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Helmut S 24.08.2011 13:18

Zitat:

Zitat von FuXX (Beitrag 631497)
Was mich dann eher stoert sind die Kreditversicherungen - warum muessen die unabhaengig von den Krediten gehandelt werden?

Das ist das was ich vorher mal geschrieben habe: Zich depperte Produkte werden erfunden. Derivate i.A. bieten ggf. halt riesige Chancen (und damit automatisch leider auch Risiken). Und wie's mit Derivaten halt so is: Die werden zur Gewinnerzielungsabsicht und zur Risikominimierung verwendet.

Ich bin überhaupt kein Freund von solchen Sachen - mir ist das zu indirekt und zu kompliziert.

Wobei gerade mit/über die CDS m.E. viel Schmarrn geschrieben wurde. Es wurden zu Beginn der Griechenland-Krise ja auch den Spekulaten vorgeworfen sie würden mit CDS gegen den Euro wetten bzw. die Krise verschärfen. Das war natürlich Blödsinn. Es gab kaum mehr CDS auf griechische Anleihen als ein Jahr zuvor und eines muss immer klar sein (z.B. bzgl. EUR Leerverkäufe): Im Markt gibt es IMMER(!) ein Gleichgewicht: Wo einer ist, der was verkaufen möchte ist auch immer einer, der was kauft, sonst kommt kein Geschäft (und damit kein Preis) zustande.


Zitat:

Zitat von FuXX (Beitrag 631497)
Und was spricht gegen die Trennung von Investment- und normalen Geschaeftsbanken?

Das ist halt ne historisch gewachsene Sache. Sachlich m.E. eigentlich nix. Schau in die Staaten da is es anders. Ob's da besser ist mag ich nicht beurteilen ;)

neonhelm 24.08.2011 13:25

Wieso les ich eigentlich immer 'Das Böse verbieten'...? :Lachen2:

alpenfex 24.08.2011 13:48

Zitat:

Zitat von RibaldCorello (Beitrag 631676)
Und nochwas zu deinen "Experten mit jahrelanger Erfahrung",

Das habe ich nicht geschrieben. Wenn Du zitierst, dann bitte korrekt.

qbz 24.08.2011 15:50

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 631654)
...
Also der Merk war 100% halt selbst schuld. Ein Mittelstandspatriarch wie aus dem Lehrbuch, der meint er kann und darf alles. Da hat sich David halt mit Goliath eingelassen.

Letzteres Ja!
Obwohl sein Firmenkonglomerat zum Schluss Schulden bei 60 Banken hatte, siehst Du bei diesen keinen Verantwortungsanteil?

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 631654)
Was man diskutieren kann und auch sollte ist eine Beraterfunktion der Banken. Wer aber schon mal mit solchen Mittelstandspatriarchen wie dem Merk o.ä. zusammengearbeitet hat, der weiß, dass dieser Ansatz an der Stelle eher theoretischer Natur ist.

Die Bank(en) liehen ihm doch auch die Aktien bzw. das Geld für die "verunglueckte" Spekulation mit den Optionen auf fallende VW-Kurse. (Bürgschaft: Firmenkonglomerat). So sieht m.E. die Beraterfunktion aus.

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 631654)
Optionsgeschäfte durch Porsche. Die Börse ist keine Waldorfschule in der jeder seinen Namen tanzt. Wer da mitspielt, dem muss klar sein, dass es i.d.R. ein Totalverlustrisiko gibt.

Danke.

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 631654)
Fakt ist, dass sich der Staat nen Laden (HRE) gekauft hat und dafür richtig dick Geld und Bürgschaften hingelegt hat - Salopp gesagt. Fakt ist auch, dass in ne Bad Bank Papiere in 3-stelliger Mrd.-Höhe ausgelagert wurden.

Wenn man also diese Bad Bank (bzw. die Papiere) abwickelt, werden Verluste entstehen. Wie hoch die sind keine Ahnung. Man kann jeden Müll verkaufen und es finden sich immer Blöde. Das ist im Kleinen so wie im Großen. Idealerweise werden die Verluste so gering wie möglich gehalten, weil gute Preise für den Ramsch erzielt werden.

Der Staat kauft Müll und Ramsch und soll jetzt versuchen, diesen an noch Duemmere zu verkaufen.
(Kurz davor verkaufte der Staat gewinnbringende Versorger.)
Unter dem Strich: Super-Geschäfte. Fragt sich nur für wen?

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 631654)
Andererseits wird die HRE sicher wieder an die Börse gebracht. Das ist ne Frage der Zeit. Der Eigentümer (Staat) dürfte sich, wenn der Laden wieder brummt über satte Kurssteigerungen freuen und bestimmt wieder Teile (wenn nicht normal sogar alles) abstoßen. Man müsste das mal gegenrechnen. Dazu bin ich aber zu faul ;)

Tut mir leid, dass ich keine bessere Antwort liefern kann.

Schade.
Ich wünschte mir eine konkrete, solide Schätzung wie sie z.B. jeder Haushalts-/Bilanzplaner braucht und keine "Glaubensgrundsätze" und Versprechungen.

Wenn das also mit der HRE ein so tolles Geschäft verspricht, weshalb übernehmen das dann die Inverstmentbanken nicht selbst???

-qbz

Helmut S 24.08.2011 16:27

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 631846)
...siehst Du bei diesen keinen Verantwortungsanteil?

Doch. Da kann man - ja muss - man darüber reden. Keine Frage. Aber auf jeden Fall ist das kein einfaches Thema. Andererseits denek ich, dass der Merck schon wusste was er tat. Er hat die Riskien falsch eingeschätzt und die Banker davon überzeugt dass er richtig liegt. Was weiß ich. Mittelstandspatriarchen sind hart.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 631846)
Wenn das also mit der HRE ein so tolles Geschäft verspricht, weshalb übernehmen das dann die Inverstmentbanken nicht selbst???

Ich weiß nicht ob sie ein "tolles Geschäft" verspricht. Ich erwarte lediglich, dass die HRE wieder an die Börse kommt und dann muss man sehen was unter dem Strich raus kommt. Ggf. ist das auch nicht nur monetär? Welche Risiken (Stichwort: Systemrelevanz) hat man durch die Verluste "abgesichert".

