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chris.fall 01.09.2023 07:00

Moin,

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1720428)
Im Medaillenspiegel von Budapest sind mit riesigen Abstand auf Platz 1 die USA. Mit gehörigem Abstand folgen Kanada und Spanien. Liest sich jetzt nicht nach dem who ist who der Staaten mit diktatorischen Zügen. Mag natürlich sein, dass wir Diktatur unterschiedlich definieren.

das ist richtig.

Das bringt mich zu der ernst gemeinten Frage (ich habe das ja nicht verfolgt) warum russische Sportler da nicht auftauchen? Waren die nicht am Start oder hat das moralische Deckmäntelchen unter dem sie trotz des Ukraine Kriedes und des nachgewiesenem systematischen Staatsdopings starten dürfen, nichts gerissen, weil es so wenige sind?

Und damit wären wir schon beim Thema, das ich eigentlich meinte, in freier Reihenfolge, wie es mir gerade in den Kopf kommt und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
  • Staatsamateure und systematisches Doping im damaligen Ostblock einschließlich Kuba mit entsprechenden Erfolgen.
  • Olympische Spiele in Berlin 36
  • Olympische Sommer- und(!) Winterspiele in Peking mit entsprechenden Doping und Förderprogrammen für einen hohen Platz im Medaillenspiegel.
  • Wie schon erwähnt systematisches Staatsdoping in Russland.
  • Olympische Winterspiele in Sotschi, einem Urlaubsort an dem Palmen wachsen.
  • Fußball WM in Katar.
  • usw.

Da sehe ich mir lieber Wrestling oder Basketball aus der amerikanischen Profiliga an. Da weiß man wenigstens von vorne herein, dass das alles nur eine für das Fernsehen optimierte Show ist.

Dass die "üblichen Verdächtigen" dieses Mal nicht "glänzen" konnten, liegt wohl daran, dass sie nicht starten durften (s.o.) und dass das chinesische Zentralkomitee beschlossen hat, andere Ziele zu verfolgen.

Viele Grüße,

Christian

Nogi87 01.09.2023 07:39

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720422)
Ich kann jedes Kind und jeden Jugendlichen gut verstehen, der sich von der Leichtathletik wenig angezogen fühlt. Sind Hochsprung und Kugelstoßen tolle Sportarten? Ich meiner Sicht ist das alles etwas aus der Zeit gefallen.

In meiner Nachbarschaft ist auf den Beachvolleybalfeldern immer etwas los. Ein paar hundert Meter entfernt sind viele junge Menschen auf den Mountainbike-Trails. Auch im Fitnessstudio sehe ich viele junge Menschen.

Vielleicht muss sich der Sport an die Jugend anpassen – und nicht die Jugend an den Sport ihrer Großväter?

Selbstverständlich ist Hochsprung ein toller Sport. Die Kombination aus Technik, Sprungkraft, Drama, Spannung und kurzweiligem und tollem Wettkampf macht ihn für mich immer das Highlight der WM.
Aber es ist eben nicht einfach, so wie Fußball oder eben auch Triathlon. Ich habe mir Jahrelang daran die Zähne ausgebissen als ich als Kind noch Mehrkampf Leichtathletik gemacht habe.
Das ist auch der Grund warum in dieser Sportart vor allem Osteuropäer so stark sind, da hier eine deutlich größere Trainingsdisziplin herrscht.

chris.fall 01.09.2023 07:39

Moin,

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1720431)
Die Bildungsanforderungen in der Gesellschaft haben sich z.B. in den letzten 50 Jahren erheblich verändert. Ich habe mal chatgpt nach ein paar Zahlen gefragt:
(...)

herzlichen Dnak für die recherchierten Zahlen!

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1720431)
D.h. die Unterschiede zwischen Gymnasial-Kindern von Biodeutschen und Migrantenabstammung sind auch gar nicht so gross wie das Pamphlet diffamierend behauptet.

Auch das politisch linke Spektrum beklagt immer wieder und lautstark die schlechten Bildungschancen von Menschen mit Migrationshintergrund, Arbeiterkindern usw.!


Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1720431)
Im Jahr 1970 gab es in Deutschland etwa 53,000 Abiturienten. Im Jahr 2020 gab es rund 425,000 Abiturienten.

D.h. die Zahl der Abiturienten hat sich in etwa verachtfacht.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1720431)
Insgesamt besuchten im Jahr 2019 rund 33,1 Prozent der Kinder, mit zwei Elternteilen Migrationshintergrund, ein Gymnasium. Unter den Mädchen war der Anteil etwas höher, als unter den Jungen. Unter den Kindern, dessen Eltern keinen Migrationshintergrund hatten, lag der Anteil der Gymnasialbesucher bei 44,3 Prozent.

D.h. der Anteil der der Abiturienten liegt Deinen Zahlen nach mittlerweile bei einem sehr guten Drittel jedes Jahrgangs, laut Wikipedia ist es sogar fast die Hälfte.

Die Menschen sind in dieser Zeit wohl nicht explosionsartig klüger geworden. Sondern die Anforderungen wurden gesenkt.

Etwas böse formuliert, kann jeder Trotel mittlerweile Abitur machen und tut es dann auch: Wenn das Abitur seinem Untertitel "Allgemeine Hochschulreife" gerecht werden würde, bräuchte man beispielsweise an den Unis keine Mathe Vorkurse in den MINT-Fächern. Man bräuchte in den beliebten Studienfächern wie Medizin oder Psychologie keine zusätzlichen auf Leistung beruhenden Eignungsprüfengen...

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1720431)
Vielleicht will die Wirtschaft bzw. der Arbeitsmarkt keine starken weiteren Verbesserungen der Chancengleichheit in der Bildung mehr erreichen(...)

Mein Eindruck ist auch, dass die Wirtschaft mit den Heerscharen junger Menschen, die einen Bachelor in Laberrabarber ("Hä?" "Das ist eine Kombination aus Sozialethik, Wirtschaftspsychologie, Mathematik und Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau!" ;-) haben, nichts anfangen kann, während das Handwerk händeringend Auszubildende sucht.

Wenn die im Studium irgend etwas mit Computern zu tun hatten, werden sie halt Softwareentwickler. Dafür muss man entgegen der landläufigen Vorurteile auch kein Genie sein, und braucht erst recht kein abgeschlossenes Informatik Studium.

