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Nordexpress 25.09.2013 09:48

Zitat:

Zitat von longtrousers (Beitrag 958916)
- Ich glaube ich habe mal in einem anderen Beitrag von Arne gehört, dass die Mitochondrien sich nicht nur vermehren, aber in einer bestimmten Trainingsphase auch groesser werden.

http://www.triathlon-szene.de/forum/showpost.php?p=913057&postcount=33

Klugschnacker 25.09.2013 10:46

Zitat:

Zitat von longtrousers (Beitrag 958916)
kann es sein dass durch die Lebenskilometer die Anzahl von Muskelzellen pro Muskel zunimmt?

Das ist umstritten. Für die sog. "Hyperplasie", also das Dickenwachstums des Muskels durch eine Vermehrung der Muskelzellen, gibt es noch keine überzeugenden Belege.

Zitat:

Zitat von longtrousers (Beitrag 958916)
Es gibt Fettverbrennungstraining und Schnelligkeitstraining. Beeinflussen diese Arten von Training den Mitochondrienhaushalt unterschiedlich?

Falls "Schnelligkeitstraining" das aerobe Tempotraining von Triathleten meint, gilt folgendes: Fett und Kohlenhydrate werden beide in den Mitochondrien verbrannt. Auf der Ebene der Mitochondrien führen die unterschiedlichen Trainingsreize zu einer Zunahme der Gesamtmasse der Mitochondrien. Im Falle des extensiven Trainings eher zu einer Vergrößerung, im Falle des intensiven Trainings eher zu einer Vermehrung der Mitochondrien. Eine bedeutendere Rolle spielen die unterschiedlichen Enzyme (=Reaktionsbeschleuniger), die für die chemischen Vorgänge zuständig sind. Sie müssen für den jeweiligen Stoffwechselweg (Fett oder KH) erst gebildet werden. Beispiel: Wer immer nur langsam und unter KH-Mangel trainiert, verfügt über weniger Enzyme für die KH-Verbrennung; sie werden erst dann vermehrt, wenn sie gebraucht werden.

Falls "Schnelligkeitstraining" ein anaerobes Training sein soll: Das hat mit den Mitochondrien weniger zu tun, da die anaerobe Verbrennung nicht in den Mitochondrien stattfindet (sondern im Cytoplasma). Die Mitochondrien kommen nur indirekt ins Spiel, indem sie anfallendes Laktat verbrennen und verbrauchtes Glykogen nachproduzieren. Allerdings haben neuere Forschungen gezeigt, dass sich hochintensives Intervall Training (HIIT) auf die Mitochondrienmasse auswirkt.

Zitat:

Zitat von longtrousers (Beitrag 958916)
Topleute wie Tim Stutzer oder Sebastian Kienle propagieren immer wieder, dass man um schnell zu werden auch schnell trainieren muss (Schnelle Intervalle auf dem Rad). Weiss die Sportwissenschaft schon warum?

Ja. Weil durch das schnelle aerobe Training alle metabolischen (die Energieversorgung betreffenden) und zuliefernden (die Sauerstoffversorgung betreffenden) Systeme der Muskelzelle unter Vollast laufen und intensives Training daher eine starken Trainingsreiz darstellt.

Grüße!
Arne

kullerich 25.09.2013 11:01

Zitat:

Zitat von TheRunningNerd (Beitrag 956030)

Dazu kommt, das manche Anpassung insb. aus jungen Jahren irreversibel ist. Ein Sportlerherz zum Beispiel bildet sich laut meinem Hausarzt nicht wieder zurück.

Eine gefährliche Begriffskombination, meist nicht von übermässiger Kompetenz zeugend. Schon der Ausdruck "Sportlerherz" ist eigentlich nicht aktuell und hat schon zu vielen Fehldeutungen Anlass gegeben....

Hafu 25.09.2013 11:01

Zitat:

Zitat von TheRunningNerd (Beitrag 956030)
...Dazu kommt, das manche Anpassung insb. aus jungen Jahren irreversibel ist. Ein Sportlerherz zum Beispiel bildet sich laut meinem Hausarzt nicht wieder zurück.

Fehlinformation. Das sog. Sportlerherz (physiologisch und echokardiografisch charakterisiert duch Größenzunahme ohne Wandverdickung und nierigere Herzfrequenz unter Ruhebedingungen) bildet sich ohne Ausdauertraining komplett (innerhalb von Monaten bis wenigen Jahren, je nach Ausdehnnung) zurück.

longtrousers 25.09.2013 11:12

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 958968)
Das ist umstritten. Für die sog. "Hyperplasie", also das Dickenwachstums des Muskels durch eine Vermehrung der Muskelzellen, gibt es noch keine überzeugenden Belege.