Warum machen die das nicht selbst? M.E. hat sich der Staat erst die gesetzliche Grundlage für die Übernahme geschaffen - ein institutioneller Anleger wollte nicht verkaufen soweit ich mich erinnere. Es gibt doch seit dem so ein Rettungsirgendwas-Gesetz ... mit Enteignung von Aktionären usw.

qbz 24.08.2011 16:54

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 631891)
Ich weiß nicht ob sie ein "tolles Geschäft" verspricht. Ich erwarte lediglich, dass die HRE wieder an die Börse kommt und dann muss man sehen was unter dem Strich raus kommt. Ggf. ist das auch nicht nur monetär? Welche Risiken (Stichwort: Systemrelevanz) hat man durch die Verluste "abgesichert".

Wenn Dir solche unbestimmten Zukunftserwartungen ausreichen, um eine insolvente grosse Firma zu kaufen, würdest Du bestimmt auch Geld dafür geben? Ich würde nichts dafür ausgeben wollen, würde ich gefragt. Sorry. Aber ich muss ... (Übrigens jetzt schon das 2. Mal, da Berlin den schon fast vergessenen "Skandal" mit der Bankgesellschaft Berlin hatte.)

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 631891)
Warum machen die das nicht selbst? M.E. hat sich der Staat erst die gesetzliche Grundlage für die Übernahme geschaffen - ein institutioneller Anleger wollte nicht verkaufen soweit ich mich erinnere. Es gibt doch seit dem so ein Rettungsirgendwas-Gesetz ... mit Enteignung von Aktionären usw.

Ich glaube, der Staat hat sich nicht vorgedrängelt? :-) . Er wurde gedrängelt, wie auch immer, von den Banken :-) .

-qbz

Helmut S 24.08.2011 17:19

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 631908)
Wenn Dir solche unbestimmten Zukunftserwartungen ausreichen, um eine insolvente grosse Firma zu kaufen, würdest Du bestimmt auch Geld dafür geben?

Nein - bin ich blöd? :Cheese: Es ist halt - ich sage das immer wieder gerne - ein Unterschied ob ich mit eigenem Geld arbeite oder mit OPM.

Versteh mich nicht falsch: Ich will njx rechtfertigen. Mir geht es darum, dass vieles (nicht alles) recht unreflektiert und mit weniger als Halbwissen geplappert ist.

Joerg aus Hattingen 25.08.2011 09:47

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 631924)
...
Versteh mich nicht falsch: Ich will njx rechtfertigen. Mir geht es darum, dass vieles (nicht alles) recht unreflektiert und mit weniger als Halbwissen geplappert ist.

Das ist sicher richtig, was Du bez. Halbwissen in diesem Thread schreibst. Mir drängt sich jedoch der Eindruck auf, dass in diesem Metier auch die, die es wissen sollten, mit nicht mehr als Halbwissen ausgestattet sind.

noam 25.08.2011 15:07

ich sehe das problem ähnlich. ich als einer, der gar keine ahnung hat, gewinnt, erbt oder sonstwas geld in nicht unbeträchtlicher summe. wie es hier auf dem land üblich ist geh ich zur volksbank oder zur sparkasse und lasse mich beraten was ich mit dem geld anfange. und ich glaube genau da fängt das problem an.

dann kommen die verschiedenen berater die alle samt povision bekommen wenn se an dein geld kommen und da bleibt doch eine ehrliche beratung auf der strecke oder?

KalleMalle 25.08.2011 15:11

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 632465)
...
dann kommen die verschiedenen berater...

Wach auf.
Bei der Bank arbeiten keine Berater. Jedenfalls keine die dich beraten.
Bei der Bank arbeiten Verkäufer.

Wenn du tatsächlich keine Ahnung aber einen Haufen Geld übrig hast, den du anlegen willst, dann wirste nicht drumrum kommen, dir selbst Ahnung verschaffen zu müssen.
Oder Du hast jemanden, dem du vertaust und der das für dich übernimmt.

Niko_Lunghe 28.08.2011 18:00

...also Börse verbieten wäre zu radikal, aber eben reglementieren!

Niko_Lunghe 28.08.2011 18:01

...also Börse verbieten wäre zu radikal, aber eben reglementieren!
Ideal ist dafür aber auch die Webseite www.mobilfunkanbieter-vergleich.net.
Hier findet man spielend leicht den richtigen Mobilfunkvertrag.

Kurt D. 02.09.2011 20:19

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 631466)

Deutlich schlimmer für den Steuerzahler ist der gesamte Themenkomplex EURO / Staatsverschuldung usw.

....so ist es! Denn dies ist wirkliche Bombe welche da tickt und wo uns die Politiker aller Gruppierungen belügen und etwas vorgaukeln. Verträge und Rechtsstaatliche Regeln wurden und werden gebrochen, und die Wenigen welche zu ihren Aussagen vor der Wahl stehen (Bosbach z.B.), werden von der Pfarrerstochter abgekanzlert...

Merke: Man stärkt die Schwachen nicht, indem man die (noch)Starken schwächt!
Das hat noch nie funktioniert.

Aber die meisten der Politiker - egal ob Schwarz, Rot oder Grün (Gelb lass ich mal aus, denn die löschen sich selbst weg) malen dem Wahlvolk eine "Blume auf den Backen" und sagen diese käme vom "Gärtner" und sei ein freundlicher Gruß:) ;)

pinkpoison 02.09.2011 20:26

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 637128)

Merke: Man stärkt die Schwachen nicht, indem man die (noch)Starken schwächt!
Das hat noch nie funktioniert.

Wer hat das gesagt? War es Göring oder Göbbels? Nein Lincoln.... aber hätte auch von denen sein können...

Am Stammtisch funktioniert sowas freilich nicht... genau über dieses Niveau muss man deshalb hinaus blicken ...

http://de.wikipedia.org/wiki/Pareto-Optimum

Kurt D. 02.09.2011 20:42

Zitat:

Zitat von pinkpoison (Beitrag 637129)
Wer hat das gesagt? War es Göring oder Göbbels? Nein Lincoln.... aber hätte auch von denen sein können...

Am Stammtisch funktioniert sowas freilich nicht... genau über dieses Niveau muss man deshalb hinaus blicken ...

[/url]

Du versuchst leider nur abzuwürgen und abzulenken mit dieser Phrase (Stammtisch).
Das Volk besteht eben nicht nur aus Akademikern, bei welchen der Besserwissi Furz gerne quer sitzt.
"Niveau" ergibt sich auch nicht durch endloses Niederschreiben von Trilogien, sondern kann auch kurz zusammengefasst das Wesentliche sein.
Und das Wesentliche enthält eben dieser Satz - welcher in diesem Fall zutrifft.