Absolventen eines dualen Studiums werden dagegen gerne genommen. Die wissen wenigstens schon, was richtige Arbeit ist und haben nachgewiesenermaßen eine gute Selbstorganision und ein gutes Zeitmanagement. Sehr oft haben die ihre Ausbildung schon in dem Unternehmen gemacht, dass sie dann auch einstellt. Man kennt sich alo schon.


Viele Grüße,

Christian

TriVet 01.09.2023 07:52

Bei Wikipedia sind die Zahlen der Abiturienten/Studienanfänger heutzutage eher noch höher, die erste Generation nach dem Krieg (1950) dagegen gerade mal bei 5% eines Jahrganges…
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Abiturientenquote

chris.fall 01.09.2023 08:00

Moin,

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1720445)
Bei Wikipedia sind die Zahlen der Abiturienten/Studienanfänger heutzutage eher noch höher, die erste Generation nach dem Krieg (1950) dagegen gerade mal bei 5% eines Jahrganges…
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Abiturientenquote

danke für die Info. Ich habe sie in meinem Post oben nachgetragen.

Vieler Grüße,

Christian

keko# 01.09.2023 08:00

Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1720441)
...
Etwas böse formuliert, kann jeder Trotel mittlerweile Abitur machen und tut es dann auch: Wenn das Abitur seinem Untertitel "Allgemeine Hochschulreife" gerecht werden würde, bräuchte man beispielsweise an den Unis keine Mathe Vorkurse in den MINT-Fächern. ...

Was ist die Alternative? Die Schulen haben bereits einige Dinge aus dem Lehrplan gestrichen. Die Anforderungen im Beruf werden dagegen nicht weniger. Es entsteht also eine Lücke, die man irgendwie überbrücken will. Oder soll man Themen aus dem Studium auch rausstreichen?

chris.fall 01.09.2023 08:15

Moin,

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1720447)
Was ist die Alternative?
(...)

ob meine persönlichen Erfahrungen, die sehr prägend für meine Meinung zu diesem Thema waren, der Allgemeinheit da weiter helfen weiß ich natürlich nicht:

Ich hatte im Mathe-LK z.T. wirklich zu kämpfen. Der Lehrer hat damals Mitte der 80er mit der Begründung "Wenn aus ihnen mal etwas werden soll, passen sie entweder hier auf oder sie fangen an, Japanisch zu lernen" sehr hohe Anforderungen gestellt.

Im darauf folgenden Ingenierstudium hatte ich mit Mathe dann keine Problem. Sehr vieles von dem ganz "theoretischen Zeug" hatte ich schon in der Schule mal gehört und beim Rest wusste ich aus Erfahrung, dass man das lernen kann. Immer. Wenn man sich nur genug anstrengt.

Ich bin dem Mann heute noch für seine "Quälerei" dankbar. Bei ihm habe ich wirklich für das Leben gelernt.

Die gleiche Erfahrung im Schwimmen, dem Sport meiner Jugend. Jeden Tag nach der Schule Training, jeden Tag das Gelaber vom Trainer ertragen, wie man den Arm einsetzt, wo man lang zieht (Du wirst das kennen;-) Aber eben auch bei fast jedem WK alle paar Wochen eine neu PB. Das hat mich auch geprägt.

Auch diesem Trainer bin ich sehr sehr dankbar für sein "ewiges Gelaber".

Viele Grüße,

Christian

keko# 01.09.2023 08:39

Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1720451)
Moin,



ob meine persönlichen Erfahrungen, die sehr prägend für meine Meinung zu diesem Thema waren, der Allgemeinheit da weiter helfen weiß ich natürlich nicht:

Ich hatte im Mathe-LK z.T. wirklich zu kämpfen. Der Lehrer hat damals Mitte der 80er mit der Begründung "Wenn aus ihnen mal etwas werden soll, passen sie entweder hier auf oder sie fangen an, Japanisch zu lernen" sehr hohe Anforderungen gestellt.

Im darauf folgenden Ingenierstudium hatte ich mit Mathe dann keine Problem. Sehr vieles von dem ganz "theoretischen Zeug" hatte ich schon in der Schule mal gehört und beim Rest wusste ich aus Erfahrung, dass man das lernen kann. Immer. Wenn man sich nur genug anstrengt.

Ich bin dem Mann heute noch für seine "Quälerei" dankbar. Bei ihm habe ich wirklich für das Leben gelernt.

Die gleiche Erfahrung im Schwimmen, dem Sport meiner Jugend. Jeden Tag nach der Schule Training, jeden Tag das Gelaber vom Trainer ertragen, wie man den Arm einsetzt, wo man lang zieht (Du wirst das kennen;-) Aber eben auch bei fast jedem WK alle paar Wochen eine neu PB. Das hat mich auch geprägt.

Auch diesem Trainer bin ich sehr sehr dankbar für sein "ewiges Gelaber".

Viele Grüße,

Christian

Kenne ich alles sehr gut.... :Lachen2: unser Schwimmtrainer kam aus dem Ostblock ("du kannst nichts richtig, aber alles ein bisschen, probier mal Lagen"), der eine oder andere Lehrer lag als Kind in Russland im Schützengraben.
Du kannst das heutzutage aber immer noch machen. Schüler und Studenten wollen eine gewisse Führung und Strenge (falls sie überzeugt und fair ist usw.).
Unsere Kinder haben auch bei so einem Typ schwimmen gelernt. Da hieß es dann mal:

So und jetzt alle Eltern für 5 min aus dem Schwimmbad raus und Türen zu!

Danach konnten alle Kinder schwimmen :Cheese:

Rälph 01.09.2023 08:47

Man sollt nicht vergessen, dass im Sport auch immer eine gute Portion Glück/Pech dazu kommt.

Leichtathletik WM:

Klosterhalfen verletzt / Mihambo verletzt / Kaul verletzt ausgeschieden / Krause Kind bekommen / Julian Weber (Speer) Vierter / Neugebauer (Zehnkampf) auf Platz fünf auch gut dabei ...

Wenn das Ding etwas anders läuft, dann gehen die deutschen Athleten da mit mehreren Medaillen nach Hause.

