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Zu rechten Einstellungen lohnt sich immer mal wieder ein Blick in die Mitte Studie der Uni Leipzig. Hier ein Link zu WIKIPEDIA:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mitte-Studien Rechtsruck: offensichtlich! Auch wenn manche sich nicht mit dem Programm auseinandergesetzt haben, so wurde doch eindeutig für ein rechtskonservatives (/nationalisisch/völkische im Falle von S-A) Weltbild gestimmt. Hierdurch erhält die AFD auch Zugang zu den Senderbeiräten der Öffentlich-Rechtlichen, wo sie Einfluss üben wollen. Das kann dazu beitragen, dass ein rechtskonservatives Weltbild weiterverbreitet wird, bzw. die Aufklärung dazu gestört wird. Offensichtlich gibt es eine starke Diskrepanz der Wahrnehmung der AFD in der BRD. Politik findet deshalb leider immer häufiger nur hinter Parolen und Kreuzchen-Setzen statt. In BaWü steht jetzt auch die Finanzierung von Bildungsprojekten gegen Rechts und menschenverachtenden Einstellungen auf der Kippe. Leider wird genau diese Arbeit aber immer notwendiger, da politische Forderungen nicht mehr selbstverständlich und vor allen Dingen auch nicht mehr selbstbewusst geäußert werden. Statt Verbesserungen zu verlangen, werden die Benachteiligten gegen andere Benachteiligte ausgespielt, leider auch nicht nur von der AFD. Dass die SPD seit Jahren Verluste macht verdeutlicht ein klares Scheitern der sozialdemokratischen Politik, nur leider wird sich dies dort nicht klargemacht. Seit Hartz Reformen wurden ganze Bevölkerungsgruppen von den "Mitte" Parteien ignoriert und damit der AFD und anderen populistischen Dämagogen Tor und Tür geöffnet. |
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Ich halte es für überaus angebracht, dem AfD-Aufwind kritisch und differenziert zu begegnen. Hier von neuen nationalistisch völkischen Tendenzen mit Referenz zu NSDAP und Drittem Reich (letzteres nicht in Deinem Post, aber in anderen) zu sprechen ist aber nun mal nur ein wenig weniger populistisch als die rechten AfD-Parolen. Die AfD ist rechtsnational und populistisch. Die Wähler sind es weit überwiegend nicht. Zur differenzierten Herangehensweise gehört auch, folgendes zu akzeptieren: Rechtskonservative Einstellungen sind nicht gleichzusetzen mit rechtsnationalen und "völkischen". Und wer auf Auswertung, Studien und Statistiken steht, der sollte sich mal die Wahlanalysen ansehen. Das hilft ungemein bei der Beurteilung dessen, was am Sonntag passiert ist. Die Nazikeule ist halt auch hier nicht zielführend weil sie am Kernproblem vorbei schlägt - äh geht. Grüße Jog |
Sascha Lobo, zu dessen Elaboraten ich ein ambivalentes Verhältnis habe, hat etwas Interessantes geschrieben, dem ich in vielen Teilen zustimme: Die Sprache der Wut: Entwederoderismus
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Aber es ist (zumindest meiner bescheidenen Meinung nach) trotzdem nicht wurscht, mit wem man sich als Wähler "ins Bett legt". Man wählt halt bei einer Partei oder einer Person ein "Gesamtpaket". Und man kann dann nicht sagen: ich hab ja nur die "rechtskonservativen Einstellungen" gewählt. Die "nationalistischen" und "völkischen" hab ich mit meiner Stimme aber nicht gemeint. Eine Stimme für die AfD ist eine Stimme für ALLES, wofür diese Partei steht. |
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Grüße Jog |
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Eine Steilvorlage für Kabarettisten liefert der Beginn des AFD-Programmes in S-A: "Sachsen-Anhalt ist ein reiches Land - ..... und unerschöpflich reich an Geschichte. Die Altmark gilt als die Wiege Preußens. Die Reformation nahm ihren Ausgang in Wittenberg. In Magdeburg hatte das frühe römisch-deutsche Kaiserreich sein geistig-politisches Zentrum. Mit den Merseburger Zaubersprüchen kommen die bekanntesten Sprachdenkmäler des Althochdeutschen aus Sachsen-Anhalt. ..... Nirgendwo liegen so viele Wurzeln deutscher Geschichte wie hier. Wir sind stolz auf