Deine Beiträge, welche ich im übrigen oft sehr schätze, da sie (wenn auch manchmal extrem langatmig) vieles ausdrücken was ich auch so sehe.

qbz 02.09.2011 20:59

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 637128)
Merke: Man stärkt die Schwachen nicht, indem man die (noch)Starken schwächt!
Das hat noch nie funktioniert.

Vielleicht sind die einen u.a. auch stark geworden darüber, dass andere schwächer wurden? :-) .

-qbz

Kurt D. 02.09.2011 22:11

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 637139)
Vielleicht sind die einen u.a. auch stark geworden darüber, dass andere schwächer wurden? :-) .

-qbz

...klar, man kann auch solch ein "vielleicht" andenken.

Man sollte dabei aber nicht reale Wirklichkeiten der jeweiligen Volkswirtschaften und der dortigen (schlimmen) fiskalischen Tatsachen übersehen. Und diese Mißstände sind nicht von den "Starken" gemacht, sondern dort über Jahrzehnte selbst Hausgemacht. Die "Stärke" der "Starken" bringt diese Mißstände nur jetzt viel stärker an die Oberfläche, jetzt - wo die Jubel-Party vorbei ist.

drullse 02.09.2011 23:26

Was schlägst Du als Lösung vor?

Kurt D. 02.09.2011 23:32

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 637230)
Was schlägst Du als Lösung vor?

a) dem Volk in den Ländern die Wahrheit sagen, dann wird man max. eventuell nicht mehr gewählt
b) die Verträge einhalten, so wie sie dereinst beschlossen wurden
c) diese Verträge nicht aufweichen, denn ansonsten werden die "Starken" ebenfalls schwach und können den Schwachen garnicht mehr helfen - sondern erleiden das gleiche Schicksal wie diese...

Abgekürzt: Nicht mehr ausgeben als man einnimmt.

drullse 03.09.2011 01:14

Ok - soweit die vernünftige und letztlich logische Lösung. Leider aber nicht die real mögliche. Die ist aber die einzig interessante: wie bringt man dieses vollkommen aus dem Ruder gelaufene System wieder ins Lot?

Gegen Lobbyarbeit, gegen rein machtorientierte Politiker, gegen desinteressiertes Volk?

Hast ne Woche Zeit mit der Antwort, ich bin mal weg... :Cheese:

qbz 03.09.2011 10:23

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 637170)
...klar, man kann auch solch ein "vielleicht" andenken.

Man sollte dabei aber nicht reale Wirklichkeiten der jeweiligen Volkswirtschaften und der dortigen (schlimmen) fiskalischen Tatsachen übersehen. Und diese Mißstände sind nicht von den "Starken" gemacht, sondern dort über Jahrzehnte selbst Hausgemacht. Die "Stärke" der "Starken" bringt diese Mißstände nur jetzt viel stärker an die Oberfläche, jetzt - wo die Jubel-Party vorbei ist.

Entscheidend als Basis für die Haushalte sowie übrigens auch der Rückzahlungsmöglichkeiten von staatlichen Anleihen ist m.E. die Entwicklung des produktiven Sektors und damit haben halt die eingangs starken Länder wie DE (Exportland von Waren) in der Vergangenheit von der EU profitiert und schon Schwache wie Griechenland (Importland von Waren) sind "geschrumpft", da keine strukturell ausgleichende Industriepolitik existiert(e), sondern heftigste staatliche und monopolistische Konkurrenzen. (Strukturproblem der EU: 1 Währungsraum - viele Staaten - unterschiedliche Volkswirtschaften.)

Aktuell verschärft sich diese Situation durch die Auflagen. Die Wirtschaftsleistung Griechenlands z.B. bricht drastisch ein, sie erreicht nicht mal mehr 60 % des Vorkrisenergebnisses und das BIP dürfte um ca. 7 % schrumpfen in diesem Jahr. Folge: geringere Steuereinnahmen und mehr sozial Bedürftige.

Nach der neuesten Idee soll die Mehrwertsteuer im Tourismussektor in einem Schritt von 13 auf 23 % erhöht werden. Das könnte für einige einheimische, griechische Anbieter kurzfristig den Ruin bedeuten.

Ich denke, man muss die bekannten, gravierenden Haushaltstricksereien (aller Länder übrigens :-) ) und die sog. "selbstgemachten" Probleme auf einem solchen Hintergrund sehen.

DE glaubt halt, es sich aufgrund der Wirtschaftskraft (und dank der passiven und opferbereiten Bürger auch möglich) zu leisten, 173 Milliarden Schrottschuldenpapiere der HRE in die Bad Bank (FMS Wertmanagement) auszulagern (um den Schlenker zum Thread-Thema zu machen), welche sich gerade mit 1 Milliarde (man beachte die Relation) Anleihe bei Griechenland beteiligt. Auslagerung: Ebenfalls eine reine Finanzmanipulation in der Erwartung auf anhaltende Export-Wirtschaftskraft/-macht.

Ob nun die Starken stärker und die Schwachen schwächer aus der Krise hervorgehen oder alle vom "Strudel" runtergezogen werden, kann niemand vorhersagen und hängt m.E. auch mehr von Faktoren der weltwirtschaftlichen Entwicklung ab.

-qbz

Kurt D. 03.09.2011 18:37

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 637304)
Entscheidend als Basis für die Haushalte sowie übrigens auch der Rückzahlungsmöglichkeiten von staatlichen Anleihen ist m.E. die Entwicklung des produktiven Sektors und damit haben halt die eingangs starken Länder wie DE (Exportland von Waren) in der Vergangenheit von der EU profitiert und schon Schwache wie Griechenland (Importland von Waren) sind "geschrumpft", da keine strukturell ausgleichende Industriepolitik existiert(e), sondern heftigste staatliche und monopolistische Konkurrenzen. (Strukturproblem der EU: 1 Währungsraum - viele Staaten - unterschiedliche Volkswirtschaften.)

Aktuell verschärft sich diese Situation durch die Auflagen. Die Wirtschaftsleistung Griechenlands z.B. bricht drastisch ein, sie erreicht nicht mal mehr 60 % des Vorkrisenergebnisses und das BIP dürfte um ca. 7 % schrumpfen in diesem Jahr. Folge: geringere Steuereinnahmen und mehr sozial Bedürftige.

Nach der neuesten Idee soll die Mehrwertsteuer im Tourismussektor in einem Schritt von 13 auf 23 % erhöht werden. Das könnte für einige einheimische, griechische Anbieter kurzfristig den Ruin bedeuten.

