triathlon-szene.de |  Europas aktivstes Triathlon  Forum

triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum (https://www.triathlon-szene.de/forum/index.php)
-   Politik, Religion & Gesellschaft (https://www.triathlon-szene.de/forum/forumdisplay.php?f=30)
-   -   Freispruch für Kachelmann (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=18956)

F 18 31.05.2011 16:03

Zitat:

Zitat von kullerich (Beitrag 583083)
Sind rote Ampeln etwas für den Strafrichter?

Wenn die Ampel das Überfahren nicht überlebt vielleicht;)

Willi 31.05.2011 16:46

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 582870)
Ich weiss bis heute nicht, wie das physisch funktionieren soll. Ueberdosis Viagra? Psychisch sexuellen Druck auszuueben ist IMHO keine Vergewaltigung. Das verharmlost die koerperliche Brutalitaet die nur von einem Mann ausgehen kann.

Oder setzen sich da zentnerschwere Weiber den Maennern auf's Gesicht?

Wennst es wissen willst - es gibt eine gut tausendseitige Studie im Auftrag des "Bundesministeriums für alles ausser Männer" dazu - mit zahlreichen Beispielen.

Genauso wie Vaginallubrikation nicht zwingend Erregung voraussetzt, ist das auch beim Mann nicht anders - wie z.B. die typische postmortale Erektion bei Erhängten zeigt. Frau Dude wird Dir sicher schon erzählt haben, dass Du nachts 'nen Ständer hattest, auch ohne dass in Deinem Traum grad ein Porno abgelaufen wäre.

Mit der zusätzlichen Traumatisierung sexuell missbrauchter Männer durch die ungewollte Erektion hat sich z.B. Silke Gahleitner intensiv beschäftigt.

Und warum sollten Männer ein Monopol auf körperliche Gewalt haben? Das ist genauso ein Klischee, wie die von Alice Schwarzer verteidigte Ansicht, dass Männer, wenn sie denn mal angezeigt werden, grundsätzlich schuld sein müssen - erst recht, wenn die Boulevardpresse von mehr als nur Blümchensex zu wissen vorgibt.

DasOe 31.05.2011 17:19

Zitat:

Zitat von Willi (Beitrag 583125)
Wennst es wissen willst - es gibt eine gut tausendseitige Studie im Auftrag des "Bundesministeriums für alles ausser Männer" dazu - mit zahlreichen Beispielen.

Wenn Du schon Studie/n anführst, solltest Du auch mal vorher einen Blick reinwerfen.

Zitat:

Die in der quantitativen Untersuchung befragten Männer wurden zwar repräsentativ ausgewählt, die Ergebnisse lassen aber wegen der geringen Fallzahl keine tragfähige Verallgemeinerung auf die Grundgesamtheit aller Männer in Deutschland zu . Bei größeren Fallzahlen (über 10%) sind die Ergebnisse Tendenzen, und aus kleineren Fallzahlen (unter 10%) lässt sich nur schließen, dass das untersuchte Phänomen überhaupt auftritt.
Ausserdem reicht für einen Eindruck zu gewinnen, die Kurzfassung aus.

DasOe 31.05.2011 17:28

Männerforscher Ludger Jungnitz, einer der Verfasser der vorgenannten Studie, wurde am 17.02.2010 von der ZEIT interviewt.

Ein paar Auszüge:

Zitat:

Zitat von Ludger Jungnitz
Man hat festgestellt, dass in sehr ungleichen Machtverhältnissen Gewalt gedeiht. In hierarchischen Zusammenhängen, die auf Unterordnung und Macht beruhen, fällt es außerdem schwer, sich gegen die Misshandlungen zu wehren. Das heißt, wo Gewalt möglich ist, findet sie auch statt.

Zitat:

Zitat von Ludger Jungnitz
Körperlich stark und autonom zu sein, gilt als männlich. Die Scham der Männer als unmännlich zu gelten, sitzt sehr tief. Dabei stellt sich schnell das Gefühl ein: Ich habe keine Existenzberechtigung, wenn ich den männlichen Idealen nicht entspreche. Deshalb muss der Mann andere Eigenschaften abwehren, von sich abspalten. Die Scham ist auch ein Grund, nicht um Hilfe zu bitten, weil man damit eingestehen würde, zum Opfer geworden zu sein. Diese Männlichkeitsvorstellungen unserer Gesellschaft sind hochproblematisch.

