Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
(Beitrag 1570513)
...daß eine bestimmte Gruppe überproportional schlimm betroffen ist, und daß deren gezielter Schutz offenbar nicht oder schlecht funktioniert und entsprechend spezifische Verbesserung braucht bzw. schon lange gebraucht hätte - wofür aber wohl in der "großen Verallgemeinerung" keine Ressourcen mehr zu geben scheint.
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Im Prinzip teile ich deine Sicht der Dinge, dass bei der Steuerung der Infekteindämmungsmaßnahmen jetzt in der zweiten Welle einige Dinge massiv schief gelaufen sind (im Ggs. zur ersten Welle, wo Deutschland im internationalen Vergleich herausragend gut abgeschnitten hat (vielleicht aber auch nur Glück gehabt).
Was aber nicht stimmt, ist dass es für die propagierte Protectionstrategie keine Ressourcen gibt. Die Ressourcen (Geld, Testkapazität, Antigentests, Schutzausrüstung) ist aktuell in Deutschland im Überfluss vorhanden, aber sie muss halt auch von den Verantwortlichen genutzt bzw. beantragt werden.
Wenn ein Krankenhaus oder ein Pflegeheim einen Covid-19-Fall entdeckt kann es diesen unmittelbar verlegen, sofern in der Einrichtung nicht schon im Vorfeld (wie bei größeren Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen vorgeschrieben) eine separate Quarantänestation vorhanden ist.
Wir haben seit März bei uns in der Klinik eine Quarantänestation mit 6 Betten vorgehalten, nur für den ( bislang bei uns seltenen) Fall, dass Patienten bei uns positiv im Aufnahmescreening oder während des Aufenthaltes )getestet werden und man diese unmittelbar von Mitpatienten separieren muss und die dadurch entstehenden Einnahmeausfälle, weil diese 6 Betten ja während der letzten Monate nicht von zahlenden Patienten genutzt werden können werden unserer Klinikleitung aus dem Pandemiefonds erstattet.
Selbst als eine Nachbarklinik mit über 100 Betten wegen eines Covid-19-Ausbruchs für zweieinhalb Wochen geschlossen und die Mitarbeiter dort in Kurzarbeit geschickt werden mussten, kam der dafür vorgesehene Pandemie-Entschädigungsfond für die daraus entstandenen wirtschaftlichen Schäden auf.
An Geld oder wirtschaftlichen Ressourcen mangelt es in Deutschland sicher am wenigsten. Und auch den gerne allerorten beklagten Pflegekräftemangel sehe ich so in der jetzigen Akutsituation nicht, denn man hat aktuell durchaus die Möglichkeit, Pflege- oder Krankenhausbetten, die man personell gerade auch wegen der unbestreitbaren Mehrbelastungen durch die Hygienekonzepte (An- und Ausziehen von Schutzkleidungen, gegenseitige Testungen mit PCR und AG-Tests, zusätzliche Desinfektionsmaßnahmen usw.) nicht adäquat versorgen kann, abzumelden und dafür entsprechende Entschädigungen zu beantragen. Personalmangel ist also sicher kein nachvollziehbares Argument, die einem anvertrauten Patienten vermeidbaren Infektionsrisiken auszusetzen.
Wenn es also trotzdem Ausbrüche in diversen Heimen gibt, dann darf man schon mit Recht hinterfragen, welche Fehler in der Umsetzung der Hygienekonzepte dort gemacht wurden., zumal es ja nach wie vor genügend Pflegeheime auch in typischen Hotspotregionen gibt, die die Lage nach wie vor im Griff haben und in denen es keine größeren Ausbrüche gibt. Letztlich muss man da die Einzelfälle betrachten, untersuchen und bewerten.