Ansonsten sehe ich es ähnlich wie Arne. Leichtathletik ist ab einem gewissen Alter hochgradig unattraktiv. Die ganz Kleinen finden das noch toll, aber dann werden andere Sachen halt interessanter. Dann braucht es schon einen starken Anreiz dabei zu bleiben.
Dazu kommt, dass im Zuge der sich verbreitenden Ganztagesschulen (an denen es wiederum wenig oder gar keine Sportförderung gibt) die Vereine nicht gerade von jungen Menschen überrannt werden.

Im Gegensatz zum Autor dieses Schreibens habe ich außerdem den Eindruck, dass insgesamt die Anforderungen in unserer Gesellschaft immer größer werden.

Adept 01.09.2023 08:48

Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1720451)
Moin,



ob meine persönlichen Erfahrungen, die sehr prägend für meine Meinung zu diesem Thema waren, der Allgemeinheit da weiter helfen weiß ich natürlich nicht:

Ich hatte im Mathe-LK z.T. wirklich zu kämpfen. Der Lehrer hat damals Mitte der 80er mit der Begründung "Wenn aus ihnen mal etwas werden soll, passen sie entweder hier auf oder sie fangen an, Japanisch zu lernen" sehr hohe Anforderungen gestellt.

Im darauf folgenden Ingenierstudium hatte ich mit Mathe dann keine Problem. Sehr vieles von dem ganz "theoretischen Zeug" hatte ich schon in der Schule mal gehört und beim Rest wusste ich aus Erfahrung, dass man das lernen kann. Immer. Wenn man sich nur genug anstrengt.

Ich bin dem Mann heute noch für seine "Quälerei" dankbar. Bei ihm habe ich wirklich für das Leben gelernt.

Die gleiche Erfahrung im Schwimmen, dem Sport meiner Jugend. Jeden Tag nach der Schule Training, jeden Tag das Gelaber vom Trainer ertragen, wie man den Arm einsetzt, wo man lang zieht (Du wirst das kennen;-) Aber eben auch bei fast jedem WK alle paar Wochen eine neu PB. Das hat mich auch geprägt.

Auch diesem Trainer bin ich sehr sehr dankbar für sein "ewiges Gelaber".

Viele Grüße,

Christian

Dieses Beispiel kann man doch ideal auf den Sport übertragen! Denn auch da muss man sich Quälen, um im Spitzensport erfolgreich zu sein.

Und die Frage ist: Ist diese Leistungsorientierung noch zeitgemäss? Warum nicht Mittelmass, dafür aber nicht quälen müssen?

Mir scheint, dass dies in unserer Gesellschaft, im Sport wie auch im Job, eher die Einstellung ist. Es wird interessant sein zu sehen, wohin das führt.

Kann eine neue, glücklichere Gesellschaft geben, kann aber auch voll nach hinten losgehen.

phonofreund 01.09.2023 08:49

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1720455)
Kenne ich alles sehr gut.... :Lachen2: unser Schwimmtrainer kam aus dem Ostblock ("du kannst nichts richtig, aber alles ein bisschen, probier mal Lagen"), der eine oder andere Lehrer lag als Kind in Russland im Schützengraben.
Du kannst das heutzutage aber immer noch machen. Schüler und Studenten wollen eine gewisse Führung und Strenge (falls sie überzeugt und fair ist usw.).
Unsere Kinder haben auch bei so einem Typ schwimmen gelernt. Da hieß es dann mal:

So und jetzt alle Eltern für 5 min aus dem Schwimmbad raus und Türen zu!

Danach konnten alle Kinder schwimmen :Cheese:

Als meine Tochter 3 war, bin ich mit ihr in das Hallenbad und nach 3 oder 4 min konnte sie schwimmen. Heute macht sich kein Mensch mehr die Mühe. Macht ja die Schule und dann fängt das Desaster an.

Rälph 01.09.2023 09:01

Zitat:

Zitat von phonofreund (Beitrag 1720459)
Als meine Tochter 3 war, bin ich mit ihr in das Hallenbad und nach 3 oder 4 min konnte sie schwimmen.

Ja, klar ...:Lachanfall:

Nogi87 01.09.2023 09:06

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1720456)
Man sollt nicht vergessen, dass im Sport auch immer eine gute Portion Glück/Pech dazu kommt.


Ansonsten sehe ich es ähnlich wie Arne. Leichtathletik ist ab einem gewissen Alter hochgradig unattraktiv. Die ganz Kleinen finden das noch toll, aber dann werden andere Sachen halt interessanter. Dann braucht es schon einen starken Anreiz dabei zu bleiben.
Dazu kommt, dass im Zuge der sich verbreitenden Ganztagesschulen (an denen es wiederum wenig oder gar keine Sportförderung gibt) die Vereine nicht gerade von jungen Menschen überrannt werden.

Das ist aber kein Leichtathletik Problem, sondern ein allgemeines. Sogar der Fußball hat zu kämpfen. In der Kreisliga gibt es inzwischen Spielgemeinschaften von 4 Orten wo vor 20 Jahren jeder Ort selber 2 Mannschaften hatte.
Ich finde es auch etwas seltsam einer Sportart die Attraktivität abzusprechen, nur weil es Deutschland hier gerade nicht geschissen bekommt.
Es ist vielmehr das Problem, dass die kleinen Länder deutlich aufgeholt haben und die Deutschen eben stehen geblieben sind oder sich sogar zurück entwickelt haben. Das liegt sicher nicht an der Sportart, sondern allein an den deutschen Athleten.

keko# 01.09.2023 09:12

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1720458)
Dieses Beispiel kann man doch ideal auf den Sport übertragen! Denn auch da muss man sich Quälen, um im Spitzensport erfolgreich zu sein.

Und die Frage ist: Ist diese Leistungsorientierung noch zeitgemäss? Warum nicht Mittelmass, dafür aber nicht quälen müssen?

Mir scheint, dass dies in unserer Gesellschaft, im Sport wie auch im Job, eher die Einstellung ist. Es wird interessant sein zu sehen, wohin das führt.

Kann eine neue, glücklichere Gesellschaft geben, kann aber auch voll nach hinten losgehen.