Zitat:

Zitat von Ludger Jungnitz
Welche Rolle spielt die Sexualität in solchen Männerspielen?

Das hat damit zu tun, dass Männlichkeit und ebenso männliche Institutionen von Ausschluss geprägt sind, nämlich dem Ausschluss allen Weiblichen und damit auch allem Schwulen als dem weiblichen Männlichen. Das darf nicht sein. Diese Ausschlusspraktiken müssen immer wieder vollzogen werden. Die andere Seite davon sind Einschlusspraktiken, also Initiationsrituale.


Zitat:

Zitat von Ludger Jungnitz
Ich bin grundsätzlich misstrauisch, ob man eine positive Männlichkeit konstruieren kann. Es gibt zu viele Einschränkungen, die Männer wie Frauen durch die Geschlechterzuweisung erfahren. Initiationsriten bedeuten außerdem immer auch, andere Menschen auszugrenzen. Aber natürlich gibt es positive Rituale, die man einüben kann, Rituale der Kommunikation beispielsweise, die Konfliktlotsen und Mediatoren in Schulen praktizieren.


Willi 31.05.2011 17:50

Zitat:

Zitat von DasOe (Beitrag 583141)
Wenn Du schon Studie/n anführst, solltest Du auch mal vorher einen Blick reinwerfen.

Ausserdem reicht für einen Eindruck zu gewinnen, die Kurzfassung aus.

Mir erschliest sich noch nicht, worauf Du raus willst.

Die Täterrolle bei einer Vergewaltigung ist nicht zwingend maskulin besetzt.

Und wenn eine Frau einen Mann einer Vergewaltigung anzeigt, bedeutet dass nicht automatisch, dass wirklich eine stattgefunden hat.

FinP 31.05.2011 18:15

Nennt es statt Vergewaltigung gewaltsamer oder nötigender Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmung und ihr redet vom gleichen.

DasOe 31.05.2011 18:21

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 583164)
Nennt es statt Vergewaltigung gewaltsamer oder nötigender Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmung und ihr redet vom gleichen.

Über diese Brücke gehe ich gerne.

Das ändert jedoch nichts daran, dass der überwiegende Anteil von Männern dominiert wird. Ausserdem werden ohnehin nur 5% aller Vergewaltigungen angezeigt.

FinP 31.05.2011 18:28

Zum Thema:

Alles andere als ein Freispruch wäre eine große Überraschung gewesen. Der ganze Prozess war sowohl Zeitverschwendung als auch ein Riesenärgernis für alle, die gegen Gewalt in Beziehungen etwas unternehmen.

Dass keine Vergewaltigung nachweisbar ist, hat ja schon das OLG Karlsruhe bei der Haftprüfung unmissverständlich festgestellt.

Übrigbleiben fast nur Opfer:
- die arme Frau, der keiner glaubt (die so oder so Hilfe benötigt)
- der Herr Kachelmann, der nur noch auswandern kann
- die Justiz, weil sie ein schändliches Bild abgegeben hat
- Frau Schwarzer, weil sie nicht gemerkt hat, dass sie den "Volkszorn" wieder hochfähig gemacht hat, weil sie nicht ansatzweise die Funktion eines Strafprozesses verstanden hat oder mutwillig agitiert.

Edit:
Gewinner sind
- Medien, Medien, Medien
- scheinheilige Opferverbände (ich sage nicht, dass alle Opferverbände scheinheilig sind, aber erst die moderne Sichtweise, dass Strafprozesse "Behandlung" für Opfer sind, erzwingt ja gerade diese Patt-Situation zwischen Opfer und Täter)

FinP 31.05.2011 18:32

Zitat:

Zitat von DasOe (Beitrag 583169)
Über diese Brücke gehe ich gerne.

Das ändert jedoch nichts daran, dass der überwiegende Anteil von Männern dominiert wird. Ausserdem werden ohnehin nur 5% aller Vergewaltigungen angezeigt.