Falls "Schnelligkeitstraining" das aerobe Tempotraining von Triathleten meint, gilt folgendes: Fett und Kohlenhydrate werden beide in den Mitochondrien verbrannt. Auf der Ebene der Mitochondrien führen die unterschiedlichen Trainingsreize zu einer Zunahme der Gesamtmasse der Mitochondrien. Im Falle des extensiven Trainings eher zu einer Vergrößerung, im Falle des intensiven Trainings eher zu einer Vermehrung der Mitochondrien. Eine bedeutendere Rolle spielen die unterschiedlichen Enzyme (=Reaktionsbeschleuniger), die für die chemischen Vorgänge zuständig sind. Sie müssen für den jeweiligen Stoffwechselweg (Fett oder KH) erst gebildet werden. Beispiel: Wer immer nur langsam und unter KH-Mangel trainiert, verfügt über weniger Enzyme für die KH-Verbrennung; sie werden erst dann vermehrt, wenn sie gebraucht werden.

Falls "Schnelligkeitstraining" ein anaerobes Training sein soll: Das hat mit den Mitochondrien weniger zu tun, da die anaerobe Verbrennung nicht in den Mitochondrien stattfindet (sondern im Cytoplasma). Die Mitochondrien kommen nur indirekt ins Spiel, indem sie anfallendes Laktat verbrennen und verbrauchtes Glykogen nachproduzieren. Allerdings haben neuere Forschungen gezeigt, dass sich hochintensives Intervall Training (HIIT) auf die Mitochondrienmasse auswirkt.



Ja. Weil durch das schnelle aerobe Training alle metabolischen (die Energieversorgung betreffenden) und zuliefernden (die Sauerstoffversorgung betreffenden) Systeme der Muskelzelle unter Vollast laufen und intensives Training daher eine starken Trainingsreiz darstellt.

Grüße!
Arne

Danke für deine Antworten, sehr interessant und hilfreich.
Aber was lerne ich aus all dieser Theorie? Bringt mir das Wissen was?

Ja, sowieso schon ein Ding:
Nach meinem letzten Triathlon dieses Jahr tat ich ein Paar Wochen nichts bis wenig. Das anschiessende Training ging dann aber sehr gut, ich hatte das Gefühl, dass ich schnell unterwegs war und fühlte mich stark und ausgeruht. Mir kam dann den Plan, nächstes Jahr deshalb länger zu Tapern (3 oder 4 Wochen), um dieses starke und ausgeruhte Gefühl auch im Wettkampf zu haben.
Jedoch hat mir die Mitochondriengeschichte etwas anderes gelernt, und ich werde jetzt vielleicht doch nur 2 Wochen Tapern nächstes Jahr.

Nordexpress 25.09.2013 11:18

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 958968)
Eine bedeutendere Rolle spielen die unterschiedlichen Enzyme (=Reaktionsbeschleuniger), die für die chemischen Vorgänge zuständig sind. Sie müssen für den jeweiligen Stoffwechselweg (Fett oder KH) erst gebildet werden.

Hi Arne,
hast Du hierzu Kenntnisse, wie lange diese enzymatische Anpassung bezogen auf LD ungefähr dauert? Reichen die letzten 12 Wochen spezifisches Training vor dem WK?
Gruß
Michael

Hafu 25.09.2013 11:22

Zitat:

Zitat von longtrousers (Beitrag 958986)
... Mir kam dann den Plan, nächstes Jahr deshalb länger zu Tapern (3 oder 4 Wochen), um dieses starke und ausgeruhte Gefühl auch im Wettkampf zu haben.
Jedoch hat mir die Mitochondriengeschichte etwas anderes gelernt, und ich werde jetzt vielleicht doch nur 2 Wochen Tapern nächstes Jahr.

Mach' das, was für dich funktioniert (oder probier es aus).

Trainingslehre ist keine exakte Naturwissenschaft, sondern beruht auf Empirie, also auf dem was für den Durchschnitt funktioniert, wobei es für den Einzelnen erhebliche indivduelle Abweichungen geben kann.
Wenn du für dich festgestellt hast, dass dein Körper länger braucht, um sich von intensiven Belastungen zu erholen, dann geb' ihm auch die entprechende Zeit.

Hafu 25.09.2013 11:29

Zitat:

Zitat von Nordexpress (Beitrag 958987)
Hi Arne,
hast Du hierzu Kenntnisse, wie lange diese enzymatische Anpassung bezogen auf LD ungefähr dauert? Reichen die letzten 12 Wochen spezifisches Training vor dem WK?
Gruß
Michael

Bin zwar nicht gefragt, gebe aber trotzdem meinen Senf dazu.;) :Huhu:

In der den Triathlon betreffenden Sportwissenschaft geht man aktuell davon aus, dass man für das Erreichen einer Weltspitzenleistung (mit den entsprechenden Anpassungen im enzymatischen System, Muskelzelle, Lunge, Herz und nicht zu vergessen dem Erlernen und Optimieren der Bewegungstechnik in den einzelnen Disziplinen) im Triathlon ca. 10 Jahre Hochleistungstraining benötigt.


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