Sachsen-Anhalt! " Ich stelle mir schon vor, wie Bundeswehrsoldaten den Merseburger Zauberspruch (Fessel-Lösespruch) aufsagen, um Gefangene zu befreien, oder Krankenschwestern, um Kranke zu heilen. Oder wie Grundschüler in S-A wegen der von der AFD geforderten Vermittlung von Tradition im Unterricht diese Zaubersprüche gemeinsam in der Schule zu Beginn des Geschichtsunterrichtes aufsagen müssen. Die Sprüche sind zwar in fränkischem Dialekt und im Kloster Fulda verschriftlicht und in Merseburg nur aufgefunden worden, aber Hauptsache: ein Bezug auf die germanische Religion und die Heilkräfte Wodan´s im ersten Abschnitt des Parteiprogrammes. :-) . In Verbindung mit anderen Passagen erscheint in meinem politischen Koordinatensystem das Programm durchaus als ein "nationalistisches". |
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@Jog: Mit völkisch und nationalistisch meinte ich die AFD in S-A. In BaWü sieht es wiederum anders aus, hier würde ich von rechtskonservativ sprechen, bzw. ihnen plumpen Populismus vorwerfen. Haarspalterei hilft hier allerdings auch nicht weiter. Es bleibt mMn festzuhalten, dass mit den Stimmen der AFD niemand etwas Gutes getan wird. Vor allen dingen, wenn man sich mal ansieht, wer denn eigentlich die AFD in BaWü gewählt hat: unter den Arbeitslosten 32% und unter den Arbeitern 30%. |
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Ich finde nur, dass man als denkender Wähler wissen muss, wofür man damit (vielleicht sogar ungewollt) auch stimmt! "Das hab ich nicht gewusst" ist mir als nachträgliche Ausrede zu billig, wenn man sich vorher weigert, darüber nachzudenken, wes Geistes Kind eine Partei ist. |
@qbz und aequitas:
Wir brauchen uns da gar nicht so verrenken, mit persönlicher Wahrnehmung im Koordinatensystem und so. Oder einer all zu feinen Differenzierung zwischen BW und S-A: Die AfD ist in weiten Teilen zu einer rechtsnationalen und populistischen Partei verkommen. Punkt. Mir reicht das, was ich vom größten Teil der Parteifunktionäre höre, sehe und lese. Diese Partei ist für mich in jedem Bundesland unwählbar. Was die Analyse des Wahlverhaltens insgesamt betrifft, sorry da kann ich mich nur wiederholen. Wir haben in Deutschland keinen Rechtsruck im hier vielfach beschriebenen Sinne (völkisch, NSDAP nah, nationalsozialismus-vorbereitend ... etc.). Das ist in meinen Augen übler Gegenpopulismus. Und verhindert den Blick auf die eigentlichen Ursachen des Wahlausgangs. Die Wähler der AfD teilen zu weiten Teilen die inhaltlichen Überzeugungen der AfD nicht und fühlen sich dieser Partei nicht langfristig verbunden. Klassische Protestwahl eben. Kann nichts dafür, dass dieser Bergriff mal wieder zu den besonders abgegriffenen gehört und ich ihn kaum noch hören kann geschweige denn gerne verwende ... Und jetzt kommt es noch differenzierter, Vorsicht, passt nicht ins Klischee: Ich kenne zu allem Überfluss auch noch Parteimitglieder, die reichlich differenzierte Ansichten haben. Sie hadern mit dem, was da gerade mit "ihrer" Partei passiert. Aus meiner Sicht hilft da nur: Parteiaustritt. Aber der ein oder andere glaubt dort tatsächlich noch, das der Kahn irgendwann wieder auf den richtigen Kurs kommt ... Für mich unverständlich. Aber vielleicht ist das dann der lebenswirkliche und echte Einsatz für die Demokratie ... :-( |
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Der gute Hr. Henkel hat es ja mittlerweile gerafft und es auch öffentlich gesagt, was ich ihm hoch anrechne. Was er ansonsten seit 2 Jahrzehnten los lässt, ließ mich regelm schauern aber wie gesagt "Hut ab" wenn jemand einen Fehler zu gibt. |
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Ob und wie lang die AfD durchhält und wann sie wieder verschwindet, ist mir wurscht, die allgemeinen Entwicklungen machen mir Angst... |