Das bezweifelt auch sicherlich niemand. Aber die Schwierigkeit der gerichtlichen Feststellung ist nicht geschlechtsabhängig sondern liegt im Delikt begründet.
Häusliche Gewalt von Frauen an Männern hat übrigens eine noch geringere Anzeigenrate.

noam 31.05.2011 18:35

Zitat:

Zitat von DasOe (Beitrag 583169)
Über diese Brücke gehe ich gerne.

Das ändert jedoch nichts daran, dass der überwiegende Anteil von Männern dominiert wird. Ausserdem werden ohnehin nur 5% aller Vergewaltigungen angezeigt.

wovon leider erfahrungsgemäß ein großteil auch im bereich vortäuschen einer straftat und falsche verdächtigung mit der folge der mittelbaren täterschaft bei einer freiheitsberaubung einzuordnen ist

DasOe 31.05.2011 19:15

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 583178)
wovon leider erfahrungsgemäß ein großteil auch im bereich vortäuschen einer straftat und falsche verdächtigung mit der folge der mittelbaren täterschaft bei einer freiheitsberaubung einzuordnen ist

Welche Erfahrungen hast Du selbst, dass Du präzise beurteilen kannst?

Willi 31.05.2011 19:38

Zitat:

Zitat von DasOe (Beitrag 583193)
Welche Erfahrungen hast Du selbst, dass Du präzise beurteilen kannst?

Nach einer sechs Jahre alten Studie handelt es sich bei ungefähr jeder dritten angezeigten Vergewaltigung mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine vorgetäuschte Vergewaltigung. Jede dreizehnte angezeigte Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung wird in der polizeilichen Kriminalstatistik als Vortäuschen einer Straftat oder falsche Verdächtigung registriert.

Solche Fälle kennt aber schon die Bibel, und bedeuten einfach nur, dass jeder Einzelfall gesondert zu betrachten ist - genauso wie der hier.

Volkeree 31.05.2011 19:47

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 583175)
...
Häusliche Gewalt von Frauen an Männern hat übrigens eine noch geringere Anzeigenrate.

Mir gefällt sehr gut was du zu diesem Thema schreibst.

Aber bei dem zitierten Satz hat sich die letzten Jahre was geändert. Bei häuslicher Gewalt reicht es mittlerweile aus wenn die Nachbarn melden, dass sich das Paar A und B kloppt oder mehr. Sollte dann der unterlegene Teil A nach Schlichtung durch die Polizei auf eine Anzeige verzichten, wird das Delikt trotzdem verfolgt.
Soweit zur Verfolgung.

Was dann die Gerichte daraus machen steht auf einem anderen Blatt.

Vergewaltigung und sexuelle Nötigung ist übrigens vor ein paar Jahren zu einem § zusammengefasst worden.

noam 31.05.2011 19:48

Zitat:

Zitat von DasOe (Beitrag 583193)
Welche Erfahrungen hast Du selbst, dass Du präzise beurteilen kannst?

ich habe mehrere jahre im dem bereich gearbeitet und kann das aus meinem arbeitsumfeld so beschreiben.






das wirklich traurige an der Sache ist dass gerade die Frauen, die fälschlicherweise sich als Opfer einer Vergewaltigung ausgeben (aus welchen motiven auch immer, gern genommen: Rache, fremdgevögelt und aufgeflogen, fremdgevögelt und Angst vor Entdeckung (gerade in etwas konservativeren Umfeld)), es den Frauen die tatsächlich vergewaltigt wurden das Leben zur Hölle machen. So muss diese traumatische Erfahrung mindestens 3 mal durchlebt werden, bis der Prozess abgeschlossen ist. Dazu noch die peinlich genauen Nachfragen über intime Details. Personalbeweise gibt es bei Vergewaltigungen ja höchst selten und Sachbeweise stützen höchstens eine fragile Indizienkette, die Interpretationspielraum gibt.

