Palestine" besonders absurd...

qbz 30.10.2023 19:13

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1727857)
......
Der Flughafensturm gestern zeigte keine „wütende Menge“ (Spiegel-Online), sondern einen Lynchmob. Diese Art von Leuten auf der ganzen Welt machen mir mehr Angst als die israelische Armee.:confused:
.......

Ein solcher Mob lässt sich leider bei vielen Strömungen und in vielen Ländern / Ethnien mobilisieren, nicht nur von Islamisten.

Nur mal am Rande: Die USA / Westen unterstütz(t)en die Islamisten in Dagestan in den kaukasischen Kriegen als Freiheitsbewegung, so wie früher in Afghanistan die Taliban gegen die von Russland unterstützte afghanische Regierung. Es finden in Dagestan immer mal wieder Terroranschläge statt. 2012 schickte Russland z.B. 30.000 zusätzliche Soldaten nach Dagestan, um das Gebiet zu befrieden, und einen von Moskau (Putin) eingesetzten "Statthalter". Gleichzeitig stellt Dagestan überproportional viele Soldaten im Ukrainekrieg. Ich kenne die Konflikte und Anschläge etwas durch die Erzählungen einer nach Deutschland geflüchteten bikulturellen Familie, die in Machatschkala gewohnt haben.

JENS-KLEVE 30.10.2023 20:01

Schrecklich, wer solche Leute aufhetzt. Schrecklich, wie man sich derart aufhetzen lassen kann.

dr_big 30.10.2023 20:33

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1727875)
Schrecklich, wer solche Leute aufhetzt. Schrecklich, wie man sich derart aufhetzen lassen kann.

Es gibt Gerüchte, dass das vom FSB initiiert war.

Adept 30.10.2023 21:23

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1727879)
Es gibt Gerüchte, dass das vom FSB initiiert war.

Gibt auch das Gerücht, dass es die CIA war. Um die Russen unter Druck zu setzen.

tandem65 30.10.2023 21:53

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1727881)
Gibt auch das Gerücht, dass es die CIA war. Um die Russen unter Druck zu setzen.

Alles Käse, die TASS weiss die Ukraine war es. ;)

qbz 31.10.2023 00:56

Aus dem Uno Sicherheitsrat heute nacht:
Zitat:

Unicef: Wasseranlagen in Gaza wegen Treibstoffmangels außer Betrieb
Akuter Treibstoffmangel im Gazastreifen wirkt sich nach Uno-Angaben bereits auf die Wasserversorgung der Bevölkerung aus. »Nur eine Entsalzungsanlage arbeitet mit lediglich einer Kapazität von fünf Prozent, während alle sechs Wasseraufbereitungsanlagen im Gazastreifen aufgrund von Treibstoff- oder Strommangels derzeit außer Betrieb sind«, sagte die Direktorin des Uno-Kinderhilfswerks Unicef, Catherine Russell, bei einer Dringlichkeitssitzung des Uno-Sicherheitsrats.
Sie flehe den Sicherheitsrat an, unverzüglich eine Resolution zu verabschieden, die die Parteien an ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen erinnere, so Russell weiter. Dazu gehöre auch ein Waffenstillstand und unbehinderter Zugang für humanitäre Hilfe. Bislang waren alle Versuche des mächtigsten Uno-Gremiums, eine Resolution mit humanitärem Fokus zu verabschieden, gescheitert. Der Erfolg versprechendste Vorstoß scheiterte an einem Veto der USA.
https://www.spiegel.de/ausland/israe...2-f0bcaa56d005

JENS-KLEVE 31.10.2023 07:28

Es gibt von allem mehr als genug. Sollen sie es der Hamas abnehmen. Aber es ist wie mit den Tunneln. Alles ist reserviert für die Hamas, die beklagenswerten Familien dürfen da nicht rein, die sollen draußen bleiben, wenn Bomben kommen. Da kann man für uns wieder tolle Filme produzieren. :Maso:

Wieso demonstriert man nicht auf der ganzen Welt gegen die Hamas?

Helmut S 31.10.2023 07:59

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1727886)
Wieso demonstriert man nicht auf der ganzen Welt gegen die Hamas?

Möglicherweise ist es dem einen oder anderen Menschen auf der Welt (aus sehr viel verschiedenen Gründen sicherlich) auch in einem gewissen Maß Wurscht, was da g'rad passiert. Und nicht jeder Mensch, dem es über das Maß hinaus nicht Wurscht ist, mag dann auch demonstrieren - auch wieder aus vielerlei Gründen.

:Blumen:

Siebenschwein 31.10.2023 08:25

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1727886)
...
Wieso demonstriert man nicht auf der ganzen Welt gegen die Hamas?