Würde die Welt nur aus DE bestehen, würde ich mir keine Sorgen machen. Nur stehen wir halt in einem inernationalen Wettbewerb.
Wir können natürlich nur noch Beachvolleyball spielen, wenn uns das Spaß macht, aber andere wird das nicht kümmern und werden uns links und rechts überholen, wenn es die Möglichkeit gibt (um mal das Bsp. von oben im übertragenen Sinne aufzugreifen).

qbz 01.09.2023 09:24

Hi,
Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1720441)
......
Die Menschen sind in dieser Zeit wohl nicht explosionsartig klüger geworden. Sondern die Anforderungen wurden gesenkt.

Etwas böse formuliert, kann jeder Trotel mittlerweile Abitur machen und tut es dann auch: Wenn das Abitur seinem Untertitel "Allgemeine Hochschulreife" gerecht werden würde, bräuchte man beispielsweise an den Unis keine Mathe Vorkurse in den MINT-Fächern. Man bräuchte in den beliebten Studienfächern wie Medizin oder Psychologie keine zusätzlichen auf Leistung beruhenden Eignungsprüfengen...
....

Hi,

man geht ja von der Annahme aus, dass Intelligenz einer Normalverteilung unterliegt, d.h. 50 % liegen über 100, 50 % unter 100. Mit einem IQ-Wert = > 100 scheint ein Abitur erreichbar zu sein, stimmen die motivationalen Faktoren, allerdings selten ein 1ser Abi. :)



Ich würde jetzt aber nicht davon ausgehen, dass 1970 primär nur Kinder mit IQ > 120 ein Abi erreichten. Wer mit einem IQ > 120 Arbeiterkind war, gelangte viel seltener aufs Gymnasium und zur Uni wie heute, wer aus einer Bildungsfamilie kam und Studiengeld besass, eben häufiger, auch bei IQ < 120. Vielmehr hat die soziale Schichtzugehörigkeit deutlich stärker pro / contra Abi selektiert im Unterschied zu heute. Wahrscheinlich sind die Leistungsanforderungen wie Du schreibst parallel auch geringer geworden und die Bildungsjahre länger, aber eben nicht direkt proportional zu den Abi-Zahlen. Mehr Chancengleichheit ist ein zentrale Forderung der Studentenbewegung gewesen und sie wurde in den Bildungsreformen zu Zeiten der Brandt Regierung deutlich verbessert, was die Steigerung bei den Abizahlen meiner Ansicht nach wesentlich erklärt.

Vor ca. 7 Jahren brauchte man für manche NC-Fächer wie Psychologie, Medizin fast ein 1ser Abi. Ich weiss nicht, ob das jetzt überall durch Prüfungen ersetzt worden ist, weil halt die Abi-Noten im Ländervergleich Nachteile gegenüber der Prüfung haben. Leider bilden die Noten wie die Prüfungen nur einen geringen Teil der späteren wichtigen Berufsanforderungen ab. Es könnte möglich sein, dass auch bei einem reinen Losverfahren die gleichen, vielleicht sogar besseren Ergebnisse für die späteren beruflichen Eignungsqualitäten erzielt werden wie bei der Noten-/Prüfungsauswahl.

viele Grüsse,
qbz

Roini 01.09.2023 10:00

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1720464)
Ja, klar ...:Lachanfall:

Und genauso wenig konnten die Kinder bei Kekos tollem Schwimmlehrer nach 5 Minuten alle schwimmen.

Was will man mit solchen Beiträgen eigentlich ausdrücken?

Früher war alles besser?

Rälph 01.09.2023 10:13

Zitat:

Zitat von Nogi87 (Beitrag 1720466)
Ich finde es auch etwas seltsam einer Sportart die Attraktivität abzusprechen, nur weil es Deutschland hier gerade nicht geschissen bekommt.
Es ist vielmehr das Problem, dass die kleinen Länder deutlich aufgeholt haben und die Deutschen eben stehen geblieben sind oder sich sogar zurück entwickelt haben. Das liegt sicher nicht an der Sportart, sondern allein an den deutschen Athleten.

Man muss sicherlich unterscheiden zwischen persönlicher und medialer Attraktivität.

Medial finde ich Leichtathletik durchaus sehr gut konsumierbar - das hat schon was, diese Superathleten. Als Kind war ich selbst dagegen nicht lange im Verein dabei, das war mit viel zu langweilig, immer im Kreis zu rennen...

Darüber hinaus sollte man sich auch nichts vormachen: Ich halte die Leichtathletik für hochgradig Dopingverseucht. Wenn man D ein halbwegs funktionierendes Antidopingsystem unterstellt, ist es erstaunlich, dass unsere Athleten überhaupt noch so gut abschneiden.

keko# 01.09.2023 10:20

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1720468)
Hi,

Hi,

man geht ja von der Annahme aus, dass Intelligenz einer Normalverteilung unterliegt, d.h. 50 % liegen über 100, 50 % unter 100. Mit einem IQ-Wert = > 100 scheint ein Abitur erreichbar zu sein, stimmen die motivationalen Faktoren, allerdings selten ein 1ser Abi. :)

Die vertikalen Linien sind übrigens die bekannten Sigma-Intervalle. Hat man mal aus dem Schulstoff gestrichen und vor wenigen Jahren wieder in den Lehrplan aufgenommmen (BaWü, Mathe-LK). Es tut sich also was, ich bleibe Optimist ;)

keko# 01.09.2023 10:34

Zitat:

Zitat von Roini (Beitrag 1720473)
Und genauso wenig konnten die Kinder bei Kekos tollem Schwimmlehrer nach 5 Minuten alle schwimmen.

Was will man mit solchen Beiträgen eigentlich ausdrücken?

Früher war alles besser?

Was willst du mit solchen Beiträgen eigentlich ausdrücken?

Jetzt ist alles besser?;) :Blumen:

Roini 01.09.2023 10:54

Ich will gar nichts ausdrücken.
Aus diesem Grund brauch ich mir aber auch keine Märchengeschichten ausdenken...;)

Klugschnacker 01.09.2023 11:09

Zitat:

Zitat von phonofreund (Beitrag 1720331)
“Uns ist die Härte abhandengekommen" […]

Da hat er meine volle Zustimmung!

Ich habe noch nicht verstanden, warum Härte gegen sich selbst eine Tugend sein soll.