Ich kann schon verstehen, warum ein Vergewaltigungsopfer lieber den "einfacheren" Weg geht und nicht den über die Strafverfolgungsbehörden.







und das schlimme an diesem Fall:
Bei der durch die Medien publizierten Beweislage wäre es, denke ich, in den meisten Fällen nicht mal zu einer Anklage gekommen. Und hier wird der Beschuldigte durch Untersuchungshaft und einen ellenlangen Prozess geführt. Wirklich klasse wie gleich wir doch alle vor dem Gesetz sind

Kurt D. 31.05.2011 19:53

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 583173)
Zum Thema:

Übrigbleiben fast nur Opfer:

- der Herr Kachelmann, der nur noch auswandern kann

:( hmmm: ...gerade gelesen:
"Opfer" J.K. erhält aus der Staatskasse (also von uns...) Schadensersatz für die Zeit seiner U-Haft etc.-,

PS: Er "wandert" in der Tat wohl aus (...), in seine Wahlheimat, in die Schweiz und ist dort wieder in seinem Unternehmen Meteo Media tätig.

PS: Vielleicht schreibt er ja auch noch ein Buch, ...

Kurt D. 31.05.2011 19:57

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 583209)

Ich kann schon verstehen, warum ein Vergewaltigungsopfer lieber den "einfacheren" Weg geht und nicht den über die Strafverfolgungsbehörden.

...meinst du damit "Schwanz abschneiden" ?
So geschehen gestern in Bangladesh, getätigt von einer vergewaltigten Frau an dem ausführenden Mann... (wem auch sonst...).

Volkeree 31.05.2011 20:00

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 583209)
das wirklich traurige an der Sache ist dass gerade die Frauen, die fälschlicherweise sich als Opfer einer Vergewaltigung ausgeben (aus welchen motiven auch immer, gern genommen: Rache, fremdgevögelt und aufgeflogen, fremdgevögelt und Angst vor Entdeckung (gerade in etwas konservativeren Umfeld)), es den Frauen die tatsächlich vergewaltigt wurden das Leben zur Hölle machen. So muss diese traumatische Erfahrung mindestens 3 mal durchlebt werden, bis der Prozess abgeschlossen ist. Dazu noch die peinlich genauen Nachfragen über intime Details. Personalbeweise gibt es bei Vergewaltigungen ja höchst selten und Sachbeweise stützen höchstens eine fragile Indizienkette, die Interpretationspielraum gibt.
....

So ist das wahre Leben abseits von den blöden Statistiken.

noam 31.05.2011 20:01

ne ich meinte damit eher verdrängen oder ärztliche hilfe in anspruch nehmen und die Sache einfach Ruhen lassen, sofern man das kann.

FinP 31.05.2011 20:36

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 583213)
:( hmmm: ...gerade gelesen:
"Opfer" J.K. erhält aus der Staatskasse (also von uns...) Schadensersatz für die Zeit seiner U-Haft etc.-,

PS: Er "wandert" in der Tat wohl aus (...), in seine Wahlheimat, in die Schweiz und ist dort wieder in seinem Unternehmen Meteo Media tätig.

PS: Vielleicht schreibt er ja auch noch ein Buch, ...

Es gibt nur vorm Gesetz unschuldig oder schuldig. Wer vom Gericht als unschuldig erkannt wurde ist natürlich zu entschädigen. Die Schweiz ist außerdem nicht seine Wahlheimat...

Manchmal habe ich das Gefühl, dass Du entweder nicht viel vom Rechtstaat hältst oder dessen grundlegenden Prinzipien einfach nicht verstanden hast...
Edit: Für diesen Satz bitte ich bei Kurt um Entschuldigung. Er ist nicht so gemeint, wie er da steht.

TriVet 31.05.2011 20:47

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 583213)
:( hmmm: ...gerade gelesen:
"Opfer" J.K. erhält aus der Staatskasse (also von uns...) Schadensersatz für die Zeit seiner U-Haft etc.-,
...

Soll sich um ca. drei bis viertausend Euro handeln, damit wird er nicht weit kommen.

Flitzetina 31.05.2011 21:10

Kachelmann wandert nicht in die Schweiz aus, er IST Schweizer und würde sozusagen nach Hause gehen.

Er kommt aus Schaffhausen...

Spielt hier keine Rolle, nur so als Nebenbemerkung einer in Schaffhausen wohnenden Deutschen :Cheese:

KernelPanic 31.05.2011 21:19

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 583215)
...meinst du damit "Schwanz abschneiden" ?
So geschehen gestern in Bangladesh, getätigt von einer vergewaltigten Frau an dem ausführenden Mann... (wem auch sonst...).