Ich denke, man muss die bekannten, gravierenden Haushaltstricksereien (aller Länder übrigens :-) ) und die sog. "selbstgemachten" Probleme auf einem solchen Hintergrund sehen.

DE glaubt halt, es sich aufgrund der Wirtschaftskraft (und dank der passiven und opferbereiten Bürger auch möglich) zu leisten, 173 Milliarden Schrottschuldenpapiere der HRE in die Bad Bank (FMS Wertmanagement) auszulagern (um den Schlenker zum Thread-Thema zu machen), welche sich gerade mit 1 Milliarde (man beachte die Relation) Anleihe bei Griechenland beteiligt. Auslagerung: Ebenfalls eine reine Finanzmanipulation in der Erwartung auf anhaltende Export-Wirtschaftskraft/-macht.

Ob nun die Starken stärker und die Schwachen schwächer aus der Krise hervorgehen oder alle vom "Strudel" runtergezogen werden, kann niemand vorhersagen und hängt m.E. auch mehr von Faktoren der weltwirtschaftlichen Entwicklung ab.

-qbz

...du beschreibst dies durchaus gut und umfassend.
Aber ein ganz wichtiger Punkt fehlt in deiner Analyse:

Die "Schwachstaaten" haben in den Anfangs(Beitritts)Jahren alle profitiert von dem Euro - nämlich in der Form, dass auf einmal schlagartig dort viel niedrigere Zinsen in den Ländern vorhanden waren und man sich reichlich dadurch an Krediten dort bedient hat!

Die Party wurde eröffnet. Nun ist die Party vorbei, da die Kredite nicht zurückgezahlt werden können. Das hat zunächst mal nichts mir Produktivität zu tun, sondern schlicht und einfach mit sauberem Haushalten, oder auch "über seine monetären Möglichkeiten gelebt zu haben". Wenn du sauber haushaltest, dann entwickeln sich auch keine Schieflagen, oder Abgründe, so wie sie jetzt vorhanden sind.

In keinem der Euro Verträge ist eine Transferunion vorgesehen. Im Gegenteil, dies ist darin absolut ausgeschlossen. Und hierzu werden nun Verträge gerade locker gebrochen mit immer wiederkehrenden Lügen. Und die, welche sich gegen diese Rechtsbrüche aussprechen, oder einfach zu dem stehen wollen was vertraglich festgelegt wurde, werden noch verunglimpft und politisch unter Druck gesetzt. Eine paradoxe und schlimme Situation. Auch für unsere Demokratie.

Wirtschaftlich und Fiskalisch passen max. Deutschland, Niederlande, Luxemburg, Österreich, Finnland (mit Abstrichen...) Frankreich und ein/zwei Baltische Staaten (ja, die haben ganz sauber und disziplniert gewirtschaftet mit ihrem Geld) da rein. Alles andere wird uns in den Abgrund ziehen. Die jüngere Generation wird dies sehr schnell ganz schlimm zu spüren bekommen.

Da hilft auch kein Exportgerede mehr oder ähnliches. Es wird ganz bitter werden. Es sei denn man zieht endlich die Reißleine. (die Bergsteiger unter uns wissen was und wie dies gemeint ist).

qbz 03.09.2011 22:43

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 637406)
...du beschreibst dies durchaus gut und umfassend.
Aber ein ganz wichtiger Punkt fehlt in deiner Analyse:

Die "Schwachstaaten" haben in den Anfangs(Beitritts)Jahren alle profitiert von dem Euro - nämlich in der Form, dass auf einmal schlagartig dort viel niedrigere Zinsen in den Ländern vorhanden waren und man sich reichlich dadurch an Krediten dort bedient hat!

Die Party wurde eröffnet. Nun ist die Party vorbei, da die Kredite nicht zurückgezahlt werden können. Das hat zunächst mal nichts mir Produktivität zu tun, sondern schlicht und einfach mit sauberem Haushalten, oder auch "über seine monetären Möglichkeiten gelebt zu haben". Wenn du sauber haushaltest, dann entwickeln sich auch keine Schieflagen, oder Abgründe, so wie sie jetzt vorhanden sind.
....

In der Zeit vor der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 / 2009 reduzierten meines Wissens Irland, Spanien, Italien, Griechenland (Ausnahme Portugal) ihre Staatsschulden in Prozent zum BIP kontinuierlich von 2000-2007, Irland z.B. um ca. - 15 % , Spanien - 20 % , Italien -8 % , Griechenland - 3 % . Erst die Finanz- und Wirtschaftskrise ( insbesondere sinkende Wirtschaftskraft, Verstaatlichung von verschuldeten Banken wie z.B. in Irland) und die unbezahlbar hohen, spekulativen Zinsen auf die Staatsschulden dieser Euroländer liessen doch die Schulden sprunghaft anwachsen, zwischen 2008-2010.

Irland galt vor der Finanzkrise sogar als beispielhaft, was die Reduzierung der Staatsschulden betraf. (Staatsverschuldung 2007: ca. 20 % des BIP, Deutschland: ca. 40 % des BIP !)

Wer die Ursachen in Party- und Selbstbedienungsmentalität der Länder glaubt zu sehen, täuscht sich und andere m.E..

-qbz

Ps: Schlüsselfrage:

Warum muss Japan so viel weniger Zinsen auf die Staatsanleihen als Griechenland bezahlen, obwohl höher verschuldet wie Griechenland in Prozent des BIP ?

Kurt D. 03.09.2011 23:05

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 637480)
Wer die Ursachen in Party- und Selbstbedienungsmentalität der Länder glaubt zu sehen, täuscht sich und andere m.E..

-qbz

Ps: Schlüsselfrage:

Warum muss Japan so viel weniger Zinsen auf die Staatsanleihen als Griechenland bezahlen, obwohl höher verschuldet wie Griechenland in Prozent des BIP ?

Das ist aber nun bekannt: ...weil bei den Japaner DER Japaner der Gläubiger ist (99% der Gläubiger dort sind die Japaner selbst) und nicht wie bei den Griechen, die anderen und fremden Banken/Länder usw.-

:Huhu: und dies ist doch nun auch bekannt: Der Eintritt von Griechenland in den Euro Wirtschaftsraum basierte auf doch nun hinlänglich bekanntem gefälschten Zahlenwerk, sozusagen Täuschungsmanöver um sich Vorteile zu verschaffen. Warum wohl sonst!?