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Diese Menschen war immer da, sie haben sich nur auf der Strasse und in Wahlen nicht geäussert. Mir ist eher sogar ein bisschen recht, dass diese Seite Deutschlands sichtbar wird. Es gibt in D einen recht großen Altagsrassismus. Du musst nur mal als Ausländer aufs Auslandsamt gehen und schauen wie herablassend du da behandelt wirst. Selbst Studierende und Wissenschaftler der hiesigen Uni, die ja hierher weitgehend eingeladen wurden und sich selbst durch Einkommen, Elternunterhalt oder Stipendien finanzieren und offensichtlich keinem in D was weg nehmen, wurden zumindest bis vor Kurzem hier unmöglich behandelt. Das hat man von der Stadt mittlerwiele geändert, an der Uni gibt es eine Aussenstelle der Ausländerbehörde und wohl auch direkt hier im Rathaus ist die Stimmung wohl mittlerweile besser. Als ich Praktika in Industriebetrieben gemacht habe, gab es oft Sprüche gegen Ausländer (und Frauen) die arg unter der Gürtellinie waren, von der weitgehend männlichen Arbeiterbelegschaft. Man fühlte sich unter sich und konnte mal sagen, was man ja öffentlich nicht sagen darf. Usw.. |
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Das glaube ich nämlich nicht, sondern eher, dass der sich hier nicht gross von anderen Ländern unterscheidet. Und du wirst mir nicht einreden, dass kriminelle/terroristische Übergriffe auf Asylbewerber oder Flüchtlinge bzw. deren (geplante) Unterkünfte, die ich hier zunehmend als Regel denn als Ausnahme sehe, das übliche Mass nicht übersteigen. Was mir Angst macht, ob das nun (noch) eine Minderheit ist oder nicht: die Mechanismen gleichen denen des 3. Reichs. Obs letztlich ne NPD, ne AfD oder sonstne Partei ist, die (irgendwann) davon 'profitiert' indem sie in Rattenfängermanier die Wähler auf ihre Seite zieht, ist dabei gleichgültig. |
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Also wie schon einmal gesagt, ich glaube nicht an einen gedanklichen Rechtsruck in der Bevölkerung. Das rechts/konservative bis hin zum populistischen Gedankengut ist in der deutschen Bevölkerung, gerade auf dem Lande, doch sehr sehr verbreitet.
Bislang hat sich dieses halt bei den Wahlen mit dem Kreuz für die Union wiedergespiegelt. Böse Zungen behaupten, dass man im Emsland auch tagsüber mit Licht fahren muss, da die Gegend so schwarz ist. Viele dieser Wähler fühlen sich durch den Kurs von Angela Merkel eben nicht mehr durch die CDU ausreichend vertreten. Konsequenz ist, man orientiert sich nach rechts, Ganz rechts steht die unwählbare NPD und zwischen CDU und NPD bleibt halt nur die AFD übrig, welche dann das Kreuz bekommt, ohne sich wirklich ausreichend mit den eigentlichen Inhalten dieser Partei auseinanderzusetzen. Ich glaube auch, dass wenn der Seehofer sich ein Denkmal setzen will, jetzt ein verdammt guter Zeitpunkt wäre. Eine Bundes - CSU hätte imho im Moment sehr sehr viel Zustimmung. Was auch die Wahlanalysen bestätigen, wenn sehr viele der AFD Wähler die CSU gewählt hätten, wenn diese zur Wahl gestanden hätte. |
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Das war übrigens in einer Großstadt und hinter mir standen noch mehr Leute. |
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Da wird auch ganz offen drüber geredet, meistens schaukeln sich dann zwei, drei Leute hoch, wenn sie sich gegenseitig bestätigen. Geht hin bis zu total unmöglichen Witzen. Die Meinung von MattF, dass es in Deutschland einen großen Alltagsrassismus gibt, kann ich aus meinem Umkreis leider bestätigen. Das ist im Kleinen auch saloonfähig, da redet keiner hinter vorgehaltener Hand, man fühlt sich im Recht. |
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Das sichtbar werden, ist gefährlicher als das da sein? |
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Dass die AfD eine Partei für die Reichen und das Grosskapital ist, steht jetzt in ihrem Parteiprogramm. Sie will die Gewerbe- / Vermögens-/ Erbschaftssteuer abschaffen (Vermögenssteuer wird gar nicht erhoben!). Für die Zukunft kann es interessant werden, von welchen grossen Firmen und Milliardären die AFD Spenden erhalten wird.