Der da uebrigens auch das genaue Gegenteil behauptet.

Kurt D. 31.05.2011 22:37

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 583230)
Es gibt nur vorm Gesetz unschuldig oder schuldig. Wer vom Gericht als unschuldig erkannt wurde ist natürlich zu entschädigen. Die Schweiz ist außerdem nicht seine Wahlheimat...

Manchmal habe ich das Gefühl, dass Du entweder nicht viel vom Rechtstaat hältst oder dessen grundlegenden Prinzipien einfach nicht verstanden hast...

:( :( ...warum fühlst du dich denn gleich so heiß angesprochen?
Es war eine wertfreie Bemerkung.
Weder dich noch andere sehe ich als "Rechtsstaat Verteidiger", oder "Rechtsstaatliche Belehrer".
Ich kenne dich nicht. Deshalb würde ich mir so eine Gefühlsbewertung, von oben herab, gegenüber Menschen die ich nicht kenne, besser vermeiden wollen.

FinP 31.05.2011 22:50

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 583328)
:( :( ...warum fühlst du dich denn gleich so heiß angesprochen?
Es war eine wertfreie Bemerkung.
Weder dich noch andere sehe ich als "Rechtsstaat Verteidiger", oder "Rechtsstaaatliche Belehrer".
Ich kenne dich nicht. Deshalb würde ich mir so eine Gefühlsbewertung, von oben herab, gegenüber Menschen die ich nicht kenne, besser vermeiden wollen.

In mittlerweile drei Threads (Guttenberg, Bin Laden, Kachelmann) sind wir nun aneinandergeraten. Ich glaube wir sind von der Auffassung, was in unserem System essentiell ist, zu verschieden - bzw was ich subjektiv aus Deinen Äußerungen herauslese. Ich gebe zu, dass ich da manchmal etwas dünnhäutig bin. Belassen wir es einfach dabei.

Sollte ich Dir zu Nahe getreten sein, dann möchte ich mich dafür entschuldigen. Den letzten Satz aus dem obigen Post nehme ich zurück. :Blumen:

Kurt D. 01.06.2011 09:03

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 583332)
In mittlerweile drei Threads (Guttenberg, Bin Laden, Kachelmann) sind wir nun aneinandergeraten. Ich glaube wir sind von der Auffassung, was in unserem System essentiell ist, zu verschieden - bzw was ich subjektiv aus Deinen Äußerungen herauslese. Ich gebe zu, dass ich da manchmal etwas dünnhäutig bin. Belassen wir es einfach dabei.

Sollte ich Dir zu Nahe getreten sein, dann möchte ich mich dafür entschuldigen. Den letzten Satz aus dem obigen Post nehme ich zurück. :Blumen:

:Blumen: no worry, ein "alter Knochen" kann Haue aushalten:)

Man muss und kann konträre Meinungen aushalten können. Das Leben ist viel wichtiger als die (eventuell nur vordergründig...) konträre Meinung eines Anderen auf Goldwaagen zu legen.

...es ist immer schwer (und bleibt schwer) via Mail oder Posting jemanden "in die Augen zu schauen", um wirklich zu verstehen was er/sie ausdrücken möchte. Dies ist halt der "Preis" für die grenzenlose, aber etwas sterile, Kommunikation, welche wir so gerne modern pflegen möchten.


PS: Zum Fall J.K. --- ich bin da auch hin und her gerissen. Keine/r kann da genau sagen, was und wer wirklich mehr Opfer oder mehr Täter war und ist. Zwei Menschen sind auf dem medialen/öffentlichen Präsentierteller im intimsten Bereich unseres Lebens. Grausam.

Einerseits sehe ich in unserem Rechtssystem schon den Opferschutz als stark unterpräsentiert an (dies bedrückt mich), andererseits kenne ich auch Fälle aus den USA (ist hier bei uns Gott sei Dank noch nicht so...), wo Männer nicht mehr alleine mit Frauen im Aufzug fahren (...).

KingMabel 01.06.2011 09:07

Kann sich noch jemand an Andreas Türk erinnern?