PS: Schlüsselantwort:
Ein Spiel mit gelben Karten, bei dem jeder Sünder weiß, dass keine rote Karte droht, verschlechtert nicht nur die Spielkultur - es legitimiert Täuschungen/Betrug(Fouls) und unterstützt somit das monetäre weiterwursteln am Abgrund entlang.
Der Euro (und die Spieler welche sich darin bewegen) hat hierin seinen ganz schlimmen Geburtsfehler, welcher, wenn nicht schnell behoben - alles scheitern lassen wird. Mit wirklich schlimmen Folgen.

qbz 04.09.2011 00:05

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 637489)
Das ist aber nun bekannt: ...weil bei den Japaner DER Japaner der Gläubiger ist (99% der Gläubiger dort sind die Japaner selbst) und nicht wie bei den Griechen, die anderen und fremden Banken/Länder usw.-

:Huhu: und dies ist doch nun auch bekannt: Der Eintritt von Griechenland in den Euro Wirtschaftsraum basierte auf doch nun hinlänglich bekanntem gefälschten Zahlenwerk, sozusagen Täuschungsmanöver um sich Vorteile zu verschaffen. Warum wohl sonst!?

PS: Schlüsselantwort:
Ein Spiel mit gelben Karten, bei dem jeder Sünder weiß, dass keine rote Karte droht, verschlechtert nicht nur die Spielkultur - es legitimiert Täuschungen/Betrug(Fouls) und unterstützt somit das monetäre weiterwursteln am Abgrund entlang.
Der Euro (und die Spieler welche sich darin bewegen) hat hierin seinen ganz schlimmen Geburtsfehler, welcher, wenn nicht schnell behoben - alles scheitern lassen wird. Mit wirklich schlimmen Folgen.

Genau, in Japan finanzieren einheimische Banken, Versicherer, Pensionskassen die Staatsanleihen und verzichten auf spekulative, überhöhte Zinssätze, welche das eigene Land ruinieren. Ähnliches sollte / muss man auf die EU übertragen statt spekulativer Markt. Japan zeigt auch m.E., dass ein Land durchaus hohe Staatsschulden haben kann, ohne bankrott zu gehen, u.a. durch die eigene Fiskal- und Wirtschaftpolitik.

Das Problem des Euro ist doch (lange) allen klar, war aber so gewollt, gerade auch von DE: 1 Währungsraum - unterschiedliche, souveräne Staaten - verschiedene Volkswirtschaften, und das müsste halt mit einer einheitlicheren Haushalts- und Wirtschaftspolitik gelöst werden.

Berlin und Bremen werden ja auch nicht aus DE ausgeschlossen (rote Karte) , trotz der Schulden :-) , aber es gibt bestimmte, verpflichtende Verfahrensregeln zum Abbau der Schulden bis zum Einsetzen eines sog. Kommissars.

-qbz

Kurt D. 04.09.2011 00:09

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 637512)
Genau, in Japan finanzieren einheimische Banken, Versicherer, Pensionskassen die Staatsanleihen und verzichten auf spekulative, überhöhte Zinssätze, welche das eigene Land ruinieren. Ähnliches sollte / muss man auf die EU übertragen statt spekulativer Markt. Japan zeigt auch m.E., dass ein Land durchaus hohe Staatsschulden haben kann, ohne bankrott zu gehen, u.a. durch die eigene Fiskal- und Wirtschaftpolitik.

Das Problem des Euro ist doch (lange) allen klar, war aber so gewollt, gerade auch von DE: 1 Währungsraum - unterschiedliche, souveräne Staaten - verschiedene Volkswirtschaften, und das müsste halt mit einer einheitlicheren Haushalts- und Wirtschaftspolitik gelöst werden.

Berlin und Bremen werden ja auch nicht aus DE ausgeschlossen (rote Karte) , trotz der Schulden :-) , aber es gibt bestimmte, verpflichtende Verfahrensregeln zum Abbau der Schulden bis zum Einsetzen eines sog. Kommissars.

-qbz

...Berlin und Bremen unterstehen aber einer General Fiskalpolitik im Ganzen, nämlich dem Bund. Das ist in Europa nicht der Fall. Kein anderes Land kann Einfluß nehmen auf das Schuldengebahren eines anderen. Auch dies ist ein Geburtsfehler.

Ist auch müßig - denn der Eurovertrag sieht keine Transferunion vor. In der BRD der Staatsvertrag sehr wohl.

Kurt D. 04.09.2011 00:18

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 637512)
Japan zeigt auch m.E., dass ein Land durchaus hohe Staatsschulden haben kann, ohne bankrott zu gehen, u.a. durch die eigene Fiskal- und Wirtschaftpolitik.

-qbz

...nein, falsch. Japan kann gleichwohl Pleite gehen.
Wenn deren Wirtschaftsgüter am Weltmarkt nicht mehr Absatz finden, oder durch Katastrophen nicht mehr produziert werden können - dann bricht das "Japan Kartenhaus" genau so schnell zusammen. War alles schon genau so in der Vergangenheit so da.

PS: Die hohen Zinsen für die PIIG Staaten in Europa sind nicht alleine Folge von Spekulation, sondern der Spiegel welcher schonungslos jedem Schuldner vor die Nase gehalten wird. So war es bei Argentinien vor Jahren ebenfalls - nicht anderes. Nur da hat seinerzeit die Logik die Insolvenz walten lassen. Hier und heute wird jedwede Logik auf den Kopf gestellt. Das hat nix mit Spekulatius zu tun, es lockt aber geradezu Spekulanten an. Nämlich: Die nicht vorhanden roten Karten!!!

qbz 04.09.2011 00:24

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 637516)
...Berlin und Bremen unterstehen aber einer General Fiskalpolitik im Ganzen, nämlich dem Bund. Das ist in Europa nicht der Fall. Kein anderes Land kann Einfluß nehmen auf das Schuldengebahren eines anderen. Auch dies ist ein Geburtsfehler.

nichts anderes wollte ich mit dem Beispiel ansprechen. Ich würde in dieser Richtung mit der EU weitergehen wollen (weil ich darin mehr Chancen sehe angesichts der anderen grossen Wirtschaftsräume auf der Welt) , Du eher in eine andere wie Du ja geschrieben hast.

-qbz

Kurt D. 04.09.2011 00:35

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 637526)
nichts anderes wollte ich mit dem Beispiel ansprechen. Ich würde in dieser Richtung mit der EU weitergehen wollen (weil ich darin mehr Chancen sehe angesichts der anderen grossen Wirtschaftsäume auf der Welt) , Du eher in eine andere wie Du ja geschrieben hast.