Gerade die Vererbung der sehr grossen Reichtümer, die über die Aneignung von Gewinnen aus Lohnarbeit entstehen, zementierte bzw. vergrösserte unbestritten die ungerechte Vermögensverteilung in der BRD in der Vergangenheit. Die AfD fängt die Stimmen der kleinen Leute und von Menschen ein, die nie Milliarden vererben werden, mit Ressentiments gegen das Fremde und das sog. bürokratische Parteienestablishements, und will gleichzeitig die Erbschaftssteuer abschaffen. Sie vermittelt ein Bild, als ob es dem Deutschen Arbeiter besser gehen würde, wenn es keine türkischen, arabischen, muslim-gläubigen Arbeiter, Selbständige geben würde, um die wirklich Vermögenden zu schützen. Deutlicher kann man eigentlich nicht formulieren, dass die kleinen Leute nicht von der AfD profitieren. Sicher ist nur, sie bekommen vielleicht mal den Soldatenlohn von der AfD, ein symbolisches Grab mit Ehrenmal und Fackeln? |
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Wenn Erbschaftssteuer abgeschafft würde, müsste auch die Abgeltungssteuer von 25% abgeschafft werden und wieder nach dem individuelle Steuersatz versteuert werden. |
Ich glaube das auch der Modernisierungskurs von Merkel zum Aufstieg der AfD beigetragen hat. Atomausstieg, Homoehe, Mindestlohn, Willkommenskultur, das ist in der Summe für konservativ denkende Menschen einfach auch zuviel gewesen.
In den letzten Jahren ist mir Frau Merkel richtig sympathisch geworden, und das einem Menschen der sich als tendenziell Links einordnen würde. Damit ist aber das rechtskonservative Spektrum nicht mehr abgedeckt, da stößt die AfD jetzt rein. Anstatt die AfD und deren Wähler zu verteufeln, erwarte ich eine kritische Auseinandersetzung mit Ihnen. Die AfD mag wider verschwinden, die Wähler aber nicht. |
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Dei Parteioberen sind sich doch jetzt schon nicht mehr einig! Das ist das Beste was passieren kann. In 2 Jahren kräht kein Hahn mehr nach dieser Partei. |
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Erbe ist wie Kaptitalertrag? Ja klar ... Und Abgeltungssteuer der Beleg dafür daß beim Erbe ja auch keine Doppelbesteuerung stattfindet. So so. :confused: |
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* Was leider nicht heißt, daß in der Politik Absurdes undenkbar ist ...:confused: Und sorry, das hier Zitat:
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Meine ist das eher nicht. Ich glaube die AfD ist genauso schnell Geschichte wie die DVU oder die Republikaner. Wählerpotential die die braune Grütze wählen gibts seit fast 100 Jahren in Deutschland, aber wo es hinführt weiss die Masse und das allein zählt! Es liegt doch an uns, das zu verhindern. |
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Absurd ist meine Befürchtung historisch gesehen überhaupt nicht. Die grosse Zentrumspartei stimmte 1933 für das Ermächtigungsgesetz und die DVNP koalierte mit Hiltler, der von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde. (Und damit möchte ich auf keinen Fall die AfD mit der NSDAP gleichsetzen). Es kommt IMHO darauf an, auf welche Karten die politisch und wirtschaftlich Einflussreichsten und Mächtigsten in der BRD setzen und wie einig die Nicht-AfD-Kräfte und -Parteien sind. In der CH stellt die SVP auch Nationalräte (Regierungsmitglieder), die FPÖ regiert in AU regional und in FR stellt der Front National Bürgermeister. Erhalten sich in der AfD diejenigen die Mehrheit, die etwas Ähnliches anstreben, werden wir Koalitionen mit der CDU / CSU bekommen. 