In Deinem Eingangsposting und auch bei vielen Kommentaren scheint es völlig klar zu sein, dass Selbstaufopferung und bedingungsloses Durchhaltevermögen für ein bestimmtes Ziel erstrebenswerte Eigenschaften seien.

Mir ist das nicht so klar.

Für das Lebensglück eines Menschen ist es nicht erforderlich, das Letzte aus sich herauszuholen, eher im Gegenteil. Es ist nicht so, dass die Menschen jener Länder, wo man sich von Kind auf am meisten abrackert, die glücklichsten wären. Immer höhere Leistungsanforderungen an unsere Kinder machen aus ihnen nicht automatisch glücklichere Kinder. Eher dürfte das Gegenteil zutreffen. Wenn wir also höhere Leistungen von den Kindern und Jugendlichen verlangen, geht es offensichtlich nicht um deren Lebensglück. Um was dann?

Geht es um den allgemeinen Lebensstandard, der im Wettbewerb mit anderen Gesellschaften erkämpft werden muss und von der verweichlichten Jugend gefährdet wird?

Hier gilt es aus meiner Sicht zu bedenken, dass die heutige Jugend im Durchschnitt einen höheren Bildungsgrad aufweist als die Generation ihrer Eltern und Großeltern. Den Vorwurf mangelnder Bildung kann man der Jugend daher nicht machen. Über unseren gegenwärtigen Auf- oder Abstieg im wirtschaftlichen Wettbewerb mit anderen Ländern entscheiden zudem nicht die jungen Leute. Sondern die politischen und wirtschaftlichen Führer:innen, die allesamt der angeblich so harten Kämpfergeneration angehören.

Hier wäre der Gedanke zu prüfen, ob deren Härte, die sie sich selbst zuschreiben, nicht vielmehr ein heroisierender Ausdruck für Sturheit, Einfallslosigkeit und Unflexibilität ist. Jeder Ausdauersportler weiß, dass Härte, Sturheit und Unflexibilität verschiedene Seiten derselben Sache sind. Dass die Deutschen als weltweit führende Autobauer derzeit hinterherlaufen, liegt nicht an der Bequemlichkeit der Jugend. Sondern an der Sturheit der Alten in Politik und Wirtschaft.

Für viele scheint es eine klare Sache zu sein, dass Deutschland im Ranking der stärksten Wirtschaftsnationen in der Top Ten sein muss. Für dieses Ziel sei eine abgehärtete Jugend erforderlich, hart gegen sich selbst, um das Letzte an Leistung aus sich herauszuholen. Aber ein Spitzenplatz in einem Wirtschaftsranking ist kein Selbstzweck. Wer weiß, vielleicht wären wir glücklicher, wenn wir nicht Exportweltmeister wären, sondern mit Platz 20 zufrieden wären, und dafür mal Zeit hätten, mit den Kindern zum Sportplatz zu fahren? Oder ins Theater, anstatt insgeheim froh zu sein, dass die Kinder vor Tiktok verblöden und uns Erwachsene in Ruhe lassen?

Bereits heute leben die meisten von uns in einem materiellen Überfluss. Bei einem Wirtschaftswachstum von 2% dauert es nur rund 30 Jahre, bis sich die Wirtschaftsleistung Deutschlands verdoppelt. Unsere Kinder werden doppelt so viel haben wie wir. Reicht das nicht? Muss es immer noch mehr sein? Sollen unsere Kinder mit Härte anstreben, noch dickere Autos zu fahren und noch mehr unnützes Zeug in ihre Häuser zu schleppen?

Ich hoffe, dass unserer Jugend etwas besseres einfällt. Dass sie gut sind zu sich selbst und ihr Leben nicht als Wettkampf gegen andere bestreiten, bei dem nur ein erster Platz zählt.

Adept 01.09.2023 11:27

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720494)
...

Finde ich sehr gut beschrieben.

Ist auch das, was ich meinte. Die Gesellschaft scheint sich da zu ändern. Und vielleicht ist das auch ganz gut so...

Siebenschwein 01.09.2023 11:31

"Hier wäre der Gedanke zu prüfen, ob deren Härte, die sie sich selbst zuschreiben, nicht vielmehr ein heroisierender Ausdruck für Sturheit, Einfallslosigkeit und Unflexibilität ist"

You made my day.
Auch dem Rest kann ich voll zustimmuen. Leistung als Selbstzweck oder um sich anderen Menschen/Nationen gegenüber überlegen zu fühlen ist sinnlos.

keko# 01.09.2023 11:32

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720494)
...

Für viele scheint es eine klare Sache zu sein, dass Deutschland im Ranking der stärksten Wirtschaftsnationen in der Top Ten sein muss. Für dieses Ziel sei eine abgehärtete Jugend erforderlich, hart gegen sich selbst, um das Letzte an Leistung aus sich herauszuholen. Aber ein Spitzenplatz in einem Wirtschaftsranking ist kein Selbstzweck. Wer weiß, vielleicht wären wir glücklicher, wenn wir nicht Exportweltmeister wären, sondern mit Platz 20 zufrieden wären, und dafür mal Zeit hätten, mit den Kindern zum Sportplatz zu fahren? Oder ins Theater, anstatt insgeheim froh zu sein, dass die Kinder vor Tiktok verblöden und uns Erwachsene in Ruhe lassen? ....

Solche Gedanken sind vollkommen ok. Man sollte aber in Erwägung ziehen, dass das eine das andere zur Folge hat: wenn man sich also mit Platz 20 zufrieden gibt, haben sich schöne Beachvolleyballplätze oder Theaterbesuche möglicherweise erledigt, da es sie auf Dauer nicht mehr gibt. Wohlstand fällt ja nicht vom Himmel.

Es sei denn: man denkt um und verteilt neu. Denn Geld gibt es ja wie Sand am mehr.
Ob hier bei diesem Thema oder dem Klimawandel: letztendlich haben wir ein Systemproblem.

Nogi87 01.09.2023 11:36

Dann darf man sich im Umkehrschluss aber auch nicht beschweren wenn der Sozialstaat abgebaut wird. Den können wir uns eben nur leisten weil wir wirtschaftlich erfolgreich sind.
Ich arbeite in der Kämmerei und sehe das in den letzten Jahren. Sinkende Gewerbesteuer heißt es muss gespart werden. Wo kann gespart werden, bei den freiwilligen Aufgaben. Zuschüsse für Vereine, Zuschüsse für die Lebenshilfe, Jugendarbeit, Seniorenarbeit usw.