Zitat:

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main erhob im Mai 2004 Anklage gegen Andreas Türck wegen Vergewaltigung. Er wurde am 8. September 2005 freigesprochen, nachdem auch die Staatsanwaltschaft dies wegen erheblicher Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers beantragt hatte. Ausschlaggebend waren zwei psychologische Gutachten, die zu dem Schluss kamen, dass die Aussage des mutmaßlichen Opfers nicht den tatsächlichen Ereignissen entsprach.[7][8] Der Fall erhielt hohe mediale Aufmerksamkeit und stellte eine Zäsur in der Karriere Türcks dar, durch die seine Moderatorentätigkeit im Fernsehen beendet wurde.

FinP 01.06.2011 09:34

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 583428)
Einerseits sehe ich in unserem Rechtssystem schon den Opferschutz als stark unterpräsentiert an (dies bedrückt mich),....

Das ist zur Zeit eine Aussage, mit der man zwar sehr viel Zuspruch erfährt.

Allerdings ist die primäre Aufgabe des Strafverfahrens es nicht, dem Opfer eine Therapie zu bieten. Das darf keiner erwarten - es geht nämlich nicht um das Opfer (auch wenn das hart klingt) sondern um den Täter. Dieses System der Nebenklage ist also nicht unbedingt ein Gewinn für das Opfer sondern macht es potentiell erneut zum Verlierer im Prozess. Erst durch die Parteieigenschaft kommt es doch überhaupt zum "es kann nur einer gewinnen".

Dabei geht es weder um Gewinnen, noch um Wahrheit oder Unschuld (Kachelmann hat kein Recht auf die Feststellung, dass er es nicht getan hat), sondern rein um die Frage: Hat sich einer in rechtlichen (!) Kategorien schuldig gemacht.

Eine vorschnelle oder zweifelhafte Verurteilung schützt das Opfer nicht. Wirksamer Opferschutz wäre es
- in kritischen Bereichen die Öffentlichkeit nicht zuzulassen (was sich wieder mit dem berechtigten Öffentlichkeitsgrundsatz beißt)
- keine entwürdigenden Gutachten über Glaubwürdigkeit bei gesunden Erwachsenen zu erstellen (die Einschätzung der Glaubwürdigkeit ist doch die Hauptaufgabe des Richters)
- nur anonymisierte Berichterstattung zu erlauben (warum geisterten die Namen, auch von K., durch die Medien)

Meine These ist, dass erst die Einmischung von Frau Schwarzer diesen Prozess hat so ausufern lassen. Erst sie hat diese Geschichte dazu gemacht, dass die Frau erneut das Opfer ist, wenn keine Verurteilung stattfindet. Erst sie hat diesen Prozess als Ausrufezeichen für sämtliche Vergewaltigungsprozesse ins Bewusstsein gezogen. Erst sie hat die Nebenklägerin zur Stellvertreterin aller Vergewaltigten dieser Erde gemacht.

Auch Frau Schwarzer schwurbelt immer, dass sie fände, dass der Opferschutz zu kurz käme. Dabei war sie maßgeblich daran beteiligt, der Frau nochmal medial die Hose runterzuziehen.
Frau Schwarzer beklagt, dass in den Medien nur der Täter und nicht das Opfer gewürdigt wird. Da kann ich nur sagen:
Sollte ich einmal Opfer werden, dann hoffe ich, dass mein Fall die Medien nicht interessiert.
Ich will nicht auf einem Bahnsteig zusammengeschlagen werden und dann auch noch hinterher ungefragt in Talkshows als Videogötze vorgeführt werden.

Ein Vergewaltigungsopfer scheut nicht den Prozess sondern die damit verbundende Privatheitseinschränkung. Die notwendigen Fragen sind unangenehm und entwürdigend, werden außerdem x-mal wiederholt. Opferschutz wäre also in erster Linie Schutz der Privatheit und nicht eine möglichst hohe Strafe des Täters.

FinP 01.06.2011 09:42

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 583428)
... kenne ich auch Fälle aus den USA (ist hier bei uns Gott sei Dank noch nicht so...), wo Männer nicht mehr alleine mit Frauen im Aufzug fahren (...).