2. Über die Bedeutung der vererbten Vermögen für die Ungleichheit der Vermögensverteilung gibt es umfangreichste, empirische, wissenschaftliche Untersuchungen von Ökonomen bis zurück ins 19. Jahrhundert. Dass die Erbschaften grosser Vermögen wesentlich dazu beitrugen, in den vergangenen Jahrzehnten in den USA und Europa die soziale Einkommensungleichheit zu vergrössern, ist empirisch bewiesen, nachdem zuvor temporär diese aus der Vererbung stammende Ungleichheit abnahm. Die Ungleichheit wird u.a. gemessen, indem man 10 % der Besitzenden mit den restlichen 90 % vergleicht und das ererbte Vermögen inbezug setzt zum gesamten Vermögen. Die von der AfD geforderte Abschaffung der Erbschaftssteuer würde die Ungleichheit erwiesenermassen weiter vergrössern. |
@ qbz
Du ziehst einen historischen Vergleich. Möchtest zwar die NSDAP nicht mit der AfD vergleichen, aber irgendwie vergleichen möchtest Du die Situation damals mit der heutigen dann schon. Sonst würdest Du ja nicht darauf Bezug nehmen. Natürlich sollte man sich immer mal wieder der Historie bedienen, wenn man aktuelles Geschehen einordnen möchte. Aber das als Beleg für die Wahrscheinlichkeit einer Koalition von AfD und CDU zu nehmen, ist absurd und hanebüchen. Was die damalige mit der heutigen Situation u.a. gemein hat, ist recht einfach beschrieben: Es gab schon immer rechtsnationale Gesinnungen in der Bevölkerung. Was viele übersehen: Das gehört genau so zum demokratischen Spektrum wie kommunistisches Gedankengut und ist daher zunächst auch mal nichts demokratiegefährdendes. Es sei denn, man hält diese Teile der Demokratie für den Selbstzerstörungsmechnismus, der dieser Staatsform generell innewohnt (... das kann man so sehen, führt hier jetzt aber zu weit). Unsere Verfassung läßt viel Spielraum nach links und nach rechts. Und das ist gut so. Nicht alles was "rechts" ist, ist "braun", auf Unterdrückung von Minderheiten aus, etc. Und nicht alles was nationalistisch ist gefährdet gleich die Demokratie. Nicht alles was "links" ist, ist "stalinistisch" oder "maoistisch", auf Unterdrückung von Minderheiten aus und auf die Enteignung aller Besitzenden etc... Fakt ist aber, je weiter eine Gesellschaft in eine bestimmte Richtung von der Mitte abrückt, um so stärker artikulieren sich die Überzeugungen von der anderen Seite der Mitte. Nicht mehr und nicht weniger passiert derzeit. Im vereinfachten Koordinatensystem "Links - Rechts" haben wir seit zwei Jahrzehnten unbestreitbar eine Wanderungen nach Links. In vielen Aspekten. Nicht in allen! Jetzt rufen um so lauter alle diejenigen, die sich auf dieser Seite der Mitte nicht wohl fühlen. Das ist legitim. Muß nicht jedem gefallen. Aber das ist Demokratie! In jeder Bewegung an den Rand des Demokratiespektrums sofort eine Gefährdung der Demokratie zu sehen, und diese Bewegung daher zu verteufeln, ist ein beliebtes Instrument, diese Bewegung mundtot zu machen. Auch das ist in einer Demokratie erlaubt. Muß aber als solches auch erkannt und benannt werden dürfen. Es ist völlig ok, daß man solche Bewegungen besonders kritisch beobachtet. Aber zwischen kritischer Beobachtung und Prädikaten wie "braun", "national(sozia)listisch" etc. gilt es zu unterscheiden. Alles andere kommt einer Radikalisierung der eigenen (linken) Position sehr nahe und ist eben nicht mehr demokratisch. Zur Erbschaftsdebatte: Ich halte die von Dir genannten Untersuchungen für nicht hinreichend was den Beweis der Förderung von Ungleichheit betrifft. Im schlimmsten Fall sind es tendenziöse Pseudobeweise, im besten Fall schildern sie eine Ursache von vielen. Aber ich befürchte, wir müßten da schon sehr viel weiter vorn in die Debatte einsteigen: - ist Ungleichheit eigentlich wirklich schlecht? - darf Ungleichheit zunehmen, wenn das der Preis für ein insgesamt gestiegenes Wohlstandsniveau ist? - hat die Ungleichheit wirklich zugenommen? Wenn ja, wo und aus welchen Gründen? Im Übrigen kann man in einer Diskussion über die Besteuerung von Erbschaften nicht alles über einen Kamm scheren. Was wird vererbt (Haus, Grundstück, Firma, Geld, Aktien, Kunst etc.) und an wen? Beste Grüße Jog |