-qbz

@ qbz: ...wir sind nicht so weit auseinander.
Ich bin nur für die andere Reihenfolge: Zuerst Disziplin, dann der Spaß (...). ;)

Eine "rote Karte" zur rechten Zeit macht das Spiel oft weniger wild und agressiv. Danach wird dann oft das gesamte Spiel ruhiger und für alle Beteiligten klarer. ;)

qbz 04.09.2011 00:42

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 637520)
...nein, falsch. Japan kann gleichwohl Pleite gehen.
Wenn deren Wirtschaftsgüter am Weltmarkt nicht mehr Absatz finden, oder durch Katastrophen nicht mehr produziert werden können - dann bricht das "Japan Kartenhaus" genau so schnell zusammen. War alles schon genau so in der Vergangenheit so da.

PS: Die hohen Zinsen für die PIIG Staaten in Europa sind nicht alleine Folge von Spekulation, sondern der Spiegel welcher schonungslos jedem Schuldner vor die Nase gehalten wird. So war es bei Argentinien vor Jahren ebenfalls - nicht anderes. Nur da hat seinerzeit die Logik die Insolvenz walten lassen. Hier und heute wird jedwede Logik auf den Kopf gestellt. Das hat nix mit Spekulatius zu tun, es lockt aber geradezu Spekulanten an. Nämlich: Die nicht vorhanden roten Karten!!!

Ich habe ja nicht gesagt, dass Japan nicht Pleite gehen kann, sondern dass sogar höhere Staatsschulden als bei Griechenland möglich sind in dem Fall, ohne dass daraus jetzt eine Pleite folgt. Ob man dabei aber 2 oder 16 % Zinsrate hat, kann schon Leben oder staatliche Insolvenz bedeuten.

Gutes Beispiel Argentinien. Die Pleite Griechenlands hätte den Austritt aus der EU zur Folge und es würde sich natürlich zunächst ähnliches "abspielen": Abwertung, Inflation.

-qbz

Kurt D. 04.09.2011 00:47

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 637536)

Gutes Beispiel Argentinien. Die Pleite Griechenlands hätte den Austritt aus der EU zur Folge und es würde sich natürlich zunächst ähnliches "abspielen": Abwertung, Inflation.

-qbz

....genau, so sehe ich es auch - und --- was wäre dann so schlechter als jetzt. Den Griechen würden sich (genau wie seinerzeit den Argentiniern) sogar Möglichkeiten zur Erholung bieten, welche diese so jetzt nie und nimmer haben werden.

Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Ende ohne Schrecken.

PS: Danke übrigens für die sehr sachliche und saubere Diskussion. Wenn ich da andere Threads anschaue....macht es hier richtig Freude sich auszutauschen und zu lernen von anderen Sichtweisen.

LidlRacer 04.09.2011 01:10

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 637538)
Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Ende ohne Schrecken.

Ähm, da muss ich mal ein paar Tage drüber nachdenken ... ;)

Kurt D. 04.09.2011 01:49

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 637552)
Ähm, da muss ich mal ein paar Tage drüber nachdenken ... ;)

.....uuups, dir ist es aufgefallen. Gut so.
Einfach das "Ende umdrehen".
:Lachen2:

qbz 04.09.2011 18:56

Im Nachgang zu der vorigen Diskussion schaute ich nochmals auf die konkreten Zahlen der Schulden der Euroländer. Vermutlich würden infolge der öffentlichen Diskussion hierzulande die meisten Spanien höher verschuldet als DE, Fr oder Au einschätzen. Falsch! Die Reihenfolge bezüglich der Höhe der Staatsschulden sieht so aus: Fr, De, Au, Es . Trotzdem wurde zeitweilig versucht, auch gegen Spanien über erhöhte Zinsraten massiven Druck auszuüben und das Land in Bedrängnis zu bringen.

Staatsschulden der Euroländer 2011

-qbz

Kurt D. 04.09.2011 21:09

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 637703)
Im Nachgang zu der vorigen Diskussion schaute ich nochmals auf die konkreten Zahlen der Schulden der Euroländer. Vermutlich würden infolge der öffentlichen Diskussion hierzulande die meisten Spanien höher verschuldet als DE, Fr oder Au einschätzen. Falsch! Die Reihenfolge bezüglich der Höhe der Staatsschulden sieht so aus: Fr, De, Au, Es . Trotzdem wurde zeitweilig versucht, auch gegen Spanien über erhöhte Zinsraten massiven Druck auszuüben und das Land in Bedrängnis zu bringen.

-qbz

....das ist bekannt und stimmt - ist aber (in Bezug zu Spanien) nicht das tragende Element. Die dortige geplatze Immoblase (genau wie Irland...) und sehr hohe Arbeitslosenzahl, sowie die Bewertung des BIP machen die Zinsspekulanten aufmerksam. Ist aber nicht mit Griechenland vergleichbar. DE traut man halt (noch) die Begleichung seiner Staatsschulden am Markt zu, was sich in den Zinsen wiederspiegelt - anderen Staaten traut man dies weniger, oder nicht mehr zu. Das ist der "Spiegel" in welchen diese Länder nun schauen - und feststellen, huch, irgendwie haben die meisten Fremden die Party verlassen und wir merken es jetzt erst (...), wie erkläre ich dies nun meinen eigenen Partygästen.;)

Faul 04.09.2011 21:18

Ich vermute aber, es die Spekulanten beurteilen nicht nur die relative Verschuldung, sondern auch die Zukunftsaussichten des jeweiligen Staates.

Und da sieht es in Spanien vermutlich schlechter als in F aus. Die Wirtschaftskraft beruhte zum wohl relativ großen Anteil zum einen auf der Bauwirtschaft (und der geht es zur Zet nicht so gut) und auf "Werkbank"tätigkeiten für D und vermutlich auch anderer großer Euro-Staaten (ähnliches trifft glaube ich auch auf Portugal zu).

Dazu kommt noch eine hohe Arbeitslosigkeit, vor allem auch bei jungen Menschen. Ohne weiteres Wissen dazu, vermute ich auch mal, dass die Schwarzarbeit in diesen Ländern etwas höher ist, was (bei angenommer gleicher echter Produktion) dummerweise auch zu einem niedrigeren BIP führt.

Außerdem gibt es ja auch schon Ansätze einer Anti-Frankreich-Spekulation. Zumindest in den Medien, inwieweit sich das in dem CDS bereits niederschlägt weiß ich nicht.