Auch das gibt es schon in Deutschland - z.B. Lehrer, die sich grundsätzlich nicht mit Schülerinnen alleine in einem nicht einsehbaren Raum aufhalten. Professoren, die in Besprechungen Zeugen hinzuziehen.

Man kann dies natürlich als paranoid bezeichnen. Es ist aber kein rein amerikanisches Ding, dass sich einige Männer vor so einer Anschuldigung fürchten. Denn selbst wenn sie nicht beweisbar ist, ein Todesstoß im beruflichen und meist auch familiären wäre es dennoch.

noam 01.06.2011 10:43

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 583470)
Auch das gibt es schon in Deutschland - z.B. Lehrer, die sich grundsätzlich nicht mit Schülerinnen alleine in einem nicht einsehbaren Raum aufhalten. Professoren, die in Besprechungen Zeugen hinzuziehen.

Man kann dies natürlich als paranoid bezeichnen. Es ist aber kein rein amerikanisches Ding, dass sich einige Männer vor so einer Anschuldigung fürchten. Denn selbst wenn sie nicht beweisbar ist, ein Todesstoß im beruflichen und meist auch familiären wäre es dennoch.

ein kumpel von mir erzählte selbiges aus bestimmten bereichen den bundeswehr. und auch bei der polizei ist "sexuelle Belästigung" ein gewaltiges Druckmittel

Kurt D. 01.06.2011 11:22

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 583454)

Meine These ist, dass erst die Einmischung von Frau Schwarzer diesen Prozess hat so ausufern lassen. Erst sie hat diese Geschichte dazu gemacht, dass die Frau erneut das Opfer ist, wenn keine Verurteilung stattfindet. Erst sie hat diesen Prozess als Ausrufezeichen für sämtliche Vergewaltigungsprozesse ins Bewusstsein gezogen. Erst sie hat die Nebenklägerin zur Stellvertreterin aller Vergewaltigten dieser Erde gemacht.

Auch Frau Schwarzer schwurbelt immer, dass sie fände, dass der Opferschutz zu kurz käme. Dabei war sie maßgeblich daran beteiligt, der Frau nochmal medial die Hose runterzuziehen.
Frau Schwarzer beklagt, dass in den Medien nur der Täter und nicht das Opfer gewürdigt wird. Da kann ich nur sagen:
Sollte ich einmal Opfer werden, dann hoffe ich, dass mein Fall die Medien nicht interessiert.
Ich will nicht auf einem Bahnsteig zusammengeschlagen werden und dann auch noch hinterher ungefragt in Talkshows als Videogötze vorgeführt werden.

Ein Vergewaltigungsopfer scheut nicht den Prozess sondern die damit verbundende Privatheitseinschränkung. Die notwendigen Fragen sind unangenehm und entwürdigend, werden außerdem x-mal wiederholt. Opferschutz wäre also in erster Linie Schutz der Privatheit und nicht eine möglichst hohe Strafe des Täters.

...zu der Rolle von Alice Schwarzer teile ich deine Einschätzung. Sie war quasi omnipräsent - und wird dies auch noch eine Weile sein (gestern Talkshow, heute Abend wieder...).
Das geht mir auch auf den "Keks".

Mein Ansatz in Bezug auf OPFERSCHUTZ war auch mehr allgemein. Ich empfinde es bedrückend und schlimm, wenn ein wahllos zusammen geschlagenes Opfer mit ansehen und anhören muss, wenn im Prozess der/die Täter mit Samthandschuhen behandelt werden, wegen "schwerer und schlimmer Kindheit", oder "unguten sozialem Umfeld" etc.- und pipapapo - DIES ist meiner Meinung nach schlimm. Da wird alles getan um dem Täter Aufmerksamkeit und "Verständnis" zu widmen, ja um "Erklärungen" für seine Tat zu suchen. Hier ist unser System weich und dies schadet mehr als das es hilft.

drullse 01.06.2011 11:26

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 583560)
Mein Ansatz in Bezug auf OPFERSCHUTZ war auch mehr allgemein. Ich empfinde es bedrückend und schlimm, wenn ein wahllos zusammen geschlagenes Opfer mit ansehen und anhören muss, wenn im Prozess der/die Täter mit Samthandschuhen behandelt werden, wegen "schwerer und schlimmer Kindheit", oder "unguten sozialem Umfeld" etc.- und pipapapo - DIES ist meiner Meinung nach schlimm. Da wird alles getan um dem Täter Aufmerksamkeit und "Verständnis" zu widmen, ja um "Erklärungen" für seine Tat zu suchen. Hier ist unser System weich und dies schadet mehr als das es hilft.