Das sind die Auswirkungen auf kommunaler Ebene. Bei Bund und Ländern wird es dann nicht anders aussehen.

Klugschnacker 01.09.2023 12:05

Zitat:

Zitat von Nogi87 (Beitrag 1720500)
Dann darf man sich im Umkehrschluss aber auch nicht beschweren wenn der Sozialstaat abgebaut wird. Den können wir uns eben nur leisten weil wir wirtschaftlich erfolgreich sind.

Wir sind ja wirtschaftlich erfolgreich, trotz unserer verweichlichten Jugend. Wir haben ein Wirtschaftswachstum von 2%. Das bedeutet, wir werden ständig reicher. Bei gleichbleibendem Wachstum verdoppelt sich unsere Wirtschaftsleistung alle 36 Jahre.

Das gilt auch dann, wenn die Wirtschaft um uns herum schneller wächst. Das globale Wachstum liegt bei 3% jährlich.
:Blumen:

qbz 01.09.2023 12:20

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720494)
Ich habe noch nicht verstanden, warum Härte gegen sich selbst eine Tugend sein soll.
.......
Ich hoffe, dass unserer Jugend etwas besseres einfällt. Dass sie gut sind zu sich selbst und ihr Leben nicht als Wettkampf gegen andere bestreiten, bei dem nur ein erster Platz zählt.

Das gehört zu den arischen Erziehungsidealen: "Flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl".

Helmut S 01.09.2023 12:21

Zitat:

Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
:Cheese:

Schwarzfahrer 01.09.2023 12:26

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720494)
Ich habe noch nicht verstanden, warum Härte gegen sich selbst eine Tugend sein soll.
In Deinem Eingangsposting und auch bei vielen Kommentaren scheint es völlig klar zu sein, dass Selbstaufopferung und bedingungsloses Durchhaltevermögen für ein bestimmtes Ziel erstrebenswerte Eigenschaften seien.

Meine Meinung: Härte an sich ist keine Tugend. Aber Ziele fallen einem nicht in den Schoß, man muß sich dafür anstrengen, und wer sich weniger anstrengen mag, darf nicht die gleichen Ergebnisse erwarten, wie der, der sich anstrengt. Das liegt in der Natur der Sache, scheint aber in neuerer Zeit für einige nicht mehr selbstverständlich zu sein. Auch ist es nicht ehrenrührig oder Benachteiligung, wenn andere, die mehr Talent haben, oder sich mehr bemüht haben, ein besseres Ergebnis erreichen. Dies als Problem anzusehen, und Wertungen bei Kinderwettbewerben oder Benotung in der Schule abzuschaffen, ist kontraproduktiv, weil es die Motivation derer verringert, die den Ehrgeiz haben, etwas mehr zu erreichen - aber genau diese Menschen bringen die Gesellschaft nach vorne, schaffen neue Erfindungen, Unternehmen, Arbeitsplätze, am Ende den Wohlstand, den alle verdienen, unabhängig von der Höhe ihrer Talente und Einsatzbereitschaft.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720494)
Für das Lebensglück eines Menschen ist es nicht erforderlich, das Letzte aus sich herauszuholen, eher im Gegenteil. Es ist nicht so, dass die Menschen jener Länder, wo man sich von Kind auf am meisten abrackert, die glücklichsten wären. Immer höhere Leistungsanforderungen an unsere Kinder machen aus ihnen nicht automatisch glücklichere Kinder. Eher dürfte das Gegenteil zutreffen. Wenn wir also höhere Leistungen von den Kindern und Jugendlichen verlangen, geht es offensichtlich nicht um deren Lebensglück. Um was dann?

Zum Lebensglück gehört schon auch das Thema Erfolgserlebnis, etwas aus eigener Kraft erreichen - dazu gehört auch Leistungsanforderung. Es ist halt nicht das einzige, was zählt, aber ohne Leistungsziele und Bemühung gibt es nicht automatisch mehr Lebensglück (das ist nur eine Legende namens Schlaraffenland).
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720494)
Geht es um den allgemeinen Lebensstandard, der im Wettbewerb mit anderen Gesellschaften erkämpft werden muss und von der verweichlichten Jugend gefährdet wird?

Leistung muß sich auch im Wettbewerb nicht gegen andere Richten; der Wettbewerb ist nur der Ansporn, sich selbst zu verbessern; wenn ich über die Jahre im Wettkampf von 60 % des Feldes auf 30 % vorgerückt bin, war es für mich ein Erfolg, hat aber keinen anderen herabgesetzt. Ohne den Wettkampf hätte ich dieses Leistungsniveau nicht erreicht. Das galt für mich in Schule oder im Beruf ähnlicherweise - und ja, dort ist ein wesentliches Ergebnis der bessere allgemeine Lebensstandard.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720494)
Ich hoffe, dass unserer Jugend etwas besseres einfällt. Dass sie gut sind zu sich selbst und ihr Leben nicht als Wettkampf gegen andere bestreiten, bei dem nur ein erster Platz zählt.

Etwas mehr motivierendes und hilfreiches für den Erfolg, als das Leben als Wettkampf zu betrachten, sehe ich kaum - allerdings zählt nie nur der erste Platz, sondern die Leistung an sich, und die Verbesserung.
Zitat:

Zitat von Siebenschwein (Beitrag 1720498)
[i]Leistung als Selbstzweck oder um sich anderen Menschen/Nationen gegenüber überlegen zu fühlen ist sinnlos.

100 % Zustimmung.

Frau Müller 01.09.2023 12:27

Ehrlicherweise kann man doch bei der Diskussion um Verweichlichung der Gesellschaft nur noch gähnen.:Schlafen: Sie ist so alt, wie die Menschheit selbst.

Frei nach Sokrates: "Die Jugend liebt den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."

Wobei Sokrates auf Grund der eigenen Lebensgeschichte wohl eher ein schlechtes Beispiel für die Nörgelei über die Jugend ist. Anyway... :offtopic:

Pauschalurteile sind selten zielführend. Am Besten noch gepaart mit kausalen Erklärungen. Fehlender Erfolg in verschiedenen Disziplinen der Leichtathletik ist ursächlich bestimmt mannigfaltig und im Detail unterschiedlicher Natur.