Also es liegt nicht nur an der Verschuldungsrelation. Ich bin inzwischen sehr gespannt, wie sich diesbezüglich die osteuropäischen Staaten entwickeln, die Verschuldungsraten dort sind ja auch eher niedrig. Aber ich vermute, wenn dei Weltwirtschaft nächstes Jahr mal wieder den Schrumpfgang einlegt, wird es dort auch gut nach unten gehen und die Jungs dort leben ja auch mehr vom Export, also könnte die relative Verschuldung dann auch fix ansteigen. Aber das ist ein anderes Thema.

Zurück zum Thread-Thema: Börse verbieten ist witzlos. Geht dann in dem Schwarzmarkt, außerdem werden die kritischen Instrumente eh nicht an der Börse gehandelt. Hätte also keine Auswirkung. Auch die vieldiskutierte Verbote einzelner "Absicherungs"instrumente wird m. E. nicht viel bringen, die Jungs denken sich dann einfach was neues aus. Mir fällt nur noch nichts ein, was wirklich was bringen könnte. Wichtig wäre aber vermutlich, dass nicht mehr so viele instutionelle Anleger gezwungen wären, sich bei ihren Anlagestrategien an den Ratings zu orientieren.

Edit: Kurt hat zwischenzeitlich auch schon auf vieles geantwortet. Zu langsam :(

qbz 04.09.2011 22:21

Zitat:

Zitat von Faul (Beitrag 637767)
Ich vermute aber, es die Spekulanten beurteilen nicht nur die relative Verschuldung, sondern auch die Zukunftsaussichten des jeweiligen Staates.

Und da sieht es in Spanien vermutlich schlechter als in F aus. Die Wirtschaftskraft beruhte zum wohl relativ großen Anteil zum einen auf der Bauwirtschaft (und der geht es zur Zet nicht so gut) und auf "Werkbank"tätigkeiten für D und vermutlich auch anderer großer Euro-Staaten (ähnliches trifft glaube ich auch auf Portugal zu).

Dazu kommt noch eine hohe Arbeitslosigkeit, vor allem auch bei jungen Menschen. Ohne weiteres Wissen dazu, vermute ich auch mal, dass die Schwarzarbeit in diesen Ländern etwas höher ist, was (bei angenommer gleicher echter Produktion) dummerweise auch zu einem niedrigeren BIP führt.

Außerdem gibt es ja auch schon Ansätze einer Anti-Frankreich-Spekulation. Zumindest in den Medien, inwieweit sich das in dem CDS bereits niederschlägt weiß ich nicht.

Also es liegt nicht nur an der Verschuldungsrelation. Ich bin inzwischen sehr gespannt, wie sich diesbezüglich die osteuropäischen Staaten entwickeln, die Verschuldungsraten dort sind ja auch eher niedrig. Aber ich vermute, wenn dei Weltwirtschaft nächstes Jahr mal wieder den Schrumpfgang einlegt, wird es dort auch gut nach unten gehen und die Jungs dort leben ja auch mehr vom Export, also könnte die relative Verschuldung dann auch fix ansteigen. Aber das ist ein anderes Thema.

Zurück zum Thread-Thema: Börse verbieten ist witzlos. Geht dann in dem Schwarzmarkt, außerdem werden die kritischen Instrumente eh nicht an der Börse gehandelt. Hätte also keine Auswirkung. Auch die vieldiskutierte Verbote einzelner "Absicherungs"instrumente wird m. E. nicht viel bringen, die Jungs denken sich dann einfach was neues aus. Mir fällt nur noch nichts ein, was wirklich was bringen könnte. Wichtig wäre aber vermutlich, dass nicht mehr so viele instutionelle Anleger gezwungen wären, sich bei ihren Anlagestrategien an den Ratings zu orientieren.

Edit: Kurt hat zwischenzeitlich auch schon auf vieles geantwortet. Zu langsam :(

Natürlich beeinflusst Wachstum den Abbau von Schulden positiv und umgekehrt, das betonte ich ja des öfteren in der Diskussion mit Kurt.

Den kleinen "Skandal" sehe ich darin, dass man im Falle von Spanien hierzulande tat, als ob das Land mehr verschuldet wäre als DE.
Die von Dir genannten Probleme sind zweifellos vorhanden, fragt sich nur wie gravierend und was dem Land positive Wachstumsimpulse bringt (wie z.B. die Verbindungen mit Südamerika).
Aber auch die deutsche Wirtschaft kann insbesondere wegen der starken Exportorientierung u.U. schnell in die nächste Krise geraten. Davor warnt sogar der IWF jetzt DE.

Die Spekulanten versuchten es m.E. einfach, ob sie durch extrem erhöhte Zinsen aussergewöhnliche Gewinne erzielen und andere Herdentiere an der Börse und anderswo ihren Rationalisierungen bezüglich Spanien glauben. Die sehen im Spiegel doch nur Dollarzeichen, aber nicht die reale Wirtschaft Spaniens :-) :-) .
Ich persönlich glaube gar nichts, bevor ich keine Berichte, Analysen neutraler Wirtschaftsfachleute oder der OECD auf dem Schirm hatte.

Ausserdem dient der aufgebaute erhöhte Zinsdruck zum von einigen aus egoistischem Eigeninteresse schon lange eingeforderten Sozialabbau und der schnellen Privatisierung vom öffentlichen Eigentum (sog. strukturelle Anpassung halt).

Meines Erachtens könnte die EU so stark sein, dass sie solche Zinsspekulationen gegen ein Mitgliedsland erfolgreich abwehrt bzw. verhindert, dass sie aufkommen.

-qbz

Kurt D. 04.09.2011 23:10

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 637806)
Natürlich beeinflusst Wachstum den Abbau von Schulden positiv und umgekehrt, das betonte ich ja des öfteren in der Diskussion Kurt.

Der kleine "Skandal" sehe ich darin, dass man im Falle von Spanien hierzulande tat, als ob das Land mehr verschuldet wäre als DE.
Die von Dir genannten Probleme sind zweifellos vorhanden, fragt sich nur wie gravierend und was dem Land positive Wachstumsimpulse bringt (wie z.B. die Verbindungen mit Südamerika)
Aber auch die deutsche Wirtschaft kann insbesondere wegen der starken Exportorientierung u.U. schnell in die nächste Krise geraten. Davor warnt sogar der IWF jetzt DE.