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Mit dem historichen Vergleich wollte ich bloss darlegen, dass es keinesfalls absurd und ausgeschlossen ist, wie Du meintest, dass bürgerliche Parteien ein Bündnis mit einer nationalistischen eingehen können, da sie es sogar mit einer faschistischen Partei taten. In 4-6 Jahren wissen wir es für heute und die AfD. Darüber, dass die Ungleichheit in DE zugenommen hat, vergleicht man Einkommen und Vermögen von 10 % der Spitze mit 90 % der Bevölkerung, gbit es wissenschaftlich wirklich keinen Zweifel, ausser man würde die Zahlen fälschen. Was die Erbschaften betrifft, kennst Du vielleicht nicht die entsprechenden Untersuchungen, sonst würdest Du nicht von "tendentiösen Pseudobeweisen" sprechen. Unter anderem wurde diese Studie Erben in Deutschland 2015-2024. Volumen, Verteilung, Vermögen.vom Deutsches Institt für Altersvorsorge erstellt, welches der Deutschen Bank und der Zurich gehört, einer "Denkfabrik" nach Eigenbezeichnung für die private Altervorsorge Die Studie wie die Träger sind nicht gerade für "Linkspopulismus" bekannt und legen Wert auf seriöse Angaben, da sie damit kalkulieren, arbeiten müssen. :-) . Hier berichtet z.B. SPON über die obige Studie: Erbschaften zementieren soziale Ungleichheit in Deutschlandl Es gibt, wie gesagt, auch historische, empirische Reihenuntersuchungen zum Thema "Erbschaft und Ungleichheit". Wie man soziale Ungleichheit von Gesellschaften bewertet und welche Folgen sie hat, ist natürlich ein ganz andere Frage. Beste Grüsse, qbz |
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Es geht ganz konkret um Deine Prognose, dass CDU und AfD koalieren. Ich würde da jetzt schon gerne beim Thema bleiben. Ich halte diese Vermutung für absurd, und sie wird mit Deinem Verweis auf historische Ereignisse nicht sinnvoller. Ferne hatte ich geschrieben, daß es wohl das Ende der CDU bedeuten würde, falls sowas "absurdes" tatsächlich stattfände. Halbwegs zu vergleichen wäre es wohl mit einer Koalition von PDS und SPD unmittelbar nach der Wende, oder 4 Jahre danach. Wäre der SPD wohl kaum gut bekommen. Eine solche Koalition ist heute, über 20 Jahre später aber ganz anders zu beurteilen. Die Entwicklung der PDS machte das ja bereits 10 Jahre später denkbar und wurde auf Landesebene sogar umgesetzt (hat aber schon damals der SPD nicht wirklich geholfen). Also, es geht nicht darum, was historisch schon mal stattgefunden hat. Es geht konkret um die von Dir prognostizierte Koalition im von Dir genannten Zeitraum. Und das mit Ereignissen rund um die Entstehung des Dritten Reiches zu untermauern, ist schon etwas schwierig .... :( Zitat:
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Die von Dir genannte Studie ist mir bekannt. Sie beinhaltet ein kurzes Kapitel zur Ungleichheit. In welchem Umfang Erbschaft zu dieser beiträgt wird dort nicht genannt. Erbschaftsteuer wird als Instrument nur kurz erwähnt. Ohne sich jedoch darüber auszulassen, wie dies im Sinne einer Vermeidung von Ungleichheit einzusetzen ist. Hast Du Die Studie gelesen oder nur den SPON-Artikel? Wie ja schon geschrieben: Man kann eine solche Diskussion nicht pauschal führen. Es kommt immer darauf an, was vererbt