Klugschnacker 01.09.2023 12:58

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1720504)
Meine Meinung: Härte an sich ist keine Tugend. Aber Ziele fallen einem nicht in den Schoß, man muß sich dafür anstrengen, und wer sich weniger anstrengen mag, darf nicht die gleichen Ergebnisse erwarten, wie der, der sich anstrengt. Das liegt in der Natur der Sache, scheint aber in neuerer Zeit für einige nicht mehr selbstverständlich zu sein.

Was heißt schon "anstrengend"? Für manche ist es anstrengend, den Müll rauszutragen, während ein 20km-Lauf für sie eine Kleinigkeit ist. Es kommt immer darauf an, was man gerne macht und wofür man ein Talent hat.

Wenn Kinder keine Lust haben, ihre Jahre zu opfern, um am Ende 2 cm weiter in die Sandgrube zu springen als das Nachbarkind, ist das eine sehr gesunde Einstellung. Es hat nichts mit genereller Abneigung gegen jede Form der Anstrengung zu tun.

Wir sollten unseren Kindern die Spielräume geben, herauszufinden, was sie gerne machen und wo ihre Talente liegen. Dann gehen Leistung und Erfüllung Hand in Hand. Es sind schon viele Kinder, die zwar Leistung brachten, aber auf Gebieten, die ihnen nicht am Herzen lagen, kreuzunglücklich geworden.

Zur volkswirtschaftlichen Seite: Steine schleppen ist anstrengend, Baggerfahren hingegen nicht. Es ist aber sinnvoller, Baggerfahren zu lernen als der weltbeste Steineschlepper zu werden. Anstrengung allein bringt herzlich wenig.

Trimichi 01.09.2023 13:13

Es ist doch wie folgt: niemand wird 10m weit springen, 100m in unter 9 Sekunden laufen oder den Schlagball (80g) 200m weit werfen. Und das ist schlecht denkt man betriebswirtschaftlich langfristig auf der Leistungsdimension. Denn Wachstum und Mehrwert fehlten. Wirklich niemand? Humanoide Roboter könnten das. Made in Germany freilich.

Verständlicherweise haben wir momentan ganz andere Probleme als Leichtathletik und BJS. Wie z.B. heute der Tageszeitung zu entnehmen ist, wenn die Parkuhr mit der Haendiapp nicht klarkommt. Skandal und Katastrophe in einem. Das ist eine Blamage heutzutage für DE. Nicht die Leistungen unserer Leichathleten.

;)

Adept 01.09.2023 13:19

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720507)
Was heißt schon "anstrengend"? Für manche ist es anstrengend, den Müll rauszutragen, während ein 20km-Lauf für sie eine Kleinigkeit ist. Es kommt immer darauf an, was man gerne macht und wofür man ein Talent hat.

Wenn Kinder keine Lust haben, ihre Jahre zu opfern, um am Ende 2 cm weiter in die Sandgrube zu springen als das Nachbarkind, ist das eine sehr gesunde Einstellung. Es hat nichts mit genereller Abneigung gegen jede Form der Anstrengung zu tun.

Wir sollten unseren Kinder die Spielräume geben, herauszufinden, was sie gerne machen und wo ihre Talente liegen. Dann gehen Leistung und Erfüllung Hand in Hand. Es sind schon viele Kinder, die zwar Leistung brachten, aber auf Gebieten, die ihnen nicht am Herzen lagen, kreuzunglücklich geworden.

Zur volkswirtschaftlichen Seite: Steine schleppen ist anstrengend, Baggerfahren hingegen nicht. Es ist aber sinnvoller, Baggerfahren zu lernen als der weltbeste Steineschlepper zu werden. Anstrengung allein bringt herzlich wenig.

Finde den Approach gut.

Das setzt aber voraus, dann man neue Belohnungssysteme vermittelt, als Noten, Weitsprungzahlen usw. Denn ohne jegliche Ziele besteht meiner Meinung nach die Gefahr, dass in der Tat die Motivation flöten und die Orientierung verloren geht.

(Fast) jeder Mensch braucht Ziele, einen Sinn im Leben, sonst wird es auf Dauer schwierig.

Was wären denn solche neuen Belohungssysteme?

deralexxx 01.09.2023 13:32

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720507)
Was heißt schon "anstrengend"? Für manche ist es anstrengend, den Müll rauszutragen, während ein 20km-Lauf für sie eine Kleinigkeit ist. Es kommt immer darauf an, was man gerne macht und wofür man ein Talent hat.

Wenn Kinder keine Lust haben, ihre Jahre zu opfern, um am Ende 2 cm weiter in die Sandgrube zu springen als das Nachbarkind, ist das eine sehr gesunde Einstellung. Es hat nichts mit genereller Abneigung gegen jede Form der Anstrengung zu tun.

Wir sollten unseren Kinder die Spielräume geben, herauszufinden, was sie gerne machen und wo ihre Talente liegen. Dann gehen Leistung und Erfüllung Hand in Hand. Es sind schon viele Kinder, die zwar Leistung brachten, aber auf Gebieten, die ihnen nicht am Herzen lagen, kreuzunglücklich geworden.

Zur volkswirtschaftlichen Seite: Steine schleppen ist anstrengend, Baggerfahren hingegen nicht. Es ist aber sinnvoller, Baggerfahren zu lernen als der weltbeste Steineschlepper zu werden. Anstrengung allein bringt herzlich wenig.

Ich sag immer lass Mal Jan Frodeno 40 Stunden die Woche konzentriert am Computer arbeiten. Da kommt er auch an seine Grenzen.

Habe mittlerweile zu viele ins Burn out fallen sehen als das ich das höher schneller mehr im Arbeitsleben gut heißen kann.

Adept 01.09.2023 13:45

Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1720514)
Ich sag immer lass Mal Jan Frodeno 40 Stunden die Woche konzentriert am Computer arbeiten. Da kommt er auch an seine Grenzen.

Habe mittlerweile zu viele ins Burn out fallen sehen als das ich das höher schneller mehr im Arbeitsleben gut heißen kann.