Nur versuchten die Spekulanten es m.E. einfach, ob sie durch extrem erhöhte Zinsen aussergewöhnliche Gewinne erzielen und andere Herdentiere an der Börse und anderswo ihren Rationalisierungen bezüglich Spanien glauben. Die sehen im Spiegel doch nur Dollarzeichen, aber nicht die reale Wirtschaft Spaniens :-) :-) .
Ich persönlich glaube gar nichts, bevor ich keine Berichte, Analysen neutraler Wirtschaftsfachleute oder der OECD auf dem Schirm hatte.

Ausserdem dient der aufgebaute erhöhte Zinsdruck zum von einigen aus egoistischem Eigeninteresse schon lange eingeforderten Sozialabbau und der schnellen Privatisierung vom öffentlichen Eigentum (sog. strukturelle Anpassung halt).

Meines Erachtens könnte die EU so stark sein, dass sie solche Zinsspekulationen gegen ein Mitgliedsland erfolgreich abwehrt bzw. verhindert, dass sie aufkommen.

-qbz

...wie "stark" die EU wirklich ist, sieht man ja an den aktuellen "Rettungsschirmaktionen"...
Diese sogenannten "Rettungsschirme"(...) haben mehr den Charakter von Überbrückungskrediten - es ist quasi so, als ob man ein gebrochenes Bein mit Eis kühlt...! Dies bringt zwar kurzzeitig Linderung, aber keine Lösung.

Ich wiederspreche dir aber nicht, wenn du betonst, dass nur sparen auch nicht die Lösung sein kann (wenn ich dich richtig interpretiere...?). Ich sehe nur ganz gravierende Folgen, wenn die (wenigen noch) Starken sich überheben. Folgen für unsere Demokratie im Gesamten, dann wird es echt systemisch.

PS: Ich glaube, wir liegen nicht weit auseinander, denn ich mag das Casino auch nicht, schon gar nicht die dort Tätigen.

Kurt D. 04.09.2011 23:21

Zitat:

Zitat von Faul (Beitrag 637767)
Zurück zum Thread-Thema: Börse verbieten ist witzlos. Geht dann in dem Schwarzmarkt, außerdem werden die kritischen Instrumente eh nicht an der Börse gehandelt. Hätte also keine Auswirkung. Auch die vieldiskutierte Verbote einzelner "Absicherungs"instrumente wird m. E. nicht viel bringen, die Jungs denken sich dann einfach was neues aus.

...der letzte "mächtige Politiker" welcher sich gegen alle Lobbyisten und Wirtschaftsweisen seinerzeit gestellt (und durchgesetzt) hatte, war T.Roosevelt, als er kurzerhand den Goldhandel verbot und alles auf Null runterzwang.

Die heutigen Leader (wenn dieser Begriff überhaupt auf die gegenwärtig Handelnden angewandt werden darf) sind derart in den Fängen der Lobbyisten - auch Obama ist da z.B. gefangen und muss nun mit ansehen wie alles den Bach runtergeht. Es fehlt einfach der Mut seinen eigenen Wahlkampfspendern zu sagen: Stop, wir drehen den Hahn ab/zu.

Börse verbieten NEIN, aber ein reklementieren der Oberspekulatiusinstrumente: Ja! Denn diese zerstören mehr als sie aufbauen.
Mal sehen wie weit die Situation eskalieren muss, bevor sich einer (und andere) dies wirklich zutraut und vor allem, durchsetzt. Nicht nur mit Worten.

Faul 05.09.2011 09:17

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 637806)
Aber auch die deutsche Wirtschaft kann insbesondere wegen der starken Exportorientierung u.U. schnell in die nächste Krise geraten. Davor warnt sogar der IWF jetzt DE.


Die extreme Exportorientierung der deutschen Wirtschaft sehe ich auch kritisch. Dadurch ist D eben auch sehr abhängig vom Wohlergehen seiner "Kunden". Nun ist es derzeit ja noch so, dass insbesondere die Chinesen viel abnehmen, aber ich frage mich schon, wie es zehn Jahren aussehen soll. Die Chinesen werden auch viel "eigenes" aufbauen und dann immer weniger auf den Westen angewiesen sein.

Was in D schon ein Vorteil ist, ist die gute soziale Absicherung, so ist auch in Krisenzeiten sichergestellt, dass der Konsum nicht total einbricht. Das Problem ist ja nur, dass der Inlandskonsum nicht so stark ist, wie er sein müsste. Ich denke, dass D die "Anregungen" seiner Partner ernst nehmen sollte und auch im eigenen Interesse die Binnenwirtschaft stärken sollte und so versuchen sollte, die Abhängigkeiten von anderen Ländern zu reduzieren. Das hätte auch gleich den Vorteil, dass man weniger anfällig für Spekulationen wäre.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 637806)
Die Spekulanten versuchten es m.E. einfach, ob sie durch extrem erhöhte Zinsen aussergewöhnliche Gewinne erzielen und andere Herdentiere an der Börse und anderswo ihren Rationalisierungen bezüglich Spanien glauben. Die sehen im Spiegel doch nur Dollarzeichen, aber nicht die reale Wirtschaft Spaniens :-) :-) .
Ich persönlich glaube gar nichts, bevor ich keine Berichte, Analysen neutraler Wirtschaftsfachleute oder der OECD auf dem
Schirm hatte.

Wie neutral die OECD-Leute sind, kann ich nicht wirklich beurteilen. Die Jungs sind ja auch wieder von der Politik abhängig. Letzen Endes helfen vermutlich möglich viele Quellen um sich ein gutes Bild zu verschaffen. Leider fehlt dafür oft die Zeit :-(

Ich denke mit dem "Glauben machen" hast du den wunden Punkt im Spekulationsgeschäft getroffen. Es geht letztlich nur darum eine gute Story zu entwickeln, diese möglichst breit zu streuen, einer Herdentrieb zu entwickeln und dann abzusahnen. Das eingesetzte Kapitel der Jungs ist inzwischen ja schon so groß, dass sie durchaus den Markt beeinflussen können.

Zusätzlich vermute ich, dass die Verknüpfungen untereinander viel stärker sind, als uns glauben gemacht wird. Ich denke hier zum Beispiel an die Jungs von Fitch. Hauptanteilseigner (60%) ist ein französiches Unternehmen. In den Medien wird Fitch jedoch immer als böses amerikanes Ratinghaus dargestellt.

@ Kurt: Mächtige Politiker gibt es wohl kaum noch. Da hast du recht. Die Frage ist nur, ob mächtige Politiker vom Volk überhaupt gewollt sind oder ob das anonyme Volk nicht lieber die Weichspülerfraktion wählt, die erzählt, dass alles wieder gut wird und dass sich keiner Sorgen zu machen braucht.


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