wird. Und an wen. In Bezug auf die Erbschaftsteuer ist das auch eine der Schwächen der von Dir genannten Studie. Und da ist es egal, von wem die erstellt oder finanziert wurde. Dass da über mehrere Ecken auch die Deutsche Bank dahinter steht macht es nicht besser. Parolen welche inhaltlich in die Richtung "Erbschaftssteuer ist ein Instrument zur Vermeidung von Ungleichheit" oder "Die Abschaffung der Erbschaftssteuer vergrößert die Ungleichheit" gehen, springen zu kurz. Genau so kurz wie "Erbschaftsteuer ruiniert die Erbenden" oder wahlweise "beraubt die Erbenden", "kommt einer Doppelbesteuerung gleich" .... etc. Grüße Jog |
@Jog
ja, ich schaute mir Teile der genannten Erbschaftsstudie an. Ich nannte sie vor allem, weil sie einen aktuellen Bezug zu Deutschland bringt und der Artikel in SPON auch eine kurze Zusammenfassung gibt für die Leser. Intensiver beschäftigte ich mich mit dem Thema über das Buch von Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert.. Relevant für die Erbschaften spez. Kap. 11, In meinen Augen belegt er empirisch die entscheidenden Gründe für die Entwicklung (Ab-/Zunahme) sozialer Ungleichheit. Man kann seine Ergebnisse und Zahlen sowie die der genannten Studie wie Du es machst natürlich allgemein und abstrakt irgendwie relativieren. Ohne empirische Fakten als Beleg bleibt das Relativieren für mich wenig aussagekräftig. Es gibt nach Piketty gute wisenschaftlich belegte Gründe anzunehmen, dass es sich so verhält wie ich eingangs schrieb: Die von der AfD geforderte Abschaffung der Erbschaftssteuer würde die soziale Ungleichheit in DE vergrössern. (selbstverständlich im Verhältnis des Einflusses der vererbten Vermögen auf die Ungleichheit). Gruss, qbz |
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dazu wollte ich gerne noch etwas schreiben, was ich wegliess, damit die Kommentare nicht zu lang für ein Forum werden. Deswegen folgt dieser Gedanke jetzt separat. Ich kann eigentlich die behauptete Unbestreitbarket der Wanderung in der Gesellschaft nach Links in der letzten Jahrzehnten überhaupt nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: es erfolgte ein Rechtsschwenk (auch wenn die AfD unsinnigerweise als Propaganda behauptet, die Gesellschaft wäre von Linken dominiert, beherrscht.). Die SPD vollzog unter Schröder mit Hartz IV, der Riesterrente und der Verlängerung des Rentenalters einen deutlichen Rechtsschwenk. Die Grünen vollzogen einen Rechtsschwenk (wirtschaftspolitisch, aussenpolitisch, sozialpolitisch), der linke Flügel bei den Grünen ist abgemeldet. Die Linke-Partei besetzt nun die früheren linkssozialdemokratischen Positionen (bei Umverteilung, Steuergerechtigkeit, sozialer Gerechtigkeit). Die CDU bewegte sich zwar in kulturellen und ökologischen Fragen (Energiewende, Gender) tendentiell Richtung Grüne und Mitte. Hingegen: Leute wie Blüm, ehemaliger CDU-Sozialminister unter Kohl und vehementer Vertreter des Generationenvertrages, sowie der frühere Arbeitnehmerflügel in der CDU gelten mittlerweile in der CDU alle als Sozialromatiker und stehen am Rand bzw. mit ihren Vorstellungen ausserhalb der CDU und eher bei der Linken. Renten- wie sozialpolitisch also ein Rechtsschwenk in der CDU. Weiter kommen Verschärfungen des Asylrechtes, wirtschaftlich die konservative Austeritätspolitik, Abbau der staatlichen Steuerung, Privatisierungen fast uberall, Staatsabbau, neue Sicherheitsgesetzänderungen in der Innenpolitik, aussenpolitisch engster Schulterschluss mit den USA, ein Russland-Embargo usf. Woran machst Du die Verschiebung nach Links konkret fest? |
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