Full ACK! :Blumen:

FinP 01.06.2011 11:34

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 583560)
... wenn ein wahllos zusammen geschlagenes Opfer mit ansehen und anhören muss, wenn im Prozess der/die Täter mit Samthandschuhen behandelt werden, ...

Ein Opfer MUSS das nicht mit anhören. Es kann nach der Zeugenaussage auch wieder nach Hause gehen.

In einem Strafprozess gehört auch Strafe. Deren Höhe macht sich an verschiedenen Punkte fest. Dazu gehören auch die Sozialprognose etc..

Unser Strafrecht ist nicht nur Rache und Vergeltung sondern auch ein Instrument um den Täter zu resozialisieren und ihn in die richtige Richtung zu stoßen.

Natürlich ist aus Opfersicht meist jede Strafe zu gering für erlittene Qualen, aber daher haben wir ja auch Richter, die gerade nicht parteiisch sein sollen. Das da manchmal/häufiger das Augenmaß verrutscht ist sicherlich nicht vermeidbar. Bei 1000 Körperverletzungen, die man als Berufsrichter verhandelt hat, wirkt die 1001 wahrscheinlich relativ harmlos.

Das Strafrecht soll gesellschaftliche Auswüchse verhindern, die Negation der Negation des Rechts ist aber in der Realität nicht möglich, da kann die Strafe noch so hoch sein.

Zurück bleibt das Gefühl, dass das Opfer immer das Opfer bleibt. Der Strafprozess ist aber nicht das richtige Instrument um den Menschen zu entopfern...

Willi 01.06.2011 11:39

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 583560)
Ich empfinde es bedrückend und schlimm, wenn ein wahllos zusammen geschlagenes Opfer mit ansehen und anhören muss, wenn im Prozess der/die Täter mit Samthandschuhen behandelt werden, wegen "schwerer und schlimmer Kindheit", oder "unguten sozialem Umfeld" etc.- und pipapapo - DIES ist meiner Meinung nach schlimm. Da wird alles getan um dem Täter Aufmerksamkeit und "Verständnis" zu widmen, ja um "Erklärungen" für seine Tat zu suchen. Hier ist unser System weich und dies schadet mehr als das es hilft.

Deckt sich das damit?
http://www.bildblog.de/29865/volksgerechtigkeit

Jahangir 01.06.2011 12:14

Zitat:

Zitat von Willi (Beitrag 583573)

Sehr guter Link. Wusste gar nicht, dass du so progressiv bist. Dachte immer, der Willi ist eine trachtenbehangener Hinterwälder, der FIFA Verhältnisse gerne in der DTU hätte. Damit seine Welt und der Stammtisch im Hofbräuhaus wieder in Ordnung sind... Man habe ich Vorurteile:Huhu:

Kurt D. 01.06.2011 12:53

Zitat:

Zitat von Willi (Beitrag 583573)

:( ...mit was "decken"?

...der Link und dessen Autor ist ähnlich tendenziös einseitig belastet - genau wie die BILD Truppe.

Anscheinend tun sich viele Deutschen sehr schwer damit ein Mittelmaß zu finden (ja vielleicht mal zu suchen)? Es sind einerseits viele gutbetende Weichkocher am Werk, andererseits aber auch schlimme Verallgemeinerer.

:Huhu: Da hilft nur: Ab auf die Alm, denn da gibt's koa Sünd... :)

FinP 01.06.2011 13:20

Zitat:

Zitat von Kurt D. (Beitrag 583632)
:Huhu: Da hilft nur: Ab auf die Alm, denn da gibt's koa Sünd... :)

Heißt es nicht: Auf Almen lässt sich sorglos lieben, denn jeden Herbst wird abgetrieben... :Cheese:


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:24 Uhr.

Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.