Was, bitteschön, glaubst Du, würde das bringen? Denkst Du wirklich, wenn auf der ganzen Welt ganz viele Leute auf die Strasse gingen, würden die Hamasführer ganz nachdenklich in sich gehen und darüber nachdenken, ob sie nicht doch einen Fehler gemacht haben? Weil Klein-Jens aus Kleve und Klein-Siebenschwein sie sonst nämlich nicht mehr lieb haben, und das wollen sie nun doch nicht riskieren? Vermutlich nicht.
Wichtig wäre, dass man den Typen endlich die Finanzströme abklemmt. Aber da die sich sehr gut über "Steuern" aus der humanitären Hilfe über Wasser halten können, kriegste die damit auch nicht klein.
Ich fürchte, solange es keine klare friedliche Perspektive für die Palästinenser gibt, wird der Konflikt militärisch weitergehen. Die Israelis als stärkere Partei stehen dort in der Pflicht, etwas anzubieten, das mehr als nur das bare Überleben sichert. Und daran hat man dort offensichtlich bisher kein Interesse. So pervers das ist, und ich will damit nichts rechtfertigen, aber ich hoffe, dass nach der Militäroperation auch auf israelischer Seite ein Umdenken stattfindet, dass die militärische Herangehensweise gescheitert ist und es so nicht weitergehen kann. Dass man mal wieder Richtung friedlicher Zusammenarbeit sich bewegen sollte. Meine Befürchtung ist aber, dass dieser Weg nun für weitere 25 Jahre blockiert ist und alles nur noch viel schlimmer wird.

Drop 31.10.2023 08:46

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1727890)
Ich fürchte, solange es keine klare friedliche Perspektive für die Palästinenser gibt, wird der Konflikt militärisch weitergehen.

Es geht doch gar nicht um die Palästinenser. Es geht um die Ausbreitung des Islamismus in dieser Region.

Helmut S 31.10.2023 09:11

Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1727890)
Wichtig wäre, dass man den Typen endlich die Finanzströme abklemmt.

Das ist aus meiner Sicht eine gute Idee. Wie könnte sowas in der Praxis aussehen? Die Gelder kommen ja hauptsächlich aus Katar, Iran und soviel ich weiß auch aus der Türkei. Die Gelder auf die der Westen Zugriff hat, sind ja vergleichsweise gering meiner Kenntnis nach. Wie kann man Katar und Iran dazu bewegen die Finanzierung der Hamas (und die der Hisbollah et al gleich mit) einzustellen?

:Blumen:

qbz 31.10.2023 09:27

Da hier ja desöfteren die Hilfen der UNO und Deutscfhlands (ca. 285 Millionen) für den Gazastreifen bzw. die UNRWA kritisch angesprochen worden sind, habe ich mal gegoogelt, welche Hilfen Israel erhält. Normal erhält Israel von den USA jährlich ca. 3,8 Milliarden für Waffen. Aktuell will Biden Israel 14 Milliarden Waffenhilfe gewähren. Die gesamten "Zuwendungen" für das Militär sowie die eigene Waffenproduktion hat hier die NZZ in einem beeindruckenden Bericht zusammengestellt. militaerhilfe-fuer-israel-die-usa-ruesten-israel-bereits-seit-jahrzehnten-auf .

Zitat:

"Laut einem neusten Bericht des Congressional Research Service sollen die amerikanischen Zuschüsse allein im Jahr 2022 16 Prozent des gesamten israelischen Verteidigungshaushaltes ausgemacht haben. Dieser belief sich im vergangenen Jahr auf rund 23 Milliarden Dollar, was Israel zu dem Land macht, das nach Katar derzeit gemessen an seiner Einwohnerzahl am meisten für seine Verteidigung ausgibt."

JENS-KLEVE 31.10.2023 09:29

Ihr habt mich falsch verstanden. da habe ich mich unpräzise ausgedrückt.

Ich meine die weltweiten Proteste, die es momentan gibt und sich gegen Israel richten. die müssten sich stattdessen gegen die Hamas richten. Natürlich tun sie das nicht, nicht aus Unwissenheit, sondern aus Boshaftigkeit.

dr_big 31.10.2023 09:42

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1727895)
Ihr habt mich falsch verstanden. da habe ich mich unpräzise ausgedrückt.

Ich meine die weltweiten Proteste, die es momentan gibt und sich gegen Israel richten. die müssten sich stattdessen gegen die Hamas richten. Natürlich tun sie das nicht, nicht aus Unwissenheit, sondern aus Boshaftigkeit.

Woher willst du wissen, dass das aus Boshaftigkeit geschieht? Handelst du selbst auch boshaft, weil du keine Demo gegen Hamas initiiert hast?


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