Schwarzfahrer |
25.02.2020 12:31 |
Zitat:
Zitat von qbz
(Beitrag 1512411)
Danke für die Info. Wusste ich bisher nicht, interessant. Ich vermute aber, die Religionsfreiheit wurde nur den christlichen Hauptlehren gewährt, während die Juden z.B. viel weniger bis keine Rechte hatten.
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Meines Wissens bezog sich die Gleichstellung rein auf die Religionsausübung, also durfte jeder beten, wie er wollte, auch Juden und Moslems (letztere dürfte es wohl nur wenige gegeben haben, da das Land im Dauerkrieg mit den Türken war). Allerdings gab es weiterhin große Unterschiede, was sonstige Rechte (Besteuerung, Kriegsdienst, etc.) zwischen den ethnischen und religiösen Gruppen. Es war nicht unsere heute bekannte Gleichheit. Es hat aber dafür gesorgt, daß aus dem von Religionskriegen geplagten Europa viele nach Siebenbürgen zogen, um dort ihren Glauben in Ruhe leben zu dürfen (womit nebenbei die von den Türkenkriegen verwüsteten Landstriche auch wieder bevölkert wurden).
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1512422)
Wichtig ist doch die Begründung dafür:
"Um das politisch und wirtschaftlich schwache Fürstentum in seiner gefährdeten Lage zwischen zwei Großmächten möglichst zu stärken, war es erforderlich, den inneren Zusammenhalt zu bewahren. Dem Zerfall entlang der ethnischen und konfessionellen Grenzen war nur entgegenzuwirken, indem allen Konfessionen gleiche Rechte zugestanden wurden." Wikipedia
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Ja, das war die Absicht. Daß aber viele neue Konfessionen ins Land zogen, hat auch die Zerstückelung der Bevölkerung in Untergruppen weiter verstärkt, und auch Konflikte wieder belebt. In späteren Jahren wurden dann doch einige Freiheiten beschnitten, um alles beherrschbar zu halten.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1512422)
Das bedeutet, dass die Religionen eine dermaßen große Potenz hatten, verschieden gläubige Bevölkerungsgruppen zu entzweien, dass man es vorzog, sich aus dem Konflikt, welche Partei nun den wahren Gott anbetete, herauszuhalten. Das sollte den inneren Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken.
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Genau, wobei es nicht nur hieß, der Staat zieht sich aus dem Konflikt zurück, sondern er fordert auch ein tolerantes Nebeneinander aller ein - Religion ist eben Privatsache, oder etwas fürs Jenseits. In der irdischen Politik hat es nichts verloren.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1512422)
Du hingegen argumentierst, die Verzicht auf eine bevorzugte Staatsreligion habe dem Zusammenhalt geschadet.
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Sorry, wohl Mißverständnis. Der Zusammenhalt wurde durch die große Anzahl von unterschiedlichen, sich stark abgrenzenden religiösen Gruppen gestört (die als Folge der Erklärung zugezogen sind), nicht durch den Verzicht auf eine Staatsreligion (jede Festlegung auf eine Staatsreligion hätte Siebenbürger außerdem einer bestimmten Großmacht der Zeit zugeordnet - das wollte man um jeden Preis vermeiden). Erst nachdem die Mehrheit der Zugezogenen sich auf die gemeinsame nationale Identität (überwiegend als Siebenbürger Ungarn) geeinigt hat, gab es (nach wenigen Generationen) einen erneut verstärkten Zusammenhalt. Die im Lauf der Jahrunderte zugewanderten Rumänen z.B. blieben immer außen vor und haben sich nie in die damalige Mehrheit integriert, da sie nie die gleichen Rechte wie andere bekommen hatten. Die religiöse Trennung in viele kleine Gruppen innerhalb der Siebenbürger Ungarn lebte bis ins 20. Jahrundert fort.
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