Lass mal meinen Office-Hengst 40h die Woche trainieren wie Frodeno, der wird auch struggeln, oder? ;)

Roini 01.09.2023 13:51

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1720504)
Etwas mehr motivierendes und hilfreiches für den Erfolg, als das Leben als Wettkampf zu betrachten, sehe ich kaum - allerdings zählt nie nur der erste Platz, sondern die Leistung an sich, und die Verbesserung.
100 % Zustimmung.

Wenn man sein ganzes Leben nur als Wettkampf sieht geht da meiner Meinung nach aber rechts und links recht viel verloren.

Ich kenne einige die so leben.
Sie sind meisten verbissen, unzufrieden und schlecht gelaunt :Blumen:

phonofreund 01.09.2023 15:08

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1720464)
Ja, klar ...:Lachanfall:

Echt jetzt? Das funktionierte einwandfrei. Du kannst das beurteilen?

Schwarzfahrer 01.09.2023 15:36

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720507)
Was heißt schon "anstrengend"? Für manche ist es anstrengend, den Müll rauszutragen, während ein 20km-Lauf für sie eine Kleinigkeit ist. Es kommt immer darauf an, was man gerne macht und wofür man ein Talent hat.

Wenn Kinder keine Lust haben, ihre Jahre zu opfern, um am Ende 2 cm weiter in die Sandgrube zu springen als das Nachbarkind, ist das eine sehr gesunde Einstellung. Es hat nichts mit genereller Abneigung gegen jede Form der Anstrengung zu tun.

Grundsätzlich richtig. Entscheidend ist aber, daß durch zu viel "Nachsicht" und den Versuch, alle als gleich erscheinen zu lassen, eine generelle Abneigung gegen Anstrengung und Ehrgeiz entstehen kann. Gerade Kinder lernen erst durch Anstrengung, daß es sich lohnen kann (auch wenn ein anderer dadurch hervorsticht), dafür muß man sie aber in gewissen Grenzen schon zu ihrem Glück zwingen, von alleine machen es zu wenige, sich anzustrengen und mit anderen zu messen. Auch lernt man erst dabei, auch mit Scheitern umzugehen.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720507)
Wir sollten unseren Kinder die Spielräume geben, herauszufinden, was sie gerne machen und wo ihre Talente liegen. Dann gehen Leistung und Erfüllung Hand in Hand. Es sind schon viele Kinder, die zwar Leistung brachten, aber auf Gebieten, die ihnen nicht am Herzen lagen, kreuzunglücklich geworden.

Stimmt auch, aber nicht ganz. Leistung und Erfüllung gehen auch auf Gebieten des eigenen Talentes erst Hand in Hand, wenn man die grundsätzliche Idee, daß sich Leistung, Anstrengung lohnen kann, verinnerlicht hat. Dies wird aber m.M.n. gerade durch die Abschaffung von Noten, Siegerehrungen u.ä. verhindert.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1720507)
Zur volkswirtschaftlichen Seite: Steine schleppen ist anstrengend, Baggerfahren hingegen nicht. Es ist aber sinnvoller, Baggerfahren zu lernen als der weltbeste Steineschlepper zu werden. Anstrengung allein bringt herzlich wenig.

Beides kann man brauchen; für meinen Sohn wäre Steine schleppen einfacher zu lernen, als Baggerfahren. wie Du oben schreibst: jeder sollte seine Talente einsetzen können, und dort ehrgeizig sein - das bringt der Volkswirtschaft mehr, als ein Ranking der wertvollen Tätigkeiten. Letzteres führt ja zu den überschießenden Abiturientenzahlen mit Absenkung des Abiturniveaus und einem Mangel an guten Handwerkern.

Schwarzfahrer 01.09.2023 15:44

Zitat:

Zitat von Roini (Beitrag 1720519)
Wenn man sein ganzes Leben nur als Wettkampf sieht geht da meiner Meinung nach aber rechts und links recht viel verloren.

Ich kenne einige die so leben.
Sie sind meisten verbissen, unzufrieden und schlecht gelaunt :Blumen:

Ich schrieb nichts von "nur" als Wettkampf. Ich finde aber, jeder kann ein Feld finden, auf dem er mehr Ehrgeiz entwickelt, und dort diesen Aspekt von Wettkampf auslebt, um seine Ziele zu erreichen (oder zumindest anzunähern). Dem einen wird es die berufliche Karriere sein (der kann daneben trotzdem abends entspannt in seiner Familie aufgehen), dem anderen ist es die 9-h. Marke beim Ironman, der wird dafür evtl. im Beruf keinen Ehrgeiz entwickeln, Abteilungsleiter zu werden. Wer dies auf allen Gebieten so lebt, der hat tatsächlich wenig vom Leben. Wer allerdings auf keinem Gebiet sowas für sich findet, ist m.M.n. auch nicht unbedingt glücklich. Wie immer, kommt es auf die Mischung an, und auf die Erkenntnis, was für mich persönlich wichtig ist, und was nicht.

Konkret bei mir: ich arbeite seit 27 Jahren in Teilzeit und in unveränderter Position, aber dafür an wissenschaftlich anspruchsvollen Projekten, wo ich mein Ehrgeiz, eetwas zum Lafuen zu bringen, ausleben kann; daneben bleibt viel Zeit für die Familie, und für etwas mäßigen sportlichen Ehrgeiz (im Mittelfeld bei Triathlons mithalten zu können). Das ist für mich Work-Life-Balance - Ehrgeiz, Entspannung und Glück in Balance zu bringen, nicht die Arbeit als Nebensache anzusehen, um mehr Spaß am (Freizeit-)Leben zu haben.

Rälph 01.09.2023 21:35

Zitat:

Zitat von phonofreund (Beitrag 1720459)
Als meine Tochter 3 war, bin ich mit ihr in das Hallenbad und nach 3 oder 4 min konnte sie schwimmen.

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1720464)
Ja, klar ...:Lachanfall:

Zitat:

Zitat von phonofreund (Beitrag 1720530)
Echt jetzt? Das funktionierte einwandfrei. Du kannst das beurteilen?

Ich Maße es mir an, ja. Ich habe berufsbedingt in den letzten 20 Jahren hunderten von Kindern und Jugendlichen schwimmen beigebracht.

Die Behauptung, aus einer (dreijährigen!) Nichtschwimmerin innerhalb von drei oder vier Minuten eine Schwimmerin zu machen, ist einfach absurd.


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